FORVM, No. 478/479
November
1993

Die »Ordentliche Planungspolitik« des 3. Reiches in der 2. Republik

Roland Rainer und die Stadtplanung, oder: Der Faschismus läßt schön grüßen

Auch wer zu spät kommt,
soll die Hoffnung nicht aufgeben:
Dumme gibt es auch später noch!

Molussischer Spruch

I. Rainer, der Berühmte

Der Topos

Durch Rainers Werk zieht sich ein Topos: das »ganzheitliche« Bild von der »Welt als Garten« — so auch sein Buchtitel des Jahres 1976. Auf Rainer zurückprojiziert wäre dieses »Bild« so zu interpretieren: Der Stadtplaner ist der »Gärtner«, der darüber verfügt, was zu »wachsen« hat — hat er es doch gepflanzt und gebaut; alles andere wird ausgemerzt.

Der Architekt als Städte-Pflanzer — Auch später kommt man ans Ziel

Prof. Dr. Roland Rainer, geb. 1910, gilt als einer der angesehensten österreichischen Architekten und Städteplaner. Das Lexikon der Weltarchitektur [1] zählt Rainer »zu den besten österr. Architekten der Moderne«, der »eine humane Städteplanung mit niedriger Bebauung zu verwirklichen« sucht. Der Architekturkritiker Friedrich Achleitner weist Rainer »den größten Beitrag zu der Verwandlung der allgemeinen architektonischen Situation in Österreich« zu. [2] Für C. Hackelsberger [3] ist Rainer »der Verfasser ebenso kluger wie schöner und beherzigenswerter Bücher«. Dietmar Steiner wiederum bezeichnet den Architekten und Städteplaner als »Doyen der österreichischen Architektur« und »grundsätzlich« als »Österreichs Gewissen der Architektur für eine politische und kulturelle Erneuerung«. [4] Als Wiener Stadtplaner konnte Rainer jahrelang die Entwicklung der größten Stadt Österreichs festlegen. In mehreren spektakulär verwerteten städtebaulichen Projekten realisierte Rainer seine Vorstellungen von Städtebau: z.B. »Gartenstadt« Puchenau bei und Stadtteil »Auwiesen« in Linz, wo er jetzt wieder eine »Stadt« für 20.000 Menschen plant. Bereits diese wenigen Hinweise auf Rainers Werk belegen seine Bedeutung als Architekt und Städteplaner.

Vom Dilemma zum Verhältnis — Macht Politik Stadtplanung?

Trotz aller Prominenz steckt Rainer — wie alle Architekten — in einem Dilemma: Er hat zwar die Ideen, zu deren Realisierung braucht er aber Boden und finanzielle Mittel von Auftraggebern.

Bei einem privaten Bauherrn ist die Sache relativ klar: Da ist der Architekt als »Gestalter« der privaten Umwelt dem verantwortlich, der ihn bezahlt.

Wird ein Architekt als Stadtplaner tätig, so wird das Verhältnis delikat: Da nimmt zwar seine Tätigkeit von vornherein gesellschaftliche Ausmaße an; er ist aber in der Regel nicht mehr jenen gegenüber verantwortlich, die in der »geplanten« Stadt zu leben und die die finanziellen Mittel (Steuergelder) für die Realisierung seiner städteplanerischen Konzepte aufgebracht haben. Verantwortlich wird der Städteplaner Politikern gegenüber, die ihm den Auftrag verschaffen, weil er mit seinen Konzepten ihren — zumindest tendenziell — fremdbestimmenden Interessen entsprochen hat und sie über die erforderlichen Fremdmittel (Steuergelder) zur Realisierung seiner städtebaulichen Vorstellungen verfügen (können). Strukturell gesehen — und damit nicht unbedingt —, wird Stadtplanung machtanfällig, wenn der stadtplanende Architekt — sozusagen um jeden Preis — in ein direktes Verhältnis zu Macht und Politik tritt, um mit ihr und ihren lockergemachten gesellschaftlichen Ressourcen die sozialen, ökonomischen und ökologischen Lebensbedingungen anderer — der planbetroffenen Bevölkerung — verplanen und verändern zu können. Damit aber wird der Stadtplanung ihr Umgang mit Macht und Politik zu einem Kriterium ihres gesellschaftspolitischen Verantwortungsbewußtseins. Stadtplanung muß sich sehr wohl überlegen, mit welcher Macht und Politik sie sich einläßt — und umgekehrt natürlich auch. Denn Stadtplanung verspricht viel, sehr viel sogar ... und das noch dazu in einfachen und jedem Politiker verständlichen reduktionistischen Modellen zum vereinfachenden Zugriff auf komplexe gesellschaftliche Wirklichkeit.

Von der Totalität zum Versprechen — Auch Dummheit schützt vor Verantwortung nicht

Man kann Rainer auch beim besten Willen nicht vorwerfen, er hätte nicht gesagt, was er mit Wien vorhat. In seinem »grundsätzlichen Vortrag über die wichtigsten Aufgaben heutiger Wiener Stadtplanung« [5] aus Anlaß seiner Bewerbung zum Wiener Stadtplaner definiert Rainer dem Wiener Stadtsenat 1958 sein »Selbstverständnis« von Stadtplanung:

»Das städtebauliche Gefüge ist das Gefäß, in dem sich das Leben und Arbeiten, Vergnügen und Erholung abspielt, das Weltbild formt [6] [...] Und das gilt nicht nur für den Einzelnen, sondern ebenso für die Gemeinschaft; auch die wirtschaftliche, soziale, kulturelle Entwicklung hängt von städtebaulichen Verhältnissen ab. Man spricht oft vom Einfluß des Milieus, vergißt aber vielleicht zu leicht, daß wir mit jedem Haus, das wir bauen, mit jeder Straße, mit jedem Baum, den wir fällen, vorhandene Umwelt verändern und neue Umwelt schaffen, eine Umwelt, die unaufhörlich körperlich und seelisch, stärker als man glaubt, auf uns wirkt und mehr noch auf unsere Kinder und Kindeskinder.« [7]

Dem Wiener Stadtsenat war es damit durchaus möglich zu erkennen, worauf er sich im Falle der Rainerschen Stadtplanung einließ: nämlich auf eine »Totalplanung«, auf eine »Gestaltung«, d.h. Verplanung aller Lebensbereiche der Stadt Wien durch den Stadtplaner R. Rainer. Und Rainer bestätigt: Stadtplanung hat »mit dem Bauen so gut wie nichts zu tun und sollte daher auch keinem Bauamt übertragen werden. Sie schafft in erster Linie Voraussetzungen, und zwar keineswegs nur für das Bauen, sondern vielmehr dafür, daß sich das ganze [Hervorhebung durch Rainer!] städtische Leben und Arbeiten geordnet und sinnvoll entwickeln kann.« [8]

Spätestens ab da wäre zu bedenken (gewesen): Je mehr Stadtplanung verspricht zu »gestalten«, umso größer wird die Verantwortung von Politik, die der Planung die gesellschaftlichen Ressourcen und rechtlichen Mittel zur Verfügung stellt, damit ihre städtebaulichen Konzepte gesellschaftliche Wirklichkeit werden können. Ist Politik nicht in der Lage, ihre Verantwortung zu erkennen, dann sollte sie angesichts der Eingriffsintensität von Stadtplanung auch die Finger davon lassen. Rainer aber verspricht viel: Nichts weniger als den »Umbau und Ausbau der Stadt« — die Kapitelüberschrift in Rainers Planungskonzept Wien auf S. 21 — mit entsprechender »Bevölkerungsverschiebung, die sich bei Erfüllung der Planungsziele ergäbe« (so wörtlich Rainer ebendort). Und diese monströse »Chance« scheint manchem Politiker schon sehr interessant gewesen zu sein, sonst wäre Rainer 1958 nicht einstimmig zum Stadtplaner der Stadt Wien bestellt worden. In Anbetracht der von vornherein gegebenen Unprofessionalität von Politik fragt es sich aber — gerade auch beim Planungskonzept Wien —, wer da wen zur Realisierung welcher Zwecke instrumentalisieren hat können ...

