FORVM, No. 18
Juni
1955

Das kalte Licht

Zwei Szenen aus einem neuen Drama

Carl Zuckmayers neues Bühnenwerk wird im Herbst am Hamburger Schauspielhaus durch Gustaf Gründgens uraufgeführt, kommt bald darauf am Burgtheater heraus und ist ferner vom Schauspielhaus Düsseldorf (Regie Karlheinz Stroux), vom Schillertheater Berlin (Regie Helmut Käutner) und von einer Reihe anderer westdeutscher Bühnen zur Aufführung vorgesehen. „Das kalte Licht“ hat drei Akte (vierzehn Szenen) und spielt von 1939 bis 1950 in England, USA und auf dem Atlantik. Zur Erklärung des Titels zitiert der Autor aus einem Lehrbuch der Kernphysik den Satz: „Als ‚kaltes Licht‘ bezeichnet man eine Leuchterscheinung, bei der weder Erwärmung noch Verbrennung stattfindet.“ Das Zitat steht in direktem Zusammenhang mit der Handlung: Kristof Wolters, ein junger, ungewöhnlich begabter deutscher Physiker, ist aus politischen Gründen — er gehört der Kommunistischen Partei an — aus Hitlerdeutschland nach England emigriert, wo er seine Studien fortgesetzt hat. Nach Ausbruch des Kriegs wird er zuerst mit einem Emigrantentransport nach Kanada verschifft, dann aber, da man auf seine Fähigkeiten aufmerksam wurde, nach England zurückgeholt und in höchster Vertrauensposition dem eminent kriegswichtigen und eminent geheimen Laboratorium für Atomforschung zugeteilt. Diese Berufung verdankt er einer einstigen Studienkollegin, die jetzt mit Sir Elwin Ketterick, dem Leiter des Laboratoriums, verheiratet ist. Sein weiterer Weg, reich an inneren wie an äußeren Spannungen, ist der Weg des „idealistischen Verräters“; er begeht ihn halb freiwillig und halb auf Betreiben seiner Parteifreunde, und er beschließt ihn in der Erkenntnis, daß es keine noch so ehrliche Überzeugung gibt, die den Verrat rechtfertigt.

Von den beiden Szenen, die Carl Zuckmayer dem FORVM zum Erstabdruck übergeben hat, spielt die eine im Spätsommer 1941, als Wolters seinen Posten bei Sir Elwin Ketterick antritt und zuerst von dessen Assistenten Angus Fillebrown empfangen wird, die zweite (und vorletzte des Stücks) spielt 1950, am Ende der langen, mit zermürbender Vorsicht abgewickelten Untersuchung, die vom britischen Geheimdienst — sehr menschlich personifiziert durch Thomas Northon — gegen Wolters geführt wurde. Der Text beider Szenen erscheint hier leicht gekürzt.

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