Editoriales
März
2019

„Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen“*

... aber wir sind bisher ungeschlagene Meister im Baden Gehen!

Wenn eins heute mit der bösen Monopolsuchmaschine nach „alternativen Medien“ sucht, dann findet eins seitenweise rechtsradikale, die „Lügenpresse“ schmähende, verschwörungsversessene etc. Medien, ganz sicher aber nichts von dem, was wir einmal als „alternative Medien“ bestimmt haben wollten.

Auch wenn es einem nicht darum zu tun ist, bei der bösen Monopolsuchmaschine gut dazustehen, ist dieser Befund doch eine ziemliche Niederlage, da er schon zutreffend indiziert, was im allgemeinen Bewusstsein als „Alternative“ betrachtet wird: Nicht unsereins, jedenfalls. Gewisslich: Das liegt vor allem daran, dass die „falschen Alternativen“ dem „falschen Bewusstsein“ das bieten, was ihm am einfachsten (am besten: kurzschlüssig) eingängig ist. Es liegt aber vielleicht auch daran, dass die Rechtsradikalen und selbst die Verschwörungstheoretiker bei allen sonstigen Defekten nicht dermaßen darauf versessen sind, sich voneinander abzugrenzen und einander zu bekämpfen, wie die diesbezüglich eher katholisch gestrickten linken Sekten. Der Erfolg der „neuen“ Rechten beruht wohl zu einem erheblichen Teil auch darauf, sich bei aller auch dort vorhandenen Sektenvielfalt großzügiger aufeinander zu beziehen, einander zu empfehlen, interessant zu machen und als wechselseitige Bestätigung darzustellen.

Uns geht es hier nicht um den Vergleich von PR- oder Werbestrategien – und schon gar nicht um die Propagierung eines freudigen Einlassens auf solche. Sich ohne zwingende Not so uninteressant wie möglich zu machen halten wir aber auch nicht für sehr erstrebenswert.

Da ist wohl in den letzten 20-30 Jahren so Einiges schiefgelaufen. Für das Meiste haben wir auch weder die rettende Erklärung noch die befreiende Lösung. Dass wenigstens auf publizistischem Gebiet das Eine oder Andere vorwärts zu bringen wäre glauben wir aber doch.

Seit der letzten Jahrhundertwende sind allüberall, und beachtlicher Weise ohne allzu große Verzögerungen auch in Wien, interessante gesellschaftskritische Initiativen entstanden. Die Beschränktheit der nichtradikalen, in hergebrachten politischen Fahrwassern schippernden Gruppierungen und Konzepte wurde Ende der 90-er Jahre auch allzu deutlich erlebbar und eine Radikalisierung dringend notwendig. Diese Notwendigkeit ist seither nicht geringer geworden.

Diese Initiativen fanden es zum Teil angebracht, von vornherein ihren je eigenen Zirkel samt eigenem Publikationsorgan zu gründen. Zum anderen Teil kam es zu der einen oder anderen „Spaltung“ und weiteren Ausdifferenzierungen mit konsequenter Ausdifferenzierung der publizistischen Aktivitäten.

Context XXI seinerseits wäre möglicherweise schon an den geläufigen ökonomischen und organisatorischen Kalamitäten eines solchen Projekts gescheitert – gut möglich. Den Ausschlag hat aber sicher gegeben, dass die innerlinken Ausdifferenzierungen in all ihrer seinerzeit akuten Feindseligkeit in die Redaktion unmittelbar durchgeschlagen haben, weil diese Sitz und Stimme für ProtagonistInnen aller angesprochenen „Strömungen“ bot. So konnte die Zeitschrift weder die von AutorInnen und Redaktionsmitgliedern gewünschten Abgrenzungen, noch für irgend eine der beteiligten Fraktionen eine „Organfunktion“, noch die im ureigenen Konzept angelegte Diskussionsfunktion weiter wahrnehmen. Womit auch die Motivation der „Restredaktion“, sich weiter mit den geläufigen ökonomischen und organisatorischen Kalamitäten herumzuschlagen, einer Erledigung zugeführt wurde.

