FORVM, No. 212/I-IV
August
1971

Nixon statt ultralinks

Mao besiegt die „Gruppe vom 16. Mai“

K. S. Karol hatte nun mehr als zwei Monate lang Gelegenheit, jene Fabriken, Kommunen, Schulen, Universitäten wiederzusehen, die er von seiner letzten Chinareise 1965 kannte. Er durfte in den Nordosten (die alte Mandschurei), in die Provinz Kiangsi, die normalerweise ausländischen Besuchern nicht offenstehen. Karol konnte auch an Ort und Stelle die Bedeutung der jüngsten Initiativen der chinesischen Diplomatie studieren.

I. Es gab eine linke Fraktion

Seit Anfang des Jahres 1971 defilieren in der chinesischen Hauptstadt fast ununterbrochen ausländische Delegationen. Italienische, jugoslawische und rumänische Minister, persische und nepalesische Prinzessinnen, australische Arbeiter, japanische Industrieangestellte usw. usw. wurden in Peking höflich empfangen. Dies ist um so bemerkenswerter, als China im Laufe der letzten Jahre seine Grenzen Ausländern praktisch verschlossen hatte — weil die Chinesen damals zu sehr von ihrer „Großen proletarischen Kulturrevolution“ beansprucht waren. In Peking leugnet und bedauert das niemand. Die Chinesen glauben, daß ihre Kulturrevolution nicht nur notwendig war, sondern daß sie ihr Hauptbeitrag zu den theoretischen Problemen des Aufbaues des Sozialismus ist. Sie betonen das stolz in dem Dokument, das dem 50jährigen Jubiläum der KPCh (gegründet am 1. Juli 1921) gewidmet ist. Sie sagen für die Zukunft neue Kulturrevolutionen voraus.

Hätte die „Große Mobilisation der Massen“ nicht mit etwas weniger Aufwand erreicht werden können, sowohl für die Chinesen selber als auch für die internationalen Beziehungen des Landes? Meine Gesprächspartner in Peking waren damit einverstanden, dieses Problem zu diskutieren. Sie sprachen von sich aus über die schlimmen Folgen der Tätigkeit bestimmter „Ehrgeizlinge und Fanatiker“ während einer Phase der Kulturrevolution. Man verurteilt heute nicht nur Liu Schaotschi und seine Parteigänger — deren Widerstand gegenüber dem Angriff des Volkes verständlich gewesen sei —, sondern auch bestimmte Kader, die sich „maoistischer als Mao“ gaben.

Solche „Enthüllungen“ erstaunen wirklich nur Ausländer. Die Chinesen selber konnten am 8. September 1967 im „Renmin Ribao“ lesen, daß es jetzt eine Handvoll Konterrevolutionäre gäbe, die äußerlich linksextreme Losungen verwendeten, die aber in Wirklichkeit rechtsextrem seien, die eine unheilvolle Welle des „Mißtrauens gegen alle“ hervorrufen, um das Feuer auf das Hauptquartier des Proletariats zu eröffnen, um Uneinigkeit zu säen und im trüben zu fischen ... Diejenigen, die die „Gruppe des 16. Mai“ geschaffen hätten und kontrollierten, seien eine Clique von Verschwörern. Man müsse sie völlig demaskieren.

Der Verfasser dieses Artikels, Yao Wen-yuan (heute Mitglied des Politbüros der KPCh), gehörte zur Zentralgruppe der Kulturrevolution und galt damals als Wortführer ihres radikalsten Flügels, der die Aktion der „Roten Garden“ und der „Revolutionären Rebellen“ ermutigte. Wenn also Ausländer seinen Artikel in der „Peking Information“ lesen, so hatten sie einige Mühe zu erraten, wer die von ihm angegriffenen Ultra-Linken sind. Sie konnten es um so weniger erraten, als die Kampagne gegen die „Gruppe vom 16. Mai“ in der Folgezeit fast ausschließlich aus großen Schriftzeichen („Tatsebaos“) vor sich ging und die Reden von Tschu En-lai, Chang Ching (Maos Frau) und von Tschen Po-ta über dieses Thema nie in der offiziellen Presse veröffentlicht wurden. Die Kader in Peking sahen den Kampf mit den Ultra-Linken als Familienangelegenheit an, in die sich kein Ausländer einmischen sollte.

