FORVM, No. 432
Dezember
1989

Dokumente widerlegen Tito

Pauschalangriffe auf Titos Namen und Werk, ohne fundierte Analyse und spezifische Argumentation, hat das Zentralkomitee des Kommunistischen Bundes Jugoslawiens — entnehmen wir der „Politika“ vom 28. Oktober 1989 — als „zur Zerstörung gesellschaftlicher Grundwerte und Zerstörung von Jugoslawien selbst führend“ beurteilt. Neben Stimmen im ZK, die sich in diesem Zusammenhang für eine selbstkritische Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit aussprechen, gibt es auch Rufe nach Verantwortung vor dem Gesetz.

Unser Text enthält eine massive Kritik an Tito und die Berichtigung von Titos Klitterung einer entscheidenden historischen Periode — unser Text und sein Autor müssen also, als wohlfundierte Analyse und höchst spezifische Argumentation, im Sinne des ZK straffrei sein.

Wir publizieren diese Forschungsarbeit wegen ihres internationalen Interesses an „Glasnost“ des stalinistischen Zeitalters in der Übersetzung von Maja Schlatte und, wegen seiner besonderen, auch aktuellen Bedeutung für die Selbstfindung einer historisch unentstellten jugoslawischen Identität, zugleich im serbokroatischen Original.

Pero Simić ist Redakteur der größten jugoslawischen Tageszeitung „Većernje Novosti“, mit Zuständigkeit für die Geschichte des Kommunistischen Bundes Jugoslawiens, sowie der Komintern. -Red.

Pero Simić

Zufällig oder absichtlich hat der Marschall von Jugoslawien, Josip Broz Tito, während der fast vier Jahrzehnte, in denen er — teils im Auftrag der Komintern und Stalins, teils selbständig und unantastbar — das Zentralkomitee der KPJ geführt und geleitet hat, keine der drei grundsätzlichen Fragen im Zusammenhang mit seiner Wahl in diese Funktion geklärt. Die Funktion des politischen Sekretärs des ZK der KPJ war offenbar die wichtigste in seinem Leben, auf ihr baute seine gesamte militärische, staatsmännische und politische Karriere auf.

Die drei Fragen, die Tito nicht mit Tatsachen beantwortet hat, sind sehr einfach: Wann, wie und warum hat ihn die Komintern, also die Kommunistische Internationale, als politischen Sekretär des ZK ihrer jugoslawischen Sektion eingesetzt?

Zufällig oder absichtlich hat Tito in acht offiziellen Geschichten, die er im Laufe seines Lebens von sich gegeben hat, darüber mindestens zehn verschiedene Versionen dargelegt.

Obendrein ist — zufällig oder absichtlich — die letzte Geschichte, die Tito darüber im Jahre 1977 in seinem Heimatdorf Kumrovec erzählt hat, im Vergleich mit allen vorangegangenen, am konfusesten und widersprüchlichsten geraten — und geblieben.

Denn er hat in dieser autorisierten, sorgfältig durchkomponierten und systematisch dosierten Geschichte, die den Hörern der Zentralen Parteischule vorgelesen wurde, gleichzeitig erklärt, daß er sogar an einem bestimmten Tag Sekretär des ZK der KPJ geworden ist — am 17. August 1937, als er von Jugoslawien kommend in Paris eintraf, wo sich damals der Sitz des ZK der KPJ befand — aber vielleicht auch einige Tage früher, als ihn die Komintern über die Ablöse des politischen Sekretärs des ZK der KPJ Milan Gorkic „schon unterrichtet hatte“ und ihm „gleichzeitig das Mandat übertrug, auch das politische Sekretariat des ZK der KPJ anzuführen“. Und nicht nur das. Parallel dazu erklärte Tito einige Minuten später in Kumrovec, daß dieses Mandat erst „Anfang Jänner 1939“ „definitiv bestätigt wurde“, aber daß „unsere Sache“ schon zuvor positiv gelöst worden wäre — „Ende November, Anfang Dezember 1938“.

Zufällig oder absichtlich — dieses gesamte Verwirrspiel wurde zusätzlich durch die Tatsache verkompliziert: einige Monate nach Titos Geschichte wurde der „17. August 1937“ in Jugoslawien auch offiziell wie inoffiziell zu jenem Datum erklärt, an dem Tito „Generalsekretär des ZK der KPJ geworden war“. Dies wird bis zum heutigen Tag in Jugoslawien für eine unzweifelhafte Tatsache gehalten.

Die Entscheidung für den 17. August als Tag der Einsetzung Titos in dieses Amt machte mich mißtrauisch. Vor allem, weil diese Entscheidung auf Grund der offensichtlich unvollendeten Geschichte Titos fiel, aber auch nicht minder, weil Tito im Jahre 1977 die Möglichkeit verlauten ließ, daß er bereits vor dem 17. August 1937 zum politischen Sekretär des ZK der KPJ aufgestellt worden wäre.

Die Überraschung war um so größer, als ich mich bald davon überzeugen mußte, daß auch alle früheren Geschichten Titos über seinen Aufstieg an die Spitze des ZK der KPJ widersprüchlich waren und deshalb weder die Kommunisten Jugoslawiens, noch die jugoslawische oder die Weltöffentlichkeit die echte Wahrheit darüber kennen, wie und unter welchen Voraussetzungen Tito tatsächlich zum politischen Sekretär des ZK der KPJ ausgewählt wurde.

Widersprüchliche Geschichten: Tito

Diese Überraschung, begleitet von einer Reihe von Zweifeln, wuchs mit der Zeit zu einer besonderen Herausforderung an. Dieses Gefühl, das mich jeden Tag mehr beherrschte, ließ meine Neugierde wachsen, der zufällig oder absichtlich umgangenen Wahrheit hinter dieser Schlüsselstelle in Titos Biographie auf die Spur zu kommen.

Zur Wahrheit konnte man nur mit Hilfe von historischen Originaldokumenten gelangen. Man kam sehr schwer an sie heran, und was sich in den Gesammelten Werken von Josip Broz Tito fand, war völlig unzureichend, um alle Rätsel um Titos Wahl zum Politischen Sekretär des ZK der KPJ überhaupt zu überblicken, geschweige denn auch nur teilweise zu entwirren.

Auch das, woran man im Archiv des ZK des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens gelangen konnte, war unzureichend, während es praktisch unmöglich war, an das einschlägige Archivmaterial der Komintern heranzukommen, die ein unantastbares Recht hatte, die politischen Sekretäre und Zentralkomitees aller ihrer Sektionen auszuwählen und auszuwechseln.

Damals, zu Beginn meiner Nachforschungen im Jahre 1977-1978, habe ich nicht einmal geahnt, daß sich viele wertvolle Dokumente, ja sogar solche, die zum Teil direkt und zum Teil mittelbar seine Wahl zum ersten Mann des ZK der KPJ betreffen, in Titos gut bewachtem Privatarchiv befinden, das in seiner Belgrader Residenz untergebracht ist.

Wenn auch äußerst zermürbend, waren die verschiedenen Schwierigkeiten, ja auch Gefahren, die die Suche nach den Dokumenten begleitet haben, gleichzeitig auch herausfordernd. Denn schon nach den ersten Hürden wurde immer klarer, daß das Kontroverse in Titos Geschichten wahrscheinlich gar nicht zufällig war. Deshalb ist parallel mit der Ahnung, daß sich hinter allem gewichtige politische Interessen verbargen, und erst recht nach der Entdeckung, daß Tito erst wesentlich später in diese Funktion des Politischen Sekretärs gelangte, als er dies in irgendeiner seiner Geschichten gesagt hatte, wuchs auch die Ausdauer zur Überwindung aller Hindernisse, ohne Rücksicht auf Risken und Entbehrungen.

Obwohl die Ausdauer stetig zunahm, zeitweise in Fanatismus überging, hat das Zusammentragen und Vervollständigen dieser authentischen Dokumente, ihre Einzel- und Vergleichsanalyse, das Dechiffrieren und Vergleichen des Materials mit Titos eigenen acht Geschichten sehr lange gedauert. Das Ende dieser mühevollen Arbeit war jahrelang kaum abzusehen. Einige Male kam ich in Versuchung, doch lieber meine Finger davon zu lassen, aber jedesmal hat sich, mit kleiner oder größerer Verspätung — zumindest als Embryo — ein Hoffnungsstrahl abgezeichnet, aus dem Labyrinth von Titos Geschichten und ihren zahlreichen Irrwegen vielleicht trotzdem herausfinden zu können.

Nach mehrjährigen Versuchen, die eine eigene Geschichte verdienten, wurde das Ziel dieser Tage trotzdem Wirklichkeit.

Decknamen — Echtnamen

  • Walter — Josip Broz Tito
  • Milan Gorkic — Josip Cižinski, Sommer
  • Fleischer — Ivan Gržetic
  • Mitar, Rozenko — Rudoljub Colakovic
  • Louis, Valic, Vallitsch — Prežihov Voranc
  • Luj — Lovro Kuhar
  • Wilhelm — Wilhelm Pieck
  • D — Georgi Dimitrow
  • Obarov — Labud Kusovac
  • Zeljezar — Ivan Maric
  • Senjko — Vladimir Copic
  • Meine Firma, meine Familie — KPJ
  • Meine Söhne, meine Brüder — Mitglieder des Politbüros des ZK der KPJ
  • Sanatorium — Schule der Komintern
  • Ercoli — Palmiro Togliatti
  • Tante — Polizei
  • Andrejev — Božidar Maslaric
  • Petrov — Ivan Krndelj
  • Hernet, Oskar — Karl Hudomalj
  • Bistri — Srdja Prica
  • Dobri — Boris Kidric
  • Vlado — Karlo Luter
  • Vlado — Živojin Pavlocic

Josip Broz Tito ist nicht an die Spitze des ZK der KPJ aufgestiegen, weder im „Frühjahr 1938“, noch „Ende des Jahres 1937“ — beide Varianten hat er 1940 lanciert — anläßlich der V. Bundeskonferenz der KPJ — mit der Behauptung: daß gerade zu diesem Zeitpunkt „mit Wissen der Kommunistischen Internationale das neue ZK der KPJ mit ihm an der Spitze gegründet wurde“.

