Jeder ist anderswo ein Fremder
In diesem Buch sind literarische Texte sogenannter „ausländischer“ Wienerinnen und Wiener enthalten: 21 Teilnehmende der ersten Schreibwerkstatt mit ZuwanderInnen und Angehörigen ethnischer Minderheiten werden sowohl mit ihren literarischen Arbeiten als auch in Interviews vorgestellt. Einige von ihnen sind als AutorInnen bereits bekannt, haben sich, wie Milo Dor oder Serafettin Yildiz, schon vor längerer Zeit für den Beruf des Autors entschieden. Ercüment Aytac hat vor kurzem den WORD-UP-Literaturpreis „open mike“ gewonnen. Sein Text in der 1995 erschienenen Anthologie „ICH und Ich sind zweierlei“ (Edition Aha, Wien 1995) ist mir bestens in Erinnerung. Gülmihri Aytac, von der auch die Übersetzungen aus dem Türkischen stammen, befaßt sich neben ihrer Übersetzungstätigkeit mit Kinderliteratur. Minna Pixner und Dora Schimanko schreiben aus der Position jüdischer Vertriebener, die nach Wien zurückgekehrt sind und sich mit der schmerzlichen Geschichte ihrer Familie auseinandersetzen.
Die Interviews, die Christa Stippinger als Initiatorin der Schreibwerkstatt mit den TeilnehmerInnen führte, lassen uns einen Blick auf die unterschiedlichsten Hintergründe und Lebenserfahrungen werfen. Ebenso unterschiedlich sind die Wünsche und Vorstellungen, Ausblicke und Erwartungen der einzelnen Schreibenden. Was ihnen allen gemeinsam ist: die Hoffnung auf Möglichkeiten für ein freundliches Zusammenleben, auf Akzeptanz und Verständnis und die eigene Bereitschaft zum Akzeptieren der sogenannten „anderen“.
Jeder ist anderswo ein Fremder. Interkulturelle Reihe des Vereins Exil im Amerlinghaus, Band 1, Wien 1996, 288 S., öS 200,—
