Naher Osten
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Context XXI, ZOOM 6/1997

Naher Osten

Oktober
1997

Im Januar 1997 kam es auf Zypern zu der sogenannten Raketenkrise, als der griechische Teilstaat russische Luftabwehrraketen installieren wollte. Die Türkei drohte, die USA konnten mit stärksten Druck vermitteln. Die Türkei und Israel verkündeten Anfang Mai 1997 eine gemeinsame Verteidigungsdoktrin. (...)

Context XXI, Heft 3-4/2000

Neues aus Nahost

Juni
2000

In Israel und seinen Nachbarstaaten überschlagen sich in den letzten Monaten die Ereignisse. In Österreich ist ein Sammelband zum Thema erschienen. Innerhalb weniger Tage zog sich die israelische Armee Ende Mai überraschend früh aus dem Libanon zurück. Gleichzeitig mit dem Rückzug der Israelis (...)

Abgrenzung des Nahen Ostens

Der Nahe Osten ist eine geographische Bezeichnung, die heute im Allgemeinen für arabische Staaten Vorderasiens und Israel benutzt wird. Insbesondere die Region des Fruchtbaren Halbmondes und die Arabische Halbinsel gehören zum Nahen Osten. Häufig werden außerdem Zypern, die Türkei (teilweise nur Anatolien), Ägypten (das hauptsächlich in Nordafrika liegt) und Iran dazugezählt.[1] Historisch bezeichnete der Begriff „Naher Osten“ seit dem 19. Jahrhundert das Gebiet des Osmanischen Reiches außerhalb Europas.[1] Der deutsche Begriff Naher Osten überschneidet sich mit dem englischen Begriff Middle East, ist aber nicht mit ihm gleichzusetzen.

Begriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historische Bedeutung von „Naher Osten“: Gebiete des Osmanischen Reiches außerhalb Europas von 1830 bis 1920

Der Begriff Naher Osten ist von einer europäischen Perspektive geprägt, die auf die des Römischen Reiches zurückgeht. Nach der endgültigen Reichsteilung von 395 n. Chr. entstanden das Weströmische Reich (Imperium Romanum Occidentalis) und das Oströmische Reich (Imperium Romanum Orientalis). Nach dem Ende des Weströmischen Reiches etwa um 476 n. Chr. vererbte sich der Titel „Kaiser des Abendlandes“ (occidentalis) in das Reich Karls des Großen, das spätere „Heilige Römische Reich“, wohingegen der oströmische Kaiser den Nebentitel „Kaiser des Morgenlandes“ (orientalis) trug. Es handelte sich daher um ein Rom-zentriertes Weltbild,[2] das in den Gebieten der römischen Nachfolgestaaten in Europa sowie im islamischen Reich[3] übernommen wurde. Aus dieser Sicht liegen die Länder des Nahen Ostens im „Osten“, wodurch weitreichende Überlappungen mit dem Begriff „Vorderasien“, „Orient“ und „Vorderer Orient“ bestehen.

Naher und Mittlerer Osten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Deutschen wird zwischen dem Nahen Osten, dem Mittleren Osten (Südasien, Afghanistan und oft auch Iran) und dem Fernen Osten unterschieden. Verwirrung stiftet manchmal, dass die Region des Nahen Ostens im Englischen als Middle East und in vielen nahöstlichen Sprachen entsprechend übersetzt als „Mittlerer Osten“ bezeichnet wird, darunter arabisch الشرق الأوسط asch-scharq al-awsat, DMG aš-šarq al-ausaṭ, hebräisch המזרח התיכון haMizrach haTichon, türkisch Orta Doğu, kurdisch rojhilata navîn und persisch خاور میانه, DMG ḫāwar-e miyāne. Die G8-Definition von Middle East bezieht sogar das gesamte Nordafrika (Mittelmeeranrainerstaaten) mit ein.

Im Englischen existiert neben Middle East auch der Begriff Near East („Naher Osten“), der ursprünglich dem historischen Nahost-Begriff entsprach. Der britische Begriff Near East wurde ab etwa 1850 bis zum Ende des Osmanenreiches für den Balkan und das Osmanische Reich ohne den Iran benutzt. Middle East bezeichnete damals das Gebiet vom Iran über Afghanistan und Kaukasus bis nach Zentralasien. Wenn er heute noch verwendet wird, dann in nicht genau festgelegter Bedeutung. Viele benutzen ihn synonym mit „Middle East“, das amerikanische Wörterbuch Merriam Webster definiert ihn als die Länder in Südwestasien und Nordostafrika von Libyen bis Afghanistan,[4] und Archäologen, Geographen und Historiker verstehen darunter vor allem Anatolien, die Levante und Mesopotamien.

