ZOOM 2/1998
Mai
1998

Kein Aprilscherz

Es war schon eine riesige Frechheit, daß der Be­schluß des Parlaments „Frau­en zum Heer“ halbwegs sang- und klanglos (bis auf Ein­sprüche der Grünen) über die Bühne gegangen ist. Aber ei­ne noch größere Frechheit war, daß JournalistInnen diese Tatsache als Heil für die ganze Gesellschaft verkauften.

Am 1. April ist das Wun­der geschehen: Die erlösende Rettung, die uns alle, Österreicher und Österreicherin­nen, vor dem Bösen dieser Welt bewahren wird, ist auf uns hernieder gekommen. Jetzt gibt es nicht nur Götter und Göttinnen in Weiß, son­dern auch in der Tarnfarbe Grün. Die Emanzipation hat gesiegt — sagen die einen, die es wohl nicht besser wissen wollen. Denn wie kann je­mand behaupten, daß dies ein Schritt vorwärts in der Gleichberechtigungsfrage ist? Frauen, genannt weibliche Rekruten, müssen die Befeh­le von Männern ausführen, je­derzeit und jederorts. Das gehört zum Soldatenberuf! Frauen lernen dort für das Machtinteresse der Männer zu morden und auszubeuten. HERRschaftsstrukturen müs­sen aufrechterhalten werden. Und genau diese muß Mann allen Österreichern — und dazu gehören mehr als 50% Frauen — schmackhaft ma­chen. Nun fühlen sich auch Frauen vom Männermacht­apparat angesprochen; ihnen wurde das Gefühl vermittelt, wichtig in der Bundesheer­frage zu sein. Und wofür? Um der Sinnkrise des Bundesheeres entgegenzuwirken und die Akzeptanz in der weiblichen Bevölkerung zu steigern, damit eine Annähe­rung bzw. ein Beitritt zur Mi­litärmacht NATO möglich wird. Denn bei einer Volks­abstimmung dürfen in Öster­reich auch Frauen ihre Meinung kundtun.

Deshalb ließ es sich die Ar­beitsgemeinschaft für Wehr­dienstverweigerung und Gewaltfreiheit Wien sich nicht nehmen, am ersten Ein­rückungstermin der Frauen in Straß (Bezirk Leibnitz/Steiermark) ihre Anliegen vor der Kaserne klar aufzuzeigen: „Männer raus statt Frauen rein“, denn „Soldatinnen sind Mörderinnen“.

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