Die Sargnägel Österreichs
Deutschland will Österreich wiederhaben — das ist der Hintergrund, vor dem sich der größte Teil der Politik, die in Österreich gemacht wird, abspielt. Über die wirtschaftlichen Ursachen der extremen österreichischen Abhängigkeit oder Anhänglichkeit haben wir im letzten Heft Genaueres gesagt. Als ein Ausdruck davon muß die Beherrschung der österreichischen Parteienfinanzierungsmaschine „Industriellenvereinigung“ durch bundesdeutsche Konzerne gesehen werden.
Deutschland will Österreich wiederhaben. Natürlich. Und dazupassend gibt es „Österreicher“, die es ihr wieder geben wollen! Was kann sich eine um sich greifende Großmacht wie die BRD Schöneres wünschen als solche Zuarbeiter, die ihren Wunsch nach Angliederung Österreichs postwendend in Österreich als Notwendigkeit der Angliederung unters Volk bringen?
Die schlimmsten Feinde Österreichs sitzen nicht in Bonn oder in Brüssel, sondern in Österreich. Nicht irgendwo in Österreich, sondern ganz oben! Sie sind tausendmal gefährlicher als alle Proksch der Welt. Da ist nicht der Untergang eines Schiffes geplant, sondern der eines Staates!
Was diese EG-Schuschniggs, wie sie im (Geschichts-)Buche stehen, am Österreich-Bewußtsein der Bevölkerung anrichten, ist ein Verbrechen. Man sehe sich an, wie sie, um an ihr Ziel zu kommen, dieses Land, das siebzigstgrößte, aber wirtschaftlich achtundzwanzigststärkste der Welt, eines der zwanzig außenhandelsstärksten Länder der Erde, heruntermachen müssen!
Ihre schäumende europäische Begeisterung entblößt ihre mangelnde Identifizierung mit Österreich und erklärt ihre jahrzehntelange wenig österreichische Politik. (Würden sie sich für Österreich einmal halb so ins Zeug legen wie hier gegen Österreich, wäre für seine Menschen viel erreicht.)
So wie sie dieses Österreich verunglimpfen, haben sie mit einer freien und unabhängigen Republik, als die sie einmal ausgerufen worden ist, längst abgeschlossen. Ihre Schmähungen sagen, daß sie nicht bereit sind, für ein souveränes Österreich noch einen Finger zu rühren. Die Ausfälle der Österreich-Hasser an der Spitze dieses Staates gegen diesen Staat sind nichts anderes als die In-die-Wege-Leitung der Kapitulation.
Deutschland will Österreich wiederhaben. Das große Geld, das über Deutschlands Grenzen hinausdrängt und über die österreichischen hereindrängt, kann sich glücklich schätzen, für die Besorgung seiner Geschäfte hier solche Männer zu haben.
So frech, so vorlaut, so direkt, so unverblümt wie sie die zwei, drei Jahre jetzt geredet haben, so ungebremst, so unverstellt, so entlarvend, als es um den EG-Anschluß ging, so deutlich wird man das nicht mehr hören.
Wenn wir auch nur das Halbe davon wahrnehmen, bleibt uns das Ganze, das uns droht, erspart.

J. Haider, FPÖ-Obmann:
Nur die EG kann verhindern, daß Österreich zu einer europäischen Bettlerrepublik wird.
FP-Pressedienst, 25.3.87 (zit. nach Kurier, 10.5.1989)

H. Klauhs, Gen.-Dir. der Gen. Zentralbank:
Wir müssen dafür sorgen, daß wir keine Insel der Unseligen werden.
Kurier, 10.6.1988

F. Bock, Vizekanzler a.D.:
"Es ist so, daß es für den, der draußen bleibt, in Wirklichkeit keine gesicherte Zukunft geben kann.”
Österr. Zeitschrift für Politikwissenschaft 3/89

W. Haslauer, Landeshauptmann:
Salzburg würde ohne den Beitritt zur EG wirtschaftlich verkümmern.
Salzburger Nachrichten, 25.10.1988

H. Kramer, Wifo:
Die Österreicher scheinen vor die historische Entscheidung gestellt zu werden ob der Balkan östlich des Wiener Rennwegs oder bereits einige hundert Kilometer westlich davon beginnen soll.
Kronen-Z., 7.5.1988