Mao Tse-tung aber entschied anders. Am 18. Dezember 1970 sprach er mit Edgar Snow lange über die „Gruppe vom 16. Mai“. Er erklärte, daß die Übernahme des Außenministeriums durch diese Gruppe im Jahre 1967 die Ablehnung des Visums bewirkte, das Snow beantragt hatte. Acht Tage nach dieser Unterredung veröffentlichte, am 26. Dezember 1970, der „Renmin Ribao“ auf der ersten Seite ein großes Foto von Mao mit Edgar Snow (aufgenommen während der Feiern zum Staatsgründungstag am 1. Oktober 1970). Es wurde die außerordentliche Bedeutung dieses Zusammentreffens betont. Von da an hat sich die Haltung der Chinesen gegenüber Ausländern sehr geändert und man hat begonnen, mit ihnen sehr offen über die heiklen Vorkommnisse vom 16. Mai zu sprechen.

II. Beginn der Kulturrevolution

In seinem Rundschreiben vom 16. Mai 1966 teilte Vorsitzender Mao den chinesischen Kommunisten mit, daß es an der Spitze der Partei „Leute nach der Art Chruschtschows“ gebe, die auf ihre Stunde warteten, um sich der Herrschaft zu bemächtigen. Ein Jahr später, im Frühjahr 1967, wurde Liu Schao-tschi öffentlich als „chinesischer Chruschtschow“ angeprangert und die meisten Kader, die zu seinem „Generalquartier“ gehörten, wurden ausgebootet. Die alten Organe der Partei und des Staates sind unter dem ersten Stoß des antibürokratischen Angriffs tatsächlich zusammengebrochen. Aber die angreifenden Basisgruppen, die während der tumultuarischen Kämpfe entstanden waren, spalteten sich ihrerseits, als man neue Institutionen schaffen mußte und neue Kader zu wählen waren. Der Vorsitzende Mao und die Zentralgruppe der Kulturrevolution schickten damals „Propagandagruppen der Volksbefreiungsarmee“ in Fabriken und Schulen mit dem Auftrag, die Linke zu unterstützen und als Gerüst dafür Revolutionskomitees neuen Typs zu bilden. An Ort und Stelle fanden aber die Soldaten gegnerische Gruppen, die sich alle links gaben, und sie hatten größte Mühe, die zu erkennen, die sie unterstützen sollten.

Ich habe in verschiedenen Gegenden Chinas Soldaten getroffen, die bereits seit vier Jahren an Revolutionskomitees teilnehmen. Sie haben mir in echt chinesischer Bescheidenheit erzählt, daß sie am Anfang (1967) viele Fehler begangen haben und daß ihre Intervention in dieser Zeit nicht sehr erfolgreich war. Aber ihre Autorität hat trotzdem nicht gelitten; alle achteten ihre Selbstlosigkeit und wußten, daß sie die Linie des Vorsitzenden Mao verkörperten. Sie stellten sich prinzipiell über rivalisierende Gruppen.

III. Viele Chruschtschows?

Im Frühjahr 1967 aber kam eine Anzahl Kader der Kulturrevolution zu dem Entschluß, daß man nicht nur das „Generalquartier des Liu Schao-tschi bombardieren“ muß, sondern alle Generalquartiere, einschließlich desjenigen der Volksbefreiungsarmee. Diese Kader hielten sich mehr an den Buchstaben als an den Geist des Rundschreibens vom 16. Mai ünd betonten, daß der Vorsitzende Mao von „Leuten nach der Art Chruschtschows“ gesprochen hätte und nicht von einer Person, und daß folglich Liu Schao-tschi nicht der einzige chinesische Chruschtschow sein könne. Diese extremistischen Kader hatten sich dann zusammengeschlossen, um die sogenannte „Gruppe vom 16. Mai“ zu bilden. Sie traten koordiniert, aber konspirativ auf: kein einziger „Tatsebao“ (Maueranschlag) wurde von dieser Gruppe gezeichnet. Es war aber nicht schwierig, ihre Parolen auf den unzähligen Tatsebaos zu entdecken, die damals auf allen Mauern Chinas blühten. Sie hatten überall, wo sie konnten, Mißtrauen nicht nur gegen die „historischen Kader“ gesät, sondern auch gegen die jungen Vertreter der Massen, die während der Kulturrevolution hervortraten. In ihren Augen war niemand maoistisch genug, um irgendeine führende Stellung einzunehmen.

