Heft 2-3/2004
März
2004

Liebe Leserin, lieber Leser!

Context XXI erscheint in einer Republik, in der die Existenz von Antisemi­tismus am liebsten geleugnet wird, und deren Botschaften, wie in Beirut, Veranstaltun­gen mit Rednern von der Ju­denmördertruppe Hisbollah unterstützen, während jenen Menschen, welche der Ver­nichtungsmaschinerie der Nazis den Gehorsam verweigerten, nach wie vor die adä­quate Anerkennung versagt bleibt. Neben der Denunzia­tion dieser Zustände bieten wir Ihnen auch im vorliegen­den Heft wieder einige aus­führlichere theoretische Über­legungen, die sich, sei es in der Auseinandersetzung mit dem jüdischen Messianismus, sei es in der Kritik am Stalinismus, der Überwindung eben jener Zustände in der kapitalen, staatlich organisierten und postnationalso­zialistischen Welt verpflich­tet fühlen.

Auf unserer Homepage finden Sie eine Stellungnah­me der Arbeitsgemeinschaft Wehrdienstverweigerung, Ge­waltfreiheit und Flüchtlings­betreuung zur Kündigung ihrer Herausgeberschaft von Context XXI, welche die Not­wendigkeit der Trennung auch aus Sicht der Redakti­on nochmals deutlich vor Au­gen führt. Ebenfalls auf unserer Homepage finden Sie eine Entgegnung auf eben je­ne Stellungnahme von Han­nah Fröhlich für die Context XXI-Redaktion. Das Thema Krieg und Frieden wird sich auch ohne die Herausgeber­schaft der Arge weiterhin in Context XXI finden, so auch in dieser Ausgabe mit Aus­führungen zu einer Psycho­pathologie des Friedens.

Wir haben die Ausstellung Gastarbajteri, die noch bis zum 11. April im Wien-Museum zu sehen ist, als Anlass genommen, Ihnen einen klei­nen Schwerpunkt zu Migra­tion, Rassismus und Antiras­sismus zu präsentieren. Den Leserinnen und Lesern von Context XXI bieten wir eine Führung durch Gastarbajteri mit unserem Redakteur Tho­mas Schmidinger an. Ort und Zeit finden Sie auf Seite 13. Unser Schwerpunkt setzt sich aber nicht nur mit der Aus­stellung auseinander, sondern auch mit der in den letzten Monaten mehrfach in die Schlagzeilen geratenen Firma European Homecare, die das Menschenverwaltungslager in Traiskirchen betreut. Neben der exemplarischen Be­schreibung des europäischen Migrationsregimes in Spani­en finden Sie auch eine theo­retische Auseinandersetzung mit jenen Ausprägungen des Antirassismus, die mit einer Kritik an der rassifizierenden Kollektivierung von Indivi­duen nichts mehr gemein hat, sondern im Beharren auf schützenswerten kollektiven Identitäten stets beim Angriff auf den Lieblingsfeind der moralischen Weltgemeinschaft landet: Israel.

Sehr gefreut hat uns die Aufmerksamkeit, welche die Context XXI-Sondernummer zu Frauen im Widerstand ge­gen den Nationalsozialismus gefunden hat, die als Begleit­heft zu dem gleichnamigen, von LICRA-Österreich in Ko­operation mit zahlreichen wei­teren Institutionen veranstal­tetem Symposium als Heft 6-7/2003 erschienen ist und nach wie vor bei der Redakti­on bestellt werden kann. Vom Online-Standard über den Bund bis zu diversen feminis­tischen Internetseiten haben sowohl das Heft als auch die Veranstaltungen des Sympo­siums positive bis begeisterte Reaktionen hervorgerufen. Dem starken Interesse an dem Thema hoffen wir auch in die­sem Heft mit dem Beitrag über sowjetische Wider­standskämpferinnen entspre­chen zu können.

Die Abbildungen in die­sem Heft stammen von den Ausstellungen Gastarbajteri und Brecht & Piscator, aus dem Band „Blutigrot und sil­brig hell ...“ Bild, Symbolik und Agitation der frühen Ar­beiterbewegung, erschienen im Böhlau-Verlag und aus der Broschüre Roter Oktober. 70 Jahre Russische Revoluti­on. Die Titelgraphik stammt in diesem Heft erstmals nicht von diE nOt, sondern von no*signal.

Ich darf mich an dieser Stelle von Ihnen, geschätze Leserin und geschätzer Le­ser, wieder einmal als koor­dinierender Redakteur und Redaktionsmitglied verab­schieden.

Ab der nächsten Ausgabe wird Katrin Auer die Funktion der koordinie­renden Redakteurin über­nehmen.

Stephan Grigat, März 2004
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