radiX, Texte
 
2000

Rassistische und NS-verharmlosende Bahamas

Nach einem mail der ÖKOLI, in dem zwei Artikel in der Herbstnummer der Bahamas kritisiert wurden, entwickelte sich im Widerstandsmund, dem elektronischen Info- und Diskussionsorgan der Protestbewegung gegen schwarzblau eine Diskussion über Rassismus, Antiislamismus, und Antifeminismus:

Widerstandsmund, 27. 11. 2000:

Rassistische und NS-verharmlosende Bahamas

gepostet von: OEKOLI_Wien@gmx.net

Mit der jüngsten Ausgabe der BAHAMAS (Nr. 33, Herbst 2000), hat sich diese einst antinationale Zeitschrift zu einem rassistischen und NS-verharmlosenden Sudelblatt gewandelt.

Wer unsere Aussendungen zum Thema Antisemitismus (in der Linken) und unsere Texte zum Konflikt im Nahen Osten gelesen hat, weiß, daß wir immer gegen jeden Antisemitismus massiv aufgetreten sind und immer versucht haben den Konflik im Nahen Osten so differenziert wie möglich zu betrachten und nicht in völkischen Kollektiven, weder in palästinensischen noch in israelischen zu denken. Wenn wir nun aber die RKL wochenlang für ihren Antisemitismus kritisieren, dann müssen wir nun auch die in der hiesigen Szene ebenfalls beliebte ¼ jährlich in Berlin erscheinende Zeitschrift BAHAMAS kritisieren.

Horst Pankow schreibt unter dem Titel “Kindermörder” einiges zusammen, was nicht nur einen aggressiven antiarabischen Rassismus verrät, sondern auch den nationalsozialistischen Vernichtungsantisemitismus mit dem sehr oft (aber nicht immer) antisemitischen Kampf palästinensischer Guppen gleichsetzt. Er schreibt u.a.: „Mit den sogenannten Palästinensern steht Israel das derzeit aggressivste antisemitische Kollektiv gegenüber. [...] Ähnlich wie der nationalsozialistische Vernichtungs-Antisemitismus scheut auch dessen aktuelle palästinensische Variante kein persönliches Opfer und schreckt auch nicht vor der zynischen Aufopferung der eigenen Gefolgschaft zurück. Wenn es nur das Ziel der Vernichtung der Juden voranbringt, werden selbst Kinder massenhaft in den „Märtyrer“-Tod geschickt. Die palästinensischen Judenhasser treiben dabei eine Methode auf die Spitze, die bereits im Bosnien-Krieg von ihren muslimischen Glaubensbrüdern praktiziert wurde: Muslimische Stellungen feuern aus Krankenhäusern, Kindergärten und Schulen auf die serbischen „Belagerer“ Sarajewos und wenn diese dann zurückschossen, hatte man die von den westlichen Fernsehteams sehnsüchtig erwarteten „unschuldigen Opfer“.“ Wer mit solchem Zynismus die Staatsmacht, deren Armee es immer noch ist, die auf die angesprochenen palästinensischen Kinder schießt, von jeder Schuld freispricht und behaupten will, daß „Araber“ nun mal alle ihre eigenen Kinder aufopfern würden um nur Jüdinnen und Juden vernichten zu können und dann noch glaubt, all dieses halluzinierte Zeug als die „aktuelle palästinensische Variante“ des „nationalsozialistischen Vernichtungs-Antisemitismus“ bezeichnen zu müssen, ist nicht nur Rassist, sondern auch ein Verharmloser der Schoa.

Insofern ist es kein Wunder, wenn Horst Pankow im Einklang mit Ariel Sharon und rechtsextremen Siedlerverbänden, der israelischen Regierung Folgendes empfiehlt: „Der israelische Staat kann sich der palästinensischen Vernichtungswut, die Selbstvernichtung achselzuckend in Kauf nimmt, nur durch äußerste Härte erwehren.“ Horst Pankow ist aber kein verbaler Einzeltäter, sondern befindet sich im Einklang mit den anderen Autoren dieser Bahamas-Nummer. Unter dem Titel „Beruf: Palästinenser“ schreibt Justus Wertmüller u.a.: „Zwar wird es unbegreiflich bleiben, was das für Mütter, Väter oder ältere Geschwister sind, die diesen Halbwüchsigen ihr lebensgefährliches Agieren erlauben. Daß die Hinopferung der Kinder politisches Kapital fürs völkische Projekt ist, läßt sich schwer bestreiten.“ Und auch Wertmüller spricht vom Pogrom, nämlich vom Pogrom der Palästinenser an den Israelis, und schildert uns, daß der „islamische Pogromist“ noch schlimmer ist als alle anderen, also wohl auch als der deutsche: “Das zur Stiftung nationaler Identität verewigte Pogrom kennt, anders als das klassische, die Vergänglichkeit der bösen Leidenschaft nicht mehr.

Der mörderischen Aufwallung folgt keineswegs die Erschlaffung im gestillten Blutdurst, da es der islamische Pogromist noch nicht einmal zum Pogrombürger bringen will, der sich nach vollbrachter Bluttat wieder damit beschäftigt, seinen Nachbarn zu übervorteilen. Weil er dem Nachbarn gleich ist und ihm bestenfalls „jüdischer Schandtaten“ überführen kann, wie der Unzucht oder der Menschenscheue, gerät ihm die Leidenschaft des Mordens zur ständigen Gefühlsäußerung.“ So viel geballter Rassismus auf einmal macht den „islamischen Pogromisten“ gleich zum noch größeren Ungeheuer als den guten deutschen „Pogrombürger“, der Juden ja nicht mit der „Leidenschaft des Mordens“ zu Millionen vernichtet hat, sondern mit deutscher Gründlichkeit industriell-bürokratisch vergast hat.

Widerstandsmund, 28. 11. 2000:

Zur „Bahamas“-Schelte der ÖKOLI

gepostet von: Stephan Grigat

Hätte sich die ÖKOLI darüber gewundert, daß in einer Zeitschrift, die bisher auch sie wohl nicht für die schlechteste gehalten hat, in einigen Artikeln Formulierungen vorkommen, die ihr rassistisch vorkommen und das in ihrem näheren Umfeld verbreitet und zur Diskussion gestellt hätte, hätte man sich zwar auch ärgern müssen, aber das Ganze wäre im üblichen Rahmen von Reaktionen geblieben, die eine Zeitschrift wie die BAHAMAS in ihrer polemisch-kritischen Art nun mal regelmäßig hervorruft. Die ÖKOLI fährt aber ganz andere Geschütze auf. Daher macht es auch keinen Sinn, auf ihr als aggressive Aversion geäußertes Unbehagen einzugehen. Kritisiert werden kann nur der hinter derartigen Angriffen zu vermutende Antrieb.

