
Konsumreligion
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Opium des Volkes Es wird im allgemeinen angenommen, daß Marx’ Position zur Religion in seinem Ausspruch wiedergegeben ist: „Religion ist das Opium des Volkes“; Religion sei, wie Opium, eine schädigende Droge. Leider gibt es unter denen, die über Marx sprechen, kaum jemanden, dem auch nur einige (...)
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Reprisentheater Wenn sich im Schachspiel die Stellung mehrmals wiederholt, ist die Partie zu Ende. Die Figuren der westdeutschen Politik ziehen immer wieder über dieselben Felder. Kein königliches Spiel, vielmehr ein Roulett, bei dem ständig die gleichen Zahlen kommen. Oder auch ein (...)
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Die Berufsverbote sind ein Stück deutscher Realität — ebenso schwer greifbar wie begreifbar. Zahllose Ungereimtheiten verleihen der Politik in der BRD einen absurden und scheinheiligen Anstrich. Nehmen wir etwa die liberalen Aussprüche von Spitzenpolitikern, mit den Berufsverboten stehe es gar (...)
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Das ist machbar!
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In Österreich ist man bisher ohne formales Berufsverbot ausgekommen. Eine in Jahrhunderten von Gegenreform und Gegenrevolution erfahrene Bürokratie braucht das nicht, sie hat subtilere Kontrollmittel. Umso grausamer wirkt sie, weil damit auch das rechtsförmige Verfahren ausgeschaltet ist. In (...)
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Frauenbewegung = Studentinnen War die Neue Deutsche Linke ein Aufstand der Bürgersöhne — die führenden Köpfe entstammten dem Großbürgertum —, so ist die feministische Bewegung vornehmlich ein Protest der Kleinbürgerstöchter. Ein weibliches akademisches Proletariat, das sich unter seinem (...)
Sie umarmten sich und weinten beide
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Es half alles nichts. Ihr ganzer Feminismus, ihre ganze Unabhängigkeit, ihr ganzer Ruhm hatten sie nur hierher gebracht, zu dieser Hilflosigkeit, diesem Bedürfnis. Sie brauchte ihn. Sie brauchte diesen Mann. Erica Jong: How to Save Your Own Life Holdes Anschmeicheln Die Definition von (...)
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Cheryl Benard / Edit Schlaffer: Die ganz gewöhnliche Gewalt in der Ehe. Texte zu einer Soziologie von Macht und Liebe, rororo Frauen aktuell, hrsg. von Susanne von Pacsensky, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1978, 198 Seiten, DM 4,80 öS 47,40 ... Röslein wehrte sich und stach, Half ihm doch (...)
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Chef bleibt Chef Er in Schnürlsamthosen und Pullover: fesch, flott und fortschrittlich; sie in knöchelgebundenen Samthosen und Schnürschuhen: resch, schick und engagiert. Beide könnten Studenten sein, es herrscht joviale Kameradschaftlichkeit. Man tratscht über die neuesten Schlagzeilen, duzt (...)
Legt ab schöne Kleider und Make-up!
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111 Frauen aus verschiedenen Städten der BRD und Österreich trafen sich zum ersten selbstorganisierten Büroarbeiterinnen-Kongreß in Frankfurt vom 27. bis 29. Oktober 1978. Als Ergebnis des Kongresses wurde folgende Resolution verabschiedet: Wir üben Kritik an den Gewerkschaften. Fraueninteressen (...)
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In diesem Heft handeln fünf Beiträge vom Arbeitsleid der Sekretärinnen. Wie kam es dazu? Im September 1977 schrieb Waltraud Mayer erstmals nieder, was sie in ihrem Beruf bedrückt. Sie arbeitete damals als Sekretärin im Institut für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik an der Technischen (...)
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Sieh aus wie eine Frau, benimm dich wie eine Dame, denke wie ein Mann und arbeite wie ein Pferd. Blick durch die Wirtschaft Mann lehrt, Frau putzt Wir möchten die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Arbeitsplatz und seine Bedingungen lenken, nämlich den einer Sekretärin im wissenschaftlichen (...)
Wir sind nicht so
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Der Artikel, der das Ergebnis einer Analyse der Arbeitssituation von Institutssekretärinnen durch einen Arbeitskreis „Frauen an der Universität“ sein soll, enthält eine Reihe von Vorwürfen, die sich auf das Institut für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik (IFIP) beziehen. Wir sehen uns deshalb (...)
