Österreich
Beiträge
FORVM, No. 23

Seit wann besteht Österreich?

November
1955

Der jetzige Zeitpunkt scheint uns besonders geeignet, das Geschichtsbewußtsein des Österreichers von heute zur Diskussion zu stellen und zu untersuchen, ob und wie weit es in die Vergangenheit zurückreicht (oder zurückreichen soll). Dr. Adam Wandruszka, der das Thema im folgenden von einem sehr (...)

FORVM, No. 96

Zwischen Groß- und Kleinbürgertum

Notizen zur österreichischen Soziologie
Dezember
1961

Als der Oberst Graf Huyn, in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkriege, das Kommando über das in Tarnow in Galizien stehende 2. k. u. k. Ulanenregiment übernahm, spielte sich die Sache ab wie folgt: In der Regimentskanzlei waren die Offiziere angetreten, um sich dem neuen Obersten (...)

FORVM, No. 192

Für ein Volksbegehren zur Abschaffung des BH

Ein persönlicher Vorschlag zur Diskussion
Dezember
1969

W. D., unser Freund und Mitherausgeber, läuft immer weit voraus. Ich bin dafür. — G. N. In bin für ein Volksbegehren ın Österreich. Es geht dabei um die Abschaffung des österreichischen Bundesheeres. Hiefür stehen keineswegs Steuergelder zur Propaganda zur Verfügung, wie den Befürwortern des (...)

FORVM, No. 202/I

Unser hinkender Kapitalismus

Über die Misere der österreichischen Wirtschaftsgeschichte
Oktober
1970

Hier soll nicht von der österreichischen Wirtschaftsgeschichte an sich, sondern nur von der Geschichtsschreibung die Rede sein. Friedrich Engels schrieb einmal in einem Brief an Franz Mehring, daß es eine unangenehme, wenngleich auch eine verdienstvolle Arbeit sei, sich durch den „Preußischen (...)

FORVM, No. 219

Provinzsoziologie

März
1972

An der philosophischen Fakultät der Wiener Universität sollte 1970 ein Lehrstuhl für Soziologie besetzt werden, ebenso wie an der juridischen ein dritter; die beiden bestehenden sind durch Prof. Rosenmayr und Prof. Reichhardt okkupiert, beide Anhänger einer empirischen Soziologie, der kritische (...)

FORVM, No. 234

Mehr Profit, weniger Lohn

Kapital und Arbeit in Österreich
Juni
1973

1 Der Staat als Gesamtkapitalist Die österreichische Nachkriegsentwicklung wurde im wesentlichen bestimmt von der ökonomischen und politischen Schwäche der österreichischen Bourgeoisie. Sie war nach dem Krieg nicht in der Lage, den Rekonstruktionsprozeß aus eigenen Kräften in Gang zu setzen. (...)

FORVM, No. 282/283

Gloggnitz z.B.

Wo die Neue Rechte herkommt
Juni
1977

Zwangsarbeit & Todesstrafe! Es droht ein neues Volksbegehren von rechts: nach der „Aktion Leben“, deren Ziel es war, die Reform der Abtreibung rückgängig zu machen (im Parlament soeben abgeschmettert), soll jetzt die ganze Strafrechtsreform wieder umgekrempelt werden. Der Anlaß für das (...)

FORVM, No. 286

Wie Karl Renner Österreich verriet

Oktober
1977

Dokument enthüllt: Renner war nicht nur für den Anschluß, sondern auch für das Münchner Abkommen. Skat & Widerstand Als im Februar 1934 die letzten Schüsse der Februarkämpfe verhallten, war die Partei, die die Republik gegründet hatte, illegal. Die sozialdemokratischen Führer befanden sich im (...)

FORVM, No. 286

Wunderwaffe

Oktober
1977

Den Aufsatz von Raimund Löw habe ich von Absatz zu Absatz mit immer mehr Bauchweh gelesen. Zuerst versuchte ich am Text herumzuschnipseln, ich wollte dem Autor diese oder jene kleine Änderung vorschlagen. Zum Beispiel Streichung des Satzes: „Er wurde zum bestgehaßten Mann in der Partei“ — dies über (...)

FORVM, No. 286

Marxistisches über Slawen

Friedrich Engels in der Neuen Rheinischen Zeitung am 13. 1. und 15./16. 2. 1849
Oktober
1977

Vorgeschobener deutscher Keil ... Assoziation gegen die Slawen ... In Ungarn führten die Magyaren denselben Kampf wie die Deutschen in Deutsch-Österreich. Der zwischen slawischen Barbaren vorgeschobene deutsche Keil im Erzherzogtume Österreich und Steiermark bot dem ebenfalls zwischen slawischen (...)

FORVM, No. 286

Kein Putsch

Legendenkehraus zum Oktoberstreik 1950
Oktober
1977

Manche historischen Prozesse verdeutlichen anschaulicher als jede theoretische Erläuterung die Schwierigkeiten der positivistischen Forderung nach „objektiver‘‘ Geschichtsbetrachtung. Sie soll sich ausschließlich an den konkreten historischen Fakten orientieren, wird aber gerade dadurch dem (...)

FORVM, No. 286

Gott erhalte, Gott beschütze*

Oktober
1977

Daß ein Text erscheint, der mit wissenschaftlicher Fundierung den offiziellen Geschichtsmythos vom KP-Putsch 1950 zerstört, geschieht in Erfüllung jener typischen Funktion des NEUEN FORVM, Gegeninformation unter die Leute zu bringen und sozialistischen Pluralismus zu beweisen. Hingegen stimme ich (...)

FORVM, No. 287

Staatsstreich auf Raten

November
1977

Peter Huemer: Sektionschef Robert Hecht und die Zerstörung der Demokratie in Österreich, Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1975, 372 Seiten, öS 298 Eine hartnäckige Legende der österreichischen Zeitgeschichte ist die von der „Selbstausschaltung des Nationalrates“ am 4. März 1933 und die (...)

FORVM, No. 287

Terror in Wien

Die Jakobinerverschwörung 1792/94
November
1977

Josefinische Beamte als Gewaltrevolutionäre Wien bildete 1792 bis 1794, als die Französische Revolution ihrem Höhepunkt entgegenging, mit einer rund 40 Personen umfassenden demokratischen Verschwörergruppe einen der Schwerpunkte der deutschen Jakobiner. Eine ähnliche oder noch stärkere (...)

FORVM, No. 289/290

Anschluß von innen

Was Dokumente Österreichs weiland Diktator Schuschnigg nachrufen
Januar
1978

Kurt Schuschnigg, Österreichs Bundeskanzler von 1934 bis 1938, starb am 18. November 1977 im Alter von 79 Jahren. Über seine Mitschuld am Anschluß Österreichs ans Hitlerreich sollte anläßlich der 40-Jahr-„Feiern“ diskutiert werden (März 38 bis März 78). Wir regen das auch deshalb an, weil wir schon einen (...)

FORVM, No. 291/292

Bürgerblock 1933

Das Sterben der alten Sozialdemokratie
März
1978

Das Sterben der deutschen und österreichischen Sozialdemokratie vollzog sich 1932-1934 unter schmerzhaften Anpassungsversuchen an einen autoritären Kurs, die viel kosteten und letzten Endes nichts fruchteten. Manche Parallele zur Gegenwart läßt sich ziehen: Das Schlagwort vom Bürgerblock ist in (...)

FORVM, No. 291/292
Dokument

In die Löwengrube!

Verfassungsprojekt 1933
März
1978

Quelle: Allg. Verwaltungsarchiv, Nachlaß Renner, Karton 34 I. Verhandlungsgrundlage A. Vorübereinkommen in Bezug auf die Verfassung Reines Zweikammersystem, Gleichberechtigung beider Kammern in Bezug auf alle Gesetzgebungsfragen. Nationalrat: Seine Grundlagen bleiben unverändert. (...)

FORVM, No. 299/300

Anschluß 1918

Deutschlands erster Griff nach Österreich
Oktober
1978

Zu den letzten Wehen der Kaiserreichs gehörte in den Anfangstagen des November 1918 auch der erste Anschlußversuch. Der Klagenfurter Historiker Norbert Schausberger, Professor an der dortigen Universität und Verfasser des Standardwerks über die Geschichte des Anschlusses (Der Griff nach Österreich, (...)

FORVM, No. 299/300

Nicht vom Himmel gefallen

Oktober
1978

Die Geschichte des Anschlusses in der Ersten Republik enthält noch vieles, was sich unsere Schullehrbücher bisher nicht träumen ließen. Zum Beispiel, daß am Republikgründungstag, dem 12. November 1918, von der provisorischen Nationalversammlung Deutschösterreichs auch der Anschluß an die „Deutsche (...)

FORVM, No. 301/302

Direktorendirektorium

Schleichendes Berufsverbot in Österreich
Januar
1979

In Österreich ist man bisher ohne formales Berufsverbot ausgekommen. Eine in Jahrhunderten von Gegenreform und Gegenrevolution erfahrene Bürokratie braucht das nicht, sie hat subtilere Kontrollmittel. Umso grausamer wirkt sie, weil damit auch das rechtsförmige Verfahren ausgeschaltet ist. In (...)

FORVM, No. 307/308

Gaullismus in Österreich

Juli
1979

Die Zweite Republik Österreich ist in die Hochphase des Gaullismus eingetreten. In vielem ist die politische Wirkung Bruno Kreiskys mit der Wirkung Charles de Gaulles zu vergleichen. Irrationale Mythen Die österreichische Sozialdemokratie und den französischen Gaullismus verbindet die Neigung (...)

FORVM, No. 315/316

SP- & KP-Bauer

März
1980

Michael Genner: Mein Vater Laurenz Genner. Ein Sozialist im Dorf, Veröffentlichung des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung. Nachwort von Karl R. Stadler, Europaverlag, Wien 1979, 326 Seiten, DM 38, öS 270 Österreichische Zeitgeschichte, aus einem ungewöhnlichen (...)

FORVM, No. 317/318

Mondscheinbauern

Die Großen werden größer und kleiner die Kleinen
Mai
1980

1918 war eines der Hauptargumente gegen die Überlebensfähigkeit des österreichischen Reststaates die mangelnde Versorgung mit Lebensmitteln. Die Hauptstadt Wien war von ihren wichtigsten Versorgungsgebieten, vor allem in Ungarn, abgeschnitten. Heute ist die Lage grundsätzlich anders. Österreich (...)

FORVM, No. 319/320

Burgerfrieden

Rechte, Wahlen, Dialektik
Juli
1980

140.741 Österreicher wollten ihn am 18. Mai zum Bundespräsidenten haben, den Dr. Norbert Burger aus Kirchberg am Wechsel: 3,2 Prozent der Bevölkerung („Doch? Oder nur?“ fragte höhnisch Thomas Chorherr in der Presse). Burger warb mit dem Bekenntnis zur Todesstrafe: wenn sich kein Henker finde, werde (...)

FORVM, No. 323/324

Braunes Blut

60 Jahre Abwehrfeiern gegen die Kärntner Slowenen
November
1980

Wie stets bisher waren die Feiern zum Gedenken an die Kärntner Volksabstimmung des Jahres 1920 fest in deutscher Hand. Die Slowenen sind an der „Begegnung in Kärnten“ nicht beteiligt. Marschiert sind am 10. Oktober Abwehrkämpfer, Landestrachtenverein, Bürger- und Goldhaubenfrauen, Kameradschaftsbund (...)

FORVM, No. 329/330

Sozialpartnerisch statt habsburgerisch

Das Österreichische an der österreichischen Literatur
Mai
1981

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Handke und Bernhard auf der einen und Paritätischer Kommission auf der anderen Seite? Robert Menasse glaubt in seiner Dissertation, auf diese Frage eine Antwort gefunden zu haben. Was das „Österreichische“ an der österreichischen Literatur sei, hat „schon (...)

FORVM, No. 331/332

Die Gelbe Liste

Aus der Geheimgeschichte des Antisemitismus der 1. Republik
Juli
1981

Die Professoren trafen sich in aller Heimlichkeit. Der spätere Unterrichtsminister und letzte Obmann der Christlichsozialen Partei, Emmerich Czermak, führte das Protokoll. Man diskutierte, wie der Kollege von der juridischen Fakultät, der Strafrechtler Stephan Brassloff, „auf immer“ von der Wiener (...)

FORVM, No. 337/338

Tyrol zu bunt

Streiflichter aus dem Heiligen Land
Februar
1982

Gaismaier gegen Andreas Hofer Innsbruck im Winter: von Kufstein kommend, stets Fels und Beton im Blick, fühlt man sich hier in einen Mantel- & Degen-Film versetzt. Was für eine glanzvolle Kulisse! Nur die Dimensionen erscheinen verzerrt. Auf engem Raum, in der Altstadt, drängen sich die (...)

FORVM, No. 337/338

Gejagt von Leibwächtern & Betschwestern

Februar
1982

Ich bin seit sechs Jahren in Innsbruck. Eigentlich komme ich aus Salzburg. Ich bin schon sehr lang beim Theater am Landhausplatz. Gegründet hat’s der Ernst Paar, und der beißt sich noch immer durch. Sonst sind bei uns immer sehr verschiedene Leut’, weil das ja kaum auszuhalten ist, dieses ständige (...)

FORVM, No. 344-346

Wo soll Österreich bleiben?

Oktober
1982

Wien, 25.6.82 Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr, eine der ungelösten Fragen unserer an solchen reichen Zeit ist, wo Österreich bleiben soll bzw. wo bleibt Österreich. Diese Frage einer Lösung näherzuführen, haben wir uns noch knapp vor Abreise in die Ferien entschlossen. Es wird im Herbst ein (...)

FORVM, No. 344-346

Imst liegt nicht bei Split

Oktober
1982

Österreich soll auf dem Balkan bleiben? Man gestatte mir ein rüdes „Höh!“ Ist Schruns Balkan? Ist Reutte Balkan? Sind Herbert Salcher und Paul Flora Balkanesen? No eben! Und was heißt überhaupt „bleiben“? Wenn bleiben, dann „bei den Alpen“ — auch nicht schlecht. Der Balkan ist keine österreichische (...)

FORVM, No. 344-346

Es wiad a Wein sein und mia wean no immer so sein

Spekulationen über die politische und kulturelle Wirklichkeit Österreichs in zehn Jahren
Oktober
1982

In zehn Jahren, da platzen die Schränke, zerbersten die Schubladen und Millionen unterschlagener Gedichte, Pamphlete, Erzählungen drängen geschlossen ans Tageslicht, hinaus auf die Dorf- und Marktplätze, verkrallen sich in den Wangen der Lektoren, trommeln befreite Poesie in die Staubnacht. (...)

FORVM, No. 344-346

Dem Kreuz kann keiner entgehen

Oktober
1982

FORVM, No. 344-346

Als gut balkanischer Realist

Oktober
1982

Janos Hajdu ist einer der bekanntesten Journalisten Ungarns, vor allem als Moderator von Diskussionen im Fernsehen. Im Club 2 des ORF ist er, soll der „Osten” vertreten sein und will man jemand Vernünftigen und Lebendigen, beinah Dauergast. Wenn man Schicksalsfragen analysiert bzw. über solche (...)

FORVM, No. 344-346

A.E.I.O.U.

Zienkl, Schlitz und die Karausche
Oktober
1982

oder Der wirkliche Weltuntergang findet in Österreich statt Es gab immer mehr Tage, an denen nichts gelang: kein Handelsabkommen, keine Familienfeier, kein Vogelnest. Die Käufer kauften nicht, die Wähler wählten nicht und die Fernsehansager sagten ein falsches Programm voraus. An diesen Tagen (...)

FORVM, No. 358/359

Reden wie anderswo

November
1983

Intellektuelle sind käuflich, verzweifelt oder beides zugleich. Orientieren sie sich an einem besseren Anderswo‚ und sei’s ein Nirgendwo, entsteht geistesgeschichtlicher Fortschritt, dessen Aufprall an der beharrenden Realität sie am schönsten zerbricht. Die Tode Seefranz’ und Heers waren Anlaß für (...)

FORVM, No. 361/363

Zwischen Verstaatlichung und Wiedereinbürgerung

Die politische Kultur Österreichs und ihrer Intellektuellen aus ausländischer Perspektive
März
1984

Ihr Intellektuellen wir

FŒHN, Heft 6

Ein Landeshauptmann im Weltkrieg

Teil 2
Januar
1986

Josef Schumacher, Tiroler Landeshauptmann in der Zeit des Austrofaschismus, war im 1. Weltkrieg an der österreichisch-ita­lienischen Front im Einsatz. Von seinem Heldenleben kündet ein Konvolut jüngst aufgestöberter Karten und Briefe aus dem Felde. In diesen Mitteilungen, gerichtet an Mutter und (...)

FŒHN, Heft 9

Ist Österreich auch von strategischem Wert?

Januar
1987

Oder liegt Österreich abseits der wehrgeographisch wichtigen Räume? Hat die NATO da, wo Österreich ist, ein Loch? Fehlt den beiden feindlichen Blöcken hier ein Stück Front in der Linie Norwegen — Türkei? Es ist behauptet worden, wer Tirol habe, habe Österreich. Stimmt das noch ? Ist es noch wichtig, (...)

FORVM, No. 397/398

Achtung! Milde Richter!

April
1987

Am 30. Jänner, vor 60 Jahren, erschossen „Schwarze“ in Schattendorf einen Kriegsinvaliden und ein Kind. Der Wiener emeritierte Rechtsanwalt Alfred Frisch analysiert hier den nachfolgenden Prozeß; das Urteil — Freisprüche für die Täter — erging am 15. Juli, da hat der]ustizpalast gebrannt. A. F. wird im (...)

FORVM, No. 401-405

Feuer am Dach der Republik

Juli
1987

Am 15. Juli, vor 60 Jahren, erschoß Wiener Polizei ca. 90 Passanten und Demonstranten gegen das Urteil im Schattendorfer Prozeß, den der emeritierte Rechtsanwalt A. F. im Märzheft analysierte — hier berichtet er, als Augenzeuge, von den Unruhen, und belegt seine These: Es war eine Kraftprobe der (...)

FORVM, No. 401-405

Die „Vaterländische Front“

Juli
1987

W. M., der im Frühjahr 1986 eine Broschüre mit dem schönen Titel „Pflichterfüllung“ (Löcker Verlag, öS 50,—, Gruppe „Neues Österreich“) herausgab, erzählt hier von der Vorgeschichte des „Anschluß“. Auf das offizielle „Jahr der Zeitgeschichte“ von 1985 begann 1986 die Abrechnung mit der realen Geschichte (...)

FŒHN, Heft 10/11

Wie wir da hingekommen sind, wo wir jetzt sind

Januar
1988

Die Geschichte der heimischen Stromproduktion ist eine ununterbrochene Folge der Ausplünderung unserer Heimat. Die Geschichte der heimischen Stromproduktion ist eine der Politik der Ersten und Zweiten Republik zwingend entsprechende. Von allem Anfang an wurde in Österreich die Erzeugung (...)

FORVM, No. 409/410

Bernhard, Handke & Cie.

Zur Ästhetik der Sozialpartnerschaft
Januar
1988

Im Lauf der siebziger Jahre begann der Geist der Sozialpartnerschaft das kulturelle, also auch literarische Leben in Österreich völlig zu durchsetzen und zu durchdringen. Die Ideologie der Sozialpartnerschaft, zur Staatsideologie geworden, begann Mitte der sechziger Jahre immer deutlicher auch (...)

FORVM, No. 411/412

Die Vernunft der Täter

März
1988

Ein aufwendiges Symposion — es dauerte eine Woche, vom 19. bis 23. Oktober. Zu den Mitveranstaltern gehörten viele Institutionen. Unter den leitenden Personen die Zeithistorikerin Erika Weinzierl, zur Planung hatte man Friedrich Stadler geholt, der sich von dem Titel „Die vertriebene Vernunft — (...)

FORVM, No. 411/412

Kriegsgerichtsrat a. D. Schwinge macht mobil

März
1988

Die Justiz und die Juristen konnten bekanntlich nach 1945 (fast) ungehindert weiterarbeiten: Wenig betroffen von der Entnazifizierung und kaum gezeichnet von antifaschistischer Gesinnung vermochten Kommentatoren, Legisten, Professoren, Richter und Anwälte der Nazi-Zeit ihre rechtstechnischen (...)

FORVM, No. 411/412

Von Krucken-, Haken- und anderen Kreuzen

März
1988

Vor fünfzig Jahren, im März 1938, hat Österreich in einem Begeisterungstaumel sondergleichen seine staatliche Selbständigkeit aufgegeben, und ist von Nazideutschland annektiert worden. In der Folge — während der letzten sieben Jahre des „tausendjährigen Reiches“ wurden Österreicher an den deutschen (...)

FORVM, No. 411/412

Der ewige Antisemit

Klopfzeichen aus der Wiener Polizei
März
1988

Fernschreiben mit der Vorrangstufe „ssd“ sind, der offiziellen polizeiinternen Definition nach, Nachrichten, die den Empfänger möglichst schnell erreichen müssen. Das ssd-Fernschreiben PWPR Nr. 9275 kam am Samstag, dem 27. Juni 1987, um 10.05 Uhr, es war ein Fernschreiben des (...)

FORVM, No. 411/412

Meinen Vater soll es nicht gegeben haben?

März
1988

Jüngst stand in einer heimischen Wochenzeitschrift, es gäbe viele Österreicher, die gar nicht glauben, daß es Widerstandskämpfer (während der Nazizeit) gegeben habe. Viele glauben, so hieß es auch, daß jene Verräter gewesen seien. Posthum und stellvertretend für meinen Vater krampfte ein weiteres Mal (...)

FORVM, No. 411/412

Schleichzeich!

Offener Brief an Kriegsteilnehmer
März
1988

Werte Vorgeborene! Wann werdet Ihr endlich Euer Schweigen brechen? Vierzig Jahre warten wir nun schon vergeblich auf Eure persönlichen Rechenschaftsberichte. Doch Ihr wollt nicht Rechenschaft geben, Ihr denkt in all Eurer geistigen Beschränktheit eher an Revanche denn an Reue. Ihr habt nichts (...)

FORVM, No. 413/414

Links wie normal

Mai
1988

Alle Gedenkjahre wieder sind die Österreicher aufgerufen, Antifaschismus zu üben. Die nationalsozialistische Vergangenheit wird verurteilt, der Austrofaschismus schon etwas weniger, die Gegenwart wird vor diesem düsteren Hintergrund ausdrücklich gelobt. Wir, die guten Demokraten verschiedenster (...)

FORVM, No. 415/416

Die „Windstille“ in der Demokratie

Juli
1988

Im obigen Titel wird bereits ein Phänomen umschrieben, das noch lange nicht beängstigend erscheint. Obzwar Windstille dem Sturm vorangeht, glauben die Wetterbeobachter im allgemeinen, es wird schon keinen Orkan geben, und zumeist erweist sich diese Zuversicht als berechtigt. Würden wir das Thema (...)

FORVM, No. 415/416

In die Schlangengrube

Wie die EG unsere Verfassung abschafft
Juli
1988

Allüberall wird geeifert: Ministerialbeamte durchforsten auf Weisung übergeordneter Dienststellen das österreichische Recht auf seine EG-Verträglichkeit, kleinere und größere Geister des in Österreich ohnedies aufs Parteipolitische verkürzten Öffentlichen Lebens mahnen unentwegt zum raschen Beitritt; (...)

FORVM, No. 415/416

Gott erhalte den Bankrott!

Österreich, Mitteleuropa
Juli
1988

Angenommen, ein „Anschluß“ würde kalt eingefädelt. Deutschmark in astronomischer Anzahl bräuchte man, um einen Block Wiener Zeitungen und Zeitschriften aufzukaufen. Blitzkriegartig wären alle überrumpelt, im nachhinein könnten die Verschwörer lässig beteuern, politische Absichten hätten sie keine. Daß (...)

FORVM, No. 420-422

Wohin zog die neue Zeit?

Dezember
1988

100 Jahre Sozialdemokratie & 50 Jahre „Anschluß“. Die zwei geläufig historischen Daten, in Zusammenhang reflektiert, stellen ein gegenwärtig relevantes Problem. R. M. ist Dozent für Soziologie und Demographie, lehrt in Wien, Klagenfurt, Bamberg und Frankfurt. Eine Ergänzung zu der schönen (...)

FORVM, No. 423/424

Ein katholisches Land

März
1989

Österreich ist — immer noch und bis auf weiteres! — ein katholisches Land; die „totale geistige Diktatur des Papstes“ bedeutet deshalb direkte Einflußnahme, Beschränkung intellektueller Bewegungsfreiheit und ist ein — politisch-publizistisch zu bekämpfender — gesellschaftlicher Übelstand. Die (...)

FORVM, No. 423/424

Die „zweite Aufklärung“

Oder die Auferstehung des k. u. k. Pallawatsch in Budapest
März
1989

I Man muß es ja einmal sagen: Zugeht’s heutzutag, wie in der Operettn. Die nationalen und eisernen Vorhänge sind kaum hochgezogen, geht das österreichisch-ungarische Welttheater schon wieder von neuem los. Und kaum sind K(reisky) u. K(adar) aus dem Verkehr gezogen, kündigt sich schon das nächste (...)

FŒHN, Heft 12

Die EG will Österreich

April
1989

Durch die dauernde Verleugnung bekommen die Tatsachen einen unerhörten Reiz. Die Anziehung des FOEHN macht nicht der FOEHN sondern machen die anderen Medien aus. Die Gewöhnung an die Umkehrung macht die Nichtum­kehrung zur Sensation. Wenn er, was sie auf den Kopf gestellt haben, auf die Füße (...)

FŒHN, Heft 12

Was bisher geschah

April
1989

Seit unser Land wieder unabhängig geworden ist, ist es wieder abhängig gemacht worden. Österreich wurde als Produktions- und Absatzkolonie ein­gerichtet. Heute arbeiten hier zwischen 370.000 und 420.000 Österreicherin­nen und Österreicher in mehr als 3000 ausländisch beeinflußten Unternehmen. Der (...)

FŒHN, Heft 12

Österreich räumt

April
1989

Die Lapp-Finze Eisenwarenfabrik AG der CA, die 1979 zu 51 Prozent an die deutsche Roto-Frank GmbH verkauft worden war, ging 1980 zur Gänze an diese über. Die Hübner Vamag — Wien wurde 1980 an die amerikanische Firma Combustion Engineering verkauft. Sie wurde 1988 vom deutschen Pleitier Zieringer in (...)

MOZ, Nummer 40
US-Atomminen gegen Österreich:

Ein lohnendes Ziel

April
1989

Ein Handbuch der US-Army aus dem Jahr 1984 enthält detaillierte Pläne, wie die Europabrücke bei Innsbruck atomar zu sprengen sei. Das Dokument umfaßt 133 Seiten. Der Anhang noch einmal soviel. Es trägt die Ziffer 1984-739-033/277 des „Printing Office“ der US-Regierung. Verfaßt wurde es in der US-Army (...)

FŒHN, Heft 12

So wird Österreich im Ausland feilgeboten

April
1989

Die Regierung Kreisky hat eine „Industrieansiedlungsgesellschaft“ (ICD) gegründet, deren Auftrag es ist, das Auslandskapital, das unaufhaltsam nach Österreich drängt, nach Österreich zu bitten. Sie bietet unser! Land samt Investitionsprämien und Investitionszuschüssen, Leasingförderungen und (...)

FŒHN, Heft 12

Die „Industrie“ greift nach der Macht in Österreich

April
1989

Die Politik, die bisher betrieben wurde, die Politik der Hereinholung auslän­dischen Kapitals und des Hinausverkaufs österreichischer Betriebe, findet ihre geradlinige Fortsetzung in der Politik der direkten Anhängung Österreichs an die „EG“. Das systematische Austreiben der österreichischen (...)

FŒHN, Heft 12

Der Griff nach Österreich

April
1989

Die „EG“, das sind in Wahrheit die „EG“-Konzerne. Und die wollen, das haben wir gesehen, dieses Österreich mit Putz und Stingel. Der Handel mit Österreich brachte ihnen schon im Jahre 1987 83 Milliarden Schilling Über­schuß. Österreich ist das drittwichtigste Exportland für die „EG“. Österreich ist ein (...)

MOZ, Nummer 40

Die neuen Patrioten

April
1989

Zwei Beiträge zu einer Falter-Serie von Armin Thurnher, R. Knoll, Michael Scharang (in Nr. 8/24.2.89) über die „österreichische Identität“. „Man kann ruhig darüber reden“, meinte Armin Thurnher vor einiger Zeit im „Falter“. Über die „Österreichische Identität“ nämlich, nur, so fragte besorgt ebenselbiger (...)

MOZ, Nummer 40

Ich bin ich

April
1989

Zwei Beiträge zu einer FalterSerie von Armin Thurnher, R. Knoll, Michael Scharang (in Nr. 8/24.2.89) über die „österreichische Identität”. „Identität, österreichische? Lassen wir das doch den Reaktionären über!“ könnten auch wir, wie der „Falter“, sagen und das Reden darüber tatsächlich dem „Falter“ (...)

MOZ, Nummer 40
Zum Thema: Waffenexporte — Ja

Schlampige Verhältnisse

April
1989

Die österreichische Öffentlichkeit wird in diesen Tagen medial mit Einzelheiten über Anklagen gegen ehemalige und aktive Manager des VOEST-ALPINE-Konzerns im Zusammenhang mit unerlaubten Waffenexporten in den Iran versorgt. Nebenbei dürfen auch Politiker dem zweifelhaften Vergnügen frönen, vor (...)

