FORVM, No. 212/I-IV
August
1971
Sonderdruck aus dem „Neuen Forum“ Wien Sept./Okt. 1971

Gamsbartfaschismus

Ernst Graf Strachwitz und die mögliche Heimwehr

Übrigens ist durch das Spiel der SPÖ mit der FPÖ auch der rechte, deutschnationale Rand des christlichsozialen Lagers wieder zum Leben erwacht, und alte Haudegen wie Strachwitz (ehemals „Junge Front“, bis 1951 ÖVP, dann „Aktion“ und „Neue Ordnung“), sowie auch Borodajkewycz sehen wieder eine Chance, ins Spiel zu kommen. Denn wenn die SPÖ nach rechts öffnet, dann müsse die ÖVP wohl auch.

Offenbar um Wähler aus dem nationalen Lager anzusprechen, die sonst eher FPÖ wählen könnten, hat die VP-Parteileitung gestern den in Tirol auf unsicherem Platz nominierten prominenten Völkerrechtler Prof. Felix Ermacora und Dr. Ernst Strachwitz — aussichtsloser 26. in Niederösterreich — für „sichere“ Restmandate nominiert. Darüber hinaus scheint das ehemalige FPÖ-Mitglied Ing. Rudolf Fischer, Bürgermeister von Gleisdorf, in unangefochtener Position auf der steirischen VP-Liste auf. Die drei Genannten gehören weiterhin nicht der ÖVP an und agieren gemeinsam im Wahlkampf als „Aktion Nationalrat“.

Kurier, 10. September 1971, S. 2

Für die ÖVP ist es jetzt an der Zeit, die Karten aufzudecken. Wir werden ihr dabei helfen. Die ÖVP soll keine Politik des doppelten Bodens treiben können, wo die einen vom liberal-jungen Touch des ÖAAB eingefangen werden, während man den Hinterwäldlern adäquate Steirerhüte (mit Hahnenschwänzen) präsentiert.

I. Soziologische und historische Grundlage

Gibt es eine Heimwehr in der Zweiten Republik? Ansätze waren da, aber unter dem Druck der alliierten Besatzungsmächte wurde daraus keine selbständige politische Kraft. Die entsprechenden Gruppen und Vereine pendelten zwischen christlichsozialem und nationalem Lager hin und her: zwischen ÖVP und VdU (FPÖ). Der Historiker Adam Wandruszka schrieb in seiner bekannten Skizze des österreichischen Parteiensystems:

Auch die Tatsache, daß eine politische Gruppe, die zuerst als ‚Junge Front‘ im Rahmen der Volkspartei gestanden war und die, soziologisch gesehen, von ähnlichen Elementen getragen wurde wie die Heimwehrbewegung in der Ersten Republik, sich mit dem VdU verbündete, trug nicht zu dessen Stärkung, sondern im Gegenteil, durch die dadurch bewirkte Verschärfung der inneren Gegensätze, zu seiner Schwächung bei. [1]

Der „Führer“ dieser Jungen Front der Frontsoldaten hieß Ernst Strachwitz, und er steht noch heute nicht an, seine Artikel mit „Graf Strachwitz“ zu unterfertigen. [2]

Die Chance dieses Elements, eine neue Heimwehr auf die Beine zu stellen, lag und liegt in einem möglichen Bündnis mit den politisch nicht besonders artikulierten, mehr das lokale Raisonnement verkörpernden Kameradschaftsbünden. Ob und wann das geschieht, ist in erster Linie eine Frage der Entwicklung der wirtschaftlichen Konjunktur. Soziologisch verkörpert diese Schicht der „Kameraden“ den Typus der dörflichen Ober- und der kleinstädtischen Mittelklasse, keine „reinen“ Landwirte, aber auch nicht durchwegs beamtete oder selbständige Kleinbürger (welche meist deutschvölkisch orientiert sind), sondern eine Zwischengruppe, die bei den Christlichsozialen als deutschnationaler Flügel, bei den Großdeutschen als „Christliche“ angesprochen wird.

Vor allem in der Steiermark kommt dazu ein Gutteil antiklerikales, protestantisches Ressentiment gegen die Kirche und grundbesitzende Orden (politisch in der Ersten Republik im „Landbund für Österreich“ artikuliert).

Sollte es in der nächsten Zeit zu wirtschaftlichen Strukturkrisen kommen, die sich regional auswirken — etwa in der Obersteiermark —, dann würden das nicht nur die Arbeiter merken, sondern auch die Mittelschichten: sie würden politisch wieder in Bewegung kommen.

Sozioökonomisch stehen gerade diese Gruppen auf dem Aussterbeetat. Es ist nicht ausgeschlossen, daß es in einer solchen Situation einer faschistischen Bewegung gelingen könnte, Arbeiterschichten mitzureißen; das war schon so bei den gelben Gewerkschaften in den zwanziger Jahren (Alpine-Montan). Wir sehen ähnliches gegenwärtig in Süditalien. Vieles wird hiervon einer rationalen linken Strategie abhängen.

Die Nachkriegsentwicklung in diesem Sektor der Rechten seit 1945 widerspiegelte das Problem der wirtschaftlichen und politischen Integration der Soldaten, Heimkehrer und Nationalsozialisten. Politisch zum Problem (Neonazismus usw.) wurde die Sache vor allem in Gegenden, wo es Strukturschwächen gab (generell in Ostösterreich), und wo auf Grund der historischen und aktuellen politischen Entwicklung besondere Faktoren hinzutraten (z.B. der Faktor „Alpenfestung“ im Salzkammergut).

Die Gruppe um Strachwitz sammelte sich zunächst 1945-1948 in der Steiermark in den „Heimkehrer-, Hilfs- und Betreuungsstellen“ (HHB). 1949 schloß man sich unter dem Titel „Junge Front“ der ÖVP an, als die SPÖ die Gründung des VdU förderte und die ÖVP durch ein Kontaktgespräch mit „Nationalen“ in Oberweis auch spezifisch NS-Belastete anzusprechen versuchte. 1951 erfolgte die Trennung von der ÖVP, und noch im selben Jahr gründete Strachwitz die „Aktion zur politischen Erneuerung“. Diese Gruppe kandidierte bei den Nationalratswahlen 1953 zusammen mit dem VdU und spaltete sich dann: ein Teil (mit Wilfried Gredler) trat dem VdU bei und rettete sich in die FPÖ hinüber, ein anderer (Strachwitz) zog sich in den publizistischen Schmollwinkel zurück (Zeitschriften „Aktion“, dann „Neue Ordnung“), aus dem sie Schleinzers Entschluß nunmehr erlöste.

