
Drogen
- Bäume, Kühe, Kokain
- Kiffen macht spießig!
- Drogen, Sucht, Beängstigung
- Dealerparanoia
- Politik mit Opiaten


De fait, pour obtenir les plus simples améliorations dans les rapports sociaux, il faut mobiliser une si extraordinaire énergie collective, que si l’importance réelle de cette disproportion apparaissait sous son véritable jour à la conscience publique, elle agirait comme un facteur de dé couragement (...)

La plus grossière banalité des sociologues de gauche, depuis quelques années, est d’insister sur le rôle des loisirs comme facteur déjà dominant dans la société capitaliste développée. Ceci est le lieu d’infinis débats pour ou contre l’importance de l’élévation réformiste du niveau de vie ; ou la (...)

Cette intervention se traduirait, au niveau de la vie quotidienne, par une meilleure répartition de ses éléments et de ses instants dans les “mo ments”, de manière à intensifier le rendement vital de la quotidienneté, sa capacité de communication, d’information, et aussi et surtout de jouissance de la (...)

Manifeste

On sait ce que n’est pas l’I.S. ; quel terrain elle ne se soucie plus d’oc cuper (ou seulement d’une façon marginale, en lutte contre toutes les conditions existantes). Il est plus difficile de dire où va l’I.S., de caracté riser positivement le projet situationniste. On peut énumérer pourtant, (...)

Étudier la vie quotidienne serait une entreprise parfaitement ridicule, et d’abord condamnée à ne rien saisir de son objet, si l’on ne se propo sait pas explicitement d’étudier cette vie quotidienne afin de la transformer. La conférence, l’exposé de certaines considérations intellectuelles de vant un (...)

Dans le n° 4 de Médiations, Lucien Goldmann, devenu tout récemment critique spécialisé dans l’avant-garde culturelle, parle d’une « avantgarde de l’absence », celle qui exprime dans l’art et l’écriture un certain refus de la réification de la société moderne, mais qui d’après lui n’exprime que cela. Ce rôle (...)

Le monde dont nous parlons

Perspectives pour une génération

Les structures élémentaires de la réification


I. Die Sache ist einfach. Mittels elementarer Mathematik kann man die Gesamtzahl der Liebeskombinationen errechnen, die innerhalb einer Gruppe entstehen können. Die Formel lautet: n (n-i) ─────── 2 „N“, sagte mir der Verwalter der Finanzen des Kollektivs von Kana, „ist die Anzahl der Individuen, (...)

Wie leben die Kommunekinder?
Das Echo auf den I. Teil war selbst nach FORVM-Maßstäben (wir sind diesbezüglich verwöhnt) außerordentlich. Die Wogen spießbürgerlicher Empörung gingen erstaunlich niedrig, vielleicht wegen des betont unlinks-unprovokativen, aber auch antisensationell-antiillustriertenhaften Dokumentarstils. Hingegen (...)

Hinter dem flachen Bild, das die ‚Prawda‘ von der sowjetischen Wirklichkeit zeichnet, gibt es überquellendes, kompliziertes Leben. Aber keine Publikationen, keine Nachrichten geben auch nur die geringste Vorstellung von diesem Leben. Wir sind keine eindimensionale Gesellschaft, wie die Leute aus (...)

Die nachfolgende Selbstdarstellung einer linken Gruppe in Wien scheint mir ein faszinierendes Zeichen der Zeit, ein Dokument, das kompletten Abdruck verdient. Es stammt aus der Zeitschrift „Nachrichten für Unzufriedene“, produziert von dieser Gruppe. Bestellungen an: Jakob Myttheis, Wien VI, (...)

Mein sowjetischer Gesprächspartner — seine Vorschläge kommen mir schrecklich technisch vor — redet von Mobilität der Preise, Maßnahmen gegen die Inflation, Steuerpolitik, alles auf eine Weise wie in der Budgetdebatte, sagen wir, des englischen Unterhauses. Gibt es denn keinen Unterschied zwischen der (...)

Die Redaktionskonferenz hat mir’s mit Mehrheit verboten, Nachfolgendes zu bringen. Es wird also danach eine Grundsatzdebatte geben. Meine Gründe: a) Dieser Text aus den „Nachrichten für Unzufriedene“ ist ein wichtiges Dokument der Jugendkultur; wir müssen uns damit auseinandersetzen, ob wir nun dafür (...)

Obige Zeitschrift für junge Arbeiter wurde von den österreichischen Behörden verboten. Die Verantwortlichen werden demnächst vor Gericht stehen. Es besteht Verdacht, daß unter Vorspiegelung‚ Jugend vor Pornographie zu schützen, diese in Wahrheit vor Politik geschützt werden soll. Daher die (...)

der toten poesie gebt neues leben dante, purg. 1,7 als 1909 g. p. lucini den futuristen in die knochen schnitzte „vereinfachen wir leben und kunst“ — als raoul hausmann in „der dada“ den tödlichen besuch von museen und bibliotheken mit geballter faust hart und laut bremste „wir fordern die (...)

[(die folgenden passagen entstammen dem 1963 von sibylle penkert in paris entdeckten nachlaß carl einsteins. mit der bereits veröffentlichten theoretischen arbeit „die fabrikation der fiktionen“ (rowohlt 1973) und der ankündigung, weitere schriften einsteins zu publizieren, ist die chance zu einer (...)

Jeden Morgen, nachdem er sich in dem hinter der Werkstatt befindlichen Waschraum umgezogen hatte, in seinen blauen Overall geschlüpft war, tappte er durch den schmalen finsteren Gang in den Hof des Gebäudes, und von da durch eine schmale Gasse in die Bergstraße zum Pressehaus und studierte da im (...)

Ströme durch die Kaffeehäuser, Klubs, Diskotheken, Arbeitskreise, Universität; durch die Straßen, an den Wochenenden und im Sommer weg von der Stadt, Kulturbetrieb; ein „Suchen“ oder die kleinen „Erfüllungen“. Dabei werden Räume durchstreift und mit Wünschen besetzt. Diese kleinteiligen „Orte“ von (...)

Wien, am 17. Dezember 1978 Lieber Rudi, lieber Gottfried! lhr habt nur über die alte Arena von 1976 geschrieben, nicht über die neue von 1978. Heute waren zwei Arenauten bei mir, die jetzt dabei sind und die auch schon damals dabei waren; sie haben mir folgendes erzählt. Während der Besetzung (...)

Ich war eine von den ersten Mietern. Als ich in den Trabrenngründen einzog, war der Block, wo ich meine Wohnung habe, schon fertig. Es fehlten noch die Querblocks. Zwei Jahre lang lebten wir, grob gesagt, auf einer Baustelle. Es gab keinen richtigen Bewegungsraum für die Kinder, die verbotenen (...)