II. Rainer, der Unberühmte

Erste Bedenken

Das letzte Mal, als so gewalttätig »Großes« wie »der Umbau und Ausbau« der Stadt am »Programm« standen, [9] zählten Einsichtigere schon die Jahre des »1000-jährigen Reiches«. Ihm wurde die Zeit letztendlich denn doch zu kurz: Es nahm seinen desaströsen Untergang. Allerdings: es scheint, als ob nicht alle damaligen »Ideen« ihren wohlverdienten Abgang geschafft hätten ...

Die Spur in die rechte Vergangenheit wird dichter, wenn man mitbedenkt, was einer der Laudatoren Rainers über diesen Bemerkenswertes zu berichten weiß — da heißt es bei Dietmar Steiner:

»Roland Rainer hat, als Architekt und Städteplaner, eine zentrale Botschaft, verkündet diese unverändert seit wahrscheinlich schon sechzig Jahren.« [10]

Rainer scheint demnach das Beachtliche gelungen zu sein, über eine umfassende städtebauliche Theorie des »lebensgerechten Zusammenlebens« (C. Hackelsberger) zu verfügen, die trotz mehrerer fundamentaler Zeiten- und Gesellschaftswenden es nicht erforderlich gemacht hat, Änderungen und Abstriche vorzunehmen. Rechnet man nach, so hätte demgemäß Rainer es auch »geschafft«, seine Botschaft der »humanen Städteplanung« (Lexikon der Weltarchitektur) selbst in den Zeiten des Nationalsozialismus mit seiner alles andere als humanen Städtebaupraxis »unverändert« verkünden zu können. Dies scheint ein Widerspruch in sich zu sein, hat doch gerade der Nationalsozialismus — wie kaum ein anderes totalitäres System — Städtebau und Raumordnung für seine Zwecke in Anspruch genommen und instrumentalisiert. Es gilt daher zu fragen: Wie hat sich Rainer mit seiner »humanen Städteplanung« in inhumanen Zeiten wie dem Nationalsozialismus getan?

Das Loch

Zieht man Rainers offizielles Werkverzeichnis und seine Biographie zu Rate, so fällt auf: Die Zeit des Nationalsozialismus gibt es darin eigentlich nicht, sie ist ein »Loch«, ein »Nichts« ...

1975 etwa stellt Rainer diese Zeit im lapidaren Kasernenhofstil kurz und bündig wie folgt dar:

»Teilnahme am Zweiten Weltkrieg als Infanterist, Rückkehr 1945 als Gefreiter.« [11]

Als gelernter Österreicher weiß man: Wer es so kurz macht, der hat mehr getan ... Doch lassen wir den Rainer des Jahres 1990 zu Wort kommen — vielleicht kann der sich besser erinnern:

»1939 wurde all diese Arbeit durch den Militärdienst unterbrochen, der einen Verlust von sechs Jahren zivilen Lebens und Arbeitens bedeutete.« [12]

Dem von Rainer selbst gepflegten Anschein nach hat es also den Architekten und Städteplaner Rainer in der Zeit des Nationalsozialismus gar nicht gegeben. Auch in Rainers Werken gibt es keinen einzigen direkten Hinweis — etwa in Form von Zitaten oder Verweisungen — auf mögliche Arbeiten Rainers aus dieser Zeit. Doch der Anschein trügt: Wie der Zufall so spielt, konnte ein nicht unbeachtliches Oevre Rainers aus der Nazizeit entdeckt werden — der »blinde« Fleck nimmt Farbe an ...

Die »vergessene« Karriere

  1. Bereits zu einem Zeitpunkt, als die österreichischen Nazis aus dem Untergrund ihr Land »reif« machten zum »Anschluß« und die Nazis im Dritten Reich ihr Auge auf Österreich zwecks Aneigung seiner Ressourcen zu werfen begannen, »gelingt« es dem erst 26-jährigen Rainer, »Fuß« zu fassen in der von den Nazis bereits gleichgeschalteten Fachliteratur des Dritten Reiches: 1936 erscheint in der »Deutschen Bau-Zeitung« Rainers Aufsatz Zum Wiener Karlsplatz (DBZ 1.7.1936, 27). Rainer hatte vermutlich »gute« Beziehungen, sonst wäre er als junger, österreichischer Architekt nicht in der Fachliteratur des Nazi-Reiches untergekommen. Noch dazu mit seinem Konzept vom »mehr Grün für den Karlsplatz« — die Nazis hatten damals bestimmt andere »Sorgen«. Jedenfalls wird uns dieses Konzept, publiziert in der NS-Fachliteratur, noch wiederholt begegnen ...
  2. 1938 kommt es anläßlich eines internationalen Wettbewerbs, ausgeschrieben vom jungen litauischen Staat, zum Ankauf von Rainers Entwurf für ein ›Stadtpalais in Kaunas‹ Bemerkenswert: Der Entwurf entspricht voll dem, was sich die Nazis unter einer Grals- bzw. Schulungsburg vorstellten, und: der litauische Staat deklarierte sich damals offen als faschistisch — ein Zusammenhang, der in der Quelle (Akademie der Bildenden Künste Wien, Roland Rainer — Arbeiten aus 65 Jahren, S. 15) nicht genannt wird.
  3. 1939 erscheinen Rainers Arbeiten ›Die Wohndichte in Berlin‹ (S. 1121 ff.) und ›Berliner Dörfer‹ (S. 1130 f.) in Heft 46 des hochkarätigen NS-Publikationsorgans ›Zentralblatt der Bauverwaltung. Mit Nachrichten der Reichs- und Staatsbehörden‹, Herausgegeben im Preußischen Finanzministerium, Berlin.
  4. 1940 kann Rainer sechs weitere Beiträge im ›Zentralblatt der Bauverwaltung‹ veröffentlichen.
  5. Als weitere Arbeit Rainers erscheint 1940 ›Die Grünflächen der Stadt Wien‹ in der renommierten und von höchsten Parteikreisen herausgegebenen ›Monatsschrift der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung‹: ›Raumforschung und Raumordnung‹, S. 398 ff. Herausgeber: ab 1937 u.a. Prof. Dr. K. Meyer, der 1940 Leiter der Hauptabteilung Planung und Boden beim Reichsführer SS, Reichskommissar für Festigung deutschen Volkstums wurde — solche Herausgeberschaft »bürgte« für inhaltliche Qualitäten im Sinne der NS-Ideologie.
  6. 1942 publiziert Rainer in ›Raumforschung und Raumordnung‹, H. 4/5, S. 106 ff. ›Wien und das Wiener Becken‹.
  7. Am 10. Feber 1943 hält Rainer in Berlin in der Märkischen Landesgruppe der Deutschen Akademie für Städtebau, Reichs- und Landesplanung im NS BDT den Lichtbildervortrag ›Handwerk, Typung und Städtebau‹ (Quelle: ›Raumforschung und Raumordnung‹, H. 1/2, S. 67 f).
  8. Ebenfalls 1943 erscheinen Rainers ›Ebenerdige Wohnhäuser‹ in Wien (1. Auflage).
  9. 1944, als Papier schon rationiert war, kann Rainer ›Die zweckmäßigste Hausform für Erweiterung, Neugründung und Wiederaufbau von Städten‹ in Breslau als ›Denkschrift der Akademie für Städtebau‹ veröffentlichen. (Hinweis: Die eroberten Ostgebiete und die durch den Krieg verursachten Zerstörungen sieht Rainer als große »Chance« für seine gegliederten und aufgelockerten Stadtbaukonzepte — vgl. Planungskonzept Wien 1961, S. 6).