II. Ein Ritterkreuzträger

Ernst Strachwitz, geboren am 22. Dezember 1919 in Wöbling bei Graz, stammt aus einem teils schlesischen, teils steirischen Adelsgeschlecht. [3] Er maturierte am Akademischen Gymnasium in Graz und wurde nach dem Anschluß, als Studentenfunktionär des Ständestaates, inhaftiert. Strachwitz 1952: „Ich stammte aus einem Kreis, der dem damaligen politischen System, das an die Macht kam, nicht angehörte. Ich gestehe es offen, daß auch mich die Dynamik dieser Bewegung innerlich erschütterte, besonders das Umfallen aller anderen, die vorher große und tönende Worte gesprochen hatten.“ [4]

Wie so viele autoritäre Charaktere aus dem austrofaschistischen Milieu fand Strachwitz über die militärische Laufbahn seinen Anschluß an die Hitlerei. Noch 1938 meldet er sich zum II. Gebirgsjägerregiment 137 nach Spittal an der Drau, eine der neu formierten österreichischen Einheiten der Hitler-Wehrmacht. Bis Kriegsende bringt er es zum Major und Kommandanten seines Regiments. Er macht die „Feldzüge“ in Polen, Norwegen, Rußland, Finnland und an der Westfront mit. In der Kampfgruppe Dietl agiert er als Fallschirmjäger beim Überfall auf Narvik. [5] Er wurde viermal verwundet und mehrfach ausgezeichnet; zuletzt erhielt er das Ritterkreuz dafür, daß er im hohen Norden 1944 mit seiner Einheit einen Rückzug deckte.

Das Kriegserlebnis wirkte weiter und wurde für Strachwitz zum Angelpunkt allen Tuns und Denkens. Über den verstorbenen Generaloberst Rendulic („im Krieg zeitweilig mein Armeebefehlshaber“) schrieb er: „Nach dem Kriege hatte er viele Entwicklungen als Fachmann vorausgesagt: und hat Ratschläge für die Aufstellung des österreichischen Bundesheeres gegeben, die leider nicht befolgt wurden.“ [6] Einer seiner Kameraden schrieb 1962: „Wir werden mit Graf Dr. Strachwitz an der Spitze der neuen Fahne die Ehrenbezeigung erweisen.“ [7]

So pflanzte sich der alte Geist in der militärischen Kameraderie fort. Strachwitzens letzter Adjutant definiert diese Gesittung so: Der Major sei das Urbild eines „konservativen Mannes“, „dessen Liebe zur österreichischen Heimat und zum deutschen Volkstum gleich selbstverständlich“ wäre. „Man kennt ihn im Lande, wenn er sich auch zurückgezogen hat“; sein Haus sei „nicht nur (ein) Treffpunkt gesellschaftlicher Art“. [8]

Die „Heimkehrer- Hilfs- und Betreuungsstellen“, die der Jusstudent Strachwitz in Graz leitete, kamen bald in den Ruch, nicht nur Soldaten, sondern auch U-Booten im Lande zu helfen. Am letzten Tag des Jahres 1947 wurde Strachwitz verhaftet und im Zusammenhang mit der sogenannten Soucek-Rössner-Verschwörung angeklagt. Während Soucek, Rössner und Göth im Mai 1948 zum Tode verurteilt wurden (ein Urteil, das man nicht vollstreckte), kam Strachwitz frei (ebenso der heutige Innenminister Otto Rösch, der bereits am 8. Dezember 1947 verhaftet worden war; er besorgte die Heimkehrerbetreuung von der SPÖ-Seite aus). [9] Was es mit den diversen Formularen, Stempeln und Ausweisen wirklich auf sich hatte, wird erst eine spätere Forschung klären können, die Zugang zu den Akten hat. Der damalige Prozeß und die begleitende öffentlich Kampagne haben manche Momente über-, andere wieder untertrieben.

Sicher ist, daß es neben der „legalen“ Tätigkeit der HHB noch eine illegale von Hartkern-Nazis gegeben hat, die im Zusammenhang mit der Fluchthilfe aus alliierten Anhaltelagern stand (die Flucht Eichmanns gehört in dieses Kapitel).

Über das Getriebe rund um die Lager Glasenbach (bei Salzburg, US) und Wolfsberg (Kärnten, britisch) schreibt ein anonymer Autor — dem wir wohl Sachkenntnis zutrauen dürfen — im Blatt des Strachwitz-Kreises: „Hier bildeten sich infolge des Lagerlebens eine Art neue Autoritäten heraus, die als Sprecher ihrer Schicksalsgenossen auftraten. Sie spielten bei der politischen Neubildung des Jahres 1949 eine gewisse Rolle ... etwa jene Gruppe in der Steiermark, die sich zusammengetan hatte, um Fluchthelferdienste für Lagerinsassen zu leisten und die im Mai 1948 mit der Verurteilung Souceks, Rössners und Göths zum Tode endete; oder die Verhaftung von 300 ehemaligen Angehörigen der SS und SA in Oberösterreich zur selben Zeit.“ [10]

III. Junge Front und VdU

Strachwitz trat schon Anfang 1949 mit der „Jungen Front“ (JF) der ÖVP ins politische Leben ein. Die Junge Front als selbständige Organisation innerhalb der ÖVP erfaßte nicht nur die in Eidgesinnung und Erfolgserlebnis noch mit dem Hitlerregime gefühlsmäßig verbundene Offiziersgeneration, sondern auch Widerstandsleute wie Gredler, oder altvölkische Haudegen wie Hans Steinacher. Wilfried Gredler hatte sich schon während seiner Tätigkeit im diplomatischen Dienst Ribbentrops der konservativen Widerstandsbewegung 05 angeschlossen. Er wurde Strachwitzens Stellvertreter in der JF-Führung. Hans Steinacher kam aus dem Deutschen Schulverein Südmark, spielte eine Rolle im Kärntner Grenzlandkampf 1919/20, war bis 1937 Leiter von Hitlers Auslandsdeutschenarbeit im VDA, und 1949 dann Leitungsmitglied der Jungen Front (gest. 1971).