Der bewußtlose Reflex, mit dem eine der letzten bei Trost gebliebenen Zeitschriften-Redaktionen im deutschsprachigen Raum von der ÖKOLI im MUND vor einem Massenpublikum, das die BAHAMAS mehrheitlich gar nicht kennen dürfte, eben nicht wegen einiger als unangemessen empfundener Formulierungen kritisiert, sondern als rassistisches Sudelblatt diffamiert wird, läßt sich nur aus einem unartikulierten Bedürfnis nach Identität erklären. Eine Identität, die sich auf einen konsequenten Antinationalismus beruft, akademisch-differenziert daherkommen möchte und daher im Begriff ist, die eigene Kritik in einen Wald-und Wiesen-Antinationalismus aufzulösen. Vermutlich stößt sich die ÖKOLI daran, daß die BAHAMAS antinationale und antideutsche Kritik nicht als identitätsstiftendes Ideologieversatzstück vor sich her trägt, wie es in einigen linken Wiener Zusammenhängen mittlerweile üblich geworden ist, sondern die paradoxe Konsequenz jedes ernstzunehmenden Antinationalismus ausspricht: das notwendige Eintreten für die gewaltsame Verteidigung des israelischen Staates. Die Bedrohung dieses Staates geht zur Zeit vornämlich von einem palästinensisch-arabischen Kollektiv aus, von dem zwar kaum wer genau sagen kann, wie stark der Antisemitismus in ihm verwurzelt ist, daß aber momentan offenen Vernichtungsantisemitismus, der — worauf die BAHAMAS hingewiesen hat — in einigen Punkten an den Antisemitismus des Nationalsozialismus erinnert, als völlig legitim betrachtet und Aufrufe zum Judenmord im Fernsehen sendet.

Der Antinationalismus der ÖKOLI scheint sich darauf zu beschränken, unverbesserlichen Naturalisten wieder und wieder zu erklären, daß Völker und Nationen „Konstrukte“ sind. Viel gesagt hat man damit über die Nation als naturalisierten und homogenisierten Produktionsraum des Kapitals und über das Volk als kollektivierter und sich selbst kollektivierender Masse, als bewußtloser wie fanatischer massenhafter Reflex auf den Zwang zu Staatsloyalität und Kapitalproduktivität, die ebenso konstruiert wie real und notwendig — und damit im Sinne einer zweiten Natur: natürlich — sind, noch nicht.

Das sich solcherart Antinationalismus auf die BAHAMAS stürzt verrät vor allem die Sucht nach Anschlußfähigkeit, die mittels Differenzierung erreicht werden soll. So erscheint die ÖKOLI als theoretischer Souverän, der allen, denen ihre Kritik am linken Antisemitismus schon immer ein wenig zu weit ging, ein Angebot macht, indem nun auf jene verbal eingeprügelt wird, die in letzter Zeit auch tatsächlich tätlich auf ihren Veranstaltungen angegriffen und verletzt werden. Die ÖKOLI wird sich also neue Freunde bei jenen gemacht haben, für die Rassismus und Sexismus schon immer auf den BAHAMAS zu Hause waren, sich aber beharrlich weigern, einen Begriff vom Gegenstand ihrer Kritik zu entwickeln. Dafür wäre nämlich kritisches Denken von Nöten, nicht identitätsstiftende Verlautbarungen, die sich am jeweils durchgesetzten mainstream in der Linken orientieren.

Im übrigen erscheint die BAHAMAS nicht jährlich, wie die ÖKOLI schreibt, sondern geht allen Traditionslinken wie eben auch allen verhinderten Minipolitikern aus der antinationalen Szene drei bis viermal jährlich auf die Nerven: BAHAMAS, Postfach 62 06 28, D- 10796 Berlin, bahamas@mail.nadir.org

Stephan Grigat
Widerstandsmund, 29. 11. 2000:

Zur ÖKOLI-Kritik von Stephan Grigat

From: OEKOLI_Wien@gmx.net

Lieber Stephan!

Deinem Text vom gestrigen Mund können wir nur in einem einzigen Punkt folgen. Vielleicht hast Du in Deiner Kritik recht, daß wir für unsere Kritik an der neuen Nummer der Bahamas, sie wäre rassistisch und NS-verharmlosend, das falsche Forum gewählt haben. Da die Bahamas üblicherweise aber keine LeserInnenbriefe veröffentlicht und die Bahamas eben auch in Wien fleissig gelesen wird, hielten wir es für richtig, diese beiden Artikel, die wir nun einmal für rassistisch und NS-relativierend halten, mittels einer Aussendung zu kritisieren. Jedenfalls bekam die Bahamas-Redaktion diese genauso zugesendet und hätten wir darauf eine Antwort bekommen, hätten wir diese auch dem selben Verteilerkreis zugänglich gemacht.

Da Du es in Deinem Text nicht für notwendig hältst zu erklären warum unsere Kritik, daß die zitierten Passagen rassistisch und den nationalsozialistischen Antisemitismus verharmlosend sind, falsch sein soll, werden wir darauf nicht nochmals allzuviel eingehen, sondern stattdessen auf Deinen Text eingehen. Dazu einige Punkte:

1. Weshalb unser Antinationalismus „akademisch-differenziert daherkommen möchte und daher im Begriff ist, die eigene Kritik in einen Wald- und Wiesen Antinationalismus aufzulösen“ hätten wir ebenso gerne erklärt bekommen wie was denn eine „antinationale und antideutsche Kritik“ sein soll, die „als identitätsstiftendes Ideologieversatzstück“ vor sich hergetragen würde „wie es in einigen linken Wiener Zusammenhängen mittlwereile üblich geworden ist“.
Was für eine Identität soll hier von wem mit antinationaler und antideutscher Kritik gestiftet werden?

2. Wenn wir die Bahamas für ihre rassistischen Artikel kritisieren, tun wir dies sicher nicht, wie Du vermutest, aus einer „Sucht nach Anschlußfähigkeit, die mittels Differenzierung erreicht werden soll“ heraus. Was soll daran bitte schlecht sein, einen komplizierten Konflikt, wie den Nahost-Konflikt differenziert zu sehen? Warum müssen sich bei militärischen Auseinandersetzungen selbst wertkritische Linke, die einmal „Antipolitik“ machen wollten, mit Hurrapatriotismus voll und ganz auf eine Seite der Kriegsparteien schlagen? Wer sind denn bitte die „verhinderten Minipolitiker aus der antinationalen Szene“ und wer glaubt Staaten militärstragetische Tips geben zu müssen? Wir oder die Bahamas?

