Horst Stowasser

Geboren am: 7. Januar 1951

Gestorben am: 30. August 2009

Im WWW
Das AnArchiv
Beitræge von Horst Stowasser
Wurzelwerk, Wurzelwerk 28

Der frühe Anarchismus — Von der Philosophie zur Arbeiterbewegung

März
1984

Bei einer Idee wie dem Anarchismus, dessen einfacher, grundlegender Gedanke die Herrschaftsfreiheit ist, kann es nicht verwundern, wenn seine Ursprünge und Wurzeln im Dunkeln liegen. Seit Anbeginn der Menschheit gibt es die Idee, den Traum von Herrschaftsfreiheit — sei es im begrenzten Bereich (...)

Wurzelwerk, Wurzelwerk 29

Plauderei über Anarchismus ...

April
1984

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Wurzelwerk, Wurzelwerk 38
»Anarchismus ohne Adjektive«

Max Nettlau — mehr als ›nur‹ ein Historiker

April
1985

Der Österreicher Max Nettlau ist Insidern allenfalls als schreibbesessener Historiker bekannt — die spanischen Anarchisten gaben ihm dereinst den Beinamen »Herodot der Anarchie« und das ist nichtmal übertrieben. Daß der Begründer der umfangreichsten Anarchismus-Sammlung der Welt auch ein Denker war, (...)

Beitræge zu Horst Stowasser
Wurzelwerk, Wurzelwerk 38
Militarismus-Kritik:

Horst Stowasser geht 35 Tage ins »Häfn«

April
1985

Horst Stowasser, bundesdeutscher Anarchist und Mitarbeiter dieser Zeitung, wird demnächst eine 35-tägige Gefängnisstrafe antreten. Der Grund: in einem Kommentar hatte er geschrieben, eine Armee sei »organisierte Gewalt«, das Handwerk des Soldaten bestehe, im »Töten anderer Menschen« und ein Soldat sei (...)

Stowasser in Berlin 2007

Horst Stowasser (* 7. Januar 1951 bei Wilhelmshaven; † 30. August 2009 in Ludwigshafen am Rhein) war ein deutscher Autor und Anarchist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teile seiner Jugend verbrachte Horst Stowasser in Argentinien, wo er zur Schule ging und mit dem historischen Anarchismus in Berührung kam, sich politisch engagierte und mehrmals verhaftet wurde. Nach seinem Abitur in Argentinien begann er in Deutschland ein Studium der Landwirtschaft und Romanistik. Er unternahm mehrere Weltreisen und knüpfte so Kontakte um den ganzen Globus.

In Deutschland begründete er 1971 das anarchistische Dokumentationszentrum in Wetzlar, das später in AnArchiv umbenannt wurde und sich heute in Neustadt an der Weinstraße befindet. Es bietet eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten, Zeitschriften und Literatur zum Anarchismus mit deutschsprachigem Schwerpunkt.[1]

Aufgrund eines Zeitungsartikels (1980) mit Aussagen „Jeder Soldat ist ein berufsmäßiger, trainierter Mörder…..“ (s. a. Tucholsky-Zitat „Soldaten sind Mörder“) wurde er zu 3.500 DM Geldstrafe wegen Beleidigung der Soldaten schlechthin verurteilt, doch dann im Berufungsverfahren freigesprochen mit der Begründung: Ausdrücke wie „Soldaten sind Mörder“ sind zulässig, solange sie sich auf alle Armeen der Welt beziehen (und nicht speziell auf eine Einzelperson oder eine überschaubare Personengruppe wie die Bundeswehr).[2]

1985 publizierte er ein Buch, in dem er eine neue Form des „Projektanarchismus“ vorschlug. Dieses sogenannte Projekt A zielte auf die Verankerung libertärer Projekte im Alltagsleben einer Kleinstadt. Diese Idee wurde ab 1989 in die Praxis umgesetzt. In Neustadt an der Weinstraße, wo Stowasser selbst mitarbeitete, sowie zwei weiteren Orten und im Ausland wurde mit der Umsetzung begonnen. Nach einer Krise Mitte der 1990er Jahre wird derzeit in einem Diskussionsprozess an der Fortführung des Projektes gearbeitet. Stowasser lebte weiterhin dort und baute ein Wohn- und Lebensprojekt auf, in dem auch das AnArchiv untergebracht werden sollte.

Am 30. August 2009 starb er in einem Ludwigshafener Krankenhaus an den Folgen einer Sepsis.