All dies mit dem vorläufig endgültigen Ergebnis, dass die „Auseinandersetzung“ der radikalen, kritischen Linken gegenwärtig im eher noch günstigen Fall in demonstrativer Ignoranz besteht, im weniger günstigen Fall in „Seitenhieben“ oder Missfallenskundgebungen, die häufig weniger auf die bestrittenen Argumente als auf die intellektuelle oder charakterliche Abilität der Argumentierenden abzielen.

Diese Art der „Ausdifferenzierung“, geschätzte Genossinnen und Genossen, interessiert außerhalb der unmittelbar betroffenen Zirkel so gut wie niemanden, uns eigentlich auch nicht.

Die immerhin erstaunliche Aufmerksamkeit, die einzelne ProtagonistInnen (an sich ja durchaus verdient!) in dieser Situation finden, sollte nicht dahingehend missverstanden werden, dass die Gesamtentwicklung nicht in Richtung Selbstmarginalisierung voranschritte.

Beim gegenwärtigen Stand bleibt dem geneigten Leser, der geneigten Leserin nichts Anderes übrig, als sich die verstreuten Veröffentlichungen so mühsam wie das nun einmal ist zu einem „ideellen Gesamtmedium“ wieder zusammenzubasteln, das es dann halbwegs ermöglicht selbst zu entscheiden wem eins worin eher folgen möchte und wem worin eher nicht. Dass sich die an radikaler, irgendwie linker Gesellschaftskritik interessierten, potentiellen Lesenden und Mitdenkenden ein Medium, das sie möglicherweise lesen möchten, derzeit günstigstenfalls mithilfe der bösen Monopolsuchmaschine selbst zusammenstoppeln müssen, weil ihnen die TextproduzentInnen & PublizistInnen das Mitdenken und Selbstbestimmen ihrer eigenen, vorläufig endgültigen Positionen nicht zutrauen möchten, halten wir eigentlich für einen Skandal. So ein Medium redaktionell sorgfältig zusammenzustoppeln wäre nämlich nicht die Aufgabe der RezipientInnen sondern die Bringschuld der Publizierenden, die allerdings – wie die Erfahrung lehrt – besser zusammenstoppeln lassen sollten: Durch jene selten gewordene Art von SpinnerInnen, die sich für eine solche Art von Medien begeistern und an deren Zusammenbasteln auch Vergnügen finden können – sonst wird das ja für die lieben Lesenden auch wieder keins. Und ein bissl Vergnügen sollte schon dabei sein dürfen – bzw. werden die lieben Lesenden durch Folterung eher nicht oder nur um eher fragwürdige Charaktere vermehrbar sein. Das ist weder neu noch originell, aber wahr: Zum Radeln wurde noch nix Besseres als das Rad erfunden.

Dass die „Sektenbildung“ nicht bloss arbiträr, aus Jux und Tollerei erfolgt ist uns schon auch klar. Es gibt klarerweise inhaltliche Konflikte, Auffassungsunterschiede, Einschätzungsunterschiede, die auch ernst und ernst zu nehmen sind. Was aber bedeutet, die Konflikte ernst zu nehmen? In erster Linie und im Idealfall: sie auszutragen. Wo sie (vorläufig oder vorläufig endgültig) nicht austragbar sind (wegen Unüberbrückbarkeit und/oder Erschöpfung der Beteiligten), können sie nur statuiert und ausgehalten werden – so oder so, ob man nun eine weitere Neigungsgruppe samt Organ bildet oder nicht.

Die bloße Spaltung soll uns als Nicht-Angehörige einer „Task-Force [theoretisches Konzept einsetzen]“ (eher schon Angehörige einer „Task-Force Publizität“) auch recht bzw. wuršt sein. Bei dem, was allenthalben als „Spaltung“ bezeichnet wird geht‘s aber leider um mehr: Es geht nicht nur um die Herstellung solcher Gruppenstrukturen bzw. -formate, in denen produktives Theoreti- bzw. Kritisieren halbwegs friktionsfrei möglich ist, sondern es geht um‘s Absondern, Ausblenden, virtuell ums Ausschalten, man könnte vielleicht auch in Sartre‘scher Manier sagen: ums Nénantisieren.