3. Wenn Du glaubst, wir würden nun von der falschen Seite Applaus bekommen und uns „neue Freunde bei jenen gemacht haben, für die Rassismus und Sexismus schon immer bei den BAHAMAS zu Hause waren“ und „sich beharrlich weigern, einen Begriff vom Gegenstand ihrer Kritik zu entwickeln“, so liegst du damit sicher falsch. Daß wir mit unserer Bahamas-Kritik nicht auf die Seite von RKL oder Ast gewechselt sind oder uns auch nur Applaus aus dieser Ecke erwarten, hatten wir bereits zu Beginn unseres Textes klar herausgestrichen. Auch in innerlinken Auseinandersetzungen müssen sich nicht die Streitparteien zu ideologisch geschlossenen, einheitlichen Heeren zusammenschließen. Wenn wir die linken AntisemitInnen kritisieren, dann heißt das nicht, daß wir die BAHAMAS nicht krisisieren dürfen und umgekehrt. Wir weigern uns diese Kriegslogik in der Linken anzuwenden und werden weiterhin kritisieren, wen wir für krisisierenswert halten.

4. Daß wir in unserem Text auf jene „verbal eingeprügelt“ haben, „die in letzter Zeit auch tatsächlich tätlich auf ihren Veranstaltungen angegriffen und verletzt“ worden sind, mag vielleicht nicht nett sein, aber dafür, daß die Bahamas-RedakteurInnen im Zusammenhang mit einem Konflikt eines Sexismus-Vorwurfes an die Bahamas tätlich angegriffen wurden, können wir nun wirklich nichts. Wir haben die Bahamas RedakteurInnen jedenfalls nicht verprügelt und wir beschäftigen uns auch nicht mit jeder Berliner Szeneauseinandersetzung. Es genügt uns Texte zu lesen und diese eben gegebenenfalls zu kritisieren.

5. Daß du es notwendig findest „für die gewaltsame Verteidigung des israelischen Staates“ eintreten zu müssen, haben wir in unserer Bahamas-Kritik nicht bemängelt. Es liegt — nonaned — in der Natur eines Staates, daß er sich „gewaltsam verteidigen“ muß, will er bestehen, v.a. dann, wenn er von feindlichen Staaten umgeben ist, die sich ebenfalls „gewaltsam verteidigen“. Wir kritisieren Israel nicht speziell für etwas was jeder bürgerliche Nationalstaat tut, deshalb müssen wir aber noch lange nicht mit Horst Pankow der israelischen Regierung empfehlen mit „äußerster Härte“ gegen die Palästinenser vorzugehen. Das sind immer noch zwei ganz verschiedene Sachen.

6. Wir hatten in unserem mail geschrieben, die Bahamas erscheine 1/4jährlich, wenn das viertel durch Konvertierungsprobleme beim Mund nicht so angekommen sein sollte korrigieren wir das natürlich, also viermal im Jahr kommt sie, die Bahamas, deren Artikel wir nach deinem mail immer noch um keine Spur weniger rassistisch und NS-verharmlosend finden wie zuvor.

Tut uns leid, wir wollen eben immer noch keine Staaten, schon gar keine Nationalstaaten und ohne die Sonderstellung Israels, dessen Existenzrecht wir, solange es ebensolche Nationalstaaten und Antisemitismus noch gibt, verteidigen, zu vergessen, können wir eben auch dem Kriegsgeschrei der Bahams nichts abgewinnen, sondern werden uns weiterhin im Rahmen unserer Möglichkeiten sowohl gegen jeden Antisemitismus, als auch gegen jeden Rassismus zur Wehr setzen.

Ökologische Linke Wien
Zur „Bahamas“-Schelte der ÖKOLI von Stephan Grigat, mund vom 28.11.00

Noch ganz ’bei Trost’ auf den bahamas?

From: Roland Atzmuller

Man muss sich also aergern, wenn der bahamas Rassismus vorgeworfen wird, soll aber die Zensuren, die umgkehrt Zeitschriften, wie die bahamas und Autoren (sichtbare AutorInnen gibt es da ja eher selten) aus ihrem Umfeld so gern verteilen, als Bewusstseinserweiterung annehmen. Auf Kritik aber braucht man nicht eingehen, wie Stefan Grigat gestern als Antwort auf einen Oekloli-Beitrag dargelegt hat. Na ja, wozu denn auch, sie ist ja bewusstlos und bloss ’agressive Aversion’, in der sich ’Unbehagen’ aeussert, dem natuerlich ein (unartikulierter) ’Antrieb’ eine ’Sucht nach Identitaet’ zugrundeliegen muss. Identitaet, das sind bei den Werttheoretikern immer die anderen, denn in der bahamas, da hat man ja Bewusstsein — man muss sich ja irgendwie abgrenzen. Da koennt’ ja ein jeder kommen und das in irgendwelchen Medien wie dem Mund veroeffentlichen.

Der Vorwurf an KritikerInnen der bahamas und der von ihr vertretenen Positionen sie seien ’bewusstlos’ (mitunter ergaenzt um so grausliche Sachen, wie Begeisterung), ist das, was in antiautoritaeren Zeiten der Linken mal als dogmatisch bezeichnet wurde. Anstatt sich mit Inhalten der Kritik auseinanderzusetzen, wird unterstellt die KritikerInnen wuerden nicht denken, sondern molluskenartig mit irgendwelchen Reflexen reagieren. Dogmatisch ist das weiters, weil unterstellt wird, es gaebe nur eine Form des Denkens und Bewusstseins, naemlich das der bahamas und befreundeter Autoren. Alle anderen Formen intellektueller Positionen sind damit folgerichtig ’bewusstlos’. Wuerde man daher weiters versuchen, Bewusstsein zu erlangen, waere Kritik an der bahamas, der Verkoerperung des Bewusstseins, nicht mehr moeglich, denn es wuerde einem wie Schuppen von den Augen oder sonstwo fallen. Hat ein bissschen was von Zeugen Jehovas, diese Logik, nur nennen’s die halt Erleuchtung, ihre Zeitschrift Wachturm und ihre Gegner unglaeubig.