Stellen Sie sich vor: Sie lassen Ihren Wagen langsam in eine ruhige Kreuzung rollen, hören hinter sich plötzlich ein tierisches Gebrüll und einige unverständliche Worte. Im Rückspiegel sehen Sie, mitten in der Gasse, einen mit ausgebreiteten Armen und wehendem Mantel auf Ihren Wagen losstürmenden (...)

Seit der Kapitalismus materielle und kulturelle Produktion gleichgeschaltet hat, d.h. den Verlust des Gebrauchswerts affirmiert, läßt sich von einer künstlerischen Avantgarde bloß noch im emphatischen Sinn reden: Jeder Designer, der einen ‚neuen‘ Warencharakter entwirft, postuliert, seiner (...)

Vor Überraschungen sind weder Freund noch Feind sicher. Als im ORF einmal Bruno Kreiskys Alterssitz auf Mallorca gefilmt wurde, sah man in der guten Stube des Altkanzlers sein Bildnis von der Malerhand Otto Muehls. Unter den kühnen Versuchen, aus dem bürgerlichen Alltag auszubrechen, hat sich seit (...)
Wenn man uns frägt, wie’s uns geht, sagen wir Danke, gut. Dir? Aber es geht uns schlecht, sauschlecht. Nicht den Löhnern an den Fließbändern, mein’ ich, den Sklavenarbeiterfamilien im Jugo-Ghetto, den zu Putzfrauen heruntergeheirateten Mädchen — uns! U, En, Es. Dir. Mir. Der Kapitalismus wird nicht an (...)

Ich hab was läuten hören; und was ich hörte, war das Totenglöcklein des Tratsches. Um dessen Dämonie auf dem platten Lande darzustellen, muß ich ohne den dadaistischen Akt auskommen, ohne vorgefertigtes Material für die literarische Montage. Alles aus der Luft gegriffen! Rücksichtslos stumm und (...)

Wenn Sie mich so direkt fragen, Herr Rat — ich weiß nicht. Es gibt keine kurze, klare Antwort auf diese Frage. Warum ist jener junge Mann dort, den Sie mir als meinen Sohn ans Herz legen, zu dem gefährlichen, scheinbar allen moralischen oder vernünftigen Argumenten unzugänglichen Banditen und (...)

Mit weniger beflügelten Schritten als sonst stieg Marcel in die rotweisse, nach Holzplastik und Schweiß riechende Straßenbahn. Unter anderen Umständen hätte er das auf drei oder vier Gesichter fallende Weißweinlicht bewundert und glücklich erstaunt betrachtet, doch beschäftigte ihn heute viel mehr (...)
Wie geht das? Da die kapitalistische Unordnung nicht von selbst in sich zusammenkracht, so sehr sie auch schon krachen mag, und da ihre Abschaffung nicht vom Himmel fällt, von dem schon gar nicht, ist es an uns, zu überlegen, wie wir mit unseren Händen in das da hineinkommen, was vor unseren Augen (...)

Prolog: Als ich vergangenen Sommer in Rom eine Bank betreten wollte, um einen Scheck einzulösen, hatte ich den Eindruck, daß ich dem elektronischen Pförtner genauso unsympathisch war, wie er mir. Erst beim dritten Versuch öffnete er mir die Tür zur Bank. Drinnen – in der Warteschlange stehend – (...)

1 das über-ich als haustier so wirft man gern den blick auf sich: ritter und ritterin ohne furcht und tadel, mit dem „richtigen“ politischen und moralischen selbstverständnis, bereit, für unsere überzeugungen einzutreten und dafür – nun, sagen wir – unannehmlichkeiten in kauf zu nehmen. dieses bild (...)

Der Alltag hat in den letzten Jahrzehnten zweifellos eine steile Karriere gemacht. Nachdem das Alltägliche in der Wissenschaft vorher kaum Beachtung gefunden hat, stand das profane Leben plötzlich im Mittelpunkt gelehrter Aufmerksamkeit. Der neue Forschungsgegenstand wurde aber weniger kritisch (...)

ein neues leben fängt man so nicht an! mit einem neuen aushilfsjob im sommerloch, der urlaubszeit und ach! schon war kaffee gekocht und warmgestellt: das neue leben zwingt in seine harten rollen. am abend schämt er sich bereits, es sei nicht recht in diesem scheiß, so rotweint es aus seinem hals (...)
In Zürich wurden menschliche Plazentas aus zwei Geburtskliniken zusammen mit Tierkadavern zu Futtermitteln verarbeitet. (...) Wie jetzt bekannt wurde, gelangten seit Jahren menschliche Nachgeburten aus den Gebärkliniken des Rotkreuz-Spitals und der Pflegerinnenschule der Stadt Zürich in die (...)

Michael Haneke, der renommierteste österreichische Regisseur, hat viele Filme gedreht. Über die Gewalt im Privaten. Die Bereitschaft, Streit mit der Waffe auszutragen. Auch über die Aufbereitung dieser Exzesse. Um dieses Thema kreist das Werk des Michael Haneke nun schon seit zwanzig Jahren. Da er (...)

widmung 1 diesen text widme ich einem freund, der, als ich ihm eine monatszeitung, die wir zufällig doppelt haben und in der er blättert, mitgeben will, sagt: „nein danke, sonst muß ich das alles lesen“ und der mich daran erinnert, daß es nicht möglich ist, „alles“ zu lesen, über „alles“ bescheid zu (...)

Was zum Teufel mache ich mit meinem Leben?
Den Titel entlehne ich einem Bild (Abb. 1) aus der ComixSerie mit dem deprimierenden Titel „NO HOPE“ von Jeff LeVine – in beeindruckender Weise und voll düsterschwarzem Humor wird uns hier die Aussichtslosigkeit vor Augen geführt, etwas mehr als „ein kleines bißchen Glück“ zu ergattern. Die Figuren (...)

Fun and Function?
Die Botschaft des Hedonismus, welcher behauptet, das Ziel des Menschens sei die Lust, sowie daß es nur auf den Genuß ankomme, klingt ja erstmal nach einer feinen Sache. Widersetzt sie sich doch scheinbar den nur allzu bekannten Prämissen des Alltags, unter denen mensch sein Leben zu fristen hat. (...)

Wie sollte jemand, der nichts tut als Klarinette in einem beschissenen Blasmusikverein eines immer noch in klerikalfaschistischer Tradition stehenden Dorfverbandes zu spielen, auf vernünftige Gedanken kommen? Und umgekehrt: Wie sollte jemand dessen Gedanken zwischen Dorfgasthaus, dem zehnten (...)

Ich möchte über Philosophie und soziale Erfahrung sprechen. Wie der Titel schon vermuten läßt, sehe ich zwischen sozialer Erfahrung und Philosophie eine enge Verbindung. Meine Grundthese, die ich gleich am Beginn klar aussprechen möchte lautet: jede Philosophie beruht auf sozialer Erfahrung. (...)