Zu den Nationalratswahlen 1949 warb die Junge Front unter der Parole „Freiheit, Reinheit, Einheit“ für die ÖVP. Gleichzeitig gab Strachwitz aus den Räumen der Wiener ÖVP-Zentrale eine Zeitschrift „Wille und Tat“ heraus, welche die Wandlungen im politischen Weltbild von Hitlers Mitläufern ziemlich genau anzeigt.

Im Lande Roseggers, Kernstocks, Pfrimers und Rintelens weht eine besondere Luft, die alle, welche darin wohnen und atmen, letztlich zu verbinden scheint. Selbst während der NS-Zeit blieb speziell auf dem kulturellen Sektor manche Verbindung bestehen, die in den Tagen des Grenzlandkampfes Christlich-Völkische und Völkisch-Antiklerikale alliiert hatte. Diese Solidarität setzte sich nach 1945 fort. Im November 1948 konstituierte sich unter Führung Gorbachs ein sogenannter Amnestieaktionsausschuß bei der steirischen Landesleitung der ÖVP: im Zeichen der Lockerung der NS-Gesetzgebung zu Nutz und Frommen einer Zusammenarbeit in der „entscheidungsvollen Zeit“, gegen die „kommunistische Weltgefahr“, wie es im Gründungsaufruf heißt. [11]

Die Politik Gorbachs mochte an die sogenannten „Volkspolitischen Referate“ erinnern, welche 1936 zur Befriedung der Nationalsozialisten in der Vaterländischen Front errichtet worden waren. Damals schon war Gorbach als Landesleiter der VF der Kontaktmann zu den Nationalen gewesen. [12]

Die Konferenz von Oberweis am 28. Mai 1949 war in gewissem Sinne eine Reaktion der ÖVP auf die Förderung des VdU durch die SPÖ. Insofern besteht eine Parallele zur heutigen Situation: Schärfs Geburtshilfe für den VdU entspricht Kreiskys Existenzsicherung der FPÖ durch ein neues Wahlgesetz.

Am 8. April 1949 traf sich Adolf Schärf in Salzburg mit den VdU-Gründern Kraus, Reimann, Kernmayr, um ihnen die Unterstützung der SPÖ bei den polizeilichen und alliierten Stellen zuzusichern. [13] Das Kalkül war etwa folgendes: 1949 wurden die registrierten Nationalsozialisten wieder wahlberechtigt; zusammen mit den „Heimkehrern“ und eingebürgerten „Volksdeutschen“ machte das rund eine Million Stimmen aus. Dieses Stimmenpotential sollte, wenn es schon nicht zur SPÖ herübergezogen werden konnte, in einer zweiten bürgerlichen Partei gebunden werden, die außerhalb der Koalition zu bleiben hatte. Durch diesen Trick wollte man die relative Mehrheit erringen, und damit den Bundeskanzler in der großen Koalition stellen. Die Rechnung ging nicht auf: die SPÖ errang in der Koalitionszeit nie die relative Mandatsmehrheit. Zumindest aber verlor die ÖVP die 1945 errungene absolute Mehrheit.

Dr. Wilfried Gredler, Kreiskys neuer Botschafter in Bonn und FPÖ-Spitzenkanditat in Niederösterreich, bei ÖVP-Wahlwerbung 1949, zusammen mit Gamsbartträger (Hut in der Garderobe) Graf Strachwitz, gegenwärtig als „unabhängiger“ Kandidat der ÖVP Lockvogel für Nazistimmen.

IV. ÖVP-Reformen

Der Eintritt der Jungen Front in die ÖVP stellte die erste jener berühmten „Reformen“ dar, die in Wirklichkeit ebenso viele Rechtsrucke waren. Strachwitz:

Als daher im Jahre 1949 der VdU auftrat, war die ÖVP rasch bereit, einem Befriedungsprogramm und einer Flügelbildung in der Partei zuzustimmen ... Damals (1949), als die Herren Dr. Kraus und Dr. Reimann, anfangs mit Dr. Toncic im Bunde, darangingen, eine neue politische Gruppierung zu schaffen, hatte ein Freundeskreis, der meist aus Heimkehrern bestand, mit einer großen Anzahl von Funktionären der Volkspartei zur Durchsetzung des Programms und zur Abkehr vom Opportunismus die ‚Junge Front‘ gegründet. Die Versöhnung der Gegensätze von gestern, des Nationalen, des Klerikalen, des Sozialen, war die Parole, wobei das Bekenntnis zum deutschen Volkstum und zu Europa Voraussetzungen waren ... In schneller Folge gelangten ihre Funktionäre in verschiedene Spitzenpositionen. [14]

Die ÖVP spurte freilich nicht in der Frage der NS-Amnestie; wo es um Posten ging, blieben die CVer hart. Am Salzburger Parteitag im März 1951 kam es zum Bruch: die Junge Front schied aus. Immerhin wurde das Gespann Figl—Hurdes (Obmann—Generalsekretär) durch die weiter rechts stehenden „Geschäftsführer“ Raab—Maleta ergänzt.

Am 14. Juli 1951 erklärte Strachwitz seinen Austritt aus der ÖVP-Parlamentsfraktion und wurde „Wilder“. Hatte man ihn früher kaum bemerkt, so begann er jetzt richtig loszulegen (siehe Zitate). Arrogant stellte sich der Graf als Repräsentant der Frontgeneration gegen die christlichsozialen Traditionspolitiker: „Wir, die wir nach dem letzten Krieg nach Hause gekommen sind ...“, [15] und: „... mich als Bewohner eines Grenzlandes ...“. [16] Das Protokoll verzeichnet regelmäßig „lebhaften Beifall beim VdU“. Es kam zu heftigen Wortgefechten mit Raab und Altenburger (etwa: Abg. Altenburger: „Sie Hilmteich-Pülcher!“ [17]).