Die Wehleidigkeit aus werttheoretischer Ecke im Falle von Kritik ist erstaunlich. Stefan muesste statt dunkler Andeutungen halt auch sagen, warum die bahamas in der letzten Zeit angegriffen und eine ihrer Veranstaltungen gesprengt wurden. Aber wozu, nachdem den LeserInnen des Mund die bahamas eh nicht zu Bewusstsein gelangt ist, weswegen sie sich ja auch nur von dem einen Begriff machen sollen, was Stefan mitteilt. Nun, worum geht es? Zwei Autoren der bahamas hatten sich mit einem Artikel in eine Auseinandersetzung in der Berliner Autonomen und Antifa-Szene, um einen Vergewaltigungsfall in der AAB (Antifaschistische Aktion Berlin) eingemischt (bahamas, Nr. 32, die Diskussion ist nachzulessen unter www.trend.partisan.net). In diesem Artikel entbloedeten sie sich unter anderem nicht, den von der betroffenen Frau als Vergewaltigung definierten Vorfall als „Verfuehrung“ und „Lust machen“ abzutun. Worauf sie in ihrer persoenlichen Einschaetzung beharrte und also Subjektstatus beanspruchte, erscheint den Autoren als „Geruecht“ im „Jammer des Geschlechter- und Liebeskriegs“. Zitat: „Das hierin hypostasierte Selbst kann jedoch unmöglich einen Begriff von Realität vermitteln – und will es auch nicht. Unentwirrbar werden Tatsache und individuelle Verarbeitung. Statt kritischer Bemühung oder emanzipatorischer Absicht wirkt hier ein selbstherrliches Subjekt, dessen Integrität und Unbestechlichkeit jeder Verunsicherung durch die Außenwelt widersteht. Dabei ist nichts so unsicher wie die individuelle Unterscheidung zwischen innen und außen, zwischen Ich und dem anderen“. So nennt man(n) mit ’Bewusstsein’ das, wenn sich die Frau halt nicht so haben soll. In bezug auf die weitere Argumentation des bahamas Artikel, moecht ich’s grigatisch machen und nicht weiter darauf eingehen, konzentrieren sich die Autoren doch auf eine mit Adorno und Freud argumentierte Mythologisierung von Lust und Eros in der buergerlichen Gesellschaft und ihrem unangepassten Charakter, wohl weil’s anscheinend bei Vergewaltigungen tatsaechlich um sowas geht. Wer es wagt, das zu kritisieren und eine oeffentliche Diskussion unter den Bedingungen der bahamas zu verhindern, wird als deutscher Mob und dergleichen beschimpft und muss sich auf koerperliche Auseinandersetzungen mit der AAB gefasst machen. Was war alsoin dieser Diskussion der ’Antrieb’ der bahamas Autoren, wo sie doch sichtlich keinen Begriff hat von Sexismus und Patriarchat haben? Suchten sie gar ’Anschlussfaehigkeit’ zu maennerbuendischen Strukturen? Welche ’Reflexe’ fanden ihren Weg in Feder und Tastatur als sie Vergewaltigung hoerten und Verfuehrung verstanden? Und was machen bahamas Autoren sich sonst noch, ausser einen ’Begriff vom Gegenstand ihrer Kritik’? Und tuns sie das oefter als vierteljaehrlich? Fragen ueber Fragen, die Stefan offenlaesst.

Roland Atzmueller

Bahamas-Streit

From: Claudia Volgger

für alle, die lieber intelligente linke Analysen lesen als stalinistisch inspirierte Haßanfälle: www.nadir.org/nadir/periodika/bahamas

Zum Ausfall der Ökologischen Linken: „Mit der jüngsten Ausgabe der BAHAMAS (Nr. 33, Herbst 2000), hat sich diese einst antinationale Zeitschrift zu einem rassistischen und NS-verharmlosenden Sudelblatt gewandelt.“ Der erste Satz macht klar: Hier geht es nicht mehr um Kritik. Das schreibt auch kein denkender Mensch mehr.
Das ist DIE PARTEI, die da spricht, nämlich (Todes-)Urteile. Und so wird dann auch argumentiert. Wenn Horst Pankow eine Medienstrategie beschreibt, durch die eine Armee, die tut, was sie soll, nämlich töten, dazu gebracht wird, die „Falschen“ zu töten, nämlich nicht die Kämpfer, die die Armee beschießen, sondern die Kinder, die die Kämpfer vorschieben: schreit die Ökologische Linke moralisch empört auf, wie zynisch es sei, die Armee von jeder „Schuld“ freizusprechen. Stellt sich also bewußt blöd, um dann im nächsten Satz „und behaupten will, daß“Araber„nun mal alle ihre eigenen Kinder aufopfern würden um nur Jüdinnen und Juden vernichten zu können“ auf intellektuell zutiefst unredliche Art dem Autor eine Pauschalierung zu unterstellen, die allein auf dem Mist der Ökologischen Linken gewachsen ist. Als nächstes muß ihm dann noch unterstellt werden, er sei ein „Verharmloser der Shoa“: ebenfalls reine Konstruktion, über die Shoa hatte er nicht geschrieben.

Sondern über die Motivation bestimmter Taten. Die Art und Weise, wie die Ökologische Linke bestimmte topoi der Kritik völlig reflexionsfrei als Marker verwendet, um eine ihr mißliebige Haltung zu denunzieren, wäre da schon eher anzugreifen: als eine Schwächung dieser Kritik nämlich, durch Beliebigkeit. Und um Justus Wertmüller ein anderes ebenfalls bekanntes Argument über die Rübe ziehen zu können, nämlich, er relativiere deutsche Schuld durch Übertreibung der Untaten anderer, muß die Ökologische Linke zunächst einen „deutschen Pogromisten“ einführen und somit hinter ihren eigenen Wissensstand zurückgehen, daß nämlich der deutsche Massenmörder Schreibtischtäter und/oder Ingenieur oder Soldat war, jedenfalls sehr im Gegensatz zum Pogromisten einer geordneten Tätigkeit nachging. Um dann die Schleife zu ziehen und den nächsten Tritt von der anderen Seite anzubringen, Wertmüller halte diesen ordentlichen deutschen Mörder wohl für irgendwie besser als den von ihm beschriebenen Pogrom-Typ. So kann man natürlich auch Empörung verordnen, ohne in die Verlegenheit zu kommen, gegen das, was tatsächlich dasteht, argumentieren zu müssen. Gratulation.

Claudia Volgger
Widerstandsmund, 30. 11. 2000

Todesurteile der ÖKOLI

Tja, nun hat uns Claudia Volgger im letzten Mund endlich enttarnt. Sie weiß: „Hier geht es nicht mehr um Kritik. Das schreibt auch kein denkender Mensch mehr. Das ist DIE PARTEI, die da spricht, nämlich (Todes-)Urteile.“ Wir gestehen! Unser Revolutionsgericht veruteilt einmal die Woche politische Gegner zum Tode. In unserem Büro befindet sich eine Guillotine, die beretis von unserem politischen Vorbild Robespierre benutzt wurde. Jede Woche wird hier, in schöner Abwechslung, damit es gerecht ist, ein Funktionär der RKL und ein Redakteur der Bahamas hingerichtet. Die zerstückelten Leichen werden dann bei den Orgien der Ökolis verspeist, bei denen wir ja bekanntlich kein Gemüse sondern nur tote Tiere konsumieren. Laut TATblatt gehören dazu natürlich auch Redakteure der Bahamas und Funktionäre der RKL.

