FORVM, No. 202/I
Oktober
1970

Angela

Angela Davis wird wegen Mordes und Kidnapping gesucht. Angeblich hat sie hierfür selbst die Waffen gekauft oder zumindest zu deren Kauf den Auftrag gegeben. Entführt wurde Richter Harold Haley, ehe er zusammen mit seinen Entführern von der Polizei niedergeschossen wurde. Dies ist so gut wie alles, was man in amerikanischen oder französischen Zeitungen lesen kann. Der Grund für diese lakonische Information ist einfach: echte Information gibt es in den Zeitungen nicht. Gemäß der bürgerlichen Auffassung von Wahrheit beschreibt die Presse mit minuziöser Genauigkeit die Tatsachen oder vielmehr gewisse Tatsachen, um den Eindruck von Objektivität zu erwecken. Aber sie hütet sich, das Warum zu erklären — das Warum und nicht das Wie — dieser Tatsachen. Sie sagt nicht, warum eine Tat begangen wurde. Sie gibt hierfür keinerlei befriedigende Erklärung. Vor allem dann nicht, wenn es um aufständische Schwarze und militante Studenten geht.

Angela Davis ist eine Negerin. Professor für Philosophie an der Universität von Los Angeles, Kommunistin, und gibt dies auch offen zu. Sie arbeitet aktiv mit der Black Panther Party zusammen, und seit deren Gründung auch mit der neuen Gruppe „Soledad Brothers“, die für die eingekerkerten Neger kämpfen. Im Juni wurde sie aus der Universität hinausgeworfen. Schwarze Haut, Black Panthers, Soledad Brothers, Ausschluß aus der Universität, fehlende Information — zwischen diesen Fakten besteht eine Verbindung, auf die man in den USA immer wieder stößt, nämlich: Rassismus.

Information: Durch ständig vermehrte Schilderung von Details in der Presse, hat der Leser schließlich nur noch für Details Interesse. Er wird von Details erdrückt. Die eigentliche Tatsache verschwindet in der Fülle von Details. Die Details werden zum Lieblingsspielzeug des Lesers, er ordnet sie auf seine Weise und rekonstruiert die Tatsache je nach Temperament und Ideologie Wenn er alle Artikel über die Entführung des Richters Haley durch die Neger gelesen hat, alles über Vergewaltigungen, alles über Attentate, alle Artikel, in denen kein Detail vergessen wird, von der Position eines Autos bis zur Aussage eines Passanten, dann ist der letzte Eindruck, den der Leser behält: die Presse arbeitet sorgfältig und ehrlich, und die Schwarzen sind Rohlinge.

Angela Davis ist 26 Jahre alt. Sie stammt aus Alabama, aus einer schwarzen Mittelstandsfamilie. Ihre Mutter war Lehrerin. Schon in sehr frühem Alter lernt sie den Marxismus kennen, noch bevor sie ihr Studium der französischen Literatur an der Sorbonne beginnt. Sie studiert danach zwei Jahre in der Bundesrepublik, kommt nach Kalifornien zurück, um ihren Ph.D. bei Marcuse zu machen. Danach geht alles sehr schnell. Sie wird zum Professor für Philosophie an der Universität von Los Angeles ernannt. Dort kämpft sie von 1968 bis 1969 in den Reihen der Black Panther Party und tritt dann, ohne mit den Black Panthers grundsätzlich zu brechen, der kommunistischen Gruppe „Che Lumumba Club“ bei.

Diese schöne und elegante junge Negerin weigerte sich, in die schwarze Bourgeoisie der USA integriert zu werden. Als ich sie im März 1970 in Los Angeles kennenlernte, hatte sie ihre Wahl schon getroffen. Für die kalifornische Regierung, vor allem für den Gouverneur Ronald Reagan war sie eine Frau, die man, wo noch nicht umbringen, so doch entfernen mußte, vor allem von der Hochschule, wo sie Vorlesungen über dialektischen Materialismus hielt.

Anstatt zu schweigen, anstatt sich vorsichtig zurückzuziehen, zeigte Angela immer offener ihre Opposition gegen die Unterdrückung der Black Panthers und der Schwarzen im allgemeinen, gegen die Invasion Kambodschas, gegen die Bedrohung der Befreiungsbewegungen innerhalb als auch außerhalb der Vereinigten Staaten.