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Ich bin dankbar Ich gehe davon aus, daß die Arbeitssituation hier am Institut für mich die beste ist, die ich je in meinem Leben hatte. Das ist nicht im mindesten übertrieben, und ich bin Euch allen sehr dankbar dafür, daß Ihr in den ersten zwei Jahren meiner „Tätigkeit“ hier am Institut so (...)
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1 Zwei Sekretärinnen Die eine Beschützerin — die andere Kumpel. Beide gleichermaßen unentbehrlich, nicht einfach austauschbar. Gesichtslos die eine, im Hintergrund wachsam, die andere laut, lärmend und ganz direkt. Sie eignet sich nicht nur das Vokabular desjenigen an, dem sie — widerstrebend — (...)
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Hinter den glänzenden und eleganten Fassaden der Kaufhäuser leisten ein paar Frauen Knochenarbeit. Von ihrem wenig glänzenden Alltag, ihren Arbeitsbedingungen, den Einsparungen und Kürzungen, von der Rationalisierungswelle, die auf ihrem Buckel ausgetragen wird, ist in den Schaufenstern nichts zu (...)
Hausmann kriegt nix
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Es begab sich im Frühjahr 1978; da wollten zwei in Graz heiraten. Sie gingen aufs Standesamt. Dieses verlangte vom Bräutigam den Geburtsschein, den Trauschein der Eltern und — da er Ausländer war — ein „Ehefähigkeitszeugnis“ (so stehts wirklich auf dem Vordruck!). Ein Relikt des Nationalsozialismus, (...)
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Heirat mit 20 Sardinien ist eine Welt für sich! Ein Teil Italiens, der aber bis heute seine eigenständigen Lebensformen bewahrt hat und erst langsam vom Rhythmus der Industriegesellschaft mitgerissen wird. Vielleicht ist das der Grund, warum gerade diese Insel soviel Interesse auf sich zieht. (...)
Klasse Hausfrauen
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Ein Hausfrauengehalt? Weniger alsm ein Drittel der Frauen unter 26 „köntte sich vorstellen, sich für die Forderung Lohn für Hausarbeit einzusetzen“. Ihre Mütter konnten sich zu 43 Prozent für die Forderung erwärmen. Aber vielleicht haben sie nur ein Taschengeld im Sinn — langgehegter Traum der (...)
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Heidi Pataki: stille post. Gedichte, Edition Neue Texte, Linz 1978, 50 Seiten, öS 96,— DM 13,— Heidi Pataki betitelt ihre Gedichtsammlung: „stille post“. Stille Post ist ein Kinderspiel, bei dem die Kinder (oder die Epochen) in einer Reihe stehen. Ein Kind sagt dem andern einen Satz ins Ohr; am (...)
KPÖ verkriecht sich
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Das NEUE FORVM versteht sich als Forum des demokratischen Sozialismus im breitesten Wortsinn. Also ist uns auch der Parteikommunismus interessant, wenn und sobald sich in ihm demokratische Tendenzen entwickeln. Daher drucken wir unverändert und unverkürzt den nachfolgenden anonymen Zirkularbrief (...)
FORVM-Zeichner(in) vor Gericht?
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Das verlorene Paradies
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Ströme durch die Kaffeehäuser, Klubs, Diskotheken, Arbeitskreise, Universität; durch die Straßen, an den Wochenenden und im Sommer weg von der Stadt, Kulturbetrieb; ein „Suchen“ oder die kleinen „Erfüllungen“. Dabei werden Räume durchstreift und mit Wünschen besetzt. Diese kleinteiligen „Orte“ von (...)
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Wien, am 17. Dezember 1978 Lieber Rudi, lieber Gottfried! lhr habt nur über die alte Arena von 1976 geschrieben, nicht über die neue von 1978. Heute waren zwei Arenauten bei mir, die jetzt dabei sind und die auch schon damals dabei waren; sie haben mir folgendes erzählt. Während der Besetzung (...)
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Neuer Klub, alter Klub „Wir sind doch eine feige Gesellschaft geworden. Charakterlos!“ Die markigen Worte des Redners stehen in einem merkwürdigen Gegensatz zu seinem Äußeren: ein kleines altes Männlein, das mit versagender heiserer Stimme zu einem Schock Altnazis spricht, die vor ihm ein (...)