Wie gesagt: Von all diesen Publikationen »weiß« Rainer nach 1945 nichts zu berichten ... Umso besser kann er sich der Inhalte erinnern, wie sich zeigen wird.

Von der Selektivität des Gedächtnisses

Angesichts des doch recht umfangreichen und »erfolgreichen« Schaffens Rainers in nationalsozialistischer Zeit könnte gefragt werden: Was sind die Beweggründe für einen Mann wie Rainer, einen gewiß nicht unbeachtlichen Zeitabschnitt seines städteplanerischen Schaffens so total aus dem Bild der Erinnerung — allerdings: anderer — herausfallen zu lassen?

Die Anwort wird wohl nur Rainer selbst geben können bzw. hätte sie schon längst geben müssen, denn nach wie vor gibt es — soweit bekannt — keinerlei Distanzierung von dem, was er damals an bevorzugter Stelle hat publizieren können.

Folgendes wäre aber zu bedenken:

  1. Zahl — bislang 15 aufgefundene Arbeiten Rainers aus der NS-Zeit — und Ort der Veröffentlichungen von Rainers Arbeiten — immerhin hochkarätige Fachpublikationsorgane des NS-Machtapparates liefern die »Gewähr«, daß sich Rainers damals veröffentlichte städtebauliche Konzeptionen in die städtebaulichen Ziele und raumordnerischen Absichten des Nazi-Systems vorbehaltlos und zur Gänze eingliedern ließen bzw. lassen. Andernfalls wären sie zweifelsohne nicht veröffentlicht worden. Man könnte sagen: Sie tragen das »Gütezeichen«: »Voll geeignet im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie« (zumindest der Zensurbehörden).
  2. Die folgende vergleichende Analyse der Arbeiten Rainers aus der Zeit des Nationalsozialismus mit denen der Nachkriegszeit bis heute zeigt Kontinuitäten und Übereinstimmigkeiten des Planungsansatzes, der Planungsmethode und der Planungsinhalte, z.T. bis in die Wortwahl hinein, in einem Ausmaß, das nicht mehr zufällig sein kann.
  3. Die Punkte 1 und 2 lassen den Schluß zu: Rainer vermeidet deshalb jedweden Hinweis auf seine in der NS-Zeit erarbeiteten städtebaulichen Konzeptionen, um diese auch heute noch vertreten zu können.

Anhand des Planungskonzeptes Wien, der bislang umfassendsten Realisierungsmöglichkeit der städtebaulichen Vorstellungen Rainers, soll überprüft werden, ob und inwieweit die Arbeiten Rainers aus der Nazi-Zeit Eingang gefunden haben in seine heutigen städteplanerischen Konzeptionen.

II. Kontinuitäten — Oder: Die langen Leben von Rainers städtebaulichen Konzepten

»Zum Wiener Karlsplatz« — Beispiel 1

Bereits der Umgang Rainers mit seinem Konzept »Zum Wiener Karlsplatz« zeigt, daß er sich heute noch genau erinnert, was er damals in der Nazi-Zeit gesagt hatte, aber auch genau weiß (C. Hackelsberger, »... listig, aber nie arglistig« [13]), wann er wem was an Erinnerung zumuten kann:

1940 beruft sich Rainer in der NS-Fachschrift ›Raumforschung und Raumordnung‹ auf S. 402 noch genau mit exakter Quellenangabe auf seine in der (reichs-) ›Deutschen Bauzeitung‹ 1936 erschienene Arbeit:

»... siehe meinen Aufsatz: ›Zum Wiener Karlsplatz‹, DBZ 1.7.1936/27« 1961, als er als Wiener Stadtplaner noch immer dasselbe plant, was er bei den Nazis publiziert hatte, wird aus dem klaren seinerzeitigen Verweis auf die NS-Publikation der schwammige Hinweis:

»... worauf der Verfasser schon 1936 in der Tages- und Fachpresse hingewiesen hat«. [14]

Vergleichen wir Rainers städtebauliches Konzept des Jahres 1961 mit dem, was er 1940 »Zum Karlsplatz« geschrieben hat, so fällt auf: Die Ähnlichkeiten sind nicht zufällig.

1940 forderte Rainer:

»Am Karlsplatz kann durch Auflassung überflüssigen Straßenlandes aus den heute unbenützbaren, kleinen Rasenflächen ein neuer Garten im Innern der Stadt entstehen, der überdies der Karlskirche endlich die notwendige Umrahmung geben würde.« [15]

1961, im offiziellen »Planungskonzept Wien«, verfaßt von Rainer, klingt das dann so:

»Durch die Auflassung einiger verkehrstechnisch nicht nur unnötiger, sondern störender Nebenstraßen bei der Karlskirche und beim Museum entsteht hier eine ruhige Grünfläche mit einem Fußgängerplatz vor der Kirche, so daß aus den jetzt unbenutzbaren kleinen Grünflächen eine wirksame Erholungsfläche und auch ein neuer, bedeutender städtebaulicher Aspekt entsteht.« [16]

Wie ersichtlich, floß Rainers Karlsplatz-Konzeption des Jahres 1936 bzw. 1940 z.T. wortident in Rainers Planungskonzept Wien des Jahres 1961 ein. Die weitere vergleichende Analyse der Arbeiten Rainers aus der NS-Zeit mit dem Planungskonzept Wien aus den 60er Jahren zeigt, daß diese Kontinuität kein Einzelfall bleibt.

Das Moderne Wien — Beispiel 2

Die Bestellung

1958 übernahm Rainer das öffentlich ausgeschriebene Amt des Wiener Stadtplaners. Drei Jahre später wurde sein »Planungskonzept Wien« von allen vier Parteien des Wiener Gemeinderates einstimmig mit raumordnerischer Verbindlichkeit beschlossen. Allerdings: Vieles von dem, was Rainer im »Planunskonzept Wien« 1961 als künftige Entwicklung der Stadt Wien über Jahre hinweg festlegen konnte, ist bereits in seinen früheren Arbeiten aus der Nazi-Zeit zu lesen.

Die »Diagnose« [17]

Bereits Grundsatz 1 des »Planungskonzeptes Wien« von 1961: »Auflockerung zu dicht verbauter Stadtgebiete« (a.a.O., S.17) finden wir wiederholt in den Arbeiten Rainers aus der Nazizeit. Rainer war damals nicht alleine, mit der »Auflockerung« lag er voll im Trend der Nazi-Zeit:

»Die zentrale Aufgabe der Raumplanung ist deshalb [...] die Auflockerung und Dezentralisation der Ballungen« (H. Sauermann 1940) [18]

1942 formulierte Rainer — nach Analyse der damaligen städtebaulichen Gegebenheiten Wiens und mit der Zielsetzung der »notwendigeln] organische[n] Verwandlung Wiens im Sinne seiner Umstellung auf eine neue wirtschaftliche und völkische Lebensgrundlage« [19] — die entscheidenden Fragen:

»Wie muß die Auflockerung vollzogen werden, wo müssen die neuen Siedlungen entstehen, in denen die Bevölkerung eine echte Heimat finden kann?« [20]

Rainer betrachtete bereits damals Wien und das Wiener Becken als einen Raum,

»... dem wegen seiner Grenzlage unsere besondere Aufmerksamkeit gilt. Hier haben wir den einzigartigen Fall vor uns, daß ein uralter, umkämpfter Grenzraum gleichzeitig Wirtschaftsgebiet einer Zweimillionenstadt ist, die gebieterischer als jede andere nach einer großzügigen Auflockerung und Umsiedlung verlangt.« [21] Denn: »Von allen Großstädten des Deutschen Reiches zeigt Wien den größten Hundertsatz an Mietwohnungen, die höchsten Wohndichten und die kleinsten, ungesündesten und primitivsten Wohnungen.« [22]

Und Rainer wußte damals:

»Wir wissen, daß diese besonders ungünstigen Wohnverhältnisse nicht nur auf die Entwicklung Wiens zur Residenzstadt zurückzuführen sind, sondern auch auf den starken Anteil, den artfremde [sic!] Völker mit geringen Wohnungsansprüchen an der Zusammensetzung der Monarchie hatten.« [23] Aber: »... die ungenügenden Wohnverhältnisse stehen der Erfüllung ihrer neuen Aufgabe als moderne deutsche Handelsstadt und als Vorposten germanischer Kultur als schweres Hindernis entgegen. [24]

Was wird daher erforderlich?