Aber nicht alle „Fronteure“ verließen die ÖVP zusammen mit Strachwitz. Eine ganze Anzahl blieb und machte Karriere, unter ihnen Dr. Lugger (Bürgermeister von Innsbruck), Dr. Walther Weissmann (stellvertretender Landeshauptmann von Kärnten), Dr. Kunata Kottulinsky (Generalsekretär der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft; er kam erst nach dem Experiment mit der „Aktion“ zur ÖVP; 1950 schrieb er: „Betriebsgemeinschaft, Volksgemeinschaft, Völkergemeinschaft sind Stufen einer die ganze Menschheit umfassenden Einheit.“ [18]

Im Oktober 1951 wurde die „Aktion zur politischen Erneuerung“ gegründet, die bis zum 1. Juni 1956 bestand. [19] Bundesvorsitzender war Strachwitz, sein Stellvertreter Dr. Gredler. Strachwitz 1952:

Es gab damals (1949, als der VdU gegründet wurde) aber noch entscheidende Kräfte, die die Meinung vertraten, daß die Einheit der politischen Rechten noch einmal gewahrt werden soll. Sie bildeten im Rahmen der Volkspartei gesonderte Gruppen, die sich vorerst in der Jungen Front, mit den Amnestieaktionsausschüssen, sammelten, und auch damit zum Ausdruck brachten, daß sie mit der bestehenden Parteiführung nicht einverstanden waren ... [20]

Eine hervorstechende Gestalt der „Aktion“ war der Historiker und ehemaliger Srbik-Assistent Taras (von) Borodajkewycz. Als die „Aktion“ zu den NR-Wahlen 1953 eine Listenverbindung mit dem VdU unter dem Übertitel WdU einging, kandidierte Borodajkewycz im Wahlkreis 7/Wien. Er schrieb einen Artikel für die Neue Front, dessen Titel er einem Band des pathologisch antisemitischen Schriftstellers Arthur Dinter entlehnt hatte: „Sünde wider den Geist“. [21] Darin zog B. über die „pseudoösterreichische Struktur“ der ÖVP her, über den „antideutschen Haß- und Angstkomplex ihrer führenden Gestalten und ihr krampfhaftes Festhalten an der Fiktion einer besonderen österreichischen Nationalität“. Österreichs Vergangenheit sei immer eine „christlich-abendländische und aristokratische“ gewesen. Und schließlich, ganz persönlich: „Wissenschaft und Forschung versanden in einem schwunglosen Dasein, in dem für geniale Begabungen kein Platz mehr ist“. Es sollte noch zwei Jahre dauern, bis „Boro“ mit Hilfe seines CV-Bundesbruders Raab wieder einen Lehrstuhl erklimmen konnte ...

V. „Neue Ordnung“

Die Versuche, „Aktion“ und VdU zu kombinieren, sind mehrmals gescheitert. Ausschlaggebend war wohl der Gegensatz zwischen Strachwitz-Gruppe und dem völkischen Flügel des VdU, angeführt von Dr. Fritz Stüber, NS-Journalist und als Lyriker Weinheber-Adept. Zwar wurden Stüber & Co. 1953 aus dem VdU ausgeschieden, aber die Partei als solche war trotzdem nicht mehr zu retten. Alle, die mit ihr zu tun hatten, arbeiteten mehr an ihrer Zerstörung als an ihrer Rettung. Am 17. Oktober 1954 konstituierte sich ein Komitee mit Dr. Gredler an der Spitze als „Dritte Kraft“. Gredler: „Wo (die Wahlgemeinschaft der Unabhängigen) in einer Art Konkurrenz zur Stüber-Gruppe sich nationalistischen Ekstasen hingab, erhielt sie vielleicht den Applaus einiger lauter Dutzende, verlor aber Tausende stummer Wähler.“ [22]

Bei der Gründung der FPÖ 1956 unter der Führung des Landwirtschaftsministers im Anschlußkabinett Seyß-Inquart, Anton Reinthaller, mischte Strachwitz zwar mit, [23] konnte sich aber wiederum nicht durchsetzen. Während Gredler in die FPÖ hineinging, entschied sich Strachwitz für den Wartestand in der publizistischen Ecke. Die Zeitschriften des Strachwitz-Kreises waren:

  • „Junge Front“ (1949/50, wöchentlich).
  • „Wille und Tat“ (theoretisches Organ, 1950; erschienen nur 4 Hefte.
  • „Aktion“ („Kampfblatt für soziale und politische Erneuerung“; wöchentlich, vom 10. Jänner 1953 bis zum 16. Juni 1956; monatlich vom Juli 1956 bis zum Dezember 1957, als „Monatsschrift für politische Erneuerung“).
  • „Neue Ordnung“ (Monatsblatt, ab Jahresbeginn 1958, Erscheinungsort Graz).

Mit der Umstellung der „Aktion“ auf monatliche Erscheinungsweise Mitte 1956, nach dem Rückzug Strachwitzens aus der aktiven Politik, kam eine deutliche Wendung ins Völkische. Man liest jetzt Artikel von Autoren, die man sonst in der „Aula“ des Freiheitlichen Akademikerverbandes antrifft, oder in der Turnerbundzeitung, oder im Eckartboten: Namen wie Borodajkewycz, Karl Anton (Prinz) Rohan, Nikolaus (von) Preradovich, Adolph (von) Auffenberg-Komarow (Mitarbeiter der „Deutschen National-Zeitung“). Auch Otto (von) Habsburg darf nicht fehlen. In einer der letzten Nummern schreibt er über die Ostpolitik des Kanzlers Brandt: „Eine verantwortliche Ostpolitik, die einen dauernden Zustand schaffen soll, muß daher mit Einbeziehung der Heimatvertriebenen und unter ihrer aktiven Mitarbeit erfolgen.“ [24] — Also überhaupt keine Ostpolitik. Was die Redaktion selbst zu diesem Thema beisteuert, sind antisemitische Interjektionen: „Die graue Eminenz in der Regierung Brandt ist ein gewisser Katz, der sich Bauer nennt.“ [25] Folglich heißt die SPD-Führung: „Brandt, Wehner, Katz, Bahr und Co.“ [26]

Der Bogen der Neuen Ordnung spannt sich also von radikalster Deutschtümelei und wildestem Antisemitismus (vgl.
Dokumentation) bis zum frömmsten Monarchismus. Jahrelang wurden die CEDI-Kommentare in extenso abgedruckt (die CEDI ist eine Art rechtskatholischer Internationale, als deren Ehrenpräsident Otto Habsburg fungiert). Als gut gelten vor allem Franco, die griechischen Militärs und in Deutschland Strauß (einer seiner Theoretiker, der Innsbrucker Dozent Armin Mohler, kommt öfter in der Neuen Ordnung zu Wort).

