FORVM, No. 182/I
Februar
1969

Beuteltier

Hat er einen, hat er keinen

Ein Beuteltier hat einen Beutel. Jedes Beuteltier hat seinen Beutel. Jedes Beuteltier hat seinen Beutel, weil es Beuteltier ist. Es ist ein Beuteltier, weil es einen Beutel hat. Weil es einen Beutel hat, ist es Beuteltier. Ein Beutel ist die Existenzbedingung des Beuteltiers. Ein Beuteltier ist die Existenzbedingung des Beutels. Hätte das Beuteltier keinen Beutel, wäre es kein Beuteltier. Weil jedes Beuteltier seinen Beutel hat, ist jedes Beuteltier ein Beuteltier. Jedermann, der seinen Beutel hat, ist Beuteltier. Jedermann, der Beuteltier ist, hat seinen Beutel. Hat er seinen Beutel, ist er Beuteltier. Hat er keinen Beutel, ist er kein Beuteltier. Ein Briefträger hat einen Beutel. Hat der Briefträger seinen Beutel, ist er Beuteltier. Hat der Briefträger keinen Beutel, ist er kein Beuteltier. Der Briefträger ist Beuteltier, weil er seinen Beutel hat. Der Briefträger hat seinen Beutel, weil er Beuteltier ist. Der Briefträger hat seinen Beutel, um Beuteltier zu sein. Der Briefträger ist Beuteltier, um seinen Beutel zu haben. Der Briefträger wünscht sich einen Beutel, um Beuteltier zu sein. Der Briefträger wünscht sich, Beuteltier zu sein, um seinen Beutel zu haben. Das Beuteltier ist Ziel seiner Existenz, weil er sich einen Beutel wünscht. Der Beutel ist Ziel seiner Existenz, weil er sich wünscht, Beuteltier zu sein. Das Beuteltier hat einen Beutel, um Briefträger zu sein. Das Beuteltier wünscht sich, Briefträger zu sein. Der Briefträger ist Ziel seiner Existenz. Weil jedes Beuteltier seinen Beutel hat, ist jedes Beuteltier ein Briefträger. Weil jedes Beuteltier ein Briefträger ist, hat jedes Beuteltier seinen Beutel. Weil jedes Beuteltier seinen Beutel hat, ist jedes Beuteltier am Ziel seiner Wünsche. Weil jedes Beuteltier am Ziel seiner Wünsche ist, hat jedes Beuteltier seinen Beutel. Hat der Briefträger keinen Beutel, ist er kein Beuteltier. Nicht jeder Briefträger hat seinen Beutel, darum ist nicht jeder Briefträger Beuteltier. Weil nicht jeder Briefträger Beuteltier ist, hat nicht jeder Briefträger seinen Beutel. Nicht jeder Briefträger hat seinen Beutel, um Beuteltier zu sein. Weil nicht jeder Briefträger Beuteltier ist, ist nicht jeder Briefträger am Ziel seiner Wünsche. Weil nicht jeder Briefträger am Ziel seiner Wünsche ist, hat nicht jeder Briefträger seinen Beutel. Weil nicht jeder Briefträger am Ziel seiner Wünsche ist, ist nicht jeder Briefträger glücklich. Weil er nicht am Ziel seiner Wünsche ist, ist er unglücklich. Weil er unglücklich ist, ist er nicht am Ziel seiner Wünsche. Weil er keinen Beutel hat, ist er unglücklich. Weil er unglücklich ist, hat er keinen Beutel. Der Briefträger ist glücklich, wenn er am Ziel seiner Wünsche ist. Ist der Briefträger am Ziel seiner Wünsche, ist er glücklich. Hat der Briefträger seinen Beutel, ist er glücklich. Ist der Briefträger glücklich, hat er seinen Beutel. Hat der Briefträger seinen Beutel, ist er im Dienst. Ist der Briefträger im Dienst, hat er seinen Beutel. Ist der Briefträger im Dienst, ist er glücklich. Ist der Briefträger glücklich, ist er im Dienst. Hat der Briefträger seinen Beutel, ist er Beuteltier. Ist der Briefträger Beuteltier, hat er seinen Beutel. Ist der Briefträger im Dienst, ist er Beuteltier. Ist der Briefträger Beuteltier, ist er im Dienst. Ist der Briefträger nicht im Dienst, ist er kein Beuteltier. Ist der Briefträger kein Beuteltier, ist er nicht im Dienst.

JEDES BEUTELTIER HAT SEINEN BEUTEL. JEDES BEUTELTIER IST BRIEFTRÄGER. JEDES BEUTELTIER IST BEUTELTIER. JEDES BEUTELTIER IST IM DIENST. JEDES BEUTELTIER IST AM ZIEL SEINER WÜNSCHE. JEDES BEUTELTIER IST GLÜCKLICH.

NICHT JEDER BRIEFTRAGER HAT SEINEN BEUTEL. NICHT JEDER BRIEFTRÄGER IST BEUTELTIER. NICHT JEDER BRIEFTRAGER IST BRIEFTRÄGER. NICHT JEDER BRIEFTRÄGER IST IM DIENST. NICHT JEDER BRIEFTRÄGER IST AM ZIEL SEINER WÜNSCHE. NICHT JEDER BRIEFTRÄGER IST GLÜCKLICH.

Josef Hiršal und Bohumila Grögerová, Prag, übersetzen vor allem deutsche konkrete Poesie (unter anderem auch Ernst Jandl und die Autoren der „Wiener Gruppe“) ins Tschechische. 1967 haben sie die erste tschechische Anthologie experimenteller Poesie („poezie“) herausgegeben, im Vorjahr einen Band eigener Experimentalpoesie „boj — job“ (boj = Kampf), aus dem das abgedruckte und von den Autoren selbst übersetzte Beispiel stammt.

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