»Umbau und Ausbau der Stadt«

Das allerdings ist eine Kapitelüberschrift aus dem »Planungskonzept Wien« des Jahres 1961, S. 21. Doch zurück zur Nazizeit. Damals, 1940, hieß es noch bei Rainer:

»Diese Erneuerung der Stadt wird nicht ohne Erneuerung ihres Wohnungswesens vor sich gehen können. Neben neuen Arbeitsstätten müssen neue Wohnstätten gebaut werden. Nicht um einer weiteren Zuwanderung Raum zu schaffen, sondern um die unwürdigen Behausungen auszumerzen, die der Stadt als Erbe des Habsburgerreiches verblieben sind, die die Gesundheit der Bevölkerung gefährden und ihre Arbeits- und Leistungsfähigkeit herabsetzen.« [25]

1942 bezieht Rainer die »großen und lohnenden Aufgaben, die uns im Zusammenhang mit der Gesundung großstädtischer Verhältnisse gestellt sind,« auf »die allzu dicht gedrängten Wohn- und Arbeitsstätten Wiens«. [26]

20 Jahre später wird das in der Erläuterung des Grundsatzes 1 des Planungskonzeptes Wien wie folgt lauten:

»Zur Zeit sind in Wien drei Viertel der Wohnstätten und neun Zehntel der Arbeitsstätten im dicht verbauten Stadtgebiet massiert. Dieser Zustand widerspricht wichtigen volksgesundheitlichen, wirtschaftlichen und damit auch städtebaulichen Notwendigkeiten und bedarf daher einer allmählichen Abänderung durch Entwicklung neuer Baugebiete, die jedoch nicht weiter nach dem Westen auf Kosten der Wienerwaldlandschaft und der sonstigen Grünflächen vor sich gehen darf, sondern sich in den ebenen Gebieten im Süden der Stadt und jenseits der Donau freier und wirtschaftlicher entfalten lassen.« [27]

Damit sind wir allerdings wieder auf die Nazizeit verwiesen, denn auch damals wußte Rainer schon — im vollen Einverständnis mit den Nazis —, wohin sich Wien zu entwickeln hatte:

»Die Stadt besitzt im Süden und Osten [Anm: also »jenseits der Donau« gemäß Formulierung im Planko Wien] fast unbegrenzte Erweiterungsmöglichkeiten.« [28] In der Rainer so eigenen »Beharrlichkeit« und »Unveränderlichkeit« lautet daher Grundsatz 2 des Planungskonzeptes Wien 1961:

»Verdichtung der zu locker verbauten Stadtgebiete.« (S. 17) Und: »Der folgenschwere Kontrast zwischen den Extremen äußerster Auflockerung am Stadtrand und stärkster Ballung im Innern muß ausgeglichen werden: In den äußeren Baugebieten ist Konzentration und Verdichtung, im Inneren dagegen Auflockerung nötig.« (Planko Wien, S. 65)

Das ist also die Sprache des »humanen« Städteplaners, wenn er die Wohn- und Siedlungsverhältnisse der »planbetroffenen« Menschen meint und hiezu in den Sprachfundus der hydraulischen Mechanik verfällt, ja »verfallen« muß ... denn sehr zum Leidwesen von Planung und Politik, die sich ja berufen fühlen, das »Gesamtinteresse« zuallererst zu erkennen, zu vertreten und zu befördern, scheint gewöhnlich die Bevölkerung — selbst nach den Jahren des Faschismus — noch immer nicht in der Lage zu sein, das »gebieterische« Gesamtinteresse zu erkennen und das Leben gefälligst danach auszurichten. Dem muß natürlich von den berufenen Kämpfern »gegen Eigennutz und für Gemeinnutz« (Rainer, Planungskonzept Wien, S. 11) erforderlichenfalls nachgeholfen werden.

Die »Verschiebung«

1942 wußte der Stadtplaner Rainer, den es gemäß seiner Biographie damals ja gar nicht gab:

»Die Schwierigkeiten, die der Umsiedlung großstädtischer Bevölkerung entgegenstehen, sind bekannt.« [29]

Aber schon damals konnte er vermelden:

»Unsere städtebauliche Gesetzgebung bietet uns aber heute ausreichende Handhaben, die Besiedlung in der erwünschten Weise zu lenken.« [30]

Dankenswerterweise zählt Rainer 1942 dann jenes Planungsinstrumentarium auf, über das dann der Wiener Stadtplaner zwei Jahrzehnte später auch wieder verfügen kann:

»Nur die planmäßige Festlegung von Bau- und Nichtbaugebieten gibt also die Gewähr, daß sich die für die Umsiedlung notwendigen Maßnahmen in jeder Beziehung erfreulich auswirken.« [31]

Die Gelegenheit

Wenn vielleicht auch manchem weniger der Krieg als vielmehr dessen Ausgang dazwischenkam, [32] 1961 konnte der Städteplaner ans »Werk« gehen:

»Aber in absehbarer Zeit wird die Sanierung der um die Jahrhundertwende entstandenen Mietskasernen eine der wichtigsten städtebaulichen Maßnahmen sein [...] Einzelmaßnahmen ändern nichts an den Verhältnissen in den seit 1970 entstandenen Mietskasernenvierteln, in denen immer noch der größte Teil der Wiener Bevölkerung wohnt [...] Die Darstellung der »erneuerungsbedürftigen Baugebiete« zeigt, daß diese Übelstände in mehr oder weniger starker Häufung fast im ganzen dichtverbauten Gebiet anzutreffen sind. Dieses ganze Gebiet bedarf daher der Gesundung und Erneuerung, die durch Flächenwidmung, Bebauungsplanung und Bauordnung möglichst frühzeitig vorbereitet werden muß.« [33]

Damit verweist der Stadtplaner des Jahres 1961 exakt auf jenes Planungsinstrumentarium, das er zur Zeit des Nationalsozialismus bereits für ausreichend halten konnte — wenn nicht der vorzeitige Abgang dazwischengekommen wäre ...

Doch zurück zum »Planungskonzept Wien« der 60er Jahre: Das, was Rainer ın der Nazizeit als »Umsiedlung« bezeichnete, wird der Rainer des Jahres 1961 zum — nicht weniger pathologischen — Begriffspaar »Bevölkerungsverschiebung und Gesundung« (a.a.O., S. 68) hochstilisieren. Das bedeutet nichts anderes, als daß Rainer »raumordnerische« Maßnahmen zu setzen vorhat, die nichts weniger zur Folge haben, als daß »am Ende des Planungszeitraumes« von den etwa 1.170.000 Bewohnern der »allzu dicht besiedelten Innen-Bezirke« ca. 400.000 Menschen in die »allzu locker« bebauten Randgebiete »planmäßig« »verschoben« worden sind: s. Graphik »Bevölkerungsverteilung im Stadtgebiet am Ende des Planungszeitraums«, a.a.O. S. 72!