Exekutivkomitee der Ökologischen Linken (ÖKOLI), Wien
Widerstandsmund, 2. 12. 2000

sexismus-vorwurf an die bahamas

From: Heidi Niederkofler

ohne mich inhaltlich in die oekoli-, antinationalismus-, antisemitismusdiskussion und was weiss ich noch was einmischen zu wollen, finde ich die verkuerzung, die stephan grigat in seinem beitrag (mund, 28.11.00) vornimmt, bedenklich.

die bahamas bzw. die redaktion wird in folgender beschreibung: indem nun auf jene verbal eingeprügelt wird, die in letzter Zeit auch tatsächlich tätlich auf ihren Veranstaltungen angegriffen und verletzt werden als opfer hingestellt, ohne den kontext zu erwaehnen. der kontext, den grigat jedooch hier herstellt, laesst vermuten, dass linke, versteckt bzw. offen antisemitische gruppierungen die bahamas angegriffen haetten.

dass dem nicht so war, sondern dass die stoerung der veranstaltung der bahamas durch eine vergewaltitungsfall in der aab (antifaschistische aktion berlin) und die verharmlosung und absprache des definitionsrechtes der frau in der bahamas motiviert war, erwaehnt dankenswerterweise roland atzmueller.

am 17. oktober stuermte eine frauenlesbengruppe die veranstaltung der bahamas, wo ueber sexismus, den vergewaltigungsfall usw. haette diskutiert werden sollen, die — dafuer waren sie sich anscheinend nicht zu bloed unter dem titel infantile inquisition" lief. dass, wie grigat schreibt, dabei einige von der bahamas verletzt worden sind, mag richtig sein, es sollte jedoch auch erwaehnt werden, dass dies bei den stuermerinnen auch der fall war ...

dass bei dieser lueckenhaften darstellung der sexismusvorwurf und die -kritik an der bahamas aussen vor bleibt, ist sowohl an stephan grigats beitrag wie auch an der auseinandersetzung in der wiener linken (so wie sie sich im mund abspielt), zu kritisieren.

heidi niederkofler

Postscriptum: Im Jänner 2001 entwickelte sich ebenfalls im Widerstandsmund eine Debatte über den Antifeminismus der Bahamas. Nachdem der Postfaschismuskongreß von Basisgruppe Politikwissenschaft und Kritischem Kreis angekündigt worden war auf dem nur (männliche) Bahamas-Redakteure sprechen sollten folgten folgende mails im MUND:

Widerstandsmund, 11.1.2001:

Re: Postfaschismus-Kongreß

von: augustine leisch

Mesdames messieurs, die Sie alle das mail vom Herrn Grigat erhalten haben, hiermit möchte ich Ihnen folgenden wie ich finde äußerst aufschlußreichen und amüsanten mailwechsel mit herrn grigat zur Kenntnis bringen.

Mir fallen natürlich sofort fünf bis sieben mindestens so interessante frauen ein, ich weiß aber nicht , ob ich mich nicht lächerlich mache, ob ich auf die sicherlich ironisch gemeinte Antwort von herrn grigat mit namen antworte ... oder meint der das ernst????

Saludos
Tina Leisch

ist uli krug ulrich oder ulrike???

wenn ihr nicht die durchaus unseriöse angewohnheit hättet, alle mitadressatinnen eurer mails für alle lesbar zu lassen, könnte man meinen ihr kenntet keine frauen... nein ihr kennt welche, ihr diskutiert nur nicht mit ihnen???

gruß tina

Liebe Tina,

auch der Uli eignet sich leider nicht zur Quote, ist nämlich tatsächlich ein Ulrich. Das mit den lesbaren e-mails war ein blöder und sehr unangenehmer Fehler von mir. Soll nicht wieder vorkommen. Im übrigen haben wir die Referentenliste, die noch nicht endgültig feststeht, nicht nach Geschlechts- oder ähnlichen Kritierien ausgewählt, sondern danach, von welchen Personen wir einschlägige Artikel kennen, die wir gut finden. Bis jetzt ist uns zu diesem Thema und der von uns angestrebten inhaltlichen Stoßrichtung der Veranstaltung trotz längerer Debatten keine Frau eingefallen. Vorschläge sind natürlich herzlich wilkommen.

Schöne Grüße
Stephan
Widerstandsmund, 13.1.2001:

Reaktion auf: Postfaschismus-Kongreß 1

dieser beitrag wurde gepostet von: rosemarie ortner

einschlägiger artikel bekannt

zu den spekulationen um das geschlecht von uli krug, tinas sexismusvorwurf und stephans antwort

uli krug ist also tatsächlich männlich. wie alle anderen referenten des kongresses es sind. — schließlich qualifiziert sich ja keine person qua geschlecht, nicht, stephan? oho, wie käme frau auch dazu? da müssen wir uns schon noch ein wenig mehr anstrengen, liebe mitfrauen. denn welche will schon gern die alibi-quotenfrau spielen? oder erklärt mal wieder eineR bei gelegenheit, wie männliche herrschaft so funktioniert? uli krug hat sich aber nicht nur durch artikel zum thema des kongresses einen namen gemacht.

der gute mann ist auch sonst ’einschlägig’ bekannt. als co-autor eines ’einschlägigen’ artikels zum thema vergewaltigung, der in bahamas 32/2000 erschienen ist und titelt: ’infantile inquisition’. uli krug und justus wertmüller äußern sich darin auf ganzen 6 dinA4 seiten zum thema, in dem sie erstmal die von der frau als vergewaltigung benannte handlung in ’verführung’ umdeuten.

was danach noch so alles kommt über ’lust’ und ’verdrängung’ und feminismus, das kann welche/wer will selber nachlesen. unter http://www.nadir.org/nadir/periodika/bahamas/auswahl/web32-4.htm — ehrlich, es lohnt sich nicht!

zur folge hatte dieser sexistische artikel in berlin, wo die bahamas erscheint, daß die schon länger geführte debatte um vergewaltigung in der linken szene erneut heftig aufloderte und die bahamas in vielen buch- und infoläden nicht mehr verkauft wird.

ich nehme an, der inhalt dieses artikels ist auch den veranstalter(innne?)n bekannt — und kümmert weiter nicht ob der vielen ’interessanten einschlägigen texte zum thema’ aus des autors feder? (oder aber: sie stimmen mit ihm überein?) bei der auswahl der referenten haben die veranstalter(innen?) offensichtlich nicht bloß auf das „geschlechts-kriterium“ verzichtet.

bitte klärts uns auf, wie ihr euch das gedacht habts! sie will mir nicht aus dem kopf, die sache mit den tomaten aufs podium! das war zu anfang der frauenbewegung, ist schon eine weile her ...

r*

Reaktion auf: Postfaschismus-Kongreß 2

Dieser beitrag wurde gepostet von: Simone Dinah Hartmann

ich bin eine derjenigen „vorzeigefrauen“, die bei der vorbereitung dieses kongresses mitmachen darf. leider wurde meine idee, alice schwarzer, eine freundin der böhsen onkelz und der deutschen polizei, zu diesem kongress einzuladen verworfen. vielleicht schaffe ich es noch claudia v. werlhof, die es mit ihrer präfaschistischen rethorik immerhin in die volksstimme geschafft hat, auf die diskutantinnenliste zu setzen. ihr könnt euch ja vorstellen, dass es für mich als frau in dieser männerbündischen vorbereitungsgruppe nicht so einfach ist mitzuentscheiden. schließlich muß ich als frau ja permanent angst haben, vor vergewaltigern, vor redewütigen männern, schließlich und endlich vor der gesamten „männerschaft“.