In einer programmatischen Erklärung des Blattes heißt es:

Meine Aufgabe wird es sein, weiterhin einer Annäherung des bodenständigen Teiles der Bevölkerung, des konservativen, christlichen, freiheitlichen und nationalen Elements das Wort zu sprechen, da die Gegensätze, die einst Abgründe bildeten, heute durch andere Problemstellungen doch weitgehend überholt sind ... werden wir daher bestrebt sein, unseren Freundeskreis einander näher zu bringen.

gezeichnet: „Ihre Neue Ordnung“ [27]

VI. Die ÖVP rückt nach rechts

Es begann mit einer Tagung in Wien am 30. Jänner 1971: Die angeblich drohende „schwedische Situation“ bewog auch reputierliche ÖVP-Politiker, den Kreis der alten Kameraden wieder aufzusuchen. Auf dem Weg machten sich Landeshauptmannstellvertreter Walther Weissmann aus Kärnten, Landesrat Pelzmann aus Graz, der langjährige Generalsekretär des Akademikerbundes Georg Zimmer-Lehmann. Über Strachwitzens Einleitungsreferat berichtet die Neue Ordnung:

Bewußt knüpfte er nochmals an das Motto dieser Zusammenkunft an, das Ruef in seinem Buch über die Gebirgsjäger zitiert hatte: ‚Dem Kreuz unserer Gefallenen gegenüber müssen wir bekennen, daß wir aus Enttäuschung und Bitterkeit zu wenig getan haben, um unserer Verantwortung gerecht zu werden.‘ Sind nicht, fragte Strachwitz, die Auflösungserscheinungen in der Volkspartei und die Politik der Freiheitlichen Symptome für das Versagen der Konservativen? [28]

Die Manen der toten Krieger Hitlers suchen immer noch Österreichs Innenpolitik heim. Strachwitzens Männer sind sich „ihrer Verantwortung vor dem Schicksal Österreichs bewußt“. [28] Auch Borodajkewycz war wieder dabei, Chefredakteur Schuster von der Südost-Tagespost, und der alte Kamerad Rudolf Fischer, Bürgermeister von Gleisdorf, der aus der FPÖ ausgetreten war. Der ehemalige Chefredakteur der Oberösterreichischen Nachrichten, Prof. Walter Pollak vom seinerzeitigen „Herberge-Kreis“, warb in einem theoretischen Referat für ein Programm, das durch die Namen Vogelsang, Sombart, Spengler und Jünger charakterisiert ist. Strachwitz erhielt viel Beifall, als er am Schluß ausrief: „Nach den Präsidentenwahlen sehen wir uns wieder!“ [28]

Kamerad Weißmann und andere kontaktierten inzwischen Krainer, Wallnöfer und Schleinzer, [29] und am 10. September 1971 platzte dann die „Wahlkampfbombe“, wie sie das zuständige ÖVP-Blatt nannte. [30] Die steirische Landesleitung hatte die eine Woche zuvor (am 4. September) in einer Parteidelegiertenversammlung erstellte Kandidatenliste umgestoßen und den Strachwitz-Mitarbeiter aus der Jungen Front, Ingenieur Rudolf Fischer, an sicherer 12. Stelle nominiert. Der steirische Landesparteisekretär Dipl.-Ing. Hasiba kommentierte, „daß die Herren an uns herangetreten sind, weil sie der Ansicht waren, daß sie dem Abschwimmen der FPÖ nach links nicht mehr tatenlos zusehen können“; der Vorgang beweise, „daß die ÖVP auch über ihren Schatten zu springen versteht“ [30] (man möchte hinzufügen: selbst wenn es der Schatten Julius Raab ist ... — Hinweg, Schatte!).

Am nächsten Tag, den 10. September 1971 traten die drei Kadidaten bereits vor dem Bundesparteirat der ÖVP in Klosterneuburg in Erscheinung. Parteiobmann Schleinzer erklärte in seiner Ansprache:

Die Einsicht, daß es nun um eine größere Entscheidung geht, daß es im Grunde genommen nur zwei Alternativen gibt, hat auch Männer wie Ermacora, Fischer und Strachwitz zu uns finden lassen. Das ist kein ‚Ruck nach rechts‘, das ist ein Zusammenrücken. Dies entspricht dem Wesen einer Volkspartei, die zur Sammlung aller freiheitsliebenden und sozial denkenden Patrioten und Demokraten in der Mitte berufen ist. [31]

Die drei unabhängigen Kandidaten haben ihre Rollen bereits verteilt. Fischer wird als wirtschaftspolitischer, Ermacora als sozialpolitischer, und Strachwitz als gesellschaftspolitischer Sprecher der Gruppe auftreten. Ihre Positionen definierten sie auf einer Pressekonferenz am 16. September 1971 in Wien.

Strachwitz: „Wir wollen vor allem jene konservativen, liberalen und nationalen Kreise, jene kritischen Wähler ansprechen, die das letzte Mal überhaupt nicht wählen gingen oder damals noch für eine andere Partei votiert haben.“ [32] Was die Jugend betreffe, so wolle er sich vor allem an die Waldheim-Komitees halten (also die Jeunesse dorée, die schon in der Heimwehr glänzte, und später wieder in Otto Moldens EFPÖ). „Diesen Komitees ... werden wir uns nicht nur im Wahlkampf stellen, sondern während der ganzen Legislaturperiode verantwortlich fühlen.“ Das ist der Pferdefuß für die ÖVP. Nicht der Partei werden die drei sich verantwortlich fühlen, sondern ihren Komitees, das heißt also: sich selbst.

