Heft 4-5/1999
November
1999

Ihre Zivilcourage kann Leben retten!

Die größte deutsche Flug­gesellschaft Lufthansa legt viel Wert auf ein nobles Image: Geschäftsleute und Urlauber sollen sich rundum wohl fühlen. Doch auch mit der Abschiebung macht die Lufthansa ihr Geschäft: Fast die Hälfte aller Abschiebun­gen aus Deutschland wird durch die Lufthansa durch­geführt. Manchmal mit töd­lichem Ausgang: Am 28. Mai 1999 starb der Sudanese Aamir Ageeb im Linienflug nach Kairo durch Gewalt­handlungen der Grenz­schutzbeamten. Es war der fünfte Todesfall dieser Art in Europa innerhalb von zwei Jahren.

Am 3. Oktober versam­melten sich am Münchner Franz-Joseph-Strauß-Flughafen rund 200 Aktivistin­nen und verteilten im Zen­tralbereich an zahlreichen Terminals über 4.500 Folder an die Fluggäste. Allein 1998 wurden von diesem Flughafen 5.647 Menschen abgeschoben.

„Grüß Gott und will­kommen auf dem Flughafen München — Information an alle Fluggäste“, war da zu le­sen, und: „Vor dem Abflug möchten wir Sie über Vorschriften und Sicherheits­standards informieren. Ihre Kenntnisse in diesem Be­reich können Menschenle­ben retten. Daher bitten wir Sie, die folgenden Infor­mationen aufmerksam zu lesen.“

Eine praktische Hand­reichung für Passagierinnen auf der letzten Seite des Fol­ders erklärte dann, wie sich Fluggäste einmischen kön­nen, wenn sie eine Abschie­bung beobachten:

  • Fordern Sie das Personal auf, die Abschiebung zu verhindern!
  • Verweisen Sie auf die Ver­letzung der Menschen­rechte!
  • Bundesgrenzschutzbeam­te haben im Flugzeug übrigens keinerlei Polizeibefugnisse: gegen den Willen des Piloten dürfen sie keinesfalls Zwangsmaßnahmen anwenden. Fordern Sie den Flugka­pitän daher auf, die Durchführung der Ab­schiebung zu verweigern!
  • Protestieren Sie lautstark!
  • Greifen Sie notfalls selber ein, z.B. indem Sie sich weigern, sich hinzusetzen!
  • Bringen Sie Ihre Beob­achtungen an die Öffent­lichkeit!
  • Fordern Sie schon bei der Buchung Ihres Fluges eine Bestätigung, daß auf Ihrem Flug nicht abge­schoben wird!
  • Ihre Zivilcourage kann Leben retten!

Der Bayrische Flücht­lingsrat fordert Lufthansa-Fluggäste auf, mit Mut und Solidarität gegen die Un­menschlichkeit von Abschiebungen einzu­greifen.

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