In welchem Augenblick, unter welchen Umständen begreift ein Mensch, daß er, anstatt zu reden und nichts zu sagen, vielmehr dazu da ist, die Wahrheit zu sagen und zu tun? Geboren im Wohlstand, erzogen in dem, was man die abendländische Kultur nennt, an die Hochschule berufen, bewundert von der amerikanischen Bourgeoisie — wann hat Angela begriffen, daß sie ins schwarze Getto zurück muß, nicht nur mit Worten, sondern in der Tat?

Die Black Panther Party ist entstanden, gemäß einer fast orakelhaften Herausforderung durch Huey Newton, der die amerikanische Verfassung beim Wort nahm und sie auf die Verteidigung der schwarzen Bevölkerung anwandte; eine Methode, die dann von Malcolm X auf großartige Weise weitergetrieben wurde. In Mexiko, bei den Olympischen Spielen, grüßten zwei siegreiche Schwarze auf dem Siegespodest mit dem Panthergruß: mit geballter Faust im schwarzen Handschuh. Die Panther leben einen extrem gefährlichen Alltag. Tag für Tag gehen die Panther einer schwierigen und sehr häufig geheimen Tätigkeit nach.

Was wollen sie? Zunächst einmal die rigorose Anwendung ihrer Bürgerrechte. In den schwarzen Gettos erheben sie einige einfache Forderungen: Eine Polizei ihrer eigenen Hautfarbe, von ihnen gewählt und bestellt. Ferner Vollbeschäftigung; es gibt in den Gettos immer mehr arbeitslose Neger, und die einen Arbeitsplatz haben, haben ihn meist nur halbtags. Die Negerfamilien sind im allgemeinen kinderreich, und der Unterschied im Lebensstandard von schwarzen und weißen Arbeitern wird immer größer. Daher nicht nur reale Armut, sondern zusätzlich das Gefühl der Ungerechtigkeit.

Man hält die Neger von jedem wirklichen Einfluß im öffentlichen Leben fern, man spricht der „schwarzen Nation“ Amerikas jede Lebensberechtigung ab. Die Schwarzen haben daher keinerlei Grund, sich in die Kriege und Eroberungen der „weißen Nation“ Amerikas zu stürzen, von der sie umgeben sind und die über sie nach Belieben verfügt. Sie haben keinerlei Grund, Soldaten zu werden.

Die Schwarzen Panther verteilen an Negerkinder Gratisfrühstück. Sie drucken und verkaufen Zeitungen, aus deren Erträgnissen sie die enormen Kautionen zahlen, die die Richter für die provisorische Freilassung von verhafteten militanten Negern fordern; ferner brauchen sie das Geld für Renten, die die Schwarzen Panther den Witwen von Negern zahlen, die von Polizisten oder Bürgerwehr ermordet wurden. Die militanten Organisationen übernehmen auch die Fürsorge für Kinder, deren Vater getötet wurde. Sie organisieren Vorträge und Jazzkonzerte, deren Reinerträgnisse dem zufließen, was man ihre „Werke“ nennen könnte, wie sie die Katholiken haben oder haben sollten.

Hinter dem mythologisierten, zugleich strahlenden und erschreckenden Bild der Black Panther steht eine sehr prosaische Aktivität, um die Partei am Leben zu erhalten.

Seit einigen Jahren haben die Neger erkannt, daß sie durchaus in der Lage sind, ihre eigenen Angelegenheiten selbst zu regeln, sich in den komplexesten politischen Fragen zurechtzufinden, kühne revolutionäre Antworten auszuarbeiten und auch in Taten umzusetzen. Das haben unterdessen auch die Weißen in Amerika verstanden: daher die Erbitterung, daher die Unterdrückung. Die jungen Neger verwerfen immer zahlreicher ihr „weißes Erbe“ und bejahen das Programm der Schwarzen Panther. Seit einigen Monaten finden sie wachsende Unterstützung auch bei jungen weißen Arbeitern in den Fabriken, wie längst schon bei den weißen Studenten.

Angela Davis ist jung, Huey Newton ist jung, Bobby Seale, Eldridge Cleaver, David Hilliard, alle Schwarzen Panther sind jung. Ein neues Volk entsteht. Anfangs lebten sie als Sklaven im Souterrain, heute erheben sie sich in den freien Luftraum — schwebend, aber nicht sich treiben lassend.

Sie bejahen ihren afrikanischen Ursprung. Niemand kommt heute mehr auf die Idee, sich die Haare „entkrausen“ zu lassen. Sie betonen dieses Kraushaar noch, sie tragen es als ihre Gloriole.

