FORVM, No. 496-498
Juni
1995

FORVM meets AULA

Graz, 4. Mai 1995, Merangasse 13, Redaktion der AULA. Um 10.30 läuten wir an, um einen früheren Besuch Jürgen Hatzenbichlers in unserer Redaktion zu erwidern. Dahinter begann das nachfolgende Gespräch, das bis ca. 12 Uhr in einer nahen Kneipe gedauert hat. Unsre untige Meinung revozieren wir, ganz und gar reuevoll, nun.

Nach dem Betätigen der Klingel öffnet der handelsrechtliche Geschäftsführer Dipl.-Vw. Herwig Nachtmann und reicht dem FORVM die Hand.

FORVM: Grüß Gott, ich bin gerade von Wien gekommen. Irgendwie hat’s entweder mit eurem Telefon etwas oder man kann von Wien aus nicht g’scheit durchkommen.

AULA: Wie heißen Sie?

FORVM: Ignaz R. Härtel. Ich möchte mit jemandem reden, der sich mit der linksextremen Szene beschäftigt.

AULA: Worum geht’s?

FORVM: Ich habe mich mit der Sprengstoffgeschichte auseinandergesetzt, die von Ebergassing. Ich glaube, ich hätte da eine Geschichte für Sie.

AULA: Ist in Ordnung. Aber nicht da. Gehen wir auf einen Kaffee?

FORVM: Ja gut.

AULA: Es dauert nur einen Moment. Bitte nehmen Sie Platz.

Nachtmann geht in ein benachbartes Büro. Alle Türen stehen offen und er spricht mit der Redaktionssekretärin. Diese überreicht ihm einen zweiseitigen Text, den er durchlesen möge und drückt ihm eine Diskette in die Hand. Bespricht mit ihr noch eine Terminvereinbarung für heute 12.00 Uhr. Ich ████ dazwischen ████████ Nach etwa vier, fünf Minuten verlassen wir die Redaktion, gehen in ein etwa 200 Meter entferntes Bierlokal.

Der Kellner kommt an unseren Tisch.

AULA: Ich hätte gerne ein kleines Hirter Bier.

FORVM: Ich auch. — Stört es Sie, wenn ich rauche?

AULA: Nein überhaupt nicht.

FORVM: Also gemmas an.

AULA: Ich stelle mich einmal vor, Nachtmann mein Name.

FORVM: Ignaz R. Härtel, nochmals, Grüß’ Gott. Die Geschichte, die ich Ihnen erzählen will, ist furchtbar alt. Haben Sie etwas zum Schreiben?

AULA: Ja, natürlich.

FORVM: Sie beginnt in den fünfziger bzw. sechziger Jahren. Die Geschichte beginnt so, daß der ehemalige Innenminister Franz Olah die Partei DFP gegründet hat.

AULA: Die DFP?

FORVM: Die Demokratisch Fortschrittliche Partei.

AULA: Ah, ja.

FORVM: Und damals alte Südtirolkämpfer um sich gereiht hat: Kubart, Falk, Fritz usw. Das Wesentliche an der ganzen Aktion ist, daß der Ing. Massak, der damalige Sprengstoffexperte des Innenministeriums, Kubart als V-Mann verpflichtet oder, besser gesagt: genötigt hatte. Danach gibt es die berühmten Sprengstoffattentate. Alitalia, Länderbank, dann die Aufgabe von Sprengstoffpaketen vom Wiener Westbahnhof nach Israel. Und laut meinen Unterlagen weisen die Spuren eindeutig in das Innenministerium. Also eine Art Auftragsgeschichte.

AULA: Das ist mir nichts Neues, daß sich Regierungen solcher Methoden bedienen.

FORVM: Auf die Sprünge geholfen hat mir ein alter Bekannter, der Detektiv Jaromin, der Ihnen ja eh bekannt ist — der Jaromin, der mit der HNA-Chef Kragora-Affäre aufgeflogen ist. Die noch vorhandenen Stapo-Akten belegen, daß es eine sehr enge Verbindung zwischen Kubart und dem Innenministerium gegeben hat. Damit wurde in mir der Verdacht geweckt, daß in der ganzen Bombenaffäre etwas nicht stimmen kann.

AULA: Den Verdacht habe ich auch.

FORVM: Haben Sie das Bild, welches in den Zeitschriften veröffentlicht wurde, im Kopf, jenes, das ein Foto der Briefbombe der ersten Welle zeigt?

AULA: Ja, ungefähr.

FORVM: Ich habe das Bild mit der Beschreibung der Briefbombe im dazugehörigen Bekennerschreiben verglichen. Und auch der Kamerad Kubart hat mir das bestätigt, daß im rechten oberen Eck ein Teil der Bombe fehlt. Das heißt: dieser Teil wurde nicht mit abgebildet. Also: auch Kubart fiel das auf. Im Bekennerbrief wird sie aber erwähnt. Also nur der Hersteller kann das wissen und die Leute vom Innenministerium, die dieses Detail bewußt weggelassen haben.

