Grundrisse, Nummer 46
Mai
2013

Buchbesprechung

Felix Schnell: Räume des Schreckens. Gewalt und Gruppenmilitanz in der Ukraine 1905-1933. Hamburg: Hamburger Edition 2012, 575 Seiten, Euro 28
Martin Baxmeyer: Das ewige Spanien der Anarchie. Die anarchistische Literatur des Bürgerkriegs (1936-1939) und ihr Spanienbild. Berlin: Edition Tranvia 2012, 599 Seiten, Euro 36

Der wohl gängigste Einwand, der dem Anarchismus gemacht wird, ist, dass er zwar eine schöne Idee, aber nicht zu realisieren sei. Oder wenn, dann „erst in 200 oder vielleicht 500 Jahren“, wie jener „russische Gendamerieoberst“ meinte, von dem Kropotkin einmal erzählte, und der daraus den Schluss zog, dass „man vorläufig“ die PropagandistInnen des kommunistischen Anarchismus zur Bestrafung „einsperren müsse“ (Kropotkin 1881: S.151). Folgerichtig bemühte man sich darum, die Realisierbarkeit des Anarchismus spekulativ zu beweisen oder eben an ihn zu glauben. Nicht zuletzt infolge der sich weltweit durchsetzenden Dominanz der Sozialdemokratie seit Ende des 19. Jahrhunderts und des Bolschewismus seit der Oktoberrevolution wurden diese Ansätze immer unbefriedigender und es gelang dem Anarchismus kaum, etwas den greifbaren „Erfolgen“ ihrer sozialistischen Widersacher entgegenzuhalten.

Umso wichtiger wurden für die anarchistische Geschichts- und Gedächtnispolitik dann real existierende Ereignisse, die diese Möglichkeit zur Verwirklichung demonstrierten oder demonstrieren sollten. Vor allem zwei Ereignisse wurden und werden in diesem Zusammenhang immer wieder angeführt: die Machno-Bewegung während der Russischen Revolution und der Spanische Bürgerkrieg. Nun sind zwei Bücher erschienen, die diese Ereignisse kritisch hinterfragen.

Felix Schnell: Räume des Schreckens

Schnell widmet sich in seiner Studie über „Gewalt und Gruppenmilitanz in der Ukraine 1905-1933“ vor allem drei Zeitabschnitten: (1) den Jahren nach der ersten Russischen Revolution 1905, die als „erste konjunkturelle Hochphase kollektiver Partikulargewalt“ und „eine Art ‚Laboratorium der Gewalt’“ beschrieben werden und welche durch „Schwäche und Wegfall staatlicher Autorität“ (S.14) ermöglich wurden; dann (2) der Zeitspanne, die vom Ersten Weltkrieg bis zum anschließenden Bürgerkrieg reicht. Der Krieg hatte nicht nur die Bevölkerung des Zarenreiches „entwurzelt“, die „Funktionsfähigkeit der Regierung“ untergraben, sondern er war auch eine „Schule der Gewalt“ gewesen, „die Millionen von Bauern das Kämpfen lehrte und sie dem friedlichen Leben entfremdete“ (S.14). Im Bürgerkrieg waren die „Gewalträume (…) nicht mehr Einsprengsel in einer lediglich erschütterten Ordnung, sondern“ wurden „vielmehr selbst zur herrschenden Ordnung“ (S.15); (3) der Zeit der stalinistischen Kollektivierung Anfang der 1930er Jahre.

Es geht in Räume des Schreckens um weit mehr, als um Machno und die Machno-Bewegung. Aber sie spielt in seinen Ausführungen eine wichtige Rolle, weil sie als „Lehrstück von Gruppenmilitanz in Gewalträumen“ verstanden (S.365) und als „zentrales Fallbeispiel“ diskutiert wird (S.287). Hierauf konzentrieren sich meine Ausführungen. [1]