MOZ, Nummer 41

Österreich zerstört Regenwälder

Mai
1989

(phx) „Österreich sei durch Holzimporte sowie Industrieprojekte direkt und indirekt an der Zerstörung von Regenwäldern beteiligt“, erklärte ein Sprecher der Umweltschutzgruppe „Global 2000“. Allein durch jährliche Tropenholzimporte von mehr als 55.000 Tonnen (1988) im Wert von 400 Millionen Schilling (...)

MOZ, Nummer 41

Die Rettung des Abendlandes aus dem Geiste monarchistischer Weltverklärung

oder: Des grünen Doppeldoktors Heimkehr ins Weltreich
Mai
1989

Kurz bevor das Abendland konsequenterweise ins Nachtland übergeht, werfen — einem vielzitierten Kraus-Satz zufolge — die Zwerge besonders lange Schatten. So auch Günther Nenning, einer der obskursten Menschheitsretter jener provinziellen Provenienz, die — ob ihrer vielen „Links“- und (...)

MOZ, Nummer 41
Industrieansiedlungspolitik im ungarisch-burgenländischen Grenzgebiet:

Wilder Westen in der Puszta

Mai
1989

Der letzte Schrei in der österreichischen Industrieansiedlungspolitik heißt „Maquiladora“. Nach mexikanisch-US-amerikanischem Vorbild sollen ausländische Konzerne ins österreichisch-ungarische Grenzland gelockt werden. Der Prototyp einer zwischenstaatlichen Betriebsansiedlung, wie sie seit kurzem (...)

MOZ, Nummer 41
Der Obrigkeit eins ausgewischt

Der Kalchgruber

Mai
1989

An einem Maitag des Jahres 1849 traf ein anonymer Brief beim Linzer Statthalter ein: „Die Beamten können den Kalchgruber jetzt ansehen; er liegt auf dem Laden“, hieß es da lapidar. 28 Jahre lang hatten die Behörden den Michael Huemer, nach seinem Hof im mühlviertlerischen Elmberg auch Kalchgruber (...)

MOZ, Nummer 42
Verzweifelte Gefechte auf dem Wiener Votivplatz

Räterepublik am Ende

Juni
1989

Sonntag 15. Juni 1919: Ein riesiges Aufgebot an Wachmannschaften, beritten wie zu Fuß, hatte an neuralgischen Punkten Stellung bezogen. Volkswehrbataillone, mit Sturmhauben ausgerüstet, marschierten durch die Straßen und besetzten Staatsämter und Hauptzollamt, Urania und Burgtheater. Bankinstitute (...)

MOZ, Nummer 45

Die große Flucht

Oktober
1989

Die Berichterstattung zur DDR-Flüchtlingswelle hat erfolgreich Verwirrung gestiftet. Die Wirklichkeit für die zur Zeit 15 Millionen Menschen, die sich weltweit auf der Flucht befinden, sieht anders aus als am österreichisch-ungarischen Grenzbalken. Auf die allermeisten wartet in der Fremde nicht (...)

MOZ, Nummer 45
Tschechen versus Deutsche:

Unversöhnliche Nationalitätenkonflikte in der Habsburgermonarchie

Oktober
1989

„Bauer! — Hier. Nagl! — Hier. Wurmbrand! Hier.“ Die k.u.k. Rekruten im mährischen Olmütz melden sich zum täglichen Morgenappell. „Jelinek! — Zögern. Jelinek (lauter)! — Undeutliches Gemurmel. Jelinek (der Offizier brüllt)! Zde.“ Das Eis war gebrochen. Auch Vabr, Vachalek, Vaclavik, Vaculka verweigerten an (...)

FORVM, No. 430/431

Bombengeschäfte

November
1989

Noricum, Europa und die österreichische Neutralität. Der fragwürdige Prozeß. I. Vorfälle im Sommer 1989, betreffend die österreichische Neutralität. Von gewissen Interessenten schon stillschweigend begraben, verschaffen laufende Ereignisse ihr einen neuen Stellenwert. 25.000 Menschen aus der DDR (...)

FORVM, No. 430/431

Die austro-katholische Identität

November
1989

Einblicke in diese gewährt, wieder einmal, unser Spezialist für Brandstiftungen, Norbert Leser, der noch nie so nah bei Robert Prantner war. Einen bemerkenswerten Beitrag zur Identitätsfindung und -sicherung im Gedenkjahr 1988 leistete sich der berühmte katholische Spezialist Norbert Leser, (...)

FORVM, No. 430/431

Österreichs verborgene Nazi-Vergangenheit und der Fall Waldheim

November
1989

Dieser Beitrag erscheint demnächst in französischer Übersetzung in dem Buch „Le juifs depuis François Joseph jusqu’à Kurt Waldheim“; hg. v. L. Charenzowski, in Brüssel. Er ist die Ausarbeitung eines Vortrags, den der Autor beim gleichnamigen Symposium des Martin Buber-Instituts der Universität Brüssel (...)

FORVM, No. 432

Staatspolizey & Kärntner Geistesleben

Dezember
1989

Zwei Traditionen stoßen hart aufeinander, die andere ungebrochen, die unsrige von ihr immer wieder genickt. Siegen aber, in the long run, werden wir. -Red. Die 200-Jahrfeiern der Französischen Revolution versuchten heuer allenthalben, die Umwälzungen, die mit diesem epochalen Ereignis verbunden (...)

FORVM, No. 432

Kulturgulasch

Ketzerische Anmerkungen zur Mitteleuropa-Euphorie
Dezember
1989

Eben noch häuften sich die Symposien und Podiumsdiskussionen, die der Frage nachgingen, ob es eine spezifisch österreichische Literatur gebe, die sich von der deutschen signifikant unterscheide, von dieser abgrenzen lasse. Nunmehr gilt das kollektive Kopfzerbrechen nicht der Abgrenzung sondern (...)

MOZ, Nummer 49

Wien, Österreich, Nabel der Welt

Februar
1990

Europa — das Wort geht wieder unter die Haut. Elektrisierend verbreitet es subkutane Schwingungen, stellt sich erst die Position der Mitte voran. Kein Politikerherz im östlichen Österreich bleibt ungerührt angesichts des gegenwärtigen Trends, Wien als Mittelpunkt Zentraleuropas zu verorten. (...)

MOZ, Nummer 49
Asylland Österreich

... und draus bist du

Februar
1990

Österreichs Asylpolitik war immer eine für ‚Kommunismus-Flüchtlinge‘. Ansonsten wird abgewiesen und abgeschoben. Der Zustrom osteuropäischer Arbeitskräfte wird die Situation für Flüchtlinge verschärfen. ‚Ungarnlager‘ wird das Flüchtlingslager Traiskirchen im Volksmund genannt. Und das nicht (...)

MOZ, Nummer 50
Justiz in Österreich:

Am rechten Auge blind

März
1990

Die Wächter über Österreichs rund 200 Staatsanwälte sind die Politiker. Schreit die ÖVP laut auf, wenn es um echte oder vermeintliche Beeinflussung der Gerichte durch die SPÖ geht, ist sie, will sie die eigene Haut retten, weniger zimperlich. Die Causa Lichal beweist es. Aus der Sicht des (...)

FORVM, No. 433-435

Die Geheimnisse des SS-Sturmbannführers Wilhelm Höttl

Österreich II
März
1990

Während das „heldenhafte deutsche Volk“ noch im „Schicksalskampf um Sein und Nichtsein“ stand und in „unerschütterlicher Treue zum Führer“ an „Vorsehung“ und „Endsieg“ glaubte, trafen österreichische Nazi-Führer bereits Vorkehrungen für die Zeit „danach“: sie biederten sich Ende 1944 heimlich den Amerikanern (...)

MOZ, Nummer 51

Was tun mit den Flüchtlingen?

April
1990

Was sich Mitte März im Osten des Bundesgebietes abspielte, gab Anlaß zu vielerei Kommentaren. Erstens wurde die Bundesregierung kritisiert, daß sie nicht in der Lage sei, das, was gemeinhin „Flüchtlingsproblem“ genannt wird, zu managen. Zweitens wurde die Politik der Regierung, Flüchtlinge in (...)

FŒHN, Heft 13+14

Der Vergleich macht Sie sicher

Mai
1990

Vieles von dem, was die da Stierten und eine schmutzige Hand voll weite­rer Anschluß-Politiker gegen die Eigenständigkeit Österreichs vorbringen, sind altbewährte, kampferprobte Schlagworte der deutsch-nationalen Pro­paganda. Drei Aussagen von Anti-Österreichern unserer Zeit seien hier drei Aussagen (...)

FŒHN, Heft 13+14

Die Vorläufer in der Geschichte

Mai
1990

Wie in der deutschen Geschichte der Wille zur Unterwerfung Österreichs Geschichte hat, so hat in der österreichischen Geschichte der Wille zur Unterwürfigkeit unter Deutschland Geschichte. Die Gier der deutschen Wirtschaft nach Österreich in diesem Jahrhundert haben wir im letzten Heft breit (...)

MOZ, Nummer 52

Heute gehört uns Ungarn ...

Mai
1990

Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine: Deutschland ist wieder wer oder was in der Welt. Und wir Österreicher? Wollen wir uns im großen Haus Europa wirklich mit Zimmer-Kuchl-Kabinett zufriedengeben? Keineswegs und keinesfalls! In einer — bisher streng geheim gehaltenen — Rede will (...)

MOZ, Nummer 54

Warum nicht gleich wieder Deutschland?

Juli
1990

Den Brüdern und Schwestern im Osten kann es nicht schnell genug gehen. Zwei Wochen vor der sogenannten Wirtschafts- und Währungsunion mit der BRD stellte man in der Volkskammer den Antrag, sofort den Antrag zu stellen — um Aufnahme in die bundesdeutschen Westgebiete. Auf den Rat des Präsidenten (...)

MOZ, Nummer 54
Deutsch-österreichische Währungsunion:

In den Grenzen von 1938?

Juli
1990

Niemand weiß, was der Anschluß der DDR an die BRD kostet, noch, welche wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen er haben wird. Eines ist allerdings sicher: Österreich ist den zu erwartenden Turbulenzen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ende Mai war es, als Ferdinand Lacina, Finanzminister in (...)

FORVM, No. 439-441

FPÖVP-Koalition: Ein Jahr der Versäumnisse

Juli
1990

Ein Bericht von der österreichischen Heimatfront, wo das Modell des Bürgerblocks auf dem Probestand steht. R. R. ist Landesparteisekretär der SPÖ Kärnten. Keineswegs vielversprechend ist die Bilanz der neuen Koalitionsmehrheit im Kärntner Landtag. Insbesondere der neue Landeshauptmann Dr. Jörg (...)

FORVM, No. 439-441

Die Demokratie läßt sich scheiden

Allerlei Außenseiter in der österreichischen Literatur von Anzengruber bis Karl Kraus
Juli
1990

I. Anzengruber ist in Verruf geraten seit langem. Wie um seine eigene Dramaturgie auf den Punkt zu bringen, formulierte Ödön von Horváth in der „Gebrauchsanweisung“ zu „Kasimir und Karoline“ — „Das Stück darf nicht also anzengruberisch gespielt werden“. Der Autor des „Pfarrers von Kirchfeld“ und des (...)

MOZ, Nummer 56
Oktoberstreik 1950

Der Putsch, der keiner war

Oktober
1990

4. Oktober 1950, Straßenbahnremise Gudrunstraße, 10. Wiener Gemeindebezirk: Keine Straßenbahn kann den Bahnhof verlassen. Junge Arbeiter halten den Bahnhof besetzt und hindern die Züge an der Ausfahrt. Viele Straßenverbindungen in Wien und Niederösterreich sind an diesem Morgen von Barrikaden (...)

MOZ, Nummer 58
Inflationswinter 1920

Wegen Streik geschlossen

Dezember
1990

45 Teile Weizen, 20 Teile Roggen, 35 Teile Mais für die Tage Sonntag, Montag, Dienstag, geben die österreichischen Tageszeitungen am Samstag, dem 4.12.1920 die amtlich festgelegte Brotmischung für die kommende Woche bekannt. Um Abwechslung in den Speiseplan zu bringen, wird das Brot von Mittwoch (...)

FORVM, No. 444

Ich war für die Austreibung

Dezember
1990

Sein Buch „Wie die Macht schmeckt“ hat L. M. weltberühmt gemacht. Seit seiner zweiten Ausbürgerung im Prager Herbst 1968 lebte er im burgenländischen Örtchen Großhöflein; die erste, wegen Protests gegen tschechoslowakischen Partei- & Regierungs-Antisemitismus zur Zeit des Eichmann-Prozesses, als (...)

FŒHN, Postkarten

Innsbruck, 1. Mai 1946

 
1991

FŒHN, Postkarten

Für ein neutrales, EG-unabhängiges Österreich!

 
1991

Washington. Amerikanische Soldaten haben zu Beginn der Bodenoffensive im Februar gegen Saddam Hussein irakische Soldaten in ihren Schützengräben mit Räumpanzern lebendig begraben. (Dolomiten, 14. 9. 9I) Nach Angaben der New York Newsday wurden bei dem Angriff am ersten Tag des Bodenkriegs (...)

FŒHN, Postkarten

„Gscheit sein, nit einitappn!“

Österreichisches Volkslied
 
1991

FORVM, No. 452-454

Im Namen der Menschenrechte

Juli
1991

Am 23. Mai, um halbneun, wurde Österreich vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt, wegen Verletzung des fairen Verfahrens (Artikel 6, einstimmig) und der Meinungsfreiheit (Artikel 10, 16 zu 3 Stimmen, unter den Gegenstimmen der österreichische Richter). Die Republik wird Strafe, (...)

FORVM, No. 456

Quiz in Rot-Weiß-Rot

Dezember
1991

Was ist eine Grenze? Der Mehrwertsteuersatz von 20 Prozent Die längste Verbindung zwischen zwei Punkten Eine Linie, die die Beschränktheit der Bevölkerung sichert Der Strich, auf den die Wehrdiener zwecks staatsbürgerlicher Ertüchtigung geschickt werden Was verschlingt mehr Geld? Der Grenzeinsatz (...)

FORVM, No. 456

Föderalismus als Mode
Regionalismus als Ideologie

Dezember
1991

Was verbirgt sich hinter dem „Europa der Regionen“? Regionalismus und Föderalismus werden meist in einem Atemzug genannt. Die Begriffe werden synonym verwendet, obwohl sie konzeptuell durchaus zu unterscheiden wären. Aber auf Unterscheidungen und Differenzierung scheint die derzeitige Debatte (...)

FORVM, No. 456

Stasi in Österreich

Dezember
1991

So modern wie das rückständige Zonen-Regime sind wir noch lange. Wetten, daß? Kaum ein Thema erregt die deutschen Gemüter so sehr wie die Stasi. Zwar bleibt rätselhaft, wie dieser schlampige, technisch rückständige Betrieb seine unzähligen, in ihrem Informationsgehalt oft lächerlichen Meldungen und (...)

FORVM, No. 460/461

Gleichheitsrecht und Höchstgericht

Traktat übers gegenwärtige Legiferieren abseits des Normenmaterials
Mai
1992

1. Teil: Das Reichsgericht und seine Umgebung (1867-1918) Avant propos Als sich der Herr Professor Ahrens im April des Jahres 1850 in Graz einfand, um seinen Lehrstuhl für Philosophie und die philosophische Rechts- und Staatswissenschaft zu besetzen, da brachte er eine deutsche Übertragung (...)

FORVM, No. 462-464

Volkscharakter und Politik

Eine geopolitische Deutung der österreichischen Seele
Juli
1992

Hast Du vom Kahlenberg das Land Dir rings beseh’n, So wirst Du, was ich schrieb und was ich bin, verstehn! Franz Grillparzer Die Psychologie der österreichischen Seele steht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Grillparzers Zweizeiler beleuchtet die geopolitischen Ursachen des (...)

FORVM, No. 462-464

»Täglich alles« ist noch schlimmer!

Der österreichische Boulevard zwischen Desinformation und Indoktrination
Juli
1992

Wer täglich österreichische Zeitungen liest und sich dennoch ein gewisses Maß an Optimismus bewahrt hat, der mag es auch zuwege bringen, von der Einführung einer neuen, bunten Billig-Gazette etwas zu erhoffen: vielleicht weniger, daß er selbst um drei Schilling „täglich Alles“ erführe, als daß der (...)

FORVM, No. 465-467

Die gegenwärtige Lage der Menschenrechte und Grundfreiheiten in Österreich

November
1992

Gewiß ist die österreichische Bundesverfassung im ganzen ein vom heutigen Parteien- und Verbändestaat überspieltes, völlig zersplittertes Ruinenfeld. Aber Herzstück einer rechtsstaatlich-demokratischen Staatsverfassung ist der Katalog der Menschenrechte und Grundfreiheiten, die den Einzelmenschen (...)

FORVM, No. 465-467

Zur Entblätterung des Haider-Mythos

November
1992

I. Haider, der Oppositionspolitiker Das »profil« und andere Medien führen gegen Jörg Haider eine „Kampein“, wie Waldheim sich ausdrücken würde — und daran ist nichts kritikabel. Wenn dort Einwände gegen diesen Herrn vorliegen, warum sie nicht publizieren? Entscheidend ist doch wohl die Qualität dieser (...)

FORVM, No. 469-472

Gedenken und Bedenken

Ein Produktvergleich
April
1993

1988 wurde in ganz Westdeutschland an die Pogrome von 1938 erinnert, es gab offizielle und weniger offizielle Veranstaltungen. Leute, die sich mit Bitburg, mit dem Historikerstreit und der Vergangenheitsbewältigung seit längerem beschäftigt hatten, konnten sich des Eindrucks nicht erwehren, daß es (...)

FORVM, No. 469-472

Hellermeer vs. Jörgbegehren: Sieg für Österreich!

Aus unserer Serie »Sternstunden der 2. Republik«: Staatliche Ausländerpolitik ...
April
1993

Ausländerpolitik ist per se ausländerkritisch. Das liegt am fundamentalen Unterschied zwischen Österreichern und Ausländern. Der österreichische Gesetzgeber geht davon aus, daß Eingeborene in einem „staatlichen Pflicht- und Treueverhältnis“ (Unabhängigkeitserklärung 1945) zur Republik stehen. Es wird (...)

FORVM, No. 473-477

Literatur und Revolution in Österreich

Die Tradition von 1968
Juli
1993

Keine Milde bei Tumulten. (ÖVP-Innenminister Soronics) Das Österreich der sechziger Jahre entwickelte sich wie viele der westlichen Industrienationen nach der Phase des Wiederaufbaus zu einer kapitalistischen Wohlstandsgesellschaft mit ihren typischen Begleiterscheinungen. Die Phase der (...)

FORVM, No. 473-477

Im Narrenturm der Philosophen

Juli
1993

Michael Benedikt (Hrsg), Verdrängter Humanismus — verzögerte Aufklärung, Verlag Turia und Kant, Wien 1992, 959 Seiten, öS 460 Vor vielen Jahren hatte alles ideal begonnen: Es gab die Idee, Studenten wieder in jene Universität zu integrieren, die ihren Lehrbetrieb je nach Fakultät ausgelagert hatte. (...)

FORVM, No. 478/479

Patriotismus und Nation

Bemerkungen zu einem (nicht nur) österreichischen Problem
November
1993

Wohl dem Manne, dem ein blühend Vaterland das Herz erfreut und stärkt! Mir ist, als würd’ ich in den Sumpf geworfen, als schlüge man den Sargdeckel über mir zu, wenn einer an das meinige mich mahnt, und wenn mich einer einen Griechen nennt, so wird mir immer, als schnürt er mit dem Halsband eines (...)

FORVM, No. 478/479

Das Reich der Habsburger

November
1993

Zwischen Traum und Trauma. Reflexionen eines unheilbaren Wieners anläßlich des Buches von José María Pérez Gay: El imperio perdido (Das verlorene Reich), Mexico 1991. Wer heute in Wien von der Oper über die Kärntnerstraße zum Stephansdom schlendert, der kann in den Cafés dieser Straße, wie zum Beispiel (...)

FORVM, No. 481-484

Neue Chancen für Österreich innerhalb Europas

April
1994

M. H. ist Landesparteivorsitzender der SPÖ Wien Die Wiener Sozialdemokraten bekennen sich zu einem klaren JA für einen EU-Beitritt. Wohlwissend, daß dies zwar nicht den Eintritt in das Paradies bedeutet, aber vor allem aus ökonomischen, ökologischen und sicherheitspolitischen Gründen wünschenswert (...)

FORVM, No. 487-492

Gemeinwissen vs. Geheimwissen

Dezember
1994

Ein Handbuch über die »Österreichische Literatur im Nationalsozialismus« ist im Entstehen, auf der Basis von Archivmaterial, das die Forschungsgruppe des Grazer Germanisten Uwe Baur bisher nicht frei zugänglich machen will oder darf. Derfens des? oder derfens des nicht derfen? Eine Frage der (...)

FORVM, No. 487-492

Über Hirten und Herden

Dezember
1994

Beantwortung der Frage: Wer, wo oder was ist das »Österreichische«? Österreich wird österreichischer. Ein guter Indikator für galoppierendes Österreichbewußtsein war schon immer der Österreichische Rundfunk. Man denke an das altehrwürdige »Made in Austria«, das Hochamt des Produktpatriotismus, oder an (...)

FORVM, No. 493/494

Campagne für Österreich

Februar
1995

Das Land, in dem diese Zeitschrift möglicherweise zum vorletzten Mal glücklich erscheint, besitzt eine der besten Verfassungen, die ein gewaltiges Maß an Grund- und Freiheitsrechten wunderbar beschreibt — aber leider nicht wahrhaft sichert, weil wir die papierlich garantierten Rechte allzuoft nicht (...)

FORVM, No. 493/494

Lieber nicht Minister

Geschlossene Gesellschaft
Februar
1995

I. Europarat, Menschenrechtsbüro Es klingelt das Telephon, ein Sachbearbeiter, den ich zu seinem Glück nicht kenne, hebt ab. Wer ruft an? — Der Gesandte aus Österreich, habedierre, den ich zu meinem Glück auch nicht gekannt hab’. Aber jetzt. Was Dr. Längle will? Der Sachbearbeiter soll eine Eingabe (...)

FORVM, No. 495

Gruß aus der Heimat

März
1995

Liebe Freunde! Häufig werde ich seit der Machtergreifung gefragt, »wieso wandern Sie nicht aus? « Meine Antwort: Der Bedarf an 70jährigen deutschsprachigen Journalisten im Ausland ist gedeckt. Seit der letzten Abwertung des Schilling ist meine Pension nur mehr halb so viel wert wie während der (...)

FORVM, No. 495

Meine lieben Zurückgebliebenen!

März
1995

Liebe Redaktion! Meine lieben Zurückgebliebenen! Man hat mich gefragt, was ich zur derzeitigen politischen Situation in Österreich zu sagen hätte. Ich war früher an innerösterreichischen Angelegenheiten sehr interessiert und immer sehr beunruhigt. Aber ich habe Österreich vor 10 Jahren verlassen und (...)

FORVM, No. 495

Recht muß rechts bleiben

Österreichische Gerichtsbarkeit 1985 bis 1989
März
1995

In Zeiten wie diesen, da man sich daran gewöhnt hat, daß Ausländer zur Abschiebung freigegeben sind, mutet es fast wie ein Märchen an: Ein britischer Staatsbürger, über den ein Aufenthaltsverbot verhängt worden ist, erhebt Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH). Dieser bringt die Causa in ein (...)

FORVM, No. 496-498

Wer, wenn nicht wir?

»Schützt Euer Land selbst!«
Juni
1995

Hans Lebert, 1992 Exil-FORVM, Amsterdam 1998 Wir waren also dort, am 12. April, präsentierten die vorige Ausgabe und beratschlagten die europäische Lage: Den wachsenden Rechtsextremismus mit nationalsozialistischem Kondensationskern in Österreich; einer Viertel-Partei, die keine mehr sein mag, (...)

FORVM, No. 496-498

Rückkehr nach Österreich

Juni
1995

K.P., geboren 1928 in Baden bei Wien, FORVM-Autor und Mentor unserer Blattmacher seit Michael Siegert, wird am 31. August d.J. als Redakteur des off. Organs der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, »Die Gemeinde«‚ in Pension gehen. Früher als »Kommunist« verdächtigt, wird er jetzt gern wegen seiner (...)

FORVM, No. 496-498

Internationales Menschenrechts-Tribunal

50 Jahre Zweite Republik — 50 Jahre Unterdrückung von Lesben und Schwulen
Juni
1995

Sieben Senate, bestehend aus je 5 bis 7 Juroren, prüfen Anklage und Rechtslage, hören Zeugen und sprechen differenzierte Urteile zu den einzelnen Anklagepunkten. 9. -12. Juni 1995, Republikanischer Club, Wien I. Vorsitz: Freda Meissner-Blau und Gerhard Oberschlick Freitag, 9., 10 Uhr: Verlesung (...)

EuropaKardioGramm, EKG 5-6/1995

Nationale Koalitionen

Oktober
1995

Die SPÖ/ÖVP-Koalitionsregierung hat sich mit ihrer EU-Kampagne das Grab selbst ausgehoben. Nun übernimmt das offizielle Öster­reich Haiders Parole „Österreich zuerst“. Wer, wie die abgetretene österreichische Bun­desregierung, vorgibt, an der Einsparung eini­ger Milliarden gescheitert zu sein, und (...)

Context XXI, Headings

Waldheim’s Austria

October
1995

The Socialists and the Conservatives are the two major parties in Austria. There is also a mini-sized third force, the socalled Freedom Party. It was formed after zhe war to soak up those wtih a Nazi past. Many were swallowed by the Socialists and Conservatives., who competed for the lion’s (...)

FŒHN, Heft 22

Vorschlag, einmal einen Standpunkt einzunehmen, von wo aus man ein bißchen weiter sieht

 
1996

Wie lächerlich ist, z.B. vom mexikanischen Matehuala aus gesehen, das Aufjaulen in Österreich, wenn Haider dem Innenminister vorwirft, einen neuen fetten Dienstwagen zu fahren. Ob wir uns über den neuen fetten Dienstwagen entrüsten oder über die Lüge vom neuen fetten Dienstwagen, wir entrüsten uns (...)

Context XXI, ZOOM 2/1996

In der Wolga versenken

Friedrun Huemer über ein Kriegerdenkmal, mit dem die Täter ihren Opfern verzeihen
März
1996

Am 8. Juni wurde in Wolgograd, dem früheren Stalingrad, ein Denkmal für die Opfer der Schlacht von 1943 eingeweiht. Friedrun Huemer, Wiener Landtagsabgeordnete der Grünen und Vorstandsmitglied von SOS-Mitmensch, versuchte drei Jahre lang, das „Versöhnungsdenkmal“ (Junge Freiheit) zu verhindern. (...)

Context XXI, ZOOM 2/1996

Mogelpackung Schengen

März
1996

Österreich hat am 28. Mai 1995 in Brüssel die sogenannten Schengenverträge unterzeichnet. Die österreichische Regierung rechnet für Ende 1997 mit dem Schengenstart. Voraussetzung für die Anwendung des Übereinkommens sind allerdings noch strengere Außengrenzkontrollen. Keine parlamentarische (...)

Context XXI, CONTEXTXXI Nº 2

Der totalitäre Charakter

März
1996

Die Lehrerschaft pfeift in jedem System das Lied der Herrschaft. In Österreich ist die Lehrerschaft der Vorsinger der Nazis gewesen. Die Brüller. Und die Intellektuellen? Es stört sie was. Sie verspüren einen Mangel. Diesen Mangel artikulieren sie. Sie protestieren. Es kommt zu einem Gespräch mit (...)

Context XXI, CONTEXTXXI Nº 2

Nicht engagiertes und engagiertes Handeln

März
1996

Nicht engagiertes Handeln war: Joe Berger informierte mich, daß Helmut Zilk und Ursula Pasterk Das Verantwortungsbüro, ein Theaterstück, sehr gut gefällt, es aber, wie mit dem Volkstheaterintendanten ausgemacht, nicht am 26, Oktober 1984 gespielt werden kann, weil der Kurier und andere Medien (...)

Context XXI, ZOOM 3/1996

1000 Jahre Österreich

diE nOt
Juni
1996

Context XXI, ZOOM 3/1996

... wie einen Hund

„Das ist ja wie im Irak. Ich habe geglaubt, das hier ist ein demokratisches Land.“
Juni
1996

Rahman wog noch 45 kg, als er diesen Satz sagte, seine Lippen und seine Zunge waren schneeweiß, seine Haut war kalt, wirkte brüchig, er mußte länger als sonst nach den passenden englischen Wörtern suchen. Es war Rahmans elfter Tag in seinem zwölftägigen Hunger- und Durststreik, an dessen Morgen er (...)

Context XXI, ZOOM 3/1996

Friedensdividende ade!

Juni
1996

Die Verteidigungspolitik Österreichs konzentriert sich 1996 auf die Fragestellung: Werden der Beitritt zur NATO und die dafür gewünschte Aufrüstung durchgesetzt? Außenminister Schüssel versucht sich ebenso wie die Liberalen und einige Sozialdemokraten im Tarnen und Täuschen. Sie sehen die (...)

Context XXI, ZOOM 4+5/1996

Kaltes Kriegsspielzeug

Oktober
1996

Wie die amerikanischen Waffenlager entdeckt wurden, und was sich in ihnen fand. Swanee Hunt hatte es eilig, als sie am Samstag, den 20. Jänner 1996, zu Kanzler, Vize und Verteidigungsminister eilte, um einem Bericht der amerikanischen Tageszeitung „Boston Globe“ gerade noch zuvorzukommen: (...)

Context XXI, ZOOM 6/1996

Covert Operations

Oktober
1996

Der Historiker Oliver Rathkolb über die Hintergründe der österreichischen CIA-Waffenlager. ZOOM: Von wem wurden die 79 im Jänner 1996 durch einen Artikel im Boston Globe bekanntgewordenen Waffenlager angelegt? Oliver Rathkolb: Der Auftraggeber und diejenige amerikanische Institution, die das (...)

