Wurzelwerk, Wurzelwerk 39
Mai
1985
Wasser:

Einsparungsmöglichkeiten im Haushalt

Die Velodusche gehörte zu den haustechnischen Errungenschaften des 19. Jahrhunderts

Geschirrspülmaschinen

In Österreich verfügen 11% der Haushalte über Geschirrspülmaschinen, in der BRD bereits jeder fünfte. Der Verbrauch pro Spülgang beträgt im Mittel 48,2 l und schwankt je nach Fabrikat von 43 bis 55 l. Als bemerkenswerte Ausnahme präsentiert sich die Eudora GW 522 S mit einem Wasserverbrauch von 25 l.

Durch technische Verbesserungen wurde eine Verbrauchsreduktion (gemittelt über alle Fabrikate) erzielt. Sie betrug im Zeitraum von 1977 bis 1979 14% und 1979 bis 1981 6,6%. Diese Zahlen lassen auf eine Erschöpfung des Einsparungspotentials im technischen Bereich schließen. Die Möglichkeit den Wasserverbrauch weiter zu senken liegt im Verantwortungsbereich des Benutzers. Die einfachste und wirksamste Sparmaßnahme stellt die 100%-ige Auslastung, der ca. 12 Gedecke fassenden Maschine dar. Durch das ständige Verhandensein von Wasser im Fusselsieb wird beim Stehenlassen von nicht vollständig gefüllten Geräten ein Antrocknen der Speisereste verhindert. Alle Geschirrspülmaschinen besitzen neben einem oder mehreren Normalprogrammen auch noch mindestens ein Sparprogramm, mit dem sich der Wasserverbrauch (im Durchschnitt aller Fabrikate) um 8,3% senken läßt. Im Vergleich zum Abwaschen von Hand wird je nach Quelle ein geringer (1,2 l/(E.d)) oder überhaupt kein Mehrverbrauch genannt.

Das Geschirrspülen benötigt 4-15 l/(E.d), das sind 5-6% des Gesamtverbrauchs eines Haushaltes an Trinkwasser.

Waschmaschinen

In der BRD sind 87% der Haushalte mit Waschmaschinen ausgestattet, in Österreich dürfte der Grad der Sättigung ähnlich hoch sein. Der Verbrauch beträgt im 90 Grad C Programm im Mittel 29 l/kg (20-38 l/kg), im 60 Grad C Programm im Mittel 28 l/kg (16-39 l/kg). Eine 100%ige Auslastung ist genau wie bei den Geschirrspülmaschinen besprochen die beste Sparmaßnahme. Eine Teilbehandlung erhöht trotz Anwendung eines Sparprogramms den Wasserverbrauch pro Kilogramm Wäsche. Der Anteil des Wäschewaschens am Gesamtverbrauch eines Haushaltes an Trinkwasser beträgt 20-50 l/(E.d) oder 20-25%.

Wäschetrockner

Es ist traurig aber wahr: Viele Menschen sind in ihren Wohnschachteln so von Luft und Licht abgeschlossen, daß sie dieses unsinnige Gerät brauchen. Einige Wäschetrockner verbrauchen neben elektrischem Strom auch kurioserweise noch Wasser (zur Kühlung).

Der Verbrauch liegt im Normalbereich bei 12-13 l (Trinkwasser) pro kg (Wäsche). Als ökologisch vernünftige Alternative bietet sich eine Wäscheleine im Freien an.

Die (in den Städten leider sehr rare) UV-Strahlung der Sonne macht auch die die Gewässer belastenden Aufheller überflüssig.

Komplette, nachträglich einbaubare Wassersparanlage von Heinrich Schäfer
Sammlung des Regenwassers für Waschmaschine und Garten. Bad-, Dusch- und Waschwasser zum WC-Spülen und Autowaschen etc., wärmt Waschwasser vor. Die Anlage spart Trinkwasser (bis zu 60%), Heizenergie und ist eine Notreserve. Amortisationszeit 2 bis 4 Jahre bei nachträglichem Einbau!
Trinkwasserverbrauch im Jahresschnitt in der Bundesrepublik Deutschland 150 l/Tag u. Pers.
Nur 10% davon brauchen hochwertiges Trinkwasser zu sein (interessant für Selbstversorgung!). Ohne Qualitäts- und Komforteinbußen können durch Doppelnutzung 50% der Wassermenge eingespart werden, Dusch- und Badewasser zum Wäschewaschen und dann zum WC-Spülen benutzen (nach dem Waschen ist noch Wärmerückgewinnung möglich). Der dazu notwendige Aufwand an Grobfilter, Pumpen und Pufferspeicher mit Wärmetauscher ist gering. Nachinstallation auch im städtischen Bereich möglich; der Warmwasserbedarf schwankt zwischen 40 bis 150 l/Tag u. Pers., davon: 60% Baden, 25% Küche und 15% Haushalt.
aus: „Ökologisches Bauen“

Trinken und Kochen

Beim Kochen unter Dampf (Dampfkochtöpfe und elektrische Eierkocher) kann Wasser in geringem Umfang eingespart werden. Zum obigen Zweck wird Wasser der höchsten Qualität benötigt, aber nur 3-5 l/(E.d), das sind nur 2-3% des Gesamtverbrauchs eines Haushaltes an Trinkwasser.