Da die Néantisation in der Praxis nicht in aller Konsequenz herstellbar ist wie vorgestellt, beschränkt sie sich einigermaßen banaler Weise etwa auf Folgendes:

  1. nach außen darzustellen, dass man mit den „Anderen“ bzw. „Absonderlichen“ nichts, aber auch schon gar nichts mehr gemein hat (was in aller Regel eher als normativ/voluntaristisch denn faktisch zutreffend anzusehen ist) und
  2. sich mit den nunmehr „Anderen“ dank dieser Normierung/Willenserklärung nicht mehr auseinandersetzen, sie im „Idealfall“ nicht einmal mehr wahrnehmen, geschweige denn sie erwähnen oder sich gar mit ihnen im selben (Veranstaltungs-) Raum aufhalten zu müssen.

Das wird wohl auch dabei helfen, den eigenen Kopf irgendwie frei zu kriegen, und bei seinen „eigenen“ Themen und Argumentationssträngen im Kreis der mehr/minder Gleichgerichteten wieder „vorwärts diskutieren“ zu können. Es führt aber eben auch dazu, den „Anderen“ die Auseinandersetzung auch dort zu versagen, wo sie noch möglich und eventuell immer noch für alle Beteiligten und vor allem für alle Interessierten, am Rande Mitdenkenden fruchtbar sein könnte. In der sog. „Außenwirkung“ führt es zu einer äußerst tristen Hermetik, in die kein halbwegs normal sich reproduzierender Mensch mit einem halbwegs normalen Zeitkontingent für die Befassung mit gesellschaftlichen Fragen mehr Zugang findet. Oder: Falls er ihn doch findet, dann – so erscheint‘s uns – mit zunehmender Hermetik gehäuft in Form eines „Fan-“ bzw. „Adeptenverhaltens“.

Nur um nicht gleich mißverstanden zu werden: Freilich muss man von den potentiell Mitdenkwilligen auch etwas verlangen dürfen: Hauptsächlich deren Interesse am Mitdenken, nämlich. Demgemäß dürfen Texte und Auseinandersetzungen auch „schwierig“ sein und man wird immer auch gewisse Vorkenntnisse, Begleitlektüre etc. voraussetzen müssen. Allerdings wird man diesbezüglich immer weniger voraussetzen können und gewissermaßen auch dürfen, je enger man den „Kanon“ auf und um die je eigene Textproduktion eingrenzt bzw. wird man umso mehr voraussetzen können und gewissermaßen auch dürfen, je hilfreicher man den Lesenden beim Zugang auch zu den benötigten Vor- und Begleitkenntnissen ist. So ungefähr stellen wir uns Aufklärung in handwerklicher Hinsicht vor und so stellen wir uns ein kritisches Medium vor, das zu mehr taugt als zur Autosatisfaktion der Überzeugenden und eh schon Überzeugten.

Was wir also gelernt haben könnten

So weit es uns – die „Restredaktion“ von Context XXI – betrifft etwa Folgendes: Das „Zerbröseln“ von Context XXI muss wohl als GAU des Versuchs betrachtet werden, unterschiedliche theoretische Strömungen radikaler, linker Kritik unter dem Hut einer Redaktion zu versammeln. Das bestätigt auf das Grausamste, dass „theoretische Strömungen“ in einer Redaktion vielleicht etwas zu suchen aber bitte keine Definitionsmacht zu finden haben sollen bzw. – als Regel No. 1 brauchbarer formuliert: dass ein kritisches Medium niemandes Organ sein soll, nicht einmal und schon gar nicht sein eigenes. Daraus ist unseres Erachtens der Schluss zu ziehen, dass – so weit es Context XXI „selbst“ betrifft – nur solche Menschen daran beteiligt sein und darin Funktionen haben sollen, deren hauptsächliches Interesse an der Herstellung eines kritischen Mediums & der Ermöglichung kritischer Öffentlichkeit liegt, nicht aber in der Propagierung eines Theoriestranges (oder eines „Leibthemas“ oder sonst eines eng gefassten Stranges). Also Personen – und zwar „natürliche“ – mit dem oben schon skizzierten Krankheitsbild.