Context XXI, ZOOM 4+5/1996

Operation „Kismet“

Oktober
1996

Der Historiker Christian Stifter über die Remilitarisierung Österreichs, den Widerstand dagegen und die Rekrutierung ehemaliger Nazis. ZOOM: Wann begann in Österreich die Wiederaufrüstung? Christian Stifter: Bereits 1945 wurden von der Provisorischen Staatsregierung Renner die ersten Schritte für (...)

Context XXI, ZOOM 6/1996

Abwehrkampf gegen die Erinnerung

Oktober
1996

Der „Abwehrkampf gegen die Erinnerung“ ist – obwohl das der Titel vielleicht nahelegt – kein Kärntner Spezifikum. Die Mechanismen des Vergessens, des Umdeutens der Geschichte, der Selbstrechtfertigung sind weder individuelle Erscheinungen noch auf bestimmte Regionen oder Gruppen begrenzt. Nach (...)

Context XXI, ZOOM 4+5/1996

Gladio-Bomben in Österreich

Oktober
1996

Vor mehr als dreißig Jahren legten italienische Neofaschisten im oberösterreichischen Ebensee Bomben. Es war das erste Attentat, mit dem sich der italienische Geheimdienst SIFAR massiv in den Südtirolterror einmischte. Die Spuren aller Beteiligten führen zu Gladio und international organisierten (...)

Context XXI, ZOOM 4+5/1996

Neonazistische Gründerjahre

Oktober
1996

„Jugendbünde“ und „europäische Ordnungsbewegungen“ spielten eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau der faschistischen Internationale. Führende Proponenten standen in engem Kontakt mit westlichen Geheimdiensten – auch in Österreich. Der Zweite Weltkrieg war kaum vorbei, als NationalsozialistInnen (...)

Context XXI, ZOOM 7/1996

Westlich orientierte Remilitarisierung, Öffentlichkeit und Neutralität

Dezember
1996

Die mediale und öffentliche Aufregung rund um das Bekanntwerden geheimer amerikanischer Waffenlager in Österreich hat eine eigenartige Färbung im Zusammenhang mit der Tatsache amerikanisch-österreichischer Aufrüstung in der Besatzungszeit bis 1955. Aufgrund dieser Remilitarisierung, z.B. auch mit (...)

FŒHN, Heft 23+24

Kauf dir eine Volksabstimmung

Ein paar nachträgliche Details zum EU-Komplott
 
1997

Unten ist unten? Nein, oben! Niedrig ist hoch. Vorne kann nicht vorne sein, denn vorne ist hinten. Eckig ist rund. Richtig, ja. Und blond ist schwarz. Eine Zunahme ist eine Abnahme. Ein Rückgang eine Steigerung. So wie schief gerade ist, ist hart weich und grau bunt. Ein Verlust ist ein (...)

FŒHN, Heft 23+24

Sie haben euch nicht belogen

 
1997

Wenn der Finanzminister gesagt hat, durch den EU-Anschluß werde es „keine neuen Steuern geben“ (Wr. Wirtschaft, 29.4.94), so hat er nicht gelogen. Es war seine Aufgabe, das zu sagen. Der Bundeskanzler hat erklärt, höhere Steuern bei einem EU-Nein seien „Fakten“ (TT, 26.4.94). Eine falsche Behauptung? (...)

FŒHN, Heft 23+24

Die Rassismus-Keule

 
1997

Weil sich selbst Rassisten stets vom Rassismus distanzieren und jeder rassistischen Äußerung vorausschicken: „Ich bin sicher kein Rassist, aber ...“, bestand Trick 15 darin, die Menschen, wenn sie gegen den EU-Anschluß sind, des Rassismus zu bezichtigen, und sie mit Rassismus zu bedienen, wenn sie (...)

FŒHN, Heft 23+24

Hintermänners Dunkelmänner

 
1997

Es ist hinreichend belegt in diesem Heft, wie sehr Politiker in der EU-Frage auf Draht waren. So wie Drahtpuppen eben. Mit großer Beweglichkeit der Beine, der Arme, des Halses. Wenn allerdings mit dem zusammengeräuberten Geld besonders hoch gepokert wird, verlassen sich die Drahtzieher nur ungern (...)

FŒHN, Heft 23+24

Die Vorteile der Pest und die Annehmlichkeiten der Cholera

 
1997

Die zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher, die ja gesagt haben, haben nein gesagt zu den herrschenden Zuständen. Sie haben sich etwas Besseres gewünscht. Wie recht sie hatten! (Wie unrecht sie bekommen haben!) Das Drittel, das nein gesagt hat, hat die bestehenden Verhältnisse in (...)

Context XXI, ZOOM 1+2/1997

NATO- und WEU-Beitritt

Oder: Durch Neutralität zur Abrüstung
Februar
1997

Militärische Interessen in Österreich stehen im Widerspruch zur Neutralität. Die Integration in NATO und WEU erfolgt schrittweise: Teilnahme an NATO-Übungen, gemeinsame Ausbildungen und militärtechnische Anpassungen sollen die NATO-Tauglichkeit des österreichischen Bundesheers unter Beweis stellen. (...)

Context XXI, ZOOM 1+2/1997

Neutralität und Wehrdienstverweigerung

Februar
1997

Im November 1996 weigerte sich Andreas Gruber einzurücken: „Beim Bundesheer stehe ich in der Gefahr, Befehle ausführen zu müssen, die der österreichischen Neutralität und meinem Gewissen widersprechen.“ Grubers Befürchtungen bestätigt das vom Völkerrechtsexperten Michael Geistlinger in diesem (...)

Context XXI, ZOOM 1+2/1997
Dokumente

Neutralität

Februar
1997

Neutralitätsgesetz Bundesverfassungsgesetz vom 26. Oktober 1955, BGBl.Nr.211, über die Neutralität Österreichs Artikel I: Zum Zwecke der dauernden Behauptung seiner Unabhängigkeit nach außen und zum Zwecke der Unverletzlichkeit seines Gebietes erklärt Österreich aus freien Stücken seine immerwährende (...)

Context XXI, ZOOM 1+2/1997

Austria erit in orbe ultima

Februar
1997

Österreich wird in der Welt das Letzte sein

Context XXI, ZOOM 3/1997

Gestern noch abgestimmt, heute schon eingestellt

Juni
1997

Drei Jahre nach der EU-Volksabstimmung legt der FOEHN eine umfassende Dokumentation folgenden Sachverhalts vor: „Die Stimmzettel wurden vermutlich richtig ausgezählt. Denn es braucht nach der Wahl nicht plump gefälscht zu werden, was schon vor der Wahl elegant gefälscht worden ist.“ Wie einer (...)

Context XXI, ZOOM 3/1997

Illegalisierungs- und Abschiebegesetz

Juni
1997

Wieder liegt ein Gesetzesenwurf auf dem Tisch, mit dem das österreichische Fremdenrecht neu gestaltet werden soll. Tatsächlich sind es gleich mehrere Gesetze, die hier geändert werden sollen: Fremdengesetz, Aufenthaltsgesetz, Ausländerbeschäftigungsgesetz und Asylgesetz. Sollte das Asylgesetz (...)

Context XXI, ZOOM 3/1997

NATO-tauglich

Juni
1997

Anfang April wurde ein neues Entsendegesetz im Nationalrat beschlossen. Unter dem Druck des bevorstehenden Albanien-Einsatzes wurde ein Regelwerk zur Truppenentsendung für die „nächsten 20 Jahre geschaffen“, wie der Völkerrechtsexperte des Außenamtes Franz Cede meinte. Was bisher geschah Bislang (...)

Context XXI, ZOOM 7/1997
Begegnung der anderen Art

NATO-Gegner treffen im Gebirge auf den Pandur

oder: Pandur und die Büchse der Pandora
November
1997

Es war einmal: Nationalfeiertag 1997. Von den militärischen Eliten wurde er in einen „Festtag des Bundesheeres“ umbenannt, gleichsam nach dem umgewandelten Motto: Die Neutralität ist tot, es lebe das Militär! Wenn sich heimische Tourismusgemeinden trendig als Erlebnisgemeinden und für (...)

Context XXI, ZOOM 7/1997

Warum Österreich nicht in Asien liegt

November
1997

Eine Studie von Christian Stifter beschäftigt sich mit der geheimen Remilitarisierung und ihren Implikationen für den Abschluß des Staatsvertrags. Eine Empfehlung. Für die österreichischen Politiker war nach Ende des Zweiten Weltkriegs schnell klar, auf welcher Seite des sich anbahnenden (...)

Amelie Lanier, 1. Zur Wirtschaftsgeschichte Österreich-Ungarns

Die Geschichte des Bank- und Handelshauses Sina

 
1998

Einleitung: Der Kaufmann als Agent des Werts Die Kaufleute aller Epochen gaben und geben sich einer sehr eigentümlichen Tätigkeit hin: Sie kaufen, um zu verkaufen. Sie erwerben eine Ware nicht, um sie selbst zu benützen oder zu konsumieren, sondern um sie mit Aufpreis an andere weiterzugeben. Sie (...)

Amelie Lanier, 1. Zur Wirtschaftsgeschichte Österreich-Ungarns

Von der Moral als staatsmännischer Qualität

Zur Person des Hofkammerpräsidenten Kübeck
 
1998

Über den Staatsbeamten Carl Friedrich Freiherr von Kübeck, von 1840 bis 1848 Präsident der Hofkammer – was damals dem Amt des Finanzministers entsprach –, herrscht in der Geschichtswissenschaft die einhellige Meinung, er sei ein besonders fähiger Kopf gewesen. Darin habe er sich sowohl von seinen (...)

Context XXI, ZOOM 1/1998

Keinen Menschen, keinen Groschen für die NATO!

März
1998

Zwei Neutralitäten Mit dem Status der „Immerwährenden Neutralität“ waren in Österreich von Anfang an zwei sehr unterschiedliche Vorstellungen verbunden. Für die einen war Neutralität schlicht der Preis für den Abzug der Besatzungstruppen, vor allem der sowjetischen. In den Zeiten des Patts der (...)

Context XXI, ZOOM 2/1998

Von der PfP zur Vollmitgliedschaft

Mai
1998

Im Jahr 1995 hat die öster­reichische Bundesregierung das Rahmendokument der Partnerschaft für den Frie­den (PfP) unterzeichnet und damit einen deutlichen Schritt in Richtung NATO-Mitgliedschaft gemacht. Die NATO verfolgt mit der Part­nerschaft für den Frieden ausdrücklich das Ziel, poten­tielle neue (...)

Context XXI, ZOOM 2/1998
Helmut Türk:

Österreich im Spannungsfeld von Neutralität und kollektiver Sicherheit

Mai
1998

Die Neutralitätspflichten waren über Jahrzehnte in der Völkerrechtswissenschaft unbestritten: Der Neutrale hat sich jeglicher militärischer Un­terstützung der Kriegspartei­en zu enthalten, Handelsbe­schränkungen auf alle Kriegs­parteien gleichmäßig anzu­wenden, weiters militärische Handlungen der (...)

Context XXI, ZOOM 3/1998

Codenummer K28

Juni
1998

Fritz Molden war im österreichischen Widerstand gegen das Dritte Reich und nach Kriegsende Mitglied eines antisowjetischen Untergrundnetzes. In den fünfziger Jahren war er Redakteur und Herausgeber der Tageszeitung Die Presse und von 1957 bis 1960 Mitglied des Politischen Komitees des (...)

Context XXI, ZOOM 3/1998

Der Papst geht, Solana kommt!

Juni
1998

Jüngste Entscheidungen der Koalition bauen die immerwährende Neutralität weiter ab. Die Annahme des Truppenstatutes der NATO, die Absegnung der Amsterdamer Verträge ohne Neutralitätsvorbehalt und die Änderung der Bundes-Verfassung (Art. 23f), die auch internationale Kampfeinsätze auf Beschluß der EU (...)

Café Critique, Jahr 1998

Modell Österreich 

Von der agrarischen Semiperipherie zum ambitionierten Miniimperialisten
August
1998

Die Entwicklung Österreichs im 20. Jahrhundert ist die Geschichte einer zunehmenden Westintegration, die 1995 mit dem EU-Beitritt des Landes einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Der Erste Weltkrieg endete mit dem Zusammenbruch der Habsburger-Monarchie. Anstelle des Projekts eines (...)

Context XXI, ZOOM 4/1998

Neutralität oder NATO oder ...?

Kritische Anmerkungen zum Handbuch von Klaus Heidegger und Peter Steyrer
Oktober
1998

Mit dem Band von Klaus Heidegger und Peter Steyrer liegt der bisher fundierteste und umfassendste Beitrag aus dem NATO-kritischen Spektrum zu dem Thema „Österreich und die NATO“ vor. Besonders gut dargestellt ist dort die Rolle des Verteidigungsministeriums und der Militärs beim Einpeitschen der (...)

Context XXI, ZOOM 5/1998
Festung Europa

Neuerliche Blamage

November
1998

Schon mit Beginn der österreichischen Ratspräsidentschaft am 1.7.1998 hat Manfred Matzka, Sektionschef im Innenministerium, einen Entwurf zur Migrations- und Flüchtlingspolitik dem im Geheimen tagenden K-4-Ausschuß zugeleitet. Am 14. September mußte der Sektionschef das Papier bei der Sitzung des (...)

Context XXI, ZOOM 5/1998

NATO oder Neutralität oder ...?

Eine Replik
November
1998

Franz Schandls Kritik am Buch „NATO-Streit in Österreich“ („Neutralität oder NATO oder ...?“ in ZOOM 4/98) ist grundlegend. Sie zeigt blinde Flecken an, kritisiert manche Position und mißversteht auch die eine oder andere. Sie bleibt aber immer konstruktiv. Insofern ist eine Antwort wohl mehr als (...)

Context XXI, ZOOM 6-7/1998

Es wächst zusammen was zusammen gehört

Stellt die EU-Osterweiterung die Verhältnisse vor 1918 wieder her?
Dezember
1998

Die Grenzen der Europäischen Gemeinschaft rücken nach Osten. Die nationalstaatliche Zerteilung des Habsburger Reiches 1918 und die Spaltung Europas in zwei verfeindete Lager dreißig Jahre später hat ein Ende genommen. Die EU-„Frontstaaten“ Italien, Österreich, Deutschland und Finnland werden (...)

Context XXI, ZOOM 6-7/1998

Im Schatten der Globalisierung

Minderheiten kämpfen noch immer um ihre Rechte
Dezember
1998

In Europa leben zwischen dem Atlantik und dem Ural 750 Millionen Europäer. Aber die ethnisch-kulturellen Gegebenheiten in Europa stimmen nicht überein mit dessen staatspolitischer Organisation. Denn in Europa gibt es ca. 70 verschiedene Völker, große und kleine, aber nur 36 Staaten (mit mehr als (...)

Context XXI, ZOOM 6-7/1998

Washington – Bruxelles – Wien

Entscheidungen, Verlautbarungen und Bekenntnisse
Dezember
1998

Die internationale Entwicklung wurde synchronisiert. Nato, Weu und EU stehen weder gegeneinander noch nebeneinander, sondern sie werden zusammengeführt: Hier ein gestärkter europäischer Nato-Pfeiler und dort eine EU mit vierter Säule, die sich auf den europäischen Nato-Pfeiler bezieht. Die Weu wird (...)

radiX, Texte

Die Linke unter austrofaschistischer Herrschaft

 
1999

1. Die Entwicklung zum 12. Februar 1934 Die Entstehung und Machtübernahme des Austrofaschismus in Österreich war kein plötzliches Ereignis, sondern vorläufiger Höhepunkt einer langen Entwicklung die mit der Entstehung der Heimwehren nach dem 1. Weltkrieg begann. Obwohl diese lange eher ein (...)

Context XXI, Heft 1-2/1999
Die Republik, der Krieg und die Flüchtlinge

Wann wer verfolgt wird, bestimmen wir

Juni
1999

Kein anderes Land versteht es wie Österreich, sich als blühender Garten des Humanismus darzustellen und ihn gleichzeitig bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit der größten Selbverständlichkeit und der harmlosesten Miene zu mißachten und zu untergraben. Daß in diesem Land der NATO-Krieg gegen das (...)

Context XXI, Heft 1-2/1999

Die Bande als Spätform des Staats

Einige Thesen am Beispiel Jörg Haiders
Juni
1999

Keine Verstaatlichung des Menschen, sondern eine Vermenschlichung des Staates — Zeitung des Freiheitlichen Bildungswerkes 1995 1. Voraussetzungen Selbst das Wunder der Nachkriegszeit, die vom Vernichtungskrieg gezeugte Wohlfahrt, währt nicht ewig. Mit dem Schrumpfen der Wachstumsraten, und vom (...)

radiX, Nummer 2

Verfolgt, ermordet und vergessen

Österreichs Umgang mit Lesbischen und Schwulen NS-Opfern
Juni
1999

Obwohl die homoerotische Männerbündlerei der NSDAP, insbesondere der SA auch viele Homosexuelle anzog und innerhalb der deutschen Schwulenbewegung neben dem linken Wissenschaftlich-Humanitären Komitee (WHK) unter Magnus Hirschfeld auch ein rechtsgerichteter, „gewissen“arischen„Rasseidealen gegenüber (...)

radiX, Nummer 2

Staatlicher Mord im Flugzeug

Juni
1999

Am 1. Mai ermordeten drei Wiener Polizisten einen nigerianischen Schubhäftling auf dem Flug von Wien nach Sofia, von wo er weiter nach Nigeria transportiert werden hätte sollen. Im September 1998 suchte der vierundzwanzigjährige Nigerianer Marcus Omofuma erstmals in Österreich um Asyl an. Im (...)

radiX, Flugblätter

Kein Volk, kein Staat, kein Vaterland!

Oktober
1999

Die FPÖ hat — kaum überraschend — die jüngsten Nationalratswahlen mit über 27% gewonnen. Damit ist sie zur zweitstärksten Partei Österreichs aufgestiegen. In einigen Bundesländern sogar zur stärksten. Gewonnen wurde diese Wahl mit rassistischen Plakaten die den „Stop der Überfremdung!“ forderten. Die (...)

Café Critique, Jahr 1999

Scheinland

Eine Anmerkung über das österreichische Bewußtsein, deutsch zu sein
Oktober
1999

Österreich ist die besondere Aufgabe, die dem deutschen Geist in Europa gestellt wurde. Es ist das vom Geschick zugewiesene Feld eines rein geistigen Imperialismus. Hugo v. Hofmannsthal, Wir Österreicher und Deutschland (1915) (Hofmannsthal 1979a: 393f.) G’freit hab i mi scho ... an den Tag, wo (...)

Streifzüge, Heft 3/1999

Wir wählen, wen wir wollen

Oktober
1999

Auf diesen mehr bedrohlichen als trotzigen Stabreim könnte man das Verhalten des offiziellen Österreichs auf die internationalen Angriffe auf „unser“ Nationalratswahlergebnis bringen. Wir tun, was wir wollen. Wir sind wieder wer. Wir bestimmen uns selbst. Die Verteidigung des Wahlergebnisses ist (...)

Context XXI, Heft 4-5/1999

Wohin geht Österreich?

diE nOt
November
1999

Context XXI, Heft 6/1999

Österreich? Wir?

Dezember
1999

Dieses Land ist nach den Wahlen, was es auch vorher schon war. Die Rückkehr zur Normalität ist nicht die Lösung, sondern das Problem.

Context XXI, Heft 6/1999

Identitätssucht am 12. November

Dezember
1999

„Rassismus nein — Österreich ja“ scheint das ganze intellektuelle Rüstzeug der demokratischen AntifaschistInnen am 12. November gewesen zu sein. Am 12. November versammelten sich Menschen zu einer Demonstration, die unter dem Motto „Keine Koalition mit dem Rassismus“ stand, um gegen die (...)

Streifzüge, Heft 4/1999

Jörg Haider ist ein österreichisches Phänomen!

Eine Antwort auf Franz Schandls „Wir wählen, wen wir wollen!“
Dezember
1999

In weiten Zügen ist Franz Schandls Analyse des Wahlergebnisses durchaus zuzustimmen, nicht jedoch was das Ende seines Essays betrifft. Natürlich, das „Ausland“ ist nicht per se „antifaschistisch“ oder „gut“, es ist aber besser. Natürlich, Jörg Haider ist „kein bloß Österreichisches Phänomen“, in weiten (...)

radiX, Flugblätter

Mit Patriotismus gegen die FPÖVP?

März
2000

Seit zwei Wochen weht am Ballhausplatz eine weitere Österreichische Nationalfahne mit Bundesadler. Mit dieser wollen sich nicht etwa begeisterte AnhängerInnen des neuen Regimes mit Schüssel und Haider solidarisieren, sondern deren patriotische GegnerInnen auf sich aufmerksam machen. Über der (...)

Café Critique, Jahr 2000

Postfaschistische Intimität

Über eine Kleinfamilie namens Österreich
April
2000

Das Gerede vom „Rechtspopulisten“ kommt Haider, seiner Bewegung und allen volksgemeinschaftlich Gesinnten überaus gelegen. Auf diese Weise können sie so tun, als wäre das Land eines wie jedes andere auch. Haider wird nicht zögern, des öfteren darauf aufmerksam zu machen, daß alle erfolgreichen, (...)

radiX, Flugblätter

Wer sind sie nun — die „besseren PatriotInnen“?

April
2000

Mit der Machtergreifung einer FPÖVP-Regierung hat in Österreich eine Koalition die Macht übernommen, die mit ihrem Rassismus und Antisemitismus einen wesentlichen Schritt zu einer offen faschistischen Politik bewältigt. An die Macht gekommen ist dieser modernisierte Faschismus ebenso demokratisch (...)

radiX, Flugblätter

Wider die antisemitische Normalität!

April
2000

Antisemitismus ist in Österreich keine Randerscheinung einiger wütender Alt- und Neonazis, sondern ein integraler Bestandteil der postnationalsozialistischen Gesellschaft in diesem Land. Genauso wie Rassismus, liegt Antisemitismus bereits jeder bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft immanent (...)

Context XXI, Heft 2/2000

Liebe Leserin, lieber Leser!

April
2000

„Österreich ist ein normales Land“, so tönt es von rechtsaußen bis zu den Linkspatrioten von SPÖ und Grünen. Zu dieser Normalität gehört offenbar auch die historische Amnesie von Regierungspolitikerinnen. Auf die Erzählung eines NGO-Vertreters, daß auf seiner Heimatinsel Rhodos vor dem Zweiten Weltkrieg (...)

Context XXI, Heft 2/2000

Sozialer Nonsens, rassistischer Konsens

April
2000

Die neue Koalition betreibt eine Transformation der Sozialpartnerschaft. KritikerInnen sollten sich dennoch nicht auf die „soziale Frage“ konzentrieren. Seit dem Wahlerfolg der FPÖ und ihrer Koalitionsvereinbarung mit der ÖVP ist in zahlreichen Artikeln zu Recht auf die Gemeinsamkeiten von (...)

Context XXI, Heft 2/2000

Militärstrategie 2000

Die Kriegsentwürfe von FPÖ und ÖVP
April
2000

Die österreichische Strategie, mit der EU im Rücken, den Osten zu beglücken, leidet derzeit an den Sanktionen der europäischen Partner. Das Programm der neuen österreichischen Regierung bietet in den Bereichen Sicherheit und Bundesheer keine großen Überraschungen. Mensch spürt förmlich die Freude, (...)

radiX, Nummer 3

Neuerliche Manifestation des österreichischen „Volkswillens“

Mai
2000

Bei den österreichischen Nationalratswahlen gewann am 3. Oktober die rechtsextreme FPÖ über 27% der abgegebenen Stimmen. Damit ist sie zur zweitstärksten Partei Österreichs aufgestiegen. In einer Reihe von Bundesländern zur stärksten. Nach einigen Monaten Scheinverhandlungen mit der SPÖ hat nun die (...)

Context XXI, Radiosendungen 2000

Das österreichische Syndrom

Juni
2000

Heribert Schiedel über Rassismus und Antisemitismus als konsitutive Bestandteile des kollektiven Bewußtseins der Österreicher und Österreicherinnen.

Context XXI, Heft 5/2000

Nationaler Kraftakt

diE nOt
September
2000

Context XXI, Heft 5/2000

Modell Wien

Avantgarde der Vernichtung
September
2000

In den historischen Forschungen zum Nationalsozialismus und der Shoah ist in den letzten Jahren immer wieder auf die große Bedeutung hingewiesen worden, die Wien für die Politik der Nazis besaß. In den Monaten nach dem sogenannten „Anschluß“ im März 1938 wurde diese Stadt in mehrerlei Hinsicht zu (...)

Context XXI, Heft 5/2000

Unser schönes Kärnten

September
2000

Im Kernland der FPÖ soll eine „Kulturkarawane gegen Rechts“ politischen Protest ins Land bringen. Blaue Seen, hübsche Berge, malerische Bergbäuerinnen, die kurz vor dem ökonomischen Kollaps noch ein paar Steilhänge mit der Sense mähen, Blondinenwahl im Seehotel, romantische Autobahntrassen über die (...)

radiX, Nummer 4

Drohen für das Deutschtum

Oktober
2000

Seit die FPÖVP-Koalitionsregierung Österreich regiert, bemüht sich diese nicht nur um eine nationalistisch-patriotische Agitation im allgemeinen, sondern auch um möglichst schlechte Beziehungen zu den östlichen Nachbarstaaten Österreichs. Insbesondere gegenüber Tschechien und Slowenien hat hier die (...)

radiX, Nummer 4

Der Herr Bezirksrat und die Modernisierungstendenzen des organisierten Rechtsextremismus in Österreich: die sogenannte „Neue-Rechte“

Oktober
2000

Um ins Amt für Jugend und Familie des dritten Wiener Bezirks, welches sich im Bezirksamt am Karl-Borromäus-Platz, 2. Stock, befindent, zu gelangen, geht man/frau durch das Vorzimmer des Büros des Bezirksvorstandsstellvertreters WALTER HERBICH. Um sich die Wartezeit zu verkürzen, liest frau die dort (...)

Context XXI, Heft 6/2000

Wer Klarinette spielt, nimmt keine Drogen!

Die Mythologie des Klarinettenspiels
Oktober
2000

Wie sollte jemand, der nichts tut als Klarinette in einem beschissenen Blasmusikverein eines immer noch in klerikalfaschistischer Tradition stehenden Dorfverbandes zu spielen, auf vernünftige Gedanken kommen? Und umgekehrt: Wie sollte jemand dessen Gedanken zwischen Dorfgasthaus, dem zehnten (...)

Context XXI, Radiosendungen 2000

Erklärt Österreich I

Austrofaschismus und Nationalsozialismus
Dezember
2000

Vom 13. bis 21 Juni 2000 hielten Stephan Grigat und Florian Markl Vorträge in Berlin, Bochum, Wuppertal, Heidelberg, Siegen und Stuttgart, um die gegenwärtige politische Situation in Österreich und die Gesellschaft, die sie ermöglicht, zu erklären. Solcher Erklärungsbedarf besteht nicht nur bei (...)

Context XXI, Radiosendungen 2000

Erklärt Österreich II

Vom Postfaschismus zu Jörg Haider
Dezember
2000

Vom 13. bis 21. Juni 2000 hielten Stephan Grigat und Florian Markl Vorträge in Berlin, Bochum, Wuppertal, Heidelberg, Siegen und Stuttgart, um die gegenwärtige politische Situation in Österreich und die Gesellschaft, die sie ermöglicht, zu erklären. In diesem zweiten Teil der Sendung hören Sie (...)

Context XXI, Medienecke

Land ohne Öffentlichkeit

Dezember
2000

Man soll nicht so tun, als wäre Österreich erst seit der Bildung der blau-schwarzen Regierung das Letzte in der „westlichen Wertegemeinschaft“: In ganz Europa geht seit vielen Jahren die Rede vom Verfall der Öffentlichkeit um — begonnen hat es mit einem Strukturwandel. Die Habermas’sche Zuversicht, (...)

Context XXI, Heft 7-8/2000

Benes heißt jetzt Temelin

Dezember
2000

„Für Volksdeutsche keine Knete — hoch leben die Benes-Dekrete!“ Irgendeinen direkten Außenfeind scheint Österreich unter dieser neuen Regierung zu brauchen: Während der so genannten Sanktionen waren das Frankreich und Belgien, jetzt ist es die Tschechische Republik. In beiden Fällen engagierten und (...)

Context XXI, Heft 7-8/2000

Immer wieder Hochmoos

Anmerkungen zum Ochs, der vor dem Berge steht
Dezember
2000

Mit einer aufwendigen Dokumentation hat der ORF am 26. Oktober den ÖsterreicherInnen zur Prime Time vorgeführt, woraus ihre Nation besteht: monumentale Größe, gewaltige Schwäche, erbärmliche Selbstermächtigung. Menschen kamen im Hauptfilm zum Nationalfeiertag nur als Relation vor, nur um die (...)

Context XXI, Heft 7-8/2000

Es war ein Putschversuch!

Für ein Umschreiben der Geschichte des Jahres 1950
Dezember
2000

Die Rückblicker auf den „Putschversuch“ 1950, ob aus dem bürgerlichen Lager oder von der KPÖ, gehen von einem falschen Gegensatz aus. Entweder sei es bloß um den Lohn gegangen, wie die KPÖ und an den Fakten orientierte Historiker berichten – … Die KPÖ plakatierte eine „Erklärung von Nationalrat Fritz (...)

radiX, Aussendungen

Völkischer Heimatschutz

Einwände zu den Protesten gegen das AKW-Temelin
Januar
2001

Während in Ober- und Niederösterreich ÖkoaktivistInnen, FPÖ-Funktionäre, Grüne, ÖVP-Bürgermeister und Mühlviertler Bauern die Grenzen blockieren, kommt kaum wer auf die Idee, die Menschen hinter der Grenze zu fragen, was sie von Aktionsformen halten, die erstmals seit der Öffnung des eisernen Vorhangs (...)

radiX, Flugblätter

Temelin und Österreich abschalten!