ja, ich habe meine grundschulung in feminismus, wie er in den diskussionen rund um den postfaschismus-kongreß praktiziert wird, absolviert.

dieser feminismus ist einer, der von den eigentlichen inhalten abstrahiert und lediglich an der oberfläche ansetzt. dies alleine wäre an und für sich schon sehr besorgniserregend. sollte doch aus den auch im MUND geführten diskussionen hinlänglich bekannt sein, wohin solch oberflächlichkeit führen kann. im grunde genommen verhalten sich diese „feministinnen“, wie die staaliche ordnungsmacht: „tust du nicht so, wie ich es für gebührlich halte, wirst du sanktioniert“. dazu gehört das veröffentlichen privater emails genauso wie boykottaufrufe. der inhalt, um den es eigentlich gehen müßte, interessiert dabei nicht mehr.

vielleicht ist es aber auch umgekehrt. vielleicht ist es der inhalt dieses kongresses, der einige vor den kopf stößt. geht es doch ans eingemachte, nämlich um die kritik an demokratie, nation, staatlichkeit und kapital.

vielleicht bedienen sich all jene aufschreierinnnen der feministischen rhetorik, um der diskussion, um die es eigentlich gehen müßte, auszuweichen. in den letzten monaten hat es zahlreiche veranstaltungen gegeben, bei denen frauen unterrepräsentiert waren. wo war da der aufschrei? warum wird genau bei einem thema wie postfaschismus auf die unterrepresentanz von frauen hingewiesen?

vermutlich ist es die zurecht zu erwartende denunziation des nationalen kollektivs, dem frau vielleicht kritisch gegenüber steht, dem sie aber dennoch angehört.

mfg Simone Dinah Hartmann

Reaktion auf: Postfaschismus-Kongreß 3

gepostet von: Sylvia Koechl

das ist eine wirklich erstaunliche antwort. da ist die rede von quoten, geschlechtlichen und sonstigen kriterien und „stoßrichtungen“, allesamt ausdrücke, die die kritik von tina ins lächerliche zu ziehen versuchen. na ja, wenn ihr trotz angestrengten nachdenkens keine frauen gefunden habt, die so schreiben, wie es euch gefällt, könnte das auch daran liegen, dass ihr (wie die referentenliste auch zeigt) ohnehin nur eure eigenen texte gut findet. glaubwürdig ist eure antwort sicherlich nicht, wenn frau sich die bandbreite der themen anschaut, die ihr abhandeln wollt. und wundert euch dann aber nicht über das ausbleiben von besucherinnen, die keine lust haben, sich von immer denselben männern die welt erklären zu lassen. vorschläge, die eure „quote“ verbessern, könnt ihr von mir jedenfalls nun keine erwarten.

liebe grüsse von sylvia
Widerstandsmund, 16. 1. 2001:

reaktion auf simone zu postfaschismus kongress

From: BETTINA HAIDINGER

Ich bin eine derjenigen feministinnen, die sich permanent an der manchmal durchaus sinnvollen zusammenarbeit mit der männerschaft aufreiben muß (Angst haben ist wohl ein etwas ungluecklich gewaehlter ausdruck), auch wenn es mir absolut legitim erscheint von der männerschaft nix mehr wissen zu wollen. Die grundschulung im feminismus hielt daher ich eigentlich fuer relativ brauchbar, denn sowohl mackerhaftes redeverhalten als auch die aufrechterhaltung von maennerbuendischen strukturen ( zum beispiel auf einem podium zu postfaschismus) finde ich nicht nur toedlich nervend, sondern auch ein strukturelles problem der linken, das wohl nicht an der oberflaeche kratzt, sondern ans eingemachte gesellschaftlicher strukturen geht.

(die „angst vor vergewaltigern“ in diesem kontext anzufuehren finde ich mehr als geschmacklos, deswegen habe ich keine lust mich darauf zu beziehen). Aber ich habe auch mehr gelernt als das in der „grundschule des feminismus“ und deswegen wuerde es mir auch nicht einfallen claudia von werlhof oder alice schwarzer zu einem postfaschismus kongress einzuladen. Das waere wohl eine ziemliche fehlbesetzung (nicht nur auf dem, sondern auf jedem linken, antinationalen podium).

Des weiteren erstaunt es mich, dass euch nicht eine einzige frau, die einschlaegig zu diesem thema arbeitet, eingefallen ist. Euer repertoire an theoretikerInnen duerfte demnach nicht sehr gross sein. Die 100% männerquote des podiums ist ausserdem in diesem zusammenhang meiner meinung nach sehrwohl eine inhaltliche ausrichtung, weil es hierin um die nicht-beruecksichtigung einer wichtigen gesellschafts- und machtpolitischen dimension geht: naemlich um die kritik am patriarchat.

Ich glaube nicht , dass einer der eingeladenen herren am podium dazu viel zu sagen haette ( oder kann man mich da eines besseren belehren?).

der kongress wird ja dazu dienen — und diese vorstellung erfreut mich herrschaftsmechanismen und herrschaftsverhältnisse von demokratie, staat, nation und kapital einer grundlegenden kritik zu unterziehen.

Ein sehr ambitioniertes programm, muss ich sagen aber habt ihr nicht eine kleinigkeit vergessen? Anscheinend interressiert patriarchatskritik nicht (mehr) oder vielleicht liegt es daran, dass die maenner und frauen, die diesen kongress organisieren, nicht mit ihrer eigenen einbindung in dieses herrschaftsverhältnis konfrontiert werden wollen? Ist dieser eindruck falsch oder wollt ihr eben dieser diskussion ausweichen? Wieso wird die berechtigte kritik an der konzeption dieses kongresses zum bumerang fuer diejenigen frauen (und maenner), die sie ausueben? Wieso wird die analyse des geschlechterverhältnisses in eure grundlegende kritik nicht eingebunden?

Das argument, daß ansonsten eine 100%ige maennerquote nicht kritisiert wird ist schlichtweg falsch. Ausserdem ist dies nicht irgendeine von 1000 unwichtigen diskussionsveranstaltungen , sondern ein kongress, der sich ueber tage erstreckt. Fuer eine veranstaltung dieser dimension ist eine 100% männerrquote jedenfalls aeusserst selten. Die rechtfertigung, daß keine kompetenten und in der postfaschismus analyse firmen frauen gefunden werden konnten, ist nicht nur sehr duerftig sondern eine unglaubliche ignoranz gegenüber den frauen, die diese arbeit sehr wohl bewerkstelligen. Feministische positionen auf diejenige von werlhof und schwarzer zu reduzieren, fasse ich als feministin als beleidigung auf.

