FORVM, No. 303/304
März
1979

Ich, Hilfsbulle und Kretin

Minister intim mit einem roten Terroristen

Peter Glotz, Jahrgang 1939, Berliner Senator für Wissenschaft und Forschung, SPD-Mitglied, ist ein eher undeutscher, fast französisch wirkender Typ von Politiker: ein Mann, der denken und schreiben kann. Der beides tut, noch wenn er im Amt ist. Dieser Tage erscheint sein politisches Tagebuch aus den Jahren 1976/78: „Die Innenausstattung der Macht“ (im Steinhauser Verlag, einer Bertelsmann-Tochter, welche die Autoren-Edition ersetzt; 320 Seiten, DM 32,—, öS 249,80).

Glotz, der nichts dabei findet, zusammen mit Spontis aufzutreten (Tunix-Kongreß, Berlin 1977), greift darin heiße Eisen wie die „Mescalero-Affäre“ an. Der vorliegende Text erhellt die geistige Sphäre, aus der der Terror entstanden ist, anhand eines Buches von Bernward Vesper („Die Reise“, Verlag März bei Zweitausendundeins, Jossa 1977, 568 Seiten, DM 20,—, öS 145,—).

Hier bin ich, mir geht es dreckig, ich bitte, das gefälligst zur Kenntnis zu nehmen. — Bernward Vesper

Peter Glotz auf dem Berliner Tunix-Kongreß 1978

Den Haß ernst nehmen

Eigentlich wollte ich an den toten Bernward Vesper einen Brief im Stil der „März-Leute“ schreiben: „Lieber Vesper, ich habe gerade Dein Buch ‚Die Reise‘ gelesen — oder das, was Schröder daraus gemacht hat. Ich gebe zu, daß ich es fasziniert von Anfang bis zum Ende gelesen habe; nur die Phantasien, die Du auf den Trips gemacht hast, finde ich eher langweilig: Remakes von Bourroughs und Henry Miller. Na ja. Aber die ‚einfachen Berichte‘ über Dein Elternhaus — so etwas gibt’s in der deutschen Literatur seit 1945 nicht, da muß man zurück bis zu Wedekind und zum ‚Törleß‘. Ich gratuliere Dir zu Deinem peinigenden Erinnerungsvermögen, das alle Verletzungen aus 20 Jahren gespeichert hat. Als Generationsgenosse, der zwar aus einer etwas kleineren Kiste stammt, meine Eltern hatten kein Gut, aber sie waren auch ungeheuer drauf aus, daß ich mir die Füße wusch, will ich Dir sagen: das ist das beste widerliche Buch, das ich in den letzten Jahren in die Hand bekommen habe.“

Aber diese Vertraulichkeit wäre unangemessen. In seinem Ton kann ich mich nicht mit ihm auseinandersetzen. Bernward Vesper, Sohn des Nazidichters Will Vesper, langjähriger Freund des späteren RAF-Mitglieds Gudrun Ensslin, Vater eines Sohnes Felix (von Gudrun Ensslin), geendet durch Selbstmord 1971, hat ein für das Lebensgefühl von Hunderttausenden repräsentatives Buch geschrieben. Die Hunderttausende werden nicht alle so konsequent sein wie er, so sensibel, so erinnerungsfähig, so haßerfüllt, so begabt. Aber (Ihr könnt jubilieren!) dieser todessüchtige Individualismus entsteht heute in deutschen Kinderzimmern massenhaft. Vesper: „Durch was ist Dein Haß gerechtfertigt? wird man fragen. Er ist da. Ist das nicht Rechtfertigung genug?“

Dieser Mensch hat Anspruch darauf, daß man seinen Haß ernst nimmt. Er richtet sich übrigens genau auf Leute wie mich. Ich war schon gegen ihre Revolte, als von Morden noch nicht einmal geredet wurde. Ich, der gleiche Abiturjahrgang wie Vesper, saß schon 1967, damals seit vier Jahren Assistent, seit sechs Jahren Sozialdemokrat, also „Establishment“, im Keller unseres besetzten Instituts („Das erste befreite Institut der Universität München“) und telefonierte mit dem sozialdemokratischen Polizeipräsidenten. Morgens um drei trugen sie unsere „Besetzer“ raus — keine Verletzten oder gar Tote. Also schon damals ein „Denunziant“, ein „Hilfsbulle“, ein „Kretin“. Ich bin kein objektiver Kritiker dieses Buchs. Ich bin ein Gegner.

