FŒHN, Heft 7/8
Juli
1986

FŒHN-Post

Arbeiter. Du hast dir viermal die Tageszeitung der KPdSU Österreichs, ›Volksstimme‹, gratis kommen lassen. Dem letzten Freiexemplar, schreibst du, war eine Geschäftsantwortkarte beigelegt, auf der du zum Bestellen des Blattes aufgefordert wurdest. „Die ›Volksstimme‹“, hieß es da, „hat keine Industriellen, die ihr mit Subventionen unter die Arme greifen, dafür aber auch ihre Schreibweise bestimmen.“ Das entspricht dem Anschein der Politik der Partei, den sie macht, die gemachte Politik entspricht anderem: Die KPÖ gehört einem Firmenkonzern, will sagen, der KPÖ gehört ein Firmenkonzern, bestehend aus mehr als 50 GmbHs und Co.KGs, der es auf einen geschätzten Jahresumsatz von mehr als 5 Milliarden bringen dürfte. Zu dieser Summe dazu hättest du deine 112 Schillinge für ein Monatsabonnement des Zentralorgans der KPÖ legen können, wenn du sie nach der Probelektüre auch noch für eine fortschrittliche Kraft gehalten hättest.

FOEHN-Fan. Doch, Ihr Kiosk hat den FOEHN! Aber er wird ihn irgendwo unter dem Verkaufspult liegen haben. Fragen Sie bitte danach. Sie können natürlich auch ein Einzelheft, das Sie nicht bekommen haben, über unseren Abo-Vertrieb bestellen.

Literaturkritiker. Sie haben unlängst in einem Vortrag in Zusammenhang mit dem FOEHN auch von der „Fackel“ gesprochen, was uns nicht sehr gefreut hat. Sie haben gesagt, die „gesamtösterreichische Zeitschrift FOEHN kann zwar nie einlösen, was der fackelrote Umschlag in die Erinnerung zurückruft“, was uns sehr gefreut hat. Sie kann es nicht, sie kann es wirklich nicht, ja, sie kann es nicht einmal versuchen, weil sie auf etwas ganz anderes hinausläuft.

Langbein. Sie haben die Lösung, Sie haben sie! In einer Zeitungsanzeige haben Sie mit einer Gruppe weiterer bekannter Zeitungsnamen den als „sehr geehrter Dr. Waldheim“ titulierten ehemaligen und bekannten UN-Menschen im Falle seiner Wahl vorneweg ersucht, bei seinen „dann unvermeidlichen Ansprachen die unvermeidliche Phrase ›im Namen des österreichischen Volkes‹ mit dem Zusatz zu versehen: ›mit Ausnahme von ...‹“. — Damit haben Sie und die Ihren sich doch sehr deutlich distanziert. Von Waldheim? Nein, vom österreichischen Volk! Anstatt sich mit diesem gegen jenen zusammenzutun. Sie haben Ihre wahre Absicht, in der, diese nicht kundzutun, kundgetan. Es ist Ihnen da kein Fauxpas, es Ihnen bloß die Wahrheit unterlaufen. Vielen Dank für den Einblick.

Jungschwarzer. Du schlägst vor, der in die Hofburg Gehievte — du nennst ihn „unseren neuen Bundespräsidenten“ — solle, um alle Gerüchte bezüglich SA-Mitgliedschaft und Teilnahme an ausgesprochenen Kriegsverbrechen zum Verstummen zu bringen, sein Fotoalbum „Meine Kriegserinnerungen“ vorlegen. Er solle sich nun, da er auf die Stimmen der anderen Pflichtbewußten ja nicht mehr so angewiesen ist, sich doch mit diesem authentischen Material entlasten. Das ist eine ausgezeichnete Idee! Wirklich? Und wenn ers weggeworfen hat? Warum sollte er es weggeworfen haben? Ja, warum denn? Und wenn da oder dort eine Fotographie herausgerissen ist? Oder nicht herausgerissen ist! Uijeggerl. Wir raten, die Sache nocheinmal zu überdenken.

Leserbriefschreiber. Wir haben von Ihrer Zuschrift bzgl. FOEHN an die ›Kleine Zeitung‹ gehört. Vielleicht können Sie uns eine Kopie übermitteln.