Das ist Tito auch „Anfang 1937“ nicht gelungen, als ihn angeblich „die Komintern auf diesen freigewordenen Platz gesetzt hat“ — wie er 1952 in seiner Autobiographie angab, geschrieben für „Life“, die auch in vielen anderen Magazinen weltweit veröffentlicht wurde.

Tito wurde es auch nicht „nach einer gewissen Zeit“ im „Sommer 1937“, als ihn angeblich Wilhelm Pieck, Funktionär des Balkansekretariats der Komintern, darüber informierte, daß Milan Gorkic, Sekretär des ZK der KPJ, mit richtigem Namen Josip Cižinski,

abgelöst wurde und ihn ermächtigte, die Verantwortung für die Arbeit des ZK der KPJ zu übernehmen.

Das war auch „Ende 1937“ nicht der Fall, als ihn über all das Georgi Dimitrow, Generalsekretär der Komintern, informiert haben soll, der ihm

mitteilte, daß ich als Mandator zum Generalsekretär des ZK der KPJ bestellt wurde.

Vladimir Ćopić

Beide Versionen hat Tito mit der Anmerkung, daß er „keine Ambitionen gehabt habe, die Führung zu übernehmen“ und daß er sogar „nie daran gedacht hatte“, Wort für Wort autorisiert und über seinen Mitarbeiter Vladimir Dedijer 1953 in den ersten und einzigen offiziellen Beiträgen zu seiner Biographie in Jugoslawien veröffentlichen lassen. Im Brief an Dedijer bestätigt Tito nicht nur seinem Biographen schwarz auf weiß, daß dieser seine Gespräche mit ihm „getreu aufgezeichnet“ hatte, sondern behauptet auch, daß „die Tatsachen genau festgestellt und dargelegt wurden“. Auf Grund der zweiten Variante in diesem Buch (Titel: „Josip Broz Tito — Beiträge zur Biographie“) wurden in Jugoslawien am 7. Dezember 1957 und am 28. Dezember 1967 zwei feierliche Sitzungen des ZK des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens abgehalten — aus Anlaß von Titos Partei-„Jubiläen“.

Grgur Vujović

Es war auch nicht der Fall an jenem nicht identifizierten Tag und Jahr, von dem Tito 1960 in seinem Text „Erinnerungen an die Vorkriegsjahre“ erzählte, als er — zum ersten und einzigen Mal eingestehend — schrieb, daß er in Moskau Charakterisierungen über jugoslawische Kommunisten geschrieben hat, die bei den stalinistischen Säuberungen in der UdSSR umgekommen sind. Er schrieb auch, daß er „erst als das — mit den Charakterisierungen — zu Ende war“ „zu Dimitrow gegangen ist“ und daß er dann „die Bevollmächtigungen erhalten hat“, das ZK der KPJ anzuführen. Bezeichnend, daß Tito auch damals, 1960, über das tragische Schicksal dieser jugoslawischen Kommunisten ohne Belastung geschrieben hat. Ihre Tragödie

erscheint nur seltsam,

Wenn man die Dinge aus unserer jetzigen Perspektive betrachtet.

Nicht weniger bezeichnend ist es auch, wenn er damals schrieb, daß

wir einige von ihnen werden rehabilitieren MÜSSEN.

Es war auch nicht der Fall im Sommer des Jahres 1937, als

mich die Komintern darüber informierte und mir gleichzeitig das Mandat übertrug, auch das politische Sekretariat des ZK der KPJ anzuführen.

und als „ich Generalsekretär geworden war“, wie Tito 1967 auf der Konferenz der Belgrader Kommunisten sagte.

Das war auch „Ende 1937“ nicht der Fall, als Tito, wie er 1972 in einem Interview für Radio Belgrad behauptete, „per Flugzeug nach Moskau reiste“, als „er nicht wußte, worum es sich handelt“ und als ihm Dimitrow „das Mandat übertrug, daß ich die Geschäfte ALS Generalsekretär führe“ und ihm mitteilte:

Ich möchte helfen, soviel ich nur kann, aber die anderen WOLLEN NICHT. Geh’, schau dazu, daß ihr die Dinge in Jugoslawien so bald wie möglich konsolidiert.

Kamilo Horvatin

Es geschah auch nicht „Mitte August 1937“, als Tito auf Einladung der Mitglieder des Politbüros des ZK der KPJ, Rodoljub Colakovic und Sreten Žujovic, nach Paris kam, „um die Führung der KPJ zu übernehmen“, weil sich sein Vorgänger Milan Gorkic nach seiner Abfahrt von Paris nach Moskau, wohin ihn die Komintern dringend gerufen hatte, angeblich überhaupt nicht meldete, „nicht einmal, daß er dort gut angekommen sei“ — wie Colakovic 1972, als Titos Kronzeuge, in seinem Buch „Erzählungen über eine Generation“ geschrieben hat. Es war nicht der Fall, denn Tito konnte nicht „die Führung der KPJ übernehmen“ ohne das Einverständnis der Komintern, das er damals weder mündlich noch schriftlich erhalten hatte — und auch deshalb nicht, weil die Behauptung, daß die Führung der KPJ mit Gorkic keine Verbindung hatte, völlig unrichtig ist, da ihm derselbe Colakovic am 14. August 1937 nach Moskau schrieb:

Ich habe gehofft, daß du etwas mehr über unseren Standpunkt melden wirst (über das Abkommen der jugoslawischen Regierung mit dem Vatikan), aber du hast dich auf eine allgemeine Anweisung beschränkt: ‚sich einigen und sich einschalten‘. Ich glaube, du wirst selbst einsehen, daß das ungenügend ist und daß du uns mit ERSTER POST ETWAS MEHR MELDEN WIRST.

Vojislav Vujović

Es war auch nicht der Fall, weil weder aus diesem, noch aus anderen Briefen herauszulesen ist — auch nicht zwischen den Zeilen —, daß er auch nur einen Augenblick lang den Verdacht hatte, die Stellung Gorkics in Moskau, in der Pariser Zentrale der KPJ oder in Jugoslawien selbst wäre in irgendeiner Weise in Frage gestellt, so daß Colakovic zusammen mit Žujovic deshalb beschlossen hätte, Tito zu rufen, damit er „die Führung der KPJ übernimmt“.

Es war auch nicht der Fall, ungeachtet dessen, was Tito selbst 1977 in seiner letzten Geschichte behauptet hatte, mit großen Korrekturen, die sie noch konfuser und unfertiger erscheinen ließen als es irgendeine vorangegangene gewesen war; als er zuerst im Grundsätzlichen der Version des Colakovic von seiner Übernahme des Steuers im ZK der KPJ folgte, um dann eben diese Version mit der Behauptung

die Komintern HATTE mich SCHON verständigt GEHABT.

von der Ablöse Gorkics zu dementieren und hinzuzufügen:

So bin ich EIGENTLICH Generalsekretär geworden.

Es war nicht der Fall, obwohl Tito auch diese letzte und alle vorhergegangenen Geschichten darüber systematisch vorbereitet hatte, so daß auch dieser Teil seiner letzten Geschichte sehr übereinstimmend war mit jener, die er 1967 von sich gegeben hatte. Der Unterschied liegt darin, daß er diesmal vier neue Wörter hinzufügte:

„HATTE“, „SCHON“, „GEHABT“ und „EIGENTLICH“.

Sima Marković

An der Spitze des ZK der KPJ gesetzt wurde Tito weder „zu Beginn“, noch „im Sommer“, noch „Ende 1927“, noch zu irgendeiner anderen Jahreszeit des folgenden Jahres 1938. Das ist nicht einmal im Jahre 1939 definitiv geschehen ...

Im August 1937 ist Tito, aus Jugoslawien kommend, nur in Paris eingetroffen und nichts weiter. Dann hat er nur begonnen, für etwas zu kämpfen, woran er „nie gedacht hatte“ und dieser Kampf sollte so lang und ungewiß sein, daß er nicht nur Mitte 1938 — wie einer von seinen engsten Mitarbeitern sagt, der hochrangige Stalin-Informant Josip Kopinic —, sondern auch später nicht wissen wird „woran er ist“ und ob er den Kampf erfolgreich beenden wird.

Radomir Vujović

Und was das für ein Kampf war, wie lange er gedauert hat und wann, warum und wie Tito zu dem gekommen ist, woran er „nie gedacht hatte“, werden wir am besten sehen, wenn wir Schritt für Schritt verfolgen, was er damals tat, welche Depeschen er schrieb und an wen er sie schickte, wenn wir mit ihm zweimal nach Moskau reisen, wenn wir in seine Berichte an die Komintern hineinschauen und in die Beschlüsse, die sie daraufhin traf.

Zu guter Letzt, wenn wir noch einmal einen Sprung nach Moskau machen, indem wir seinen speziellen Abgesandten begleiten, der nach Titos detaillierten Anweisungen im Herbst 1940 der Komintern referierte, daß es Tito gelungen ist „so rasch wie möglich Schwächen und Mängel in der Arbeit der KPJ zu beseitigen“ — wonach dann alles an seinem Platz war.

