Vom Arsch der Welt.
Offner Brief
Liebe Barbara Rett,
wenn ein offensichtlich wohlhabend erfolgreicher Autor schön eurozentristisch beiläufig erwähnte, daß der Garcia Marquez von einem Land erzähle, das der „Arsch der Welt“ wäre: Kolumbien, und dieses wäre ganz unwichtig — dann ist das zwar wunderbar rotzig salopp, fast schon wieder noch ein Tabubruch, zumal in der ORF Kultur, und unter dem Gesichtspunkt medialer Reize gewiß durchaus reizvoll.
Wie wäre es aber, wenn ein offensichtlich wohlhabend erfolgreicher Autor ebenso schön mittelamericozentristisch beiläufig erwähnte, daß Herr Köhlmeier in einem Land erzählt, das der Arsch der Welt sei: Österreich nämlich, und dieses sei ganz unwichtig für seine Romane und sogar für die Nacherzählung griechischer, jüdischer und christlicher Mythen auf CD und im Hörfunk — dann wäre das genau so wundervoll rotzig salopp, im kolumbianischen Fernsehen vielleicht ein Tabubruch und in der ORF Kultur wohl sogar ein Aufreger für den austrozentristischen Mainstream, wie er in den Regierungsparteien derzeit mit Recht sich repräsentiert sieht.
Und beide wären diesfalls, wenn man’s im ORF schon so sagen darf, jeder Zoll ein Arsch von Welt: Zwei Vorderweltler nämlich.