Das Verhältnis von Machno zu den zeitgenössischen russischen AnarchistInnen war keineswegs ungetrübt. Der Anarchist Arschinoff, Chronist und Teilnehmer an der Bewegung, teilte heftige Hiebe gegen die russischen AnarchistInnen aus, weil diese die Bewegung „verschlafen“ hätten (Arschinoff 1923: S.244). Und dies, obwohl doch die Machno-Bewegung „eine anarchistische Massenbewegung der Werktätigen“ gewesen sei, die, wenngleich „nicht ganz abgeschlossen, nicht ganz durchkristallisiert, dennoch aber dem anarchistischen Ideal zugewandt (…) und den Weg des Anarchismus beschritten“ habe (Arschinoff 1923: S.243). Immer wieder den volkstümlichen Charakter der Bewegung hervorhebend, beklagte er vor allem, dass sich „von allen intelligenten und theoretisch gebildeten Anarchisten nur Volin sich mit Entschiedenheit der Bewegung“ angeschlossen habe (ebd. S.244f.). [2] Jener Volin war es dann, der Jahre später die wohl wichtigste anarchistische Darstellung der Russischen Revolution aus der Perspektive eines Beteiligten verfasste. [3] Dort schreibt Volin, der sein Kapitel über die Machnobewegung als das „wichtigste und interessanteste“ bezeichnet (Volin 1976: S.177): „Die Bolschewiki machten schließlich Machno und der Aufständischen Bewegung [neben dem angeblichen Antisemitismus] noch etwas anderes zum Vorwurf: sie behaupteten, daß Machno, wenn nicht ein Bandit, so doch ein Abenteurer (…) gewesen sei (…). Sie behaupteten, daß Machno in der Bewegung persönliche Ziele verfolgte und dies mit der anarchistischen Ideologie bemäntelte; daß er den großen Mann spielte, indem er sich über alle Komitees, Kommissionen und Sowjets lustig machte; daß er tatsächlich eine gnadenlose Diktatur ausübte und daß die besten Genossen, die an der Bewegung teilnahmen sich bewußt oder unbewußt täuschen ließen; daß er sich mit eine[r] Clique von Kommandanten umgab, die heimlich übelste Gewalttaten, Raubzüge und anderes unternahmen und daß Machno diese Verhaltensweisen deckte und hinter dem Rücken der ‚Ideologien’ selbst daran teilnahm, die er im Grunde verachtete und über die er sich lustig machte, etc.“ (ebd. S.168) Damit ist recht exakt das Bild skizziert, das Schnell von Machno und der Bewegung zeichnet. Aber er kritisiert die bolschewistische, bzw. sowjetische Machno-Interpretation: „Die sowjetische Geschichtsschreibung stellte Machno als gewissenlosen Banditen und Konterrevolutionär dar und übersah dabei gerne, wie viel er im Grunde mit der Revolution zu tun hatte, ja dass er in gewisser Weise aus demselben Holz geschnitzt war wie die Bolschewiki, die im Bürgerkrieg und dann später bei der Kollektivierung die Sowjetmacht behaupteten und die sowjetische Staatsbildung durchsetzten.“ (S.289) [4]

Nach Schnell sei Machno mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ schon in frühen Jahren eine „psychisch unausgeglichene Person“ gewesen, der als „Bandit[.]“ seine Laufbahn begann (S.286) und Teil einer Gruppe war, deren Tun „mehr mit kriminellem als mit revolutionärem Handeln zu tun“ hatte (S.79). Nach der Februarrevolution aus dem Gefängnis entlassen, habe er dort angeknüpft, „wo er vor seiner Verhaftung und Verurteilung aufgehört hatte: Bandenbildung und Bandenaktivität. Dazu griff er auf Verwandte, Freunde und Bekannte zurück, mit denen er eine Art verschworene oder besser gesagt mafiöse Gemeinschaft bildete“ (S.291). In „relativ kurzer Zeit“ habe er einer „regelrechte[n] Armee“ vorgestanden (S.304), deren Stärke unterschiedlich geschätzt wird, auf jeden Fall aber in die Zehntausende ging – Anfang der 20er Jahre aber vor allem auf Grund von Typhuserkrankungen wieder „auf das Format einer großen Bande“ zurückging (S.310). Bei alledem war Machno vor allem eins: ein „Tatmensch“ (S.318) und „Genie der Praxis“ (S.319), ein „brillanter Taktiker“ (S.324), der „stets vorn dabei war und sich nicht schonte“ (S.325).

Mit Anarchismus habe all das nichts zu tun, es sei gerade Machnos Vorteil gewesen, dass ihm „das großformatige Denken fremd war“ (S.365). [5] Zwar habe Machnos Denken irgendwie mit der Bauernutopie zu tun (vgl. S.293) und einmal schreibt Schnell sogar: „Anfang 1919 hatte der Bat’ko noch große Ziele und sah sich als Exponent einer umfassenden Bauernrevolution“ (S.197) Hiervon erfahren wir im Hauptteil der Auseinandersetzung mit Machno dann nichts mehr. Stattdessen heißt es: „Machno vermochte sich sehr bald breiter Zustimmung und Sympathie unter den Bauern der südöstlichen Ukraine zu versichern und konnte buchstäblich als Haupt einer regionalen agrarrevolutionären Bewegung erscheinen.“ (S.286; H.v.m.) Diese doch merkwürdige ‚breite Zustimmung und Sympathie’ erklärt aber kein politisches Programm, denn er habe „keine politische Alternative anzubieten“ gehabt (S.313). Vielmehr gelte „die nüchterne Feststellung, dass Machno im Grunde kein politisches Ziel und kein Programm hatte (…). Er war im wahrsten Sinne des Wortes ein Sohn des Krieges und der modernen russischen smuta, der ‚Zeit der Wirren’. Gewalträume waren für Menschen wie Nestor Machno eine Art Biotop und die Machnovščina war vor allem eines: Selbstzweck.“ (S.313f.) Damit ist die Brücke zu Schnells eigentlichem Thema gebaut: der Gewalt.