Aber sie haben auf afrikanische Gewänder, Schmuck und Firlefanz verzichtet, durch die man ihnen einreden wollte, sie seien nichts anderes als Afrikaner. Hier haben die Schwarzen Panther nachgedacht und gehandelt. Die Ideen von Du Bois, Richard Wright, Fanon, Malcolm X, Cleaver, Newton und Seale haben ihnen dabei geholfen: ein Volk, das lange von seiner echten Tradition abgeschnitten war, läuft Gefahr, bei Wiederaufnahme dieser Tradition sich zu verlieren, diese Tradition für allein richtig zu halten, während sie in Wahrheit nichts als eine Art Folklore präsentiert; Folklore, die die Herrschenden dulden, weil sie vom Wesentlichen ablenkt und dadurch die Macht der Herrschenden stärkt.

Im Gegensatz dazu haben sich die Panther bewußt für den revolutionären Weg entschieden. Dies erklärt ohne Zweifel heute ihre große Anziehungskraft auch auf die jungen Weißen. Das setzt sie aber auch immer größeren Gefahren aus, denn die weiße Regierung hat in ihnen den Feind des amerikanischen Kapitalismus entdeckt, den Feind der bürgerlichen Gesellschaft.

Schwarze Panther sind jung. Sie fürchten kühne Aktionen nicht. Ihre Arroganz schockiert die amerikanische Gesellschaft, eine Gesellschaft, die noch naiv viktorianisch trotz gegenteiligen äußeren Scheins, den sie sich gibt, eine bornierte Gesellschaft, von der sich auch die organisierten Arbeiter nicht abheben.

Die amerikanischen Arbeiter sind ebenso rassistisch wenn nicht noch rassistischer als die weißen Liberalen. Ich halte nichts von diesen Liberalen, die Petitionen unterzeichnen und gleichzeitig sich mit dem Vietnamkrieg abfinden, mit der Intervention in Kambodscha, mit der Ausbeutung Guatemalas, Brasiliens, ganz Lateinamerikas mit Ausnahme Kubas.

Um ihr Ziel, die Befreiung, zu erreichen, beginnen die Schwarzen Panther mit Information und Organisation ihrer farbigen Brüder: Die „Soledad Brothers“ wurden im Frühjahr 1970 von den Eltern von Negern gegründet, die im Gefängnis von Soledad, Kalifornien, inhaftiert und gefoltert wurden. Angela Davis, Fay Stender, der Anwalt Huey Newtons, und ein paar andere hatten eine Kampagne gestartet, um den Folterungen ein Ende zu bereiten. Die schwarzen Familien der Häftlinge, zunächst von den weißen Polizisten und Beamten eingeschüchtert, wurden von ihnen über die verfassungsmäßig garantierten Rechtsmittel informiert. Sie sollten ferner bessere Kenntnis dessen erlangen, was die weißen Aufsichtspersonen und sogar die weißen Häftlinge den schwarzen Gefangenen antun.

Warum sind diese Schwarzen im Gefängnis? Wegen Verkehrsvergehen, wegen Handel mit Marihuana (von sehr kleinen Mengen bis zum Großhandel), wegen angeblicher Vergewaltigung einer Weißen oder wegen angeblichen Mordes an einem Polizisten. In allen diesen Fällen liegt für mich die Ursache dieser Vergehen in der Situation, in der sich die Schwarzen Amerikas befinden.

Von den Mitgliedern der „Soledad Brothers“ war Angela Davis ohne Zweifel das überzeugendste, engagierteste, intelligenteste. Sie war Tag für Tag 24 Stunden schwarz.

Eines der Mitglieder der „Soledad Brothers“, das ich hier nicht nennen kann, schrieb mir am 28. Juli:

Drei Gefangene, zwei Schwarze und ein Chicano (Mexikaner), legten der Gefängnisverwaltung von Soledad eine Liste von Forderungen vor. Die Gefangenen begannen sich untereinander zu verständigen und zu organisieren. Viele Schwarze, die sich in Freiheit befinden, helfen mit. Presse und Rundfunk befassen sich mit der Angelegenheit. Unabhängige Gruppen von Soziologen, Psychiatern, Journalisten wollen das geltende Strafsystem untersuchen, insbesondere in Soledad ... In Soledad sind zwei Drittel der Gefangenen Schwarze und Mexikaner. Die anderen sind apolitische und meist rassistische Weiße.