W3-Koop statt DemoZent

Schon aufgrund der vorläufig endgültig hinzunehmenden „Autonomie-“ bzw. Abgrenzungsbedürfnisse der Gruppen wird eine „Fusionierung“ etwelcher Art weder erstrebenswert noch realistisch sein. Wir halten es aber für einen gangbaren Weg, die Organe in ihrer redaktionellen Selbständigkeit beizubehalten, deren Beiträge jedoch – neben der jeweiligen „genuinen“ Präsentation – in Context XXI als „Plattform“ zusammenzuführen und damit für die geneigten LeserInnen in Zusammenschau, eventuell sogar in Zusammenhängen, verfügbar zu machen so weit solche noch hergestellt werden. Die insgeheime Hoffnung bestünde natürlich darin, die auseinanderdriftenden Mikrogruppen auf diese überaus heimtückische Weise auch wieder dazu zu veranlassen, einander nicht bloß als „Aliens“ wahrzunehmen und sich vielleicht wieder – sei’s auf das Kritischste, sei’s auf das Produktivste, sei‘s im Idealfall auf das produktivst Kritische – aufeinander zu beziehen. Wobei wir in dieser Hinsicht eher auf Selbstbesinnung und Eigendynamik setzen als auf irgend welche edukativen Anstrengungen unsererseits.

Weil wir gerade vom Lernen reden

Was synchronisch zu beklagen ist, ist es diachronisch ebenso: Die Geschichte linker Auseinandersetzungen ist in weiten Teilen eine Geschichte des Vergessens, des ständigen „zurück an den Start“. Besonders augenfällig erscheint uns dies bei jenen Zeitschriften, die „wir Kinder der 80-er und 90-er“ noch gekannt haben und die schon eine Generation später kaum noch den Titeln geschweige denn dem Inhalt nach bekannt sind. Das ist schade nicht nur aus nostalgischen Gründen, sondern vor allem deshalb, weil sich Zeitschriften, die dieser Bezeichnung gerecht werden, gut dafür eignen Vieles von dem nachzulesen, was man aktuell vielleicht gerne voraussetzen würde. Für „uns Kinder der 80-er und 90-er“ waren diese Zeitschriften noch bei Freunden, Bekannten, in Buchhandlungen und jenen ebenfalls nicht mehr existierenden Antiquariaten auffindbar, die ansonsten hauptsächlich Comics und „Bastei“-Hefte im Angebot hatten. Heute ist der Ort des möglichen, zufälligen oder unzufälligen Auffindens das WWW. Was gefunden werden soll, muss (auch, zumindest) online verfügbar gemacht werden – alles Andere ist eher ein sorgfältiges Verstecken. Naheliegend daher: In einem Projekt wie diesem auch Archive kritischer, alternativer Zeitschriften anzustreben.

Wie Theo praktisch wird

Insgesamt sollte sich darauf was bauen lassen und so etwas sollte doch auch betreffend die nötige Infrastruktur und den personellen Einsatz in geordnete und sozial akzeptable Bahnen zu bringen sein. In zusammengebastelten Kämmerchen uns selbst nicht bloß ausgebeutet sondern geknechtet haben wir wohl alle genug und jünger ist auch niemand von uns geworden. Wir sagen: Entweder es geht auf eine dauerhaft akzeptable Tour oder es geht eben nicht.

Bei der Finanzierung so eines Projekts (in welchem Umfang auch immer) werden wir wohl vom Staat absehen müssen und uns vom Markt (Werbung u.dgl.) nicht zu viel erhoffen dürfen. Unserer grundsätzlichen Einschätzung nach bilden LeserInnen/UserInnen und SpenderInnen/FörderInnen die einzigen HoffnungsträgerInnen.

Im Prinzip gehen wir davon aus, dass die für die jeweiligen Projektumfänge bzw. zu definierenden Projektphasen erforderlichen Investitionen jeweils durch eine Art von „Campaigning“ (Fundraising, Crowdfunding …, wie immer man es nennen will) aufgebracht werden müssen. Von dieser Mittelaufbringung wäre die Durchführung des Projektes (bzw. der Eintritt in eine nächste, erweiterte Projektphase) abhängig zu machen.