Februar
2001

Seit jeher braucht es zum nationalen Schulterschluß innere und äußere Feinde, in deren Angesicht Mob und Eliten zusammenrücken. Besondere Wirksamkeit entfalten dabei jene Feindbilder, die eine starke historische Tradition aufweisen. In Österreich waren und sind das einerseits die Juden und Jüdinnen, (...)

radiX, Aussendungen

Österreich verweigert Helsinki-Föderation Zutritt zu Gefängnissen

Februar
2001

Das österreichische Justizministerium verweigerte der Internationalen Helsinkiföderation IHF den Zugang zu einigen österreichischen Haftanstalten. Der IHF-Exekutivdirektor Aaron Rhodes meinte dazu, daß dies „sonst nur in autoritären Verhältnissen üblich“ wäre. Das IHS kritisierte im weiteren (...)

Context XXI, Medienecke

Wir sind immer noch ‚dahinter‘

März
2001

Zu Christoph Schlingensiefs „Container“-Aktion vor der Wiener Oper im vergangenen Sommer ist nun ein Buch erschienen. Es ist, insofern die Fortführung der Aktion, ein spektakuläres und spekulatives Büchlein, bei dem unklar bleibt, wer wozu „provoziert“ werden soll. Im Vorsatztext des Verlags findet (...)

Context XXI, Heft 1/2001

Konturen medialen Antisemitismus in Österreich

Sekundärer Antisemitismus und die Neudefinition der öffentlichen Antisemitismusschwelle in den österreichischen Medien nach 1945
März
2001

Der Sieg der Alliierten im Jahr 1945 bedingte in Österreich zwar politisch einen radikalen Umbruch, doch gerade der Medienbereich war von personeller Kontinuität zur Nazi-Zeit gekennzeichnet. Ein Großteil der JournalistInnen, die bereits vor 1945 die Medienlandschaft geprägt hatten, blieben auch (...)

Context XXI, Heft 1/2001

Jüdische Geschichte nach der Massenvernichtung

Eine Gesamtgeschichte der Jüdinnen und Juden Wiens
März
2001

Siebenundsechzig Jahre nach dem Erscheinen von Hans Tietzes Buch Die Juden Wiens bringt der Philo-Verlag erstmals nach der Schoa eine auf sechs Bände angelegte Geschichte der Jüdinnen und Juden Wiens heraus. Zwar sind in den vergangenen Jahren immer wieder interessante und wichtige (...)

Context XXI, Heft 2/2001

Eine Bewegung und ein Volk

April
2001

Wie stark war die Unterstützung des Nationalsozialismus in der damaligen „Ostmark“? Wie verhielt sich die Bevölkerung gegenüber Anschluß, Krieg und Judenvernichtung? Welche sozialen Gruppen zeigten sich besonders anfällig für die nationalsozialistische „Weltanschauung“? Wie ist es zu erklären, daß ein (...)

Context XXI, Heft 3-4/2001

Nachdenken statt Demonstrieren

Juli
2001

The first task today is precisely NOT to succumb to the temptation to act, to directly intervene and change things (which then inevitably ends in a cul de sac of debilitating impossibility: What can one do against the global capital’) but to question the hegemonic ideological coordinates. (...)

Context XXI, Heft 3-4/2001

Österreich für Alle gleich?

Wer soll integriert werden? Ein Beitrag zu Gleichstellung.
Juli
2001

Der Nationalstaat war eine überzeugende Antwort auf die historische Herausforderung, ein funktionales Äquivalent für die in Auflösung begriffenen frühmodernen Formen der sozialen Integration, zu finden. Heute stehen wir vor einer analogen Herausforderung. Die Globalisierung des Verkehrs und der (...)

Context XXI, Heft 6/2001

„Rückkehr nicht erwünscht“

November
2001

Dies ist der erste Teil einer Serie zu Aspekten der Geschichte und der gegenwärtigen Situation von Roma und Sinti in Österreich — geprägt durch Ermordung, Verfolgung, Vertreibung, Ausgrenzung und Marginalisierung. Gleichzeitig fand ihre Geschichte, aber auch ihre Sprache, Kultur, Kunst oder ihr (...)

Context XXI, Heft 7-8/2001 — 1/2002

Als ich nach Österreich kam. Ein Traum und heute nur mehr ein Alptraum ...

Februar
2002

Als ich die Grenze nach Österreich überquert habe, hatte ich ein Ziel: Studieren, und als Diplom-Ingenieur in mein Heimatland zurückkehren. Immerhin haben es vor mir ein Onkel und eine Tante geschafft und vor kurzem ihr Studium im Ausland absolviert. 5 Jahre im Ausland — das schafft für mich eine (...)

Café Critique, Jahr 2002

Republik Freies Österreich: Haider, Benes, Temelin

Februar
2002

Allen, die es wissen wollten, war es ohnehin klar: Das mit 915.000 Stimmen erfolgreich abgeschlossene Volksbegehren gegen das tschechische Atomkraftwerk Temelin hatte die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) nicht initiiert, um ihr plötzliches Engagement für den Umweltschutz zu belegen. Vielmehr (...)

Context XXI, Heft 7-8/2001 — 1/2002

„Durch Reinheit zur Einheit“

Februar
2002

Zum deutschnationalen Korporationswesen in Österreich Im Jahreslagebericht 1999 des BM für Inneres heißt es, dass von mehreren österreichischen Burschenschaften „ein unterschwelliger und verklausulierter Rechtsextremismus ausgeht. Die Agitation dieser Studentenverbindungen lässt auch den Versuch (...)

Context XXI, Heft 7-8/2001 — 1/2002

Vom „Kampf um die Erinnerung“ zur Inszenierung eines Medien-Hype

Zur Verortung der „Burger-Debatte“ im „österreichischen Gedächtnis“
Februar
2002

Der Wiener Philosoph Rudolf Burger hat mit seinem Artikel „Die Irrtümer der Gedenk­politik. Ein Plädoyer für das Vergessen“, der im Heft 2/2001 der „Europäischen Rund­schau“ und wenig später in gekürzter Form in einem Kommentar des „Standard“ veröffent­licht wurde, für Furore gesorgt. Die durchaus (...)

Context XXI, Heft 7-8/2001 — 1/2002

Othmar Spann

Vom klerikalfaschistischen Ständestaat und seinen Kontinuitäten
Februar
2002

Einer wollte den Führer führen. Nein: Einige wollten den Führer führen und wirkten so im Zeichen des Führers. Ob Heidegger, Rosenberg oder Spann, die Qualität ihrer Beiträ­ge bleibt in diesem Kontext sekundär, wenn auch im Sinne der üblichen Vorwegnahme bei Spann die Betonung auf der philosophischen (...)

Context XXI, Radiosendungen 2002

Letzte Monate in Wien

Aufzeichnungen aus dem australischen Internierungslager 1940/41
Februar
2002

Reinhold Eckfeld, der seinen Bericht in einem australischen Internierungslager niederschrieb, illustriert darin, wie seine eigenen Mitschüler plötzlich in SS-Uniformen vor ihm standen, er beschreibt die Gespräche von österreichischen Beamten, das Gejohle der Wiener, die Gespräche in den Schlangen (...)

Context XXI, Heft 2/2000

Nationaler Schulterschluß beim Österreich-Gespräch

April
2002

Nachdem das Publikum am 15. März insgesamt rund dreieinhalb Stunden lang das sogenannte „Österreich-Gespräch“ über sich ergehen lassen mußte, zog ORF-Generalintendant Weis ein zufriedenes Resümee. Wenn Österreich in Europa Erfolg haben wolle, müsse es als geeintes Land auftreten, als geschlossene (...)

radiX, Aussendungen
„Damals haben die Juden in Europa was erlebt“

Protokoll einer völkischen Allianz

April
2002

Vier Tage nachdem Neonazis in einer von Burschenschaften organisierten Demonstration gegen die Wehrmachtsausstellung „Sieg Heil“ gröhlend und unter kameradschaftlichem Augenzwinkern der Polizei und der Regierungsparteien durch die Wiener Innenstadt marschierten, trafen sich Rechtsextreme aller (...)

Context XXI, Heft 2/2002

Austria Est In Orbis Ubique

diE nOt
Mai
2002

Context XXI, Heft 2/2002
Wessen Sprache?

Die Überwindung der Sprachlosigkeit

Roma-Literatur und Sprache in Österreich
Mai
2002

Nach der Vernichtung des Großteils der österreichischen Roma durch den Nationalsozialismus dauerte es Jahrzehnte bis die verbliebenen, weitgehend traumatisierten Angehörigen der burgenländischen Roma wieder das Selbstbewusstsein hatten, nicht nur über ihre Verfolgungen zu sprechen, sondern auch (...)

Context XXI, Heft 3-4/2002
Wo es Faschismus gibt

Portugal als Modell?

Estado Novo und Austrofaschismus, ein Vergleich – Teil 1
Juni
2002

Eine Beschreibung des Austrofaschismus, die allein mit dem Vergleich zum Nationalsozialismus in Deutschland operiert, wirkt in hohem Maße verharmlosend oder sogar legitimierend. Um zu einer ernsthaften historischen Aufarbeitung und Einordnung des austrofaschistischen Regimes zu gelangen, wäre es (...)

Context XXI, Heft 3-4/2002

Konfusionen nach einem Ausstellungsbesuch

Verbrechen der Wehrmacht
Juni
2002

Die zwei Wehrmachtsausstellungen des Hamburger Instituts für Sozialforschung dokumentieren im Abstand von 6 Jahren dasselbe Thema: die aktive Rolle der Wehrmacht beim Holocaust. Der ersten Ausstellung war es gelungen, die Legende von der sauberen Wehrmacht zu zerstören, die seit 1945 von (...)

Café Critique, Jahr 2002

Österreich vor Neuwahlen

Die Freiheitlichen, die Linke und die postnazistische Normalität
September
2002

Manchmal drängt sich einem der Verdacht auf, die FPÖ inszeniere ihre Streitereien als Lehrstück für die Linken. Andreas Mölzer, Chef der als Junge Freiheit-Ableger fungierenden Zur Zeit, stellte in den letzten Tagen unmißverständlich klar, dass die FPÖ doch keine „neoliberale Honoratiorenpartei“ sei. (...)

radiX, Aussendungen

Niemals Vergessen!

Gegen Antisemitismus und Faschismus!
Oktober
2002

Die Pogrome rund um den 9. November 1938 waren nur die Höhepunkte eines von antisemitischen Ausschreitungen geprägten Jahres. Im Raubzug gegen ihre jüdischen Nachbarn spielten die Wiener und Wienerinnen eine Vorreiterrolle im gesamten deutschen Reich. Sie begannen sofort nach der umjubelten (...)

Context XXI, Heft 5-6/2002

Portugal als Modell?

Estado Novo und Austrofaschismus, ein Vergleich — Teil 2
November
2002

Gerade die im ersten Teil des Artikels präsentierte Vorgeschichte des portugiesischen Estado Novo und des Austrofaschismus ermöglicht es, eine ganze Reihe von Ähnlichkeiten in der nur unwesentlich zeitlich verschobenen Formierung dieser beiden Regime aufzuzeigen. Ähnlichkeiten etwa darin, wogegen (...)

Café Critique, Jahr 2002

Wahlen in Österreich

Dezember
2002

Das entscheidende Ergebnis der Wahl in Österreich lautet: die konservativen Nachlaßverwalter des Austrofaschismus, die bis heute das Bild des klerikalfaschistischen Diktators Engelbert Dollfuß in ihren Parlamentsräumen hängen haben, gewinnen auf Kosten der SS-lobredenden und NS-verharmlosenden (...)

Context XXI, Heft 7/2002

Österreich ist frei

Wie in einem Land alles möglich sein kann
Dezember
2002

Vom Service her gehören die österreichischen Sozialversicherungsanstalten bekannter Maßen nicht zu den schlechtesten. Es gibt nicht nur eine funktionierende Bürokratie; die Angestellten geben außerdem gerne Auskunft und zeigen sich im wesentlichen pragmatisch. Wenn der Sozialminister posaunt, (...)

Context XXI, Heft 8/2002 — 1/2003

Feindbild Mahler

Zur antisemitischen Abwehr der Moderne in Österreich
März
2003

Das Buch von Gerhard Scheit und Wilhelm Svoboda behandelt die Rezeptionsgeschichte Gustav Mahlers von 1918 bis in die 90er Jahre. Das Werk kommt in den zahlreichen Zitaten der MusikkritikerInnen ausführlich auf die Musik Mahlers zu sprechen, sodaß ein Interesse an der Musik für eine Lektüre sicher (...)

Grundrisse, Nummer 7

Soziale Bewegungen in Österreich. Die fordistische Ordnung

September
2003

Dieser Text ist Teil eines umfangreichen Projekts zur Geschichte der sozialen Bewegungen in Österreich. Wir werden in den nächsten Ausgaben der grundrisse laufend einzelne Anschnitte daraus veröffentlichen. Die nach dem Sieg der Bolschewiki in der russischen Oktoberrevolution 1917 ausgelöste (...)

Context XXI, Heft 6-7/2003

Österreichische jüdische Exilantinnen in der Résistance

Oktober
2003

Der kommunistische Widerstand setzte auf Österreichnationalis­mus. Die Bedeutung der nationalsozialisti­schen Judenverfol­gung wurde dadurch selbst von jüdischen Kämpferinnen lange unterschätzt. 1941 fasst die französische Résis­tance die deutschen, öster­reichischen und deutschsprachigen tschechischen (...)

Café Critique, Jahr 2003

Redebeitrag für die Gedenkveranstaltung zum Novemberpogrom

am 9. November 2003 vor der in der Pogromnacht zerstörten Synagoge in der Zirkusgasse in Wien
November
2003

Am 9. November 1938 wurden in einer konzertierten Aktion im gesamten Deutschen Reich die Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert, Juden und Jüdinnen misshandelt, verhaftet und ermordet. Die von den Nazis geplante politische Inszenierung wurde von weiten Teilen der (...)

Grundrisse, Nummer 8

Soziale Bewegungen in Österreich: Differenzierung der Szenen

Dezember
2003

Im folgenden handelt es sich wieder um einen Ausschnitt aus einem größerem Text; durch meine eigene Vergangenheit ist er stark auf die Ereignisse in Wien bezogen. Nach dem Abflauen der 1968er-Bewegung kam es zur Herausbildung leninistischer Gruppen (K-Gruppen), die in der ersten Hälfte der 1970er (...)

Grundrisse, Nummer 9

Soziale Bewegungen in Österreich: Die Autonomen

März
2004

Dieser Abschnitt behandelt nur einen Teil der Bewegungen der zweiten Hälfte der 1980er (z.B. gab es auch die Studierendenproteste 1987 und die Anti-Waldheim-Bewegung ab 1986). Daß dieser Abschnitt mit „Die Autonomen“ betitelt wird, hat mit dem Widerschein dieser Bewegung in der medialen (...)

Grundrisse, Texte außerhalb der Grundrisse

Und wir bewegen uns doch

Soziale Bewegungen in Österreich
Juni
2004

Immer wieder wird — je nach Standpunkt — beklagt oder festgestellt, dass linke Bewegungen in Österreich nie ein größeres Ausmaß erreicht hätten. Trotzdem veränderte sich die institutionelle Struktur wie auch die Sichtweise und Lebensverhältnisse der Bevölkerung auch durch soziale Kämpfe. Internationale (...)

Context XXI, Heft 4-5/2004

Versöhnung auf Sudetendeutsch

Juni
2004

Wie um zu zeigen, die VertreterInnen der Sudetendeutschen Landsmannschaft Österreichs (SLÖ) seien alles andere als Ewiggestrige, die die Sprache der Jugend nicht sprächen, ließen diese Ende 2003 mit folgender Presseaussendung aufhorchen: "Nach JA der Tschechen zur EU - An alle Bürger der EU. (...)

Grundrisse, Nummer 10

Soziale Bewegungen in Österreich: Postmoderne, Postfordismus

Juni
2004

In diesem Abschnitt geht es um die Veränderungen im Kapitalismus seit der 1960ern. Das wird von verschiedenen AutorInnen als Übergang vom Fordismus zum Postfordismus, von der Moderne zur Postmoderne, vom Imperialismus zum Empire oder von der Disziplinar- zur Kontrollgesellschaft bezeichnet. Es (...)

Context XXI, Heft 4-5/2004

Post/Koloniale Verbindungen?

Juni
2004

Dass die Gesetzgebungen zur Arbeitsmigration einer Nützlichkeits- und Bereicherungslogik für den anwerbenden (und den sendenden) Staat folgen, ist nicht besonders neu. Von Kien Nghi Ha wird diese Logik — die BRD betreffend — in einen kolonialistischen Kontext gestellt. An welchen Punkten lassen (...)

Context XXI, Heft 4-5/2004

Migration und Integration

Juni
2004

Mit dem Österreichischen Migrations- und Integrationsbericht ist erstmals eine umfassende Sammlung an Daten, Fakten und Analysen zu diesem Themengebiet in Österreich erschienen. Während bei den Beiträgen über „Fremdenfeindlichkeit" die analytische Ebene zu kurz kommt, ist eine tiefergehende Analyse (...)

Café Critique, Jahr 2005

Unschuld vom Lande

Österreich als Opfer und Friedensmacht
März
2005

Dem Diktum Max Horkheimers, wer vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen, ist wohl niemand so konsequent gefolgt wie die Österreicher. Sie haben lange Zeit weder von dem einen noch von dem anderen gesprochen. Während eine Auseinandersetzung mit dem (...)

Streifzüge, Heft 33

Staatsmythos im Umbau

Randnotizen zur jubilierenden Inszenierung der Republik
März
2005

Es ist ein Ritual. Das offizielle Österreich inszeniert einmal mehr seine Historie und das andere Österreich kritisiert Verdrängung und Heuchelei. Was die Streitparteien eint, ist eine Art Vergangenheitssucht, das Starren auf die Geschichte. Da werden dann historischen Gefechte mit einer (...)

Context XXI, Heft 1-2/2005

Nimsawi, die Österreicher — Geschenke aus Europa

Mai
2005

Eine der schlimmsten Waffen, unter denen die iranische und die irakische Bevölkerung leiden musste, hieß „Nimsawi“. Ein Dankeschön an Österreich. Meine Begegnung mit Österreich beginnt in Halabja an der iranisch-irakischen Grenze zu Beginn der 80er Jahre. Der Iran attackierte damals irakische Dörfer (...)

Context XXI, Heft 1-2/2005

Widerstand vom Himmel

Mai
2005

Um die NS-Vergangenheit in ihrer ganzen Tiefe und Tragweite aufdecken zu können, hat Peter Pirker, der He­rausgeber dieses Buches das Motto „Gra­be, wo du stehst“ in die Tat umgesetzt und ein historisches Dokument veröffentlicht, das nicht nur für die regionale Geschichtsschreibung Kärntens, sondern (...)

Context XXI, Heft 3-4/2005

Opferstaat Österreich

Juni
2005

Es war zu be­fürchten, dass das Gedankenjahr sich derart gestaltet: Österreich-Patriotismus an Stelle von kritischer Reflexion, nationales Wohl­fühlen anstatt einer ungeschminkten Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit und ihren Kontinuitätslinien in der Zweiten Republik. Zu diesem Anlass eine (...)

Context XXI, Heft 3-4/2005

Die „Mörder“ der „Kameraden“

Über die österreichische PartisanInnenphobie und ihre kärntnerischen Auswüchse
Juni
2005

60 Jahre Befreiung meint vor allem in Kärnten „Niederlage“ und in Bezug auf die Erinnerungstra­dition in erster Linie eine Kultivierung faschistoider und antislowenischer Brauchtumspflege. Dies verdeutlicht sich einerseits in der Fortsetzung eines Gedenkens, welches an die vermeintlichen „Opfer“ (...)

Context XXI, Heft 3-4/2005

„Piece Number 26“: Die ungehaltene Ansprache

des österreichischen Bundespräsidenten anlässlich des Gedankenjahres 2005
Juni
2005

Eine Kolumne in formaler An- und inhaltlicher Ablehnung an die „Nicht gehaltene Rede des israelischen Ministerpräsidenten“von Ulrich Harbecke (gesendet im WDR, am 2. Mai 2004). Zitat: Ich ehre alle Opfer dieser unseligen Periode, gleichgültig, oh sie unter der Zivilbevölkerung oder unter den (...)

Context XXI, Heft 3-4/2005

Wer ist hier noch sicher?

Österreich reformiert sein „Fremdenwesen“
Juni
2005

Am 7. Juli wurde das „Fremdenrechtspaket 2005“ mit den Stim­men von ÖVP, Freiheitlichen und SPÖ — wo Bundesgeschäfts­führer Darabos die Tradition der ehemaligen Law-and-Order-Minister Löschnak und Schlögl konsequent weiterführte — im Par­lament beschlossen. Leise Kritik war lediglich von Seiten der Grünen (...)

Streifzüge, Heft 34

Fassadenschau (1. Teil)

Inspektionsreisen durch Geschichte und Gegenwart eines doch seltsamen Landes
Juli
2005

Die Renovierung der Vergangenheits-Fassade mittels Provokation ist ein periodisch wiederkehrendes, reinigendes Ereignis in der nationalen Geistesgeschichte, nur mit Nutzen verknüpft und gänzlich ohne Gefahr. (Günther Nenning, 1963) Die wahre Ordnung auf Erden muss im Herzen von ihrer (...)

Context XXI, Heft 5-6/2005

Aghet und Österreich

Wieso die Republik Österreich den Völkermord an den ArmenierInnen nicht anerkennt
Oktober
2005

Als nach 1945 die NS-Verbrechen von der Weltge­meinschaft inter­national verurteilt wurden, gab es viele Initiativen, auch den Völkermord an den ArmenierInnen, der durch die Jungtürken im Osmanischen Reich während des Ersten Welt­krieges begangen wurde, zumindest als solchen aner­kennen zu lassen. (...)

Streifzüge, Heft 35

Fassadenschau (2. Teil)

Inspektionsreisen durch Geschichte und Gegenwart eines doch seltsamen Landes
November
2005

Das Jubeljahr, das sich nun dem Ende zuneigt, erwies sich als Fiasko. Die Inszenierung ist misslungen. Derweil hat man die Fassade so schön herausgeputzt und dann blätterte sie gleich ab, wurden die braunen Flecken sichtbar. Was das offizielle Österreich vertuschen wollte, wurde von den (...)

Context XXI, Heft 7-8/2005

Flüchtlingsjugendliche – weiterhin keine Chance?

Entwicklungen des letzten Jahres, Probleme und Verschärfungen durch das Fremdenrechtspaket 2005
Dezember
2005

Der positive Durchbruch in der Obsorgeregelung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen war einer der wenigen Lichtblicke im Jahr 2005. Am 1.Jänner 2006 traten das neue Asyl- , das Ausländerbeschäftigungs- und das Fremdenpolizeigesetz in Kraft – ein Paket der neuen Grausamkeiten, das nicht nur (...)

Context XXI, Heft 4-5/2006

„Braune Flecken“ in Oberösterreich

Hartnäckige Spuren des Faschismus
März
2006

Bei der Konferenz „Braune Flecken sind kein Schicksal“ am 9. September 1995 in Wels diskutierten AntifaschistInnen aus Oberösterreich und anderen Bundesländern über ein brisantes Thema: Straßen und öffentliche Einrichtungen, die nach Würdenträgern oder Wegbereitern des Faschismus benannt sind. In der (...)

Context XXI, Heft 4-5/2006

Braunzone OÖ

März
2006

Das NS-Verbotsgesetz ist in Oberösterreich oft außer Kraft, aber die Straßenverkehrsordnung gilt noch. Ried im Innkreis, 27. Mai 2006: Der Welser Rechtsextremist Ludwig Reinthaler und der neonazistische Bund Freier Jugend hatten zu einer Kundgebung aufgerufen, AntifaschistInnen zu einer (...)

Context XXI, Heft 4-5/2006

Die Entwicklung Oberösterreichs im Nationalsozialismus

Einige Eckdaten
März
2006

1938 11.03.: In den größeren Städten und Orten, u. a. in Linz, Wels und Steyr, beginnt die Machtübernahme durch einheimische Nazis 12.03.: Einmarsch deutscher Truppen und österreichischer „Legionäre“. Hitler spricht in Braunau und Linz. 13.03.: Hitler besucht das Grab seiner Eltern in Leonding. Es (...)

Context XXI, Heft 4-5/2006

Zur Einleitung

März
2006

Hoamatland, Hoamatland, i hab di so gern, wia a Kinderl sei Muata, wia a Hinderl sein Herrn, etc. etc. Die vorliegende Ausgabe der Context XXI widmet sich dem Nationalsozialismus in Oberösterreich — den Kontinuitäten und den Aktualisierungen. Die einen stecken mit dem Kopf im Gestern fest, die (...)

Context XXI, Heft 1-2/2006

„Haut’s die Juden eini’!“

Zum Verhältnis von Antisemitismus und Fußball in Österreich
Mai
2006

Dass ein Fußballspiel seit jeher mehr als nur ein Spiel gewesen ist und auch länger als 90 Minuten dauert, haben verschiedene SportforscherInnen und SporttheoretikerInnen bereits beleuchtet und dabei nicht nur auf die Tätigkeiten von Fußballvereinen und Clubs sowie deren AnhängerInnen verwiesen, (...)

Café Critique, Jahr 2006

Vom „Lernen aus der Geschichte“ zur „Friedensmacht“ mit Ambitionen

Redebeitrag zum Befreiungsfest am 8. Mai 2006, Schwarzenbergplatz, Wien
Mai
2006

Am 10. April 2006 veröffentlichte „Der Standard“ ein Interview mit Bundespräsident Heinz Fischer, welches den kritischen Köpfen der heimischen Gedenkkultur wohl ein anerkennendes Kopfnicken entlockte. Lange Jahre war die österreichische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus durch „kaltes und (...)

Café Critique, Jahr 2007

Ein Beitrag der Zivilgesellschaft

Mai
2007

Die US-Regierung hat den österreichischen Ölmulti OMV wegen geplanter Geschäfte mit der nationalen iranischen Ölgesellschaft gerügt. In Österreich sind die Reihen hinter der OMV fest geschlossen. „Es geht um einen Geschäftsvorgang, der mit dem Nuklearprogramm nichts zu tun hat.“ Mit diesen Worten (...)

Café Critique, Jahr 2007

Wohin steuern Österreich und die OMV?

Mai
2007

Am 21. April 2007 unterzeichneten die Vertreter der Österreichische Mineralölverwaltung OMV und des iranischen Regimes drei Absichtserklärungen über das größte Erdgas-Geschäft, dass je ein europäisches Unternehmen mit dem Iran abschlossen hat: Der Energiekonzern will sich erstens mit einem Anteil von (...)

Café Critique, Jahr 2007

Von Waggerl zu Goisern, von der Reichsmark zum Euro

Wozu braucht Europa eine kulturelle Identität?
September
2007

Hubert von Goisern geht als Botschafter für die Kulturhauptstadt Linz mit einer schwimmenden Konzertbühne auf Tour: quer durch Europa befährt er Donau, Rhein und Main, um an verschiedenen Stationen gemeinsam mit lokalen Musikern aufzutreten. Diese Tour sei ein „einendes Element, das keine Grenzen (...)

Café Critique, Jahr 2007

Österreich als Türöffner für die Mullahs

Dezember
2007

Der geplante Milliardendeal der OMV mit dem Iran würde Österreich zum langfristigen strategischen Partner des Mullahregimes in Teheran machen. „Die OMV begegnet ihren Geschäftspartnern auf gleicher Augenhöhe. Schließlich entspricht der Respekt vor Mensch und Umwelt unseren ethischen Prinzipien.“ (...)

Streifzüge, Heft 43
2000 Zeichen abwärts

Deutsche und Bergdeutsche

Juni
2008

Wenn diese Zeitung erscheint, wird das Match zwischen Österreich und Deutschland schon gelaufen sein. Derlei Spiele haben es schon in sich. Das 3:2 gegen Deutschland bei der WM 1978 war für Österreich nicht nur die Rache für die Schlacht von Königgrätz, Cordoba war ganz mitentscheidend für die (...)

Café Critique, Jahr 2009

Renovierung des Postnazismus

Mai
2009

Österreich im Frühjahr 2009: In Serfaus, einem Urlaubsort in den Tiroler Bergen, verweigert eine Hotelbetreiberin einer jüdischen Familie ein freies Zimmer, da sie „schlechte Erfahrungen“ mit Juden gemacht habe. Bei einem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz fallen Wiener Schüler durch antisemitische (...)

Grundrisse, Nummer 32

Bewegungen der Studierenden in Österreich

Dezember
2009

Wegen der ungenügenden Kapazität der Universitätsräumlichkeiten ereignen sich schon zu Beginn der 1960er Proteste (bis hin zu Krawallen). Sind diese noch von den rechten Organisationen getragen, so ändert sich das Bild in der zweiten Hälfte der 1960er. Neben der allgemein gesellschaftspolitischen und (...)

Café Critique, Jahr 2010

Rosenkranz im Postnazismus

Zu den österreichischen Präsidentschaftswahlen
April
2010

Ein Charakteristikum der postnazistischen Gesellschaft in Österreich besteht darin, dass die zwangsdemokratisierten Nazis nicht als solche bezeichnet werden, sondern als „nationales“ oder „drittes“ Lager neben dem sozialdemokratischen und konservativen zum integralen Bestand der Zweiten Republik (...)