Als die Titanic unterging, war die Betroffenheit groß; nicht nur, weil das Schiff als unsinkbares Symbol des Fortschritts gegolten hatte, auch nicht, weil die Legende vom heroischen, stoischen, höflichen Sterben der Passagiere der ersten Klasse das comme il faut der Bourgeoisie noch einmal (...)

Als ich die Grenze nach Österreich überquert habe, hatte ich ein Ziel: Studieren, und als Diplom-Ingenieur in mein Heimatland zurückkehren. Immerhin haben es vor mir ein Onkel und eine Tante geschafft und vor kurzem ihr Studium im Ausland absolviert. 5 Jahre im Ausland — das schafft für mich eine (...)

Mit der Masse der Gegenstände wächst daher das Reich der fremden Wesen, denen der Mensch unterjocht ist, und jedes neue Produkt ist eine neue Potenz des wechselseitigen Betrugs und der wechselseitigen Ausplünderung. (Karl Marx) Wie gewöhnlich erstürmte sich der Herbst an jenem unseligen 11. Tag im (...)

Der folgende Beitrag ist alles andere als der Versuch, sich vom Essay Lothar Galow- Bergemann abzusetzen. Im Gegenteil, beinahe alles, was dort steht, vertreten wir auch. Es geht vielmehr darum, anhand eines naheliegendes Beispiels einige Mechanismen aufzuzeigen, die sich unabhängig vom (...)

Kommentar zu Anne und Marine Rambach – Les intellos précaires. Paris 2001: Fayard Wir kennen es. Aufgefordert, zu erzählen, wie es uns geht, wie wir leben, haben wir nur zwei Chancen: entweder – „es geht“ – wir beenden das Gespräch, weil wir keine Hoffnung haben, uns in der gebotenen Zeit verständlich (...)

... i tuoi occhi come vuoti a rendere per chi ti ha dato lavoro i tuoi occhi assunti da tre anni i tuoi occhi per loro ... (... deine Augen wie Pfandflaschen für deine Chefs deine Augen, vereinnahmt drei Jahre schon deine Augen für sie ...) Fabrizio De Andre aus: Verranno a chiederti del nostro (...)

Akzeptanz und Widerstand
Der Autor F. Schandl möchte die „Akzeptanz von Markt und Tausch, von Konkurrenz und Verwertung“ gestört und letztlich zerstört sehen. Sehr gut! Dann mal angefangen. Ich (37 Jahre alt) lebe von Arbeitslosenhilfe in einer unsanierten Wohnung, habe kein Auto und kein Fernsehen, esse mein angebautes (...)

Sie schlafen nicht im Zombie-Zirkus
Bücher, die in den Bestsellerlisten rangieren, gehören in der Mehrzahl nicht zu denen, die mein besonderes Interesse wecken. Eine Ausnahme sei hier vorgestellt. der senior associate: müsse er zugeben: ein wenig geistesgestört seien die arbeitszeiten schon, das sei ihm klar, wenn einem die arbeit (...)

I In Mary Shelleys berühmter Geschichte erschafft Dr. Frankenstein ein Geschöpf und das Geschöpf erlangt dann eine unabhängige Existenz, eine dauerhafte Existenz in der es von der kreativen Tätigkeit Dr. Frankensteins nicht länger abhängig ist. In einer anderen Geschichte, einer Geschichte von Jorge (...)

Warum nichts mehr geht …
„Im letzten Zimmer“ Das Arbeitsleben der heute aktiven Generationen gleicht bedrohlich dem Schicksal der Maus in Fanz Kafkas „Kleiner Fabel“. Die Maus sieht in ihrem Lauf „rechts und links in der Ferne Mauern“ auftauchen, „aber“, so sagt sie, „diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß (...)

In der Kronen-Zeitung und im Kurier fand sich zu Allerheiligen ein Inserat mit dem Titel: „Korrekte Bestatter werben nicht“. „Werbung für Bestattungen verstößt gegen unsere Sitten und Gebräuche und ist daher in Österreich verboten… Alle Religionsgemeinschaften und die Standesvertreter der Bestatter (...)

Man kehrt sie weg, schiebt sie ab oder steckt sie in Anstalten. Noch bevor sie etwas berührt haben, nimmt man ihnen die Fingerabdrücke ab. Man hat Angst vor ihren Berührungen. Der Mensch ist mit zehn Fingern und einem Herz geschaffen worden, aber die Beamten schrecken Zahlen nicht ab und anstatt (...)

Der „Passagengouverneur“ unterm Opernring hat die Obdachlosen schon aufgeweckt; die sind jetzt beim Frühstück mit der Doppelliterflasche. Weiter hinten redet der erste Junkie Passanten an. Die hasten vorbei, jeder zu seinem Geschäft – Verkauf, Verwaltung, Versicherung, Finanzen heißt das hier in der (...)

Die folgenden zwei Texte, die uns Paolo Virno freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, können als Vertiefungen von Thematiken gelesen werden, die der Autor in der Grammatik der Multitude behandelt. Die erste dieser beiden Anmerkungen bezieht sich auf eine Überlegung im Kapitel „Gemeinplätze (...)

In Acht nehmen
Manchmal gibt es Bücher, die sind empfehlenswert und ärgerlich in einem. Georg Francks Studie ist so eines. Da legt einer wirklich viele richtige Fährten. Die Schranken der einzelnen gesellschaftlichen Sphären und wissenschaftlichen Disziplinen werden konsequent durchbrochen. Auch die (...)

Sind’s Fantasy- oder Gespenstergeschichten oder einfach Lügenmärchen, die uns in den Wirtschaftsblättern und den Karriere-Seiten der Tageszeitungen aufgetischt werden? „Die kreative Revolution. Es gibt wenige Dinge auf der Welt, die mich so sehr faszinieren wie die Revolution des Alltäglichen. Wenn (...)

Lacroix: Und Collot schrie wie besessen, man müsse die Masken abreißen. Danton: Da werden die Gesichter mitgehen. (Georg Büchner, Dantons Tod) Zum Start ein wenig Terminologie: Ästhetik ist die Lehre von der Wahrnehmung. Aistehsis der dazugehörige Akt. Ich lege gleich meine These nach: In der (...)

Wir besetzen das Fernsehen genauso wie die Straße
Präsentation Ich kann mich Ihnen nur als Betrügerin vorstellen. Als Betrügerin innerhalb jeglichen Institutionengefüges, als eine Betrügerin, die Sinn, Wert und Kraft nur außerhalb gewinnt, außerhalb der Institution, außerhalb des Systems. Außerhalb und nicht innerhalb. Nicht innerhalb der Galerie, (...)