Der Aufstand geschieht gegen diejenigen, die mich zur Sau gemacht haben, es ist kein blinder Haß, kein Drang zurück ins Nirwana, vor die Geburt. Aber die Rebellion gegen die zwanzig Jahre im Elternhaus, gegen den Vater, die Manipulation, die Verführung, die Vergeudung der Jugend, der Begeisterung, des Elans, der Hoffnung — da ich begriffen habe, daß es einmalig, nicht wiederholbar ist. Ich weiß nicht, wann es dämmerte, aber ich weiß, daß es jetzt Tag ist und die Zeit der Klarstellung. Denn wie ich sind wir alle betrogen worden, um unsere Träume, um Liebe, um Geist, Heiterkeit, ums Ficken, um Hasch und Trip (werden weiter alle betrogen).

Vesper gelingt die perfekte Darstellung einer Jugend in Deutschland während und kurz nach der Naziperiode — gehobenes Bürgertum, auf seiten des Führers, anständige Deutsche, in hundert Jahren wird man das lesen wie wir den „Anton Reiser“. Die Eltern weder böswillig noch roh, sondern sozusagen der alltägliche gewöhnliche Faschismus; die Nazigesinnung (aufrechterhalten auch noch nach dem Krieg) ist dabei das Harmlosere. Ein ganz ungebrochener Mut zur Erziehung — so sind wir, in Abstufungen, alle erzogen worden: Gegessen wird, was auf den Tisch kommt, diese Kinder sind kein Verkehr für Dich, Du bist jetzt in dem Alter, wo Du viel Sport treiben mußt, einem Erwachsenen widerspricht man nicht undsoweiterundsoweiter.

Vater mit Bettflasche, Brüste zu weich

Jeder von uns hat Erinnerungsbruchstücke dieser Art am Leib; und zuweilen werden sie hochgespült. Vesper aber wird gequält durch eine Flut von demütigenden Bildern, die immer wieder mit seiner Niederlage, seiner Bestrafung, seinem Unglück, seinem Schluchzen enden. Er muß den Griesbrei schlucken, wie sehr er sich auch wehrt; und die Katze wird ihm erschossen, was immer er auch tut. So quillt eine Geschichte nach der anderen aus ihm heraus, diese Geschichten würden genügen für zwanzig deutsche Kindheiten, für zwanzig Vater-Sohn-Konflikte in der durchschnittlichen expressionistischen Größenordnung. Ein Erinnerungsgenie. Einer, der kein Unrecht, das ihm geschehen ist, vergessen kann. Jedes muß heraus: die ganze Wahrheit.

Einer, der leidet — an sich und seiner Vergangenheit.

Über den sterbenden Vater:

Mein Vater, dem man die Schlafanzughose ausgezogen hatte, um die Bettflasche richtig unter seinen Schwanz stellen zu können, sprang immer wieder aus dem Bett und strebte mit entgeisterten Augen auf sein Arbeitszimmer zu, weil das vermutlich wirklich sein stärkster Impuls war. Das ist der Terror, dem er sich aus Schuldgefühl unterwarf (und deshalb versuchte, mich ebenfalls zu unterwerfen, und ich weiß nicht, wie weit es möglich ist, seine Siege rückgängig zu machen).

Aber:

Nach dem Tode meines Vaters konnte ich tagelang nicht kauen, ohne in Tränen auszubrechen. Man muß das Gesicht eine Minute lang in ein Waschbecken mit kaltem Wasser drücken.

Über seine Freundin:

Sie „malt“ und will schreiben. Einmal hat sie einen zwei Seiten langen Text verfaßt: Er war so gut geschrieben, daß es mich überraschte. Obwohl ihre Brüste zu weich sind (sie hat Brustwarzen wie eine alte Frau), ficken wir jede Nacht miteinander. Weiß Gott, es macht uns Spaß. Sie ist eifersüchtig auf den Chewing gum, den ich kaue, während wir bumsen.