Café Critique, Jahr 2010

Eidgenössische und andere Mullahfreunde

September
2010

Deutschland, der wichtigste westliche Handelspartner des Iran, hat seine Geschäfte mit dem Regime der Mullahs und Revolutionswächter im ersten Halbjahr 2010 deutlich ausgebaut. Die Exporte stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14 Prozent. Die Importe sind um 88 Prozent gewachsen. Die (...)

Amelie Lanier, Transformation Osteuropas

Die Ostexpansion der österreichischen Banken 

November
2010

1. Der Konsumentenkredit Wenn Marx schreibt: „Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der (...)

Café Critique, Jahr 2010

Reden, nur um zu reden

Der fruchtlose Dialog mit dem Iran
November
2010

„Durchs Reden kommen d’Leut zam.“ Diese gerade im konsensorientierten Österreich beliebte Phrase findet ihren weltpolitischen Niederschlag in Organisationen wie den Vereinten Nationen, deren völkerrechtsidealistische Freunde stets peinlich berührt schweigen, wenn man sie auf die Verfasstheit des (...)

Café Critique, Jahr 2011

Wehrmachtskrieger gegen Israel

Januar
2011

Anfang der 80er Jahre ließ der israelische Premierminister Menachem Begin dem deutschen Kanzler Helmut Schmidt völlig zu Recht ausrichten, wer als Offizier am Vernichtungskrieg an der Ostfront teilgenommen hat, sollte zu den Problemen im Nahen Osten ein für alle mal den Mund halten. Das scheint (...)

LICRA

Es gibt kein Jüdisches Wien

November
2012

Es gab ein jüdisches Wien, gewachsen in den Jahren der liberalen Blüte nach 1867. Die Juden der Stadt nutzten die durch die Emanzipation erworbenen Rechte und Freiheiten, bildeten sich und machten sich unternehmerisch selbstständig oder gingen in die freien Berufe. Eine Rolle, in die sie nicht (...)

Amelie Lanier, Antifaschismus

Das Elend des zeitgenössischen Antifaschismus: Nichts als Vergangenheitsbewältigung!

April
2013

Die FPÖ fällt öfter mit leicht abweichenden Äußerungen zur „Vergangenheit“ auf. Anlässlich des „Internationalen Holocaust-Gedenktages“ am 27.1. beispielsweise melden sich SPÖ, ÖVP, Grüne etc. mit den üblichen Phrasen gegen das „Vergessen“ zu Wort. Die FPÖ tut das etwas anders: Dort sieht man sich bzw. den (...)

Grundrisse, Buchbesprechungen
Robert Foltin:

Herbst 1918

Oktober
2014

ebook zum Download: Herbst 1918, ein Anfang pdf zum Download: Herbst 1918, ein Anfang Bestellungen an die Email: edition.grundrisse@gmx.net Sex, Gewalt und politische Diskussionen: Jakob möchte Revolutionär werden und findet vorerst keine Gleichgesinnten. Erst nach seiner Desertion aus der (...)

Streifzüge, Jahrgang 2016

Solidarische Ökonomie in Österreich

Sichtweisen, Erfahrungen und Perspektiven
Januar
2016

Streifzüge, Jahrgang 2016

Akrobatik der Obergrenzen

Januar
2016

Das Jahr der offenen Schengengrenzen wurde letzte Woche in Wien offiziell für beendet erklärt. Nun also doch. Die ÖVP hat die SPÖ auf FPÖ-Linie gebracht. Heinz-Christian Strache braucht sich diese Tage nur die Hände zu reiben. Es läuft wie am Schnürchen. Die Freiheitlichen zeigen Potenz, ohne auch (...)

Streifzüge, Jahrgang 2016

Innenministerin-Abschiebung

Februar
2016

Zwei Beamte haben die österreichische Innenministerin mit sechs Fesseln an eine Holzbank gekettet, Klammern aus Stahl, die ihre Fußgelenke umschließen und sie durch eine Plastikfessel mit der Holzbank verbinden, schränken ihre Bewegungsfreiheit ein. Die Hände sind unterhalb der Oberschenkel fest (...)

Context XXI, Heft 7-8/2000

Mythos Nulldefizit

Februar
2016

Der Beirat für gesellschafts-, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen (BEIGEWUM) hat ein aktuelles Büchlein zur Budgetpolitik der schwarzblauen Regierung verfaßt. Die Notwendigkeit zur Sanierung der „Staatshaushalte“ und damit einhergehend der Legitimation zum Sparen ist scheinbarer (...)

Streifzüge, Heft 66

Aus dem Ruder, an die Wand

März
2016

Die Zeichen europäischer Flüchtlingspolitik stehen auf Verhärtung und Abschreckung. Innerhalb nur weniger Wochen hat sich in Österreich eine Law and Order-Politik wie sie in dieser Schärfe wohl kaum jemand prognostiziert hätte, durchgesetzt. Eine „Wirklichkeitskultur“ (ÖVP-Chef Reinhold (...)

Streifzüge, Jahrgang 2016

Smart and fresh

Sebastian Kurz gilt als Hauptexponent der europäischen Abschottungspolitik
März
2016

Österreich hat einen neuen Politstar. Sebastian Kurz heißt er, ist 29 Jahre alt und seit Dezember 2013 Außenminister. Der ÖVP-Mann gilt als ein Politiker, der weiß was er will und es auch kann. Der Domino-Effekt, den die Westbalkan-Konferenz in Wien auslöste, war gewollt, keineswegs war ihm da was (...)

Streifzüge, Jahrgang 2016

Wut des Gegenwärtigen

Mai
2016

Der österreichische Ausnahmefall gerät zum europäischen Paradigma. Was als österreichische Absonderlichkeit seinen Anfang nahm, hat sich inzwischen zu einem gesamteuropäischen Phänomen ausgewachsen. Was etwas unpräzise als Rechtspopulismus bezeichnet wird, ist mittlerweile von veritabler Größe. Auch (...)

LICRA
Présidentielle en Autriche:

„Hofer essaye de rallier les électeurs du centre“

Mai
2016

Alexander Emanuely, Obmann der LICRA — Österreich, nimmt im Interview mit France 24 zum Wahlerfolg des Kandidaten der FPÖ bei den Wahlen zum österreichischen Bundespräsidenten Stellung.

Streifzüge, Jahrgang 2016

Durchmarsch vertagt

Zu den österreichischen Bundespräsidentschaftswahlen
Mai
2016

„Jeden, der mich nicht leiden kann, aber Hofer vielleicht noch weniger leiden kann, den bitte ich, zur Wahl zu gehen und am 22. Mai ein Auge zuzudrücken.“ Diesem Aufruf Alexander Van der Bellens sind wohl viele gefolgt. Mehr als die Hälfte seiner Wähler wollte nur eins: Norbert Hofer, den Kandidaten (...)

Streifzüge, Jahrgang 2016

Die Verfassungslosen

Juli
2016

Die erfolgreiche Anfechtung der Bundespräsidentschaftswahlen durch die FPÖ beschert den Österreichern eine neuerliche Stichwahl zwischen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer. Eigentlich gibt die Bundesverfassung, konkret der Art. 141 B-VG keine Wahlaufhebung her. Einer Wahlanfechtung ist (...)

Streifzüge, Jahrgang 2016

Kampf um den Brenner

Zusehends versucht sich das Land als Avantgarde der europäischen Flüchtlingsabwehr
August
2016

Binnen weniger Wochen hat das kleine Österreich sich zum Extremisten unter den EU-Staaten gemausert. Das arme hilfsbereite Land, so die treuherzige Selbsteinschätzung, dürfe nicht länger zum Handkuss kommen. Flüchtlingshorden aus dem Süden überlaufen uns. Die gilt es zu stoppen. Festung bauen, Grenzen (...)

Streifzüge, Jahrgang 2016

Hochgradig nervös

Chaostage in Österreich prolongiert. Bundespräsidentenwahl auf den 4. Dezember verschoben.
September
2016

Ist eine Blamage gegeben oder wird eine solche erst hergestellt? Im aufgeheizten Klima der Erregung und Empörung ist das gar nicht so leicht rekapitulierbar. Schlampereien werden zwar nicht erfunden, aber sie werden gefunden, wo früher niemand nach ihnen suchte. Darin liegt die neue Qualität, (...)

Streifzüge, Jahrgang 2016

Vom Appendix zum Scharfmacher

Wandlungen österreichischer Außenpolitik
September
2016

Bis vor einem Jahr bestand die österreichische Außenpolitik vor allem darin, symbiotisch mit der deutschen aufzutreten. Abweichungen gab es, wenn überhaupt, selten. Gelegentlich betätigte Ex-Kanzler Werner Faymann den linken Blinker, ohne allerdings abzubiegen. Der Sozialdemokrat wirkte dabei wie (...)

Streifzüge, Jahrgang 2016

Kein Aufbruch, nirgends

November
2016

Bekommt Österreich als erstes westeuropäisches Land einen rechten Präsidenten? So recht wollte bis jetzt keine Stimmung aufkommen. Das hat wohl auch damit zu tun, dass man die potenziellen Wähler nicht zu sehr belästigen möchte. Denn die sind müde, haben den einjährigen Wahlkampf satt. (...)

Streifzüge, Jahrgang 2016

„Unser Präsident der Mitte“

Dezember
2016

Leihstimmen waren auch diesmal ausschlaggebend, dass Alexander Van der Bellen noch deutlicher als im annullierten Wahlgang im Mai die Stichwahl zum österreichischen Bundespräsidenten gewinnen konnte. So viel Aufmerksamkeit war selten. Wusste bis vor einigen Monaten in Europa kaum jemand, dass es (...)

Streifzüge, Heft 69

Die affirmative Revolte

Vom österreichischen Ausnahmefall zum europäischen Paradigma
April
2017

Was als alpenländische Absonderlichkeit seinen Anfang nahm, hat sich in den letzten Jahren zu einem gesamteuropäischen Phänomen ausgewachsen. Der sogenannte Rechtspopulismus ist mittlerweile von veritabler Größe. Auch der Schlüsselstaat Deutschland scheint das im Eilzugstempo nachzuholen. Prototyp (...)

Streifzüge, Jahrgang 2017

Waterloo und Watergate

Zwischen Consulting-Sumpf und Coaching-Blase übt ein Land seinen Untergang
Oktober
2017

Hierzulande setzt niemand mehr auf Christian Kern. Fast alle sprechen vom Supergau und es ist dem auch kaum zu widersprechen. Die Sache scheint gelaufen zu sein. Auf was soll die SPÖ noch hoffen? Auf einen Mitleidseffekt? Nun, nicht einmal der wird eintreten. Und auch wenn es gelingt Sebastian (...)

Streifzüge, Jahrgang 2017

Rutsch ohne Erdrutsch

Am 15. Oktober wurde Österreich als Bollwerk gegen die Migration bestätigt
Oktober
2017

Alles wie erwartet? Schon, aber doch nicht so ganz. Sebastian Kurz und seine türkis gefärbten Schwarzen haben zwar viel zugewonnen, aber so groß wie erhofft ist der Vorsprung wiederum nicht ausgefallen. Signifikant ist, dass auch die Freiheitlichen in ungefähr diesem Umfang zulegten und dass selbst (...)

Streifzüge, Jahrgang 2017

Staatliche Karabinerkultur

November
2017

Nachwort zur Broschüre Dieter Braeg (Hg.), Rudolf Geist, Die Wiener Julirevolte. Bericht eines Augenzeugen, Buchmacherei, Berlin 2017 Schattendorf und die Folgen. „Dieser feige, infame Mord darf nicht ungesühnt bleiben“, schreibt Robert Geist. Dieser Gedanke war es auch, der die spontanen Proteste (...)

Streifzüge, Jahrgang 2018

Die Holden und der Unhold

Februar
2018

Kampf der Migration heißt Kampf den Migranten, so sieht das die west-östliche Achse der Europäischen Union: Über das Wie wird gestritten. Nach Viktor Orbáns Besuch in Wien stellt sich die Frage, was Österreich noch von den Visegrád-Staaten trennt. Nicht viel, sollte man meinen. Doch so einfach ist (...)

Amelie Lanier, 2. Andere
Sarajevo 1914:

Anlässe werden geschaffen, wenn Krieg ansteht

April
2018

Aus gegebenem Anlaß möchte ich darstellen, wie der I. Weltkrieg losging. 1. Der Thronfolger Franz Ferdinand strebte einen „Trialismus“ an. Er wollte die Slawen der Monarchie mit den gleichen Rechten ausstatten, wie sie den Ungarn im Ausgleich 1867 zugestanden worden waren. Er wollte ihnen also (...)

Streifzüge, Jahrgang 2018

„Wir sind wieder wer!“

Im europäischen Szenario erweist sich Österreichs Politik als geradezu situationselastisch
Juni
2018

Der Auftritt war kurz aber symbolträchtig. Nach Österreich kommt Putin gerne. Es ist wie ein Heimspiel. Auf Wladimir und die Oligarchen warten Freunde. Primär handelt es sich um Stelldichein der österreichischen Wirtschaft mit den neuen Milliardären aus dem Osten. Mehr als die russische Demokratie (...)

Streifzüge, Jahrgang 2018

Räte und Reste

November
2018

Der Zusammenbruch der Monarchie war eine Zäsur, aber keine Revolution. Die Oktoberrevolution hatte auch in Österreich ein breites Echo gefunden. Die Sozialdemokratie forderte ein Friedensabkommen mit dem revolutionären Russland, konnte aber den Diktatfrieden von Brest-Litowsk nicht verhindern. (...)

Streifzüge, Jahrgang 2019

Vorsätzlich abgesagt

März
2019

Ausgerufen wurde die Republik Deutschösterreich am 12. November 1918. Die Wahlen zur Konstituierenden Nationalversammlung erfolgten am 16. Februar und am 5. März 1919 tagten erstmals die frisch gewählten Volksvertreter. Die Sozialdemokraten erzielten die relative Mehrheit und stellten mit dem Karl (...)

Streifzüge, Jahrgang 2019

Darmspiegelung auf Ibiza

Mai
2019

„A b’soffene G’schicht“ ist es also gewesen, die da Heinz-Christian Strache ähnlich seinem Vorgänger Jörg Haider zu Fall gebracht hat. Haider war im Oktober 2008 schwer alkoholisiert in den Tod gerast. Strache ist nun an den Folgen einer durchzechten Nacht auf Ibiza bloß noch der Rücktritt als (...)

Streifzüge, Jahrgang 2019

Philippa als Evita

September
2019

Wen interessieren schon Themen? Derer gäbe es zwar genug: Wohnen, Gesundheit, Bildung, Verkehr, Arbeit, ja sogar Klimaschutz. Sie kommen zwar vor, aber sie verursachen durch Phrasen und Chiffren, durch Stehsätze und Nullaussagen lediglich ein Rauschen im Hintergrund. Wird über sie gesprochen, (...)

Context XXI, Jahr 2021
Alexander Emanuely

Das Beispiel Colbert

Fin de siècle und Republik — Ein dokumentarischer Essay
Februar
2021

Am „Beispiel Colbert“ entwirft Alexander Emanuely einen umfassenden Überblick über die kaum bekannten Ursprünge der Zivilgesellschaft in Österreich. Im Mittelpunkt der Darstellung steht ein vergessener Großer seiner Zeit: der Zeitungsgründer und Schriftsteller Carl Colbert. Mit Colberts Leben und Werk (...)

FORVM, Zur Zeitgeschichte der Zukunft
Zum 76. Jahrestag der Befreiung am 8. Mai 1945

Vergangenheitsbewältigung und Trauerarbeit in Österreich

Mai
2021

Von ihm können wir lernen, was Gedenkpolitik heißt, und den Umgang mit Vergangenheit. Der Wiener Schauspieler flüchtete nach dem „Anschluss“, kämpfte in Spanien gegen die Errichtung der Diktatur, floh nach Frankreich, wurde 1941 nach Dachau, 42 nach Auschwitz, 44 nach Neuengamme und weiter ins (...)

Streifzüge, Jahrgang 2022

Lavieren statt eskalieren

Juli
2022

Kaum ein Land ist abhängiger von russischen Gaslieferungen als die Alpenrepublik. Das betrifft sowohl die Industrie als auch die Privathaushalte. Indes ist Österreich mit dem importierten Erdgas immer recht gut gefahren. Vor allem ökonomisch. Erst 2018 hat man deswegen längerfristige Lieferverträge (...)

Streifzüge, Jahrgang 2022

Der Reiz des Rackets

November
2022

Man kennt ihn zwar kaum, aber er ist überall dabei. Zumindest, wenn und wo es nach Geld duftet. Zweifellos hat hier einer einen Riecher ähnlich dem Twitter-Elon. Denn im Geld aufstellen, da ist er wirklich Kaiser. Alfred Gusenbauer, der in den letzten Jahren einer der engsten Kompagnons des (...)

Streifzüge, Jahrgang 2023

Sensation statt Überraschung

April
2023

ÖVP und SPÖ verlieren und die FPÖ gewinnt. Alles obligat, wäre da nicht das fulminante Ergebnis der KPÖ, der es nicht nur gelang, die 5-Prozenthürde zu überwinden, sondern die sich von 0,4 auf 11,7 Prozent katapultierte. Das ist nicht nur eine Überraschung, das ist ein Sensation. Das Resultat der FPÖ (...)

Streifzüge, Jahrgang 2023

Himmelsabwehr als Himmelfahrtskommando

Juli
2023

Die „European Sky Shield Initiative“ (ESSI) ist eines der größten und ambitioniertesten Rüstungsprojekte in Europa. 19 Staaten wollen gemeinsam einen flächendeckenden Luftabwehr-Schutzschirm über weite Teile des Kontinents spannen. Ein entsprechendes Dokument wurde letzten Freitag in Bern (...)

Republik Österreich
Flagge Wappen
Lage Österreichs in der Europäischen UnionÖsterreichBelgienBulgarienRepublik ZypernTschechienDeutschlandDänemarkDänemarkEstlandSpanienFinnlandFrankreichFrankreichVereinigtes KönigreichVereinigtes KönigreichGriechenlandGriechenlandUngarnIrlandItalienItalienItalienLitauenLuxemburgLettlandNiederlandePolenPortugalRumänienSchwedenSlowenienSlowakeiIslandMontenegroNordmazedonienKroatienTürkeiTürkeiMaltaSerbienGrönlandFäröerNorwegenNorwegenIsle of ManGuernseyJerseyAndorraMonacoSchweizLiechtensteinVatikanstadtSan MarinoAlbanienKosovoBosnien und HerzegowinaRepublik MoldauBelarusRusslandUkraineAutonome Republik KrimKasachstanAbchasienSüdossetienGeorgienAserbaidschanAserbaidschanArmenienIranLibanonSyrienIsraelJordanienSaudi-ArabienIrakRusslandTunesienAlgerienMarokko
Lage Österreichs in der Europäischen Union
Lage Österreichs in der Europäischen Union
Amtssprache Deutsch[1][2]
– regionale Amtssprachen:
Kroatisch, Slowenisch, Ungarisch
anerkannte Minderheitssprachen:
u. a. österreichische Gebärdensprache, Romani
Hauptstadt Wien
Staats- und Regierungsform semipräsidentiell-parlamentarische[3] Republik (Bundesrepublik)
Verfassung Bundesverfassung
Staatsoberhaupt Bundespräsident
Alexander Van der Bellen (parteilos)
Regierungschef Bundeskanzler
Karl Nehammer (ÖVP)
Parlament(e) Parlament (Nationalrat und Bundesrat)
Fläche (112. Platz)[4] 83.882,56 km²
Einwohnerzahl (93.) 9.104.772 (1. Jänner 2023)[5]
Bevölkerungsdichte (78.) 109 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung   +0,53 %[6] (2021)
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2022[7]
  • 471 Milliarden USD (33.)
  • 604 Milliarden USD (41.)
  • 52.192 USD (16.)
  • 66.889 USD (16.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,916 (25.) (2021)[8]
Währung Euro (EUR)
Errichtung 0976: Markgrafschaft Ostarrichi

1156: Herzogtum Österreich
1453: Erzherzogtum Österreich
1500: Österreichischer Reichskreis
1804: Kaisertum Österreich
1867: Österreich-Ungarn
1918: Erste Republik
1934: Bundesstaat Österreich
1938: Teil des Deutschen Reiches
1945: Zweite Republik

National­hymne Österreichische Bundeshymne
Nationalfeiertag 26. Oktober
(1955: Beschluss des Neutralitätsgesetzes)
Zeitzone UTC+1 MEZ
UTC+2 MESZ
(Ende März bis Ende Oktober)
Kfz-Kennzeichen A
ISO 3166 AT, AUT, 040
Internet-TLD .at
Telefonvorwahl +43

Österreich [ˈøːstɐʁaɪ̯çAudiodatei abspielen (amtlich Republik Österreich) ist ein mitteleuropäischer Binnenstaat mit gut 9,1 Millionen[9] Einwohnern. Die angrenzenden Staaten sind Deutschland und Tschechien im Norden, die Slowakei und Ungarn im Osten, Slowenien und Italien im Süden sowie die Schweiz und Liechtenstein im Westen.

Österreich ist ein demokratischer Bundesstaat, im Besonderen eine semipräsidentielle Republik. Seine großteils aus den historischen Kronländern hervorgegangenen neun Bundesländer sind das Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, die Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Wien. Das Bundesland Wien ist zugleich Bundeshauptstadt und auch einwohnerstärkste Stadt des Landes. Weitere Bevölkerungszentren sind Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck.

Österreich ist ein Gebirgsland, wobei die Ostalpen etwa zwei Drittel der Fläche einnehmen, weshalb der Staat auch als Alpenrepublik bezeichnet wird. Der höchste Berg des Landes ist der Großglockner, der in den Zentralalpen im Bereich der Hohen Tauern liegt. Die wichtigsten Siedlungs- und Wirtschaftsräume sind die Flach- und Hügelländer (Alpen- und Karpatenvorland, Wiener Becken, Grazer Becken).

Die Bezeichnung Österreich ist in ihrer althochdeutschen Form „Ostarrichi“ erstmals aus dem Jahr 996 überliefert. Daneben war ab dem frühen Mittelalter die lateinische Bezeichnung Austria in Verwendung. Ursprünglich eine Grenzmark des Stammesherzogtums Baiern, wurde Österreich 1156 zu einem im Heiligen Römischen Reich eigenständigen Herzogtum erhoben. Nach dem Aussterben des Geschlechts der Babenberger 1246 setzte sich das Haus Habsburg im Kampf um die Herrschaft in Österreich durch. Das als Österreich bezeichnete Gebiet umfasste später die gesamte Habsburgermonarchie sowie in der Folge das 1804 konstituierte Kaisertum Österreich und die österreichische Reichshälfte der 1867 errichteten Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Als älteste Stadt Österreichs bezeichnet sich nach einem Stadtrecht aus dem Jahr 1212 die Stadt Enns.

Die heutige Republik entstand ab 1918, nach dem für Österreich-Ungarn verlorenen Ersten Weltkrieg, aus den zunächst Deutschösterreich genannten deutschsprachigen Teilen der Monarchie. Mit dem Vertrag von Saint-Germain wurden die Staatsgrenze und der Name Republik Österreich festgelegt. Damit einher ging der Verlust Südtirols und der Gewinn des Burgenlandes. Die Erste Republik war von innenpolitischen Spannungen geprägt, die in einen Bürgerkrieg und die Ständestaatsdiktatur mündeten. Durch den sogenannten „Anschluss“ stand das Land ab 1938 unter nationalsozialistischer Herrschaft. Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg wieder ein eigenständiger Staat, erklärte Österreich am Ende der alliierten Besatzung 1955 seine immerwährende Neutralität und trat den Vereinten Nationen bei. Österreich ist seit 1956 Mitglied im Europarat, Gründungsmitglied der 1961 errichteten Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und seit 1995 ein Mitgliedsstaat der Europäischen Union.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte der 17 Oberzentren (Zentrale Orte) in Österreich[10]

Österreich erstreckt sich in west-östlicher Richtung über maximal 575 Kilometer, in nord-südlicher über 294 km. Die fünf Großlandschaften Österreichs sind:

Mehr als 70 % des Staatsgebietes sind gebirgig und haben zumeist Anteil an den Ostalpen, die sich weiter in die Gebirgszüge der Tiroler Zentralalpen, der Hohen und Niederen Tauern, der Nördlichen und Südlichen Kalkalpen sowie des Wienerwalds untergliedern lassen. Deshalb wird das Land umgangssprachlich auch Alpenrepublik genannt. Nördlich der Donau liegt in Ober- und Niederösterreich das Granit- und Gneisplateau, Teil des alten Rumpfgebirges der Böhmischen Masse, dessen Ausläufer bis nach Tschechien und Bayern reichen. Jenseits der Ostgrenze schließen die Kleinen Karpaten an.

Die großen Ebenen liegen im Osten entlang der Donau, vor allem im Alpenvorland und im Wiener Becken mit dem Marchfeld, sowie in der südlichen Steiermark. Die Südsteiermark wird wegen ihrer Landschaftsähnlichkeit mit der Toskana auch Steirische Toskana genannt. Das Burgenland östlich des Alpen-Karpaten-Bogens läuft in die Pannonische Tiefebene aus und weist sowohl landschaftlich als auch klimatisch eine starke Ähnlichkeit mit dem östlichen Nachbarland Ungarn auf, zu dem es bis 1921 gehörte.

Von der Gesamtfläche Österreichs mit 83.882,56 km²[4][11] entfällt etwa ein Viertel auf Tief- und Hügelländer. Nur 32 % liegen tiefer als 500 Meter. Der tiefste Punkt des Landes liegt in Hedwighof (Gemeinde Apetlon, Burgenland) bei 114 Meter Seehöhe, 43 % der Landesfläche sind bewaldet.

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gletscher im Ötztal. Der höchste Berggipfel im Bild ist die Wildspitze, mit 3.768 Meter der höchste Berg des Bundeslandes Tirol und nach dem Großglockner (3.798 Meter) der zweithöchste Berg in Österreich.

Das Klima in Österreich wird der feucht-kühlgemäßigten Zone am Nordrand der Subtropen zugeordnet. Nach der effektiven Klimaklassifikation von Köppen & Geiger liegen die niedrigen Regionen im sommerwarmen feuchten Kontinentalklima, die montanen Höhen der Alpen im subarktischen Gebirgsklima und die Regionen über der Baumgrenze im alpinen Tundrenklima bis hin zum Eisklima. Im Westen und Norden Österreichs herrscht ozeanisch beeinflusstes, oft von feuchten Westwinden geprägtes Klima vor. Im Osten überwiegt hingegen kontinentaleres, niederschlagsarmes Klima mit heißen Sommern und kalten Wintern. Besonders in den Südalpen ist der Einfluss niederschlagsreicher Tiefdruckgebiete aus dem Mittelmeerraum spürbar.[12]

Tatsächlich ist das regionale Klima Österreichs von der alpinen Topografie stark überprägt. Nicht nur der Alpenhauptkamm fungiert als Klimascheide. Sonnenreiche Föhntäler (z. B. Inntal) stehen nebelanfälligen Beckenlandschaften (z. B. Klagenfurter Becken), niederschlagsreiche Gebirgsränder (z. B. Bregenzerwald) stehen inneralpinen Trockentälern (z. B. Ötztaler Alpen) gegenüber.[12]

Österreich
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
42
 
-1
-8
 
 
35
 
4
-6
 
 
59
 
10
-2
 
 
66
 
15
3
 
 
85
 
20
7
 
 
98
 
23
11
 
 
119
 
25
12
 
 
100
 
24
12
 
 
89
 
21
9
 
 
96
 
14
4
 
 
77
 
6
-1
 
 
50
 
0
-6
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: DWD, Daten: 1971–2000[13]
Österreich – Wetterstation St. Oswald
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) −4,5 −1,0 4 9,0 13,5 17 18,5 13,0 15 9,0 2,5 −3 7,8
Mittl. Tagesmax. (°C) −1 4 10 15 20 23 25 24 21 14 6 0 13,5
Mittl. Tagesmin. (°C) −8 −6 −2 3 7 11 12 12 9 4 −1 −6 3
Niederschlag (mm) 42,4 35,0 58,6 65,6 85,4 97,8 119,0 99,9 88,5 96,3 76,5 50,1 Σ 915,1
Sonnenstunden (h/d) 2 4 5 6 7 8 8 8 6 4 2 2 5,2
Regentage (d) 6 6 7 8 10 11 10 9 7 7 8 6 Σ 95
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
−1
−8
4
−6
10
−2
15
3
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24
12
21
9
14
4
6
−1
0
−6
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
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c
h
l
a
g
42,4
35,0
58,6
65,6
85,4
97,8
119,0
99,9
88,5
96,3
76,5
50,1
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: DWD, Daten: 1971–2000[13]

Lufttemperatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittlerer Jahresmittelwert der Lufttemperatur in Österreich[14]

Der Gesamtbereich des Jahresmittels der Lufttemperatur reicht in Österreich von über 12 °C in den inneren Bezirken Wiens bis etwa −7 °C auf den höchsten Gipfeln. In den dicht besiedelten Niederungen liegt es größtenteils bei 9 bis 11 °C. Das Flächenmittel beträgt 7,4 °C. Die Null-Grad-Isotherme liegt im Jahresmittel in einer Seehöhe von etwa 2400 m. In abgeschlossenen Becken, Tälern und Mulden unter 800 bis 1200 m Seehöhe treten im Winterhalbjahr häufig Temperaturzunahmen mit der Höhe auf (Temperaturinversion).