Wiens kalkulierter Verfall

Wer da meint, so eine »gewaltige« »Bevölkerungsverschiebung« wäre nur in autoritären Zeiten möglich, unterschätzt den Stadtplaner. Der ist nämlich 1961 durchaus bereit, sich jener zusätzlichen Planungsmaßnahmen zur »Gesundung großstädtischer Massenquartiere« (so seinerzeit) zu bedienen, die er schon in der Nazizeit mit Einverständnis und Befürwortung der damals Herrschenden vorgeschlagen hatte. Im Planko Wien lautet das so (a.a.O., S. 73):

»Diese Deklassierung, Überalterung und Entleerung der mit alten Mietskasernen bebauten ausgedehnten Stadtteile muß in absehbarer Zeit auch eine entsprechende Entwertung der Häuser und Grundstücke nach sich ziehen und damit eine wichtige Voraussetzung zu großzügigen Sanierungsmaßnahmen liefern.«

Das bedeutet nichts anderes, als die bewußte Inkaufnahme und »planmäßige« Förderung des Verfalls ganzer Stadtteile durch Einsatz »raumordnerischer« Mittel. Die theoretische »Vorarbeit« hiezu leistete sich Rainer 1940. Da heißt es: [34]

»Das Großdentsche Reich hat durch seine Siedlungspolitik gezeigt, in welcher Richtung es den neuen Wohnungsbau entwickeln will. Aber die Mietskasernen der Gründerzeit mußten bis heute so gut wie unangetastet bleiben.« (S. 670) »Mangelnde Zuwanderung und fortlaufende Aussiedlung aus den dicht bebauten Gebieten muß sich auf die Massenquartiere der Gründerzeit auswirken. Die Anzahl und die Zahlungsfähigkeit ihrer Mieter muß zwangsläufig abnehmen, und damit muß auch der Mietertrag sinken. Trotz hoher Bewertung und Beleihung werden diese Grundstücke also einen immer geringeren Betrag abwerfen. Die Bodenspekulation erhält dann die Quittung. [...] Übertriebene Bodenausnutzung zum Schaden der Bevölkerung ist nicht an Ort und Zeit gebunden. Sie tritt dort auf, wo die Erfüllung des Wohnungsbedürfnisses uneingeschränkt der sog. freien, kapitalistischen Wirtschaft, also der internationalen Plutokratie überlassen ist. Im neuen Spanien wird der plutokratischen Volksausbentung wohl auch das Rückgrat gebrochen werden. [...] Wenn der soziale Gedanke zum politischen Grundsatz erhoben wird, muß er auch im Wohnungswesen praktisch durchgeführt werden. Aber die schweren Schäden, die einem großen Teil der Bevölkerung in den vielen Millionen minderwertiger Wohnungen dauernd zugefügt werden, belasten bis heute nicht nur die seelische und körperliche Verfassung des Volkes, sondern auch die wirtschaftliche Kraft des Reiches und der Städte.« (S. 671)

»Nicht lediglich die äußerlichen baulichen Erscheinungen des verfehlten Systems müssen beseitigt werden, sondern vor allem seine Ursachen — in erster Linie die hohen Bodenpreise und die starke Bodenverschuldung. Aus diesen Gründen ist die Zwangstilgung der Schulden durch Umwandlung aller Hypotheken in Tilgungshypotheken gefordert worden. [...] entscheidend, daß dabei Boden und Gebäude getrennt behandelt werden. [...] Der Wert des Bodens kann in Zukunft allein durch seine Verwendbarkeit für einen gesunden Wohnungsneubau unter tragbaren Mieten bestimmt werden. Dazu werden die Bauordnungen durch entsprechende Nutzungsbeschränkungen für alle Stadtteile wesentlich beitragen können. [...] Maßgebend für die zulässige Ausnutzung des Bodens zu Wohnzwecken muß das Recht jedes Einwohners einer Stadt auf ein Mindestmaß an Gartenfläche sein, für seine Nutzung zu gewerblichen Zwecken ausreichender Lichteinfall und Freihaltung der notwendigen Aufstellflächen für Fahrzeuge und Güter.« (S. 672)

Das sind »Baugrundsätze« der Rainerschen »Gartenstadt« Marke »Puchenau«, realisiert mehr als drei Jahrzehnte später!

Doch zurück zu 1940:

»Solche Maßnahmen würden keineswegs eine Schädigung der Privatwirtschaft, sondern nur ihre zielbewußte Lenkung bedeuten. Denn da wir wissen, daß die Großstädte in absehbarer Zeit nicht wesentlich an Einwohnern gewinnen können, muß die Ausweisung und Bereitstellung neuen Siedlungslandes folgerichtig mit der Herabsetzung der Ausnutzungsziffern innerhalb des heutigen Stadtgebietes Hand in Hand gehen ...« (S. 672)

Hier allerdings wird der Ordnung halber wieder eine kleine Einschaltung unvermeidlich — »Hand in Hand« mit dem letzten Satz aus 1940 geht nämlich — wie schon so oft zuvor — auch wieder Rainers Planungskonzept Wien des Jahres 1961. Darin heißt dieser Satz:

»Bei gleichbleibender Einwohnerzahl muß die Ausweisung neuer Baugebiete am Rand folgerichtig mit der gleichzeitigen Herabsetzung der Einwohnerzahl im Innern der Stadt Hand in Hand gehen.« (Planko Wien, S. 72)

Es kann hier nicht weiter geklärt werden, ob man Rainer Unrecht tut, wenn man meint, die obige Forderung des Jahres 1961 sei 1940 auf seinen eigenen Miszellen gewachsen. Jedenfalls kann man einen weiteren NS-Städteplaner mit gleicher Ansicht zitieren. Karl Otto meint in Luftkrieg und Städtebau 1940:

»... zusätzliche Wohn- und Siedlungsformen [...] sollten in der Regel nicht mehr für eine zusätzliche Ansiedlung, sondern für eine Auflockerung der Großstadt durch Aussiedlung der Bevölkerung [...] genutzt werden.« [35]

Um nicht verwundert zu werden, mit welchem Normalitätsanspruch es gelungen ist, städtebauliche Vorstellungen der Nazizeit — selbst solche des Luftkrieges — in heutige Stadtentwicklungskonzepte »einfließen« zu lassen, soll der Rainer des Jahres 1940 weiter zu Wort kommen:

»Neue Siedlungsgebiete werden ja nicht für Zuwachs oder Zuwanderung, sondern für die Aussiedlung der allzu gedrängt wohnenden Bevölkerung bereitgestellt.« [36]

Rainers entsprechendes »Kontrastprogramm« des Jahres 1961 lautet dann wie folgt: »Alles, was wir bauen, dient nicht dem Zuwachs an Bewohnern, sondern zusätzlichem Raumbedarf vorhandener Bewohner, dient der Verbesserung der Verhältnisse auf allen Gebieten, dient der Gesundung, also einem Sanierungsbedarf.« (Planko Wien 1961, S. 32)

Rainer, der Sanierer mit dem langen Atem und den großen Zahlen

Der »Sanierungsbedarf« Rainers war und ist — wie gezeigt — schon seit langem ziemlich groß, denn die »Übelstände« der »erneuerungsbedürftigen Bangebiete« sind »fast im ganzen dichtverbauten Gebiet anzutreffen«, so Rainer im Planungskonzept Wien 1961, S. 72.

