FORVM, No. 203/II
November
1970

Ist Sade ein Pornograph?

Sade-Studien — 4. Folge
voriger Teil: Revolution, Atheismus, Pornographie

XV. Zensur und Schädlichkeit

Es fällt mir schwer zu sagen, ob Sade ein Pornograph ist, weil ich nicht weiß, was Pornographie ist. Das Gesetz definiert verschieden; mancherorts genügt geschlechtliche Erregung zur Indizierung (Erektometer umschnallen, Herr Staatsanwalt?), in Deutschland ist Kunst frei (würde auf Sade zutreffen), bei uns ist alles, was bloß zum Geschlechtlichen „in Beziehung steht“, dem Büttel verfallen.

Da Pornographie alles sein kann, gibt es keine Pornographie. Pornographie ist das, was der Zensor deutet.

Indem der Zensor verbietet, was von sexueller Erregung handelt, fühlt er sich wie der Vater, der seinen Kindern das Onanieren untersagt. Gelegentlich habe ich den Anblick betreten von einem Fuß auf den andern steigender Bibliothekare, die mir das Lesen erotischer Literatur unterschriftlich zu bestätigen haben: ihr bittender Blick sagt, sie wollen unbewußt von mir die Bekräftigung, daß ich keinen Ständer kriege („rein wissenschaftlich“). Geoffrey Gorer stieß anfangs der dreißiger Jahre bei seinen Sade-Studien noch auf eine unüberwindliche Schranke: im British Museum gab es zwar etliche Werke des Marquis, aber in einem versiegelten Kasten, der nur in Gegenwart zweier Direktoren des Museums und des Erzbischofs von Canterbury geöffnet werden durfte (Geoffrey Gorer, Marquis de Sade, Wiesbaden 1959, S. 291).

Andererseits handelt der Zensor, indem er die Bewußtmachung erotischen Materials unterdrückt und gleichsam als sichtbare Verdrängungsinstanz der Gesellschaft agiert, wie das Kind, dem der Vater gedroht hat, er werde ihm das Zipfelchen abschneiden, wenn er sich weiter damit spiele. Wenn es so ist, wie Freud sagt, daß das Aussprechen, Bewußtmachen von unbewußt Vorhandenem kathartisch wirkt, dann kann sich doch nur bedroht fühlen: eine Autorität, die auf Verdrängung beruht.

Die Leser, die uns schreiben, daß man derartige Schweinereien doch tunlichst nicht publik machen solle, erinnern mich in ihrer abwehrenden Haltung an jenen jüdischen Mann, den ich einmal in einer Diskussion über Antisemitismus sagen hörte, man solle von diesen Dingen nicht mehr reden, das würde nur zu einem Wiederaufleben des Antisemitismus führen. Wer sich weigert, Sade zur Kenntnis zu nehmen, kämpft in Wirklichkeit mit sadistischen Strebungen, die er nicht hochkommen lassen darf (sonst würden sie ihn forttragen) und die er letztlich an dem ausläßt, der ihm diesen Sachverhalt an die Schwelle des Bewußtseins hebt.

Wenn sich die Figuren Sades zuschreien, daß sie einander ficken wollen, so wirkt das wie der Durchbruch aus der Phantasie in die Realität. Da sitzen wir einander gegenüber in unserer gespülten und gekühlten Zivilisation mit ihren Straßenbahnen, Hörsälen und Zimmern und „schauen“. Das Deuten und Berühren wird als ein vorzivilisatorischer Gestus tabuiert, von der Sinnenhaftigkeit der Feudalzeit blieb nur der Krampf des Voyeurs. In der perversen Form völkischer Mystik schlägt das verdrängte bäuerliche Milieu zurück: Sperma wird zu Blut, der weibliche Leib zu Mutterboden und Heimaterde, und die sexuelle Spannung, die sich an den Mann als Partner heftet, kann nur noch in gemeinsamer männerbündischer Aggression gelöst werden.

Die trivialste und häufigste Täuschung in der aktuellen Diskussion über Sexualität ist der naive Glaube, die Freigabe dieser oder jener Praktik könnte zur sexuellen Befreiung führen. Weder die Aufhebung des Pornographieverbots noch überhaupt die Freigabe des Komplexes „Partialtriebe“ würde an unserer Frustration etwas ändern.