AULA: Das ist mir zwar nicht so im Detail aufgefallen, aber mir wurde gesagt, daß die Bombe so nicht funktionieren kann.

FORVM: Kubart hat mir auch erklärt, daß diese Bombenbauart in einer Mischung aus alter und neuer Technik besteht. Ich habe ein Vergleichsmodell gefunden für diese Bauweise. Ich meine die Technik. Das waren zwar Bombenpakete, aber mit der gleichen Konstruktion. Jene, die nach Syrien ging in den 60er Jahren, und jene, die vom Westbahnhof nach Israel abgeschickt wurden.

AULA: Ich weiß. Auch das ist mir nicht neu. Aber auf was wollen Sie denn hinaus?

FORVM: Naja, ich mache jetzt den Sprung zu Ebergassing. Bei sämtlichen Bombenaffären haben die sogenannten Sprengstoffexperten der Exekutive immer versucht, die Bomben zu entschärfen und so vollständig wie möglich zu erhalten. Ist ja auch logisch, weil die Bombenkonstruktion ein wesentliches Hinweis- und Beweismittel ist. Nur in Ebergassing, bei der am primitivsten gebauten Bombe, jener aus Unkrautsalz, haben die Entschärfer gesagt: sprengen. Diese Bomben können wir nicht entschärfen.

AULA: Was erstaunt Sie daran so? Nicht alle Bomben können entschärft werden. Manche muß man sprengen.

FORVM: Jede Bombe ist sofort entschärft, wenn man sie mit Stickstoffschnee tief friert. Das haben sie auch bei der weit gefährlicheren Briefbombe der ersten Serie so gemacht. Und eine primitiv gebaute Unkrautsalzbombe kann man nicht entschärfen?

AULA: Aber der Zündmechanismus war so gefährlich.

FORVM: Also, warum ist dann nur die letzte Bombe hochgegangen und nicht alle anderen auch, die ja ebenfalls unter das Stromfeld des Mastes angebracht wurden? Nein, da gibt es mir zuviele Ungereimtheiten. Was aber nur meinen Verdacht verstärkt, daß zumindest Teile der Exekutive in die ganzen Bombenaffären mitverwickelt sein könnten.

AULA: Das ist eine starke Behauptung.

FORVM: Finde ich nicht. Wenn man bedenkt, daß in anderen Ländern fast jede Bombe entschärft werden kann. Außerdem gibt es genügend Literatur über die Entsorgung von Sprengkörpern, in der man nachlesen kann, wie man es machen soll und muß.

AULA: Wollen Sie damit sagen, daß die Polizei nicht korrekt vorgegangen ist?

FORVM: Ich sage nicht, daß sie nicht korrekt vorgegangen ist. Ich sage, daß es den Eindruck erweckt, so wie die da vorgegangen sind, daß sie die Bombe gar nicht entschärfen wollten. Bitte erinnern wir uns, als wir noch Buben waren, da haben wir auch mit Unkrautsalz und Staubzucker experimentiert. Gott sei Dank ist dabei nie wirklich was passiert.

AULA: Sie haben unsere Exekutive im Verdacht?

FORVM: Wenn Sie es so hören wollen: ja. Ich glaube, daß hier nicht korrekt gearbeitet wurde.

AULA: Sind Sie ein Sprengstoffexperte?

FORVM: Nein. Aber ich kenne den besten Sprengstoffexperten und Bombenbauer von Österreich: Emanuel Kubart. Der Mani hat mir das bestätigt. Erstens wird eine Bombe geröntgt. Zweitens wird sie tiefgefroren, drittens wird sie im tiefgefrorenen Zustand längere Zeit aufbewahrt, viertens wird sie außerhalb von Wohngebieten gebracht. Und wenn mehrere Bomben der gleichen Bauart vorhanden sind, dann sprengt man eine, um die Sprengkraft auszutesten und damit einen Eindruck von der Gefährlichkeit der Bombe zu gewinnen.

AULA: Und das glauben Sie?

FORVM: Ja. Es ist ja auch der gleiche Blödsinn, den die Exekutive verzapft hat, daß die Oberwarter Bombe ein Rüttelbombe war. Was ist bei einem heftigen Wind, einem Vogel, der sich draufsetzt? Nein das war eine Zugbombe. Wenn die Stange hochgehoben wurde, dann ging sie hoch. Da ist eine kleine Metallkugel runtergefallen, die den Kontakt geschlossen hat, sowie den Stromkreis unterbrochen. Auch das hat mir der Mani bestätigt.