Die Machno-Armee sei eine „Gewaltkultur“ gewesen (S.316), die „durch Gewalt zusammengehalten“ wurde (S.358). [6] Machno selbst habe es geliebt, „Furcht zu verbreiten.“ (S.317), erwiesen sei es, „dass Machno sehr oft tötete und sowohl im Kampf als auch bei Exekutionen grob geschätzt mehrere hundert Menschen mit eigener Hand umbrachte“ (S.325). Machno erscheint als unangefochtener Führer, der diktatorisch herrschend, seine Anweisungen mit: „oder ich bringe dich um!“ beendete (S.326). Exzesse seiner Untergebenen wurden nicht aufgrund ethischer Impulse verurteilt, sondern weil es dabei um „Kontrolle und Macht“ (S.328) ging – stellten diese doch „seine Ausnahmestellung als Herr über Leben und Tod“ (S.329) infrage. Exekutionen und Gnadensakte werden interpretiert einerseits als sehr passend „zur Art und Weise, in der Machno seine vermeintliche Allmacht repräsentierte“ (S.350), andererseits auch als Aspekt von Vergemeinschaftung: „Er entschied, wer mit dem Leben davonkam und wer nicht. Zugleich schufen diese Hinrichtungen eine durch Gewalttaten zusammengeschmiedete Tätergemeinschaft.“ (S.352) Begleitet von einem „fürstlichen Gefolge“ (S.335), darunter einer „Art charismatische[r] Aristokratie nach dem Prinzip des Jüngertums“ (S.321), gelte für diese, dass „[j]eder von ihnen“ sich bemüht habe, „den anderen mit seiner Kühnheit zu übertreffen – über Menschen sprachen sie dabei wie Schlachter über Vieh: umgebracht, erstochen, mit dem Messer abgestochen, Bauchaufschlitzen. Diese Worte wurden mit Gelächter begleitet“, wie eine Gefangene berichtet (zit.n. S.353). Zum „Wettbewerb der Grausamkeit“ (S.354) gesellt sich dann noch die kontinuierliche „Leichenschändung“ (S.355). Bisweilen erscheint Machno schlimmer als die Bolschewiki, denn: „Anders als die Bolschewiki oder auch die Weißen brauchte Machno keine Gefängnisse. Der Terror seiner Truppe war direkt und ohne Umschweife.“ (S.195) Und wie ein deutscher Kolonist berichtete: „Die Bolschewiki seien im Vergleich zu den Anarchisten Engel gewesen“ (S.204). [7]

Einige überlieferte Beispiele für die Gewalt werden angeführt. [8] Folgerichtig meint dann ein Rezensent: „Nestor Machno war ein brutaler Warlord mit psychotischen Zügen, wie Schnell immer wieder eindrucksvoll belegt.“ (Chiari 2012: S.192) [9]

Womit sich die Frage nach der Machno entgegengebrachten Sympathie noch dringlicher stellt, zumal nach Schnell auch Machno eine „reine Beuteökonomie“ (S.259) betrieben habe und „die Bevölkerung ausrauben musste“ (S.311). Vage heißt es: „Obwohl Machno (…) den Bauern eigentlich nur eine weniger intensive und vor allem unsystematischere Variante des sowjetischen Verfahrens zu bieten“ hatte, konnte er „doch die Illusion bäuerlicher Freiheit aufrechterhalten, so dass die Bauern ihnen oft freiwillig gaben, was sie brauchten.“ (S.188; H.v.m.) Sie hätten die „Wahl zwischen zwei Übeln“ gehabt und „wählten das vermeintlich geringere“ (S.188; H.v.m.). Die betroffenen Bauern scheinen also nicht so recht gewusst zu haben, was sie taten. Jedenfalls schätzten sie an Machno den Alkoholkonsumenten [10] und hasserfüllten Visionär: „Auf jeden Fall konnte Machno anderen Menschen Orientierung geben, Ordnung ins Chaos bringen. Er war in der Lage, den eigenen Leuten klarzumachen, wer sie waren, und ihnen zu sagen, wer ihre Feinde waren, die vernichtet werden mussten.“ (S.319) Und wie es sich für einen Vernichtungsfeldzug gehört, gilt: „Es wurde gegen alles Mögliche gekämpft, aber selten für etwas. Etwas, für das man kämpfen konnte, war, Schwächeren seinen Willen aufzuzwingen.“ (S.359)