Verloren! Dass mir nichts abgegangen ist, dass ich mich geborgen und stark gefühlt habe, das ist mir sogar noch im frühen Erwachsenenalter passiert. Mit der Freundin, mit dem Eltern- und Kinderkollektiv und auch in der Wohngemeinschaft lief es gut, selbst mit dem leidigen Geld sind wir recht gut (...)

Es ist trüb. Ich auch. Neben mir humpelt mein Jüngerer, ich stütze ihn, wir sind unterwegs zur Krankenkassenambulanz auf der Mariahilfer Straße, Wiens repräsentativer Shopping Mall. Der übliche Einkaufsbetrieb und einige Mienen, die zu diesem Gottesdienst passen, auf den Gesichtern der Touristen und (...)

Führe mich sanft Gib mir einen Trunktrank Etwas das Eifer schafft Eine geheime Wissenschaft Die mich entkrampft Führe mich sanft Es ist alles so einfach Tocotronic (Indierock-Band/Hamburg) Eines der großen Zauberwörter der heutigen Zeit heißt Beratung. Ohne sie geht heute kaum mehr etwas – in der (...)

Es gibt viel mehr Menschen, denen die Ergebnisse und Früchte der herrschenden Ordnung falsch, gefährlich, ja unerträglich erscheinen, als es Leute gibt, die es für möglich halten, sie zu ändern und es auch versuchen. Es ist die Ordnung der Beziehungen, der Verhältnisse unter uns Menschen und vor allem (...)

Tag ein, Tag aus dasselbe Theater: ständig reüssieren, sich präsentieren müssen; und doch permanent dem Untergang geweiht sein: Das Leben als bürgerliches Konkurrenz-Subjekt ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Die Warengesellschaft sorgt dafür. Doch was dagegen tun? Musik-Hören könnte hilfreich sein. (...)

Der Titel ist Programm – denn zunächst zielt „Vorne ist verdammt weit weg“ auf Ortsbestimmung: über oben und unten, über vorne und hinten und auch über Voranschreiten und Zurückgelassen-Werden. Wer in der Geschichte vorne, ganz vorne ist, wird in dem Streifen nicht so wirklich klar. Umso deutlicher (...)

Dieser Artikel ist ein Abschnitt aus einem größeren Text mit dem Arbeitstitel „Körper der Multitude“. In einem ersten Teil geht es um die Produktion von Körper und Geschlecht sowie der Beziehung zwischen verschiedenen Arten der Arbeit (oder der Tätigkeit). Dabei wird die „Produktivität“ für die (...)

Wien: Milena 2007. 176 Seiten. EUR 17,90 Bereits die hübsche graphische Gestaltung des Buchs (Layout: Vanessa Wieser) zeigt an, wohin die inhaltlichen Achsen führen: ein bisschen wird da mit den vielen verschiedenen Schriften und Glyphen die Ästhetik von Flyern und Publikationen aus (...)

Mühsal prägt das Leben des homo oeconomicus. Nur zwischendurch wird dem doppelt freien Individuum eine Verschnaufpause gegönnt, ohne die es die Ware Arbeitskraft nicht regenerieren, geschweige denn erneut auf dem Markt verkaufen könnte. Und doch ist diese Freizeit nicht frei. Sie, die vermeintliche (...)

Soundtrack: Daddy Longleg: „Crime“ we never said we know a simple way we never said that everything’s okay so fuckin governments shut up so goddamn know-it-alls piss off who the fuck knows what’s going on who brings the food, the streets, the goods we are the workers, we know what’s going on we (...)

1 Kein Zufall: Die flachste Zeitung des Landes ist Bild betitelt. 2 Berlin-Mitte, U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße, aschgrauer Tag und Regenhimmel, wenige Schritte vom U-Bahnhof-Ausgang hinüber nach einem Wohnblock, dabei auch Plattenbauten, gehst du auf einen begrünten stillen Hof. Es ist (...)

Wenn wir wohnen − was tun wir, was geschieht uns? So ungefähr lauten unsere Ausgangsfragen, von denen aus wir unsere Überlegungen entwickeln möchten. Wohnen könnte man vorerst einmal umschreiben als das regelmäßige Dasein in einer Behausung, die Realisierung exklusiver Verfügung von Räumlichkeiten. (...)

Wien: Sonderzahl, 2009, gut gebunden, 228 Seiten, 16 Euro Würde man „Wo ist Elisabeth?“ mit Lucien Goldmanns Soziologie des Romans aus dem Jahr 1964 als Objekt einer Metasprache lesen wollen, ließe sich feststellen, daß dieses Werk eine „literarische Transformation des Alltags in der (...)

„Man muss so radikal sein wie die Wirklichkeit“, heißt es in Bertolt Brechts „Me-ti – Buch der Wendungen“ (GW Bd. 12, S. 515). – „Radikal sein ist die Sache an der Wurzel fassen. Die Wurzel für den Menschen ist aber der Mensch selbst“, erklärt Marx in seiner „Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“ (...)

Dissidenz ist die conditio autonomer Aktivität. Sie beginnt in den Familien, fährt fort in den Schulen, an den Universitäten, in den Ausbildungsgängen, den Arbeitsämtern, den Parteien, Gewerkschaften und NGOs, in den Medienbetrieben, an den Arbeitsplätzen, vor den TV-Geräten und den Facebooks, (...)

Poesie des Lokalkolorits
Ist es nicht verrückt, einerseits werden Individualität und Originalität, Besonderheit und Einzigartigkeit als Anspruch hochgehalten, andererseits wird die Welt seit über hundert Jahren immer einförmiger und eintöniger? Obwohl heute die früheren einzwängenden Normen und Sitten großteils abgeschafft (...)

Es sind Hunderte. Hunderte Taxis in der Schlange am Berliner Flughafen Tegel. Und Hunderte Menschen, die ihr Leben darin vergeuden, denn es wird ewig dauern, bis die letzten einen Fahrgast ergattert haben, um nach einigen Kilometern sich hier oder woanders wieder anzustellen. Ist das die (...)

Solange das gute Leben nicht alltäglich ist, wird Analyse, Kritik und Widerstand notwendig sein. Obwohl es zum ersten Mal in der Geschichte ein Leichtes wäre, dass kein Mensch auf dem Globus Hunger leiden und Mangel erleben müsste, werden wir noch lange damit beschäftigt sein, die Not zu wenden. (...)

(Die Kritik) ist kein anatomisches Messer, sie ist eine Waffe. Ihr Gegenstand ist ihr Feind, den sie nicht widerlegen, sondern vernichten will. Denn der Geist jener Zustände ist widerlegt. An und für sich sind sie keine denkwürdigen Objekte, sondern ebenso verächtliche als verachtete Existenzen. (...)

Wenn du ein Schiff bauen willst, treib nicht die Leute zusammen, um Holz zu beschaffen, teile sie nicht ein, um die notwendigen Arbeiten zu erledigen, sondern wecke im Herzen der Menschen die Sehnsucht nach den endlosen Weiten des Meeres. (Angeblich von Antoine de Saint Exupery) Wer gut lebt (...)