Orient, Vorderer Orient[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem eher religiös-kulturellen Sinne wird meist Orient oder Morgenland für das Gebiet des Mittleren und Nahen Ostens im politischen oder geographischen Sinne verwendet; der Vordere Orient ist dabei unscharf entsprechend der Nahe Osten. Die Welt des Orients beschäftigte viele europäische Dichter und Schriftsteller, siehe zum Beispiel Johann Wolfgang von Goethes West-östlicher Divan, Hermann Hesses Roman Die Morgenlandfahrt oder die abenteuerlichen Orient-Erzählungen des Hermann von Pückler-Muskau, die Bestseller waren und zur Erzählfigur des Münchhausen führten. Der Orient ist kultur- und sittengeschichtlich eine Ansammlung von gegenteiligen Zuschreibungen und fantastischen Vorstellungen im Spiegelbild westlicher Kultur. Man kann sagen, dass der Orient in diesem religiös-kulturgeschichtlichen Sinne das ist, was der Okzident, das Abendland, nicht ist.

Überblick über Staaten, Gebiete und Regionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Staat, mit Flagge Fläche
(km²)
Einwohnerzahl 2017[5] Bevölkerungsdichte
(pro km²) 2017
Hauptstadt BIP 2016[6] BIP pro Kopf 2016 Währung Regierungssystem Amtssprache Wappen
Arabische Halbinsel:
Kuwait Kuwait 17.820 4.136.528 232 Kuwait $136 Milliarden $26.000 Kuwait-Dinar Konstitutionelle Monarchie Arabisch
Bahrain Bahrain 665 1.492.584 1.964 Manama $32 Milliarden $24.100 Bahrain-Dinar Konstitutionelle Monarchie Arabisch
Oman Oman 212.460 4.636.262 15 Maskat $63 Milliarden $16.000 Omani Rial Absolute Monarchie Arabisch
Katar Katar 11.437 2.639.211 227 Doha $167 Milliarden $60.700 Katar-Riyal Absolute Monarchie Arabisch
Saudi-Arabien Saudi-Arabien 1.960.582 32.938.213 15 Riad $640 Milliarden $20.100 Saudi-Riyal Absolute Monarchie Arabisch
Vereinigte Arabische Emirate Vereinigte Arabische Emirate 82.880 9.400.145 112 Abu Dhabi $371 Milliarden $37.700 VAE-Dirham Föderale Konstitutionelle Monarchie Arabisch
Jemen Jemen 527.970 28.250.420 54 Sanaa $27 Milliarden $1.000 Jemen-Rial Republik Arabisch
Levante:
Israel Israel 20.770, davon Negev-Wüste: 12.000 (≈ 60 %) Einschließlich Golanhöhen 22.072 km² 8.321.570 384 Jerusalem $318 Milliarden $37.200 Neuer Schekel Parlamentarische Republik Hebräisch
Palastina Autonomiegebiete Palästina Gazastreifen 360 ≈ 1.100.000[7] bis 1.387.276[8] 3.055 bis 3.853 Gaza Neuer Schekel Arabisch
Palastina Autonomiegebiete Palästina Bezirke Westjordanland 5.860 ≈ 1.500.000[7] bis 2.274.929[8] 256 bis 388 Ramallah Neuer Schekel Arabisch, Hebräisch
Jordanien Jordanien 92.300 9.702.353 109 Amman $39 Milliarden $5.500 Jordanischer Dinar Konstitutionelle Monarchie Arabisch
Libanon Libanon 10.452 6.082.357 595 Beirut $52 Milliarden $11.300 Libanesisches Pfund Republik Arabisch
Syrien Syrien 185.180 18.269.868 100 Damaskus Syrisches Pfund Präsidialrepublik Arabisch
Nordafrika:
Agypten Ägypten 1.001.449 97.553.151 98 Kairo $332 Milliarden $3.700 Ägyptisches Pfund Präsidialrepublik Arabisch
Weitere:
Iran Iran 1.648.195 81.162.788 50 Teheran $377 Milliarden $4.700 Iranischer Rial Islamische Republik Persisch
Turkei Türkei 783.562 80.745.020 105 Ankara $857 Milliarden $10.700 Türkische Lira Präsidialrepublik Türkisch
Irak Irak 437.072 38.274.618 88 Bagdad $167 Milliarden $4.600 Irakischer Dinar Parlamentarische Republik (im Aufbau) Arabisch, Kurdisch
Insgesamt
Arabische Halbinsel, Levante, Nordafrika, Iran, Türkei, Irak 6.999.014 km² 354.592.293

Einwohner

50,66

Pers. pro km²

$255 Milliarden

(BIP von 2016, ohne Syrien und Palästina)

Belege[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Portal: Nahost – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Nahost