Armaturen

Es existieren für die Weltraumfahrt konstruierte Duschköpfe, die mit ca. 5% der durch herkömmliche Armaturen verbrauchten Wassermenge auskommen, allerdings benötigen sie dafür extrem heißes Wasser. Andere neu entwickelte Fabrikate verbrauchen 15-20 l Wasser bei fünfminütigem Duschen, das entspricht einer Ersparnis von zwei Drittel gegenüber der bei Verwendung normaler Duschköpfe benötigten Wassermenge. Als für diese Zwecke ebenfalls geeignet haben sich Pflanzensprühköpfe erwiesen. Alle diese unter dem Oberbegriff Nebelsprüher zusammenfaßbare Duschköpfe können auch als Waschtischarmaturen eingesetzt werden, und bewirken dort auch beträchtliche Einsparungen.

Eine wichtige Frage für die Entwicklung des Wasserverbrauchgs im Haushalt ist, wie sich die Bade- und Duschgewohnheiten verändern.

Dabei ist ein Trend zur Bevorzugung des Duschbades festzustellen.

Der Wasserverbrauch beträgt für ein Duschbad nur 40-80 l, für ein Wannenbad 200-250 l (bei Verwendung einer Körperformwanne 115 l).

Allerdings ist im Laufe der Jahre auch eine häufigere Körperreinigung zur Gewohnheit geworden: Die Antworten auf die Frage „Wie oft sollte ein Erwachsener ein Bad nehmen?“ lagen 1964 im Mittel noch bei „alle 3,3 Tage“, 1975 aber schon bei „alle 2,5 Tage“.

Mit Luftsprudlern, die den Wasserstrahl fülliger machen und auch als Durchflußbegrenzer wirken, kann der Wasserverbrauch an Waschtischen mit sehr geringem finanziellem Investitionsaufwand (Luftsprudler sind um ca. 20 öS im Handel erhältlich) um 25% verringert werden. Eine geringe zusätzliche Verbrauchsreduktion läßt sich durch die Verwendung von Einhandmischbatterien erzielen. Die 10-20%-ige Wasserersparnis steht aber in keinem Verhältnis zu den 200% Mehrkosten in der Anschaffung gegenüber gewöhnlichen Waschtischarmaturen. Jede Wassersparmaßnahme bei Armaturen beinhaltet auch eine Energieeinsparung bei der Warmwasserbereitung. Tropfende Wasserhähne verbrauchen im Durchschnitt 100 l/d. Durch eine Überprüfung aller Wasserzapfstellen in Wien auf ihre Dichtheit wurde der Gesamtwasserverbrauch um 7,7% reduziert. Durchflußbegrenzer sind nur beschränkt einsetzbar, ihre Fähigkeit den Wasserverbrauch zu senken wird bezweifelt. Sie zählen genauso wie optoelektronisch gesteuerte Armaturen zu zwangsbeglückenden Einrichtungen, die kein Sparbewußtsein erzeugen, sondern nur die Benutzer verärgern.

Für die Körperpflege werden im Durchschnitt 10-20 l/(E.d) benötigt, das sind 8-13% des Gesamtverbrauchs im Haushalt.

Dezentrale, ökologische Kreislaufwirtschaft
Regenwasser wird genutzt und örtlich wieder rückgeführt (Teiche, Bewässerung). Grundwasser wird in geringen Mengen entnommen, Abwasser durch Nutzung gereinigt und wieder rückgeführt, dadurch keine ökologischen Verluste und Verunreinigungen, geringer Energieaufwand (Naturkräfte), geringer Verteileraufwand. Das System stabilisiert den Wasserhaushalt und verbessert so die eigenen Grundlagen. Dezentrale Eigenverantwortlichkeit sowie selbststeuernde Rückkopplung durch Fische, Pflanzen und die Nutzer selbst.
aus: „Ökologisches Bauen“

WC-Spülung

In der BRD existierte bis vor kurzem eine Norm, die vorschrieb, daß pro Spülgang 9 l Wasser in den Kanal rinnen. Als Folge erschienen auf dem Markt Spülkästen mit pneumatischer Betätigung, die kein individuelles Steuern der Wasserabgabe zulassen. Leider finden sie immer mehr Verbreitung. Als Alternative bieten sich neben den noch häufig zu findenden Spülkästen mit mechanischer Rückstellmöglichkeit, auch solche mit zwei verschieden großen Kammern an, letztere würden eine Wasserersparnis von ca. 40% bewirken. Bei WC’s mit Rückstellmöglichkeit müßte entsprechende Aufklärungsarbeit zur Benützung dieser betrieben werden. Für die Toilettenspülung werden 20-50 l/(E.d), das sind 20-25% des Gesamtwasserverbrauchs eines Haushaltes, benötigt.

