Streifzüge, Heft 54

Medieninhaber und Herausgeber: Kritischer Kreis – Verein für gesellschaftliche Transformationskunde
Offenlegung: Der Medieninhaber ist zu 100 Prozent Eigentümer der Streifzüge und an keinen anderen Medienunternehmen beteiligt. Grundlegende Richtung: Kritik und Perspektive
Redaktion (zugleich Mitglieder des Leitungsorgans des Medieninhabers): Lorenz Glatz, Severin Heilmann, Stephan Hochleithner, Bernd Mullet, Franz Schandl, Martin Scheuringer, Ricky Trang, Maria Wölflingseder, Petra Ziegler; Covergestaltung: Isalie Witt; Layout: Françoise Guiguet
Transformationsrat: Christoph Adam (Santiago de Compostela), Dora de la Vega (Cordoba, Argentinien), Peter Klein (Nürnberg), Paolo Lago (Verona), Neil Larsen (Davis, USA), Massimo Maggini (Livorno), Stefan Meretz (Berlin), Erich Ribolits (Wien), Salih Selcuk (Istanbul), Gerburg Vermesy (Marburg), Ulrich Weiß (Berlin)
Copyleft: Alle Artikel der Streifzüge unterliegen, sofern nicht anders gekennzeichnet, dem Copyleft-Prinzip: Sie dürfen frei verwendet, kopiert und weiterverbreitet werden unter Angabe von Autor/in, Titel und Quelle des Originals sowie Erhalt des Copylefts.
Druck: H. Schmitz, 1200 Wien

Einlauf

Die Liebe selbst habe nicht mehr Menschen zu Narren gemacht als das Grübeln über das Wesen des Geldes, zitiert Marx einen Zeitgenossen und beginnt damit seine eigenen Ausführungen zum Thema. Das Problem ist also nicht neu, eine Annäherung nicht ohne Risiko.
Den einen erscheint das Geld als bloßer Schleier, zweckneutral (es kommt nur darauf an, was eins daraus macht), die anderen wollen die Übel des Kapitalismus alleine in der Gier nach dem schnöden Mammon festmachen und zu schlechter Letzt (...)

Beitræge

Wohin treiben wir?

3

Der inneren Logik seiner Krisendynamik überlassen, wird das in Agonie liegende kapitalistische System in Barbarei umschlagen. Deutschlands Managerkaste reißt beim Thema Griechenland langsam der Geduldsfaden. Inzwischen sprechen sich auch Spitzenvertreter der deutschen Kapitalverbände dafür aus, (...)


Without money!

Für die Abschaffung eines substituierten Gewaltverhältnisses

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Wer sollte nicht Reichtümer ganz entbehren, die doch nur elend machen und entehren? (William Shakespeare, Timon von Athen IV/3, übers. von Erich Fried, Band 3, S. 339) Gemeinhin gilt Geld als zivilisatorische Errungenschaft schlechthin. Einmal geschaffen kann es nie wieder abgeschafft werden. (...)


2000 Zeichen abwärts

Das Nadelöhr

8

Das Bild des Jahres 2008 zeigt einen Polizisten, der mit gezogener Waffe eine zu räumende Wohnung durchschreitet. Durch die Immobilienkrise konnten viele Wohnungsbesitzer*Innen die Raten an die Bank nicht mehr zahlen – und dann kam die Polizei. Aber was ist mit den Menschen geschehen, die noch (...)


2000 Zeichen abwärts

Obsoleszenz als Modetrend

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Die Linke hat ein neues Modewort entdeckt: geplante Obsoleszenz. Der Begriff ist eine Adaption aus dem englischen Sprachraum, wo von planned obsolescence die Rede ist. Der Begriff kommt von dem Adjektiv obsolet, das so viel bedeutet wie „nicht mehr gebräuchlich“ oder „hinfällig sein“. Gemeint ist (...)


Kritik und Affirmation

Zur Auseinandersetzung mit der Geldpfuscherei

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In einer alten indischen Legende über die Erfindung des Schachspiels wird berichtet, der Erfinder des Spiels habe von seinem König für diese Erfindung nicht mehr verlangt als Weizenkörner. Ein Korn auf das erste Feld des Schachbrettes, die doppelte Menge auf das zweite Feld, wiederum die doppelte (...)


Dead Men Working

Rechenkünste unlimited

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„Money makes the world go round, go round …!“ – Genau so ist es. So lange es Geld gibt, wird das Geld die Welt beherrschen. Die Aufgabe der Marktwirtschaft ist es, aus Geld mehr Geld zu machen. Ohne Gewinnmaximierung kein Überleben. Das ist der Zweck aller Übungen. Geld ist mitnichten ein (...)


Bei der Freundschaft hört sich das Geld auf

Anläufe zu einem Verständnis

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Entweder mit Geld … 1. Geld ist eine bestimmte Form von Beziehung zwischen Menschen. Es vermittelt gleichwertigen Tausch von eigentlich unvergleichbaren Dingen, Kauf und Verkauf. Es bringt den Markt in Schwung und hält ihn am Laufen. Geldverkehr und Marktgeschehen bringen aber im Grund nicht (...)


Mythos Geld

Ein Diskussionsanstoß in 5 Akten

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Ein Leser meint: Eine Welt ohne Geld wäre schön, doch eine schöne Welt ohne Geld sei unmöglich. Also, brauchen wir Geld oder brauchen wir Geld nicht? Im Folgenden behandle ich fünf Fragen zum Thema Geld. Als Überschriften dienen mir die wichtigsten Antworten darauf. Es spricht einiges dafür, dass es (...)