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pierre Amiet: Art of the Ancient Near East. New York 1980.
  • Reiner Bernstein: Von Gaza nach Genf. Die Genfer Friedensinitiative von Israelis und Palästinensern. Wochenschau-Verlag, Schwalbach/Ts 2005.
  • Margret Boveri: Wüsten, Minarette und Moscheen – Im Auto durch den alten Orient. Mit einem Vorwort von Peter Scholl-Latour. wjs-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-937989-06-4 (Reisebericht).
  • Bernhard Chiari, Dieter H. Kollmer (Hrsg.) unter Mitarbeit von Martin Rink: Wegweiser zur Geschichte Naher Osten. 2., überarbeitete Auflage, im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2009, ISBN 978-3-506-76759-2.
  • Abdoldjavad Falaturi (Hrsg.): Islam: Raum – Geschichte – Religion. Band 1: Der Islamische Orient. Köln 1990.
  • Amélie Kuhrt: The Ancient Near East c. 3000–330 B. C. Routledge, London 1995.
  • Eric M. Meyers (Hrsg.): The Oxford Encyclopedia of Archaeology in the Near East. 5 Bände. New York/ Oxford 1997.
  • Peter Pawelka, Lutz Richter-Bernburg (Hrsg.): Religion, Kultur und Politik im Vorderen Orient. VS Verlag, 2004, ISBN 3-531-14098-1.
  • Volker Perthes: Vom Krieg zur Konkurrenz – Regionale Politik und die Suche nach einer neuen arabisch-nahöstlichen Ordnung. Nomos Verlag, 2000, ISBN 3-7890-6712-1.
  • Volker Perthes: Geheime Gärten – Die neue arabische Welt. Goldmann, München 2003, ISBN 3-442-15274-7.
  • Jeremy Salt: The Unmaking of the Middle East. A History of Western Disorder in Arab Lands. University of California Press, 2008, ISBN 978-0-520-26170-9.
  • J. M. Sasson (Hrsg.): Civilizations of the Ancient Near East. 4 Bände. New York 1995.
  • Alfred Schlicht: Die Araber und Europa. Kohlhammer, Stuttgart 2008.
  • Tübinger Atlas des Vorderen Orients. Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1976–1994.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Naher Osten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Mittlerer Osten. Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 2000.
  2. Vgl. Segen des römischen Bischofs Urbi et orbi.
  3. Noch in der heutigen arabischen Welt wird zwischen „dem Ort des Sonnenaufgangs“ (arabisch المشرق, DMG al-Mašriq) östlich vom heutigen Libyen und „dem Ort des Sonnenuntergangs“ (arabisch المغرب, DMG al-Maġrib) westlich von Ägypten unterschieden, wobei diese geografische Trennlinie annähernd der Vorgängergrenzlinie zwischen dem West- und Oströmischen Reich nach dessen Teilung nach 395 n. Chr. entspricht.
  4. Near East. In: Merriam-Webster Online Dictionary, 2008.
    Middle East. In: Merriam-Webster Online Dictionary, 2008 (beide englisch; abgerufen 28. November 2008)
  5. World Population Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 18. November 2017.
  6. IMF Data. In: IMF. (imf.org [abgerufen am 18. November 2017]).
  7. a b Bennett Zimmerman, Roberta Seid, Michael L. Wise: The Million Person Gap: The Arab Population in the West Bank and Gaza. (PDF; 2,13 MB) 2006.
    Bennett Zimmerman, Michael Wise: Defusing the demographic time bomb. (Memento vom 28. Dezember 2008 im Internet Archive) Frühjahr 2008, inFocus, Bd. 2(1) (engl.; abgerufen 28. November 2008)
    Yoram Ettinger: The Palestinian census: Smoke & mirrors. Ynet. 11. Februar 2008, abgedruckt auf israelinsider (engl.; abgerufen 28. November 2008)
  8. a b Palästinensischer Zensus 2007: Palestinian Central Bureau of Statistics (Februar 2008). Population, housing and establishment Census-2007. Press conference on the preliminary findings (Population, buildings, housing units and establishments). (PDF; 147 kB) S. 14, auf den Seiten des Palestinian Central Bureau of Statistics (arabisch, englisch) abgerufen 28. November 2008
  9. The World Factbook (en), United States Central Intelligence Agency (CIA), 14. November 2006, cia.gov (Memento des Originals vom 6. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cia.gov
    The Million Person Gap: The Arab Population in the West Bank and Gaza; B. Zimmerman, R. Seid and M. L. Wise; The Begin-Sadat Center for Strategic Studies, Bar-Ilan University; February, 2006 The Million Person Gap: The Arab Population in the West Bank and Gaza (PDF; 2,13 MB)
    Sergio Della Pergola, „Letter to the editor“, Azure, 2007, No. 27, azure.org.il (Memento vom 5. Mai 2008 im Internet Archive) Sergio Della Pergola kritisiert die Autoren der Studie zum „Palästinensischen Zensus 2007“ wegen gravierender statistischer und methodischer Mängel.
  10. Martin Gehlen: Der Nahe Osten, wie wir ihn kennen, entstand vor genau 100 Jahren, als Briten und Franzosen neue Grenzen zogen – für die Araber ein Verrat, für die Region ein Desaster. Zeit Online, 16. Mai 2016

Koordinaten: 33° N, 36° O