Streifzüge, Heft 76

Medieninhaber und Herausgeber: Kritischer Kreis — Verein für gesellschaftliche Transformationskunde, Margaretenstraße 71-73/1/23, 1050 Wien. Druck: H. Schmitz, Leystraße 43, 1200 Wien. Auflage: 1.000. Copyleft: Alle Artikel der Streifzüge unterliegen, sofern nicht anders gekennzeichnet, dem Copyleft-Prinzip: Sie dürfen frei verwendet, kopiert und weiterverbreitet werden unter Angabe von AutorIn, Titel und Quelle des Originals sowie Erhalt des Copylefts. Redaktion (zugleich Mitglieder des Leitungsorgans des Medieninhabers): Lorenz Glatz, Severin Heilmann, Franz Schandl, Martin Scheuringer, Ricky Trang, Klaus Weichtier, Maria Wölflingseder, Petra Ziegler. Covergestaltung: Isalie Witt. Layout: Françoise Guiguet. TransformatIonsrat: Christoph Adam (Santiago de Compostela), Dora de la Vega (Cordoba, Argentinien), Peter Klein (Nürnberg), Paolo Lago (Verona), Neil Larsen (Davis, USA), Massimo Maggini (Livorno), Stefan Meretz (Berlin), Emmerich Nyikos (Mexiko-City), Erich Ribolits (Wien), Salih Selcuk (Istanbul), Gerburg Vermesy (Rimsting), Ulrich Weiß (Berlin). Offenlegung: Der Medieninhaber ist zu 100 Prozent Eigentümer der Streifzüge und an keinen anderen Medienunternehmen beteiligt. Grundlegende Richtung: Kritik-Perspektive-Transformation.

Einlauf

Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen wie die Cholera und die Pest. Robert Koch, Mediziner, Mikrobiologe und Nobelpreisträger, 1843–1910
Seit der vorletzten Jahrhundertwende hat sich der Lärm zwar stark verändert, aber er beherrscht uns immer noch. Günther Anders hat bereits in den 1950er Jahren von der „akustischen Leine“ gesprochen, an der wir alle hängen. Aus dieser ist in Zeiten von Handy, Bluetooth-Box und flächendeckendem Gedudel geradezu ein akustischer (...)

Beitræge

Vom Recht auf Stille

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Zusammen mit der Zeit wird aber auch Stille zu einem raren Gut. (Lothar Baier) Sollten irgendwann irgendwelche Aliens die verwüstete Erde besuchen und aus unseren Erbstücken rekonstruieren, wer bzw. was wir waren, werden sie wahrscheinlich in ihren Abschlußbericht schreiben: ‚Zwei Dinge konnten (...)


Im Kontinuum des Lärms

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Lärm dokumentiert die industrielle Bewaffnung der Gesellschaften, zeigt welche Schlachten der Alltag so schlägt. Wir sind befangen im Sound des Kapitals. Wird es wirklich lauter oder werden wir bloß älter? Sind wir gar wehleidig? Vielleicht ist es ja ein Zeichen fortschreitender Mieselsüchtigkeit, (...)


Dialektik der Motorsäge

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Kaum ein Gerät, das solch einen Höllenlärm erzeugt. Motorsägen minimieren die Anstrengung und maximieren deren Ertrag. So zumindest die gemeine Sicht des Fortschritts. Es ist auch nicht schlicht von der Hand zu weisen. Wollen wir Bäume fällen wie früher? War die Arbeit der Holzknechte im Forst denn (...)


Wider die akustische Hörigkeit

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Höchst verblüffend, von wie wenigen Menschen die „akustische Leine“, an der wir hängen, heute überhaupt noch wahrgenommen wird. Oder wahrgenommen werden möchte. Günther Anders hat sie bereits in den 1950er Jahren in der „Antiquiertheit des Menschen I und II“ ausführlich beschrieben. Wir werden nicht nur (...)


Lärm – Campaign for Musical Destruction

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Lärm war eine der ersten Hardcore-Bands Europas. Radikal in jeder Hinsicht, waren der Bandname und der Titel des ersten Albums „Campaign for Musical Destruction“ Programm. In bis dahin unerreichter Geschwindigkeit wurden die Songs, kaum begonnen auch schon wieder zu Ende, runtergeprügelt. Als (...)


Alptraum Elektroauto

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Unter dem Titel „Alptraum Auto“ fand im Jahr 1986 in München eine Ausstellung zum 100. Geburtstag des Automobils statt, die sich mit den Auswirkungen der Motorisierung kritisch auseinandersetzte. Jetzt, mehr als 30 Jahre später – nach der Dieselkrise –, setzt die Autoindustrie auf einen neuen Anfang (...)


