

1. Kritik an der Kritik der Kritik Das bloße Rechthaben gegen den Journalismus ist identisch mit diesem. (Karl Kraus) In dem Maße, als die etablierte Kunstkritik in Richtung auf die an ihr geübte Kritik aufholt, deren Ansätze in sich fängt und in eine Erweiterung des etablierten Bereichs umsetzt, (...)

Comment on ne comprend pas des livres situationnistes

La pratique de la théorie

(2. Teil des Aufsatzes im NF Juli/August 1973) 1 Sinnlichkeit ohne Sprache Lenin insistiert auf seiner Widerspiegelungstheorie, weil er von jeder anderen Definition der Erkenntnis befürchtet, sie leugne die Unabhängigkeit der Außenwelt vom Bewußtsein, um den Materialismus auf den Schleichpfaden (...)
Wahlen in der kapitalistischen Demokratie haben auch den Zweck, die Bevölkerung gezielt, immer wieder, an der falschen Stelle zu spalten. In Wahrheit gehören 95 Prozent der Haiderwähler und 95 Prozent der Vranitzkywähler, ja überhaupt 95 Prozent der Wähler und 95 Prozent der Nichtwähler zusammen. Sie (...)

Franz Schandl ist kein humorloser Mensch. Das hat er schon oft bewiesen. Doch wenn sich einer überhebt, kommt es regelmäßig dazu, daß er sein Niveau unterschreitet. Schandl möchte Marx ein- und überholen. Darunter leidet sein Wahrnehmungsvermögen und das der Unterscheidung, das heißt, auch seine (...)

Ich lese Euer Blatt immer mit Interesse, ärgere mich auch öfter, aber das bleibt sozusagen im tolerablen, für einen nichtprofessionellen Theoretiker wie mich hinnehmbaren Rahmen. Das ist bei Stephan Grigats „Kritik der Nation“ leider ganz anders. Seit Tagen gehen mir bestimmte Kritikpunkte an den (...)

Antinationale Kritik und utopischer Positivismus
Ob ich ein „unangenehmer Spießer“, ein „Schwätzer“, ein „Maulheld mit enormen kommunikativen und sozialen Defiziten“ und womöglich sogar Nichtraucher bin steht hier nicht zur Debatte. Einige andere Punkte aus Klaus Schlesigers Leserbrief verdienen zwar eine Antwort ebensowenig, können aber dennoch nicht (...)

Überarbeitetes Referat, gehalten an der Universität Wien am 24. Juni 1998 bei der Veranstaltung „Was ist der Wert, was soll die Krise?“. In der Vergangenheit hat der Kreis um die Zeitschrift Krisis, dem auch mein Co-Referent Norbert Trenkle angehört, die über den Wert vermittelte Form der (...)

(Bruhn, Joachim u. a. (Hg.): Kritik der Politik. Johannes Agnoli zum 75. Geburtstag. Freiburg i. Br.: ça ira-Verlag, 2000) Als Johannes Agnoli aufhörte an der Freien Universität in Berlin zu lehren, begann ich dort zu studieren. Einen Eindruck davon, was ich dadurch versäumt habe, bekam ich (...)

Antisemitismus ist in Österreich keine Randerscheinung einiger wütender Alt- und Neonazis, sondern ein integraler Bestandteil der postnationalsozialistischen Gesellschaft in diesem Land. Genauso wie Rassismus, liegt Antisemitismus bereits jeder bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft immanent (...)

IWF und Weltbank sind keine Dämonen, sondern Institutionen, die einer wertverwertenden Gesellschaft adäquat sind, und „ungleicher Tausch“ ist nicht der Grund für das Elend in der Welt, sondern eine problematische Kategorie. Bei aller Richtigkeit und Notwendigkeit der Schelte von personalisierender (...)

Kritik statt Habermas, Marx statt Marxismus
Am 10. Mai dieses Jahres fand in Frankfurt am Main im Rahmen einer Studienreise der Rosa Luxemburg Stiftung ein halbtägiges Seminar mit Mitgliedern der Marx Gesellschaft statt. Die Marx-Gesellschaft mit Sitz in Hamburg ist aus dem 1992/93 in Frankfurt am Main von Hans-Georg Backhaus, Diethard (...)

Fanta auf Lebenszeit
In der Geschichte gibt es immer wieder erschütternde Ereignisse, Katastrophen zumeist, die mit einem Schlag untergründige Widersprüche an die Oberfläche schleudern und verborgene Motive erhellen. Blitzartig finden Umgruppierungen statt, Freund und Feind tauschen die Plätze, und „nichts ist mehr so, (...)