Aus anarchistischer Perspektive ist die Lektüre des Buches ernüchternd, sogar erschütternd. Zwar erscheinen manche Ausführungen des Autors über den Anarchismus [11] oder auch Machno [12] bisweilen etwas bizarr, dennoch: Sollte nur ein Bruchteil der erwähnten Quellen zutreffendes Beschreiben, muss man schon zusammenzucken. In diesem Sinn ist Schnells Arbeit wichtig und nicht einfach so beiseite zu schieben. Das Problem aber ist, dass fast alle der erwähnten Aspekte schon von Volin geschildert wurden. Dieser hatte im Anschluss an das bolschewistische Zerrbild nämlich festgehalten, dass es gelte „einige Tatsachen klar herauszustellen, die der bolschewistischen Version den Schein von Wahrheit vermittelten und so ihre Verbreitung und ihr hartnäckiges Fortbestehen ermöglichten“ (Volin 1976: S.160), wobei es sich hier um „gewisse wirkliche Mängel und Schwächen der Bewegung und ihres Führers“ handele (Volin 1976: S.168). Es ist eine große Schwäche der Arbeit Schnells, dass er Volin als eine Art Trottel hinstellt, dessen Ausführungen überhaupt keinen historischen Wert hätten: „Intellektuelle wie Vsevolod Volin oder Petr Aršinov warteten bereits Anfang der 1920er-Jahre mit Schriften über die vermeintliche Machno-Bewegung auf, bei denen es sich nicht ausschließlich, aber in hohem Maße um eine Apologetik der eigenen politisch-philosophischen Positionen handelte. Der Anarchismus oder als seine besondere Spielart: der Anarchosyndikalismus figurierten hier als Wesen der Bewegung und als Alternative zum Bolschewismus.“ (S.292) [13] Nicht nur bleibt unerwähnt, dass Volin Arschinoff kritisiert (vgl. Volin 1977: S.172), sondern auch, was an den Darstellungen der beiden nicht ausschließlich als Apologetik gelten kann. [14] Indem Schnell diese Diskussion nicht führt, kann er Machno und die Machno-Bewegung mit Hilfe seines Gewaltkonzeptes in eins setzen: alle Ambivalenzen und Differenzierungen, die Volin für wichtig erachtet, gehen dabei verloren. Das ist wohl leider insofern verständlich, als dass Schnell mit dieser Bewegung einfach fertig ist, während Volin daran festhielt, dass man „über die Fehler und Irrtümer dieser Revolution des Volkes nachdenken“ solle (Volin 1977: S.177). Dennoch: Ein wichtiges Buch, dem eine breite und kontroverse Diskussion zu wünschen ist und es ist ja keineswegs ausgemacht, ob in dieser Schnell nicht recht behalten wird. [15]

Martin Baxmeyer: Das ewige Spanien der Anarchie

Martin Baxmeyer ist selbst in anarchistischen Zusammenhängen aktiv. Wenngleich ein kritischer Blick auf die ‚eigene’ Geschichte eigentlich selbstverständlich sein müsste – schließlich fordern wir das ja auch immer von MarxistInnen ein –, gilt es lobend hervorzuheben, dass Baxmeyer als Ziel seiner „Arbeit“ und auch seiner „zukünftigen Forschungen“ angibt, den „kritischen Blick auf die Vergangenheit auch innerhalb der anarchistischen Bewegung etwas zu fördern“. [16] Und fürwahr: Baxmeyer macht mit seiner „Hauptthese“ sogleich deutlich, dass in seiner Dissertation keine Nebensächlichkeiten behandelt werden: „Die anarchistische Bürgerkriegsliteratur war nicht die Verwirklichung der kulturellen Utopie der Anarchisten im Sinne einer neuartigen, freien und kollektiven Praxis, die anarchistische Ideologeme aktualisierte, gestaltete und zu verbreiten half. Zwar veränderten sich während des Bürgerkriegs in der Tat die literarischen Produktions- und Rezeptionsbedingungen. Inhaltlich und formal jedoch entfernte sich die libertäre Bürgerkriegsliteratur in signifikanter Weise von ihren ideologischen ‚Wurzeln’. Sie näherte sich stattdessen der profranquistischen Bürgerkriegsliteratur an, aktualisierte nationalistische, kolonialistische und sogar rassistische Theoreme und schuf ihren eigenen Spanienmythos.“ (S.30) Nachdem Michael Seidman in Gegen die Arbeit schon über Abgründe der CNT-Politik informierte, geht es nun also auch noch den LiteratInnen an den Kragen. [17]

Der Diskurs, den Baxmeyer untersucht, darstellt und kritisch diskutiert kreist um das Bild des „ewigen Spaniens“, wobei es darum geht, zu analysieren „ob, wie und vor allem warum sich eine kollektive Identität, nämlich jene der spanischen anarchistischen Bewegung in all ihren politischen Schattierungen, die wesentlich durch ihre Ablehnung des Nationengedankens definiert war, in ihrer literarischen Selbstdarstellung während des Bürgerkriegs“ solchermaßen verschieben konnte (S.50).