Deutsche Krankheit: Brutal zu anderen

Aber:

Vielleicht ist es zynisch, so über Petra zu schreiben. (Ich habe keine Gefühle.) Aber das Schreiben verliert allen Sinn, wenn ich mir nicht dadurch Stück für Stück der Wahrheit entreiße. Du weißt gar nicht, was für ein Stück Scheiße da jeden Abend zu Dir ins Bett kriecht.

Ich will meine Gefühle dem allem gegenüber nicht verstecken: Die Erschütterung über einen minutiös festgehaltenen Prozeß der Zerstörung und Selbstzerstörung, eben über eine deutsche Kindheit im Faschismus, verwandelte sich immer mehr zu eisiger Ablehnung einer exaltierten, ichbesessenen Gefühligkeit. Nach der zwanzigsten fotografisch genau erinnerten Demütigung des Kindes beginne ich, die Mutter zu verteidigen; vielleicht hatte es einen Sinn, wenn sie dem Kind beibrachte, daß man mit dreckigen Füßen nicht in weiße Betten geht? Und auch, wenn ich mich dann zur Ordnung rufe und mir sage (was Vesper allerdings nicht sagt, aber vielleicht meint): Es geht um die Proportionen, darum, daß man saubere Füße nicht wichtiger nimmt als eingesperrte oder totgeschlagene Juden, auch wenn ich mir das sage, finde ich die Geschichte, je tiefer ich in sie eindringe, immer unerträglicher: sentimental und brutal zugleich. Sentimental, wenn es um die eigenen Gefühle geht; brutal gegenüber anderen.

Der Gedanke, daß man wenigstens die Motive des anderen bedenken muß, wird im Kontext dieses Buches zu liberalem Schwachsinn.

Vesper wollte mit Deutschland nichts zu tun haben; es war ihm das „verhaßte Land“ hinter den Alpen. Dabei hat er ein ungeheuer deutsches Buch geschrieben, deutsch im falschen Sinn seiner „Ahnen“: unbedingt im Gefühl, schwach in der Reflexion, ohne Common sense, aber stark in der Ausstrahlung. Er ist dem Vater näher, als er glaubt.

Interessant finde ich, was für ein kaputter Typ aus der sogenannten heilen Welt meiner Jugend herausgekommen ist — wird man das als Beweis gelten lassen?

Nein, nein, nein!

Für mich liegt das Grundübel der Vespers — ich rede jetzt nicht von dem seit 1971 toten Nazidichtersohn, sondern von dieser ganzen Sippe von Anarcho-Spontis, die aus bürgerlichen Elternhäusern herausgestolpert kommen — in ihrem blinden Glauben an das Ich. Sie horchen in sich hinein, sie wollen sich ständig selbst „fühlen“, sich „erfahren“, sich „öffnen“ (sie haben schon eine ganze halbpornographische Terminologie zur Benennung ihrer Wünsche erfunden), sie sind zart, sensibel, verabscheuen das Unrecht um sich herum und verweigern sich den „Zwängen“. Das Ganze ist (ironisches Zickzack der Geistesgeschichte!) eine anarchistische Variante des deutschen Personalismus — und ich habe erst jetzt, beim Nachschauen in einem Lexikon, gesehen, daß dieser Begriff von Stirner geprägt wurde, also vom geistigen Vater dieser Bewegung, 1845, in seinem Buch „Der Einzige und das Eigentum“.

Bernward Vesper

RAF: Sach auf Stirner gestellt

„Der Mensch“ — schrieb Stirner — „das Ende und Ergebnis des Christentums, ist als ‚Ich‘ der Anfang und das auszunutzende Material der neuen Geschichte, einer Geschichte des Genusses nach der Geschichte der Aufopferungen, einer Geschichte nicht des Menschen oder der Menschheit, sondern — meiner.“

Stirner kommt bei Vesper nicht vor; aber Vesper versucht, Stirner zu leben. Es endet tödlich.