Diese gleichsetzung macht mich wahrlich sprachlos und zeugt von ziemlicher peinlicher unwissenheit.

Die naexte ungeheuerlichkeit war wohl die aussage „im grunde genommen verhalten sich diese feministinnen wie die staatliche ordnungsmacht“.

Das kannst du doch nicht ernst meinen oder? Diese aussage erinnert mich im uebrigen sehr an den von rosemarie angesprochenen artikel der bahamas ueber die sich „im visier des volkszorns befindenden vergewaltiger“, auf den ich jetzt kurz noch zu sprechen kommen will: Zufälligerweise ist uli(ulrich) krug autor dieses artikels „infantile inquisition“, der eigentlich schon jenseits ernstzunehmender argumentationen liegt. Leider koennen diese ansicht nicht alle- und vor allem nicht die veranstalterInnen dieses kongresses teilen — denn ansonsten waeren sie nicht auf die idee gekommen diesen von freud (sigmund), lust und lustvoller grenzueberschreitung schwafelnden schreiberling einzuladen, der darueberhinaus eine reaktionäre antifeministische position bezieht, die nicht mehr das alberne gezeter eines pseudo-psychologen ist, sondern vehementest zurückzuweisen ist.
Ein Mann, der solche positionen vertritt, hat auf einem kongress, der sich kritisch-radikal mit gesellschaftstheorie auseinandersetzt , nichts verloren.

Bettina von der pc-polizei,
abteilung „eine dieser feministinnen“

Subject: weiterleitung für h.kleist — postfaschismus-kongress

From: rosa parks

nach mehreren nicht erfolgreichen mailversuchen wurde ich ersucht, folgendes mail für h. kleist an den mund zu schicken:

zur diskussion rund um den geplanten „Postfaschismus-Kongress“, Bahamas usw.

der beitrag von simone im MUND vom samstag hat mich doch etwas verbluefft.
Ich dachte nicht, dass es heutzutage noch leute gibt, die in den kategorien haupt- und nebenwiderspruch denken. simone erklaert uns, dass wir uns gefaelligst mit den wichtigen sachen (staat, nation) beschaeftigen sollen und nicht mit nebensaechlichkeiten, wie sexismus und frauenverachtung.

leider nur ein weiteres beispiel, wie durchgeknallt viele linke und linksradikale sind.
ich denke mir aber, sollen sie doch spinnen, solange sie andere in ruhe lassen (ich kann mich ja nicht mit jeder linken splittergruppe beschaeftigen).

die einladung von bahamas-redakteur uli krug ist jedoch als eine gezielte provokation zu verstehen. die organisatorInnen des kongresses wissen genau, dass (hoffentlich!) viele leute es nicht akzeptieren werden, dass diese person in wien einen vortrag haelt. eine auseinandersetzung ist vorprogrammiert. da stellt sich schon die frage, warum die kongress-veranstalterInnen eine solche provozieren wollen. das geht ueber die lust, linke grundsaetze und tabus brechen zu wollen, doch weit hinaus. daher moechte ich hier an die organisatorInnen des kongresses appellieren, die sache nochmal zu ueberdenken und die teilnahme von uli krug abzusagen (ihr koennt dann jahrelang behaupten, ihr musstet der gewalt weichen usw.). sollte uli krug doch kommen, werden wir alle wohl mit den konsequenzen leben muessen.

im uebrigen bin ich der meinung, dass dieser kongress verhindert werden muss, wenn uli krug einen vortrag haelt.

keine toleranz gegenueber frauenverachtung!

Widerstandsmund: 17.1.2001

Postfaschismus-Diskussion

From: www.no-racism.net

ich frage mich schon worum es jetzt geht in dieser diskussion.

beim postfaschismus kongress werden nur männer sprechen. das da ein vorwurf kommen wird sollte niemanden wundern und ich finde es toll, dass er vorliegt und wenigstens diskutiert werden muss.

wenn es kritik daran gibt, dann ist das noch nicht die forderung nach quoten-regelungen, sondern meint nur, dass es jede menge theoretikerinnen gibt die hervorragende arbeit leisten und von der gruppe die diesen kongress organisiert offensichtlich nicht wahrgenommen werden. ok, wir leben nicht mehr in den zeiten von simone de bouvoir. dass die geschlechter differenzen aufgehoben sind wird aber trotzdem híer hoffentlich níemand behaupten wollen. die macht verhältnisse sind nicht wirklich aufgebrochen worden und daher ist auch die frage wer beansprucht wieviel raum noch lange nicht beantwórtet. symbolisches kapital, der auftritt im öffentlichen raum ... ist eben so, dass frauen und männer aufgrund von fremd- und eigenzuschreibungen völlig unterschiedliche voraussetzungen haben. diese unterschiedlichen voraussetzungen nicht zu reflektieren bringt natürlich auch vorwürfe ein. simone geht in ihrem doch etwas zynischen text mit den namen von reaktionären frauen wie alice schwarzer um, als gäbe es keine inhaltlich äussert differenzierten frauen, die sich ebenfalls mit faschismus theorie beschäftigen. in österreich publizieren einige ständig äussert interessante texte dazu. diesen leuten nun vorzuwerfen sie würden völlig unreflektiert mit der existenz der täterinnengemeinschaft umgehen erscheint mir auch etwas langweilig.

es gibt, zum glück, schon eine relativ breite bewegung die erkannt hat welche funktion staat/nation und lohnarbeit in der gesellschaft haben. dies ist kein reservierter bereich, wäre ja wohl auch nicht in eurem sinne, oder?

ich stelle mir nun die frage ob tatsächlich der mittelpunkt der diskussion die frage ob uli krug ein mann oder eine frau ist, steht. kritisch finde ich diesen artikel eher darin, dass er die freudsche sexualitätsanalyse die doch sehr männlich/heterosexuell geprägt ist, als absolute wahrheit verwendet. darin liegt auch das problem und damit wird auch diese vergewaltigungsdebatte zu einer, die keine ist.

da fällt mir ein kleiner witz ein:

„kürzlich kam meine 4 jährige tochter ganz erstaunt aus dem badezimmer gelaufen und rief: mama, der papa hat ja gar keine scheide“

so weit ist es her mit der freudschen analyse. die ist durchaus brauchbar für die erklärung der täterInnengemeinschaft für das entstehen von rassismen und sexismen. eine allgemeine erklärung für die sexualität nach dem motto so ist das und nie ist es anders ist auch mit freud nicht möglich.

den text von uli krug und justus wertmüller mit dem titel „infantile inquisítion“, der ín der diskussion immer wieder vorkommt gibt es unter folgender adresse:

http://www.nadir.org/nadir/periodika/bahamas/auswahl/web32-4.htm

Geistige Vergewaltigung

From: Claudia Volgger

An alle aufrechten Feministinnen:

Ich bin eine Frau, verfüge also nach Berliner Szenenrecht, das mittlerweile offenbar nach Wien übernommen wurde, über das alleinige und diskussionslose Definitionsrecht, was für mich eine Vergewaltigung ist.