Absolut faszinierend jedenfalls sind die Ausführungen über die „anarchistischen Vorstellungen zur Genese eines revolutionären pueblo (…) von einer ästhetischen (Selbst-)Erziehung der Anarchisten“ (S.106), wie sie Baxmeyer anhand des spanischen Vorkriegsanarchismus erläutert. Er meint: „Das Besondere an den bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unbestreitbar revolutionären kulturpolitischen Zielen der Anarchisten war, dass sie stets die schichtenübergreifende kulturelle Produktion miteinbezogen [haben] und niemals nur die Rezeption.“ (S.107) Wieder einmal gelingt es einem Autor, die Attraktionskraft und den besonderen Charme des spanischen Anarchismus darzustellen. Mit dem Bürgerkrieg aber wendet sich in gewisser Weise das Blatt: „Für eine langsame und geduldige ästhetische (Selbst-)Erziehung, wie sie die Anarchisten bis zum Bürgerkrieg propagiert und realisiert hatten, war ab dem 18. Juli 1936 ihrem Verständnis nach keine Zeit mehr. Von nun an galt der unmittelbare Nutzen – auch von Literatur.“ (S.241) Nun habe die „anarchistische Bürgerkriegsliteratur (…) eine ahistorische Essenz ‚wahren Spaniertums’“ postuliert und konstruiert, der „sie eine Neubewertung des pueblo-Begriffs während des Bürgerkriegs zugrunde legte und die die nationale anstelle der sozialen Zugehörigkeit in den Vordergrund rückte“ (S.244). Der Bürgerkrieg wurde so „auch zum dichterischen Kampf darum, wer im Namen der spanischen Geschichte zu sprechen und zu handeln berechtigt sei“ (S.244), „ein regelrechter Kampf um Deutungs- und Definitionsmacht in der Literatur“ (S.328). Dabei seien „zum Teil offen reaktionäre Konzepte, die mit Kollektivsymbolen wie den Reyes católicos oder den conquistadores verbunden waren, (…) keiner kritisch-ideologischen Prüfung mehr unterzogen, sondern im literarischen Diskurs auf jene Aspekte reduziert“ worden, „die das Bild des ‚ewigen’, revolutionären Spaniens stützten. Das ‚ewige Spanien der Anarchie’ wurde von genau den gleichen historischen Helden gestützt und getragen wie das der autoritären Rechten.“ (S.334) Kurz: „Was immer auch nur eine Ahnung nationaler, kriegerischer Größe transportierte, wurde, bildlich gesprochen, in der anarchistischen Literatur des Bürgerkriegs in eine Milizuniform gesteckt, notdürftig ideologisch bewaffnet und an die Front geschickt.“ (S.333) Der wohl „radikalste[.] Bruch mit der universalistischen und egalitären Menschheitsutopie, den die anarchistische Literatur während des Bürgerkriegs vollziehen konnte“ war dabei die „rassistische Verteuflung afrikanischer Menschen als einer Horde unzivilisierter, blutrünstiger Bestien“ (S.363) – was sich auf die afrikanischen Soldaten im Gefolge Francos bezog.

Wie konnte es zu diesem „nationalistischen ‚Schwenk’ in der anarchistischen Literatur“ kommen (S.245)? Baxmeyer präsentiert folgende „Hypothesen“ (S.485): Erstens, als „sicherlich wichtigste Ursache“: „der Bürgerkrieg selbst. Genauer: die Notwendigkeit, der Behauptung der putschenden Militärs, im Namen und zum Wohle Spaniens zu handeln, propagandistisch etwas entgegenzusetzen.“ (S.486) Woraus folgt: „Der Nationalismus der anarchistischen Literatur war ein reagierender Nationalismus.“ (S.487) Zweitens: „der Konformitätsdruck innerhalb der republikanischen Zone (…). Praktisch vom ersten Tage an verlegte sich die republikanische Propaganda auf eine nationalistische Agitation, wenn es darum ging, Machenschaften und Ziele des Kriegsgegners auch international zu delegitimieren“ (S.494). Möglicherweise sei dabei der „anarchistische Nationalismus (…) nicht nur der Versuch, sich von der kommunistischen, sozialistischen oder republikanischen Propaganda nicht delegitimieren und als ‚unspanisch’ hinstellen zu lassen, sondern auch deren vielversprechende Mobilisierungsstrategie zu kopieren“ gewesen (S.499f.). Drittens: „Die nationalistische Utopie war nicht bloß von außen, als ‚ideologischer Fremdkörper’, in das kulturelle Spektrum der Anarchisten eingedrungen. Sie hatte dort seit dem Ende des 19.Jahrhunderts bereits eine feste Heimstatt“ (S.505) – wenngleich sie vor dem Bürgerkrieg äußerst marginal war. Viertens: „Eine letzte, wiewohl nicht zu vernachlässigende Ursache für den nationalistischen ‚Schwenk’ in der anarchistischen Bürgerkriegsliteratur liegt womöglich in der neu definierten Funktion, die diese während des Bürgerkriegs zu erfüllen hatte. (…) Die anarchistische Literatur des Bürgerkriegs war in ihrer überwältigenden Mehrheit weder Revolutionskunst noch revolutionäre Kunst. Sie war Kriegskunst, literatura de combate. Sie sollte agitieren, aufrütteln, ermutigen, zur Beteiligung an Krieg und Revolution auffordern. Die Bilder und Symbole, die sie dafür nutzte, mussten ihren Adressatinnen und Adressaten unmittelbar einsichtig sein. Eine neue, womöglich eigenständigere oder differenziertere Bildsprache zu entwickeln, unternahmen während des Kriegs nur wenige Autorinnen und Autoren.“ (S.514f.)

