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Die ersten Werttheoretiker waren die Klassiker der bürgerlichen Ökonomie: Adam Smith und David Ricardo. Sie gingen davon aus, dass die Arbeit, die benötigt wird, um ein Produkt herzustellen, den Wert einer Ware bildet. Die vergangene, verausgabte Arbeit liegt demnach gewissermaßen in der Ware und (...)
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Er spukt also wieder in den Hirnen, und er war auch nie ganz draußen. Gemeint ist der Mehrwert, jene Größe, um die es eigentlich gehen soll. Unsere Aufgabe besteht nun darin, die Mehrwertkritik in ihre Schranken zu weisen, sie bloß als das gelten zu lassen, was sie ist, ein integrierter Bestandteil (...)
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Das Sparefroh-Männchen aus meiner Kindheit hat schon lange das Zeitliche gesegnet. Nun ist über Nacht das Sparen plötzlich urgeil geworden. Sparen nicht im Sinne von Geld aufs Sparbuch oder sonst wohin legen, sondern im Sinne von billig einkaufen. Es ist todschick, Schnäppchen zu jagen. Das (...)
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In einem der unzähligen Lifestyle-Blättchen wird eine „Gelddiät“ propagiert. „Geld regiert die Welt, aber nicht dich! Eines der ungelösten Rätsel deiner Existenz: Wohin verschwindet das liebe Geld? Das findest Du am besten selbst heraus. Dreh den Spieß um. Verweigere Dich dem Konsum. Lass dein Geld (...)
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Die Dritte Oekonux-Konferenz trägt das Motto: „Reichtum durch Copyleft“. Mit der Wahl dieses Mottos sind zwei Annahmen oder Hypothesen verbunden, die Gegenstand der Konferenz sein werden: Erstens wird dem wirtschaftlichen System, das mit geistigem Eigentum verbunden ist, zumindest von einigen (...)
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Ein juristischer „Hack“ – genannt „Copyleft“ – bringt den Widerspruch auf den Punkt: Reichtum muss nicht Wertform annehmen. Was steckt dahinter? Copyleft, der Name deutet es schon an, ist eine rechtsförmige Subversion der ursprünglichen Intention des Copyrights bzw. des Urheberrechts – mehr dazu (...)
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Wir leben in einer Zeit des Untergangs. Was sich durchaus ohne schwarzmalende Übertreibung sagen lässt. Untergang kosiger Selbstverständlichkeiten, die wir schon zu ewigen Einrichtungsgegenständen unseres netten kleinen Wohnzimmeruniversums gezählt hatten. Voreilig, wie sich zeigt. Was gestern noch (...)
Die Simulation der Simulation
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Die Hartz-„Reformen“ zielen bekanntlich darauf ab, die Kosten zu senken, die das allmähliche Verschwinden der Arbeit verursacht. Dazu gehört der Rausschmiss der Langzeitarbeitslosen aus der Arbeitslosenhilfe. Aber es kann auch noch zusätzlich gespart werden, denkt sich das Arbeitsamt. Und weil (...)
Der Nächste bitte …
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Der nachfolgende Text ist aus der Praxis des Autors als Gewerkschafter und Personalrat in einem Großklinikum entstanden. Er hat einen Beitrag zur innergewerkschaftlichen Debatte um die Positionierung zu den gegenwärtigen tief greifenden Veränderungen in der Krankenhauslandschaft der BRD zur (...)
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„Wer mit Protesten rechnete, hat falsch gerechnet“, schreibt Regina General in ihrem Artikel über die Gesundheitsreform made in Germany. „Der Flur war ruhig. Vorschnell folgere ich: Kaum Betrieb, Kranke meiden den Arztbesuch. Aber ich hatte den verkehrten Gang erwischt und finde schließlich das (...)
„Je mehr Magenschmerzen, desto süßer lächeln sie“
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In seinem Roman „Herrn Kukas Empfehlungen“ schildert Radek Knapp höchst treffend die anstandslose Unterordnung unter den Guru Verwertbarkeit. Sein junger polnischer Held, zum ersten Mal nach Wien gereist, ist bass erstaunt über die Sitten im goldenen Westen. Die Menschen „sitzen vierzehn Stunden am (...)