Denken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Horst Stowasser setzte sich für projektorientiertes Arbeiten ein und vertrat keine theoretische Strömung des Anarchismus. Der „Projektanarchismus“ schaffe Arbeits- und Wohnmöglichkeiten in kollektiver Selbstverwaltung. In Stowassers Wohnort Neustadt gab es vor der Krise des Projektes Mitte der 1990er Jahre 14 selbstverwaltete Betriebe, von denen etwa die Hälfte bis heute überlebt haben und die im „Werk Selbstverwalteter Projekte und Einrichtungen“ (WESPE) zusammengeschlossen sind. „Es wird versucht, selbstverwaltete, dezentrale, ökologische und libertäre Strukturen aufzubauen und miteinander zu vernetzen, die wirtschaftlich, kulturell und politisch wirken“.[3] Das letzte Projekt war das selbstverwaltete generationenübergreifende Wohnprojekt Eilhardshof im Mietshäuser Syndikat, das als Baudenkmal kollektiv in Gemeineigentum verwaltet werden und neben Gemeinschaftsräumen aus Einzelwohnungen bestehen sollte. Es wurde durch Direktkredite finanziert, musste aber im August 2010 Insolvenz anmelden.[4]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Aufstand der Kronstädter Matrosen. An-Archia, Wetzlar 1973.
  • Die Machnotschina. Der Kampf anarchistischer Rebellen für eine freie Gesellschaft in der Ukraine, 1917–1922. 2. Auflage. An-Archia, Wetzlar 1979.
  • Das Projekt A. 1. Auflage. An-Archia, Wetzlar 1985 (2. Auflage 1992).
  • Freiheit pur. Die Idee der Anarchie, Geschichte und Zukunft. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-8218-0448-3 (archive.org).
  • Leben ohne Chef und Staat. Träume und Wirklichkeit der Anarchisten. 14. Auflage. Karin Kramer, Berlin 2003, ISBN 3-87956-120-6 (archive.org).
  • Anti-Aging für die Anarchie? Das libertäre Barcelona und seine anarchistischen Gewerkschaften… Eine Reportage. Edition AV, Lich 2006, ISBN 978-3-936049-72-5.
  • Proyecto A. In: Murray Bookchin, D. Liguri, H. Stowasser (Hrsg.): La utopía es posible. Experiencias posibles. Tupac, Buenos Aires 2007 (spanisch).
  • Anarchie! Idee, Geschichte, Perspektiven. 2. Auflage. Edition Nautilus, Hamburg 2007, ISBN 978-3-89401-537-4 (archive.org – Neuauflage von Freiheit pur).[5]
  • mit Ch. Gauglitz: Auf den Spuren des Glücks. Eine leicht anarchische Genussreise durch Frankreich. Edition Strasser, Albersweiler 2009, ISBN 978-3-940668-15-8.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Projekt A / Plan B. Ein Gespräch mit dem Schriftsteller Horst Stowasser; in: Bernd Drücke (Hrsg.): Ja! Anarchismus. Gelebte Utopie im 21. Jahrhundert, Karin Kramer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-87956-307-1, S. 233–247.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Was ist das AnArchiv? In: anarchiv.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Juni 2020; abgerufen am 10. Juli 2020.
  2. Justiz und Pazifismus. In: Humanistische Union: Urteile Schöffengericht Wetzlar und Landgericht Limburg; in: Demokratie und Recht. 1983, S. 97 ff und 102 ff, abgerufen am 15. Februar 2023.
  3. Bernd: Projekt A / Wespe / Selbstverwaltete Betriebe (Memento vom 11. April 2021 im Internet Archive); anarchismus.de
  4. „Nach der Pleite der Eilhardshof GmbH, die das Anwesen im Schöntal für ein generationsübergreifendes Wohnprojekt erworben und mit dessen Umbau begonnen hatte, wird die Immobilie in nächster Zeit wieder zum Verkauf angeboten. (…) Das mit Fördermitteln des Landes, Darlehen bei der Umweltbank Nürnberg und Kleinkrediten von Privatpersonen finanzierte Projekt musste im Juli den Gang zum Gericht antreten. Der Grund (…) die gegenüber der Ursprungsplanung nahezu verdoppelten Kosten für Umbau und Sanierung der früheren Fabrikantenvilla. Eine Fortführung des Projekts in seiner Ursprungsvariante, die auch Obergrenzen für die später von den Bewohnern zu zahlende Kaltmiete vorsah, sei fraglich. (…) Die letzte belastbare Zahl waren Kosten von rd. 3,6 Mio. € für eine Fertigstellung der fünf auf dem parkähnlichen Grundstück gelegenen Gebäude. Nach Einschätzung des vorläufigen Insolvenzverwalters wird es nun auf eine Verwertung des Anwesens, also seinen Verkauf hinauslaufen. Der Erlös daraus werde wohl mehr oder weniger komplett an den Grundpfandgläubiger Umweltbank fließen.“ – Abgerufen am 7. Januar 2011 auf insolvenzrecht.de (Memento vom 24. Oktober 2012 im Internet Archive)
  5. Ein Standardwerk zum Anarchismus, „Sachbuch des Monats“ Juni 2007, ca. 510 Seiten, ca. 100 Fotos.