Bei Ermacora muß man ein Fragezeichen machen: wie kann er mit den Komitees auskommen, die ihm Strachwitz präsentiert, wo er doch wieder und wieder betont, daß er in der Frage der UNO-Resolution gegen Rassendiskriminierung links von der ÖVP steht, d.h. also sie befürwortet. Ermacora ist derart überhastet auf die Bühne der Innenpolitik gestolpert, wie in Torschlußpanik eines beginnenden politischen Klimakteriums, daß man in seinem eigenen Interesse nur hoffen kann, er überlegt sich’s und macht die Sache rückgängig.

Strachwitz: „Wir sind selbstverständlich zur loyalen Mitarbeit entschlossen, wenn wir freilich auch in dieser oder jener Frage unsere eigene Meinung vertreten werden. Die Einführung in den ÖVP-Klub ist eine Frage des gegenseitigen Vertrauens und der Loyalität jenen Männern gegenüber, mit denen wir unsere Kandidatur besprochen haben.“ [32] Wer aber weiß, was Strachwitz mit Krainer, Wallnöfer, Schleinzer besprochen hat? Das kann er nach Belieben auslegen, und er wird es auch tun.

Schleinzer jedenfalls hat ihnen in Klosterneuburg zugesichert, sie würden „Bewegungs- und Redefreiheit (für) ihre besonderen Anliegen und Ansichten“ bekommen. [31]

In der ÖVP begannen die zentrifugalen Tendenzen bereits zu wirken. Von den 22 Mitgliedern der Bundesparteileitung waren drei zunächst gegen die Nominierungen (Kohlmaier — immerhin Generalsekretär, Bauer — der Wiener Obmann, und König — der Obmann der Parteijugend); nach Überredung haben sie „schließlich akzeptiert“. [33] In den verschiedenen Parteiblättern sind mehr oder weniger offene Fehden ausgebrochen. So äußerte sich der Chefredakteur des Niederösterreichischen Volksblattes gegen die drei Unabhängigen, die „Furche“ sprach (trotz Rechtskurs seit 1964, aus monarchistischem Engagement gegenüber Deutschnationalismen) von einem „scheußlichen Kratzer“, den die ÖVP bekommen hätte, [34] und sogar in der Südost-Tagespost erschienen Überschriften wie „Wer trägt die Schuld?“ (Detlev Harbich).

Die Konstellationen, die sich jetzt bilden könnten, sind nicht gerade erfreulich. Man braucht sich nur einmal die steirische Kandidatenliste der ÖVP ansehen. Neben Ing. Fischer finden wir dort noch den Militärfan Othmar Tödling, auch ein früherer JF-Kamerad. Dann den Mittelschullehrer Moser, der schon in der verflossenen Session mit seiner Wehresresolution den eigenen Klub in Verlegenheit gestürzt hat; Moser war früher Obmann der weit rechts stehenden steirischen Alpenvereinsjugend. Und schließlich Ritterkreuzträger Strachwitz selbst, der allerdings mit Bedacht auf die niederösterreichische Liste genommen wurde, um dort seinem Freund Gredler Paroli zu bieten — obwohl die niederösterreichische ÖVP den Strachwitz gar nicht mag. Gredler hatte noch zum erwähnten Kameradentreffen vom 30. Jänner 1971 „einen besonders herzlichen Gruß“ übersandt. [26]

Das Ringelspiel geht noch weiter (und nicht zufällig dreht sich alles irgendwie um das Bundesheer); damit Gredler Vormann der niederösterreichischen FP-Liste werden konnte, wo er das lokale VP-Publikum ansprechen soll, mußte der neue FP-Landesobmann Rotter-Lebeau zurückstehen; dieser, ebenfalls ein Militärfan (Mjr.d.Res.), war früher in der ÖVP und wurde gelegentlich in den Kombinationen um eine Prader-Nachfolge als Heeresminister genannt; jetzt wird man ihn wohl mit einem Staatssekretariat entschädigen müssen (ein Mann, der als zu rechts und völkisch aus der ÖVP scheiden mußte — Mitglied einer Regierung Kreisky?!)

Hätte Kreisky nicht einen Militaristen wie Lütgendorf zum Minister gemacht, dann könnten jetzt nicht verwandte Charaktere allerorten derart florieren. Es wird Zeit, daß die Linke etwas tut. Es gilt, auf einen Borodajkewycz-Effekt hinzuarbeiten: So wie Ende März und Anfang April 1965 durch eine breite antifaschistische Kampagne die Bestrebungen der damaligen SPÖ-Führung in Richtung kleine Koalition inhibiert wurden, so könnte auch heute wieder eine energische Abfuhr an die Strachwitz-Gruppe unübersteigbare Grenzen für das politische Spiel nach rechts ziehen.

Graf Strachwitz als Abgeordneter

Kunst

Abg. STRACHWITZ: ... entartete Kunst.. Wir müssen dafür sorgen, daß diese Kunstrichtungen nicht gefördert werden, denn sie verdienen es nicht, und sie sind unserer Meinung nach für die Jugend und für all das, was wir wollen, verderblich.

(Nationalratssitzung vom 8. Dezember 1950, Stenographische Protokolle über die Sitzungen des Nationalrates der Republik Österreich, 6. Gesetzgebungsperlode, S. 1547)

Todesstrafe

Abg. STRACHWITZ: Dieses andere Gesetz — es ist das Gesetz über die Abschaffung der Todesstrafe — hat nach seiner Beschließung in einem entsetzlichen Ausmaß gerade jetzt eine Verbrechenswelle gebracht.

(NR-Sitzung vom 12. Juli 1950, Sten. Protokolle, 6. GP, S. 1032)

Zweite Republik = Hochverrat

Abg. STRACHWITZ: Und ist es nicht Hochverrat gewesen, als die Zweite Republik errichtet wurde und die damals noch im Eid stehenden Offiziere ihrem Kriegsherren nicht mehr den Eid hielten und auf einmal Republikaner waren? Wo beginnt in diesem Lande der Hochverrat? Das eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie fortzeugend immer Böses muß gebären.

(NR-Sitzung vom 5. März 1952, Sten. Protokolle, 6. GP, S. 3168 f)

Kontroverse mit Raab und Altenburger

Abg. Ing. RAAB: Am besten wissen es die Renegaten! Legen Sie Ihr Mandat zurück!