Fangen wir der Reihe nach an.

Jovan Mališic

Einige Monate bevor Tito im August 1937 aus Jugoslawien nach Paris eilte, führten Milan Gorkic und Ivan Gržetic, Vertreter der KPJ bei der Komintern, einen äußerst interessanten Briefwechsel. Gorkic schrieb an Gržetic, er solle Dimitri Manuilski, einem engen Mitarbeiter Stalins und einem der Sekretäre der Komintern, empfehlen, daß „er in Zukunft nicht die Partei anknurren soll“, gemeint war die KPJ, bevor er Informationen, die von verschiedenen Seiten über die KPJ zu ihm kommen, nicht „genau überprüft“ hat. Einige Male forderte er, daß Gržetic „Luci, Walters Frau, sofort nach Paris schickt“, kritisierte die Leute in der Komintern, daß sie „langsam arbeiten“, erklärte selbstbewußt, daß „wir“ im ZK der KPJ „nicht warten konnten“ auf die Anweisungen der Komintern, sondern daß sie sich selbst für den „Kurs der Selbständigkeit“ und für die Suche „nach neuen Wegen“ entschieden haben. Im letzten Brief, geschrieben am 31. Mai 1937, hat Gorkic offen gefordert, daß ihm Gržetic meldet „wen von unseren Leuten der Nebel verschlungen hat“ beziehungsweise welche jugoslawischen Kommunisten Stalins NKWD in der UdSSR verhaftet hat, weil — wie er sagt — „wir das absolut wissen müssen“.

Gržetic hat Gorkic darauf aufmerksam gemacht, daß „er sich nicht lächerlich machen und später Sonden schlucken will“, daß er an den Direktiven der Komintern festhalten soll, und: „Du weiß ebenso wie ich“, erwähnt Gržetic, „wie lang diese Sonden sind und wie tief sie eindringen, so daß es später schrecklich brennt.“ Gržetic nahm es Gorkic übel, daß der Text, der am 13. Jahrestag von Lenins Tod gewidmet war und im „Proleter“, dem Blatt der KPJ erschien, „nur einspaltig war“, und daß er außerdem nicht sein Einverständnis gab, jene Jugoslawen aus der KP auszuschließen, die von den stalinistischen Säuberungen betroffen waren, und er riet ihm, „sehr vorsichtig“ zu sein, weil sich Manuilski „sowieso schon über dich ärgert“.

Stjepan Cvijić

In dieser Situation wandte sich Tito zehn Tage nach seiner Ankunft in Paris, am 28. August, brieflich an Wilhelm Pieck und beschwerte sich bei ihm, „daß wir schon vier Wochen keine Nachrichten, weder von Sommer noch von Fleischer haben“ beziehungsweise von Gorkic und Gržetic. Dieser Brief widerlegt nicht nur Colakovic, sondern auch Tito selbst, der dessen Version übernommen hatte, daß sich Gorkic überhaupt nicht aus Moskau meldete, „nicht einmal, daß er dort gut angekommen ist“, so daß Tito deshalb „im Sommer 1937“ nach Paris kam um „die Führung der KPJ zu übernehmen“. Denn aus diesem Brief geht deutlich hervor, daß sich Gorkic um den 1. August, vier Wochen vor dem 28. August, gemeldet hatte.

Knapp einen Monat nach diesem Brief schreibt Tito am 21. September an Gorkic und Gržetic. Und beschwert sich, daß es

schon zwei Monate her ist, seit Sommer weg ist und 6 Wochen, seitdem von euch nichts kommt.

Tito denkt offenbar an Geld, denn in der Fortsetzung sagt er:

Ihr schickt uns ständig neue und immer neue Manuskripte, die bei uns in der Schublade liegen, denn wie allgemein bekannt, kann man Bücher nur herausbringen, wenn man Mäuse hat.

Auch aus diesem Brief ist ersichtlich, daß Gorkic seit seiner Abreise nach Moskau nicht nur gemeldet hatte, daß er dort gut angekommen war, sondern den Mitgliedern der Führung der KPJ in Paris auch Buchmanuskripte geschickt hat. Aus dem Brief ist sogar ersichtlich, daß Tito überzeugt war, Gorkic werde dies auch weiterhin tun, denn er schreibt:

Schicken sie uns Literatur über den 3. Fünfjahresplan, damit wir sie für unsere legalen Zeitungen ins Land schicken können.

— gemeint war Literatur über den 3. Fünfjahresplan der UdSSR. In Jugoslawien wird offiziell behauptet, daß Tito diesen Brief nur an Ivan Gržetic geschickt hat, aber diese Annahme ist unrichtig, weil Tito in einer Reihe früherer Briefe niemals mit Gržetic per Sie war, so daß man mit Bestimmtheit sagen kann, daß dieser Brief sowohl an Gorkic als auch an Gržetic gerichtet war.

Dieser Brief ist auch deshalb bedeutsam, weil aus ihm hervorgeht, daß sich Gorkic und Gržetic bei der Pariser Zentrale der KPJ auch um den 10. August gemeldet hatten, weil von diesem Tag bis zum 21. September, als Tito den Brief abschickte, genau 6 Wochen vergangen waren. Und zwar jene

6 Wochen, seitdem von euch nichts kommt.

als von Gorkic und Gržetic kein Geld eintraf und Wilhelm Pieck weder auf den Brief vom 28. August antwortete, noch auf Titos Angebot, daß er bereit sei, aus Paris einen Sprung nach Moskau zu machen, bestellt Tito Pieck in einem „streng vertraulichen“ Brief am 2. November:

Ich habe deine Mitteilung erhalten, daß ich mit der Abreise (nach Moskau) warten soll ... Ich meine, daß auch ich gehört werden sollte vor der Lösung unserer Probleme. Jede halbherzige Lösung kann meiner Meinung nach für uns nur von Schaden sein.

Djuro Cvijić

Wenn er von „halbherziger Lösung“ spricht, denkt Tito sicherlich an den freigewordenen Platz des politischen Sekretärs des ZK der KPJ. Dies bedeutet, daß er wahrscheinlich durch irgendwelche nachrichtendienstliche Kanäle erfahren hatte, daß Milan Gorkic in Moskau verhaftet worden war. Übrigens war zu dem Zeitpunkt, als Tito diesen Brief schrieb, Gorkic bereits als „Volksfeind“ verurteilt und wurde noch am selben Tag, an dem das Urteil ausgesprochen wurde, am 1. November, getötet.

Pieck hat auch diesen Brief nicht beantwortet, so daß Tito sich erneut am 5. Dezember an ihn wandte. Er informierte ihn über die politischen Verhältnisse in Jugoslawien und schrieb gegen Ende bittend:

Wir ersuchen sie um ihre Meinung.

Das beharrliche Schweigen der Komintern ließ Tito anscheinend zweifeln, ob seine Depeschen und Briefe überhaupt in „die richtigen Hände“ gelangten. Das geht auch aus seinem Brief vom 20. Dezember hervor, gerichtet an die „lieben Genossen“ in der Komintern:

Bis jetzt haben wir euch regelmäßig jede Woche ein bißchen was geschickt,

schreibt Tito.

Jedoch wir haben keine Bestätigung von euch, ob ihr etwas erhalten habt, genauso wie wir schon lange keinerlei Nachrichten, Informationen, Ratschläge und keine Hilfe von eurer Seite erhalten.

Auch auf diesen Brief kam keine Antwort, doch Tito blieb weiterhin beharrlich, so daß er sich am 11. Jänner 1938 wieder mit einem Brief bei Pieck meldete, in dem er ihn mit „lieber Freund“ ansprach. Der erste Satz dieses Briefes straft alle Konstruktionen Titos Lügen, wonach er „Ende 1937“ in Moskau gewesen wäre und ihm damals Dimitrow „mitgeteilt hat, daß ich als Mandator als Generalsekretär des ZK der KPJ eingesetzt werde“, oder daß er ihm das Mandat verliehen hätte „die Geschäfte ALS Generalsekretär zu führen“. Dieser Satz lautet:

Deinen Brief vom 17. 12. (1937) erhalten erst am 7. dieses Monats. Ich war 12 Tage fort in P(rag) und W(ien) auf Turistenreise und zwecks Erledigung anderer Firmen-(Partei-)angelegenheiten.

Wann also ist Tito wirklich nach Moskau gegangen, um zu versuchen, die Funktion des Sekretärs des ZK der KPJ, der jugoslawischen Sektion der Komintern zu bekommen?

Als „Mitglied des ZK der KPJ“
Komintern-Dokument über die Titos Ankunft in Moskau am 24. August 1938

Josip Broz Tito kam erst am 23. August 1938 nach Moskau, was aus dem Dokument ersichtlich ist, das über seine Ankunft in der Hauptstadt der UdSSR in der Komintern angelegt wurde. In diesem Dokument, in dem die Komintern Tito als „Mitglied des ZK der KPJ Jugoslawiens“ bezeichnet, weil er zu jener Zeit nur das und nicht mehr gewesen ist, wird der Kandidat für die Neubesetzung als Sekretär des ZK der KPJ mit seinem Moskauer Pseudonym Walter angesprochen.

Titos Vorbereitungen für diese Reise hatten sehr lange gedauert.