AULA: Und sonstige Hinweise haben Sie keine, daß das Innenministerium da mitinvolviert sein könnte?

FORVM: Oh doch. Das Bekennerschreiben. Der Text ist eine Mischung aus alten und modernen Militärfachausdrücken. Und was besonders daran ist: es sind Ausdrücke darunter, die nur von einer ganz bestimmten Armeeeinheit im Dritten Reich verwendet wurden. Sozusagen militärinterne, einheitsinterne Kürzel und Bezeichnungen. Könnte den Täterkreis enorm einschränken. Es ist halt komisch, daß die Ebergassing-Bomben vom Sprengstoff her und vom Zünder her so primitiv waren, daß man nicht von einer professionellen Bauweise sprechen kann. Aber die im Innenministerium haben sich so sehr davor gefürchtet, daß sie die sprengen haben müssen. Die wirklich gefährlichen Dinger davor — da haben sie so wenig Angst gehabt, daß sie die in der Hand, völlig ungesichert wie die Klagenfurter Rohrbombe, quer durch die Stadt getragen haben. Der Typ, dem jetzt beide Hände fehlen, tut mir überhaupt nicht leid. Nicht auszudenken, wenn das Ding auf dem Weg, mitten in der Stadt in der Nähe von Passanten hochgegangen wäre.

AULA: Vielleicht hat die Polizei Angst gehabt zu entschärfen, weil ja im Bekennerschreiben zu lesen war, daß die nächsten Bomben bei der geringsten Berührung bereits in die Luft gehen werden.

FORVM: Und was machen die Sicherheitskräfte bei Luftlinien zum Beispiel? Sprengen die vielleicht auch das ganze Flugzeug im Wert von 800 Millionen Dollar in die Luft, weil sie so Angst haben? Also das ist lächerlich.

AULA: Und welche Motive stecken Ihrer Meinung nach dahinter, mit diesen Bombenattentaten?

FORVM: Schauen Sie, ich halte vom Verbotsgesetz nicht sehr viel. Denn wenn man den Leuten den Mund verbietet, also ihnen untersagt, ihre Meinung verbal auszudrücken, dann machen sie es eben nonverbal. Wenn der Mund zugeklebt ist, dann kommt die Faust. Eine verschiedene Geschichtsauffassung zu besitzen, darf nicht unter einer Strafsanktion stehen. Ich kann die Bombenleger ganz gut verstehen, aber ich lehne grundsätzlich jede Form der Gewalt ab. Die besseren Argumente mögen gewinnen.

AULA: Schön wäre es.

FORVM: Eine Meinung zu haben, darf nicht strafbar sein.

AULA: Sie haben recht, aber wir werden ja auch ziemlich bedroht.

FORVM: Warum?

AULA: Sie wissen doch, daß man unsere Abonnenten-Kartei beschlagnahmt hat. Das hat uns erstens Abonnenten gekostet, und zweitens Inserenten sowie Förderer.

FORVM: Bloß weil die Aula ein differenziertes Geschichtsbild vermittelt, soll sie bestraft werden. Eine Schweinerei. Der Dr. Schaller, ein sehr gescheiter und lieber Mensch, der hat mir die Judenfrage genauer erklärt. Ich bin ja kein Zeitzeuge und war, das muß ich Ihnen ehrlich sagen, immer skeptisch. Ich habe lange in dem Glauben gelebt, daß es die Gaskammern gegeben hat. Der Schaller hat mir dann das genauer erklärt und gesagt, daß bis heute keine Ausgrabungen durchgeführt werden dort, wo die Juden behaupten, daß da Massengräber sind. Dieses Argument hat mich dann endgültig überzeugt, daß die Auschwitzgeschichte nur erfunden sein kann.

AULA: Eine Geschichtsforschung ist zu diesem Thema verboten. Ich glaube auch, daß man das genauer untersuchen sollte. Die Zahlen, die da herumschwirren, sind ja nicht glaubwürdig.

FORVM: Sehr richtig. Bei jedem Mordprozeß werden auch die Leichen exhumiert.

AULA: Bei den angeblichen Massengräbern in Polen macht man das nicht. Ich habe etwas so Ähnliches mal gefordert und habe eine Menge Schwierigkeiten bekommen deswegen. Aber wissen Sie, das ist ein viel zu gefährliches Thema heutzutage. Ich glaube, Sie haben verstanden, daß auch ich Ihre Meinung teile. Ich bin mit Dr. Schaller einer Meinung.

Quod erat demonstrandum.

Video von Elisabeth Kmölniger

Journalistln? Ja, junge LeserIn, wenn Du auf den Strich der Blattlinien willst. Erst als HerausgeberIn bist Du befugt zur eigenen Meinungsbildung; soweit die Inserenten erlauben. Berufstip: X.

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