XVI. Ficken und Arbeiten

Tabuierte Worte haben verfremdende Kraft. Wenn ich heute das Wort ficken ausspreche, löst es noch einen emotionalen Komplex aus (nicht: vögeln — das ist augenzwinkernd-salonhaft). Zur Entspannung führt eine Diskussion der Begleitvorstellungen. Als erstes assoziiere ich den Bemächtigungswunsch des Eindringens, das feuchte Gleiten der Glans als Entlastung und Bestätigung und so weiter. In jeder Phase spiele ich auch eine gesellschaftliche Rolle durch, deren produktiver Bezug zum befriedigenden Orgasmus gehört. Das körperliche Eindringen statuiert ein soziales Verhältnis: meine Autorität. Die physische Antwortreaktion bestätigt mich darin, das Einverständnis entlastet mich vom Schuldgefühl aus der vorhergehenden Phase. Das wiederholte physische Zu und Von (wetzen, wichsen, ficken) steigert diesen Reaktionsabtausch bis zu einem Punkt, wo die Energie in den Penis und das motorische System verlagert wird — er ist „Werkzeug“ geworden (tool, Hammer), mit dem ich „arbeite“ (work); dann beginnt die unwillkürliche Phase, ich werde „Maschine“, und in den spasmotischen Entladungen der Akme „produziere“ ich durch Energieumwandlung — ja was? Lust als Stück Konsum, wie ich in der materiellen („ökonomischen“) Produktion ja auch nicht auf einen bestimmten Gebrauchswert hin produziere, den gesellschaftlichen Zusammenhang in der Entfremdung nicht habe, sondern nur auf Lohn hin, also ebenfalls Konsum.

Das heißt: solange wir uns nicht in den Besitz der ökonomischen Produktionsmittel setzen, sind wir auch nicht Eigner unserer sexuellen Befriedigungsmittel. Der Sexualakt des entfremdeten Lohnabhängigen reproduziert nur die Entfremdungssituation. Was wir aufeinander erreichen, ist das Erfolgserlebnis: etwas entäußert zu haben, konsumiert zu haben.

Wie in der gesellschaftlichen Produktion vor dem Eigentum, der Herrschaft, das Tabu des Todes errichtet ist (hybris, the law), so auch vor dem Geschlechtsakt: Georges Bataille faßt den Orgasmus als „kleinen Tod“, als ekstatischen Augenblick der Besinnungslosigkeit, wo Lust und Angst aufeinanderschlagen. Im „geschlossenen Handelsstaat“ darf kein Weg nach außen führen, schon gar nicht durch eine Körperöffnung. „In der Menschheit herrscht immer noch der enge Grundsatz des Kapitalisten, der des Verwalters einer ‚Gesellschaft‘, der des abgesonderten einzelnen, der in der Hoffnung verkauft, am Ende die aufgehäuften Güter zu verschlingen (denn sie werden immer auf irgendeine Art verschlungen). Nimmt man das menschliche Leben im ganzen, so trachtet es bis zur Angst nach der Verschmelzung, bis zur Grenze, an der die Angst nicht mehr erträglich ist“ (Georges Bataille, Der heilige Eros, Neuwied 1963, S. 75).

Hinter der Angst liegt der Raum der Freiheit, die Überwindung dieser Schwelle ist individualpsychologisch der Akt der Revolution. Insofern stimmt, was Peter Weiss in der Coda seines Sade-Stückes hymnisch einsetzt: Revolution ist Kopulation. Erst wenn sich im Akt der Revolution die Gewalt von der Sexualität emanzipiert, kann der Akt der Beiwohnung jene Phantasmagorien einholen, die wir in unserem revolutionären Vorstadium unter Drogen halluzinieren.

XVII. Der infantile Nexus

Sobald wir unsere eigene Vergewaltigung aufgehoben haben, können wir jene frühe Fixierung auflösen, von der Freud in seinem Aufsatz „Die infantile Sexualität“ (1905) spricht: daß wir nämlich nach der kindlichen Beobachtung „den Sexualakt als eine Art von Mißhandlung oder Überwältigung, also im sadistischen Sinn“ auffassen.