H. Krejci, Generalsekretär der Industriellen-Vereinigung:
Österreich braucht Herausforderungen von außen, um nicht „in der Neutralität zu verhungern“.
TT vom 30.3.1987

C. Reissigl, Präsident der Tiroler Handelskammer:
Eine österreichische Wirtschaft, die im großen europäischen Binnenmarkt eine Außenseiterrolle spielen könnte, hat kaum eine Chance des Überlebens.
TT 10.3.1988

R. Nimmerrichter, Staberl:
Wenn wir draußen bleiben, dann sind wir eben sofort total pleite.
Kronen-Zeitung, 12.7.1987

A. Khol, NRAbg. (ÖVP):
Auf die Dauer sänke Österreich ohne Mitgliedschaft auf den Status ab, der jenem eines mittelamerikanischen Kleinstaats im Verhältnis zu den Vereinigten Staaten entspräche.
Presse, 27.3.1987

J. Haider, FPÖ-Obmann:
Nur eine Vollmitgliedschaft kann verhindern, daß Österreich zu einem Entwicklungsland in Europa wird.
Presse, 21.9.1987

W. Maderthaner, österr. Manager in der BRD:
Knapp vor einer endgültigen Verelendung Österreichs auf Balkanniveau.
Presse, 15.6.1987

S. Dillersberger, NRAbg. (FPÖ):
Wenn wir nicht eintreten, wird die österr. Volkswirtschaft so viele Nachteile in Kauf nehmen müssen, daß wir das auf Dauer nicht schaffen.
Wörgler Rundschau, 26.10.88

Ch. Leitl, Junge Industrie:
Es geht darum, ob wir unser Land langfristig auf das industrialisierte Westeuropa hinbewegen oder in Richtung Balkan.
Berichte und Informationen, 2/1987

H. Androsch, Gen.-Dir. der CA a.D.:
Besser international leben als österreichisch sterben.
Vortrag Uni Ibk., Oktober 88

M. Scheuch, Chefredakteur AZ:
Neutrale können sich nicht der Sogkraft eines solchen Wirtschaftsimperiums entziehen, wollen sie nicht zu Armutschkerln „draussen vor der Tür“ herabsinken.
Neue AZ, 26.3.1987

P. Pipal, Landessekretär des Freien Wirtschaftsverbandes Tirol (SPÖ):
Bei einem Nichtbeitritt bestünde die Gefahr, daß Österreich zum Albanien Europas wird.
TT, 7.11.1988

L. Steiner, NRAbg. (ÖVP):
Wenn wir keine Verhandlungen führen, beginnen 1993 für bestimmte Wirtschaftszweige die Lichter auszugehen.
Management Club — Veranstaltung in Ibk., 21.11.1988

M. Leeb, Vorstandsvorsitzender der Neusiedler AG:
In Wirklichkeit ist die einzige Alternative zum Beitritt die größere Armut.
Presse, 13.2.1989

Steirische Handelskammer:
Rasche Vollmitgliedschaft bei der EG, ansonsten droht eine „Albanisierung der österreichischen Wirtschaft“.
Presse, 13.1.1988

M. Huter, Präsident der Tiroler Industriellen:
Österreich würde in die Letztklassigkeit der Isolation zurückfallen.
T. Bauernzeitung, 21.7.1988

J. Haider, FPÖ-Obmann:
Ohne Vollmitgliedschaft bei der EG kann Österreich bestenfalls eine Blinddarmfunktion im geeinten Europa ausüben.
März 1987, zit. nach Kurier, 28.3.1989

A. Mock:
Wenn wir den EG-Beitritt nicht schaffen, würde dieses Land wie schon einmal zwischen den beiden Weltkriegen zu einem Schwachpunkt auf der europäischen Karte werden.
Standard, 20.12.88

H. Kleiss, Raiffeisen-Generalsekr.:
Ohne Beitritt würde Österreich in Europa in eine Art wirtschaftlichen Exotenstatus, der tödlich sein könnte, hineinschlittern.
Neue Tiroler Zeitung, 15.3.1988

R. Graf, Wirtschaftsminister:
Im Falle eines Nichtbeitritts würde Österreich ein ausgesprochen bejammernswertes Bild bieten.
ORF-Mittagsjournal, 4.7.1988
