FORVM, No. 154
Oktober
1966

FORVM DES FORVMS

Liebe Leser,

während unser Einfluß bei Einfußlosen rapide wächst, schwindet unsere Beliebtheit bei Einflußreichen noch rapider.

Das Neue FORVM wurde mittels eingeschriebenen Briefes per 15. September d.J. aus seinen seit 12 Jahren innegehabten Räumen, als Untermieter im kulturellen Aktionsbereich der Gemeinde Wien, exmittiert.

Wir verlieren außer den Räumen auch die gesamte, uns nur leihweise überlassene Büroeinrichtung.

Wir verlieren das in diesem Jahr in Sicht gewesene, wenigstens ungefähre Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben. Was wir durch steilen Anstieg der Auflage gewonnen haben: Abbau eines mächtigen Defizits, trotz Qualitäts- und Quantitätssteigerung, der wir wiederum die Auflagensteigerung verdanken, und somit trotz Kosten, die mit der Auflage fast parallel gestiegen sind; Durchbruch einer österreichischen Zeitschrift in die internationale Spitzenklasse; Erfüllung einer publizistischen Aufgabe in und für Österreich durch Diskussion von Kultur, Politik und Wirtschaft auf rücksichtslos hohem Niveau — ist nun wieder einmal mit Vernichtung bedroht durch Wegnahme des alten, Suchen, Finden, Erwerben, Einrichten und Erhalten eines neuen Domizils und die damit verbundenen, für unsere Dimensionen gewaltigen Kosten.

Wieder einmal die seit 12 Jahren typische FORVM-Situation. Wieder einmal haben wir keinen Ausweg als Hilfe durch unsere Leser und Freunde:

  1. bitten wir um Nachsicht für sofortige Preiserhöhung: Einzelheft S 25,— (DM 4,—, SFr 4,50), Jahresabonnement S 200,— (DM 35,—, SFr 38,—, US$ 9,—).
  2. bitten wir um Nachsicht, wenn es auch im kommenden Jahr kostensparende Doppelhefte gibt, dafür von nun ab zum Preis der Einzelhefte. Januar-, Februar-, März-, April-, Mai-, Oktoberheft erscheinen in der ersten Dekade des betreffenden Monats, das Juni/Juli-Heft Mitte Juni, das August/September-Heft Anfang September, das November/Dezember-Heft Mitte November. [*]
  3. bitten wir unsere Leser erneut um Werbung neuer Leser, Bestellkarte steckt bei, zu Unverdrossenheit besteht Anlaß: die Werbeaktion, die wir von unseren Lesern im Frühsommer erbaten, brachte rund 300 neue Abonnenten; dankeschön!
  4. bitten wir Leser und Freunde um zusätzliche Übersiedlungshilfe. Beiträge aller Art, auch größere, sind auf Postsparkassenkonto Nr. 151.804, mit dem Vermerk „FORVMHILFE“ willkommen. Sachspenden betreffend Büroeinrichtung bitten wir uns nur anzukündigen, nicht zu übermitteln, da wir noch ohne redaktionelle Bleibe sind.

Wir verlangen viel, aber nicht ins Blaue, sondern zugunsten eines Programmes, das, ist es auch Wahnwitz, so doch Methode hat: Wir wollen frei sein.

Daß eine Druckschrift selbständig und folglich eigenberechtigt sein will, ohne Fäden, an denen sich zwecks Einflußnahme ziehen läßt, ist beinahe unheimlich. Jeder Fachmann wird bestätigen, daß wir auf eine Weise erscheinen wollen, die methodischer Wahnwitz ist: wir wollen allein aus dem Verkauf der Hefte und des Inseratenraumes leben, ohne sonstige Zuschüsse irgendwelcher einflußnehmender Subventoren, ohne Einverleibung ins Imperium eines großen Verlages; wir wollen für uns den Satz des großen österreichischen Journalisten Friedrich Austerlitz wahrmachen: „Es geht darum, die Presse jenen zurückzugeben, die darin schreiben.“

Das Neue FORVM wird weiterhin so erscheinen oder gar nicht.

Wenn unsere Leser und Freunde die erstgenannte Alternative wählen, werden wir gebührend dankbar sein. Wählen sie die zweitgenannte, geschieht ihnen und uns ganz recht.

Neues FORVM

[*In diesem Jahr aus technischen Gründen Anfang Dezember.

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