Vesper sagt:

Ich interessiere mich ausschließlich für mich und meine Geschichte und meine Möglichkeiten, sie wahrzunehmen.

Diese Art zu leben reißt ihn aus lebensnotwendigen sozialen Zusammenhängen. Die Kritik an den hohlen Selbstbestätigungsritualen der Elternwelt wird zu einem radikalen Individualismus übersteigert, der nur noch die eigenen „Bedürfnisse“ als evident gelten läßt. Der Prozeß gemeinsamer Arbeit, in dem aus Konkurrenz (ja, Konkurrenz!) und Kooperation Identität entsteht, der aber natürlich ohne Verzicht, Kompromiß und Triebsublimation unmöglich ist, gerät unter Totalverdacht:

Die Bourgeoisie lebt exhibitionistisch. Ihre ganze Lebensweise ist auf Wirkung berechnet, d.h. darauf, sich selbst ernst zunehmen, um vom anderen ernstgenommen zu werden. Alle Bedürfnisse werden dem geopfert. Sie kann nie ein Ich entwickeln, weil sie immer in der Küche ißt, um das Wohnzimmer für den „anderen“ zu schonen. So auch ihre Kunst: Kunst für den „anderen“. Triebaufschub, d.h. Arbeit für einen späteren Genuß. Sie ist völlig unfähig, den Tag als unwiederbringlich zu begreifen, oder nur sentimental, masochistisch — und übersieht dabei, daß sie durch die Depressionen und Hysterien genau das zerstört, um dessen Zerstörung willen sie depressiv und hysterisch wird. Das ist die Scheiße, in die wir hineingezogen worden sind, und wir müssen erst zur totalen Verantwortungslosigkeit zurückfinden, um uns überhaupt zu retten.

Keiner kann bestreiten, daß Vesper mit dieser Kritik das, was er Bourgeoisie nennt, trifft: heuchlerische Kommunikation, in die wir täglich verwickelt sind. Aber mit dem Plädoyer für die „totale Verantwortungslosigkeit“ schneidet er sich jeden Rückweg ab. Übrig bleibt das Ich, das sich selbst illuminiert. Das ist zum Leben zuwenig.

Auf sein Beispiel aus der Lebenswelt der Bourgeoisie (das Wohnzimmer, in dem die Möbel immer durch Schonbezüge abgedeckt sind, außer wenn die Gäste kommen) weiß ich ein Gegenbeispiel aus der Lebenswelt des Proletariats: Jeh in Dir, Justav. War ick schon. Is ooch nischt los. (Man soll sein Innenleben nicht überschätzen.)

Ich gebe zu, daß mein Widerwille gegen diesen Ich-Kult durch den täglichen Umgang mit der verdünnten, kommerzialisierten Variante dieser Zeit-Tendenz geschärft wird: Der Satz: „Ich interessiere mich ausschließlich für mich und meine Geschichte und meine Möglichkeit, sie wahrzunehmen“, ist inzwischen zum Credo einer ganzen Mischpoche von Teilzeitlehrerinnen, Versicherungsfritzen und Diplomkaufleuten geworden, die ihre inneren Hohlräume mit Urschreiexperimenten, Verhaltenstherapie und Gruppendynamik füllen. Vesper war ein anderes Kaliber. Trotzdem:

„Hier bin ich, mir geht es dreckig, ich bitte, das gefälligst zur Kenntnis zu nehmen“ — wieso gefälligst?

Zeichnung Bernward Vespers,
darstellend Felix, seinen Sohn mit Gudrun Ensslin

Ich kann Ulrike nicht begreifen

Aber das ist alles „Philosophie“. Jeder hat seine (hoffentlich). Ich halte meine nicht für einen Exportartikel.

Der Spaß hört auf, wenn aus der Philosophie Politik wird. (Natürlich, höre ich es höhnen: die Toleranz der Bourgeoisie endet, wenn sie in ihren Privilegien angegriffen wird. Meine endet dort, wo einer seine Sensibilität in Gewalttätigkeit, auch: verbale Gewalttätigkeit, ummünzt!)