Während im Großteil Österreichs Jänner und Juli im Durchschnitt der kälteste und wärmste Monat des Jahres sind, trifft dies im Hochgebirge auf den Februar und August zu. Das langjährige Jännermittel der Lufttemperatur liegt in den Flachlandschaften des Ostens bei 0 bis 2 °C und sinkt in rund 1000 m Seehöhe auf −3 bis −2 °C. Der tiefste Wert im Bereich der höchsten Gipfel ist rund −14 °C. Im Juli liegen die langjährigen Mittelwerte im Osten bei 21 bis 22 °C und in 1000 m bei 16 bis 18 °C. Am Großglockner wird im Hochsommer die Nullgradgrenze im Mittel knapp überschritten.[12][14]

Niederschlag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittlere Jahressumme des Niederschlags in Österreich[15]

Bei den häufigen West- bis Nordwestlagen liegen der Bregenzerwald und die gesamten Nördlichen Kalkalpen im Luv. Ähnliches gilt für die Gebirge an der Südgrenze Österreichs, die bei Anströmung aus dem Mittelmeerraum intensive Stauniederschläge erhalten. Gemeinsam mit den zentralalpinen Hohen Tauern erreichen die gemessenen Jahresniederschlagssummen in den genannten Regionen im langjährigen Durchschnitt um 2000 mm, vereinzelt an die 3000 mm. Im Gegensatz dazu erhalten das östliche Waldviertel, das Weinviertel, das Wiener Becken und das Nordburgenland weniger als 600 mm Niederschlag im Laufe eines Jahres. Als niederschlagsärmster Ort Österreichs kann Retz mit knapp unter 450 mm genannt werden.

Das Flächenmittel Österreichs beträgt etwa 1100 mm für das Jahr. Auf das Sommerhalbjahr (April bis September) entfallen etwas mehr als 60 % der Jahressumme, auf das Winterhalbjahr (Oktober bis März) dementsprechend etwas weniger als 40 %. Diese Niederschlagsverteilung erweist sich in Hinblick auf die Vegetationsentwicklung als günstig. Während im überwiegenden Großteil des Landes der niederschlagsreichste Monat konvektionsbedingt (Schauer und Gewitter) auf den Juni oder Juli fällt, bildet das Kärntner Lesachtal die einzige Ausnahme: Mit einem primären Niederschlagsmaximum im Oktober ist es dem mediterranen Niederschlagsklima zuzurechnen.[12][15]

Der Schneereichtum ist hauptsächlich von der Seehöhe sowie von der Lage des Gebietes relativ zu den Hauptströmungsrichtungen abhängig und variiert dementsprechend stark. Während im österreichischen Flächenmittel im durchschnittlichen Jahr etwa 3,3 m Neuschnee fallen, sind es bei Krems nur 0,3 m, am Sonnblick hingegen 22 m.[12]

Berge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick auf den Großglockner, den höchsten Berg Österreichs, von der Großglockner-Hochalpenstraße aus

Die höchsten Berge in Österreich sind Dreitausender, welche sich in den Ostalpen befinden. Mit 3798 Metern ist der Großglockner in den Hohen Tauern der höchste Berg. Es gibt mit Nebengipfeln fast 1000 Dreitausender in Österreich.[16]

Die Gebirgslandschaft ist von großer Bedeutung für den Tourismus, es gibt viele Wintersportgebiete, im Sommer bieten sich Möglichkeiten zum Bergwandern und Klettern.

Seen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der teils ungarische Neusiedler See (hier bei Podersdorf am See) bildet ein UNESCO-Welterbe

In Österreich gibt es viele Seen, die als Relikte der eiszeitlichen Vergletscherungen vor allem in den Alpen und dem Alpenvorland die Landschaft prägen. Der größte See ist jedoch ein Steppensee im Osten Österreichs, der Neusiedler See im Burgenland, der mit etwa 77 % seiner Gesamtfläche von 315 km² in Österreich liegt (der Rest gehört zu Ungarn). Von der Fläche her an zweiter Stelle steht der Attersee mit 46 km², gefolgt vom Traunsee mit 24 km² in Oberösterreich. Auch der Bodensee mit seinen 536 km² am Dreiländereck mit Deutschland (Freistaat Bayern und Land Baden-Württemberg) und der Schweiz liegt zu einem kleinen Anteil auf österreichischem Staatsgebiet. Allerdings sind die Staatsgrenzen auf dem Bodensee nicht exakt bestimmt.

Für den Sommertourismus in Österreich haben die Seen neben den Bergen große Bedeutung, insbesondere die Kärntner Seen und jene des Salzkammerguts. Die bekanntesten sind der Wörthersee, der Millstätter See, der Ossiacher See und der Weißensee in Kärnten. Weitere bekannte Seen sind der Mondsee und der Wolfgangsee im Salzkammergut an der Grenze zwischen Salzburg und Oberösterreich.

Flüsse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein großer Teil Österreichs wird direkt über die Donau zum Schwarzen Meer entwässert, rund ein Drittel im Südosten über die Mur, Drau, und – über andere Länder – ebenfalls über die Donau zum Schwarzen Meer, kleine Gebiete im Westen über den Rhein (2366 km²) und im Norden über die Elbe (918 km²) zur Nordsee.

Die großen Nebenflüsse der Donau (von Westen nach Osten):

Die Mur entwässert den Salzburger Lungau und die Steiermark, sie mündet in Kroatien in die Drau, die wiederum Kärnten und Osttirol entwässert. Die Drau mündet in Kroatien an der Grenze zu Serbien in die Donau.

Der Rhein entwässert den größten Teil Vorarlbergs, durchfließt den Bodensee und mündet in die Nordsee.

Die kleine Lainsitz ist der einzige österreichische Fluss, der von Niederösterreich über Tschechien zur Elbe entwässert.

Flora[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Edelweiß tritt nur im alpinen Gebiet auf.
Die Eigentliche Österreich-Königskerze wächst vor allem im östlichen Flachland.

Österreich gehört zum Großteil der mitteleuropäischen Florenregion an, nur das östliche Niederösterreich, Wien und das nördliche Burgenland sowie einige inneralpische Trockentäler als Exklaven, zählen zur pannonischen Florenprovinz, die wiederum den westlichsten Teil der südsibirisch-pontisch-pannonischen Florenregion darstellt. Beide Regionen sind Teil des holarktischen Florenreiches.[17] In den alpinen Gebieten weicht die Flora so stark ab, dass sie einer eigenen alpischen Unterflorenregion zugerechnet wird. In einigen klimatisch warmen Gebieten ist ein deutlicher submediterraner Einfluss erkennbar.[18]

In Österreich wachsen 3.165 Vollstatus-Gefäßpflanzen-Arten, dazukommen rund 600 häufige auftretende kultivierte und eingebürgerte sowie ausgestorbene Arten. Inklusive Unterarten treten in Österreich 3.428 Elementar-Gefäßpflanzen-Taxa auf, dies sind beispielsweise um rund 300 Elementar-Taxa mehr als im flächenmäßig ungefähr viereinviertelmal so großen Nachbarland Deutschland. Begründet ist diese Artenvielfalt darin, dass Österreich einen Anteil an mehreren verschiedenen Groß-Naturräumen hat: dem Pannonischen Gebiet, der Böhmischen Masse, der Flora der Alpen, den Kärntner Becken- und Tallandschaften, dem nördlichen und südöstlichen Alpenvorland sowie dem Rheintal.[18]

1.187 Pflanzenarten (40,2 %) stehen auf der Roten Liste. Zudem wachsen in Österreich einige hochgradig seltene Endemiten wie etwa das Dickwurzel-Löffelkraut.

Insgesamt gibt es in Österreich 150 endemische Pflanzen.[19]

Insbesondere das Edelweiß, der Glocken-Enzian und die Aurikel gelten als nationale Symbole – wiewohl sie nicht für ganz Österreich typisch sind und nur im Alpengebiet auftreten – und sind auf österreichischen Münzen abgebildet.

Zudem sind um die 5000 Ständerpilzarten und um die 2100 verschiedene Flechten heimisch.[20]

Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gämse in den Leoganger Steinbergen

Ungefähr 54.000 Tierarten kommen in Österreich vor, wovon 98,6 % wirbellose Tiere sind, rund 40.000 Tierarten sind alleinig Insekten. 10.882 Arten wurden bisher auf eine mögliche Bestandsgefährdung bewertet, daraus resultierend wurden 2.804 Spezies auf die nationale Rote Liste gefährdeter Arten gesetzt.[21][20]

In Österreich sind 575 Tiere endemisch, darunter mit der Bayerischen Kurzohrmaus auch ein Säugetier.[19]

Die Verbreitung der Tiere ist von den naturräumlichen Gegebenheiten abhängig. Im Alpenraum sind Gämsen, Hirsche und Greifvögel vertreten, in der Donauebene, im Vorarlberger Rheintal und am Neusiedler See leben Storch und Reiher. Historisch waren Eurasischer Luchs, Braunbär und Waldrapp ebenfalls präsent, seit den 1960er Jahren wird verstärkt versucht, diese Arten wieder anzusiedeln.

In Österreich sind zudem 29 Fledermausarten beheimatet,[22] und mit Alpiscorpius germanus (Deutscher Skorpion), Alpiscorpius ypsilon, Euscorpius gamma (Gamma Skorpion) und Euscorpius tergestinus (Triestiner Skorpion) sogar vier Skorpionarten.[23][24]

Naturschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der verschiedenartigen Topographie in Österreich kommt sowohl in der Flora als auch in der Fauna eine große Anzahl von Arten vor. Um diese zu schützen, wurden in den letzten Jahrzehnten sechs Nationalparks und mehrere Naturparks verschiedener Kategorien errichtet. Zudem sind Areale des Wildnisgebietes Dürrenstein und des Nationalparks Kalkalpen als Teil der staatenübergreifenden Welterbestätte Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas als Naturerbe auf der Liste des UNESCO-Welterbes vertreten.

Naturkatastrophen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Österreich liegt in einem geologisch aktiven Gebiet. Im Osten und Südosten Österreichs sind heiße Quellen ein Indiz für andauernde vulkanische Aktivität. So kommt es auch immer wieder zu Erdbeben. Durchschnittlich werden pro Jahr 30 bis 60 Erdbeben in Österreich von der Bevölkerung wahrgenommen.[25] Beben, die Gebäudeschäden verursachen, kommen in unregelmäßigen Abständen vor. Durchschnittlich und stark gerundet ereignen sich alle drei Jahre ein Erdbeben mit leichten Gebäudeschäden, alle 15 bis 30 Jahre mit mittleren Gebäudeschäden und alle 75 bis 100 Jahre ein Erdbeben, das vereinzelt auch zu schweren Gebäudeschäden führen kann. Erdbeben kommen in Österreich in bestimmten Regionen vor, speziell im Wiener Becken, Mürztal und dem Inntal. Indirekt ist der südliche Teil von Kärnten durch Erschütterungen jenseits der Grenze in Italien und Slowenien gefährdet.[25]

Aufgrund seiner Topografie kommt es in Österreich zu Lawinen, vereinzelt auch verheerenden wie 1999 bei der Lawinenkatastrophe von Galtür. Auch Bergstürze und Muren kommen vor. Durch Starkregen oder zur Zeit der Schneeschmelze können Überschwemmungen auftreten, etwa beim Alpenhochwasser 2005. Extremwetterereignisse wie Stürme, Hagel oder Starkschneefall verursachen regelmäßig folgenschwere Schäden.[26]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwicklung der Bevölkerungszahl (in Mio.)
Jahresdurchschnittsbevölkerung (1870–2021)[27]
1527 bis 1980
Datum Einwohner
um 1527 1.500.000
um 1600 1.800.000
um 1700 2.100.000
1754 2.728.000
1780 2.970.000
1790 3.046.000
1800 3.064.000
1810 3.054.000
1821 3.202.000
1830 3.476.500
1840 3.649.700
1850 3.879.700
1857 4.075.500
1870 4.520.000
1880 4.941.000
1890 5.394.000
1900 5.973.000
1910 6.614.000
1919 6.420.000
1930 6.684.000
1939 6.653.000
1950 6.935.000
1960 7.047.000
1970 7.467.000
1980 7.549.000
1985 bis 2023
Datum Einwohner
1985 7.565.000
1990 7.678.000
1995 7.948.000
2000 8.012.000
2001 8.042.000
2002 8.082.000
2003 8.118.000
2004 8.169.000
2005 8.225.000
2006 8.268.000
2007 8.295.000
2008 8.322.000
2009 8.341.000
2010 8.361.000
2011 8.389.000
2012 8.426.000
2013 8.477.000
2014 8.544.000
2015 8.630.000
2016 8.740.000
2017 8.795.000
2018 8.838.000
2019 8.878.000
2020 8.917.000
2021 8.933.000
2022 8.979.894
2023 9.106.126

Die erste Volkszählung, die heutigen Kriterien entspricht, fand in Österreich-Ungarn 1869/70 statt. Seit damals stieg die Einwohnerzahl auf dem Gebiet des heutigen Österreich bis zur letzten Zählung vor Beginn des Ersten Weltkrieges, die 1913 stattfand, stetig an. Die Bevölkerungszunahme war zu einem beträchtlichen Teil auf die Binnenwanderung aus den Kronländern zurückzuführen.

Nach dem Ersten Weltkrieg, 1919, war die Bevölkerung wegen Kriegsverlusten und Rückwanderung in die ehemaligen Kronländer um 347.000 Personen zurückgegangen. Danach stieg die Einwohnerzahl bis 1935 wieder kontinuierlich an. Bis 1939, als nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich die letzte Zählung vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stattfand, war die Bevölkerung auf 6,65 Millionen zurückgegangen, da eine starke Auswanderung als Folge politischer Verfolgung und Antisemitismus stattfand. Als 1946 auf Basis der ausgegebenen Lebensmittelmarken die ersten Einwohnerzahlen nach Kriegsende ermittelt wurden, ergab sich eine Einwohnerzahl von rund 7 Millionen, was einen neuen Höchststand ausmachte. Die hohen Kriegsverluste waren durch Flüchtlingszustrom überkompensiert worden.

Bis 1953 waren Flüchtlinge und Displaced Persons großteils in ihre Heimat zurückgekehrt oder weitergewandert, weshalb die Einwohnerzahl auf 6,93 Millionen zurückging.

Danach ließen hohe Geburtenüberschüsse die Einwohnerzahl auf einen neuen Höchststand im Jahr 1974 anwachsen, als 7,6 Millionen Personen in Österreich lebten. Nach einer Phase der Stagnation begann die Einwohnerzahl Österreichs ab Ende der 1980er Jahre erneut merklich zu steigen – diesmal aufgrund verstärkter Zuwanderung, etwa wegen der Jugoslawienkriege. Zu Jahresbeginn 2012 erreichte Österreich einen Bevölkerungsstand von 8,44 Millionen.[28]

Im Durchschnitt des Jahres 2018 lebten mehr als 2 Millionen Personen (23,3 %) mit Migrationshintergrund in Österreich. Der Anteil der Bewohner mit Migrationshintergrund in Wien betrug 2018 45,3 %.[29] Zudem herrscht eine große Bevölkerungskonzentration in der Bundeshauptstadt Wien, hier leben mehr als 20 % aller Einwohner (gut 1,98 Millionen) Österreichs.

Auf Grund starken Zuzugs aus der Ukraine, in Folge des russischen Angriffskriegs, ist die Bevölkerungszahl im Zeitraum Jänner 2022 auf Jänner 2023 um 127.197 Einwohnern gestiegen (alleine in Wien um rund 51.000), während sie im gleichen Zeitfenster ein Jahr zuvor in ganz Österreich um nur rund 46.000 Einwohner stieg.[30] Im Jahr 2022 wurde auch die Marke von 9 Millionen Einwohnern überschritten, demnach hatte Österreich am 1. Jänner 2023 erstmals 9.106.126 Einwohner.

Bevölkerungsbewegung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das heutige Bundesgebiet und insbesondere Wien waren schon in den fünfzig Jahren vor dem Ersten Weltkrieg Ziel vieler Zuwanderer aus anderen Teilen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, besonders aus Böhmen und Mähren. Diese Zuwanderung bewirkte, dass Wien 1910 mehr als 2 Millionen Einwohner hatte. Im Ersten Weltkrieg flüchteten Bewohner Galiziens (darunter viele jüdischer Religion) vor der russischen Armee nach Wien.

Als Österreich noch Auswanderungsland war: Österreichisch-ungarische Passagiere auf einem Schiff in die Vereinigten Staaten Anfang des 20. Jahrhunderts

Mit dem Zerfall Österreich-Ungarns und der Gründung der Tschechoslowakei 1918 wanderten hunderttausende Tschechen in ihre Heimat zurück. Aus dem neuen, kleinen Österreich wanderten dann bis zum Zweiten Weltkrieg in der Regel jährlich mehr Österreicher aus, als Ausländer einwanderten. 1938/39 gab es eine Flüchtlingswelle: Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich mussten viele Menschen, auch seit 1933 aus Deutschland gekommene, Österreich verlassen, darunter 140.000 jüdische Österreicher.

Politisch bedingte Einwanderungswellen gab es

  • um 1920 aus Ungarn (wegen bürgerkriegsartiger Auseinandersetzungen),
  • 1933 bis 1937 aus dem Deutschen Reich (wegen der Verfolgung Andersdenkender und -gläubiger in der NS-Diktatur),
  • 1956 aus Ungarn (nach der Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes durch die Sowjets),
  • 1968 aus der Tschechoslowakei nach dem Ende des Prager Frühlings,
  • 1993 bis 1995 wegen des Bosnienkrieges,
  • seit den 2010er Jahren aus Vorder- und Südasien wegen politischer Unterdrückung und (Bürger-)Kriegen (Hauptherkunftsländer sind Afghanistan, Irak, Iran und Syrien).
Bevölkerungspyramide Österreichs 2016

Seit dem Beginn des starken Wirtschafts- und Wohlstandswachstums, das Österreich ab den 1950er-Jahren zu einem wohlhabenden Land machte, wurden Gastarbeiter gezielt angeworben. So wurde mit der Türkei im Jahr 1964 ein Anwerbeabkommen für Arbeitskräfte abgeschlossen. Ein ähnlicher Vertrag wurde 1966 mit Jugoslawien abgeschlossen.[31] Später erreichten Österreich immer wieder Flüchtlingsströme, etwa während der Jugoslawienkriege nach dem Zerfall dieses Staates.

Die Zahl der Ausländer bei der Wohnbevölkerung lag Anfang 2016 bei 1,268 Millionen Personen, das waren 14,6 % der Bevölkerung.[32] Anfang 2020 lag dieser Anteil bereits bei 16,7 % bzw. 1,486 Millionen Personen.[33]

2015 lebten rund 1,813 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund (Zuwanderer der ersten oder zweiten Generation) in Österreich, das waren 21,4 % der Gesamtbevölkerung. 2019 waren es bereits 23,7 % bzw. 2,104 Mio. Menschen.[34]

Die Wanderungsbilanz Österreichs ist insgesamt deutlich positiv. So lag etwa 2015 die Zuwanderung nach Österreich um 113.067 Personen höher als die Abwanderung aus Österreich. Diese Zahl steigt seit dem Jahr 2009 deutlich; davor war sie allerdings auch deutlich gefallen. Die positive Wanderungsbilanz ist auf die Bevölkerungsbewegungen von Nicht-Österreichern zurückzuführen, denn der Wanderungssaldo österreichischer Staatsbürger ist im langjährigen Trend leicht negativ (2015: −5.450 Personen).

Der Bevölkerungsgewinn ging bis 2014 in erster Linie auf Zuzüge aus der EU zurück (2014: 67 % der Zuzüge aus der EU). Im Jahr 2015 hat sich dieses Bild stark geändert und es findet die Mehrzahl der Zuzüge aus Drittstaaten statt (2015: 68 % Zuzüge aus Drittstaaten und 37 % aus der EU).[35] Die Zahl der Asylanträge stieg von 11.012 Anträgen im Jahr 2010 auf 88.340 im Jahr 2015, nachdem sie seit 2002 fast jedes Jahr gefallen war.[36]

Prognose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut Prognosen der Bundesanstalt Statistik Österreich würden sich Geburten und Sterbefälle in Österreich noch für etwa 20 Jahre die Waage halten, danach die Geburten- voraussichtlich unter den Sterbezahlen liegen, was zu einem höheren Altersdurchschnitt führen würde. Durch Zuwanderung würde die Bevölkerung bis zum Jahr 2050 allerdings auf rund 9,5 Millionen anwachsen.[37]

Nur in Wien, als einzigem der neun Bundesländer, würde der Altersdurchschnitt niedriger und das Bevölkerungswachstum höher sein als im Bundesdurchschnitt. Die neueste Prognose geht von einem dreimal schnelleren Wachstum für Wien aus als zuvor angenommen (24 % statt 7 %). So wurde Wien im Herbst 2023 wieder eine Zwei-Millionen-Stadt[38]. Es wurde prognostiziert daraus würden sich Probleme in der sozialen Infrastruktur und im Wohnbau ergeben, bereits für 2013 wurde eine jährliche Bauleistung von 10.000 Wohneinheiten als nötig erachtet.

Gesundheitserwartung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Analysen der Werte für gesunde Lebensjahre weisen auf signifikante Ungleichheiten zwischen den europäischen Ländern hin. In Österreich lag die Gesundheitserwartung 2016 mit 57,1 Jahren bei Frauen gleich um 16,2 Jahre niedriger als in Schweden mit 73,3 Jahren. Auch die Gesundheitserwartung der Männer lag 2016 mit 57,0 Jahren um 16,0 Jahre niedriger als in Schweden mit 73,0 Jahren.[39]

Lebenserwartung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwicklung der Lebenserwartung in Österreich[40]
Zeitraum Lebens­erwartung
in Jahren
Zeitraum Lebens­erwartung
in Jahren
1950–1955 66,5 1985–1990 75,0
1955–1960 68,0 1990–1995 76,2
1960–1965 69,7 1995–2000 77,5
1965–1970 70,1 2000–2005 78,9
1970–1975 70,8 2005–2010 80,1
1975–1980 72,1 2010–2015 81,0
1980–1985 73,3 2015–2020

Die durchschnittliche Lebenserwartung in Österreich betrug 2021 insgesamt 82,07 Jahre, bei den Frauen 84,85 Jahre und bei den Männern 79,42 Jahre (1971: Frauen 75,7 Jahre, Männer 73,3 Jahre).[41] Die Lebenserwartung in Österreich lag damit etwas höher als die Deutschlands. Die Säuglingssterblichkeit beträgt 0,36 %.[42]

Die Suizidrate in Österreich ist hoch: Etwa 400.000 Einwohner sind generell von Depression betroffen, etwa 15.000 pro Jahr versuchen, sich das Leben zu nehmen; die Zahl der Suizidenten ist in Österreich mehr als doppelt so hoch wie die der Verkehrstoten: Alle sechs Stunden stirbt ein Österreicher durch eigene Hand.[43] Die tatsächlichen Selbsttötungen beliefen sich im Jahr 2009 auf 1273.[44]

Sprache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zweisprachige Ortstafel in Oberwart (ungarisch Felsőőr) im Burgenland

Deutsch ist laut Artikel 8 der Bundesverfassung (Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) aus 1920) die Staatssprache der Republik Österreich. Das Österreichische (Standard-)Deutsch ist dabei eine hochsprachliche nationale Standardvarietät der plurizentrischen deutschen Sprache – unterscheidet sich in Wortschatz und Aussprache, aber auch durch grammatikalische Besonderheiten vom Hochdeutschen in Deutschland, aber auch der Schweiz. Das Österreichische Wörterbuch, in dem der Wortschatz zusammengefasst ist, wurde 1951 vom Unterrichtsministerium initiiert, steht seitdem als amtliches Regelwerk über dem Duden und ist für Behörden als auch den Schulunterricht bindend.

Anders als in Deutschland und ähnlich wie in der Deutschschweiz ist Mutter- und Umgangssprache eines Großteils (88,6 %[45]) der österreichischen Staatsbürger nicht Standarddeutsch, sondern einer der vielen oberdeutschen Dialekte. Sieben Millionen Österreicher sprechen einen mittel- oder südbairischen Dialekt bzw. eine von diesen Dialekten beeinflusste Umgangssprache, in Vorarlberg und dem Tiroler Außerfern herrschen alemannische Mundarten vor. Regionale Dialekte sind außerdem mit Ausdrücken aus benachbarten nichtdeutschen Sprachen durchwoben (so hatte vor allem Tschechisch – neben anderen Sprachen – einen Einfluss auf den Wiener Dialekt). Auch die Verwendung französischer Begriffe am Wiener Hof hatte Einfluss auf einige, vor allem früher benutzte Begriffe (z. B.: „Trottoir“ für Gehsteig).

Die autochthonen Volksgruppen der Kroaten im Burgenland, der Kärntner Slowenen, der Slowenen in der Steiermark und der Ungarn in Österreich haben Anspruch auf muttersprachlichen Schulunterricht und Behördenverkehr. Burgenlandkroatisch und Slowenisch sind zusätzliche Amtssprachen in den Verwaltungs- und Gerichtsbezirken der Steiermark, des Burgenlandes und Kärntens mit kroatischer oder slowenischer bzw. gemischter Bevölkerung. Weiters ist in einigen Gemeinden des Burgenlandes Ungarisch neben Deutsch gleichberechtigte Amtssprache.

Auch Romanes, die Sprache der Volksgruppe der Roma, ist eine staatlich anerkannte Minderheitensprache. Ebenso verhält es sich mit Tschechisch und Slowakisch. Die österreichische Gebärdensprache ist verfassungsrechtlich anerkannt.

Siehe auch: Slowenen in Österreich, Burgenlandkroaten, Burgenlandungarn, Burgenlandroma, Roma in Österreich sowie Tschechen in Wien.

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Religionsgemeinschaften in Österreich anhand der Selbstangabe bei den Volkszählungen 1951–2001[46]
Jahr Gesamt-
bevölkerung[47]
Katho­liken[48] Anteil Evange­lische
A.B. und H.B.[49]
Anteil Islam Anteil konfessionslos Anteil andere /
unbekannt
Anteil
1951 6.933.905 6.170.084 89,0 % 429.493 6,2 % 264.014 3,8 % 70.314 1,0 %
1961 7.073.807 6.295.075 89,0 % 438.663 6,2 % 266.009 3,8 % 74.060 1,0 %
1971 7.491.526 6.548.316 87,4 % 447.070 6,0 % 022.267 0,3 % 321.218 4,3 % 152.655 2,0 %
1981 7.555.338 6.372.645 84,3 % 423.162 5,6 % 076.939 1,0 % 452.039 6,0 % 230.553 3,0 %
1991 7.795.786 6.081.454 78,0 % 389.800 5,0 % 158.766 2,0 % 672.251 8,6 % 494.596 6,4 %
2001 8.032.926 5.915.421 73,6 % 376.150 4,7 % 338.988 4,2 % 963.263 12,0 %0 439.104 5,5 %
Religionsgemeinschaften in Österreich anhand statistischer Erhebungen 2012–2021[50][46]
Jahr Gesamt-
bevölkerung[51]
Katho­liken[52] Anteil Evange­lische
A.B. und H.B.[52]
Anteil Islam Anteil konfessionslos Anteil andere /
unbekannt
Anteil
2012 8.408.100 5.360.000 63,75 % 573,876 6,60 %
2016 8.700.500 5.160.000 59,30 % 700.000 8,05 %
2017 8.772.900 5.110.000 58,25 % 297.838 3,4 %
2018 8.822.267 5.050.000 57,24 % 297.597 3,3 %
2021[46] 8.935.800 4.933.300 55,2 % 340.300 3,8 % 745.600 8,3 % 1.997.700 22,4 % 919.000 10,3 %
Die Basilika von Mariazell, Österreichs bedeutendster katholischer Pilgerort

Bei den Volkszählungen von 1951 bis 2001 wurde die Religionszugehörigkeit als Selbstangabe erhoben. Seit der Umstellung auf Registerzählungen wird die Religionszugehörigkeit nicht mehr erfasst. Im Jahr 2021 führte Statistik Austria im Auftrag des Bundeskanzleramts eine freiwillige Erhebung über „Religionszugehörigkeit der Bevölkerung in Privathaushalten“ durch.[46] Nach der Volkszählung 2001 bekannten sich 73,6 % der Bevölkerung zur römisch-katholischen und 4,7 % zu einer der evangelischen Kirchen (Protestantismus; überwiegend Augsburger Bekenntnis, seltener Helvetisches Bekenntnis). Etwa 180.000 Christen, das sind 2,2 % der österreichischen Bevölkerung, waren Mitglieder orthodoxer Kirchen. Zur Altkatholischen Kirche bekannten sich etwa 15.000 Gläubige, das sind rund 0,2 % der Bevölkerung.

Wie in Deutschland sind die Mitgliederzahlen der Volkskirchen rückläufig, Ende 2016 betrug der Anteil der Katholiken mit 5,16 Millionen von 8,77 Millionen nur mehr 58,8 % und hat damit den Zwei-Drittel-Anteil an der österreichischen Bevölkerung innerhalb weniger Jahre deutlich unterschritten.[53] Relativ war der Rückgang bei den kleineren evangelischen Kirchen größer, nur noch 3,4 % bekannten sich im Jahr 2016 als Mitglied zu einer der evangelischen Kirchen. Die Zahl Orthodoxer Christen im Land steigt.[54]

Die größte nicht-christliche Glaubensgemeinschaft in Österreich ist der Islam, der seit 1912 anerkannte Religionsgemeinschaft ist. Bei der Volkszählung von 2001 bekannten sich rund 340.000 Personen, das waren 4,3 %, zum muslimischen Glauben – nach Angaben des Integrationsfonds waren es im Jahr 2009 515.914 Gläubige, was einem Anteil von 6,2 % an der Gesamtbevölkerung entspricht. Nach übereinstimmenden Schätzungen von Innenministerium und Österreichischem Integrationsfonds lebten Anfang 2017 rund 700.000 Muslime in Österreich. Die Zahl stieg vor allem durch Migranten, Geburten sowie Flüchtlinge aus dem arabischen Raum stark.[55] 34,6 % der österreichischen Muslime haben laut einer Studie aus dem Jahr 2017 „hochfundamentalistische“ Einstellungen.[56]

Der Wiener Stadttempel, die einzige erhaltene historische Synagoge Wiens, ist Zentrum der Israelitischen Kultusgemeinde

Zum Judentum bekennen sich etwa 8.140 Menschen. Die überwiegende Mehrheit davon, rund 7.000, lebt in Wien. Nach Angaben der Israelitischen Kultusgemeinde Wien sind es österreichweit 15.000.