Das gibt es nicht! Sagt sich Adorno – und begnügt sich mit dem falschen. „Das beste Verhalten: … das Privatleben führen, solange die Gesellschaftsordnung und die eigenen Bedürfnisse es nicht anders dulden, aber es nicht so belasten, als wäre es noch gesellschaftlich substantiell und individuell (...)

17. September 2011. Ein durch Lower Manhattan streifender Demonstrationszug wählt als Ziel seines Dérives einen kleinen Platz in der Nähe der Riesen-Baustelle des World Trade Centers. Der Zuccotti Park ist ein einst öffentlicher, nun privatisierter Platz im Besitz des Immobilienkonzerns Brookfield (...)

Die Linke hat ein neues Modewort entdeckt: geplante Obsoleszenz. Der Begriff ist eine Adaption aus dem englischen Sprachraum, wo von planned obsolescence die Rede ist. Der Begriff kommt von dem Adjektiv obsolet, das so viel bedeutet wie „nicht mehr gebräuchlich“ oder „hinfällig sein“. Gemeint ist (...)

Jahrhunderte lang haben Geld und Jana das gesellschaftliche Leben der Menschheit geprägt. Doch heute stehen diese beiden Dinge der weiteren Entwicklung dieser Spezies mehr den je im Weg, bewirken mehr Negatives als Positives. Eine Gesellschaft ohne diese beiden Elemente zu denken scheint selbst (...)

Mit vier war ich sehr draufgängerisch. Ich war (zugegeben) blond, meist in Cord- oder karierten Hosen, nicht allzu leicht zu beeindrucken, und ich fuhr Ferrari. Entsprechend rot. Was anderes kam nicht in Frage. Mein Beuteschema war klar: groß, dunkel, lässige Gangart. Hat immer geklappt. Kleinere (...)

Psychische Probleme und Erkrankungen als Symptom und zugespitzte Folge von im modernen Kapitalismus gesellschaftlich weit verbreiteten Bewusstseins- und Subjektivitätsformen zu denken – dieses Thema fristet eher ein Aschenputtel-Dasein. Unerschrocken ob dieser Lage und ob der Umfangsbeschränkung (...)

Haare. – Der Protest gegen das Establishment muss sich gegen dieses als Ganzes richten. Das ist auch schon in den Sechzigern keine leichte Aufgabe. Der korporative Kapitalismus ist bis in die äußersten Innervationen der menschlichen Lebenszusammenhänge eingedrungen. Widerstand braucht deshalb, so (...)

Der kalkulierte menschliche Kollateralschaden
Die Themenstellung bringt mich in eine schwierige Lage. Sie enthält Begriffe, die in der Philosophie und den Sozialwissenschaften höchst umstritten sind. Überdies enthält sie eine These, deren Beweislage – gerade weil es keinen Konsens über Begriffe und die damit verbundenen Bilder von Mensch und (...)

Janko wurde im Realsozialismus erzogen, wuchs auf, studierte Technik und wanderte mit seiner Frau nach Amerika aus. Dort absolvierte er noch ein Wirtschaftsstudium und verdiente viel Geld. Er jongliert als Finanzmanager mit Millionen. Die Ehe ging kaputt, die Jobs sind nicht mehr so (...)

Mit der Einsicht in den Zusammenhang stürzt, vor dem praktischen Zusammensturz, aller theoretische Glauben in die permanente Notwendigkeit der bestehenden Zustände. (Karl Marx, MEW 32:553, Brief an Kugelmann) Befreiung beginnt mit Ent-Täuschung. Der ebenso hartnäckige wie für die psychische (...)

Eine treffende Diagnose der aktuellen kollektiven Verfassung lautet Reizüberflutung. Vielerlei Reize sind so anziehend oder so aufdringlich, dass wir uns ihnen kaum entziehen können. Von den Infoscreens in den U-Bahnstationen und in der Straßenbahn bis zu den Verlockungen, die Smart-Phone und TV (...)

Aus der Masse der Publizisten und Wissenschaftler, die sich dafür verantwortlich fühlen, dass die Erwärmung der Erdatmosphäre in den kommenden Jahrzehnten nicht noch weiter zunimmt, die Polkappen nicht noch weiter abschmelzen, der Meeresspiegel nicht noch weiter ansteigt und die Weltmeere nicht (...)

In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wird die Jeans Angestelltenmode, casual wear, was mit der Transformation der Angestelltenkultur zu einer casual culture einhergeht. Ebenso, wie die Jeans in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts die fordistische Gesellschaft (...)

Wenn ich nach den täglich erzwungenen inspirations- und sinnlichkeitstötenden hirnverbrannten Aberwitzigkeiten bei meiner abendlichen widerständigen Routine der Wortschatzsuche unverhofft auf eine Goldader stoße, bin ich erst mal sprachlos. Umso wundersamer die Entdeckung, wenn ich auf jemanden (...)

René Otto Knor, laut Eigendefinition „Österreichs Nr. 1 Coach“ und Haupttrainer der NLP Akademie weiß es: „Warum sind viele Unternehmer nicht so erfolgreich wie sie es gerne wären? Was unterscheidet finanziell wohlhabende und reiche Menschen von jenen, die den Sprung zur finanziellen Freiheit nicht (...)

… die im Dunkeln sieht man nicht (Brecht, Dreigroschenoper) Enttäuschung Aufgefallen ist mir in den letzten Monaten, Freunde, Bekannte, Kollegen wollen manche Themen ziemlich rasch loswerden, wenn sie beiläufig zur Sprache kommen, etwa die gescheiterten Revolutionen im Maghreb oder das (...)

In der schönen Zukunft wird mehr gespielt und gekuschelt, da bin ich mir sicher. Spielerischer gekuschelt und kuscheliger gespielt. Das hic et nunc stellt sich nach gründlicher Analyse als ein in sich zusammenbrechendes Lager dar, in dem ich die Destruktivität des Kapitals spüre und ausführe. So (...)

Alle paar Monate kommt Besuch der anderen Art, um für einige Tage zu bleiben. Demnächst ist es wieder so weit; ich freue mich schon vor, wie man sagt. Mein Gast heißt Max und steht auf vier rastlosen Beinen. Er ist Hund – ich bin Mensch (für die Dauer seines Aufenthalts spielt diese Differenzierung (...)

2000 Zeichen abwärts Mitten in der Großstadt Wien blicke ich tagtäglich aus meinem Zimmer hinaus auf einen Hofgarten, darf ihn sogar pflegen und gestalten. Ein kleiner Bambushain erfreut mich selbst im tiefsten Winter mit seinen grünen Blättern. Drei Birken habe ich vor Jahren als Winzlinge aus der (...)