Festzuhalten sei aber auch: „Die nationalistische Utopie konstituierte sich während des Bürgerkriegs auf der Ebene der Bilder und Symbole, und kaum einmal wurde sie zu einem politischen Programm ausgearbeitet: dem einer populären, anti-elitären, demokratischen, anti-imperialistischen, säkularen oder sogar atheistischen spanischen Volksnation beispielsweise. Diesen Kontext mussten die Rezipienten sozusagen im Stillen ‚mitlesen’, und wenn die Medialität der anarchistischen Bürgerkriegsliteratur eine solche Lektüre auch ohne Zweifel erleichterte, so wurde sie durch die noch zu analysierenden logischen Zwänge, die sich bei der Übernahme einer nationalistischen Topologie in einen libertär-revolutionären Kontext ergaben, gleichzeitig deutlich erschwert.“ (S.479f.) Und Baxmeyer zieht als Möglichkeit auch in Betracht: „Allein die Häufung nationaler Kollektivsymbole in der libertären Bürgerkriegspoesie ließe sich ebenso gut als Indiz dafür deuten, dass die neue, nationalistische Deutung von Krieg und Revolution keine selbstverständliche Akzeptanz fand. (…) Hier zeigt sich, dass vor allem ältere, streng syndikalistisch und antinationalistisch geprägte Anarchistinnen und Anarchisten (…) den patriotischen Zungenschlag ihrer (nicht nur literarischen) Propaganda eher mürrisch oder überhaupt nicht zur Kenntnis nahmen.“ (S.485) Man muss sich bei alledem auch vor Augen führen, dass Baxmeyer seine Aufmerksamkeit einem streng eingegrenzten Gegenstand widmet. So meint er beispielsweise auch, dass „in der anarchistischen Prosa und auf dem Theater (…) Raum für eine differenziertere Auseinandersetzung mit nationalistischen Topoi“ blieb, und dieser auch genutzt wurde (S.516). Und das Verhältnis, bzw. der wechselseitige Einfluss von Dichtung und anarchistischer Politik müsste erst noch geklärt werden. So zeigen Beispiele, dass es hier auch spürbare Differenzen gab. Beispielsweise wurde die Heiligengestalt der Virgen [Jungfrau] del Pilar – als „am stärksten propagandistisch wie literarisch umkämpfte[s] religiöse[s] Kollektivsymbol des Bürgerkriegs“ (S.465) – von der anarchistischen Bürgerkriegsliteratur positiv besetzt, während die anarchistische Presse „in der Figur der Heiligen und ihrer Basilika (…) kaum etwas anderes als Symbole des verhassten Katholizismus“ sahen (S.468).

Kurz und gut: Baxmeyers Buch diskutiert auf anschauliche und spannende Weise ein hochinteressantes Thema und ist weit entfernt von irgendwelchen billigen Lobeshymen oder Verteufelungen. Mal von einer anderen Seite her gibt er einen Einblick in jenes so außergewöhnliche Ereignis Ende der 30er Jahre, das – so merkwürdig das nach den obigen Ausführungen klingen mag –meines Erachtens nach wie vor etwas absolut Faszinierendes hat. Vielleicht ist es die in ihr enthaltene Ambivalenz … das „menschliche“?

Schluss

Nun hilft Faszination für sich genommen kaum jemandem. Und beide Bücher verweisen vor allem auf ein Problem, dem sich der Anarchismus zu stellen hat: dem Handeln in Räumen verdichteter Gewalt, bzw. im Krieg. Felix Schnell hatte lapidar gemeint: „Schlichte Tatsache ist wohl, dass Anarchismus im Krieg ein schlechter Ratgeber ist, und Machno verhielt sich entsprechend, denn er war zwar ein Draufgänger und Revolutionär, aber kein Idiot.“ (S.297) Tatsächlich haben sich die „idiotischen“ AnarchistInnen immer wieder am Problem des Krieges gerieben. So wies Volin mit Hinblick auf Machno auf die „Gefahr“ hin, die selbst „eine freie und volkstümliche Armee, die aus Freiwilligen zusammengesetzt ist“ darstelle, wenn sie „Gefallen an der Machtausübung“ findet (Volin 1976 S.169f.). Rudolf Rocker meinte ganz ähnlich: „Nicht bloß, daß der Krieg im allgemeinen verheerend auf die Natur des Menschen wirkt, indem er fortgesetzt an seine brutalsten und grausamsten Triebe appelliert, die militärische Disziplin, die er erfordert, erstickt auch jede freiheitliche Regung im Volke und züchtet systematisch jenen Ungeist des Kadavergehorsams, der noch immer der Vertreter jeder Reaktion gewesen ist.“ (Rocker 1949: S.100) Und es war Simone Weil, die das klassische Dilemma benannte: „Es scheint, als habe eine im Krieg befindliche Revolution nur die Wahl, den tödlichen Schlägen der Konterrevolution zu erliegen oder durch den Mechanismus des militärischen Kampfes selbst zur Konterrevolution zu werden. Die Aussichten der Revolution scheinen dadurch sehr begrenzt, denn kann eine Revolution den Krieg vermeiden? (…) Solange wir nicht erkennen können, wie diese Herrschaft der Apparate über die Massen im Akt des Produzierens oder des Kämpfens selbst zu vermeiden ist, hat jede revolutionäre Anstrengung etwas Verzweifeltes“ (Weil 1933: S.16 und S.18). Tröstet über diese Verzweiflung hinweg, dass der Anarchismus zunehmend in die öffentliche Debatte gerät und auch vermehrt in der akademischen Forschungslandschaft wahrgenommen zu werden scheint. [18] Nein, das hilft nicht, denn: „Wer will – vor allem innerhalb der Linken – schon gegen Herrschaftsfreiheit, soziale Gerechtigkeit und gegenseitige Hilfe Stellung beziehen? Der Knackpunkt ist in der Regel nicht die Idee, sondern das Realisierungspotential. (…) Es ist die Aufgabe der Apologet_innen des Anarchismus, diesen als tatsächlich ernstzunehmende revolutionäre Bewegung zu beweisen bzw. mehr sein zu lassen als idealisierter historischer Referenzpunkt, moralisches Hoheitsgebiet oder identitär-subkultureller Rückzugsraum.“ (Kuhn 2012) Dass ein unreflektierter Verweis auf „Machno“ oder „Spanien“ dazu nicht ausreicht, sollte mehr und mehr selbstverständlich sein.