Vier Wände, die nicht schützen

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Schallschutz in Mietshäusern lädt eher zu reformerischen als zu revolutionären Diskursen ein. Leichtes Klopfen auf dem Thema macht hinter dem abbröckelnden Putz immerhin ein paar Gitterstäbe zum Ansägen sichtbar. Unabhängig von der Gesinnung zieht wer kann aus einer hellhörigen Wohnung aus, um andere (...)


2000 abwärts

Lackierte Kampfhunde

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Wenn die männliche Ehre auf dem Spiel steht, ist alles andere egal! Um eine Kränkung abzuwehren, wird notfalls sogar der eigene Untergang in Kauf genommen. Wie gewisse Hunde keine Tiere, sondern das nach außen verlegte Aggressionspotenzial ihrer Besitzer sind, so sind gewisse Autos keine (...)


Wer spielt wen nieder?

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Es war ein ungleicher Kampf. Wenngleich mit schlechtem Ausgang für mich und nicht für ihn. Für gewöhnlich spielten die Youngsters in den Siebzigerjahren ihre Eltern nieder. Man drehte die Steroanlange auf und ärgerte die Alten. Bei mir hat das leider nicht funktioniert. Bei dem seltsamen Machtspiel: (...)


Zwei Bücher

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Irene Götz (Hg.): Kein Ruhestand – wie Frauen mit Altersarmut umgehen, Kunstmann Verlag, München 2019, 320 Seiten, ca. 20 Euro Franz Kolland u.a.: Wohnmonitor Alter 2018 – Wohnbedürfnisse u. Wohnvorstellungen im 3. u. 4. Lebensalter in Österr., Studien Verlag, Innsbruck 2018, 230 Seiten, ca. 30 Euro (...)


Immaterial World

Metapersonale Instanzen

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In unserem Buch „Kapitalismus aufheben“ (Sutterlütti & Meretz 2018) haben wir einen analytischen Rahmen entwickelt, um über Utopie und Transformation sprechen zu können. Ein wichtiges Begriffspaar ist dabei für uns das der interpersonalen und transpersonalen Beziehungen. Damit können wir zwischen (...)


Kapitalismus und Grundeinkommen*

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Versteht man den Kapitalismus als Mega-Maschine fortlaufender Anhäufung privaten Reichtums, dann setzt der Betrieb dieser Maschine, im Wesentlichen als Wettbewerb, Ausbeutung und Markt verstanden, unentwegte Erweiterung voraus. Rosa Luxemburg sprach hierzu von der „fortgesetzten ursprünglichen (...)


2000 Zeichen abwärts

Kakophonie des Schönen

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Ganymed in Love“, das Wiener Kunsthistorische Museum unternimmt seit ein paar Jahren eine Serie von Präsentationen seiner Kunstwerke durch Schriftsteller, Musikerinnen und Schauspieler. Immer „Ganymed“ und dazu ein Thema, heuer eben „Love“, etliche Male abends von Mitte März bis Mitte Juni. Elf (...)


Das Drama vom Geld und dem Juden

Zu Shakespeares Kaufmann von Venedig

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Kein ärgrer Brauch erwuchs den Menschen als Das Geld! Es äschert ganze Städte ein, Es treibt die Männer weg von Haus und Hof, es wandelt auch die redliche Gesinnung um und lehrt sie hässlichen Geschäften nachzugehn; es unterweist die Menschen in Verschlagenheit, und auch Verbrechen nicht zu scheun (...)


Straßenbild mit Sirenen

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SALE! -30%! -50%! -70%! Alles muss raus!!! Und dazu noch eine Autobahnvignette gratis! Es schreit von überallher, da muss gar kein Ton zu hören sein. Von links und rechts und oben, von den Hausfassaden, entlang der Straßen und Gehwege, in der U-Bahn, der Bim und an allen Bahnsteigen. Großformatige (...)


Call for Papers 76: LÄRM

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Alle Artikel, sofern sie uns gefallen, sind publizierbar. Unsere nächste Ausgabe, die Nummer 76 beschäftigt sich primär mit dem LÄRM Zwar wird oft konstatiert, dass Menschen zunehmend am Lärm leiden, doch systematische Untersuchungen gibt es kaum. Dass Dauerlärm Stress erzeugt und krank macht, ist (...)


Der Kaufmann von Venedig

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Hermann Engsters sorgsame Auseinandersetzung mit Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ in Verbindung mit meiner gleichzeitigen Lektüre von Aharon Appelfelds vielfältigen Erinnerungen an seine Kindheit hat mir meine Lektüre des Stückes an der Schwelle zur Jugend in Erinnerung gerufen und mir wie durch (...)


Nachlese zum Schwerpunkt Lärm

Initiativen gegen Lärm

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LautsprecherAUS!

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