Binnen weniger Monate war das Komitee der „Soledad Brothers“, dessen Sitz in Sacramento liegt, in alle Richtungen Kaliforniens ausgeschwärmt und erobert zur Zeit Amerika. Es organisiert Versammlungen, Konferenzen usw. Zwei ineinander verschränkte schwarze Hände sind sein Symbol.

Angela Davis arbeitet mit Penny Jackson zusammen. Deren Bruder, Jonathan Jackson, hat im Gerichtssaal von Saint-Raphael den beiden Schwarzen, die vor dem weißen Richter Harold Haley erscheinen mußten, Revolver zugeworfen. Jonathan Jackson wurde ebenso wie Richter Haley von den Polizisten im Gericht getötet.

George Jackson ist wie Huey P. Newton, Eldridge Cleaver, Bobby Seale, David Hilliard und andere Panther ein Kind des schwarzen Gettos. Er ist 28 Jahre alt. Er wurde wegen Diebstahls von einem weißen Schöffengericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, oder eigentlich zu lebenslangem Gefängnis, denn er muß alljährlich vor Gericht erscheinen, wo er je nach seinem Verhalten entweder freigesprochen oder zu einem neuerlichen Jahr Gefängnis verurteilt wird. Seit zehn Jahren ist sein Verhalten immer „schlecht“, weil er niemals verhehlt, daß er für die Befreiung der schwarzen Nation kämpft, die in den weißen Metropolen gefangengehalten wird.

George hat in der Schule gerade lesen und schreiben gelernt. Im Gefängnis begann er zu schreiben.
Briefe, die ich von ihm habe, werden von großen europäischen und amerikanischen Verlegern demnächst herausgebracht. Sie beschreiben die Entwicklung, die ihn dazu gebracht hat, Revolutionspläne zu entwerfen, die von Newton und den Schwarzen Panthern übernommen und gefördert wurden.

Fast alle weißen Gefangenen von Soledad sind Rassisten. Die schwarzen Gefangenen werden von ihnen beschimpft und mit Unrat beworfen. In Soledad gibt es noch ein abgesondertes Gefängnis, das die Sträflinge das „Loch“ nennen, die Gefängnisverwaltung das „Adaptationszentrum“. Im vergangenen März bestand das „Adaptationszentrum“ aus einer Reihe von sieben bis acht Zellen mit Weißen und einer gegenüberliegenden Reihe von sieben bis acht Zellen mit Schwarzen und Chicanos. Die weißen Häftlinge beschimpfen unaufhörlich die Schwarzen und Mexikaner, provozieren sie und bewerfen sie mit Kot.

Die Gefängnisleitung weiß natürlich, daß zwischen Weißen und „Farbigen“ tiefe Feindschaft besteht. Aber statt sie beim Spaziergang (eine Stunde am Tag) getrennt zu halten, ließ sie die beiden Gruppen gemeinsam spazierengehen. Der Kampf zwischen Weißen und Schwarzen war unvermeidlich. Leutnant Miller, ein ausgezeichneter Schütze, eröffnete von seinem Kommandostand aus das Feuer und schoß mitten in den Haufen. Nicht so ganz blindlings, denn er tötete drei Neger und fügte einem Weißen eine leichte Verletzung zu.

Den Journalisten, die diesen „Zwischenfall“ recherchierten, erklärte der Gefängnisdirektor, daß Miller absichtlich daneben geschossen habe und daß die Opfer durch abprallende Kugeln getötet worden seien. Als die Anwälte der Schwarzen (darunter Fay Stender) fragten, warum Leutnant Miller nicht Tränengas eingesetzt habe, antwortete der Direktor: „Es war zu windig.“ Daraufhin wurde Leutnant Miller nicht angeklagt, da er in „legitimer Notwehr“ gehandelt habe.

George Jackson war damals nicht im „Loch“. Er war in der „Sektion Y“ des Gefängnisses von Soledad. Die Gefangenen erfuhren durchs Radio von der Entscheidung des Staatsanwaltes. Niemand wußte besser als sie, daß Miller auf seinem Stand mit Tränengasbomben und Maschinengewehr unangreifbar war und von einem Streit zwischen den Gefangenen nichts zu befürchten hatte.