Kosta Novaković

Anfang 1938 schrieb Tito für den „Proleter“, das Zentralorgan der jugoslawischen Kommunisten, drei Artikel. Im ersten, „Trotzkisten — Agenten des internationalen Faschismus“, übernimmt er, ohne auch nur einen Funken Reserve, die lügenhaften, mit rauhesten Methoden herausgepreßten „Beweise“ aus den monströsen stalinistischen Prozessen in Moskau, bei denen Stalin überall um sich und in der ganzen UdSSR den Tod säte. Sich auf alle Gegner Stalins stürzend, selbst auf solche, die auch im geringsten an Josif Wissarionowitsch zweifeln mochten, erklärt Tito alle diese unschuldigen Menschen zu Verbrechern. Stalins Zorn gegen seinen Opponenten nennt Tito „den Zorn des sowjetischen Volkes“, und die Farce-Urteile des Moskauer Diktators, der mehr Kommunisten als alle anderen Diktaturregimes der Welt ermordet hat, nennt er „Proletarische Gerechtigkeit“.

Sich daran begeisternd, daß Stalins Schwert „mit aller Gewalt auf die Köpfe dieser monströsen Verbrecher gefallen ist“, schreibt Tito in diesem Text Worte, die nicht den mindesten Zweifel an seiner damaligen stalinistische Überzeugung zulassen:

Du wirst viele versteckte Trotzkisten hören, wie sie sagen: Ich bin kein Trotzkist, aber ich bin auch kein Stalinist. Wer so spricht, der ist sicher Trotzkist.

Trotzkisten — das waren damals alle, die nicht mit Herz und Seele für Stalin waren — sind für Tito

Agenten des Faschismus, die größten Feinde der Arbeiterklasse, der Freiheit und der Demokratie,

während die beharrlichen, grenzenlos ergebenen, durch Taten erprobten Stalinisten die einzig wahren Kämpfer für — nicht mehr und nicht weniger — Freiheit und Demokratie sind.

In seinem zweiten Artikel — „Anläßlich des Plenums des ZK der SKP (b) vom Jänner 1938“ — mahnt Tito, Stalin zitierend:

Man muß wissen: ‚Die Partei ist für jedes Parteimitglied zu einem wichtigen und großen Teil geworden und die Mitgliedschaft oder der Ausschluß aus der Partei — das sind große Brüche im Leben des Menschen‘. Das muß man verstehen: ‚Für ordentliche Mitglieder der Partei ist in der Partei zu sein oder aus ihr ausgeschlossen zu werden — eine Frage von Leben und Tod!‘ (Stalin).

Der dritte von Titos Beiträgen „Noch einmal über den Verräter Muk“, war Adolf Muk gewidmet, dem Mitglied des ZK der KPJ, den die damalige jugoslawische Regierung 1937 zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt hatte. Tito nimmt Muk mit Verbitterung übel, daß er

während der Prozesse gegen trotzkistische Banditen in Moskau 1936 den Standpunkt vertrat, den vielen Sozialdemokraten und kleinbürgerliche Philister hatten: ‚Man hätte diese Leute nicht gerade in dieser Situation erschießen sollen, denn das wird uns nur schaden‘.

In der Manier eines hartgesottenen Stalinisten schreibt Tito in diesem Artikel, daß

einzelne kommen und gehen, aber das ZK als Forum bleibt

und daß

unsere Partei allem zum Trotz wächst, sich entwickelt und stählt.

Einen Monat nach der Niederschrift dieser Programmbeiträge meldete sich Tito erneut aus Paris bei Wilhelm Pieck. Das war am 26. Februar 1938. Indem er für die KPJ den Decknamen „meine Familie“ gebrauchte, schrieb Tito in seinem Brief, daß

leider die Frage meiner Familie noch nicht gelöst ist

und von Pieck forderte er, daß der

den Lauf unserer Sache beschleunigt.

Aber die Ungewißheit dauerte fort und nahm bald dramatische Ausmaße an, denn einige Tage später verständigte Georgi Dimitrow, der Generalsekretär der Komintern, über das ZK der KP Frankreichs die übrigen Funktionäre der KPJ in Paris schriftlich davon, daß Milan Gorkic in der UdSSR

als Spion des englischen Geheimdienstes

verhaftet worden war und daß

die übrige Leitung der KPJ aufgelöst wird, mit der Auflage, daß alle Mitglieder in Paris bleiben — zur Verfügung der Komintern,

daß die Arbeit der KPJ

in Jugoslawien suspendiert wird, bis die Komintern einen Sonderbescheid erlässt

und daß die finanzielle Hilfe für die KPJ und den Bund der Kommunistischen Jugend Jugoslawiens eingestellt wird, „bis die Komintern einen anderen Beschluß fasst“. Diesen Brief von Dimitrow verlas Tito zweien Funktionären der KPJ, Ivan Mariic und Labud Kusovac, im Gebäude des ZK der KP Frankreichs einer der Sekretäre der französischen Kommunisten, Morris Trean, dessen Pseudonym Legro war.

In dieser Situation, die er sicherlich als einen gewissen Schock erlebte, meldet sich Tito in der zweiten März-Hälfte und am 1. April 1938 direkt bei Georgi Dimitrow. Im ersten Brief stellte Tito mit Bedauern fest, daß ihm Pieck auf keinen einzigen Brief geantwortet hat und daß „unsere Frage“ noch nicht gelöst sei. Er informiert ihn, daß er

ununterbrochen daran gearbeitet hat,

daß mir persönlich die Reise ins Land genehmigt wird, oder daß mir zumindest erlaubt wird, jemanden anderen zu schicken, denn die Situation ist so, daß sie unaufschiebbar die Anwesenheit eines maßgeblichen Freundes erfordert,

um so mehr, als

seit August vorigen Jahres, als ich das Land verlassen habe, noch niemand dort gewesen ist.

Filip Filipović

Trotz dieser Beurteilung, die suggeriert, daß die KPJ im Lande vor dem Zerfall stand, sagt Tito seinen Brief fortsetzend, die Autorität der KPJ sei „außerordentlich gewachsen“. Indem er bedauert, daß er seitens der Komintern „acht Monate ohne irgendeine moralische Unterstützung und materielle Hilfe geblieben“ sei, meldet Tito an Dimitrow, er werde nun „an Ort und Stelle arbeiten“, in Jugoslawien. Er sei sich dabei „der Verantwortung bewußt“, „die wir vor dir für diese Entscheidung tragen“, aber es sei „im Interesse unserer Firma und der Kommunistischen Internationale, dies sofort durchzuführen“, und er werde deshalb versuchen, „eine provisorische Führung“ zu bilden, die an den laufenden Fragen der KPJ arbeiten soll, „bis unsere Frage von dir gelöst wird“.

Im zweiten Brief benachrichtigt Tito Dimitrow, daß er nach Jugoslawien aufbricht, um

die notwendigsten Maßnahmen durchzuführen, damit in der Firma kein Chaos entsteht

und damit

ich in diesen schweren Stunden für die Firma alles unternehme, was ich nur kann, um sie vor verschiedenen Erschütterungen zu bewahren.

Er macht darauf aufmerksam, daß man sich

hüten sollte vor verschiedenen ‚gutmeinenden‘ Elementen, die sich für ‚Retter‘ halten und eigentlich fähig wären, aus eigenen krankhaften Ambitionen heraus der Firma den größten Schaden zuzufügen.

Diese Gefahr ist um so größer, weil verschiedene trotzkistische Elemente und andere Feinde der Firma

versuchten, sich in der KPJ einzuschleichen. Geängstigt von der Möglichkeit, daß die Komintern eventuell einen anderen Kandidaten zu ihrem Vertrauten in Jugoslawien wählt, suggeriert Tito, daß es

schlecht wäre, eine Führung aus irgendeiner alten Garnitur zu bilden.

Er schlägt vor, daß das neue ZK der KPJ aus

ergebenen und bewährten Arbeitern im Lande

zusammengesetzt wird, denen sich nur

zwei bewährte Intellektuelle

beigesellen sollen. Er betont noch einmal, daß in Jugoslawien

unsere Arbeit und die Autorität unserer Firma ungeheuer im Ansehen gestiegen sind,

was in offensichtlichem Widerspruch zur Beurteilung steht, daß er sich nach Jugoslawien begibt

um die wichtigsten Maßnahmen durchzuführen, damit in der Firma kein Chaos entsteht.

Er lobt vor Dimitrow:

wir haben einen phantastischen Kader,

der nicht von Gorkovismus verdorben ist, dem Einfluß des Milan Gorkic, den ja

am Terrain außer ein paar Intellektuellen, die sonst keine Bedeutung haben, niemand kennt,

und er gibt Charakterisierungen aller fünf Mitglieder von Gorkics Politbüro der Partei.

„Colakovic ist“, schreibt Tito, „zu früh in diese Position gekommen ... Unter den Einfluß von Gorkic geraten ... kann in einer künftigen Kombination nicht in Frage kommen, aber es wäre schade, ihn zu vernichten, weil er theoretisch sehr tüchtig ist.“

Žujovic ist ein „sehr guter Masovik, bescheiden und zu jeder Arbeit bereit ... nicht in gleichem Ausmaß unter den Einfluß von Gorkic geraten“, hat aber „trotzdem zuwenig Widerstand gezeigt“.

Franc Leskošek ist „volkstümlich und ergeben ... hat Gorkic nicht einmal gesehen“.

„Der fünfte bin ich“, stellt Tito sich vor. „Über mich werde ich dieses Mal gar nichts sagen, lieber sollen andere sprechen. Ich kann nur sagen, daß ich niemals jemandes Mann war, sondern nur der der Firma, und ein solcher werde ich auch bleiben.“

Zwei Wochen später, am 13. April, meldet Tito seinem Vertreter in Paris, Lovro Kuhar, daß die Lage in der KPJ im Lande „sich zum Verzweifeln begonnen hat zu verschlechtern, weil die Nachrichten über Gorkic bekannt geworden sind“ und kündigt an, daß er „mit Volldampf“ arbeiten werde. In der zweiten Mai-Hälfte meldet er, daß er nicht „besonders optimistisch“ sei, daß aber „hier in der letzten Zeit große Erfolge gelungen sind“.

