Naturismus
Immer wenn die Menschheit im Eck ist, greift sie in den Fundus und holt sich ein neues Kostüm, und weiter geht die Weltgeschichte — »eyn spiel Gottes« nannte sie kennerisch der im übrigen theaterfeindliche Luther.
Auf dem Programm ist der Naturismus: die Wiederentdeckung der fast schon kaputten Natur: aus dem Fundus geholt werden die Romantiker. Den bisher tiefsten Griff tat — stecken wir uns das Federl getrost auf den Hut, »nur Lumpe sind bescheiden« (Goethe) — SONNE Nr. 1 (Gertraud Fädler: Wenn die Gestirne wieder ...; Dieselbe: O lieblicher Wahnsinn .../Fragmente über Romantik als Erinnerung an Natur, Dicht- und Lebenskunst).
Nach einigem Herumtasten, in den Nrn. 00 und 0, hat die SONNE ihr Feld gefunden, das sie uns künftig zu bestrahlen gedenkt.
Im Juni dieses Jahres, am 2., 3. und 4., findet zu den Wiener Festwochen im Z-Club, Siebensterngasse, ein Symposium statt mit Peter Brückner, Gisela Dischner, Tilo Medek, Günther Nenning, Herman Piwitt: »Kommt die Romantik wieder?«
No na. Sie kommt. Wie schön.
Spiritus rector ist Doktor der Philosophie Josef Haslinger, Jahrgang 1955, Bauernkind, zweites von sechs, aus dem Waldviertel, kritischer Romantizist, Autor (»Der Konviktskaktus«, Verlag Autoren Edition 1981), Literar- und Geistesgeschichtler (»Die Aesthetik des Novalis«, Dissertation, Wien 1979, demnächst umgearbeitet als Buch im Athenäum-Verlag).
In diesem Heft der SONNE von mir mit einiger Willkür herausgeholte Auszüge aus dem Kapitel »Der Naturbegriff«.