Vergessen wir nicht, daß die Klasse der Kinder die rechtloseste aller unterdrückten Klassen ist, und zwar gerade auch als Sexualobjekte; als Objekte jener sadistischen Potentiale, welche die Eltern in ihrem Verkehr sinnlich nicht ausgleichen können. Was beispielsweise Heimerzieher „normalerweise“ mit ihren Zöglingen machen dürfen, ist bekannt. Die folgenden Einzelheiten stammen aus einem Brief eines Zöglings des Erziehungsheimes Kaiserebersdorf bei Wien (Tagebuch, Juli-August 1970): „Da kamen drei bis vier Erzieher und einer nach dem andern verdrosch uns. Ich konnte mir nicht helfen, denn ich war allein. Wenn man die Zellentür ungewollt zumachte, bekamen wir mit einem großen Schlüsselbund ein paarmal über den Rücken geschlagen. Man wurde beim Waschen sadistelt ... bekam mit der Stahlrute zehn Schläge über den Hintern. Die Stahlrute hieß die Grüne Minna. Ein Erzieher namens Weiß verdrosch einen sechzehnjährigen Zögling derartig, daß er bewußtlos auf dem Boden liegenblieb.“

Wohl tun dürfen sie ihnen nicht. Kürzlich wurde in Wien gegen eine 33jährige Erzieherin verhandelt, die einem 15jährigen Schüler zu Erlebnissen verholfen hatte, vor denen ihn das Gesetz schützt. Der Vater hatte was gemerkt: „Christian schilderte indessen so detaillierte Einzelheiten seines angeblichen Liebesverhältnisses, daß sein Vater die Polizei einschaltete.“ Folgende gravierende Einzelheiten gibt der Gerichtssaalbericht kund: „auf den Mund geküßt“, „zu Intimitäten verführt“, „Schäferstündchen schließlich in die Wohnung der Heimleiterin verlegt“, „mit seiner Geliebten sogar gemeinsam auf Urlaub gefahren“. Als besonders „schwerwiegendes Beweisdokument“ galt ein „glühender Liebesbrief“ (Kurier 8.10.1970). Es ist, als ob diese Stadt zwei Generationen lang stillgestanden hätte. „Ein Sittlichkeitsprozeß ist die zielbewußte Entwicklung einer individuellen zur allgemeinen Unsittlichkeit, von deren düsterem Grund sich die erwiesene Unschuld des Angeklagten leuchtend abhebt“ (Karl Kraus, Sittlichkeit und Kriminalität).

Notwendigerweise schleppen wir die Identifikation von Gewalt- und Geschlechtserlebnis durch alle Stadien unserer Untertanenexistenz. Das ist das allgemeinste Gesetz des Sadomasochismus: er existiert als psychischer Komplex, solange die Gesellschaft in Klassen geteilt ist. Ihn nicht wahrhaben wollen, heißt den Hauptwiderspruch unserer Gesellschaft ignorieren.

XVII. Sexwelle und Voyeurismus

Die sogenannte „Sexwelle“ ist eigentlich keine, sondern vielmehr eine Welle des Voyeurtums. Die Sexualität bleibt armselig unbefriedigt und deformiert wie je. Adorno: „Mit der zunehmenden sozialen Bestätigung der Genitalität steigt der Druck gegen die Partialtriebe und gegen ihre Repräsentanten in genitalen Beziehungen. Als ihr Rest wird nur der sozialisierte Voyeurismus kultiviert, die Vorlust. Sie setzt die Betrachtung durch alle an Stelle der Vereinigung mit einer“ (Fritz Bauer u.a., Sexualität und Verbrechen, Frankfurt a.M. 1963, S. 303).