In dieser Situation kehrte Tito im Juni 1938 nach Paris zurück, von wo er im nächsten Monat noch einmal an Georgi Dimitrow schrieb:

Ich befinde mich schon einen Monat lang hier in Paris, wohin ich auf deine Aufforderung hin gereist bin, um die Reise zu dir fortzusetzen. Obwohl gleich nach meiner Ankunft alles oben gemeldet wurde (er meint die Komintern) damit mir alles besorgt wird, was für die Reise nötig ist, warte ich bis heute vergebens auf die Einreisegenehmigung. Die Situation in unserer Familie (KPJ) verlangt, daß unsere Frage je früher und je schneller gelöst wird. Deshalb bitte ich dich, alles zu tun, damit ich die Einreisegenehmigung bekomme.

Josip Kopinic, ein hochrangiger Informant Stalins und einer der nächsten und vertrautesten Mitarbeiter Titos, hat sich — nach dem zu schließen, was er den Mitarbeitern des Archivs des ZK des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens erzählt hat — große Verdienste bezüglich der Einreisegenehmigung für Tito in die UdSSR erworben. Auf Titos Bitte hin ist er mit

200 Tausend (französischen) Francs in der Tasche

in die UdSSR aufgebrochen, um die Frage zu beantworten, die ihm Tito in Paris gestellt hatte:

Ich möchte wissen, woran ich bin ... So kann man nicht leben.

Die Mission von Kopinic wurde erfolgreich abgeschlossen, Tito bekam die „Einreisegenehmigung“ hauptsächlich deshalb, weil sich Stalins Vertreter in der Komintern „hier in diesem Fall tatsächlich eingemischt haben ... hier haben sie sich wirklich auf unsere Seite gestellt“, sagt Kopinic. Aber es hatte etwas länger gedauert, so daß Tito am 8. August 1938 — nachdem er auf den vorhergegangenen Brief keine Antwort erhalten hatte — wieder an Dimitrow schrieb:

Ich bitte dich noch einmal: daß du im Interesse unserer Partei und der Kommunistischen Internationale die Lösung unserer Frage beschleunigst. Ich warte hier wiederum zwei Monate, damit ich zu dir reisen kann.

Als er endlich in Moskau ankam, verfaßte Tito am 2. September 1938 einen Bericht, in dem er anführte, daß er

diszipliniert alle Aufgaben der Kommunistischen Internationale ausgeführt hat,

daß die KPJ

gute und zahlenmäßig nicht gerade geringe Kader hat, ... der Komintern absolut ergeben.

Auch im zweiten „Bericht über die Partei (von Walter, Jugoslawien)“ sagte Tito, er

weiß, daß unsere Parteiaktive der Komintern ergeben ist

und daß

diese Ergebenheit die Garantie für die Komintern ist, daß wir mit Hilfe der KI bald alle diese Schwierigkeiten werden bewältigen können.

In einem Referat, verlesen am 17. September 1938 bei der Sitzung des Sekretariats der Komintern, teilte Tito mit, daß

der neuen Führung die Aufgabe bevorsteht, die Partei von verschiedenen fraktionistischen und trotzkistischen Elementen zu säubern.

Den Vorschlag wiederholend, daß die

Führung größtenteils aus Genossen aus dem Land zusammengesetzt werden soll

und daß

unsere Partei im Lande volles Vertrauen gegenüber der KI besitzt,

unterstrich Tito:

Sie wird gerne jede Entscheidung annehmen, die die Kommunistische Internationale trifft.

Milan Gorkić = Josip Čižinski

Zu dieser Zeit und auch später, lange bevor unsere „jugoslawische Frage“ gelöst werden wird, hat Tito in der Komintern Charakterisierungen einer Reihe von jugoslawischen Kommunisten geschrieben, die bald in den stalinistischen Säuberungen verschwinden sollten. Darüber hat Tito das erste und einzige Mal in seinem Leben im Jahre 1960 gesprochen, in den „Erinnerungen an die Vorkriegsjahre“, als er sagte, daß er Unannehmlichkeiten hatte, weil er über einen jugoslawischen Kommunisten — Kamiko Horvatin — eine relativ positive Charakterisierung geschrieben hatte, weshalb er später, wie er sagte, „vorsichtig war“, als er andere Charakterisierungen schrieb.

Bei der Sitzung des Sekretariats der Komintern, bei der Tito erklärte, daß die KPJ

gerne jede Entscheidung annehmen wird, die die Kommunistische Internationale trifft,

wurde eine vierköpfige Kommission gegründet, welche die Direktiven für die „Konsolidierung“ der KPJ vorbereiten sollte. In der Kommission befanden sich drei Funktionäre der Komintern — Manuilski, Kunsinen und Moskwin — sowie Josip Broz Tito.

Im Bericht, der das Datum vom 2.9.1938 trägt, hat Tito die Komintern darüber informiert, daß er in Jugoslawien vor seiner Ankunft in Moskau

eine Beratung mit bestimmten Genossen, Mitgliedern des ZK Sloweniens, des ZK Kroatiens und mit zwei Mitgliedern aus der Parteiführung Serbiens organisiert

habe, und daß er damals „eine provisorische Führung für laufende Fragen“ gebildet hat, bis „unsere Frage in der Kommunistischen Internationale gelöst ist“. Im Archiv des ZK des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens war es jedoch bis heute nicht möglich, irgendein Protokoll zu finden, nicht einmal irgendeine Erinnerung irgendeines Teilnehmers an diesem Treffen, woraus man auch nur ungefähr hätte feststellen können, wann und wo diese „Beratung“ abgehalten wurde, welche Genossen daran teilgenommen hätten und wer alles in diese „Führung“ gewählt worden wäre.

Antun Mavrak

Einen Monat nach der Sitzung des Sekretariats der Komintern, am 17. Oktober, schreibt Tito in Moskau einen Brief an Georgi Dimitrow, in dem er seine Meinung darlegt, daß die Frage der KPJ „jetzt im Großen und Ganzen gelöst ist“, wobei er sicherlich an den Beschluß der Komintern denkt, der einen Monat zuvor gefaßt worden war, daß nämlich ein „Entwurf einer Resolution über die Aufgaben der KPJ“ vorbereitet wird und daß in die Kommission, die dieses Dokument vorlegen sollte, neben drei Funktionären der Komintern auch Tito selbst gewählt worden war.

Indem er Dimitrow vor Augen führte, daß die jugoslawische Regierung Milan Stojadinovic „die Parlamentswahlen für Anfang Dezember dieses Jahres angesetzt hat“, sagt Tito:

Deshalb muß ich sofort ins Land reisen, damit ich alles nur Mögliche tun kann für die Vorbereitung unserer Partei in diesem entscheidenden Kampf. Ich möchte jedoch so gerne, daß wir einander sehen. Ich bin zutiefst überzeugt, daß mein Treffen mit Ihnen historische Bedeutung haben wird, nicht nur für mich persönlich, sondern — was am wichtigsten ist — für die Entwicklung unserer Partei. Deshalb bitte ich, mir zu ermöglichen, daß ich sie je eher sehe und über die Angelegenheiten unserer Partei sprechen kann. Ich erwarte Ihre Antwort mit Ungeduld.

Die Tatsache, daß Dimitrow nicht nur Titos Wunsch nach der Abreise nach Jugoslawien nicht entsprochen hat, sondern ihn auch nicht zu einem Gespräch empfangen hat, ist ein weiterer Beweis dafür, daß „die Frage der KPJ“ und die des freigewordenen Platzes des politischen Sekretärs ihres Zentralkomitees in der Komintern auch im Oktober 1938 noch nicht gelöst war.

Abermals richtete Tito einen Brief an Dimitrow am 2. November 1938. Obwohl das Sekretariat des Exekutivkomitees der Komintern noch nicht die „Resolution über die KPJ“ angenommen hat, sagt Tito in diesem Brief, daß er

hoffe, bald ins Land zu reisen, damit er je eher an die Verwirklichung jener Aufgaben schreiten kann, die in der Resolution angeführt sind.

Aber ich würde mir sehr wünschen,

ergänzt Tito,

daß ich mich vor der Abreise mit Ihnen treffen kann, weil ich dieses Treffen für sehr wichtig halte — für unsere Partei und insbesondere für mich.

Es fällt auf, daß Tito in diesem Brief die Reihenfolge der wichtigen Gründe für dieses Treffen mit Dimitrow verändert hat. Im vorhergegangenen Brief hatte er angeführt, daß

mein Treffen mit Ihnen historische Bedeutung haben wird, nicht nur für mich persönlich, sondern auch — was am wichtigsten ist — für die Entwicklung unserer Partei,

und im zweiten Brief hält er dieses Treffen für

äußerst wichtig für unsere Partei und insbesondere für mich.

Dimitrow bittend, zu seiner „frühestmöglichen Rückkehr ins Land“ beizutragen, sagt Tito:

Ich bitte Sie ebenfalls, mich zu empfangen und mir Ihren Rat in verschiedenen Fragen zu erteilen.

Dimitrow hat Tito dann bald, endlich, empfangen. Der versprach ihm, daß die KPJ

das Schandmal von ihrem Namen vor der Komintern abwaschen wird.