I. Alltag hat für unsereinen, der gerade im Auge des Orkans lebt, noch eher den Geruch des stabilen, normalen, ausgetretenen Pfads der Reibungslosigkeit. Man könnte auch sagen: der relativ sanften Indolenz und Resignation. Die Arbeit und der Freigang, das private und das öffentliche Gewirks (...)

So vieles ist in den letzten 100 Jahren erfunden und für alle erschwinglich geworden, das uns den Alltag erleichtert und angenehmer gemacht hat. Jammerschade nur, dass gar manches davon im allgemeinen Immer-schneller-weiter-höher-und-noch-innovativer-Getümmel übers Ziel hinausschießt. Die alles (...)

Aus aktuellem Anlass Kleider machen Leute, zweifellos. Insbesondere freilich Frauen. Ob Orient, ob Okzident, ob Islam, Christentum oder Kulturindustrie: Kleidungsnormen betreffen Frauen um vieles extensiver und restriktiver als Männer. Es gleicht einem überkonfessionellen patriarchalen (...)

1 „Der Alltag hat uns wieder“: ein trister Befund, der nicht selten mit einer gewissen Zufriedenheit konstatiert wird, was auf Ambivalenz deutet. Sind wir so abgerichtet, dass wir uns eins fühlen mit dem, was uns unterdrückt? Der Alltag hat uns. Aber seine große Stunde hat er, wenn sich (...)

Unser Alltag gehört zur Moderne. Nicht dass Menschen in vormodernen Zeiten nicht auch schon ihren Alltag gehabt hätten: nur war das Alltägliche weitgehend religiös gestaltet, mit reichlich Phantasie durchsetzt, die gerade half, von dem abzusehen, was heute eher als das Alltägliche erscheint – die (...)

Veränderungen machen Angst. Allein der Gedanke daran stresst, versetzt uns in Abwehrhaltung. Haben wir uns einmal an etwas gewöhnt, bleiben wir gerne dabei – kein pausenloses Abwägen, kein ständiges Für und Wider, wir laufen bei alltäglichen Verrichtungen in einer Art Energiesparmodus. Routinen geben (...)

Die kolossale Palette an Produkten, welche überall dort, wo zahlungsfähige Kundschaft winkt, in Stellung gebracht wird, erscheint als eine ungeheure Herausforderung für die um Strukturierung und Einschätzung bemühten Adressaten. Für professionalisierte Einkäufer in unternehmerischen Strukturen ist (...)

Alltag. Stillhalten, Gedankenlosigkeit und Verdrängung.
Grundriss „Du lebst. Erinnerst du dich?“ – erst wenn ein Baumarkt in seiner Werbung so hinreißend formuliert, rumort es ein bisschen im Kopf, eine Art gedankliche Blähung mit werblich angestupsten, kurzem Innehalten. Von selbst kommt man da selten drauf – einfach zu viel Alltag. Marx hat zwar dichte (...)

Mit den meisten Menschen hab ich so meine Probleme. Ich würd sie alle gern viel lieber mögen und auf jeden zugehen und lächelnd grüßen und fragen, ob wir nicht gemeinsam was spielen oder basteln könnten oder den Kapitalismus kritisieren. Nur, zu den meisten entwickle ich aktuell nicht viel (...)

Viel Hausarbeit macht glücklich“, lässt uns die Wiener U-Bahn-Postille Heute in ihrem Artikel „Glücksfaktor Putzen“ wissen: „Hausarbeit, so britische Wissenschaftler, wirke sich positiv auf die Psyche aus. Nur 20 Minuten intensives Putzen pro Woche seien äußerst wirksam gegen Depressionen. Das (...)

Wir könnten unsere Textilien, die uns im Alltag so nah am Körper sind, unsere Mauer, die uns vor Kälte, Wind und Regen schützt, oder unsere Nahrung, die uns stärkt, gestalten. Das wäre ein Einbringen unserer Ideen in die Auseinandersetzung mit dem Stoff, bei dem wir Betroffenen uns zusammensetzen. (...)

Der Begriff Freiheit wurde im Laufe der Geschichte stets neu gefasst und bis in die heutige Leistungsgesellschaft weitergetragen. Allein, geändert hat sich unser Umgang mit ihm. Die Freiheit, zumindest als Begriff, ist seit der Aufklärung durch viel Widerstand gegangen. Wir brauchen sie nicht (...)

Meistens ist man im Alltag, ansonsten wäre er nicht dieser. Alltag kann beschrieben werden als die konventionelle Fortsetzung des jeweiligen Daseins. Im Alltag geht man nicht über sich hinaus, sondern findet immer zum Gewohnten zurück. Das Gewöhnliche ist so sein zentrales Kennzeichen. Der Alltag (...)

Hausbau ist für die Menschen, die sich das leisten können, eine enorm stressige Zeit. Dass ein Großteil der Menschen davon generell ausgeschlossen ist und in Mietwohnungen wohnt, ist die große Frechheit, deren Behebung zu organisieren ist. Derzeit wird beim Hausbau die Scheidungsrate erhöht, die (...)

Müde nach der Arbeit. S-Bahn. Ich fahre zur Pseudo-Ruhe. Deutschland-Gesichter zwischen 17 und 88, drücken die Ärsche fest auf die Sitzplätze. Das Volk sitzt einig. Der Zug hält in Neuss. Eine junge kugelrunde Mutter steigt ein. Im Arm einen Säugling. Die Frau hat lustige Augen, müde Hände und Füße. (...)

Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils. (Horkheimer/Adorno, Dialektik der Aufklärung) Was eigentlich ist ratio, ein Konzept, das seit geraumer Zeit von allen Seiten angeschwärzt wird – wobei sich die Post-Modernen besonders hervortun –, angeschwärzt, genauer (...)

Wer einer Sache jegliche Tauglichkeit absprechen möchte, um sie im Lichte von Einsehen und Vernunft als unbrauchbar, ja unnütz zu blamieren, dem reicht hierzulande in der Regel der schüttere Befund „des hot ka Zukunft“. Früher kam mir diese Redensart gelegentlich unter, doch verstand ich nicht – in (...)

Seltsam, obwohl Vielfältigkeit zum Prinzip erhoben wurde, erscheint die Welt immer einfältiger. Schon seit Jahren wird der Begriff Diversity (engl. für Diversität, Vielfältigkeit) lautstark in die gesellschaftspolitische Schlacht geworfen. Mit diesem soziologischen „modernen Gegenbegriff zu (...)

Trump-bashing macht bei zivilisierten Leuten in Amerika und in Europa (soweit sie sich noch trauen) Furore. Trump selbst hingegen bei der anschwellenden Zahl der eher Unzivilisierten aller sozialen Klassen, einschließlich der „politischen Klasse“ auch. Deren aller Haltung ist: Es gibt kein (...)