[1Am Rande sei vermerkt: Viele hier nicht thematisierte Aspekte in Schnells Studie sind interessant – so z.B. seine Skizzierung bäuerlicher Widerstandsstrategien, wenngleich manches kontrovers diskutiert werden könnte: z.B. die sehr stark an eine Sichtweise bei Hobbes erinnernden Aspekte, wobei Schnell, anders als sein Förderer Jörg Baberowski (Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt) den modernen Staat nicht aus der Gewaltgeschichte herausnimmt, sondern – bei allem Fokus auf „staatsferne Räume“ und deren Gewaltpotential –festhält, dass – wie das sowjetische Beispiel vor allem der 1930er Jahre zeige –, „ein staatliches Gewaltmonopol keineswegs eine Garantie für die Abwesenheit von Gewalt“ ist, es vielmehr „Grundlage systematischer Terrorgewalt von oben“ sein kann (S.541f.).

[2Emma Goldman berichtet über ein Zusammentreffen mit den Anarchisten Aaaron Baron und Joseph Goodman, die ihr mitteilten: „Wiederholt hatte er [Machno] die Anarchisten im ganzen Land aufgefordert, die Möglichkeiten der Propaganda, die der Süden bot, auszunutzen. Er würde uns alles Notwendige zur Verfügung stellen, Geldmittel, eine Druckmaschine, Papier und Boten, sagten unsere Genossen und drängten auf eine schnellere Entscheidung.“ (Goldman 1931: S.742)

[3Der Anarchismusforscher Paul Avrich nennt sie „the most important anarchist history of the Russian Revolution in any language“ (Avrich 1988: 132).

[4Bemerkenswert ist, dass Schnell damit im Grunde nahelegt, dass Machno selbst eine Art Stalin gewesen sei. Tatsächlich ist es erstaunlich, wie sehr bestimmte Muster, die Schnell bei Machno herausarbeitet, denjenigen ähneln, die Baberowski an Stalin beschreibt (siehe dessen Verbrannte Erde). Möglicherweise bestehen hier Ähnlichkeiten, möglicherweise verweist dies aber auch auf die Abstraktheit eines analytischen Konzeptes von Gewaltforschung, mit dem kaum mehr differenziert analysiert werden kann. Bei Baberowski jedenfalls erscheint Machno am Rande als „Anarchist und Bandit“ (Baberowski 2012: S.50) und gewöhnlicher „Warlord[.]“ (ebd. S.75).

[5Schnell meint aber auch, dass Machno für jemanden aus der Unterschicht über einen „überdurchschnittlichen Wissenstand“ verfügt habe, was auch „von großer Bedeutung für seine Entwicklung als Anführer“ gewesen sei (S.290).

[6„Diese Funktionen kompensierten die Tatsache, dass die Machnovščina, die auch als Speerspitze einer agrarrevolutionären Bewegung angetreten war, im Verlauf des Bürgerkriegs kein höheres Ziel mehr verfolgte. Der Anarchismus war kein sinnstiftendes Element – selbst in seiner auf die bäuerliche Freiheit (volja) reduzierten Form. Man wollte keine Herren, wollte selbst Herr, wollte frei sein. Und solange es andere gab, die sich zu Herren aufwarfen, konnte man nur kämpfen. Es mag sein, dass die volja oder volnica der Welt zumindest eines Teils der Machno-Soldaten eine gewisse utopische Tiefe verlieh. Aber wahrscheinlich ist, dass es für die meisten so etwas wie eine konkret denkbare Zukunft kaum gab und die Welt buchstäblich auf das Hier und Jetzt zusammenschmolz. Die nackte Existenz, das Überleben wurde so zum Ziel.“ (S.359)

