Streifzüge, Heft 81

Medieninhaber und Herausgeber: Kritischer Kreis — Verein für gesellschaftliche Transformationskunde, Margaretenstraße 71-73/1/23, 1050 Wien. Druck: H. Schmitz, Leystraße 43, 1200 Wien. Auflage: 1.000. Copyleft: Alle Artikel der Streifzüge unterliegen, sofern nicht anders gekennzeichnet, dem Copyleft-Prinzip: Sie dürfen frei verwendet, kopiert und weiterverbreitet werden unter Angabe von AutorIn, Titel und Quelle des Originals sowie Erhalt des Copylefts. Redaktion: Petra Ziegler, Maria Wölflingseder, Martin Scheuringer, Franz Schandl, Stefan Nagy, Severin Heilmann, Lorenz Glatz. Covergestaltung und Layout: zetpe. Transformationsrat: Christoph Adam (Santiago de Compostela), Dieter Braeg (Salzburg), Dora de la Vega (Cordoba, Argentinien), Hermann Engster (Göttingen), Lorenz Glatz jr. (Wien), Marianne Gronemeyer (Friesenheim), Peter Klein (Nürnberg), Paolo Lago (Verona), Neil Larsen (Davis, USA), Massimo Maggini (Livorno),Stefan Meretz (Berlin), Emmerich Nyikos (Mexiko-City), Erich Ribolits (Wien), Gerburg Vermesy (Rimsting), Ulrich Weiß (Berlin). Offenlegung: Der Medieninhaber ist zu 100 Prozent Eigentümer der Streifzüge und an keinen anderen Medienunternehmen beteiligt. Grundlegende Richtung: Kritik-Perspektive-Transformation.

Einlauf Streifzüge 81

Was er nicht mochte, waren Immigranten, Arbeiter und Juden, dafür liebte er Autos und Fabriken. Die Rede ist von Henry Ford, einem der großen Pioniere des Automobilismus. Von ihm stammt auch folgender Satz: „Ich habe so lange Autos fabriziert bis ich den Wunsch bekam, nunmehr Menschen zu fabrizieren. “
Das Auto als Modell für die Menschen, das klingt böse, und doch entspricht es einer perfiden, aber letztlich kruden Wahrheit, die nicht gesehen werden soll, weil sie der Eitelkeit der freien (...)

Beitræge

Getriebe und Gedärme

3

Ich, der ich in der Wohnung sitze, sage: „Ich stehe in der Ziegelofengasse.“ – Warum das? Denn nicht ich stehe dort, sondern der Wagen, den ich fahre. Mit diesem „Ich“ identifiziere ich nicht nur das Auto als meines, mit diesem „Ich“ kategorisiere ich mich als das Auto selbst. Das Auto, das bin ich, (...)


Eine nicht autorisierte Autobiographie

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Mein Führerschein sieht aus, als hätte ich im vorhergehenden Jahrtausend eine allzu preiswerte Geschlechtsumwandlung vornehmen lassen; schon das billige Porträtfoto aus dem Automaten vor dem Passage-Kaufhaus macht mich bei jeder Verkehrskontrolle zum Gespött der Kieberei. „Zeig’ her!“, sprachen (...)


Lackierte Kampfhunde

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… die Voraussetzung dafür, jemanden guten Gewissens umzubringen, ist das grüne Licht der Ampel. (Theodor W. Adorno) Es war an einem dieser heißen Sommertage. Ich war mit dem Rad auf dem Weg zur Lahn, um schwimmen zu gehen. Ich hielt an einer Ampel an der Westanlage. Zwei schwarze Limousinen kamen (...)


Auto-mobil

15

Das „Automobil“ sollte eigentlich „Auto-mobile“ heißen; ein Kunstwort, das aus dem altgriechischen „auto“ – selbst – und dem lateinischen „mobile“ – beweglich – zusammengesetzt ist. Gemeint ist mit diesem Begriff, den es erst seit gut hundert Jahren gibt, ein Fahrzeug, ein Wagen, vor den man kein Zugtier (...)


