João Goulart
João Goulart

João Belchior Marques Goulart (* 1. März 1918 in São Borja, Rio Grande do Sul; † 6. Dezember 1976 in Mercedes, Argentinien) war von 1961 bis 1964 Präsident Brasiliens. Er ist auch unter seinem Spitznamen Jango bekannt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Goulart wurde als ältestes von acht Kindern eines wohlhabenden Landbesitzers geboren. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Porto Alegre. Im Jahr 1945 trat er in den Partido Trabalhista Brasileiro ein und wurde in der Politik von Getúlio Vargas gefördert. Schon 1946 war er Abgeordneter im Kongress von Rio Grande do Sul, 1950 saß er im Bundeskongress und engagierte sich im Wahlkampf für Getúlio Vargas.

Zwischen 1953 und 1954 war Goulart Minister für Arbeit, Industrie und Handel. In dieser Funktion verdoppelte er den Mindestlohn, was zu Protesten der Wirtschaft und seiner Entlassung führte.

Im Jahr 1955 wurde Goulart zum Vizepräsidenten unter Juscelino Kubitschek gewählt. Nach der folgenden Wahl 1960 wurde Goulart erneut Vizepräsident, diesmal unter Jânio Quadros. Nach dessen Rücktritt fiel das Präsidentenamt verfassungsgemäß an Goulart, der gerade auf einer diplomatischen Mission in China weilte. Er wurde nach dem Widerstand des Militärs jedoch erst angelobt, nachdem der Bundeskongress die Rechte des Präsidenten drastisch beschnitten hatte. Goulart trat das Amt dann am 8. September 1961 an.

Vier Monate später ließ Goulart das Volk über die Macht des Präsidenten abstimmen und gewann so seine Handlungsfähigkeit wieder.

Die Amtszeit Goularts war von galoppierender Inflation und Polarisierung zwischen dem linken und dem rechten Lager geprägt. Hatte er schon eine durch Inflation und soziale Spannungen gelähmte Wirtschaft geerbt, so verschärften sich die sozialen Tumulte durch seine Umverteilungspläne weiterhin. Einer der Pläne Goularts war der Plano Nacional de Adultos, welcher zum Ziel hatte, zwei Millionen Erwachsenen das Lesen und Schreiben sowie etwas politische Bildung beizubringen. Er räumte auch Analphabeten das Wahlrecht ein.

Besonders als im nordöstlichen Pernambuco Pläne für eine Bodenreform konkret wurden – hier machten der charismatische Bauernführer Francisco Julia und der Gouverneur des Staates, Miguel Arraes, Druck – sahen die konservativen Kräfte das Gespenst des Kommunismus. Am 31. März 1964 wurde Goulart durch einen Militärputsch, der von den USA unterstützt wurde,[1] seines Amtes enthoben. Truppen aus Minas Gerais marschierten in Richtung Rio de Janeiro, um den Erfolg des Staatsstreiches sicherzustellen.[2]

Das Militär setzte General Humberto Castelo Branco als Nachfolger Goularts ein. Goulart floh nach Uruguay, später nach Argentinien, wo er 1976 offiziell an einem Herzanfall verstarb. Es gibt aber auch auf Indizien gestützte Vermutungen, nach denen er vergiftet worden und ein Opfer der Operation Condor gewesen sein könnte.[3]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Biografias: João Goulart aus: Dicionário Histórico Biográfico Brasileiro pós 1930, FGV, Rio de Janeiro, 2. Auflage 2001, auf der Website des Instituts zur Erforschung und Dokumentation der zeitgenössischen Geschichte von Brasilien (CPDOC) des sozialwissenschaftlichen Instituts der Stiftung Getulio Vargas (FGV) (portugiesisch)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: João Goulart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

João Belchior Marques Goulart auf der Website der Präsidentenbibliothek der brasilianischen Regierung (portugiesisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter B. Schumann: „Raserei gegen den Kommunismus“. In: DeutschlandfunkKultur.de. 27. März 2014, abgerufen am 11. November 2018.
  2. Peter B. Schumann: Exerzierfeld für Diktatoren – Zum 50. Jahrestag des Militärputsches in Brasilien. (mp3, pdf, txt) Deutschlandfunk, 7. März 2014, abgerufen am 2. März 2014.
  3. Spiegel Online: Giftmord-Theorie: Brasiliens Ex-Präsident Goulart wird exhumiert. 3. Mai 2013.
VorgängerAmtNachfolger
Pascoal Ranieri MazzilliPräsident von Brasilien
1961–1964
Pascoal Ranieri Mazzilli