Mit den Vorbereitungen „das Schandmal zu entfernen“ beendete Tito in jenen Tagen auch die Abfassung der „Resolution über die Arbeit unter der Jugend Jugoslawiens“, der zuerst das Exekutivkomitee der Kommunistischen Jugendinternationale zustimmte, und am 20. Dezember 1938, bei seinen „fliegenden Konsultationen“, auch das Sekretariat der Komintern. In diesem programmatisch-kandidativen Dokument hat der Kandidat für die Funktion des neuen Sekretärs des ZK der KPJ eine der zentralen Richtlinien der Arbeit unter der Jugend Jugoslawiens so formuliert:

Nur durch systematisch marxistisch-leninistische Erziehungsarbeit ist die Heranbildung neuer Kader aus den Reihen der Arbeiter- und Bauernjugend, aber auch der Schuljugend zu erzielen, die mit grenzenloser Ergebenheit und Liebe zur Komintern erfüllt sind, gegenüber unserem Führer und Lehrer, Genossen Stalin.

Sechs Tage später wurde in der Komintern die Prozedur zur Annahme des wichtigsten Dokuments in Bewegung gesetzt, von dessen Realisierung am meisten abhing, ob es Tito gelingen würde, vor der Komintern „das Schandmal von der KPJ abzuwaschen“, und das hat vor allem bedeutet, vor „unserem Führer und Lehrer, Genossen Stalin“, und ob Tito wirklich zum Sekretär des ZK der KPJ gewählt werden würde. Dies geschah am 26. Oktober 1938, als Wassil Kolarow, Mitglied des Präsidiums des Exekutivkomitees der Komintern, den „Entwurf der Resolution des ZK der KPJ Jugoslawiens“ mit einem Begleitbrief an Dimitrow schickte.

Er schlägt Dimitrow vor, dieses Dokument zu genehmigen, „als Grundsatzvorschlag“, den die Führung der KPJ ausgearbeitet hat, und daß dieser „als Direktive für die Arbeit der Führung der Partei in der folgenden Periode“ dienen soll. Kolarow schlägt vor, daß sich die „provisorische Führung für laufende Fragen“ verpflichtet, einen Brief an die Kommunisten Jugoslawiens zu schreiben und zu drucken, in dem sie die konkreten Aufgaben der KPJ auf der Grundlage dieser Direktive erklären und die Kommunisten auffordern wird, „die Reihen in der Parteilinie dichter zu schließen“. Am Ende des Briefes formuliert Kolarow, an die „provisorische Führung für laufende Fragen“ denkend, den Vorschlag, daß „die bisherige Zusammensetzung des ZK als vorläufige Führung festgestellt wird“. Diesen Vorschlag schwächte Dimitrow etwas ab, indem er nach der Bezeichnung „ZK“ die Bezeichnung „im Lande“ einfügte und das Wort „festgestellt“ durch „für ... gehalten wird“ ersetzte.

Erst nach diesen Interventionen setzten, auf Vorschlag von Kolarow, auch Dimitri Manuilski, Georgi Dimitrow, Wilhelm Florin und Klement Gottwald nachträglich ihre Unterschriften darunter; beide Resolutionen, über die Jugend wie über die Partei, wurden bei den „fliegenden Konsultationen“ der Mitglieder des Sekretariats der Komintern, endgültig beschlossen und am 5. Jänner 1939 veröffentlicht. Dimitrow war damals — wie man auch aus der Geschichte Titos, die 1972 über RTV Belgrad gesendet wurde, erahnen konnte — bereit „zu helfen so viel er nur kann“, also schon damals Tito zum Parteisekretär einzusetzen, aber als „diese anderen (in der Komintern) nicht wollten“, trug er ihm nur auf, daß er „die Dinge in Jugoslawien so schnell als möglich konsolidieren solle“, dann werde er endgültig auch politischer Sekretär und die komplette oder erweiterte und ergänzte „provisorische Führung für laufende Fragen“ werde in das neue ZK der KPJ umgewandelt werden.

Um sich von der Mission, die Tito damals anvertraut wurde, ein Bild zu machen, muß man sagen, daß in der „Resolution des ZK der KPJ“ Tito und seinen Mitarbeitern in der „provisorischen Führung für laufende Fragen“ Anerkennung gezollt wurde, weil es ihnen gelungen sei, im Übereinkommen mit der sozialdemokratischen Partei und der jugoslawischen Gewerkschaftsführung die Angriffe gegen die sozialistische Heimat Sowjetunion (und das heißt, gegen Stalin) in der Sozialistischen Presse in Jugoslawien zu stoppen. Unter den wichtigsten Aufgaben, auf die die KPJ besonderes Augenmerk richten sollte, wurde in der Resolution die „Popularisierung des Erfolges und der Politik der Sowjetunion“ bzw. Josif Wissarionowitsch Stalins angeführt. Mit einem gewissen Zynismus wurde in der Resolution vermerkt, daß die KPJ gerade auf diese Art und Weise „ihre selbständige Organisation bewahren wird“.

Am Ende des Dokuments heißt es:

Es ist unbedingt notwendig, im Lande einen kurzen historischen Kursus über die KPdSU herauszugeben und dessen Studium seitens aller Parteiangehörigen und Mitglieder des Bundes der Kommunistischen Jugend Jugoslawiens zu organisieren, unter der Leitung erfahrener Propagandisten, damit jeder, der so einen Kursus absolviert, imstande ist, sich in der Parteipolitik und in der Arbeit selbständig zu orientieren.

Mit solchen Richtlinien also, an deren Abfassung er auch selbst aktiv teilgenommen hatte, verließ Tito Ende Jänner 1939 Moskau. Obwohl schon seit Juni 1938 von Jugoslawien abwesend und obwohl er noch im Oktober und November 1938 von Dimitrow verlangt hatte, daß er sofort „ins Land reist“ und daß „er so früh wie möglich an die Verwirklichung jener Aufgaben schreitet, die in der Resolution angeführt sind“, Aufgaben der KPJ also, die damals als Resolution noch gar nicht angenommen waren, kam Tito erst am 10. März 1939 in Jugoslawien an. In der Zwischenzeit hatte Tito dringendere Geschäfte. Er versuchte, auf alle Art die Situation bei den jugoslawischen Kommunisten in Paris zu bereinigen, die im Wissen, daß Tito noch kein Mandat von der Komintern besaß, eine neue Führung der KPJ formiert hatten, von der Tito nicht anerkannt wurde, und sich darauf vorbereiteten, eine neue Nummer des Parteiblattes „Proleter“ herauszugeben.

Sobald er in Jugoslawien ankam, setzte Tito eine Sitzung der „provisorischen Führung für laufende Fragen in der KPJ“ an, bei der er nicht nur die Anführer der jugoslawischen Kommunisten in Paris aus der Partei ausschloß. Die Säuberungsaktion war, nach Stalins Vorbild in der UdSSR, wesentlich breiter angelegt. Laut Protokoll dieser Sitzung wurden aus der KPJ alle ehemaligen Funktionäre ausgeschlossen, weil Tito sie alle der Reihe nach zu „fraktionistischen und antiparteilichen Elementen“ erklärte. Darunter waren praktisch alle früheren Sekretäre des ZK der KPJ. Das unbarmherzige Schwert der Säuberungen ging auch auf alle jene jugoslawischen Kommunisten nieder, die „oben (in der UdSSR) saßen“ (verhaftet), das waren mehr als 100. Ihnen allen hat Tito übelgenommen, daß sie die „Komintern betrogen“ hätten, daß sie „Verbindungen zum Klassenfeind unterhielten“, und daß sie „Feinde der Partei und des Volkes“ wären. Die große Mehrheit von ihnen war bereits zu diesem Zeitpunkt in der UdSSR nicht nur inhaftiert, sondern auch umgebracht worden, so daß der Ausschluß aus der KPJ eine nachträgliche, zusätzliche Begründung für die vorangegangene Liquidierung dieser unschuldigen Leute war, die Chruschtschow alle rehabilitiert hat, während der Prozeß der Rehabilitierung in Jugoslawien bis zum heutigen Tag nicht abgeschlossen ist.

Ferner schlug Tito in dieser Sitzung vor — und alle Anwesenden (es waren fünf: Milovan Djilas, Josip Kraš, Edvard Kardelj, Franc Leskošek und Ivo Lola Ribar) waren damit einverstanden —, daß eine sorgfältige „Säuberung“ der ganzen Partei und eine „Überprüfung aller Führungskader“ durchgeführt wird.

Über keine der Entscheidungen dieses Treffens sind die jugoslawischen Kommunisten, bis zum heutigen Tag, jemals vollständig informiert worden.

Einige Tage nach dieser historischen Sitzung hat Tito für den „Proleter“ den Text „20. Jahrestag der KPJ“ geschrieben. In mehr als 90 Prozent des Inhalts dieses Artikels spricht Tito davon, daß die KPJ in allen zwanzig Jahren ihres Bestehens kontinuierlich „den Kampf der Arbeiterklasse gegen die herzlose Ausbeutung angeführt“ habe. Indem er Stalin, „dem großen Führer und Lehrer des Internationalen Proletariats“, dankt, daß er der Kommunistischen Partei Jugoslawiens seinen „leninistischen Standpunkt in der nationalen Frage auferlegt hat“ sieht es aus, als ob Tito zuerst sich selbst und dann den übrigen Mitgliedern der „provisorischen Führung für laufende Fragen“ und der Komintern Anerkennung zollt:

Dank dem Kader, der ohne Einschränkung der Partei ergeben ist und der im täglichen, rauhen Kampf gestählt wurde, ist es der Partei gelungen, alle Schwierigkeiten zu überwinden. Heute, nach zwanzig Jahren ihres Bestehens, hat die Partei mit Hilfe der Komintern den Ballast abgeworfen, der sie in ihrer Entwicklung gehindert hat und besitzt jetzt alle Voraussetzungen, eine starke Massenpartei zu werden ...