[7Bedenkenswert sind Schnells Ausführungen, dass es sich bei antisemitischen Pogromen durch Angehörige der Machno-Armee „eher um Einzelfälle“ gehandelt habe und Neigungen zu Pogromen, wenn überhaupt, dann nur „in Bezug auf die deutschen Kolonisten und Mennoniten“ zu konstatieren seien (S.347). In gewisser Weise, so Schnell, „kann man sagen, dass die Mennoniten und deutschen Siedler eine ähnliche Funktion hatten wie die Juden im Westen und im Zentrum der Ukraine: Sie waren eine fremde, wenn nicht feindliche Minderheit, der gegenüber alles erlaubt war.“ (S.348)

[8Zwei Beispiele: „Die Offiziere wurden nacheinander erschossen, einer von ihnen, der gewagt hatte, angesichts Machnos Auftritt zu lächeln, als letzter. Als man mit den Offizieren fertig war, zeigte Machno auf einen jungen Soldaten: ‚Das ist ein Offizier, er hat eine Herrenfresse!’ Der Soldat sagte, er sei Regimentsschreiber, das könnten die anderen bezeugen. Er könne schreiben?, fragte Machno, dann sei er wohl Gutsbesitzersohn, und befahl, ihn abzuführen. Der Soldat sah sich in Panik hilfesuchend um. Ein Machno-Soldat nahm ihn ein Stück zur Seite, hielt ihm sein Gewehr hin und forderte ihn auf, das Laufende zu küssen – dann werde er leben. Der Soldat tat wie ihm geheißen. In diesem Moment knallte es trocken“ (S.351) Oder: „Auf der Straße wurde buchstäblich auf alles geschossen, was sich bewegte, danach das Geschäftszentrum der Stadt geplündert und größtenteils in Schutt und Asche gelegt. Inmitten des Tumults stand Machno an einem kleinen Feldgeschütz und ließ auf die höchsten Gebäude feuern.“ (S.198)

[9Eine andere Rezension weist in die gleiche Richtung: „Basierend auf der Auswertung umfangreicher bisher noch nicht bzw. wenig genutzter Archivmaterialien kann Schnell belegen, dass etwa das bis in die Gegenwart virulente Bild von den Bauernanarchisten und ihrem Traum von einer herrschaftsfreien Welt literarische Konstrukte ex post darstellen, die mit der Wirklichkeit der Machno-Armee wenig gemein haben.“ (Mark 2012)

[10So meint Schnell zu Machnos „berühmt-berücksichtigt[en]“ Alkoholexzessen, dass diese „eine wichtige Funktion für die Reproduktion seiner Autorität spielten und seinem Ansehen bei den Bauern gerade nicht schadeten“ (S.343): „Mit Alkoholismus hat dies vermutlich weniger zu tun als mit der traditionell wichtigen Rolle, die Alkohol als ländliche Alltagsdroge und Vergemeinschaftungsmittel spielte.“ (S.321)

[11Was soll man beispielweise von folgender Anekdote halten: „Zwei Anarchisten, denen – man muss sagen: seltsamerweise

] – die Bewachung der Kriegskasse anvertraut worden war und die als eine ihrer ersten Amtshandlungen – nicht ganz unerwarteterweise [

– einen Geldschrank aufbrachen, erschoss Machno Čubenko zufolge buchstäblich in derselben Minute, in der er davon erfuhr.“ (S.326)

[12So, wenn Schnell meint, dass das von Machno in der Regel fast schulterlang getragen Haar, dessen „Negation zivilisierter Erscheinungsformen“ verkörpere (S.317).

[13An anderer Stelle nennt er sie – wohl abschätzig – „Schreibtisch-Anarchisten“ (S.308), um zu unterstreichen, dass sie kaum so recht wüssten, wovon sie sprechen. Dies obwohl er anfangs Arschinoff als „autodiktatisch gebildete[n] [Metall]Arbeiter“ vorgestellt hatte, „der später auch schriftstellerisch tätig“ geworden sei (S.290).

[14Dieser Hinweis auf Volin soll aber nicht nahelegen, dass dessen Kritik im Anarchismus breit rezipiert worden wäre, Schnells Arbeit also offene Türen einrennen würde. Eher das Gegenteil ist wohl zutreffend.

[15Mit einiger Spannung ist deshalb auch eine als mehrbändig konzipierte Dokumentation zu Machno und der Machno-Bewegung zu erwarten, die vom Verlag Edition AV angekündigt wird.

[16So Martin Baxmeyer im Gespräch mit mir, das demnächst erscheinen wird, in: Philippe Kellermann (Hg.). Anarchismusreflexionen. Zur kritischen Sichtung des anarchistischen Erbes. Verlag Edition AV.

[17Generell sei angemerkt: Da ich selbst kein spanisch kann und die meisten Gedichte etc. nicht übersetzt sind, musste ich mich weitgehend auf Baxmeyers Ausführungen zu den jeweiligen Gedichten verlassen.

[18So meint Baxmeyer: „Das wissenschaftliche Interesse am Anarchismus als politischer Kraft hat in den vergangenen 20 Jahren einen Aufschwung erlebt, der im Grunde nur mit dem wiedererwachten Interesse an nicht-marxistischen bzw. –kommunistischen Widerstandsbewegungen während der 60er Jahre zu vergleichen ist.“ (S.20)

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