Ich mache daher offen und bekannt: Ich fühle mich durch den gestrigen MUND-Beitrag von h.kleist, gepostet von rosa parks, der dazu aufruft, mit SA-Methoden eine Diskussion, an der ich teilnehmen möchte, zu verhindern, vergewaltigt.

Die beiden, die Täterin und die Helferin der Täterin, sind daher aus allen Szenezusammenhängen auszuschließen, sollte irgendwer in Szene-Nähe einer der beiden ein Bier ausschenken, werden meine Freundinnen Stinkbomben in das Lokal werfen.

Rächt mich!

Claudia Volgger
Widerstandsmund: 20.1.2001:

Postfaschismuskongreß

Von: Thomas Schmidinger

Ich frage mich schon woher manche DiskutantInnen der Debatte um den Postfaschismuskongreß ihre Sicherheiten nehmen. Da hat es teilweise natürlich sehr vernünftige Diskussionsbeiträge wie jenen von Bettina gegeben, aber auch welche, die nur mehr linker Identitätsbildung auf welcher Seite auch immer dienen und wohl nur mehr wenig mit dem Gegenstand der Diskussion zu tun haben, bzw. in keiner Relation dazu stehen.

Ich selbst bin mir da nicht so sicher. Das einzige was für mich feststeht ist vorerst einmal folgendes:

1. Der Artikel von Uli Krug und Justus Wertmüller, der unter dem Titel „Infantile Iquisition“ erschienen ist, kann von mir keinerlei Unterstützung finden.

2. Daß den VeranstalterInnen keine Frauen für das Podium eingefallen sind, die zu genau diesem Thema kompetent sind, nämlich zum Thema Postfaschismus und nicht zu irgendwelchen Faschismustheorien, ist ein Armutszeugnis. Allerdings nicht (nur) für die VeranstalterInnen, sondern für die Strukturen in denen Linke Politik und Theorieproduktion stattfindet. Darüber würde es sich sehr lohnen einmal öffentlich nachzudenken.

3. Auf der vorläufigen Ankündigung zum Postfaschismuskongreß stehen ansonsten sehr kompetente Leute drauf, soweit ich diese kenne und ich möchte mir nicht die Gelegenheit entgehen lassen einen Agnoli, der aufgrund seines hohen Alters vermutlich nie wieder in Wien zu hören sein wird, durch irgendwelche Sturmangriffe auf den Kongreß oder andere angekündigte Verhinderungsaktionen zu hören.

Des weiteren vermischen sich hier die letzten Tage einige Diskussionen zu einem recht undefinierbaren Cocktail, die wieder zu entwirren wären. Die eine Diskussion ist die Frage der Inhalte des geplanten Kongresses, die ich sehr wichtig finde und denen hier auch ein Podium geboten werden soll. Die zweite Diskussion ist die Frage warum Frauen im öffentlichen (linken) Raum und in der wissenschaftlichen Theorieproduktion noch immer unterrepräsentiert sind und die dritte Debatte ist jene über den Artikel von Uli Krug und Justus Wertmüller.

Für fatal halte ich auf jeden Fall eine Diskussion, bei der ein Teil der DiskutantInnen ausgerechnet einen Postfaschismuskongreß stürmen will, wo es mehr als genug sexistische, rassistische, antisemitische, ... Veranstaltungen gibt, die alle nicht angegriffen werden, während dann Claudia Voggler wieder einmal keine besseren Bahamas-Verteidigungsstrategien einfallen als sich über Vergewaltigung lustig zu machen und die Methoden der eben beschriebenen potentiellen StörerInnen gleich als „SA-Methoden“ zu bezeichnen und die SA damit zu TomatenwerferInnen zu verniedlichen.

Solche „Argumente“ können wohl kaum einer inhaltlichen Diskussion dienen, sehr wohl aber einer identitätsstiftenden Kampfesformierung. Die zentralen Fragen sind für mich andere: Warum sind Frauen in der linken Politik und Theorieproduktion unterrepräsentiert? Ist ein verwerflicher Artikel eines Autors Grund diesen lebenslänglich aus der Szene auszuschließen, bzw. wie muß ein solcher Artikel beschaffen sein, um jemanden aus der Szene auszuschließen, bzw. ihm keine Foren mehr zu bieten? Wo ist hier die Grenze? Das wären für mich halt die interessanten Fragen, deren Diskussion mehr bringen würde, als die beidseitige Ausarbeitung von Schlachtplänen für den Kongreß.

Schmidinger hat recht. Doch nicht rächen. Kreuzigen!

Von: Claudia Volgger

Ja ja, eigentlich haben wir´s doch immer schon gewußt: aus dem Feminismus kann erst dann was werden, wenn intellektuell hochstehende Antipats ihn in bewährte Hände nehmen.

Zur Verdeutlichung, falls da noch wer was mißverstanden haben sollte: was mich an den Debatten über ein „Definitionsrecht der Frau“, diesen Humbug von einer mißglückten (oder gerade geglückten?) Umkehrung männlich/phallischer Definitionsmacht, so wütend macht, ist gerade auch die ihr innewohnende Tendenz zur Verharmlosung sexueller Gewalt: direkt, indem auf ein subjektives Gefühl statt auf einen manifesten Tatbestand rekurriert und damit eine Benennung bis zur völligen Bedeutungslosigkeit überdehnt wird, indirekt, indem die Instant-Solidarisierung wirkliche Auseinandersetzung mit der (auch eigenen) Verkorkstheit und deren Gründen vermeidet und ersetzt. Aber selbstverständlich setze ich voraus, daß Herr Schmidinger die Kompetenz, mit der er das Objekt der Verhöhnung gnadenlos erkennt, doch sicherlich erworben hat, indem er sich mindestens so lange mit männlicher (sexueller) Gewalt in Wort und Tat auseinandergesetzt hat wie ich mich mit den daraus folgenden Traumatisierungen (und den Strategien zu deren Überwindung).

Ein wenig betrüblicher sieht es schon mit der historischen Kompetenz aus: durch Einschüchterung, Lärmen und Provokation von Saalschlachten linke Veranstaltungen zu sprengen, war eben eine der Aufgaben der SA vor der Machtergreifung, so sorry. Interessanter hätte ich schon eine inhaltliche Begründung dafür gefunden, was denn nun an dem inkriminierten Artikel so verwerflich sein soll; das auch mir sehr lästige Nebenwiderspruchsgewaber, das sich durch die letzten Abschnitte zieht, wird´s ja wohl kaum gewesen sein bei so viel Aufregung.

Ach ja: der Anregung, die Ebenen der Diskussion wieder ein wenig trennen, schließe ich mich an.

Claudia Volgger
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