Kraftfahrzeugwäsche

Eine Handwäsche mit Schlauch (PKW-Wäsche) benötigt 100-200 Liter Wasser. Benützt man/frau einen Eimer so reduziert sich der Verbrauch auf 2040 l. (Waschstraße ohne/mit Wiederverwertung des Abwassers: 120-170 l/40 l; Heißwasser-Hochdruckreiniger: 400-1100 l/h). Im Durchschnitt werden Kraftfahrzeuge 22-mal jährlich gewaschen.

Schema einer Fahrzeugwaschanlage mit Wiederverwendung
aus: „Ökologisches Bauen“

Gartenbewässerung

An heißen Tagen werden 50% des Trinkwasserverbrauchs zum Rasensprengen verwendet (3 l/(Quadratmeter.d)). Der durchschnittliche Wasserverbrauch beträgt 0,15/Quadratm.)

Raumreinigung

Hier könnte der Wasserverbrauch dadurch gesenkt werden, daß man/frau von vorneherein auf die Möglichkeit, auf dem blitzblank geputzten Boden zu speisen, verzichtet und den dafür vorgesehenen Tisch benützt. Besorgniserregender als der durch die Werbung, die jede Schmutz-Mücke zum Schmutz-Elephanten macht, zusätzlich verursachte Wasserverbrauch, ist die Chemisierung des Haushaltes. Die übertriebene Hygiene steigert lediglich die Umsatzzahlen der Chemischen Industrie und beeinflußt die menschliche Gesundheit nicht mehr, wie in der Vergangenheit, positiv, sondern in zunehmendem Maße wegen der Giftigkeit der Präparate negativ. Außerdem erschweren die Hygienegifte die Abwasserbehandlung in Kläranlagen und gefährden das ökologische Gleichgewicht der Gewässer. Der Wasserverbrauch für die Raumreinigung beträgt 3-10 l/(E.d), das sind 3-4% des Gesamtverbrauchs eines Haushaltes an Trinkwasser.

Klimaanlagen

Wie bei den Wäschetrocknern verbrauchen manche Geräte auch Wasser. Zur Luftkühlung werden im Durchschnitt 8,7 l/(E.d) benötigt, das sind 70 Liter pro Person und Arbeitstag. Als Alternative bieten sich die passive Sonnennutzung und große Speichermasse in den Wänden an.

Anforderungen an das Wasser

Werden in den einzelnen Bereichen die jeweils angemessenen Wasserqualitäten verwendet, so bringt dies die Möglichkeit mit sich Brauch- und Regenwassernutzungsanlagen zu verwenden und damit den Trinkwasserbedarf drastisch zu senken.

Folgende Wassersparanlagen können bei der Errichtung von Neu- und der Renovierung von Altbauten ohne großen Aufwand installiert werden:

Regenwassernutzungsanlagen

Im städtischen Bereich wird trotz Grundwassermangel das Regenwasser, das von den Dachflächen abfließt in den Kanal geleitet. Als vernünftiger Verwendungszweck bietet sich neben der Gartenbewässerung das Wäschewaschen, die Körperreinigung, die WC-Spülung, die Raumreinigung und das Autowaschen an.

Die Weichheit des Regenwassers bietet einige Vorteile gegenüber herkömmlichem (hartem) Leitungswasser: So verringert sich die benötigte Waschmittelmenge und die das Wasser enthärtenden Phosphate, die die Gewässer eutrophieren, werden überflüssig.

Durch eine Nutzung des Regenwassers kann der Wasserbedarf im Haushalt, der mit Grundwasser gedeckt werden muß, um 50% gesenkt werden.

Brauchwassernutzungsanlagen

Hausinterne Doppelnutzungssysteme ziehen das Waschmaschinen-, Bade- und Duschwasser zur WC-Spülung heran. Dadurch kann der Wasserverbrauch im Haushalt um 20-25% verringert werden. Als einfachste Lösung bietet sich eine Verbindung von Spülkasten und Waschtisch-Abfluß oder auch Waschmaschinen-Abfluß an.

Bei ersterer Möglichkeit können pro Spülgang mit nachfolgendem Händwaschen 1-2 l Wasser eingespart werden, bei zweiterer muß ein Überlaufventil im Spülkasten vorhanden sein. Diese zwei Systeme kommen ohne zusätzliche Pumpe aus. Geruchs- und Hygieneprobleme können durch eine Abdichtung des Spülkastens und auch durch Zugabe eines ökologisch unschädlichen antibakteriellen Wirkstoffes beseitigt werden.

Kombinierte Regen- und Brauchwassernutzungsanlagen

ermöglichen eine Reduzierung des Grundwasserverbrauchs im Haushalt um 55%.

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