Was ist ein Voyeur? Folgende Notiz machte ein unbekannter Liebhaber erotischer Bücher in einem seiner Schätze (Gershon Legman, The Horn Book, New York 1964, S. 71): „Ein Büchersammler ist wie ein Sultan in seinem Harem, umgeben von viel mehr Schönheiten, als er schaffen kann. Der Buchhändler ist sein Kuppler, der Bibliothekar sein Eunuch. Der Liebhaber, den er fürchtet, ist jener Idiot, der den Harem betritt, die Hüllen einer der Schönheiten abstreift und — liest.“ Der Voyeur zielt nicht auf Kohabitation, sondern aufs Zuschauen.

Die bestorchestrierte Szene der „Josefine Mutzenbacher“ ist die, wo die Tochter von der Küche aus die Mutter mit dem Untermieter, Herrn Ekhardt, belauscht: „Ich kannte seine taktmäßigen Stöße und sah, daß er jetzt mit voller Lust drauflosvögelte, und ich überlegte, ob ich dableiben und zuschauen oder hinuntergehen und im Keller den Herrn Horak suchen sollte. Aber ich fürchtete, die beiden könnten mich hören, wenn ich mich rührte, und dann bannte mich doch die Neugierde an meinen Platz“ (Josefine Mutzenbacher, München 1970, S. 117). Die eigentümliche Wirkung rührt von dem Umstand her, daß man sich mit der Zuschauerin identifiziert. Was erregend wirkt, ist die Erregung des Voyeurs. Sade, der in seiner „Juliette“ eine Anzahl von Schlüssellochszenen präsentiert, überschreitet jeweils die Ekelschranke und wirkt eher abstoßend als anregend.

Nach Freud („Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“) entspringt der Voyeurismus dem ursprünglichen kindlichneugierigen Schauen, das sich später als „intermediäres Sexualziel“ erhält und eventuell an die Stelle aller weiteren tritt, falls aus irgendeinem Grund die Reifung aufgehalten bleibt. Insbesondere ist die Seh-Phase mit der Entwicklung des Wissenstriebes verbunden, und es gibt eine bestimmte Art von Denken, die exakt dem Voyeurismus entspricht — nämlich dasjenige, das den Schritt zur Praxis nicht vollziehen kann.

Es ist einer der zutiefst kryptischen Züge der Psychoanalyse, daß sie dem Voyeurismus eng verwandt ist. Das Interesse an Wilhelm Stekels Büchern und ihren ausführlichen Fallschilderungen enthüllte schon früh einen Aspekt, den die Boulevardpresse jetzt voll entfaltet. So war etwa der „Aufstieg“ der Hamburger Studentenzeitschrift „konkret“ zum illustrierten Magazin von voyeurhafter Aufbereitung psychoanalytischen Materials begieitet („Ich wurde vergewaltigt“, mit Photo).

Das Wiener SPÖ-Boulevardblatt „Express“, gleichzeitig Pionier im Kampf um die Verschiebung der Textilgrenze auf Pin-up-Photos, folgt diesen Spuren mit noch etwas größerer Schuhnummer. Das ist aber nur eine neue Nuance des Voyeuraspekts, den Gerichtssaal- und Lokalbericht immer schon hatten: aufgegeilte Leser bekommen ein Entrüstungssystem als Entschuldigungsmechanismus.

XIX. Der sexuelle Gewaltakkumulator

Der Charakter des Bildes, das die Medien entwerfen, ist durchaus subjektiv: es reflektiert jeweils die Bedürfnisse der Konsumenten. Wie die Familienblätter das Relationssystem der kleinbürgerlichen Leserfamilie auf die Hautevolee projizieren (wo es nach ganz anderen Regeln zugeht), so auch in Sachen Sexualität: den Studenten wird eine sexuelle Freiheit zugeschrieben, die bei ihnen faktisch nicht vorkommt und deren Vorbild fraglos aus der Produktionssphäre stammt, wo die Studenten tatsächlich freier sind als die Lohnabhängigen; den „Freaks“ wieder wird eine Promiskuität unterschoben, in der die Angstneurose des Spießers die Hauptrolle spielt („Manson“) als ob jene den Sex so schwer und tragisch nehmen würden wie die frustrierten Hausmeister, die sich mit dem schlechteren Teil begnügen müssen, zu den grobgerasterten BildIn der „Kronen-Zeitung“ zu fetzen.