Anfang April 1939 verfaßte Tito einen „Offenen Brief an die Mitglieder der KPJ“, in dem er mitteilte, daß im Jahre

1937 in den Reihen unserer Partei und in ihrer Leitung Spione und Feinde der Partei und der Arbeiterklasse entdeckt wurden.

Stolz darauf, daß die Komintern bzw. Stalin

auch dieses Mal unserer Partei

geholfen haben, behauptet er, daß die KPJ aus allem „gestärkt hervorgegangen ist“ und daß sie auch „in Zukunft“ ihre Reihen säubern wird, und zwar nicht nur von

ungesund und antiparteilich Eingestellten,

sondern auch von

verdächtigen Elementen.

Das alles nennt Tito

einen historischen Wendepunkt.

Anfang Mai 1939 informierte Tito seinen Abgesandten in Paris, Lovro Kuhar, daß die „Firmenleitung“, was soviel heißt wie „provisorische Führung für laufende Fragen“, „sich konstituiert hat“, und zwar „vier Tage nach Eintreffen von Walter“ (= Tito), und daß die „Sitzung vier Tage gedauert hat“. Aus dem Protokoll dieser Sitzung ist ersichtlich, daß sie drei und nicht vier Tage gedauert hat, und daß sie am 19., 20. und 21. März abgehalten wurde, was soviel wie neun und nicht vier Tage nach dem „Eintreffen Walters“ war, denn er war am 10. März 1939 in Jugoslawien angekommen.

In diesen Tagen beschäftigt sich Tito wieder liebedienerisch mit dem Trotzkismus, der gerade, als Tito um den freigewordenen Platz des Sekretärs des ZK der KPJ kämpft, ein erstklassiges Thema der stalinistischen ideologischen und programmatischen Kampagne ist. Jenen, die sich mit Leib und Seele in diese Kampagne einschalteten, war eine rasche und steile Karriere garantiert und natürlich auch der Titel eines rechtgläubigen, erprobten Stalinisten. Die Terminologie, die Tito in dieser Kampagne benutzt, ist im Grunde dieselbe wie jene, die in Stalins ZK der KPdSU praktiziert wird. So schreibt Tito in der Mai-Ausgabe des „Proleter“, daß alle jene, die Stalin kritisieren, faschistisch-imperialistische Banditen, Spione, Schädlinge, Diversanten und Mörder sind. Über André Breton sagt er, er sei ein „Pariser Trotzkist und bougeoiser Degenerat“; über Stalin, er sei „der beste Nachfolger“ der dialektischen Schule von Engels und Lenin; über den toten Buharin, er sei ein „Hitler-Spion“; über Stalins Regime, es sei die „Festung des internationalen Proletariats“, und über die KPJ, daß es am wichtigsten ist, daß sie Kader erzieht, so wie sie „Lenin und Stalin erzogen haben“.

In der gleichen Ausgabe des „Proleter“ bewundert Tito „die unbarmherzigen Säuberungen“ in der UdSSR, Stalin ist „ein weiser Führer“, seine Verfassung „die demokratischste der Welt“, unter seiner Leitung gibt es in der UdSSR „keine Unterdrückten und Ausgenützten“, Stalins Staat ist der „modernste und fortschrittlichste Staat der Welt“.

Nach allem, was er getan hatte, meldete sich Tito im Juni 1939 mit einem Brief bei Georgi Dimitrow:

Jetzt kann ich Ihnen melden, daß ich fast alle Aufgaben, die sie mir übertragen haben, durchgeführt habe. Aber ich habe dafür viereinhalb Monate gebraucht, und nicht drei ...

Sich der Vollmundigkeit seiner Behauptung bewußt, daß er „fast alle Aufgaben erfüllt hat“, schreibt Tito am Ende des Briefes an Dimitrow auch dieses:

Meine Anwesenheit hier ist einige Zeit noch unbedingt nötig, damit ich die WICHTIGSTEN Aufgaben erledige. Trotzdem erwarte ich ihre Meinung dazu.

Trotzdem eilte Tito Anfang September per Bahn mit dem „Krasnaja strela“ (Roter Blitz) von Leningrad, wohin ihn der Frachter „Sibir“ gebracht hatte, nach Moskau, wo er bis zum 26. November 1939 blieb. Als „disziplinierter Kommunist“ nahm er an der Sitzung der Vertreter der Komintern und einiger ihrer Sektionen teil, bei der über den gerade unterzeichneten Nichtangriffs-Pakt zwischen Hitler und Stalin gesprochen wurde, schrieb „Charakterisierungen“ zahlreicher jugoslawischer Kommunisten und Jugend-Aktivisten, und am 23. Dezember legte er einen detaillierten Bericht über die Situation in Jugoslawien vor. Zu diesem Bericht schrieb Wilhelm Pieck einen kurzen Begleitbrief an Dimitrow, in dem er mitteilte, daß er in der Anlage einen Bericht des jugoslawischen Genossen Walter (Tito) schickt, „verfaßt auf Grund der gemeinsamen Beratungen zur Situation im Lande, zur Lage der Partei und zu ihren Aufgaben“.

Daß es Tito bis dahin nicht gelungen war „alle Aufgaben“ in Jugoslawien zu erledigen, sieht man daran, daß er in diesem Bericht zugibt, daß „es uns in Jugoslawien nicht gelungen ist, die genaue Zahl der Parteimitglieder festzustellen“, weil „wir nur aus Slowenien und Monte Negro genaue Angaben bekommen haben“. Trotzdem referiert er:

mit Hilfe des Exekutivkomitees der Komintern ist die KPJ aus dem Zerfall und der schlechten Lage herausgekommen, in die sie durch die Schädlingsarbeit der früheren Führer der Partei, die sich als fremde Agenten in ihren Reihen erwiesen, gebracht wurde.

Er berichtet „daß die Ausrichtung des politischen Kurses der Partei im Geiste der Beschlüsse der Komintern“ korrigiert wurde, hält es aber für nötig zuzugeben, daß die „KPJ ihre Anstrengungen verdoppeln“ müsse „zur politischen und organisatorischen Stärkung der Partei“, und daß das alles erreicht würde, wenn die „KPJ in weitem Ausmaß den ‚Kurzen historischen Kursus der KPdSU‘ nützt, sowie andere marxistisch-leninistische und stalinistische Literatur“.

Das Sekretariat der Komintern nahm „den Bericht des Genossen Walter zur Kenntnis“ und urteilte, es wäre Tito und seinen Mitarbeitern „gelungen, das Vertrauen der Mitglieder zu gewinnen“, weil es Tito aber nicht gelungen sei, „alle wichtigen Aufgaben zu erledigen“, macht das Sekretariat „aufmerksam auf Schwächen und Mängel in der Parteiarbeit, die ehestmöglich beseitigt werden sollen“.

Diese Warnung war in fünf Punkten formuliert und bezog sich auf weitere „Säuberung der Partei“, die „Schulung neuer Kader“, die organisatorische Arbeit der KPJ, ihre Arbeit in den Gewerkschaften und auf dem Lande. Diese Punkte beschloß das Sekretariat offiziell am 14. Dezember 1939, und am 26. November fuhr Tito per Schiff von Odessa ab.

In Jugoslawien angekommen ist er aber volle 107 Tage später — am 13. März 1940, als er per Zug die griechisch-jugoslawische Grenze bei Solun passierte. Diese viel zu lange Reise Titos wurde in Jugoslawien damit erklärt, daß er noch in der UdSSR an „Grippe“ erkrankt wäre und dann

wegen Schwierigkeiten mit der Visumregulierung und bei der Beschaffung eines geeigneten Reisepasses zirka drei Monate in Istanbul blieb.

Diese Erklärung scheint halbherzig, weil Tito damals besondere Gründe hatte, nach Jugoslawien zu eilen. Kurz gesagt: der zweite Weltkrieg hatte schon begonnen, Tito hatte den Auftrag von der Komintern, „so rasch wie möglich die Schwächen und Mängel in der Arbeit der KPJ zu beseitigen“, und er ist unbestritten ein geschickter Illegaler gewesen, so daß es schwer fällt anzunehmen, er wäre so lange Zeit nicht fähig gewesen, „Schwierigkeiten mit der Visumregulierung“ zu lösen und „einen geeigneten Reisepaß“ zu beschaffen.

Die logischste Annahme ist, daß er sich in dieser Zeit mit etwas beschäftigte, was, zumindest damals, für ihn wichtiger war als die Beseitigung von Schwächen und Mängeln in der Arbeit der KPJ — und das konnten nur irgendwelche speziellen Angelegenheiten und speziellen Interessen sein. Vielleicht waren es, in letzter Konsequenz, auch Geschäfte, die für die Komintern von besonderem Interesse waren. Wahrscheinlich wegen der großen Verspätung, beschließt Tito, im Herbst 1940 nicht nach Moskau zu reisen, um persönlich Rapport zu erstatten darüber, wie er ehestens die Schwächen und Mängel in der Arbeit der KPJ ausgemerzt hatte. Stattdessen schickt er — mit detaillierten Anweisungen — Ing. Nikola Petrovic nach Moskau, der innerhalb der „provisorischen Führung für laufende Frage in der KPJ“ für spezielle Kuriertätigkeiten eingesetzt wurde.