Drei Tage nach der Einstellung des Verfahrens gegen Miller entdeckt ein Häftling im Gefängnishof den Leichnam des Leutnants John Miller, der aus dem zweiten Stockwerk gefallen und eine halbe Stunde darauf gestorben war. Zunächst nimmt man als Todesursache Schädelbruch an, aber eine genauere Untersuchung ergibt nach Aussage der Gefängnisleitung Tod infolge eines Karateschlages. Die Gefängnisleitung beschuldigt George Jackson gemeinsam mit John Cluchette (24 Jahre) und Fleeta Drungo (23 Jahre). Alle drei sind Schwarze, einer von ihnen ist Panther. Dasselbe Schöffengericht, das Leutnant Miller für unschuldig erklärt hatte, beschuldigt die drei Schwarzen des vorsätzlichen Mordes.

Dies war der Anlaß für die Aktion Angela Davis’, der Schwarzen Panther und der Geschwister Jackson.

Im vergangenen Jahr mußte Eldridge Cleaver ins Exil; er ging zuerst nach Kuba, dann nach Algerien. Bobby Seale, der zusammen mit Newton die Schwarzen Panther gegründet hatte, wurde in Chikago verurteilt (der Richter ließ ihn an den Sessel fesseln und knebeln), er wurde ins Gefängnis von New Haven überstellt, wo er noch heute sitzt. Sein Prozeß ist vertagt, aber nicht eingestellt. Newton ist seit September 1968 im Gefängnis, man legt ihm einen Mord zur Last, von dem man weiß, daß er ihn nicht begangen hat. David Hilliard wurde Ende 1969 zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt und im Mai 1970 zu weiteren sechs Monaten wegen Amtsehrenbeleidigung.

Die Panther werden von den großen Zeitungen ständig angegriffen (nur die Underground-Presse unterstützt sie).
Sie werden ständig von der Polizei attackiert, die immer öfter in ihren Büros und Wohnungen eindringt und sie einfach niederschießt. Die Luftfahrtgeselischaften verweigern ihnen ohne jeden Grund die Benützung ihrer Flugzeuge. Sie sind zerrissen von theoretischen und praktischen Differenzen mit manchen radikalen Weißen. So fühlen sich die „Schwarzen Panther“, die in Kuba, Algerien, Hanoi, Nordkorea und sogar Dänemark anerkannt sind, in den USA sehr isoliert.

Die ganze schwarze Gemeinschaft hat Angst. Zwischen den Schwarzen Panthern (die nach wie vor die Führerrolle im revolutionären Kampf beanspruchen) und den aktivsten der radikalen Weißen gab es ein Abkommen während eines dreitägigen Meetings in New Haven, wo rund 30.000 junge Schwarze und junge Weiße zusammenkamen. Als am ersten Tag des Meetings die amerikanische Intervention in Kambodscha bekannt wurde, kam es zu Demonstrationen auf allen Hochschulen, zur Ermordung von vier weißen Studenten in Kent durch die Nationalgarde und zwei Tage darauf zur Ermordung von acht jungen Schwarzen im Süden durch die Polizei (ein Zwischenfall, von dem in der Presse sehr wenig zu lesen war).

Intensiver denn je führen die Panther ihr Informationsprogramm bei Schwarzen und Weißen durch. Sie fühlen sich mehr und mehr bedroht, aber sie wissen auch, daß die Ablöse bereit steht. In allen Gettos bereiten sich die Jungen, Burschen wie Mädchen, auf den Kampf vor. Seit Angela Davis von der Universität verjagt wurde, unterrichtet sie junge Schwarze, die bei ihr bleiben, und befaßt sich mehr und mehr mit den „Soledad Brothers“. Sie hat endgültig, ohne Möglichkeit einer Rückkehr, mit der schwarzen und weißen Bourgeoisie gebrochen. Sie steht auf seiten der Revolutionäre.

Es gibt heute in den USA keinen Tag, an dem nicht ein junger Schwarzer von der Polizei niedergeschossen würde. Huey Newton wurde provisorisch auf freien Fuß gesetzt, womit bewiesen ist, daß er zwei Jahre lang völlig willkürlich gefangengehalten wurde,

In dieser Atmosphäre versucht Jonathan Jackson, der 17jährige Bruder George Jacksons und Schüler von Angela Davis, mitten im Gerichtssaal einen Richter zu entführen, um zwei Schwarze zu retten, die dieser verurteilen soll. Sein Unternehmen scheitert, aber nur zum Teil: der Weiße, der zwei Schwarze verurteilen sollte, hat sein Urteil nicht fällen können. Er starb zuvor — als Opfer des weißen Rassismus. Der einzige Sieger ist im Augenblick die Polizei.

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