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Alle Arbeitssuchenden kennen sie: die Inserate in seriösen Zeitungen, all die Zettel auf Laternenpfählen oder auf dem Schwarzen Brett im Supermarkt mit all den Jobangeboten, die einen erklecklichen bis horrenden Verdienst versprechen. Jeder, der seine fünf Sinne besammen hat, weiß, dass sie (...)
Akzeptanz und Widerstand
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Der Autor F. Schandl möchte die „Akzeptanz von Markt und Tausch, von Konkurrenz und Verwertung“ gestört und letztlich zerstört sehen. Sehr gut! Dann mal angefangen. Ich (37 Jahre alt) lebe von Arbeitslosenhilfe in einer unsanierten Wohnung, habe kein Auto und kein Fernsehen, esse mein angebautes (...)
Zwischen den Zähnen
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In der Rechtstheorie ist das Muster seit langem geläufig, nach dem sich von der Ausnahme Grundlegendes für den Normfall ablesen lässt. Die Taten des Armin Meiwes, bekannt als „Kannibale von Rotenburg“, sind eine solche Ausnahme. Am 30. Januar wurde er wegen Totschlags zu achteinhalb Jahren Haft (...)
Das Kampfhundsyndrom
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Schatten an der Wand In Wirklichkeit ist es nicht ganz leicht so mitten in der Gesellschaft darüber zu reden und zu schreiben, obwohl es viele tun und auf die Schwierigkeit nicht wirklich achten. Wer sich nämlich theoretisch zu Vorgängen und Zuständen in der Gesellschaft äußert, erst recht wer (...)
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Der Kaprun-Prozess endete, was im Übrigen nicht unerwartet war, mit Freisprüchen. Niemand ist schuld am Unglück, das über hundertfünfzig Menschen das Leben kostete. Was ebenso nicht unerwartet kam, war der allgemeine Aufschrei; es kann von den Hinterbliebenen nicht akzeptiert werden, dass niemand (...)
Nachhaltiger Kapitalismus?
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Wer sich im Diskurs der Nachhaltigkeit ein bisschen umhört, hört eigentlich fast immer dasselbe. Der Glaube an die „ökologische“ oder gar die „ökologisch-soziale Marktwirtschaft“ beherrscht das Feld. Dessen Botschaft lautet so: Die Gegensätze zwischen Wirtschaft und Ökologie können ausgeräumt werden. (...)
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Immer wieder werden wir zu Vertriebenen. Wir verlieren Räume, in denen wir uns noch aufhalten konnten, wenn sie auch nicht mehr besiedelbar waren. Aber ein kurzes Verweilen war gestattet. Einer dieser Räume war zumindest das Rundfunkprogramm OE1. Aber seit dem Beginn dieses Jahres ist ein (...)
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„Nachhaltigkeit“ als pädagogischer Renner Eine Zufallsstichprobe am 20. Dezember 2003 im Internet ergibt 71.300 Websites zu „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Hier finden sich fachlich versierte „Nachhaltigkeits“-TheoretikerInnen, die politische Analysen anstellen, in nationalen und (...)
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Wie zu des Schicksals Hohne erreicht mich kurz nach Abfassung der Kolumne „Wir danken“ folgende Nachricht mit Strompost: „apropos beichtstuhl: in floridsdorf gibts eine kirche, da hängt ein transparent dran mit ‚sucht vergebung und liebt einander‘ oder so irgendwas, und drunter steht: Bank Austria (...)
Von der Herrenbildung zur Begabungswirtschaft
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1. Herr des Weibes – Hirte der Mannen Beim römischen „Buntschriftsteller“ Aulus Gellius (Noctes Atticae XIII 17; 2. Jh. n. Chr.) findet sich die Bemerkung, dass „humanus“ (menschlich) im Latein der besten Autoren nicht so wie im „gemeinen Volk“ (vulgus) üblich einen umgänglichen, sondern vielmehr (...)
Kommunismus ist machbar!
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Unser Ziel ist ein „Verein freier Individuen“ (Robert Kurz). Um ihn wirklich werden zu lassen, bedarf es einer kommunistischen Bewegung. Daher schließen wir uns Marx und Engels an, die in der „Deutschen Ideologie“ klarstellen: „Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt werden (...)