Eine bereits 1935 geschriebene Notiz, die sich in Adornos Minima Moralia mit dem Titel Der böse Kamerad findet, veranlaßte den Autor einer sein Objekt permanent dummdreist denunzierenden Adorno-Monographie (Hartmut Scheible, Theodor W. Adorno, Rowohlt 1989) zu einer besonderen Empörung. Adornos (...)

„In seiner Fernsehrede, die er am 27.7.1967 nach den Negerunruhen in Detroit hielt, meinte Präsident Johnson: „Es gibt kein amerikanisches Recht, Gebäude in Brand zu stecken und von Hausdächern zu schießen. Das sind Verbrechen.“ – Er hätte hinzufügen müssen: „es sei denn, Amerikaner täten das auf meine (...)

Auf dem Minenfeld
Gerüchten zufolge soll die Trennung in der alten Streifzüge-Redaktion auch damit zu tun haben, dass es dem neuformierten Kritische Kreis eigentlich darum geht, missliebige Themen auszuklammern, konkret die Frage des Antisemitismus ganz einfach zu entsorgen. Dass dem nicht so ist, demonstriert (...)

Zionismus und Kommunismus
Simone Dinah Hartmann und Joachim Bruhn über die Linke und den Zionismus.

Net alles, was an Wert hat, muaß a an Preis ham, owa mach des amoi wem kloa. (Wolfgang Ambros) Vorbemerkung: Der folgende Text versteht sich als historische Hinleitung zur Thematik der Relation zwischen der (vorwiegend weiblichen) Haus- und Reproduktionsarbeit und der (vorwiegend männlichen) (...)

Replik auf Martin Birkner, „Der schmale Grat“ (grundrisse 1/2002) In grundrisse 1/2002 setzt sich Martin Birkner vor dem Hintergrund der seit den 60er Jahren geführten Marx-Diskussion kritisch mit meinem Buch Die Wissenschaft vom Wert (Münster 1999) auseinander. Birkner unterscheidet zwei (...)

Robert Kurz hat ein neues Buch vorgelegt. Darin beschreibt er den Zustand des abendländischen Denkens, wie er sich angesichts der Krise, in der sich der globale bürgerliche Zusammenhang befindet, darstellt. Das Buch entfaltet das journalistische und polemische Talent seines Autors, wo es darum (...)

Antisemitismus von links
Sendereihe der Redaktion 3 des Freien Sender Kombinats in Hamburg. Karl Marx: Zur Judenfrage. Teil 1 + 2; 1843/44.

Adornos Werk entstammen problematische Argumentationsfiguren und ein Habitus des Theoretisierens, die nach wie vor in Teilen der sich kritisch verstehenden Öffentlichkeit attraktiv sind. Dieser Adornismus interessiert hier nicht aus Gründen der Klassikerpflege oder Philologie. Die (...)

Antikapitalismus von Links und von Rechts
Einge Überlegungen zum Antisemitismus. Heribert Schiedel (DÖW) und Thomas Schmidinger in einem Vortrag über den Zusammenhang zwischen verkürzter Kapitalismuskritik und Antisemititismus.

Das Rätsel der Macht
Das Rätsel der Macht Michel Foucaults unfreiwillige Anthropologie von Manfred Dahlmann (aus: BAHAMAS 26/1998) Bezeichnend für das Denken von Foucault ist dessen Leitfaden für das Alltagsleben, den er nach der Lektüre des Anti-Ödipus von Deleuze/Guattari zusammengestellt hat: Befreie die (...)


1. „Stalinismus“ war lange Zeit ein Schlagwort im Kalten Krieg der bürgerlichen Ideologen mit dem autoritären Staatssozialismus, welches dem Antikommunismus einen moralischen Anstrich verlieh. In den postnazistischen Gesellschaften Österreich und Deutschland war der Hass auf den Stalinismus auch (...)

Leserbrief zu dem Artikel „Gequirrlter Schwachsinn“
Robert Misik weigert sich aus einer Haltung der interessierten Abwehr heraus, ein paar Dinge zur Kenntnis zu nehmen: etwa die Ausstrahlungskraft, die der Nationalsozialismus in bestimmten Gesellschaften hatte und hat; oder — nicht unabhängig davon — die Bedeutung, die der Antisemitismus in Europa (...)

Ein Popanz steht Kopf
Postones Buch „Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft“ erschien im Original bereits Mitte der 90er Jahre und liegt nun auch in deutschsprachiger Übersetzung vor. Diese Arbeit kann durchaus als eine Art Manifest der sogenannten Wertkritik bezeichnet werden. Die Wertkritik stellt nun (...)

Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2004 Gemeinsam mit der Neuauflage des ursprünglich 1993 erschienenen Marx’ Gespenster veröffentlichte der Suhrkamp Verlag das schmale Bändchen Marx & Sons, welches die Antworten des französischen Starphilosophen auf seine KritikerInnen enthält, die im Jahre 1999 an (...)


Die Wertkritik erfreut sich in linken Zusammenhängen ungebrochen großer Beliebtheit. Auch nach dem Ausschluss ihres prominentesten Vertreters Robert Kurz aus dem Krisisprojekt ist eher eine Erweiterung bzw. Verdopplung der Bedeutung dieser marxistischen Denkrichtung zu erwarten, da der Auschluss (...)

Die Redaktion der Zeitschrift „grundrisse“ hat an „Exit!“ ein Schreiben gerichtet. Darin wird uns die Ankündigung einer kritischen Auseinandersetzung Jürgen Albohns mit der Wertkritik in einer der nächsten Nummern mitgeteilt und angefragt, ob wir dazu Stellung nehmen möchten. Nun, beides ist geschehen (...)

Dieser Artikel ist Resultat meiner Vorlesung zum Kapital. Die dafür notwendige erneute Lektüre des Marxschen Hauptwerkes führte zur Klärung und schärferen Fassung wesentlicher Marxscher Positionen, die ich hier darstellen möchte. Zugleich reagiert dieser Artikel indirekt sowohl auf die Debatte um die (...)

Ganz und gar nicht ums Ganze
Kommunistische Kritik kreidet der bürgerlichen Gesellschaft nicht an, dass sie Freiheitsrechte hervorgebracht hat, sondern weist darauf hin, dass eine Gesellschaft, die solche Rechte notwendig hat, eine gewalttätige Gesellschaft ist. Diese Kritik richtet sich nicht gegen das Glücksversprechen der (...)

Das Buch „Das Geschlecht des Kapitalismus“ (2000) von Roswitha Scholz lud nicht gerade zur Diskussion ein. Seine scharfen Abgrenzungen provozierten entsprechende Reaktionen. Im Argument 244/2002 stellt Frigga Haug fest, dass Scholz‘ Kritik an marxistisch-feministischen Theorien vor allem auf die (...)

1. Mit der Kritik von vorn beginnen Das Verhältnis von Kritik und Wahrheit scheint einer langen ideologiekritischen Tradition gemäß sehr einfach zu sein. Die Kritik spricht im Namen einer Wahrheit und weist nach, dass sich eine Erscheinung vor sie schiebt. Die Erscheinung hat zwar noch etwas mit (...)

Der dernier cri hallt frohgemut durch die Feuilletons der Printmedien und durch die einschlägigen Sendungen des ORF-Radio Ö1, in dem sich die alternativ-links-liberalen Trendsetter ein Stelldichein geben. Ihre neuen Zauberformeln gegen Armut, Arbeitslosigkeit und alle anderen leidvollen (...)

Theorieebenen Scholz geht nicht nur von der Ebene der Form, sondern noch von drei weiteren analytischen Ebenen der Geschlechterdifferenz aus. Hier lehnt sie sich vermutlich bei Knapp (1992) an. Anstelle einer methodologischen Begründung dieser Ebenen am Gegenstand verfährt sie aber nur (...)

Nur reflektiertes Reflektiertes, dessen Systematisierung Theorie ist, erhebt das Denken über das Kapieren und Registrieren, über das Wissen und die Erfahrung. Theorie ist nötig, man kommt um sie nicht herum, aber man muss sich ihr deswegen nicht mit Haut und Haaren ausliefern. Der grassierenden (...)

Max Weber, der gemeinhin als der Begründer der modernen Soziologie gilt, formuliert in seiner 1917 erschienen Schrift „Wissenschaft als Beruf“, jenen Gedanken, der für den positivistischen Wissenschaftsbetrieb bis heute nichts an Geltung verloren hat: „‘Persönlichkeit’ auf wissenschaftlichem Gebiet (...)

Zur Einstimmung zwei Texte zur Lebensart des kritischen Theoretikers: Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen. Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über (...)

Marxistische Annäherung an den Anarchismus?
Denn die einen sind im Dunkeln Und die andern sind im Licht Und man siehet die im Lichte Die im Dunkeln sieht man nicht Bertolt Brecht die Geschichte des kommunistischen Abenteuers ist nicht gleichbedeutend mit der Geschichte des Sozialismus als solchem Fredric Jameson 0. Vorab Es ist schon (...)