1940 bezifferte der nämliche Rainer, den es zu dieser Zeit in stadtplanerischer Tätigkeit gemäß seiner offiziellen Biographie ja gar nicht gab, [37] die Anzahl der »unternormalen Wohnungen« mit »mehr als 400.000«. [38]

1947 ergibt die »Rechnung« einen »Sanierungsbedarf« von 400-450.000 Wohnungen:

»... dürfte nur ein Viertel oder höchstens ein Drittel der in Wien vorhandenen Wohnungen — etwa 150.000 bis 200.000 — den wichtigsten wohnungspolitischen Mindestanforderungen einigermaßen entsprechen; es sind zum weitaus größten Teil neuere Geschoßwohnungen ...« -— womit Rainer vermutlich die sogenannten »Hitlerbauten« meint. [39]

Und selbst das Planungskonzept Wien kommt 1961 noch immer auf einen »Sanierungsbedarf« von mehr als 300.000 Wohnungen, »... denn kaum die Hälfte der heutigen Wohnungen erscheinen erhaltens- oder erneuerungswert, weil sie in jenen Zinskasernen der Jahrhundertwende liegen, die infolge ihrer städtebaulichen Struktur, aber auch infolge ihres Haustypus modernen Anforderungen kaum angepaßt werden können.« (S. 38)

Die gigantischen Dimensionen des Rainerschen »Sanierungsbedarfes« werden klar, wenn man den mehr als 300.000 nicht »erhaltenswerten« Wiener Wohnungen das für ganz Österreich erzielbare Bauvolumen von jährlich 32.000 Wohnungen gegenüberstellt (Schätzung gemäß Wohnbauprogramm 1986).

Die »Gigantomanie« des Rainerschen Sanierungsfalles verweist nicht unbegründet auf eine Zeit, in der man Ähnliches — wenn auch, wie sich zeigt, nicht ganz so »Großes« — vorhatte. Abgesehen von Rainers eigenen, aber selektiv »vergessenen« Arbeiten aus der Nazizeit führt die Spur wieder einmal zur nationalsozialistischen »Deutschen Akademie für Städtebau, Reichs- und Landesplanung« in Berlin. [40] In deren »Forschungsarbeit« »Die wirtschaftlichen und rechtlichen Grundlagen der Stadtgesundung«, Berlin 1941, finden wir den theoretischen Bezugspunkt für die »großzügigen Sanierungsmaßnahmen« auf der Basis der »entsprechenden Entwertung der Häuser und Grundstücke« (gemäß Vorschlag im Planko Wien 1961, S. 73):

»Allen Stadtgesundungsmaßnahmen stand bisher als besonders großes Hindernis der künstlich geschaffene ›Ewigkeitswert‹ der Gebäude entgegen. Bei der engen rechtlichen Verbindung des Bauwerks mit dem unvergänglichen Boden ergab sich meist bei ständig steigender Tendenz des Preises für den städtischen Grund und Boden [...] die merkwürdige Tatsache, daß [...] das Grundstück trotz Veraltung und technischem Verfall des Gebäudes mit einem steigenden Verkaufswert« eingebracht werden konnte. Daher wären Grundstücke und Gebäude getrennt zu bewerten und auch die privaten Wohnhäuser der wirtschaftlichen Abschreibungspraxis — wie bereits von Industrie und gemeinnütziger Wohnungswirtschaft praktiziert — zu unterwerfen. »Ohne Schaden für irgendeinen an der Gebäudewirtschaft Beteiligten kann jedes Gebäude, das ein bestimmtes Hauslebensalter überschritten hat, zum Abbruch kommen, ohne daß die Allgemeinheit dafür erhebliche Entschädigungssummen aufbringen muß. Es ist ohne weiteres einleuchtend, daß sich unter diesen Voraussetzungen die städtische Planung und Gestaltung sehr viel beweglicher und störungsfreier vollziehen kann als bisher. Im Zusammenwirken mit einer weıtsichtigen Planung bereitet die ordentliche Gebäudebewirtschaftung eine stetige Erneuerung der Einzelbauwerke und des gesamten Stadtgefüges vor.« [41]

Auf Seite 74 bezeichnet die Akademie diesen Vorgang pikanterweise als »organische Verjüngung der Gebäude« und als »›biologischen‹ städtebaulichen Lebensablauf«.

Wie sehr und ob unser Städteplaner von dieser nationalsozialistischen »organischen Verjüngung« der Städte angetan ist, zeigt sich, wenn wir als theoretisches Zwischenglied zur Entwertungsforderung des Planungskonzeptes Wien 1961 Rainers Schrift »Die Behausungsfrage« (1947) zu Rate ziehen:

»... das Schicksal der sehr dauerhaften alten Mietskasernen sollte zu denken geben. Sie sind wohnungspolitisch, in ihrer ganzen Anlage und Organisation und ihrer technischen Ausstattung längst überholt, aber noch sehr lange nicht baufallig.« (S. 119 ff.) »Die ›Slums‹ in den Ländern des Einfamilienhauses lassen sich auch deshalb verhältnismäßig leicht sanieren, weil [...] die Grundstücke nur noch selten belastet sind. Wäre dies auch bei unseren Mietskasernen der Fall gewesen, dann wären sie jetzt zum größten Teil amortisiert und Entwertungen und Verluste würden keine so schwierigen Probleme aufwerfen. Kurzlebigkeit der Wohnhäuser ist nicht zuletzt auch bodenpolitisch und städtebaulich vorteilhaft. Sie verhindert jene unglückliche Verquickung von Bau- und Bodenwerten, die jede städtebauliche Gesundung der kasernierten Städte so sehr erschwert, und macht eine klare, rechtliche Trennung des Baues vom Boden möglich [...] Bei kurzlebigen Wohnhäusern bleibt vor allem der Stadtgrundriß beweglicher und anpassungsfähiger. [...] Dann kann man zum Beispiel neu entstehenden Fabriken rechtzeitig die zugehörigen Wohnstätten so zuordnen, daß den Arbeitern zeitraubende und kostspielige Anfahrten erspart werden usw. Anpassungsfähigkeit und Beweglichkeit und damit Kurzlebigkeit der Wohnhäuser ist darum nicht nur kein Nachteil, sondern ein Vorteil.« [42]

— vor allem für einen Stadtplaner wie Rainer, der viel und oft (und vielleicht noch einmal) planen und viel Bevölkerung, die dieser Planung im Wege steht, »verschieben« will. [43]

Aber wie hieß es »damals« schon? »Planmäßige Abschreibung unzulänglicher Stadtteile und Stadtneugründungen werden nicht zu umgehen sein.« [44]

Für viele Städte war das eine drohende Ankündigung, für viele »Architekten« eine Aufforderung und Verheißung.

Vorläufige Zusammenfassung:

Mit Hilfe raumordnerischer Mittel, die seit den Zeiten des Nationalsozialismus zur Verfügung stehen (wie Flächenwidmung, Bebauungsplanung und Bauordnung) sollen gemäß Rainers Planungskonzept Wien 1961 die Absiedlung von Betriebsstätten, die »Deklassierung, Überalterung und Entleerung der mit alten Mietskasernen bebauten ausgedehnten Stadtteile« inklusive entsprechender »Entwertung der Häuser und Grundstücke« und damit einhergehender »Verschiebung« von ca.
400.000 Menschen
betrieben, bewirkt und befördert werden, um so ein städtebauliches Konzept gesellschaftliche Wirklichkeit werden zu lassen, das über weite Strecken aus der Zeit des Nationalsozialismus herzuleiten ist und damals bereits »erfolgreich« vertreten werden konnte. [45]

Allerdings erscheint eine kleine »Revision« obigen Resümees angebracht: Bezüglich der von Rainer geforderten mehr als 50 Prozent nicht erhaltenswerter Wohnungen wären selbst in einer Zeit, die Gigantomanie alles andere als abgeneigt war, gewisse Friktionen nicht zu vermeiden gewesen — so ein hoher Prozentsatz nicht erhaltenswerten Wohnbestandes war vermutlich selbst den Nazis zu »steil«. Beim seinerzeitigen Minister A. Speer hätte damals schon Rainer nachlesen können:

»Manche Stadt glaubt, 10 vH. ihres Wohnungsbestandes abreißen zu können. [...] Diese anlaufende ›Überplanung‹ ist städtebaulich bedenklich ...« [46]

Wie »mickrig« waren doch die Nazis seinerzeit im Vergleich zum Wiener Gemeinderat des Jahres 1961 in all seiner Bescheidenheit!