Abg. STRACHWITZ: Herr Minister Raab! Das ist es, worum es hier geht, das Nicht-Wort-Halten!

Abg. Ing. RAAB: Brechen Sie Ihr Wort nicht! Legen Sie Ihr Mandat zurück!

Abg. STRACHWITZ: Herr Minister Raab! Ich habe nicht von Ihnen das Mandat erhalten, sondern bin damals in die Partei gegangen und habe den Personenkreis aufgerufen, dem Sie versprochen haben, daß er eine Vertretung bekommt. Und ich bin zu einem Zeitpunkt gegangen, wo ich gesehen habe, daß die Partei gar nicht willens war, das zu halten, was sie versprochen hat.

Abg. ALTENBURGER: Auf Grund Ihrer Wähler haben Sie kein Mandat, Herr Ritterkreuzträger!

Abg. STRACHWITZ: Wenn Sie das als Schande bezeichnen, liegt es bei Ihnen, ich bezeichne es nicht als eine solche.

Abg. ALTENBURGER: Ihre Ehre haben Sie verloren!

Abg. STRACHWITZ: Herr Altenburger, über Ehre sollten gerade Sie nicht reden.

Abg. ALTENBURGER: Ich würde es an Ihrer Stelle nicht tun, von Ehre zu reden!

Abg. Ing. RAAB: Jetzt winseln Sie drüben beim VdU um Aufnahme!

(Präsident GORBACH gibt dasGlockenzeichen.)

(NR-Sitzung vom 30. Oktober 1952, Sten. Protokolle, 6. GP, S 4010)

Gegen die „45er“ in der ÖVP

Abg. STRACHWITZ: Ich kann daher den Herren in der Regierung nur das eine sagen: Ich bin mir klar, daß gewisse Herren, die seit dem Jahre 1945 bereits einen Pakt für das Leben geschlossen haben, der Meinung sind, daß sie nun auf ewig mit demselben Geist der Rache und der Unduldsamkeit dieses Land regieren können. Ich glaube, daß diese Menschen, die durch eine persönliche Freundschaft in beiden Lagern so verbunden sind, daß man nicht mehr weiß, ob der eine von der Rechten der Sozialistischen Partei —

Abg. ALTENBURGER: Sie haben überhaupt nicht gewußt, was Sie wollen!

Abg. STRACHWITZ: — Altenburger könnte das ruhig sein — und einer von der Linken der anderen Seite angehört, —

Abg. ALTENBURGER: Lieber ein anständiger Sozialist als ein Ritterkreuzträger ohne Ehre!

Abg. STRACHWITZ: Das ist nicht sehr schlimm, daß diese Menschen wieder hier sitzen; das wird das österreichische Volk nicht tragisch nehmen.

(Andauernde Rufe des Abg. ALTENBURGER. — Präsident GORBACH gibt das Glockenzeichen.)

(NR-Sitzung vom 30. Oktober 1952, Sten. Protokolle, 6. GP, S. 4012)

Parlamentarismus

Abg. STRACHWITZ: Sie mögen heute lächeln, aber Sie werden noch glauben lernen, daß sich diese junge Generation — so oder so — einmal nicht mehr von Ihnen führen lassen wird. Das ist keine Drohung, das sagen Sie auf allen Ihren Parteitagen, das hören wir immer wieder in den Versammlungen: vom Abseitsstehen dieser Generation. Ich weiß genau, daß ich mich nicht zum Sprecher der gesamten jungen Generation machen kann, aber ich weiß, wie es ihr ums Herz ist, weil ich dieses Schicksal mitgetragen habe, und wie wir das Ganze als Theater empfinden, was sich hier in diesem Hause abspielt.

(NR-Sitzung vom 12. November 1952, Sten. Protokolle, 6. GP, S. 4099)

Abgesang?

Abg. STRACHWITZ: Sie fördern mit Ihren Handlungen zwangsläufig die Extreme. Sie werden also dasselbe Unglück wieder heraufbeschwören wie in der Ersten Republik, wenn es nicht gelingt, daß eine kräftige Opposition in dieses Haus einzieht, die tatsächlich regulierend auf Ihre Handlungsweise Einfluß nehmen kann. (Beifall bei den Unabhängigen.)

Abg. FRÜHWIRTH (SPÖ): Eine politische Null hat ein letztes Lebenszeichen gegeben!

(NR-Sitzung vom 30. Oktober 1952, Sten. Protokolle, 6. GP, S. 4013)
Steirischer Antisemitismus

107 Vorschläge

„Rassenkrieg“

In diesen Tagen wird viel über den Zweiten Weltkrieg geschrieben. Ein Teil sagt, es sei eine Folgeerscheinung des Ersten Weltkrieges, ein anderer Teil erklärt, er sei durch die Auseinandersetzung zwischen dem Nationalsozialismus und dem Weltjudentum entstanden. Beide Komponenten schließen einander nicht aus. Wie sehr er auf der anderen Seite als Rassenkrieg angesehen wurde, zeigt der bis in letzte Einzelheiten ausgearbeitete Plan des Amerikaners Theodore Kaufmann zur Vernichtung des deutschen Volkes in Bausch und Bogen ... Zwangssterilisation ... Welch ein Haß, welch ein Verbrechen! Und gesühnt wurde es nie ...

(Neue Ordnung, September 1964)

Kreisky

Es ist nun, glaube ich, das erste Mal in der Geschichte, daß ein Leiter des österreichischen Außenministeriums ein Jude ist, so muß es doch überraschen, daß alle vier neuernannten Beamten nun ebenfalls zu diesem Personenkreis zählen. Würde man den Israelis zumuten, ein Ministerium mit Arabern zu besetzen?

Dr. Josef Grohs (Neue Ordnung, Dezember 1959)

„Verschwundene Juden“

Als Ergebnis seiner Untersuchungen glaubte Paul Rassinier erklären zu können, daß die Zahl der verschwundenen Juden bei etwa 500.000 liegen dürfte.