Nach der Ankunft in Moskau hat Ing. Petrovic einige Tage lang Titos Berichte und Botschaften an Wilhelm Pieck, Palmiro Togliatti und Wasil Komarow überbracht und danach einen umfassenden Bericht über die Arbeit der KPJ und ihrer „provisorischen Führung für laufende Fragen“ geschrieben. Über diesen Bericht hat das Sekretariat des Exekutivkomitees der Komintern Mitte Oktober 1940 diskutiert und einen eigenen Sonderbeschluß gefaßt.

In diesem protokollierten vertraulichen Beschluß hat das Sekretariat Tito beauftragt, nicht den V. Kongreß der KPJ anzusetzen, wie er es vorgeschlagen hatte, sondern anstelle des Kongresses eine Parteikonferenz abzuhalten.

Falls einige wichtige Parteifragen bei der Parteikonferenz nicht gelöst werden können,

heißt es in diesem Beschluß, der in deutscher Sprache geschrieben ist, sollen diese Fragen laut Beschluß

im Einvernehmen mit dem Sekretariat des Exekutivkomitees der Komintern

gelöst werden. Das, so sagt das Sekretariat

gilt insbesondere für die Zusammensetzung oder Ergänzung des ZK der KPJ,

was soviel bedeutet, daß die Spitze der Komintern es Tito überlassen hat zu entscheiden, ob er die „provisorische Führung für laufende Fragen“ in das neue ZK der KPJ umwandeln oder ob der einfach ein ganz neues ZK der KPJ vorschlagen wird. Für das Sekretariat war es in beiden Fällen am wichtigsten, daß man es in Absprache mit diesem Organ der Komintern tut.

Dieser Beschluß wurde als „Beantwortung einiger mündlich (durch Genossen Petrovic) übermittelter Anfragen des Sekretärs des ZK der KPJ Jugoslawiens, Gen. Walter“ betitelt.

Dieses erste offizielle Dokument, in dem die Führung der Komintern, offensichtlich zufrieden mit dem, was Tito — wenn auch mit Verspätung — getan hatte, Josip Broz Tito offiziell als Sekretär des ZK der KPJ bezeichnet. Erst mit diesem Beschluß hat die Komintern Tito als politischen Sekretär des ZK der KPJ eingesetzt. Einige Tage später geschah dies auch in Jugoslawien, bei der V. Landeskonferenz der KPJ, abgehalten vom 19. bis 23. Oktober 1940. Damals hat die KPJ erstmals seit dem Jahre 1937 ein neues Zentralkomitee und somit auch einen neuen Sekretär des ZK erhalten.

Von dieser Konferenz schickte Tito gleich fünf Telegramme nach Moskau. In einem Telegramm an Josif Wissarionowitsch Stalin, das nicht in Titos Gesammelten Werken veröffentlicht wurde, sagt Tito, daß die

Delegierten der Konferenz in dir, Genosse Stalin, unserem großen Lehrer, die glorreiche und unbezwingbare Bolschewikenpartei begrüßen, die unter deiner und Lenins Führung auf einem Sechstel des Erdballs die Ketten des Kapitalismus in Stücke schlug

und

den Weg zur Befreiung der Arbeiterklasse für alle Unterdrückten und Ausgebeuteten der ganzen Welt geöffnet hat.

Sie grüßen

in dir, Genosse Stalin, die freien und glücklichen Völker der UdSSR, die unter deiner Führung die herrlichsten Träume der größten Geister der Menschheitsgeschichte ins Leben rufen.

Die Delegierten

inspirieren sich an deiner Persönlichkeit,

danken Stalin und Lenin, daß sie, indem sie die Komintern schufen,

auch den finstersten Winkel des Erdballs erhellt haben

und versprechen, nicht zuzulassen, daß die Waffen, die ihnen Stalin gegeben hat, jemals „vom Rost befallen werden“, indem sie diese mit „stalinistischer Härte und Ausdauer“ hüten und gebrauchen. Im selben Jahr, 1940, bestellten Tito und seine Mitarbeiter den Kommunisten in einer Botschaft, daß es

in der Geschichte der menschlichen Gesellschaft fast kein Beispiel gibt, daß an irgendeinen Namen so viel Liebe der Volksmassen und so viel vergifteter Haß der Reaktion sich knüpft, wie bei den Namen Lenin und Stalin.

Sie haben, wie berichtet wurde,

der Menschheit den Weg zur Zerstörung der Unterjochung, der Sklaverei, des Elends und der Finsternis eröffnet — und den Weg in Richtung auf die Verwirklichung einer neuen Welt der Liebe, Gleichheit und Brüderlichkeit unter den Menschen.

Jenen, die

versuchen Lenin und Stalin auseinanderzubringen, die unterdrückten Massen davon zu überzeugen, daß Stalin nicht den Weg Lenins geht,

und auf irgendeine Weise versuchen, die Verdienste des „Fortführenden von Lenins Werk“, „unseres großen Lehrers“ zu schmälern, hat er über den „Proleter“ herb geantwortet:

Vergebliche Mühe, Herrschaften!

Zufällig oder absichtlich: Josip Broz Tito hat in keiner seiner acht offiziellen Geschichten alle wichtigen, ja nicht einmal die wichtigsten Tatsachen darüber dargelegt, wann, wie und unter welchen politischen Bedingungen er tatsächlich politischer Sekretär des ZK der KPJ geworden ist. War es wirklich nur zufällig?

Wäre es nur einmal geschehen, könnte es zufällig gewesen sein, denn es ist menschlich, manches zu vergessen, auch wenn es so etwas wichtiges ist, wie die Geschichte darüber, wann, wie und warum eine Persönlichkeit versucht hat und es ihr auch gelungen ist, in die wichtigste Position ihres Lebens aufzusteigen.

Es muß aber absichtlich geschehen sein, weil in diesem Vergessen zu viel Systematik war —, und zwar jene Systematik, die sich ständig, einmal mehr, einmal weniger, von vielen wichtigen, unumgänglichen, ja sogar wichtigsten Tatsachen entfernte.

Es stellte sich die Frage: warum kam es dazu?

Wollte man die Antwort in persönlichen Charakterzügen des Josip Broz Tito suchen, der in Jugoslawien sehr bald zu einer unantastbaren und danach auch über dem System und über der Verfassung stehenden Persönlichkeit wurde, es wäre alles in allem vergebliche Mühe. Denn es ist mehr als deutlich, daß Tito für diese Bocksprünge in seinen „Lebensgeschichten“ über die Frage, wann und wie er politischer Sekretär des ZK der KPJ geworden war, sehr gewichtige und äußerst konkrete Gründe und Interessen hatte.

Deshalb könnte man die Antwort, warum es zu all dem gekommen ist, so formulieren:

Die Widersprüchlichkeit aller Erzählungen Titos entstanden aus den seinerzeitigen untertänigen Beziehungen Titos, seiner „provisorischen Führung für laufende Fragen in der KPJ“ und des neuen ZK der KPJ mit ihm an der Spitze, zur Komintern und zu Josif Wissarionowitsch Stalin — und noch mehr aus seiner damaligen objektiven Anhänglichkeit gegenüber dem Stalinismus, und zwar in der Phase seiner schaurigsten Blüte. Und am meisten wahrscheinlich wegen Titos Beitrags und wegen desjenigen seiner „provisorischen Führung für laufende Fragen in der KPJ“ und desneuen ZK der KPJ zu den stalinistischen Pogromen gegen die jugoslawischen Kommunisten in der UdSSR.

Gegen jene Kommunisten, die zuerst „liebe Freunde“ waren, dann „Schädlinge“ und „Feinde“, die „die Kommunistische Internationale betrogen haben“, „und zum Schluß gestählte und erprobte Kommunisten, die unsere Partei erzogen hatte — und der internationale revolutionäre Kampf“, wie Tito in seiner letzten Geschichte im Jahre 1977 gesagt hat. „Schädlinge“, denen

wir den entsprechenden Platz in der Geschichte unserer revolutionären Bewegung geben MÜSSEN.

Genau das konnte man nicht und kann man noch immer nicht, ohne offen und restlos zuzugeben, daß sowohl das erste, als auch das zweite und dritte — die untertänige Beziehung zur Komintern, die Anhänglichkeit gegenüber dem Stalinismus und der Beitrag zu stalinistischen Pogromen gegen die

erprobten Kommunisten ... denen wir den entsprechenden Platz in der Geschichte unseres revolutionären Kampfes zuweisen MÜSSEN

eine Funktion hatte bei der Lösung unserer „jugoslawischen Frage in der Komintern“, und das heißt: eine Funktion bei der Wahl Titos zum politischen Sekretär des neugewählten ZK der KPJ.

Und weil Tito nicht die Kraft und die Courage hatte, dies zuzugeben, waren alle seine Geschichten darüber, wann und wie er politischer Sekretär des ZK der KPJ geworden war, eben so, wie sie waren. In sich widersprüchlich, von den ersten bis zur letzten.

Unter den mehr als hundert jugoslawischen Kommunisten, die in den stalinistischen Säuberungen in der UdSSR umkamen und die Tito und seine „provisorische Führung für laufende Fragen innerhalb der KPJ“ alle nach der Reihe aus der KPJ ausgeschlossen haben, befanden sich auch alle Sekretäre des ZK der KPJ seit ihrer Gründung:

Filip Filipović,
Sima Marković,
Djuro Cvijić,
Jovan Mališić,
Antun Mavrak,
Josip Čižinski/Milan Gorkić.

Unter den Ausgeschlossenen befanden sich auch fast alle führenden Mitbegründer der KPJ:

Kosta Novaković,
Radomir Grgur,
Vojislav Vujović,
Vladimir Ćopić,
Stjepan Cvijić,
Kamilo Horvatin.
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