Jedenfalls scheint eines sicher zu sein:

Rainer brachte mit seinem »Entwicklungskonzept Wien« 1961 das städtebaulich Unwahrscheinliche zustande, mit einem »Demolierungsansatz«, den er aus der Nazizeit hatte, selbst die seinerzeitigen umfassenden »Umgestaltungsmaßnahmen« der Nazis rein quantitativ in den Schatten zu stellen! Dank sei dem Wiener Gemeinderat, der dem Stadtplaner die öffentlichen Mittel und rechtlichen Verbindlichkeiten in die Hand gab, jene gesellschaftlichen Bedingungen und städtebaulichen Gegebenheiten zu schaffen, die seine Planungen im nachhinein noch rechtfertigen ...

Wie meinte doch Rainer seinerzeit?

»Erst der Nationalsozialismus hat den Mut aufgebracht, den unerträglichen Zuständen energisch zu Leibe zu rücken. Er besitzt die sittliche Kraft, nüchtern und offen die Zahlenergebnisse zu veröffentlichen, weil er der Aufgabe, die Wohnungsfrage zu lösen, nicht ausweicht, sondern sie nach dem Willen des Führers für seine vordringlichste Pflicht nach der Wehrhaftmachung hält« [47]

Vom NS-Regime erwartete sich Rainer offenbar viel, als er 1940 schrieb:

»Gerade heute, wo wir am Beginn einer Arbeit stehen, die uns die Verwirklichung unserer siedlungspolitischen Absichten bringen soll ...«, [48] womit er meinte, was heute unter »Gartenstadt« zu verstehen ist und diese damit endgültig desavouierte.

Ebenso interessant ist auch die »letztliche« Begründung, die Rainer seinerzeit für seine städtebaulichen Konzepte der »aufgelockerten und gegliederten Stadt« gegeben hat:

»Die Entscheidung, wie hoch ein Gelände bebaut werden soll, rückt damit aus der Sphäre der verkehrstechnischen und wirtschaftlichen Überlegungen immer mehr in das Gebiet der städtebaulichen Gestaltung und der volks- und rassenpolitischen Überlegungen. Es wird Aufgabe der Bauordnung sein, das gleiche Anrecht aller Bewohner der Stadt auf Gartenflächen zu sichern. Der Nationalsozialismus sieht in Grund und Boden nicht mehr ein unbeschränktes Eigentum, sondern die wichtigste Grundlage des völkischen Lebens. Er kann darum die Auswertung von Grund und Boden durch den Besitzer nur so weit zulassen, wie dadurch nicht berechtigte Interessen der Allgemeinheit geschmälert werden.« [49]

Aber auch davon gibt es unseres Wissens nach noch immer keinerlei Distanzierung des auch heute noch immer aufgelockerten Städteplaners und verdichteten Flachbauideologen — zu gut paßte alles: die Ideologie und die Planung —, wenn er meinte:

»Auf eine Änderung unserer heutigen Zustände in ähnlicher Richtung haben wir hinzuarbeiten, nicht auf ihre Erhaltung. Zu keiner Zeit hatte wohl das Wort des Führers größere Bedeutung: »Haltet das Reich nie für gesichert, wenn es nicht auf Jahrhunderte hinaus jedem Sprossen unseres Volkes sein eigenes Stück Grund und Boden zu geben vermag. Vergesset nie, daß das heilige Recht auf dieser Welt das Recht auf Erde ist, die man selbst bebauen will, und das heiligste Opfer das Blut ist, das man für diese Erde vergißt.« (gezeichnet:) Dr. Rainer« [50]

Es scheint schon eine immense Verantwortung zu sein, wenn heutige Politik es unternimmt, einem Städteplaner wie Rainer, der sich unserem Wissen nach bislang noch immer nicht von seinen Vorstellungen aus der Nazizeit verabschiedet und distanziert hat, jene öffentlichen und rechtlichen Mittel in die Hand zu geben, die es ihm ermöglichen, die Bedingungen und Entwicklungen einer Stadt und die Lebenschancen ihrer Bewohner über Jahre hinweg festzulegen ...

Ein Blick in eine halbwegs gut beschickte öffentliche Bibliothek hätte gereicht, um zu erkennen, aus welcher nicht unbelasteten Zeit viele, allzuviele der Planungsansätze des Rainerschen Planungskonzeptes Wien ihre Herkunft genommen haben.

Aber auch bereits eine halbwegs kritische Lesung des Planungskonzeptes hätte dessen theoretische und sachliche Qualitäten erhellt. So mußte etwa Rainer selbst auf S. 21 des Planungskonzeptes zugeben, daß sein zentraler Ansatzpunkt für den Umbau und Ausbau der Stadt Wien, die Bevölkerungsdichte, theoretisch und empirisch äußerst schwach fundiert ist:

»Derzeit ist es zum Beispiel nicht möglich, exakt festzustellen, wieweit die hohe Bevölkerungsdichte mancher Stadtteile auf eine zu dichte Bebauung oder wieweit sie auf den Überbelag der Wohnungen zurückzuführen ist.«

Was die Empirie nicht hergibt, kommt noch allemal aus der Ideologie; die allerdings stammt nicht aus den besten Zeiten der europäischen Kultur. Peinlich, wenn ihr heutige Politik die Mittel zu ihrer späten Realisierung leiht — aber was tut man nicht alles für handsame Planungskonzepte, die Handlungsmöglichkeiten versprechen, die vermutlich selbst die Nazis noch zum neidvollen Erblassen gebracht hätten.

Fortsetzung folgt.

[1Pevsner u.a., Lexikon der Weltarchitektur, München 1987, Stichwort »Rainer«

[2F. Achleitner, in: Bauen + Wohnen, Sept. 1965

[3C. Hackelsberger, Roland Rainer oder die Sehnsucht nach den Gärten der Vernunft, in: Akademie der Bildenden Künste Wien (Hg), Roland Rainer — Arbeiten aus 65 Jahren, Salzburg und Wien 1990, S. 5

[4D. Steiner, Roland Rainer und Wien, in: Akademie, a.a.O., S. 9 und 11

[5Stadtbauamt der Stadt Wien und Institut für Städtebau an der Akademie der Bildenden Künste Wien (Hg) und R. Rainer (Red), Planungskonzept Wien, Wien 1962; Kurztitel: Planko Wien

[6Vgl. das »Bild«, das der NS-Städteplaner C. Culemann in: »Gestaltung der städtischen Siedlungsmasse« verwendet: »Der Raum der Architektur oder des Städtebaues ist sinnvoll immer nur die Schale des Lebens.« in: Raumforschung und Raumordnung, Monatsschrift der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung, Berlin 1941, S. 123

[7Planko Wien, a.a.O. S. 7

[8Ebda, S. 8

[9Vgl. Gesetz über die Neugestaltung deutscher Städte vom 4.10.1937 oder K. Neupert, Aufgabe der Gemeindeplanung ist im Altreich die Durchführung des Umbaues des Siedlungsbildes, in: K. Neupert, Die Gestalt der deutschen Besiedlung, Raumforschung und Raumplanung 1941, S. 66

[10a.a.0., S. 9f.