Zum Buddhismus, der in Österreich 1983 als Religionsgemeinschaft anerkannt wurde, bekennen sich etwas über 10.000 Menschen. Zum Hinduismus, der in Österreich als „eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft“ gilt, bekennen sich laut Volkszählung 2001 3.629 Personen.

20.000 Personen sind aktive Mitglieder der Zeugen Jehovas. Ihre gesetzliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft wurde 2009 beschlossen.

Etwa 12 % der Bevölkerung (rund eine Million Personen) gehören nach der letzten Erhebung im Jahr 2001 keiner der in Österreich gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften an. Schätzungen zufolge lag die Zahl der Atheisten und Agnostiker 2005 bei 18 % bis 26 % (1.471.500 bis 2.125.500 Personen).[57]

Laut einer repräsentativen Umfrage des Eurobarometers glaubten im Jahr 2005 54 % der Menschen in Österreich an Gott, 34 % glaubten, dass es eine andere spirituelle Kraft gibt. 8 % Prozent der Befragten glaubten weder an einen Gott noch an eine andere spirituelle Kraft, 4 % der Befragten waren unentschlossen.[58][59]

Siehe auch

Identität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund von politischen, sprachlich-kulturellen und ideologischen Bedingungen, derentwegen Österreich seit dem Mittelalter als Teil einer deutschen Identität aufgefasst wurde, vollzog sich die abschließende Entwicklung eines eigenständigen österreichischen Nationalbewusstseins erst nach dem Zweiten Weltkrieg.[60] Bis Anfang des 19. Jahrhunderts existierte kein nationales Identitätsbewusstsein im modernen Sinn. Während für die „unteren“ Bevölkerungsschichten nur lokale Bindungen eine Rolle spielten, lagen bei den Eliten verschiedene, kaum miteinander konkurrierende Identitätsebenen in Gemengelage.[61]

Der Begriff „österreichische Nation“ hat sich als Bezeichnung für kollektive kulturelle, soziale, historische, sprachliche und ethnische Identitäten, die sich auf dem Gebiet der Republik Österreich entwickelt und die zu einem Zusammengehörigkeitsgefühl der österreichischen Bevölkerung geführt haben, eingebürgert. Erste österreichische Wir-Identitäten entstanden bereits im Frühmittelalter. Zur Zeit der Habsburgermonarchie bis 1918 konzentrierte sich die kollektive Identifikation hauptsächlich auf die Dynastie beziehungsweise den Monarchen sowie auf kulturelle Eigenschaften, die als deutsch empfunden wurden. In diesem Zusammenhang sieht Ernst Bruckmüller den Ansatz für die Entwicklung „zweier deutscher Nationen“.[62] Dieses Dilemma führte nach dem Zusammenbruch der Monarchie schließlich zu einer „fundamentalen kollektiven Identitätskrise“,[63] die als Mitgrund für das Scheitern der Ersten Republik verstanden wird und die schließlich auch zum „Anschluss“ an das Deutsche Reich 1938 führte.

Bald nach dem „Anschluss“ und während des Krieges begann sich jedoch in manchen Gesellschaftsteilen eine österreichische Identität zu entwickeln, die vor allem durch Oppositionshaltungen zum NS-Regime und im Hinblick auf die Kriegsniederlagen zu erklären ist. Eine wichtige Identifikationsrolle bildete daher der österreichische Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Mit Bezugnahme auf diesen Sinneswandel prägte der Berliner Politologe Richard Löwenthal den Spruch: „Die Österreicher wollten Deutsche werden – bis sie es dann wurden.“[64]

Auf breiter Basis entwickelte sich das österreichische Nationalbewusstsein jedoch erst nach dem Kriegsende. Dazu trugen auch politische und gesellschaftliche Erfolge wie der Abschluss des Staatsvertrages und der Wirtschaftsaufschwung der 1960er Jahre bei. Heute ist das Vorhandensein einer österreichischen Nation, beziehungsweise eines österreichischen Volkes, überwiegend anerkannt.[65]

Gleichberechtigung der Geschlechter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist in der Bundesverfassung in Art. 7 Abs. 1 B-VG festgeschrieben.[66]

Historisch entstandene Ausnahmen sind die Wehrpflicht, die nur für Männer gilt, und die Pensionsregelung. Frauen dürfen in Österreich derzeit noch fünf Jahre früher in Altersruhestand gehen als Männer (Ausnahme: Beamtenruhestand). Da dies laut Urteil des österreichischen Verfassungsgerichtshofes dem Gleichheitsgrundsatz widerspricht, wurde beschlossen, das Pensionsantrittsalter der Frauen bis zum Jahr 2033 schrittweise an jenes der Männer (65 Jahre) anzupassen.

In fast allen Bereichen ist das Durchschnittseinkommen von Frauen geringer als das Durchschnittseinkommen von Männern (Ausnahme: Beamte). Im Jahr 2020 lag der Gender-Pay-Gap bei 18,9 % und damit deutlich über dem EU-Schnitt von 13 %.[67] Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass viele Frauen früher in Ruhestand gehen, einer Teilzeitarbeit nachgehen oder sich der Kindererziehung widmen und daher Aufstiegschancen nicht wahrnehmen. Die außerfamiliäre Kinderbetreuung ist aufgrund des Föderalismus sehr unterschiedlich und so in Teilen des Landes mit der vollen Berufstätigkeit beider Elternteile nicht immer vereinbar. So ist das Gender-Pay-Gap etwa in Vorarlberg zweieinhalb mal so hoch wie in Wien.[68][69]

Die Tariflöhne in Österreich sind für beide Geschlechter gleich. Im Jahr 2021 waren 76,7 % der Männer und 68,1 % der Frauen erwerbstätig[70], seit 2021 sind erstmals rund 40 % der Abgeordneten im österreichischen Nationalrat weiblich.[71]

Auf dem internationalen Gender Inequality Index der Vereinten Nationen von 2016 lag Österreich eher oben im geschlechtergerechten Feld auf Platz 24 und damit 19 Plätze schlechter als noch 2014.[72]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Urgeschichte bis 15 v. Chr.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die jungpaläolithischeVenus von Willendorf“ ist eine der ältesten Figurinen der Welt (Naturhistorisches Museum Wien)

Die ältesten Spuren der Anwesenheit von Menschen in Österreich gehören dem Mittelpaläolithikum, der Zeit der Neandertaler, an. Der Fundort mit den ältesten Spuren ist die Repolusthöhle in der Steiermark. Viele weitere Fundstellen liegen in Niederösterreich, die bekanntesten befinden sich in der Wachau – darunter auch die Fundorte der beiden ältesten österreichischen Kunstwerke, die figürlichen Frauendarstellungen der Venus vom Galgenberg und der Venus von Willendorf.

Nach der schrittweisen Besiedelung aller Regionen Österreichs in der Jungsteinzeit, und damit des Übergangs von bis dahin bestehenden Kulturen der Jäger, Sammler und Fischer zu bäuerlichen Dorfkulturen, steht die Kupfersteinzeit im Zeichen der Erschließung von Rohstoffvorkommen, vor allem Kupfer. Aus dieser Zeit stammt der Fund der berühmten Gletschermumie Ötzi im österreichisch-italienischen Grenzgebiet.

Während der Bronzezeit zwischen dem 3. und dem 1. Jahrtausend vor Christus wurden immer größere Handelszentren und auch Befestigungen, vorwiegend in Rohstoff-Abbaugebieten, errichtet. Im Umkreis von Hallstatt begann die systematische Gewinnung von Salz. Nach diesem Ort ist auch die ältere Periode der Eisenzeit, die Hallstattzeit, benannt. Die jüngere Eisenzeit, auch Latènezeit genannt, steht im Zeichen der Kelten, welche im Süden und Osten des heutigen Österreich das erste Staatsgebilde errichteten – das Königreich Noricum, eine Allianz aus dreizehn keltischen Stämmen. Der Westen wurde zu dieser Zeit von Rätern besiedelt.

Römische Provinz und Völkerwanderung 15 v. Chr. bis 700 n. Chr.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Römische Provinzen und Orte auf dem Gebiet des heutigen Österreichs
Römisches Heidentor samt Modell des Originalzustands bei Petronell-Carnuntum

Der größte Teil des heutigen österreichischen Staatsgebiets wurde um 15 v. Chr. vom Römischen Reich besetzt. Der römische Kaiser Claudius richtete während seiner Herrschaft (41–54 n. Chr.) die römische Provinz Regnum Noricum ein, deren Grenzen einen Großteil des heutigen Österreich umfassten. Die östlich von Vindobona (dem heutigen Wien) gelegene Stadt Carnuntum war die größte römische Stadt, weitere wichtige Orte waren Virunum (nördlich des heutigen Klagenfurt) und Teurnia (nahe Spittal an der Drau).

Im 2. Jahrhundert n. Chr. verstärkte sich die Völkerwanderung und der langsame Niedergang des römischen Reiches. Nach kontinuierlicher Bedrängung der Provinz Noricum durch die Goten und andere germanische Völker, begann ab dem 6. Jahrhundert die Besiedlung des Gebiets. Vom Osten bis zur Enns siedelten die als Khaghanat organisierten Awaren sowie im Süden die Slawen als Karantanische Fürsten. Vom Westen bis zur Enns siedelten die zunehmend christianisierten und als Stammesherzogtum unter den Franken organisierten Bajuwaren, sowie im heutigen Vorarlberg die Alamannen.

Frankenreich und Heiliges Römisches Reich 700–1806[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 8. Jahrhundert wurden zunehmend die großen Gebiete der Slawen und Awaren im Süden und Osten des heutigen Österreichs und darüber hinaus nach Pannonien, vom Frankenreich erobert. Das eroberte slawische Karantanien kam unter bairische Kontrolle, als Teil der Marcha orientalis, dem Ostland der bairischen Stammesherzöge. 805 wurden durch Karl den Großen die eroberten awarischen Gebiete als Awarenmark (Avaris) zusammengefasst und deren awarischen Fürsten dem Präfekten der Mark des bairischen Ostlandes unterstellt, mit Sitz zunächst in Lorch und später Oberpannonien der untergeordneten Donaugrafschaften unterhalb der Enns bis zur Raab (dem heutigen Niederösterreich und östlich angrenzendem Donaugebiet).[73] 828 wurden fränkische Grafschaften anstatt des bestehenden awarischen und slawischen Fürstentum in der Mark etabliert.[73] Das neue Gebiet wurde in Folge durch die Bajuwaren (Baiern) und Franken besiedelt, und die Christianisierung, von u. a. zu diesem Zweck 798 gegründeten Erzdiözese Salzburg sowie Diözese Passau aus, vorangetrieben und damit die Keimzelle des späteren Österreich gelegt.

Allerdings ging 907 dieses Gebiet an die Magyaren verloren und erst nach der Schlacht auf dem Lechfeld 955 konnte sich das ostfränkische Reich in dem Gebiet behaupten. Damit konnte hier eine neue Welle bajuwarischer Siedlungstätigkeit beginnen.

Das zurückeroberte Gebiet wurde dann 976 gefestigt durch die Gründung des ältesten Herzogtum auf dem Boden des heutigen Österreichs, dem Herzogtum Kärnten, und der Übertragung der übrigen bairischen Marcha orientalis als Markgrafschaft durch Kaiser Otto II. an Luitpold, den Stammvater der später „Babenberger“ genannten Dynastie. Die älteste bekannte schriftliche Nennung des Namens „Ostarrichi“ stammt aus einem in Bruchsal verfassten Dokument vom 1. November 996. Darin ist eine Schenkung Kaiser Ottos III. an den Bischof von Freising in Neuhofen an der Ybbs „in der gewöhnlich Ostarrichi genannten Region“ („regione vulgari vocabulo Ostarrichi“) festgehalten. Diese Urkunde wird heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt. Aussprache und Schreibweise wandelten sich später zu „Österreich“. Das Gebiet wurde auch als Ostland (lat. „Austria“) oder Osterland bekannt.

Die Markgrafschaft Österreich wurde am 8. September 1156 von Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) auf dem Hoftag in Kreuzhof bei Regensburg zu einem eigenständigen, von Bayern unabhängigen Herzogtum Österreich erhoben. Damit beginnt die eigentliche Geschichte Österreichs als selbständiges Territorium innerhalb des Heiligen Römischen Reiches.

Rudolf IV. aus dem Hause Habsburg begründete das Erzherzogtum Österreich (Dom Museum Wien)

Den Babenbergern folgte 1251 Ottokar II. Přemysl aus dem Geschlecht der Přemysliden, der 1282 von den Habsburgern abgelöst wurde. Um ihren Rang zu betonen und ihre Dynastie den Kurfürsten des Heiligen Römischen Reichs gleichzustellen, machte Rudolf IV. sein Herzogtum Österreich durch das gefälschte Privilegium Maius (1358/59; lat. maius „größer“, Komparativ zu magnus „groß“) zum Erzherzogtum Österreich. 1365 gründete Rudolf IV. auch die Universität Wien. Die Habsburger dehnten ihr Herrschaftsgebiet bis 1526 weiter aus und wurden zum Machtfaktor im Heiligen Römischen Reich. Schon die späten Babenberger hatten die Steiermark mit Österreich verbinden können, die Habsburger schufen davon ausgehend mit der Erwerbung Kärntens, Tirols, Krains und anderer Gebiete einen Länderkomplex in den Ostalpen, der Herrschaft zu Österreich genannt wurde. Ab 1438 besaß die Dynastie fast durchgehend die römisch-deutsche Königs- und die damit verbundene Kaiserwürde. Ein Teil des Herrschaftsgebiets waren die Vorlande oder auch Vorderösterreich genannt.

Frans Geffels: „Entsatzschlacht von Wien 1683“ (Wien Museum), die zweite, erfolgreich abgewehrte Wiener Türkenbelagerung, die Österreich zur Großmacht machte
Martin van Meytens: „Die Kaiserliche Familie“, 1754 (Schloss Schönbrunn): Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen und Kaiserin Maria Theresia im Kreise ihrer Familie

Vom späten 15. Jahrhundert bis 1690 waren die habsburgischen Länder ständigen Angriffen des Osmanischen Reichs ausgesetzt, das von Ungarn aus westwärts strebte. Nach der Abwehr der Zweiten Wiener Türkenbelagerung von 1683 wurden die kriegerischen Erfolge, unter anderem des Prinzen Eugen von Savoyen, im Kampf gegen die Türken im Frieden von Karlowitz und im Frieden von Passarowitz bestätigt, darüber hinausgehende Erwerbungen wurden im Frieden von Belgrad jedoch wieder rückgängig gemacht.

Die Reformation der Kirche konnte sich anfangs schnell durchsetzen, wurde aber im Laufe des 17. Jahrhunderts zurückgedrängt, was von den damaligen Habsburgern als wichtige Aufgabe gesehen wurde. 1713 wurde mit der Pragmatischen Sanktion erstmals ein für alle habsburgischen Länder gleichermaßen gültiges Grundgesetz in Kraft gesetzt. Es wurde (erstmals) festgelegt, dass nach dem absehbaren Aussterben der Herrscherdynastie in männlicher Linie die Erbfolge über die weibliche Linie zu erfolgen habe. Daraus ergab sich, dass die Tochter Kaiser Karls VI., Maria Theresia, ihm als Monarchin der Habsburgischen Erblande folgen konnte und damit den Töchtern seines älteren Bruders Joseph vorgezogen wurde. Im Österreichischen Erbfolgekrieg konnte Maria Theresia, die mit Franz I. Stephan von Lothringen das neue Haus Habsburg-Lothringen begründete, die Erbländer großteils für sich behaupten. Als Preußen und Russland im 18. Jahrhundert Polen aufteilten, erhielt Österreich Galizien zugesprochen.

Franz II. gründete 1804 das Kaisertum Österreich und nahm als Franz I. den Titel Kaiser von Österreich an, um die Gleichrangigkeit mit dem neuen französischen Kaiser zu wahren. 1806 legte er dann unter dem Druck Napoleons die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nieder, womit dieses zu bestehen aufhörte.

Kaisertum Österreich (1804–1867) und Doppelmonarchie Österreich-Ungarn (1867–1918)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das neue Kaisertum Österreich war ein Vielvölkerstaat, in dem außer Deutsch auch Ungarisch, Italienisch, Tschechisch, Polnisch, Ukrainisch, Rumänisch, Kroatisch, Serbisch, Slowakisch und Slowenisch gesprochen wurde. Mit seinen vormals zum Heiligen Römischen Reich gehörenden Gebieten gehörte es ab 1815 zum Deutschen Bund, in dessen Bundesversammlung der österreichische Gesandte den Vorsitz führte. Salzburg fiel im Jahr 1816, nach mehrmaligem Besitzerwechsel, als Herzogtum an das Kaisertum Österreich, nachdem es seit 1328 ein eigenständiges geistliches Reichsfürstentum (Erzstift Salzburg) gewesen war.

Metternich prägte Österreichs Außenpolitik und beeinflusste Europa für viele Jahre im 19. Jahrhundert

Leitender Politiker des österreichischen Biedermeiers war der Außenminister und spätere Staatskanzler Klemens Wenzel Lothar von Metternich. Ihm ging es darum, die Bevölkerung mit Zensur und Spitzelsystem zu kontrollieren, um mittels Restauration die alte Ordnung, die absolute Monarchie zu erhalten. Die gleichen Ziele hatten zu dem Zeitpunkt Preußen und Russland; gemeinsam gründeten diese drei Monarchien die Heilige Allianz. Andererseits fand in dieser Epoche auch die Industrialisierung Österreichs statt. 1837 verkehrte zwischen Floridsdorf bei Wien und Deutsch-Wagram die erste Dampfeisenbahn, erstes Teilstück der Nordbahn.

Unter der Herrschaft von Kaiser Franz Joseph I. (1848–1916) erlebte Österreich eine Blütezeit der Künste und Wissenschaften

In der Revolution des Jahres 1848 strebten die Völker der Monarchie nach Demokratie und Unabhängigkeit, Staatskanzler Metternich wurde verjagt. Nur die k. k. Armee unter Radetzky, Jelačić und Windisch-Graetz und die Hilfe der russischen Armee sicherten der Monarchie das Überleben. Am 2. Dezember 1848 löste auf Wunsch der Dynastie der 18-jährige Franz Joseph den kranken Kaiser Ferdinand I. auf dem Thron ab. Der unerfahrene neue Herrscher hielt 1849 Gericht über die aufständischen Ungarn und ließ ein Dutzend der höchsten ungarischen Heerführer hinrichten. 1851 hob er im Silvesterpatent die von ihm selbst oktroyierte Verfassung auf. Seine Popularität war in den ersten 20 Jahren seiner Regierung ausgesprochen gering.

Im Kampf um die Vormachtstellung im Deutschen Bund (Deutscher Dualismus) erzwang Preußen unter Bismarck eine Entscheidung im Sinn der kleindeutschen Lösung ohne Österreich. Im Deutschen Krieg 1866 unterlag Österreich, das den Deutschen Bund anführte, den Preußen in der Schlacht bei Königgrätz. Der Deutsche Bund löste sich auf und Österreich spielte im weiteren deutschen Einigungsprozess keine Rolle mehr.

Bereits 1859 hatte Österreich nach der Schlacht von Solferino die Vorherrschaft in Norditalien verloren. Mit der Niederlage im Deutschen Krieg musste es 1866 auch noch Venetien an das mit Preußen verbündete Italien abtreten.

Der durch die Niederlagen politisch geschwächte Kaiser musste im Inneren tiefgreifende Reformen durchführen und seine (neo-)absolutistische Regierungsweise aufgeben. Gegen seinen zähen Widerstand erreichten seine Berater die Umwandlung in eine konstitutionelle Monarchie: mit dem auf das unzweckmäßige Oktoberdiplom 1860 folgenden Februarpatent 1861, mit dem der Reichsrat als Parlament geschaffen wurde.

Der mit Ungarn erzielte Ausgleich von 1867 beendete den Boykott des Staates durch die magyarische Aristokratie und führte zur Umwandlung des bisherigen Einheitsstaates in die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie, eine Realunion. In Cisleithanien (ein Begriff der Bürokraten- und Juristensprache), der inoffiziell meist Österreich genannten westlichen Reichshälfte, wurde dies durch die Dezemberverfassung 1867, die bis 1918 in Kraft blieb, effektuiert.

Die durch den Ausgleich erfolgte Begünstigung der Magyaren, die in der Innenpolitik nun von Österreich weitestgehend unabhängig wurden, gegenüber den anderen Völkern der Monarchie heizte die Nationalitätenkonflikte weiter an. Während die Bestrebungen der tschechischen Nationalbewegung um einen Österreichisch-Tschechischen Ausgleich scheiterten, konkurrierten die slowakische Nationalbewegung und in geringerem Maße die von kroatischen Intellektuellen angeführte Illyrische Bewegung, die von Russland unterstützt wurde, mit der Magyarisierungspolitik der ungarischen Regierung.

Österreich-Ungarn um 1899

In Österreich führten die nationalen Wünsche der einzelnen Völker zu einer politisch überaus schwierigen Situation. Im Reichsrat, dessen Männerwahlrecht sukzessive demokratisiert wurde, bestanden von den 1880er Jahren an nur kurzlebige Zweckbündnisse; tschechische Abgeordnete betrieben Obstruktionspolitik. Der Reichsrat wurde vom Kaiser deshalb oft Monate lang vertagt. Die k.k. Regierungen wechselten häufig, eine Politik der kurzfristigen Aushilfen wurde zur Regel – Beobachter sprachen von Fortwursteln statt zielgerichteter Politik.

Nach dem erzwungenen Rückzug aus Deutschland und Italien hatten der Kaiser und seine außenpolitischen Berater Südosteuropa als neues Einflussgebiet erkoren. Mit der 1908 erfolgten Annexion des 1878 mit Zustimmung des Berliner Kongresses besetzten Bosnien, welche die Bosnische Annexionskrise auslöste, wurde Habsburg für viele politische Aktivisten auf dem Balkan zum Feind, der den nationalen Zusammenschluss behinderte. Außerdem trat die Monarchie dort in Konkurrenz zu Russland, das sich als Schirmherr aller Slawen bezeichnete.

Nach dem Attentat von Sarajevo führten die Altersschwäche des 84-jährigen Kaisers, die Selbstüberschätzung der „Kriegspartei“ in Wien und Budapest (aus späterer Sicht eine Clique von Kriegstreibern) und die parlamentslose Regierungssituation im Juli 1914 zur Kriegserklärung an Serbien, aus der auf Grund der „Automatik“ der europäischen Beistandspakte binnen einer Woche der später Erster Weltkrieg genannte Große Krieg entstand. Die Niederlage der Doppelmonarchie, die im Herbst 1918 unausweichlich wurde, führte zu ihrem Ende. Mit 31. Oktober 1918 trat das Königreich Ungarn aus der Realunion mit Österreich aus. Parallel dazu teilte sich Cisleithanien ohne Mitwirkung von Kaiser, k.k. Regierung oder Reichsrat auf: in die neuen Staaten Deutschösterreich und Tschechoslowakei; in Gebiete, die sich mit solchen außerhalb Österreich-Ungarns zu den neuen Staaten Polen und SHS-Staat konstituierten und in solche, die auf Grund des Ausgangs des Krieges anderen Nachbarstaaten (Italien, Rumänien) einverleibt wurden.

Gründung der Republik 1918[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Denkmal der Republik mit Büsten der drei Sozialdemokraten Jakob Reumann, Victor Adler und Ferdinand Hanusch

Am 21. Oktober 1918 traten die Reichsratsabgeordneten der deutschsprachigen Gebiete (sie bezeichneten sich selbst als Deutsche) einschließlich jener Böhmens, Mährens und Österreichisch-Schlesiens zum ersten Mal als Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich zusammen. Kriegsende und Zerfall der Monarchie waren bereits abzusehen, auch hätte das Land für einen weiteren Kriegswinter keine Ressourcen mehr gehabt. Den Vorsitz hatte der Sozialdemokrat Karl Seitz abwechselnd mit dem Christlichsozialen Johann Nepomuk Hauser und dem Großdeutschen Franz Dinghofer. Ihr Vollzugsausschuss wurde Staatsrat genannt und bestellte am 30. Oktober 1918 die erste Regierung Deutschösterreichs, deren Minister nach angelsächsischem Vorbild die Bezeichnung „Staatssekretär“ trugen; erster Staatskanzler wurde Karl Renner, der 1945 bei der Gründung der Zweiten Republik neuerlich eine wichtige Rolle spielen sollte. Erster provisorischer Außenminister war Victor Adler. Auf dem vorwiegend von Menschen mit deutscher Muttersprache bewohnten Gebiet Altösterreichs entstand so ein neuer Staat.

Der Kaiser versuchte Anfang November 1918, den deutschösterreichischen Staatsrat in die Waffenstillstandsentscheidungen einzubeziehen. Der Staatsrat entschied jedoch, die Monarchie, die den Krieg begonnen habe, müsse ihn auch beenden. Der Waffenstillstand zwischen Österreich und Italien vom 3. November 1918 (die ungarischen Truppen hatten die Front bereits Ende Oktober, zum Austritt Ungarns aus der Realunion mit Österreich, verlassen) wurde somit noch von Kaiser Karl I. verantwortet. Kritik wie im Deutschen Reich, wo die zivilen Verhandler des Waffenstillstands später von rechtsgerichteten Politikern als „Novemberverbrecher“ geschmäht wurden, war daher nicht möglich.

Mitglieder der k. k. Regierung, des Ministeriums Lammasch, und des Kabinetts Renner, das die Republik vorbereitete und den Zusammenprall der alten mit der neuen Staatsordnung vermeiden wollte, arbeiteten gemeinsam die Erklärung aus, mit der Karl I. am 11. November 1918 auf „jeden Anteil an den Staatsgeschäften“ verzichtete. Dies war zwar juristisch keine Abdankung, die Entscheidung über die Staatsform war damit aber de facto gefallen. Am 12. November fand die Ausrufung der Republik Deutschösterreich statt und es wurde von der Provisorischen Nationalversammlung formell beschlossen, dass der Staat Deutschösterreich eine demokratische Republik und Teil der deutschen Republik sei.

Erste Republik (1918–1933)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die neue Republik Österreich wurde Rechtsnachfolger von Österreich-Ungarn und musste im Vertrag von Saint-Germain erhebliche Gebiete abtreten
Von der Nationalversammlung beanspruchtes Staatsgebiet der Republik Deutschösterreich (1918–1919)
Vertrag von Saint-Germain, Ratifizierungsurkunde

Am 18. Dezember 1918 wurde das Frauenwahlrecht für Österreicherinnen über 20 Jahre eingeführt.[74] Dies war Teil der neuen Verfassung vom Dezember 1918.[75] Bis 1920 blieben jedoch Prostituierte vom Wahlrecht ausgeschlossen.[74]

In den Koalitionsregierungen 1918–1920 (siehe Staatsregierung Renner I bis Renner III und Mayr I) entstanden bedeutende Sozialgesetze (etwa Schaffung der Arbeiterkammer als gesetzliche Interessensvertretung der Arbeiter und Angestellten, Acht-Stunden-Tag, Sozialversicherung). Der Adel wurde im April 1919 abgeschafft, Mitglieder der Familie Habsburg-Lothringen durften nur in Österreich bleiben, wenn sie sich als Bürger der Republik bekannten und jeden Herrschaftsanspruch aufgaben. „Der ehemalige Träger der Krone“ (wie er im Gesetz hieß) wurde, da er die Abdankung verweigerte, auf Dauer des Landes verwiesen, war aber zuvor bereits in die Schweiz ausgereist, um der drohenden Internierung zu entgehen. Die Habsburg-Lothringenschen Familienfonds, quasi Stiftungsvermögen zugunsten selbst einkommensloser Habsburger, wurden zum Staatseigentum erklärt, individuelles Privatvermögen nicht angetastet.

Im Vertrag von Saint-Germain wurde 1919 der Staatsname „Republik Österreich“ vorgeschrieben und der laut Verfassung vorgesehene Beitritt zur neuen Deutschen Republik durch die Verpflichtung zur Unabhängigkeit verhindert. Dieses „Anschlussverbot“ war außerdem durch Artikel 80 des Versailler Vertrags bewirkt, welcher das Deutsche Reich zur Achtung der Unabhängigkeit Österreichs verpflichtete.

Einige Gebiete, in denen die Mehrheit der Bevölkerung Deutsch sprach (Sudetenland, Südmähren, Südtirol), durften zudem wegen des entgegenstehenden Willens der Siegermächte nicht zu Österreich gelangen. Der Kärntner Abwehrkampf gegen die Truppen des SHS-Königreichs mobilisierte hingegen die internationale Öffentlichkeit und führte auf Wunsch der Siegermächte zur Volksabstimmung in Südkärnten am 10. Oktober 1920, die eindeutig für die Zugehörigkeit des Abstimmungsgebietes südlich der Drau zur Republik Österreich ausging.