Arroganz und Egoismus

20

Das Auto steht paradigmatisch für die moderne, bürgerliche Gesellschaft. Nachdem in der letzten Ausgabe der Streifzüge der Bürger zu beschreiben versucht wurde, ist es daher nur folgerichtig, nun das Auto zum Thema zu machen. Als zutiefst bürgerliches Ding kann es einen wichtigen Angelpunkt für die (...)


Verbrennungsmotorfortbewegung

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Dem Auto begegnete ich Mitte der 50er-Jahre in Zell am See. Ein VW Käfer parkte plötzlich auf der Schmittenstraße, bei der Hausnummer 504. Es war ein VW Käfer, der vor allem dazu diente, den Stiefvater in der Zeller „Wertegemeinschaft“ vom „Zuagroastn“ zu einem angesehenen Mitglied der „gehobenen“ (...)


Der Reiz des Autofahrens

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Kinder genießen z.B. beim Schlittenfahren oder beim Schlittschuhlaufen das Gleiten und erleben Freude dabei, sich in Geschwindigkeit wahrzunehmen. Die Erfahrung der schnellen Bewegung ist das eine. Etwas anderes stellt eine kapitalistische Warenproduktion dar, in der solche Attraktionen ein (...)


Der Automatenmensch, ein romantischer Albtraum

30

Die Natur baut keine Maschinen, keine Lokomotiven, Eisenbahnen … Sie sind Produkte der menschlichen Industrie; natürliches Material, verwandelt in Organe des menschlichen Willens über die Natur … Sie sind von der menschlichen Hand geschaffne Organe des menschlichen Hirns; vergegenständlichte (...)


Die am guten Leben orientierte Sozialität und die nachkapitalistische Vergesellschaftung

38

Der Kampf von „unten“ gegen „die da oben“ sorgt häufig bestenfalls dafür, negative „Spitzen“ oder Extreme zu verhindern. Das Schlimmste lässt sich im Erfolgsfall unterbinden, das Schlimme bleibt. Hinz geht und Kunz kommt. Oder umgekehrt. Wer dieses Spiel nicht unendlich fortsetzen will, tut gut daran, (...)


Der Sozialstaat als Erziehungsanstalt

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Das Vorhandensein von Arbeitslosigkeit ist in kapitalistischen Gesellschaften eigentlich der Normalzustand. Während des 70-jährigen Bestehens der Bundesrepublik Deutschland betrug die Zeit der Vollbeschäftigung gerade einmal zwölf Jahre. Das war von 1961 bis 1973, ist also schon sehr lange her. (...)


Politik und Bürger. Zivilität und Konvivialität

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1. Die Herkunft eines Wortes und die Geschichte seiner Bedeutung helfen nicht selten zu klarerem Verständnis. So bewohnt und verteidigt schon dem Wortsinn nach der „Bürger“, der „Bourgeois“ die „Burg“, das feste Haus auf dem „Berg“, den Marktflecken, die selbstverwaltete Stadt(burg, die Akro-polis). (...)


„eigenwillig“

48

Wen wundert, dass die Dinge schlecht liegen. Immerhin tummeln sich auf Erden „Milliarden von Menschen, die ständig Wirtschaftswachstum betreiben …“. Eben habe ich es erst wieder gehört, im Ö1-Mittagsjournal, aus dem Mund einer Künstlerin, die sich ihrem Ansinnen nach kritisch mit unserer Gegenwart (...)


Call for Papers 81: AUTO

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Alle Artikel, sofern sie uns gefallen, sind publizierbar. Unsere nächste Ausgabe, die Nummer 81 beschäftigt sich in erster Linie mit dem AUTO Ein echter Bürger ist ohne Auto gar nicht zu denken. Wir haben mobil zu sein und wir haben zu fahren. Doch nicht nur um das Auto soll es gehen, wenngleich (...)

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