Das klingt schon etwas elitär. Wir sollten vielleicht bei unseren Emanzipationsplanungen ein wenig freundlicher an das Sexualproletariat denken, das zwar kein Lumpenproletariat, aber ein Fotzenproletariat ist. Ich sehe da ein wachsendes Defizit bei den auf die Voyeurhaltung Reduzierten. Was geschieht, wenn die Hausmeister einmal die sexuelle Differenz einverlangen?

Da wurde kürzlich ein Experiment gemacht. Eine New-Yorker Gruppe, die sich „The Crazies“ nennt, trat in öffentlichen Versammlungen mit dem Schlachtruf in Erscheinung: „Rom wurde nicht an einem Tag zerstört.“ Hier der Bericht: „Sie verkleideten sich als Servierpersonal zu einer großen Festivität liberaler Senatoren im Hilton. J. William Fulbright, J. Kenneth Galbraith und Ed Muskie warteten auf ihren Apfelkuchen mit Kaffee und bekamen stattdessen Schweinsköpfe auf Tabletts serviert. Robin und Sharon zogen sich aus und standen strahlend nackt vor Tausenden Mittelkläßlern. Entsetzte Frauen bedeckten ihre Augen. Männer kicherten und glotzten. Shelley Winters schleuderte ihren Cocktail auf sie. Einige Frauen begannen, mit Schirmen auf Sharons wunderschöne Schenkel einzuschlagen. Eine Frau schrie: ‚Schlagt sie! Sie ist nackt!‘ Und durch den ganzen Raum riefen Liberale: ‚Schlagt sie! Sie ist nackt!‘“ (Jerry Rubin, Do it!, New York 1970, S. 140).

Im Voyeursex steckt eine nach unten gerichtete Aggression: das Weib ist das „Untere“ schlechthin, das Minderwertige, auch Gefährliche. Die Frau ist der sexuelle Jude: Aggressionsobjekt der Mittelklassigen, die sich durch die Verachtung des Untenliegenden ihres Status versichern. Das Illustriertenphoto ist Resultat einer sadistischen Pressung des weiblichen Leibes auf das Zweidimensional-Flache, die wehrlose Pappkameradin als Zielobjekt onanierten Spermas („Und ist das Schwarze noch so klein, es muß ein jeder Schuß hinein“, heißt es beim Barras).

Was an unerfüllbare Wünsche gemahnt, löst Aggressionen aus. Die hohnvolle Geste der Freien macht die Sklaven rebellisch statt durch den Verfremdungseffekt nachdenklich. Die Ohnmacht, aus der gesellschaftlichen Form: auszubrechen, wendet sich gegen die, die draußen sind.

Adorno: „Eines der handgreiflichsten Ergebnisse der ‚Authoritarian Personality‘ war, daß Personen von jener Charakterstruktur, die sie als totalitäre Gefolgsleute prädisponiert, in besonderem Maß von Verfolgungsphantasien gegen das nach ihrer Ansicht sexuell Abwegige, überhaupt von wilden sexuellen Vorstellungen geplagt werden, die sie von sich selbst abweisen und auf Außengruppen projizieren. Die deutschen Sexualtabus fallen in jenes ideologische und psychologische Syndrom des Vorurteils, das dem Nationalsozialismus die Massenbasis zu verschaffen half und das in einer dem manifesten Inhalt nach entpolitisierten Form fortlebt. Zu ihrer Stunde könnte sie auch politisch sich konkretisieren, Systemimmanent und unauffällig zugleich, ist sie heute der Demokratie verderblicher als die neofaschistischen Bünde, die einstweilen weit weniger Resonanz finden, über weit geringere reale und psychische Ressourcen verfügen“ (Bauer, a.a.O., S. 302).

Die gegenwärtige „Sexwelle“ ist Vehikel jedes kommenden Faschismus.

Ende der Serie

(Der gesamte Text der „Philosophie im Schlafzimmer“ samt Siegerts Kommentar wird in Buchform erscheinen. Der Subskriptionspreis beträgt S 100,—. Bestellungen erbeten an die Adresse des NF.)

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