[11R. Rainer, Biographische Notizen, in: P. Kamm, R. Rainer — Bauten, Schriften und Projekte, Tübingen o.J. S. 131

[12R. Rainer, Biographische Anmerkungen, in: Akademie der Bildenden Künste, a.a.O., S. 257. So wortwörtlich auch in der TV-Sendung »Roland Rainer — ein Porträt«, von

] und mit R.
Rainer, ORF 1, 13.6.1993

[13Die Stelle lautet vollständig: »Eigensinnig, liebenswürdig und, für die Alpenrepublik gehört dies zur Klugheit, auch listig, aber nie arglistig hat Roland Rainer überredet zu einer Vision lebensgerechten Zusammenwohnens«. C. Hackelsberger, in: AkdBild.Künste, a.a.O., 5

[14Planko Wien, a.a.O., S. 113

[15R. Rainer, Grünflächen der Stadt Wien, Raumforschung und Raumordnung, 1940, S. 402

[16Planko Wien, a.a.O., S. 113

[17Nicht zufällig geht die auch heute noch übliche methodische »Trias« der Raumordnung auf die NS-Zeit zurück: Von Grundlagen»forschung« bzw. Bestandsaufnahme über die Raum»diagnose« zur Raumprognose (vgl. Reichsstelle für Raumordnung, Raumforschung und Raumordnung, in: Raumforschung und Raumordnung, 1938, S. 328 ff.)
Der Sprachgebrauch Rainers zeichnet sich durch häufige Verwendung organizistischer und biologistischer Begriffe und Modelle sowie deren Übertragung auf soziale Prozesse aus. Weiters ist auffällig, daß Rainer gerne Anleihen bei der Sprache der Medizin und Pathologie nimmt (»Gesundung« etc).

[18H. Sauermann, Voraussetzungen und Möglichkeiten der Verlagerung von Industriebetrieben aus dem rheinisch-mainischen Ballungskern, Raumforschung und Raumordnung 1940, S. 195. Zum Begriff »Dezentralisation« siehe weiter unten!

[19R. Rainer, Wien und das Wiener Becken, in: Raumforschung und Raumordnung 1942, S.108

[20Ebda, S. 109

[21Ebda, S. 110

[22Ebda, S. 108

[23Ebda

[24Ebda

[25R. Rainer, Die Entwicklung des Wiener Wohnungsbaues, in: Zentralblatt der Bauverwaltung, 1940, S. 734

[26R. Rainer, Wien und das Wiener Becken, in: Raumforschung und Raumordnung, 1942, S. 113

[27Planko Wien, a.a.O., S. 17

[28Entwicklung des Wiener Wohnbaues, a.a.O., S. 734

[29Wien und das Wiener Becken, a.a.O., S. 110

[30Ebda, S. 112

[31Ebda, S. 113

[32Im Vorwort des Planko Wien (S. 6) spricht Rainer im Zusammenhang mit »schweren Kriegsschäden« auch von »neue[n] Möglichkeiten städtebaulicher Gestaltung«.

[33Planko Wien, S. 72

[34Die Gesundung großstädtischer Massenquartiere, in: Zentralblatt der Bauverwaltung, 1940, S. 670 ff

[35Karl Otto, Luftkrieg und Städtebau, in: Raumforschung und Raumordnung, 1940, 341 ff

[36a.a.O., S. 672

[37Siehe Anm. 11 und 12 sowie zuletzt die Angaben in der TV-Sendung »Roland Rainer — ein Porträt«, von [

und mit R. R., ORF 1, 13.6.1993

[38R. Rainer, Die Entwicklung des Wiener Wohnungsbaues, a.a.O., S. 734

[39R. Rainer, Die Behausungsfrage, Wien 1947, S. 119

[40Die häufigen Übereinstimmungen der Rainerschen Konzeptionen mit dem jeweiligen Stand der städtebaulichen Diskussion an dieser NS-Akademie wie auch seine wiederholten Berliner Adressenangaben: Berlin-Wilmersdorf, Neuheimer Str. 41 in seinen Publikationen der NS-Zeit stehen auch hier wieder in Widerspruch zur offiziellen Biographie Rainers, nach der er ab 1939 einen 6jährigen Verlust zivilen Lebens und Arbeitens durch Kriegsdienst zu beklagen habe.

[41Deutsche Akademie für Städtebau, Reichs- und Landesplanung, Die wirtschaftlichen und rechtlichen Grundlagen der Stadtgesundung, zit. nach der Kurzfassung in: Raumforschung und Raumordnung, Berlin 1941, S. 73 und 76

[42R. Rainer, Behausungsfrage, a.a.O., S. 119 ff

[43Zu der von den Nazis und Rainer geforderten getrennten Bewertung von Grund und Gebäude bzw. der letzteren Abschreibung sei noch bemerkt: Die Einführung der wirtschaftlichen Wertminderung auch von Privatgebäuden in die österreichische Rechtsordnung erfolgte mit dem Liegenschafts-Bewertungsgesetz vom 19.3.1992. Nicht zufällig bezeichnete der Leiter der Abteilung »Grundstückswesen« der WAG, der Nachfolge-Gesellschaft des größten gemeinnützigen Wohnbauunternehmens der Nazi-Zeit in Österreich, dieses Gesetz als »Jahrhundertgesetz«; s.o. Kratochwill, Der Sachverständige, OÖN 24.12.1992, S. 13

[44G. Ziegler, Grundlagen des künftigen Städtebaus — Erkenntnisstufen, in: Raumforschung und Raumordnung, 1941, S. 155

[45Die Frage, inwieweit städtebauliche Strukturen, die aus der NS-Zeit stammen, auch entsprechend faschistische Verhaltensweisen der Bewohner bewirken und/oder fördern, wäre noch eingehender zu untersuchen. Anzeichen »geringer Sozialtoleranz« sowie »kollektiver Intoleranz« bei den Bewohnern der von Rainer konzipierten Gartenstädte »Puchenau« sind selbst für eine bezahlte Auftragsarbeit wie die »Gartenstadt Puchenau II« nicht zu übersehen (s. a.a.O., Wien 1984, S .113 und 115).
Interessant in dieser Hinsicht auch der Vorfall vom 22.4.1993, »als es in der Gartenstadt [Puchenau] zu Wildwestszenen kam«: »Auf der Jagd nach einem als Hausierer verdächtigten Afrikaner hatte ein übereifriger Gendarm zur Pistole gegriffen und unmittelbar vor dem Kindergarten in die Luft geschossen. Der festgenommene Nigerianer mußte sofort wieder freigelassen werden.« Zit: OÖN, 23.4.1993, 60

[46A. Speer, Schreiben an RM Lammers v. 25.8.1941, l.c.: J. Duelffer, Hitlers Städte, Köln-Wien 1978, S. 60

[47R. Rainer, Die Entwicklung des Wiener Wohnungsbaues, a.a.O., S. 733

[48R. Rainer, Die rechtlichen Grundlagen ... (Besprechung), in: Zentralblatt der Bauverwaltung, Berlin 1940, S. 639

[49R. Rainer, Die Wohndichte in Berlin, Zentralbibliothek d. Bauverw., Berlin 1939, S. 1125

[50R. Rainer, Geordnete Wohnungswirtschaft (Besprechung), in: Zentralblatt der Bauverwaltug, Berlin 1940, S. 554

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