Arbeitslose. Du kommst jetzt um die schönste Ehrung. Die Arbeiterkammer Tirol hat nämlich eine Auszeichnung geschaffen für „Arbeitnehmer, die 25 Jahre und länger ununterbrochen bei einem Betrieb beschäftigt waren“. Schön, daß unsere Vertretung die Angepaßtesten und Hörigsten von uns jetzt würdigt. Mutterkreuz ist es noch keines, aber es geht schon in diese Richtung.

Universitätsprofessor. Sie schreiben an den Autor des Fremdenverkehrsartikels in der letzten Nummer: „Ihr Beitrag ›Was heißt Fremdenverkehr‹ im FOEHN-Heft 6 ist eine Fundgrube. Ob alle Einzelheiten stimmen, kann ich nicht beurteilen. Der Gesamtaussage würde indessen auch die eine oder andere Fehlinformation nicht schaden. Zur treffend formulierten Diagnose kann ich Sie nur neidlos beglückwünschen.“ Ihre Reaktion, dem Schreiber, nicht dem Beschriebenen sich zuzuwenden, mißfällt uns. Jenen heben sie hinauf, diese achten sie gering. Der Autor der erwähnten Arbeit weiß, daß er versagt hat, wenn es nach Lektüre seiner Darstellung möglich ist, zu verfahren, wie Sie verfahren.

H.F. Unsere Darstellung des plötzlichen und unerwarteten Heimganges des AK-Präsidenten von Tirol hat ihnen nicht gefallen. Mittlerweile ist ein weiterer Karrierist im Höllentempo auf dem Weg zur Macht beinahe über alle irdischen Ziele hinausgerast. Als der Obmann der JVP „von der Westautobahn auf die Ausfahrt ›Salzburg Süd‹ abfuhr und in die Berchtesgadenerstraße einbiegen wollte, übersah er eine Stopptafel. Ein aus Richtung Berchtesgaden kommender Lastwagen rammte den Volvo 244 des Jungpolitikers von der linken Seite mit voller Wucht“ (›Die Presse‹, 10.1.1986) Was sagen Sie dazu? Den kümmert auf dem Weg dahin, wo er hinmuß, keine Stopptafel, geschweige denn links der Arbeiter. „Im Krankenhaus wurden Verletzungen an der Lunge, am Gehirn und an der Wirbelsäule diagnostiziert.“ (a.a.O.) „Die Wirbelverletzungen seien“, so ein Oberarzt im Salzburger Landeskrankenhaus, „auf der Röntgenaufnahme nicht besorgniserregend, allerdings könne man derzeit keine Aussagen über das Rückenmark machen.“ (›Die Presse‹, 11.1.1986).
Wenig später verlautete, daß Herrn Karas keine schwereren Schäden zurückbleiben würden. Man hat sich schon überzeugen können.

Nationalrat. In der ›Tiroler Bauernzeitung‹ vom 26. Juni d.J. lesen wir in Ihrer ständigen Rubrik ›Weltpolitik‹ das folgende: „22. Juni 1941: Die Wehrmacht des Großdeutschen Reiches hat in den frühen Morgenstunden die Grenzen der UdSSR im Angriff überschritten. Angriffskrieg, vor 45 Jahren. Der historische Hintergrund der Aggressionspolitik liegt heute klar: Hitler hat im Herbst 1940 nach dem Frankreichfeldzug den sowjetischen Außenminister Molotow empfangen und mit ihm über die europäischen Einflußsphären gesprochen. Als er hörte, daß die UdSSR alle jene Gebiete für sich beanspruchte, die sie auch heute in ihrer Einflußsphäre hat, rüstete der Diktator zum Krieg gegen das Riesenreich und hat Europa verspielt. Es heute wiederzugewinnen, ist Aufgabe der demokratischen Staaten!“
Die Sowjets haben also den Nazis den Angriffskrieg der Wehrmacht auf die Sowjetunion erklärt! Waren nicht die Tschechoslowakei, Polen, Ungarn und Rumänien von den Deutschen besetzt oder in deren Einflußbereich? Was meinen Sie denn, mit „es heute wiederzugewinnen“, bloß Europa oder auch das Riesenreich? Und dieser Raubkrieg ist Aufgabe der demokratischen Staaten? Wurde das im Verteidigungspolitischen Ausschuß, dem Sie als Vertreter der ÖVP angehören, schon besprochen, Herr Dr. Ermacora?

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