Die laufenden Kosten (einschließlich erforderlicher Personalkosten) müssen demgemäß durch Beiträge der LeserInnen gedeckt werden.

Redaktionelles Eigenleben?

Context XXI soll auch in seinem selbst gestalteten Redaktionsbereich als Web-Medium wieder zur Verfügung stehen. Inhaltlich will das freilich entwickelt werden, wobei wir präliminarisch zwei einfach gehaltene Grundregeln für zwingend erforderlich halten:

  1. Context XXI behält sich vor, seine eigene publizistische Tätigkeit nach seinem eigenen Ermessen und seinen eigenen Kriterien (im neuaufgestellten Medium wieder) auszuüben. Dabei wird es sich jedenfalls um ein gesellschaftskritisches, irgendwie linkes Medium handeln. Das lässt sich sicher noch etwas blumiger formulieren – weitergehende programmatische Festlegungen lassen wir uns aber nicht abpressen.
  2. Die Partner haben die Hoheit von Context XXI in den als „eigenen“ ausgewiesenen Bereichen des Mediums ebenso zu respektieren, wie Context XXI die Hoheit der Partner in den als die ihrigen ausgewiesenen Bereichen zu respektieren hat. Das spricht nicht dagegen, dass kritische Fetzen von einem Bereich in den anderen fliegen. Das spricht aber sehr wohl gegen wechselseitige Zensur-Begehren, AutorInnen-Mobbing und dergleichen, auf die sich Context XXI seinerseits nicht einlassen wird.

Wir gehen nach wie vor davon aus, dass kein Mangel an guten AutorInnen und wichtigen Texten, sondern ein Mangel an adäquaten Publikationsmöglichkeiten besteht. Eine immerhin schon reich bestückte, redaktionell gepflegte, strukturierte, erschließbar gemachte Website sollte doch eine bessere Adäquanz für Texte & Attraktivität für AutorInnen bieten als jene hunderte Webpräsenzen und „Blogs“, in die Texte gerade so hineinkopiert werden, dass eins sagen kann, eins hätte sie jetzt publiziert, und in denen die Strukturierung z.B. gänzlich dem „tagging“ der UserInnen überlassen wird.

Es sollten doch auch wieder welche zu finden sein, die Lust haben, Audio- oder auch Videobeiträge zu produzieren.

Weitergehende Projektideen im Sinne & Geiste des hier Ausgebreiteten sind am Köcheln, sollen hier aber, da dieses „Motivationsschreiben“ ohnehin schon recht umfangreich ist, noch nicht ausgebreitet werden.

Funds & Raising

Wie der sehr geschätzte Kollege Klaus Richter formuliert hat: „Die Würde des Scheiterns bemisst sich an der Größe und Schönheit der Klippe, an der man scheitert“. Schon ein flüchtiger Blick auf die hier – teilweise noch als Filmkulisse – aufgestellte Klippe offenbart jedenfalls eine erhebliche Größe, hoffentlich auch eine gewisse Schönheit.

So relativ kostenlos und – nach bereits getaner Vorarbeit – aufwandsarm der bloße „relaunch“ des Context XXI-Archivs zu bewerkstelligen ist, so rasch entsteht ein erheblicher Aufwand und sind auch erhebliche Kosten zu gewärtigen, wenn es an die Ausweitung des Projektes geht. Dafür sollen die elementaren Leitlinien etwa folgende sein:

  1. Auf Selbstausbeutung lassen wir uns schon ein, aber nur auf funktionierende. Zusätzlich unsere durch Fremdausbeutung ergatterten Euros aufs Spiel setzen zu müssen, um selbst noch die Selbstausbeutung bloß zu simulieren, kann von uns niemand und wollen wir von uns nicht mehr verlangen. Für alles, was an dem Projekt Arbeit ist, müssen raisonnable (sagen wir: marktübliche, auskömmliche) Löhne/Honorare kalkuliert werden. Sind diese zuverlässig aufbringbar, dann kann die Arbeit in Angriff genommen werden, nicht umgekehrt.
  2. Selbiges giltet für Infrastruktur/Sachmittel: Mit unzulänglichen, selbstgebastelten, -gebohrten, -genagelten, -geschraubten, kurzum – wenn auch gelegentlich genial – gepfuschten Produktionsmitteln gewerkt (mit dem Erfolg, bei subsozialistischer Produktivität die unbezahlte Arbeit noch einmal zu vermehren) haben wir alle schon und wir haben es vermutlich alle satt. Was es an Raum braucht, braucht‘s. Was es an Einrichtung braucht, braucht‘s und was es an Gerätschaft braucht, braucht‘s. Es braucht nicht zwingend das Neueste, Größte, Schillerndste – nur weil es „professionell“ heißt oder aussieht. Aber es braucht Zulängliches, rationell Bedienbares und eine Umgebung, in der man sich gerne für längere Zeit aufhält. Das „Höhlen-“Modell hat auch seine Romantik, die kippt aber ziemlich unweigerlich irgendwann ins Depressive.

Funds

Es wird daher mit größter Rigidität für jede „Projektphase“ oder jeden „Projektzweig“ alles zu kalkulieren sein, was erforderlich ist, um diese gemäß dem aktuellen Stand der Produktivkräfte zu realisieren – ganz als wär‘s ein stinknormaler Betrieb. Dann wird erst einmal zu erschrecken und mit Atemnot zu ringen sein. Dann wird die Zahl auf eine Tafel geschrieben und als Ziel statuiert werden müssen, mit einem zeitlichen Ziel zur Erfüllung des betraglichen. Und es wird – mit der Website als zentralem Medium – zur Kontribution getrommelt werden. Auf der Website gibt‘s dann ein „Erreich-O-Meter“, das den geneigten Förderwilligen anzeigt, wie viel an Förderung (Einzahlungen, Beitritten …) bereits erfolgte und wie viel noch folgen muss, damit das was wird.

Raising

Prämisse

Es wird nicht das kleinste Fitzelchen des Inhalts zum Handelsobjekt. Bedeutet: Es gibt nicht und wird niemals geben: „Paywalls“; zahlenden LeserInnen vorbehaltene, inhaltliche Beiträge; „Teaser“, zu denen der Volltext erst lesbar wird wenn dafür geblecht wurde und derlei Mätzchen. So sehr wir verstehen, dass vor allem Print-Medien um ihre Finanzierung auch in der (Selbst-)konkurrenz im Web ringen müssen: Die freie Verfügbarkeit des „Content“ ist uns wichtiger. Es wird überhaupt kein Feilschen um Inhalte geben – nicht mit LeserInnen, nicht mit Inserierenden, nicht mit Fördernden – punto e basta.

Schlussfolgerungen

Zur Aufbringung der jeweiligen Investitionserfordernisse werden also einmalige Zuwendungen gebraucht werden.

Zur Sicherstellung der laufenden Fixkosten werden lesende Mitglieder (also zahlende LeserInnen) in jeweils zu bestimmender Zahl benötigt werden.

Das aufmunternde Schlusswort

Wir bilden uns nicht ein, dass irgend etwas an diesem Projekt einfach wäre. Wir bilden uns auch nicht ein, damit den Schuh gefunden zu haben, mit dem sich endlich die Revolution lostreten lässt. Wir sind aber allen Ernstes davon überzeugt,

  • dass ein solches Projekt dazu geeignet ist, dem ewigen Kreislauf des Vergessens und im Sande Verlaufens linker, gesellschaftskritischer Auseinandersetzungen entgegenzuwirken,
  • dass es bei ausreichend Interesse und Bereitschaft der in Betracht kommenden TeilnehmerInnen möglich sein muss, ein derartiges – an sich naheliegendes – Projekt in Angriff zu nehmen und
  • dass wir uns die Angelegenheit im ersten Anlauf schon einmal recht gut ausgedacht haben (was zu verbessern ist soll immer verbessert werden!).

Alles Weitere kann und wird – wie immer schon – nicht nur von uns abhängen.

*) Vorsokratiker, Fragment 91

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