Immer öfter beschleicht mich ein beklemmendes Gefühl. Ein Gefühl, verursacht von Menschen, die durchaus dem kritischen oder linksliberalen Milieu angehören, von Wissenschaftlern, Publizisten, von Angehörigen der sogenannten „kritischen Intelligenz“ (oder was davon übrig blieb). Von solchen, die auf (...)

Im Jahr 1848 beschreiben Marx und Engels in ihrem Manifest der Kommunistischen Partei die grundstürzenden Veränderungen, die in Deutschland und Westeuropa mit dem Siegeszug des Kapitalismus und der Herrschaft der Bourgeoisie einhergegangen sind. (In: Die Frühschriften, ed. Landshut, 1971.) In (...)

Seit dem Frühjahr 2017 läuft in Heidenreichstein im Oberen Waldviertel das Projekt „Sinnvoll tätig sein“ (STS), das jenseits gängiger Disziplinierungsmuster versucht, über 40 Langzeitarbeitslosen Perspektiven zu eröffnen, die sich doch von obligaten Anforderungen und Erwartungen unterscheiden. Getragen (...)

Die Welt der uns umgebenden Dinge erscheint uns gewöhnlich recht gewöhnlich und wird allenfalls in ihren Auswüchsen hinterfragt. Konsumsucht wird kaum gut geheißen, allzu strenge Markengläubigkeit durchaus verspottet. Echtes Befremden löst ein beliebiges Fertigteil aber nur aus, wenn es gar zu (...)

Mangel Morgens las ich in der 8-seitigen Beilage zum Thema „Einsamkeit“ des Kurier (4.11.2018), dass es vielen Menschen an zwischenmenschlichen Kontakten mangelt. Ältere genauso wie jüngere fürchten sich vor Isolation. Merkwürdig, wo doch alle rund um die Uhr in den digitalen sozialen Netzwerken (...)

Loslassen!? Bloß nicht loslassen! Eher noch macht unsereins den Klammeraffen, als mal was sausen zu lassen. Eine Gelegenheit zum Beispiel, die uns ganz unvermutet winkt. Was sich im warenproduzierenden Alltag eben so bietet. Eine Chance, eine echte Herausforderung, in die eins sich verbeißen (...)

Es ist Monatsanfang und ich habe zum wiederholten Male eine, wie ich es nenne, „Monatsanfangswochenendhürde“ vor mir. Das passiert immer dann, wenn der erstmögliche AMS-Gelder-Auszahlungs- bzw.- Überweisungstermin knapp vor ein Wochenende fällt. Dann kann es nämlich vorkommen, dass erst am Montag nach (...)

Computerprogramme dringen immer weiter in unser Leben ein. Als ich in der letzten Ausgabe der Streifzüge schrieb, dass Algorithmen zunehmend an den Personalentscheidungen von Unternehmen beteiligt werden, ahnte ich noch nicht, dass uns ähnliche Programme auch bald im außerberuflichen Alltag (...)

Höchst verblüffend, von wie wenigen Menschen die „akustische Leine“, an der wir hängen, heute überhaupt noch wahrgenommen wird. Oder wahrgenommen werden möchte. Günther Anders hat sie bereits in den 1950er Jahren in der „Antiquiertheit des Menschen I und II“ ausführlich beschrieben. Wir werden nicht nur (...)

In den Geschichtsbüchern des 21. Jahrhunderts wird mit großer Sicherheit eine „Corona-Krise“ vermerkt werden. So tief die Krise werden könnte, so zufällig der Name. Die Pandemie ist einer der Auslöser nicht ihre Ursache. Das Coming Out einer Finanz-Krise war überfällig, seit Jahren erzählen Ökonomen, (...)

Lalülalalü. Willkommen bei Dulls World Wide Web International! Wir freuen uns ganz schrecklich über Ihren Anruf. Unser telefonisches Vorwahlsystem erleichtert Ihnen das Leben. Sind Sie schon Kunde bei uns? Dann wählen Sie Eins. Wollen Sie Kunde werden: Wählen Sie Zwei. Wollen Sie uns Ihre (...)

Zur Zeit arbeiten die Behörden und Universitäten akribisch daran, Geschlechtergerechtigkeit herzustellen. Die gesamte Verwaltungssprache soll geschlechtsneutral werden. Aus „Vater“ und „Mutter“ wird „Elternteil 1“ und „Elternteil 2“. Aus „Rednerpult“ „Redepult“, aus „Teilnehmerlisten“ „Teilnahmelisten“, (...)

Das moderne bürgerliche Exemplar hat die Zwänge von Wert und Geld völlig aufgesogen, kann sich selbst ohne diese gar nicht mehr vorstellen. Es beherrscht sich wahrlich selbst, Herr und Knecht treffen sich im selben Körper. Geld ist unser aller Fetisch. Niemand, der es nicht haben will. Wir haben (...)

Wen wundert, dass die Dinge schlecht liegen. Immerhin tummeln sich auf Erden „Milliarden von Menschen, die ständig Wirtschaftswachstum betreiben …“. Eben habe ich es erst wieder gehört, im Ö1-Mittagsjournal, aus dem Mund einer Künstlerin, die sich ihrem Ansinnen nach kritisch mit unserer Gegenwart (...)

Am Montag, dem 24. Januar 2022, ist in Heidelberg ein junger Mann in einen Hörsaal der Universität eingedrungen und hat dort auf Studierende geschossen. Eine junge Frau erlag wenig später ihren Verletzungen, drei Studierende wurden verletzt, befanden sich aber wohl nicht in Lebensgefahr. (...)

1.Dialog Egokrücken Alfred und Slobo in einem Wiener Gemeindebau. Alfred, am Schreibtisch vor seinem Computer, spielt Schach, Slobo, mit einer Tasse Tee aus der Küche kommend setzt sich auf die Couch. Slobo: „Alfred, dein Wasserhahn tropft.“ Alfred: „Erzähl mir etwas Neues.“ Slobo: „Ich hab da (...)

Ich möchte einen Gedanken überprüfen, der mir, so wie er mir durch den Kopf schoss, überaus schlüssig erschien. Eine solche Überprüfung ist schon deshalb nötig, weil Einfall, Idee oder Erleuchtung Schlüssigkeit als Formmoment haben – schlüssig sind sie per Natur −, so dass man ihren Inhalt womöglich (...)