Immaterial World

Demonetarisierung durch Entwarenformung

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Das Schlagwort von der Demonetarisierung ist ein neuer, schillernder Begriff im emanzipatorischen Diskurs. So ist es nicht verwunderlich, wenn sich schnell Missverständnisse und Abgründe auftun. Einige von ihnen sollen hier diskutiert werden. Naiv-anekdotisch tritt manchmal die lustig gemeinte (...)


Produktionsverhältnis weg, Staat weg – Geld passé!

23

Um einer Dämonisierung des Geldes entgegenzutreten und einen klaren Blick für die Demonetarisierung zu gewinnen, seien ein paar Anmerkungen zum derzeitigen Geldwesen eingebracht. Politische Ökonomie des kapitalistischen Geldes Tausch und Geld gab es schon in vorkapitalistischen Zeiten. Was ist (...)


Peer-Produktion und gesellschaftliche Transformation

Zehn Diskursfiguren aus dem Oekonux-Projekt

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Alle Mittel für unsere Emanzipation entwickeln sich direkt vor unseren Augen, aber wir müssen auch in der Lage sein, sie theoretisch zu erfassen. Oekonux wurde als Reflexionsprojekt rund um Freie Software gegründet, aber von Beginn an gab es die These der Verallgemeinerung von Beobachtungen über (...)


2000 Zeichen abwärts

Über die Verhältnisse leben

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In regelmäßigen Abständen verkünden Politiker*Innen jedweder Coleur, die Gesellschaft habe „über ihre Verhältnisse“ gelebt. Obwohl häufig gehört, macht diese Redewendung doch stutzig. Dass eine Gesellschaft in der Lage ist, „über ihre Verhältnisse“ zu leben, ist keineswegs selbstverständlich. Kein Mensch (...)


2000 Zeichen abwärts

Verschlimmbesserungen

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Dass die Dinge in Waren- und Geldgesellschaften einen doppelten Charakter annehmen, durch den die vermeintliche Rationalität in pure Irrationalität umschlägt, ist für die meisten Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler*Innen ebenso wie für die politischen Entscheidungsträger*Innen nicht vorstellbar. (...)


Landnutzung ein Stück weit demonetarisieren

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Wir müssen das agrarpolitische Desaster auf den Äckern tagtäglich mitansehen. Mit Entmonetarisierung als Perspektive dagegen meine ich in diesem Beitrag, die landwirtschaftliche Produktion unabhängiger von Geld und seiner Logik zu gestalten. Wir organisieren Gemüseproduktion nach dem Leitsatz: (...)


Raúl Zibechi:

Territorien des Widerstands

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Zibechi, Journalist, Publizist und Aktivist aus Uruguay, sieht in den Peripherien der großen Städte eine emanzipatorische Perspektive für Lateinamerika entstehen. Dort bilden für den Kapitalismus überflüssige Menschen seit einem halben Jahrhundert autonome Parallelgesellschaften aus. Eine wichtige (...)


Weg mit dem Handel

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Jahrhunderte lang haben Geld und Jana das gesellschaftliche Leben der Menschheit geprägt. Doch heute stehen diese beiden Dinge der weiteren Entwicklung dieser Spezies mehr den je im Weg, bewirken mehr Negatives als Positives. Eine Gesellschaft ohne diese beiden Elemente zu denken scheint selbst (...)


2000 Zeichen abwärts

Verschwendung als Krisenlösung

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Beispiele für geplanten Verschleiß sind mittlerweile Legion. Eine beliebte Variante läuft darauf hinaus, bei der Produktion der Ware deren Haltbarkeit künstlich zu verkürzen. Über Nylon etwa hält sich hartnäckig das Gerücht, es würde während seiner Herstellung derart behandelt, dass es besonders (...)


W. Rätz, T. von Egan-Krieger (Hrsg.):

Ausgewachsen!

Ökologische Gerechtigkeit. Soziale Rechte

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Der Sammelband zum Kongress „Jenseits des Wachstums?!“ (Attac 2011, Berlin) gibt einen Überblick, wie die Debatte zum „Ende des Wachstums“ aktuell verläuft. Ein Befund dazu, im Buch selbst nicht ausgesprochen, könnte sein: Degrowth ist das Ende des Kapitalismus, sein Herzstück, die unendliche (...)


Home Stories

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Kein Umgang nicht Den ersten erinnerlichen Umgang damit hatte ich in zartem Kindesalter: Zwei Sumsi-Mitarbeiter nahmen die Entleerung eines jeden Büchslein vor und der jeweilige Auswurf am Tisch wurde allseits aufmerksam gemustert und taxiert. Da war es feierlich still. Dass ich nun hingeben (...)


Der Terror der Positivität

Anmerkungen zu Byung-Chul Hans „Müdigkeitsgesellschaft“

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Für alte Klassenkämpfer, die den Kapitalismus als die unsittliche Veranstaltung der „Herrschenden in Staat und Gesellschaft“ betrachten, handelt es sich bei der „Müdigkeitsgesellschaft“ sicher um starken Tobak. Denn genau von diesem Denkstil, bei dem die moderne Gesellschaft nach alter, in die Zeiten (...)


Terra incognita

Stichworte zur Kritik

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Lamento. Geschimpft wird viel. Vorneweg (wenn auch mit gehörigem Respekt) auf die Finanzmärkte, die US(!)-Ratingagenturen, über Gier und ungerechte Verteilung, gegen die Boni-Banker, Spekulanten und all die anderen Gauner, auf die Unfähigkeit des politischen Personals, nicht zu vergessen, die (...)

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