Maurice Bardèche (Neue Ordnung, Juni-Juli 1961)

„Rosenfeld und Genossen“

... werden wir daran erinnert, daß es in der Wiener Sicherheitsdirektion einen Dr. Rosenfeld gibt. Dieser hat den Antrag auf Bildung eines Bundes der Ritterkreuzträger in Österreich mit einer Begründung abgelehnt, die im Hinblick auf das Abzeichengesetz im Nationalrat eine Provokation darstellt. Seine Rechtsauffassung wurde natürlich vom Innenministerium übernommen, und dann wundern sich die Rosenfeld und Genossen, wie sehr sie bereits wieder unbeliebt sind.

(Neue Ordnung, September 1962)

„CFR — die unsichtbare USA-Regierung“

(CFR = Council on Foreign Relations)

Ihre Mitglieder erstrebten ausnahmslos die Errichtung einer Weltregierung und arbeiten gemeinsam mit Gleichgesinnten anderer Nationen, auch denjenigen des kommunistischen Blocks. In diesem Sinne kann von einer bestehenden, durchorganisierten Weltverschwörung gesprochen werden.

(Neue Ordnung, Jänner 1964)

„Weltjudentum“

In der Frage der Verjährung der Kriegsverbrechen übt das Weltjudentum einen massiven Druck auf die Deutsche Bundesrepublik aus.

(Neue Ordnung, März 1965)

Fall Borodajkewycz

Es wird zu prüfen sein, ob das Verhalten der in diesem Artikel aufgezählten Akteure, Handlanger und Hintermänner nicht den Antisemitismus provoziert.

(Neue Ordnung, Juni 1965)

„Hetze geg’n die Rasse“

Den Juden:
Nennt nicht Hetze geg’n die Rasse,
sabotiert nicht den Erfolg,
wenn gleiche Rechte will die Masse,
die sich nennt das Volk!
Es gibt and’re, die litten
und trotzdem wollen kein Sonderrecht,
weil sie nur den Herrgott bitten,
ER SPRECHE dereinst RECHT!
 
Vom „gelegentlichen Mitarbeiter Waflei“ (Neue Ordnung, Jänner 1967)

„Großvater noch jüdischer Zigarrenhändler in Mannheim“

... dieser Plan eigentlich von dem aus Litauen eingewanderten, sehr wahrscheinlich als Agent der Sowjetunion tätigen Harry Dexter White entworfen wurde, dem Oberst Bernard Bernstein und der Finanzberater L. C. Aaron zur Seite standen ... (Morgenthaus Großvater war noch jüdischer Zigarrenhändler in Mannheim ... sein Leben stand bis zuletzt unter der Spannung zwischen seinem jüdischen Volkstum und der Verpflichtung zu seinem amerikanischen Vaterland, er machte jedenfalls Weltpolitik, seine Maximen beherrschten die amerikanische Deutschlandpolitik in den ersten Jahren nach 1945.

(Neue Ordnung, März 1967)

„Christusmörder“

‚Natterngezücht‘, wie der Gottessohn sie bezeichnet, eine kaltblütige und unbarmherzige Rasse, die Mörder von Jesus Christus.

Maurice Pinay, Verschwörung gegen die Kirche, Madrid 1963, (Neue Ordnung, Juni 1966)

Rondell-Kino

Es gehört einem emigrierten Anwalt, Dr. Schlang, und einem Konsul (von Honduras!), Rath, und ist zu einer Stätte pornographischer Filme geworden ... Befürchtet man den Vorwurf des Antisemitismus, wenn man einschreitet? Die Duldung des Skandals erzeugt ihn erst recht.

(Neue Ordnung, April 1967)

„Ein Volk ohne Humanismus“

Jüdische Abschiedsvorstellung ... Wie schwer, ja unmöglich würde es für die heutigen Europäer sein, Babylonier, Assyrer, Phöniker oder Etrusker zu verstehen, würden diese nach Jahrtausenden unter uns auftreten! ... Auch die Juden sind ein Volk ohne Mittelalter, dazu ein Volk ohne Renaissance und Humanismus, ihre Begegnung mit Europa erfolgte in der Zeit der Aufklärung ... Daraus mögen manche späteren Schwierigkeiten resultieren.

Über eine Buchausstellung der B’nai B’rith im Künstlerhaus, Wien, März 1967 (Neue Ordnung, April 1969)

„Verschwörung gegen die Kirche“

Der Erste Höchste Rat wurde, wie wir schon gesagt haben, am 31. Mai 1801 in Charleston, 33 Grad nördlicher Breite, unter dem Vorsitz des Juden Isac Long gebildet, der von dem Juden Moses Cohen zum Generalinspektor gemacht worden war, und der seinen Grad in Spitzer, von Hyes, von Franken und von dem Juden Morin erhalten hatte.

Pinay, a.a.O. (Neue Ordnung, Mai 1966)

„Das freimaurerische Weltreich“

Internationale / Freimaurerei — Kirche und Kommunismus ... Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird die sogenannte freie Welt von Kräften bestimmt und geleitet, die, bewußt oder unbewußt, den alten Zielen der Freimaurerei dienen: der Umwälzung der gesellschaftlichen, staatlichen und politischen Verhältnisse auf ‚demokratischer‘ Grundlage unter Herausstellung des Prinzips der Humanität und der Vernichtung und Zerstörung der traditionellen Werte und der überweltlichen Ideale. Es ist längst festgestellt, daß das erträumte freimaurerische Weltreich der sozialistischen Weltrepublik wie ein Ei dem andern gleicht. Daß die Freimaurer in der Führungsgarnitur der sozialistischen Parteien eine entscheidende Rolle spielten und spielen, ist darum nicht verwunderlich. Sie sind zugleich das verbindende Organ zwischen dem Sozialismus und der von der Freimaurerei weithin beherrschten kapitalistischen lieberalen Hochfinanz ... Die Erschütterung, die über das Kirchengebäude hereingebrochen ist, hat auch hier zu einer Aufweichung der bisherigen prinzipiellen Haltung geführt. Es ist ein offenes Geheimnis, daß Persönlichkeiten unseres öffentlichen Lebens, die sich katholisch nennen und katholischen Organisationen angehören, nichts daran finden, mit der Freimaurerei zu paktieren oder sich sogar in diesen Geheimbund aufnehmen zu lassen. Jetzt läuft die Weltuhr in Ost und West in dem von den Freimaurern gewünschten Sinne!

(Neue Ordnung, April 1969)
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