Am 21. Oktober 1919, als der Friedensvertrag in Kraft trat, wurde der Name in „Republik Österreich“ geändert und 1920 das neue österreichische Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) beschlossen, in dem unter anderem Wien als eigenes Bundesland definiert wird. (Das B-VG gilt in der Fassung von 1929, mit der das Amt des Bundespräsidenten gestärkt wurde, im Wesentlichen bis heute). Im Jahr 1921 wurde das Burgenland, der überwiegend deutsch besiedelte Teil Westungarns, als selbstständiges Land im Bund in die Republik aufgenommen. Für die natürliche Hauptstadt des Gebietes, Ödenburg (Sopron), wurde auf ungarischen Wunsch, der die Unterstützung Italiens fand, eine Volksabstimmung durchgeführt, wobei sich die Mehrheit für Ungarn entschied. In den zeitgenössischen österreichischen und ungarischen Darstellungen dieser Volksabstimmung waren Divergenzen zu bemerken. Die Bundesregierung stellten seit Herbst 1920 die Christlichsozialen und ihre Unterstützer vom rechten Flügel (siehe Bundesregierung Mayr II usw.). Die Sozialdemokraten, Mehrheitspartei im „Roten Wien“, waren nun auf Bundesebene in scharfer Opposition.

Die Hyperinflation der frühen zwanziger Jahre wurde 1925 durch die Einführung der Schillingwährung beendet. Die konservative Regierung sorgte dafür, dass der Schilling stabil blieb; er wurde als Alpendollar bezeichnet. Kehrseite dieser kargen Wirtschaftspolitik war, dass in der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise kaum staatliche Maßnahmen zur Bekämpfung der enorm hohen Arbeitslosigkeit vorgesehen waren.

Politische Wehrverbände (Republikanischer Schutzbund, Freiheitsbund) zogen Männer an, die als Sozialdemokraten einen Umsturz fürchteten oder in Heimwehren als Rechte die Demokratisierung ablehnten. 1927 wurde in Schattendorf im Burgenland auf waffenlos demonstrierende Schutzbündler gefeuert. Ein Invalider und ein Kind kamen zu Tode. Die Nachricht vom Schattendorfer Urteil, in dem die Täter freigesprochen wurden, führte am Tag darauf, dem 15. Juli 1927, zur Eskalation im Wiener Justizpalastbrand. Die völlig überforderte Polizei schoss wahllos in die große Menschenmenge und machte dann Jagd auf flüchtende Demonstranten. Bei der sogenannten Julirevolte waren 89 Tote zu beklagen, davon vier Polizisten. Bundeskanzler Prälat Ignaz Seipel („Keine Milde!“) verteidigte im Parlament das Vorgehen der Polizei.

In den folgenden Jahren führten die schlechte Wirtschaftslage und politische Auseinandersetzungen Österreich immer tiefer in eine Krise. In diesen Zeiten gab es nun einerseits Ideen zur österreichischen Identität und zu einem österreichischen Patriotismus und andererseits eine starke Bewegung hin zu einer großdeutschen Lösung und zum Anschluss Österreichs an Deutschland. Der Austromarxismus sprach vom Endziel Diktatur des Proletariats und machte damit allen Konservativen Angst; allerdings wollte man dieses Ziel auf demokratischem Weg erreichen.

Auf der rechten Seite des Parteienspektrums machte sich teilweise die Auffassung breit, die Demokratie sei zur Lösung der Probleme des Landes nicht geeignet. Benito Mussolini war dafür Vorbild. Einer der christlichsozialen Politiker, welche diese Haltung vertraten (es gab auch christlichsoziale Demokraten wie Leopold Kunschak), war Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. Als der Nationalrat nach dem Rücktritt aller drei Präsidenten wegen einer Streitfrage um eine Abstimmung auseinanderging, verhinderte er im März 1933 dessen Wiederzusammentreten mit Polizeigewalt und verkündete die „Selbstausschaltung des Parlaments“. Eine von mehr als einer Million Menschen unterzeichnete Petition an Bundespräsident Miklas, für die Wiederherstellung des verfassungsmäßigen Zustandes zu sorgen, blieb erfolglos, obwohl Miklas die Verfassungswidrigkeit von Dollfuß’ Vorgehen klar war.

Austrofaschistischer Ständestaat (1933–1938)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dollfuß nützte das nach wie vor gültige Kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz von 1917, um fortan eigenmächtig Gesetze durch Verordnungen der Bundesregierung zu ändern oder einzuführen. Am 12. Februar 1934 fanden die bis dahin schwelenden Auseinandersetzungen zwischen den regierenden Christlichsozialen (Vaterländische Front) und den oppositionellen Sozialdemokraten in von Historikern teilweise als Österreichischer Bürgerkrieg bezeichneten gewaltsamen Zusammenstößen ihren Höhepunkt. Die Regierung setzte das Bundesheer und seine Kanonen ein. Es folgten am gleichen Tag die Absetzung des Wiener Bürgermeisters Karl Seitz und das Verbot der Sozialdemokratischen Partei und ihrer Vorfeldorganisationen. Gegen Schutzbündler ergingen einige standrechtliche Todesurteile.

Dollfuß proklamierte hierauf am 1. Mai 1934 in der autoritären „Maiverfassung“ den Bundesstaat Österreich auf ständischer Grundlage (Ständestaat).[76] Es handelte sich um eine Diktatur, die schon damals (z. B. in einem Privatbrief von Bundespräsident Miklas, wie Friedrich Heer berichtet), mit dem Begriff Austrofaschismus bezeichnet wurde.

Wenige Wochen danach kam es zum Juliputsch von Anhängern der in Österreich seit 1933 verbotenen NSDAP. Einigen Putschisten gelang es am 25. Juli 1934, in das Bundeskanzleramt vorzudringen, wo Dollfuß so schwer verletzt wurde, dass er kurz darauf, da ihm medizinische Hilfe verweigert wurde, im Amt verstarb. Der Putschversuch wurde innerhalb weniger Stunden niedergeschlagen. Neuer Bundeskanzler wurde Kurt Schuschnigg.

Die Politik des Ständestaates zielte darauf, Österreich als den „besseren deutschen Staat“ darzustellen. In der Tat war Österreich vor dem Anschluss an das Deutsche Reich die um vieles mildere Diktatur: Mehrere von den Nationalsozialisten verfolgte Menschen, vor allem Schauspieler und Schriftsteller, suchten 1934 bis 1938 in Österreich Zuflucht. Im äußeren Erscheinungsbild kopierte das Regime (dies wurde später Konkurrenzfaschismus genannt) Elemente aus dem faschistischen Italien und aus dem nationalsozialistischen Deutschland: Aufmärsche mit einem Fahnenmeer, die Einheitsorganisation Vaterländische Front, das Führerprinzip, das Verbot der Parteien.

Hatte Adolf Hitler beim Juliputsch noch den Unbeteiligten gespielt, weil Mussolini Österreich damals noch unabhängig erhalten wollte, so verstärkte sich der Druck des Deutschen Reiches auf Österreich nach 1934 von Jahr zu Jahr. Schuschnigg wurde bei Treffen von Hitler eingeschüchtert und erpresst, nationale (= deutschnationale) Minister in seine Regierung aufzunehmen. Als der Kanzler im März 1938 in einem Verzweiflungsakt eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs ankündigte, erzwang Göring durch telefonische Drohungen von Bundespräsident Miklas die Einsetzung einer nationalsozialistischen Regierung unter Arthur Seyß-Inquart. Parallel zu deren Amtsantritt am 12. März 1938 fand der längst vorbereitete Einmarsch der deutschen Truppen (Unternehmen Otto) statt. Zu diesem Zeitpunkt hatten mancherorts, z. B. in Graz, die einheimischen Nationalsozialisten bereits die Macht ergriffen. Am 13. März 1938 erließ Hitler, von der Begeisterung seiner österreichischen Anhänger motiviert, das ursprünglich von ihm nicht für diesen Zeitpunkt vorgesehene Anschlussgesetz. Sofort begann der Terror gegen jüdische Österreicher, der auch in sogenannten „Arisierungen“, das heißt dem Raub an jüdischem Eigentum, seinen Ausdruck fand.[77]

Teil des Deutschen Reiches (1938–1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adolf Hitler verkündet vom Balkon der Hofburg den jubelnden Massen auf dem Heldenplatz den Anschluss Österreichs am 15. März 1938
Befreiung des KZ Mauthausen am 6. Mai 1945

Die gravierendste Folge des „Anschlusses“ war der sofort einsetzende Terror gegen jüdische Österreicher, der später im Massenmord gipfelte. Aus rassischen oder politischen Gründen unerwünschte Menschen flüchteten, sofern sie nicht bald im KZ landeten, zu Zehntausenden ins Ausland.

Österreich blieb im Reich zunächst als Land erhalten, am 14. April 1939 wurden dann aber die ehemaligen Bundesländer und Wien durch das „Ostmarkgesetz“ zu nationalsozialistischen Reichsgauen umgebildet, der Name Österreich sollte verschwinden: So wurde das zunächst „Land Österreich“ genannte Gebiet kurz darauf als „Ostmark“ und ab 1942 schließlich als „Alpen- und Donau-Reichsgaue“ bezeichnet. Dabei wurde das Burgenland zwischen den Gauen Niederdonau und Steiermark aufgeteilt, Osttirol an den Gau Kärnten angeschlossen und der steirische Teil des Salzkammerguts zum Gau Oberdonau geschlagen. Die Fläche Wiens wurde auf Kosten des Umlandes verdreifacht („Groß-Wien“).

Der gebürtige Österreicher Adolf Hitler führte nach seinem beruflichen Scheitern in seinem Heimatland und seiner politischen Karriere in Deutschland Österreich in die nationalsozialistische Willkürherrschaft und ließ in der Folge alle Hinweise auf eine Eigenständigkeit des Landes tilgen. An Hitlers Politik und Verbrechen beteiligten sich zahlreiche Österreicher mit großer Intensität. Bekannte Täter wie Arthur Seyß-Inquart, Ernst Kaltenbrunner und Alexander Löhr waren Österreicher. Österreicher stellten KZ-Aufseher, SS-Männer und Gestapo-Mitarbeiter. Obwohl sie nur 8 % der Bevölkerung des Großdeutschen Reiches ausmachten, waren 14 % der SS-Mitglieder, 40 % der KZ-Aufseher und 70 % von Adolf Eichmanns Stab österreichischer Abstammung.[78]

1938 wurde das Doppellagersystem Mauthausen/Gusen errichtet, welches das KZ Mauthausen und KZ Gusen umfasste. Im Laufe der Jahre wurde diesem Lagersystem ein Netz von Außenstellen angeschlossen, das sich über ganz Österreich erstreckte. Aus ganz Europa wurden in diesen Konzentrationslagern Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen u. a. in der Rüstungsproduktion und im Straßenbau eingesetzt. Allein in Mauthausen kamen etwa 100.000 Häftlinge ums Leben.

Der Zweite Weltkrieg in Europa endete schließlich mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 (vgl. Chronologie des Zweiten Weltkrieges).

Nachkriegszeit und Zweite Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Kriegsende 1945, der Niederlage des Großdeutschen Reiches, wurde Österreich als unabhängiger Staat wiederhergestellt. Dies hatten die späteren Siegermächte bereits 1943 in der Moskauer Deklaration angekündigt. Bereits am 27. April 1945 trat die provisorische Staatsregierung mit Karl Renner als Staatskanzler zusammen und proklamierte die Wiedererrichtung der Republik. Bald darauf wurde die Bundesverfassung vom 1. Oktober 1920 in der Fassung von 1929 durch das „Verfassungsüberleitungsgesetz“ wieder in Geltung gesetzt. Ausnahme waren Bestimmungen, welche die Umwandlung des Bundesrates in einen Länder- und Ständerat vorsahen. Österreich gewann damit den Status einer gewaltenteilenden, repräsentativen, parlamentarischen und föderalistischen Demokratie zurück.

Eines der ersten von der provisorischen Staatsregierung erlassenen Gesetze war das Verbotsgesetz, mit dem die NSDAP, ihre Wehrverbände sowie sämtliche Organisationen, die mit ihr zusammenhängen, aufgelöst und verboten wurden. Die Volkswahl des Bundespräsidenten wurde, wie schon 1932, sistiert und Karl Renner im Dezember 1945 von der Bundesversammlung einstimmig zum Staatsoberhaupt gewählt. Daraufhin, bis 1947, wurde Österreich nach dem Willen der Besatzungsmächte durch eine Allparteienregierung (ÖVP, SPÖ, KPÖ) mit Leopold Figl als Bundeskanzler regiert. Ab 19. November 1947 bildeten ÖVP und SPÖ eine große Koalition. Diese wurde bis 1966 weitergeführt. Nach Renners Tod Ende 1950 wurde Theodor Körner als Kandidat der SPÖ am 27. Mai 1951 zum Bundespräsidenten gewählt. Dies war die erste Volkswahl eines Staatsoberhauptes in der österreichischen Geschichte.

Österreich wurde nach dem Krieg bis 1955 in vier alliierte Besatzungszonen aufgeteilt

Bis 1955 war Österreich, wie auch Nachkriegs-Deutschland, in Besatzungszonen aufgeteilt. Die größte Zone war die sowjetische, zu der Oberösterreich nördlich der Donau (Mühlviertel) sowie östlich der Enns, Niederösterreich in den Grenzen von 1937 (d. h. vor der Errichtung Groß-Wiens), das wieder errichtete Burgenland und in Wien die Bezirke 2, 4, 10, 20, 21 und 22 gehörten. Von der Sowjetunion wurden als Deutsches Eigentum beschlagnahmte Betriebe in einem „USIA“ genannten Konzern zusammengefasst, was gemäß den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz Teil der von Österreich zu leistenden Reparationen war. Unter den Österreichern, sowohl der Bevölkerung wie auch der Politik, war nach 1945 und bis weit in die folgenden Jahrzehnte hinein die Ansicht weit verbreitet, Österreich sei (wie in der Moskauer Deklaration 1943 formuliert) „erstes Opfer Hitlers“ gewesen, womit die Mitschuld am Zweiten Weltkrieg und am Holocaust heruntergespielt oder geleugnet werden sollte. Der überwiegende Teil rechtfertigte sich später damit, es sei ihm nichts anderes übrig geblieben.[79] Eine Folge dieser „Opferthese“ war die bis heute nur schleppend durchgeführte Restitution geraubten Vermögens.

Mit der Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages am 15. Mai 1955 durch Leopold Figl für die Bundesregierung Raab I und durch Vertreter der vier Siegermächte und mit dem formal davon unabhängigen (also im Staatsvertrag nicht verankerten) Bekenntnis zur Neutralität sowie der Verpflichtung, keinen erneuten Anschluss an Deutschland anzustreben, erlangte die Republik am 27. Juli 1955 ihre volle Souveränität.

Am 26. Oktober 1955, nach dem Abzug der Besatzungssoldaten, erfolgte vom Nationalrat der Beschluss über die immerwährende Neutralität Österreichs; dieser Tag ist seit 1965 österreichischer Nationalfeiertag. Die Neutralität (heute besser: Bündnisfreiheit) ist eine militärische und bedeutete von Anfang an keine Äquidistanz zu den Wertesystemen von West und Ost.[80] Bedingt durch die Neutralität konnten aber sowohl mit den westlichen Ländern als auch mit den damaligen Ostblockländern gute kulturelle und wirtschaftliche Bande geknüpft werden, was dem Land in der Zeit des Wiederaufbaues noch lange half.

Am 14. Dezember 1955 trat Österreich der UNO bei und war 1973/74 sowie 1991/92 Mitglied des Sicherheitsrates. Bereits 1956/57 nahm die IAEO, die Internationale Atomenergie-Organisation, ihren Sitz in Wien, 1969 kam die Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) dazu, später folgten weitere UN-Agenturen. Für die Periode 2009/10 wurde Österreich wieder als nichtständiges Mitglied in den Sicherheitsrat gewählt.[81]

Den Konflikt mit Italien wegen des mehrheitlich deutschsprachigen Südtirol, das bis 1918 zur österreichischen Reichshälfte gehört hatte und von Italien nach dem Ersten Weltkrieg annektiert worden war, brachte Österreich in den 1960er Jahren vor die UNO. Die in der Folge (1969) für die Südtiroler Bevölkerung erreichte Autonomieregelung hat sich bewährt und wurde seither noch weiter ausgebaut.

1966 bis 1970 war die Bundesregierung Klaus II die erste Alleinregierung der Zweiten Republik, gestellt von der christdemokratischen ÖVP unter Josef Klaus. 1970–1983 folgten sozialistische Alleinregierungen unter Bruno Kreisky (siehe Bundesregierung Kreisky I bis Kreisky IV). Bedeutend für Österreich war in dieser Zeit die weit gespannte Außenpolitik Kreiskys, die unter anderem durch den Bau der Wiener UNO-City und die Internationalisierung der Palästinenserfrage, die Kreisky erstmals vor die UNO brachte, symbolisiert wurde.

1978 fand die Volksabstimmung über die von der Regierung Kreisky befürwortete Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Zwentendorf statt; sie ging negativ aus. Österreich produziert bis heute keine Kernenergie und lehnt dies auch für die Zukunft ab.

UNO-City in Wien, der dritte Amtssitz der Vereinten Nationen

1979 wurde Wien nach der Fertigstellung seiner UNO-City offiziell dritter Amtssitz der Vereinten Nationen neben New York und Genf. Unabhängig davon siedelte sich die OPEC in Wien an.

1983 fädelte der abtretende Bruno Kreisky eine kleine Koalition der Sozialdemokraten (SPÖ) mit der damals nationalliberalen Freiheitlichen Partei (FPÖ) ein; die FPÖ hatte ihm durch Stillhalten bereits 1970 an die Macht verholfen (siehe Bundesregierung Sinowatz). Nach der Wahl des rechtspopulistischen Politikers Jörg Haider zum Parteiobmann der FPÖ 1986 beendete die SPÖ auf Betreiben von Franz Vranitzky die Koalition.

Der Zerfall des Ostblocks 1989/90 ließ den Eisernen Vorhang verschwinden, der die Entwicklung Ostösterreichs 1945–1989 beeinträchtigt hatte.

1987 bis 1999 bildeten die Sozialdemokraten (SPÖ) „große Koalitionen“ mit der christdemokratischen ÖVP (siehe Bundesregierung Vranitzky I bis Vranitzky V und Bundesregierung Klima). In diesen Zeitraum fiel der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union (1995), für den sich insbesondere Alois Mock und Vranitzky eingesetzt hatten. Bei der Volksabstimmung 1994 stimmten zwei Drittel der Teilnehmer dafür.

Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Öffnung der Grenzen des früheren Ostblocks 1989/90 liegt Österreich nicht mehr an der Ostgrenze des westlich ausgerichteten Europas. Österreich wurde einer der stärksten Investoren in den Reformländern. In der ersten Hälfte der 1990er Jahre wurden Menschen aus den einander bekriegenden jugoslawischen Nationalitäten verstärkt in Österreich aufgenommen.

Nach einer positiven Volksabstimmung am 12. Juni 1994 trat Österreich per 1. Jänner 1995 (gemeinsam mit Schweden und Finnland) der Europäischen Union bei.

Nach dem Ende des Kalten Krieges 1991 und insbesondere nach dem EU-Beitritt 1995 wurde die Neutralitätspolitik alten Stils für Österreich obsolet. Der Begriff Neutralität ist aufgrund der unterzeichneten EU-Verträge im Wesentlichen auf Bündnisfreiheit reduziert und hat hauptsächlich identitätspolitische Bedeutung; de facto hat Österreich als Vollmitglied der EU, die eine gemeinsame Verteidigungspolitik anpeilt, diesem Vorhaben zugestimmt und kann daher nicht mehr neutral oder bündnisfrei sein.

Österreich hatte in der zweiten Hälfte 1998 sowie in der ersten Hälfte 2006 den Vorsitz im Rat der Europäischen Union inne. 1999 wurde der Euro als Buchgeld eingeführt, ab 1. Jänner 2002 ersetzte der Euro auch als Bargeld den Schilling. Österreich trat 1995 den Schengener Abkommen bei. Am 1. Dezember 1997 hob es die Grenzkontrollen zu Deutschland und Italien auf; seitdem gehört es zum Schengen-Raum. In der zweiten Jahreshälfte 2018 führte Österreich zum dritten Mal den Vorsitz im Rat der Europäischen Union.

Die SPÖ-ÖVP-Koalitionsregierungen 1986–2000 wurden 2000–2006 von Regierungen der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) mit der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) abgelöst (siehe Bundesregierung Schüssel I und Schüssel II). Die damals 14 anderen EU-Mitgliedstaaten reagierten auf die Regierungsbeteiligung der von ihnen als rechtsradikal eingeschätzten FPÖ mit einer vorübergehenden bilateralen Kontaktsperre auf Regierungsebene („EU-Sanktionen“). Nach der Spaltung der FPÖ 2005 wurde das neugegründete Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) Regierungspartner.

2007/2008 war nach Neuwahlen wiederum eine SPÖ-ÖVP-Koalition tätig (siehe Bundesregierung Gusenbauer). Nach der Erweiterung des Schengenraums Ende 2007 um Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Slowenien bzw. Ende 2008 um die Schweiz und Ende 2011 um Liechtenstein ist Österreich völlig von Schengenstaaten umgeben.

Von der ÖVP ausgelöste vorgezogene Nationalratswahlen im September 2008 führten zu einer Neuauflage der rot-schwarzen Koalition (Bundesregierung Faymann) unter den neuen Parteichefs Werner Faymann (SPÖ) und Josef Pröll (ÖVP).[82] Nach dem Rücktritt Josef Prölls folgte ihm 2011 Michael Spindelegger als Vizekanzler.[83]

Nach einer 2007 in Kraft getretenen Verlängerung der Legislaturperiode des Nationalrats von vier auf fünf Jahre wurde der Nationalrat 2013 erstmals fünf Jahre nach der vorangegangenen Wahl gewählt. Bei dieser Wahl wurden die bisherigen Regierungsparteien SPÖ und ÖVP mit Verlusten wiederum stärkste und zweitstärkste Partei (zusammen 99 von 183 Mandaten im Nationalrat). 2013 bis 2017 bildeten SPÖ und ÖVP erneut eine Koalitionsregierung (Bundesregierung Faymann II, 2016/17 Bundesregierung Kern).

Nach den vorgezogenen Wahlen 2017, aus denen die ÖVP als stimmenstärkste Partei hervorging, bis zur Ibiza-Affäre 2019 regierte eine Koalition aus ÖVP und FPÖ (Bundesregierung Kurz I), nach deren Abwahl im Nationalrat durch ein Misstrauensvotum amtierte 2019/20 erstmals eine Regierung unter einer weiblichen Bundeskanzlerin (Bundesregierung Bierlein), nach den Nationalratswahlen am 29. September 2019 amtiert seit Jänner 2020 erstmals auf Bundesebene eine Regierung aus ÖVP und den Grünen (Bundesregierung Kurz II).

Nach dem Bekanntwerden der Inseratenaffäre erklärte Sebastian Kurz am 9. Oktober 2021 den Rücktritt von seiner Funktion als Bundeskanzler. Kurz wurde in drei Ermittlungsverfahren der Strafverfolgungsbehörde als Beschuldigter geführt. Als sein Nachfolger wurde von der ÖVP Außenminister Alexander Schallenberg vorgeschlagen. Die verbleibenden 15 Mitglieder der Regierung Kurz II wurden mit 11. Oktober 2021 in die Bundesregierung unter Alexander Schallenberg (ÖVP) übernommen. Im Dezember 2021 übernahm Karl Nehammer das Amt des Bundeskanzlers. Die Koalition mit den Grünen wurde fortgeführt. Nach der knappen Bundespräsidentenwahl 2016 hat Alexander Van der Bellen 2022 seine Wiederwahl gleich im ersten Wahlgang geschafft.[84]

Siehe auch: Österreich 2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020 und COVID-19-Pandemie in Österreich.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verwaltungsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Österreich besteht aus neun Bundesländern, Wien als Bundeshauptstadt ist eines davon. Die Länder gliedern sich in insgesamt 79 Bezirke. Darunter ist die Gemeindeebene mit insgesamt 2093 Gemeinden, davon sind 15 Statutarstädte, welche die Bezirksverwaltung selbst ausüben (Stand 1. Jänner 2022).

LiechtensteinSchweizBodenseeVorarlbergTirolTirolSalzburgKärntenBurgenlandWienSteiermarkOberösterreichNiederösterreichItalienSlowenienDeutschlandKroatienSlowakeiTschechienUngarn
Karte der neun österreichischen Bundesländer und Nachbarstaaten
Bundesländer und Bezirke von Österreich
Die österreichischen Bundesländer mit ihren Eckdaten
Abk. Bundesland Grün­dung Hauptstadt Ein­wohner ⁠*E Fläche
in km² ⁠*F
Dichte
(Ew. / km²)
Aus­länder-
anteil ⁠*A
Migra­tions­hinter­grund ⁠*M Städte ⁠*S Gemein­den
(gesamt)*G
Bgld. Burgenland Burgenland 1921 Eisenstadt 301.250 3.965,20 76 9,2 % 12,2 % 13 171
Ktn. Karnten Kärnten 1919 Klagenfurt am Wörthersee 568.984 9.536,50 60 10,9 % 13,7 % 17 132
Niederosterreich Nieder­österreich 1919 St. Pölten 1.718.373 19.179,56 90 10,3 % 15,5 % 76 573
Oberosterreich Ober­österreich 1919 Linz 1.522.825 11.982,52 127 13,2 % 19,5 % 32 440
Sbg. Salzburg Salzburg 1919 Salzburg 568.346 7.154,56 79 17,7 % 23,2 % 11 119
Stmk. Steiermark Steiermark 1919 Graz 1.265.198 16.399,34 77 11,5 % 14,2 % 35 286
Tir. Tirol Tirol 1919 Innsbruck 771.304 12.648,37 61 16,4 % 21,6 % 11 277
Vbg. Vorarlberg Vorarlberg 1919 Bregenz 406.395 2.601,67 156 18,2 % 26,6 % 5 96
W Wien WienW 1920[85] Wien 1.982.097 414,82 4778 30,8 % 45,9 % 1 1
*E 
1. Jänner 2023[86]
*F 
31. Dezember 2019
*A 
1. Jänner 2020[87]
*M 
Ø 2019[88]
*S 
aktuell seit 1. Mai 2015
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Stand: 1. Jänner 2022
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Wien ist eine in 23 Gemeindebezirke gegliederte Stadt und seit 1920 zugleich Bundesland.

Städte und Ballungsräume[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Schönbrunn, dahinter Teile des 14. und des 15. Wiener Gemeindebezirks.
Graz ist nach Wien die zweitgrößte Stadt Österreichs.

Das mit Abstand größte Siedlungsgebiet in Österreich ist der Ballungsraum Wien mit einer Einwohnerzahl von 2,85 Millionen (Stand 2019). Damit konzentriert sich mehr als ein Viertel der Bevölkerung des Staates in der Hauptstadtregion.

Linz, drittgrößte Stadt Österreichs, Kulturhauptstadt Europas 2009

Weitere größere Stadtregionen umgeben die Landeshauptstädte Graz (Steiermark), Linz (Oberösterreich), Salzburg (Salzburg) und Innsbruck (Tirol). Zu den wichtigeren Städten zählen weiters (von West nach Ost) Feldkirch, Dornbirn und Bregenz (Vorarlberg), Villach und Klagenfurt (Kärnten), Wels (Oberösterreich), St. Pölten und Wiener Neustadt (Niederösterreich). Insgesamt besitzen 201 Gemeinden sehr unterschiedlicher Größe das Recht, sich Stadt zu nennen (Stadtrecht); nur bei den 15 Statutarstädten ist dies von verwaltungsrechtlicher Bedeutung. Ein großes Problem, vor allem in wirtschaftlich schwachen Gegenden, ist die Abwanderung (Landflucht) der ländlichen Bevölkerung in die städtischen Ballungsräume.

Von insgesamt 2.093 Gemeinden in Österreich haben 1.834 weniger als 5.000 Einwohner.[89]

Exklaven und Enklaven[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kleinwalsertal in Vorarlberg
Salzburg ist kulturell, z. B. wegen der Salzburger Festspiele, bedeutend.

Auf österreichischem Staatsgebiet findet sich mit dem Kleinwalsertal eine funktionale Enklave Deutschlands. Das Kleinwalsertal gehört zwar zu Vorarlberg und grenzt geografisch direkt an dieses, ist aber aufgrund der topografischen Lage auf Straßen nur über Deutschland zu erreichen. Eine weitere funktionale Enklave Deutschlands ist die Gemeinde Jungholz in Tirol, die von Österreich aus nicht erreichbar und nur durch den 1636 Meter hohen Sorgschrofen mit Österreich verbunden ist. Im Gegensatz zu ähnlichen funktionellen und geografischen Enklaven, wie dem Kleinwalsertal oder Jungholz, ist Hinterriß kein Zollanschlussgebiet zu Deutschland, obwohl es ebenfalls nur über Deutschlands Straßen erreichbar ist.

Die Saalforste sind österreichisches Staatsgebiet, stehen aber privatrechtlich im Eigentum des Freistaates Bayern.

Eine funktionale Enklave Österreichs bestand früher auf schweizerischem Staatsgebiet. Die Schweizer Gemeinde Samnaun war lange Zeit auf dem Straßenweg nicht aus der Schweiz, sondern nur über Österreich (Tirol) zu erreichen. Dies führte dazu, dass die rätoromanische Sprache im 19. Jahrhundert aufgegeben und stattdessen ein dem Tirolerischen ähnlicher Dialekt angenommen wurde. Mittlerweile gibt es zwar eine Schweizer Straße nach Samnaun, doch besteht nach wie vor eine einst errichtete Zollf