Kritische Bemerkungen zum Marxverständnis von Marcel van der Linden und Karl Heinz Roth
Unter Mitarbeit von Marx Henninger haben Marcel van der Linden und Karl Heinz Roth in „Über Marx hinaus“ achtzehn Beträge gesammelt, die aus der Perspektive einer „globalen Arbeitergeschichte“ – so die Selbstbezeichnung –verfasst wurden. Ich möchte mich im Folgenden auf die Kritik an Marx durch die (...)

1) Der Anspruch der neuen Marx-Lektüre Seit Mitte der 1960er Jahre gibt es eine „Marx-Lektürebewegung“, wie Ingo Elbe, einer ihrer Historiker, formuliert (Elbe, S. 8). Diese neue Marx-Lektüre versteht sich als Kritik am bisherigen Marxismus, als „Bruch“ (Elbe, S. 13) mit der bisherigen, (...)

In einer alten indischen Legende über die Erfindung des Schachspiels wird berichtet, der Erfinder des Spiels habe von seinem König für diese Erfindung nicht mehr verlangt als Weizenkörner. Ein Korn auf das erste Feld des Schachbrettes, die doppelte Menge auf das zweite Feld, wiederum die doppelte (...)

1. Spätestens seit der „Dialektik der Aufklärung“ wissen wir um die irrationale Rückseite der Aufklärungsvernunft. Den Ursprung dieser Janusköpfigkeit verorten Horkheimer und Adorno in der misslungenen Ablösung von der Natur. Die moderne, rationale Vernunft, deren Geburt sie im antiken Griechenland (...)

Es gehört zum guten Ton in der (radikalen) Linken, atheistisch zu sein. Zum einen fußt dieser Atheismus auf einer Unterscheidung zwischen Glauben und Wissen, zum anderen ist er durch die Kritik an religiösen Institutionen, in unseren Breiten meist christliche Kirchen, motiviert. Ob Kreuzzüge, die (...)

Die Occupy-Bewegung ist sicherlich als eine der größten und breitesten sozialen Bewegungen der letzten Jahrzehnte zu bewerten. Sie hatte internationale Resonanz hervorgerufen – bis nach China und nach Nigeria, wo sich auch eine gleichnamige Bewegung konstituierte, und sie wirkt noch jenseits des (...)

Knapp daneben ist auch vorbei
Mit dem Buch Marx und die Philosophie hat Urs Lindner eine umfangreiche Interpretation des gesamten Werks von Karl Marx vorgelegt. Diese genaue und sorgfältige Arbeit enthält eine Fülle interessanter Aspekte und scharfsinniger Überlegungen. Im Detail ist das über 400 Seiten starke Buch oftmals (...)

Zur Kontroverse zwischen Noam Chomsky und Slavoj Žižek Der Streit zwischen zwei Geistesgrößen der Linken, der im englischsprachigen Raum mehr Staub aufgewirbelt hat als bei uns, wird auf verschiedenen Blogs beschrieben als eine Art Hahnenkampf, wo zwei eitle Persönlichkeiten einander verbal (...)

Die Ökonomie als „letztes Bollwerk des Essentialismus“?
Seitdem die Gesellschaft auf den Boden der ökonomischen Tatsachen zurückgeholt wurde, ist der kulturalistische Karneval der Differenzen vorbei. Unter dem bunten Überbau der Gesellschaft kommt, in orthodoxer Diktion, ihre eintönige gemeinsame Basis wieder zum Vorschein. Und was um die Verknüpfung (...)

In unregelmäßiger Folge veröffentlichen wir: Einschätzungen, Erfahrungen, Ermutigendes, Kritik und Nachdenkliches. Diesmal „Ein Durchgangsstadium mit offener Perspektive“ Mein Engagement mit der Wertkritik in der Prägung durch Krisis und die Streifzüge währte mehrere Jahre lang. In dieser Zeit (...)

Christian Fuchs: Marx lesen im Informationszeitalter. Unrast Verlag 2017, 557 Seiten, ca. 29,80 Euro Vor uns liegt ein umfangreiches Lehrbuch, bezeichnenderweise im Marxblau der MEW gehalten. Das ist Absicht und unterstreicht das Anliegen. Kapitel für Kapitel wird der Erste Band des Kapitals (...)

Rudolf Burger
Austrokopernikus
Lieber Gerhard, es ist lange her, und vieles hat sich zum Traurigen gewendet. Ich bedauere vieles. Deinen Text kann ich leider nicht öffnen, aber ich danke Dir sehr für Deine Mühe. Vielleicht können wir einmal reden. (1. April 2021, 14:39) Alles Liebe, Rudolf Es war das erste (...)