Unter Alltag versteht man gewohnheitsmäßige Abläufe bei zivilisierten Menschen im Tages- und Wochenzyklus.
Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Alltag ist durch sich wiederholende Muster von Arbeit und Arbeitswegen, Konsum (Einkauf, Essen und Trinken), Freizeit, Körperpflege, sozialer sowie kultureller Betätigung, Arztbesuche, Schlaf u. v. m. geprägt. Der Alltag wird unter anderem als Gegensatz zum Feiertag oder Festtag bzw. zum Urlaub gesehen. Im Alltagsgespräch kommt der ungeplante, lockere Kontakt im Nachbarn-, Kollegen- und Freundeskreis zum Ausdruck.
Soziologische Betrachtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Viele Soziologen, unter ihnen die Franzosen Henri Lefebvre, Roland Barthes und andere, haben sich mit der Untersuchung der Alltagskultur der Menschen befasst. Pierre Bourdieus soziologische Forschungen, zumeist im Alltagsleben verwurzelt, waren vorwiegend empirisch orientiert und können der Kultursoziologie zugeordnet werden. Anknüpfend an den Strukturalismus versuchte Bourdieu, subjektive Faktoren mit objektiven Gegebenheiten zu verbinden. Die Kulturtheorie Bourdieus vergleicht Interaktionen des Alltagslebens mit einem Spiel. Die Individuen besitzen unterschiedlich viele Potentiale verschiedener Art, die sie einsetzen und teilweise transformieren können. Er wies – alltägliche Beobachtungen einbringend – nach, dass Feinheiten der Sprache wie Akzent, Grammatik, Aussprache und Stil einen wesentlichen Faktor in der sozialen Mobilität (z. B. beim Erwerb eines besser bezahlten und höherbewerteten Berufs) darstellen.
Anthony Giddens Hauptaugenmerk liegt darauf, wie Handeln sich über Raum und Zeit erstrecken kann, und untersucht dazu den Bereich des unbewusst gesteuerten Alltagshandelns. Torsten Hägerstrand analysiert Punkte in Raum und Zeit. Erving Goffmans Untersuchungen über Verhaltensmuster, Interaktionsrituale, Rollendistanz sowie persönliche Selbstdarstellung im Alltag haben neuere soziologische Ansätze wesentlich beeinflusst. Die Konstitutionsanalyse bei Alfred Schütz ermöglicht eine personale (subjektive) Idealtypus-Konstruktion, die durch den Vergleich mit alltäglichen sozialweltlichen Situationselementen das Verstehen von Handeln ermöglicht (und sei es durch Post-hoc-Erklärungen).
Harold Garfinkel ist Begründer der Ethnomethodologie, in der er z. T. das methodische Programm von Alfred Schütz empirisch angewandt hat. Dieser beschäftigte sich mit Fragen, wie Menschen in soziologischen Strukturen der Alltagswelt wechselseitig orientiert handeln und nach dem selbstverständlich scheinenden Alltagswissen handeln. Der Beitrag von Garfinkel besteht vor allem darin, selbstverständlich und vertraut erscheinendes Verhalten im Detail untersuchbar und soziologischer Forschung zugänglich zu machen. Eviatar Zerubavel erfasste den beispielhaften Alltag in Krankenhäusern. Michel de Certeaus bekanntestes und einflussreichstes Werk ist die Kunst des Handelns (Berlin (Merve) 1988), eine soziologische Theorie des Alltagslebens und des Verbraucherverhaltens.
Philosophische Betrachtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Rahmen ethischer Betrachtung sind die sogenannten bürgerlichen Tugenden – Ordnungsliebe, Fleiß, Sparsamkeit, Reinlichkeit und Pünktlichkeit – auf die praktische Bewältigung des Alltags und der anstehenden Arbeit gerichtet. Sie können dabei als Sekundärtugenden oftmals auch im Gegensatz zu den an humanistischen Idealen orientierten, primären Tugenden der Menschlichkeit stehen.[1]
Bei Heidegger bedeutet Alltäglichkeit diejenigen Aspekte des menschlichen Seins, die weder durch Uneigentlichkeit noch durch Eigentlichkeit gekennzeichnet sind.[2] Siehe auch: Existenzialien.
Dokumentarfilme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Farrebique, Regie: Georges Rouquier, Frankreich 1946 – Alltag einer französischen Bauernfamilie
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Alltagsdefinition
- Alltagsgeschichte
- Alltagssprache
- Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit#Die Grundlagen des Wissens in der Alltagswelt
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Monahan, Torin, ed. (2006), Surveillance and Security: Technological Politics and Power in Everyday Life. New York: Routledge: ISBN 0-415-95393-6
- Pierre Bourdieu: Das Elend der Welt. Zeugnisse und Diagnosen alltäglichen Leidens an der Gesellschaft. (französ. 1993), Konstanz 1997. ISBN 3-87940-568-9, – cultural studies zum Neoliberalismus
- Heinz-Gerhard Haupt (Hrsg.): Orte des Alltags. Miniaturen aus der europäischen Kulturgeschichte. C. H. Beck, München 1994, ISBN 3-406-38461-7.
- Michel de Certeau: Kunst des Handelns. Berlin Merve, 1988, ISBN 978-3-88396-060-9
- Henri Lefebvre: Kritik des Alltagslebens: Grundrisse e. Soziologie d. Alltäglichkeit. mit e. Vorw. zur dt. Ausgabe, Taschenbuchausgabe, Frankfurt am Main: Fischer 1987
- Astrid Nunn: Alltag im alten Orient . Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2006 (Antike Welt, Sonderheft; Zaberns Bildbände zur Archäologie) ISBN 3-8053-3654-3.
- Dorothy Smith: The Everyday World as Problematic. A Feminist Sociology. Toronto: University of Toronto Press 1987
- Laurence Wylie: Dorf in der Vaucluse. Der Alltag einer französischen Gemeinde, Taschenbuchausgabe, Frankfurt am Main: Fischer 1978
- Hans-Georg Soeffner: Auslegung des Alltags – der Alltag der Auslegung. Taschenbuchausgabe, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1989, ISBN 978-3-518-28385-1
- Peter Schneider: Alltag und Exotik. Nexus Verlag, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-923301-29-4
- Jürgen Kuczynski: Geschichte des Alltags des deutschen Volkes 1600–1945 (5 Bände), Berlin: Akademie-Verlag 1980–1982
- Birgit Dechmann und Christiane Ryffel: Soziologie im Alltag: Eine Einführung Juventa; Auflage: 13., aktualisierte Auflage ISBN 978-3-7799-2063-2
- Peter Jehle: Alltag, in: Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus, Bd. 1, Argument-Verlag, Hamburg, 1994, Sp. 144–150.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

- Perspectives for Conscious Changes in Everyday Life
- Andrea Gabler - Die Despotie der Fabrik und der Vor-Schein der Freiheit. Von „Socialisme ou Barbarie“ gesammelte Zeugnisse aus dem fordistischen Arbeitsalltag (PDF; 130 kB)
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Vgl. Otto Friedrich Bollnow: Vom Wesen und Wandel der Tugenden, S. 31 ff.
- ↑ Martin Gessmann (Hrsg.): Philosophisches Wörterbuch. 23. Auflage. Kröner, Stuttgart 2009 – Alltäglichkeit.