Ich kann Ulrike nur begreifen, wenn ich ihre gebogenen Knie sehe (und sie, verkleinert, in ihren gebogenen Knien sitzend, betrachte), während sie am Tisch im Institut in den Karteikarten blättert, und die beiden Wachtmeister, die Knarre im Koppel, dasitzen und von dem Gespräch nichts verstehen, wenn ich diese verbinde mit dem Sprung aus dem Fenster im ersten Stock, nur Sekunden später, als die Bullen schon am Boden liegen und jener Kretin sich als Hilfsbulle dazwischengeworfen hat und jetzt vorn an der Tür liegt und blutet. Und ins Auto und weg, und der Coup gelungen und Baader frei.

Ich kann Ulrike überhaupt nicht begreifen. Der Schuß auf den Institutsangestellten, der seiner Arbeit nachgeht, der, wie wir uns nicht mehr zu sagen trauen, seine „Pflicht tut“, ist (versuchter) Mord. Warum ist sein „Ich“ weniger wert als das anderer? Ihn als „Kretin“ zu bezeichnen, ist weder „locker“ noch „wahr“ noch „sensibel“. Es ist Mördersprache.

Ich bringe jetzt das endgültig vorletzte Zitat von Bernward Vesper. Es stammt aus einer Debatte mit Drogenexperten, die die Mitglieder der Szene zum Kampf gegen Drogen gewinnen wollten. Darin: Vespers politische Philosophie.

Ich hörte mir den Schwachsinn eine Stunde lang an, dann fragte ich: Ist Ihnen eigentlich klar, was für Unverschämtheiten Sie vorbringen? Das System macht diese Kinder fertig, sie hängen durch bis aufs Netz, diese gottverdammte Scheiße wollen sie nicht, sie haben es satt, mit Schafshoden und Schwachköpfen umzugehn, mit Eltern, Erziehern, Ärzten. Und sie machen sich einen Schuß. Klar, sollen sie. Wissen Sie was Besseres? Sie sind fertig, sie blicken nicht soweit durch, daß sie begreifen können, ihre Misere ist individuell nicht zu lösen, sie müßten kämpfen und den ganzen Laden in die Luft jagen. Statt dessen suchen sie sich einen Flash. O.k. und nun kommen Sie her und behaupten, wir wären an dieser Scheiße schuld? Sie sind es, die sogenannten Ärzte, die Quacksalber, die albernen Liberalen, die immer nur an den Symptomen kurieren können. Das System hat diese Kinder fertiggemacht ...

Antwort an Bernward Vesper:

Wir, die Vertreter des Systems, die Verwalter des „verhaßten Landes“, reagieren auf solche Vorwürfe fast immer apologetisch. Wir bestreiten, daß „das System“ Kinder fertigmacht. Diese Reaktion ist falsch. Ich bestreite nicht, daß das System Kinder fertigmacht. Ich bestreite auch niemandem das Recht auf Wut und Empörung gegen solche Brutalität.

Nur: Wenn einer politisch handeln will, darf er nicht auf seiner Empörung sitzenbleiben. Er muß aus seiner Empörung Schlüsse ziehen und Vorschläge machen.

Es ist nicht genug, „das System“ für Unglück, Unrecht, Leid, Tod verantwortlich zu machen; aus so ungenauer Beschuldigung kommt keine Legitimation. Ihr müßt sagen, was im System die Kinder fertigmacht, in welchem System sie nicht fertiggemacht werden und wie man, ohne ein paar Millionen Tote, zu diesem System kommt. Wenn Ihr das nicht sagen könnt, ist jedes Opfer Eures „Kampfes“ ein sinnlos umgebrachter Mensch.

Letztes Zitat von Vesper; über Ulrike Meinhof:

Über dem Loch in ihrem Schädel spannt sich nur eine ganz dünne Haut, sagt Klaus Rainer Röhl. Die wenigsten wissen, daß sich über ihre Seele eine ganz dünne Haut spannt.

Die Vespers, die toten und die lebendigen, müssen wissen, daß das keine Entschuldigung ist. Sensibilität ist keine zureichende Legitimation für Mord.

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