Gemäß meinen Gesprächspartnern in Peking kontrollierten damals die „Elemente vom 16. Mai“ praktisch alle offiziellen Propagandastellen. Sie konnten die massive Verbreitung eines Leitartikels sichern, der am 1. August 1967 erschien und von der Notwendigkeit handelte, „eine Handvoll Chruschtschows aus der Armee zu verdrängen“. Sie haben diesen Text als eine Art Weisung der Zentralgruppe der Kulturrevolution herausgegeben und ließen ihn sogar im Armeesender verlesen. Es folgte eine ungeheure Verwirrung: an vielen Orten besetzten „Rote Garden“ und „Revolutionäre Rebellen“ die Kasernen. Die Situation der „Propagandagruppen der Armee“ in den Fabriken wurde kritisch. Tschu En-lai berichtete später Edgar Snow, daß in dieser Zeit die Volksbefreiungsarmee tausende Opfer verzeichnete.

Natürlich hatten es die Anstifter dieser Kampagne nicht auf einfache Soldaten abgesehen. Manche behaupteten, daß es das Ziel der „Gruppe vom 16. Mai“ war, die Autorität von Lin Piao zu zerstören, ihn vom Vorsitzenden Mao zu trennen und ihn dann zu beseitigen. Wilfred Burchett hat diese These in einem neulich erschienenen Artikel der Zeitschrift „Africasia“ mitgeteilt, aber keiner meiner Gesprächspartner in Peking hat das so direkt formuliert.

Man versicherte mir, daß die Offensive gegen das Außenministerium am 16. Mai ebenso sehr auf Tschu En-lai wie auf den Außenminister Tschen Yi gezielt war. Die „Elemente vom 16. Mai“ griffen Tschen Yi offener an, weil er zu Beginn der Kulturrevolution viele Fehler beging. Als großer Freund Tschu En-lais (seit ihrem gemeinsamen Aufenthalt in Frankreich 1921) hatte er sich während des ganzen Bürgerkrieges ausgezeichnet. 1934 führte er ein Selbstmordkommando, das in der Provinz Kiangsi blieb, um das Vordringen des Feindes hinauszuzögern, nachdem ein Großteil der Truppen zu Maos Langem Marsch aufgebrochen war. 1948 gewann er die Entscheidungsschlacht gegen die Kuomintang in der Provinz Schantung. Trotz dieser ruhmreichen Vergangenheit versuchte Tschen Yi, jede Konfrontation mit den „Roten Garden“ im Institut für Fremdsprachen, das seinem Ministerium untersteht, zu vermeiden. Er hatte ihnen gesagt: „Ihr seid jung und ihr wollt Revolution machen: geht doch lieber nach Vietnam als in mein Ministerium.“ Diese Haltung wurde von der Zentralgruppe der Kulturrevolution äußerst scharf kritisiert; Tschen Yi war im Jänner 1967 gezwungen, Selbstkritik zu üben. Er versprach, seine Einstellung zu ändern, und die Angelegenheit schien damit erledigt.

IV. Die Lehre aus Indonesien

Mit der Rückkehr von Yao Teng-shan und Hsu Yen, dem Geschäftsträger und dem Generalkonsul Chinas in Indonesien, wurde diese Sache wieder aktuell. Sie wurden von dort abgeschoben, nachdem sie mutig dem Druck Suhartos widerstanden hatten. 7000 Personen, darunter Tschu En-lai, Tschen Po-ta, Kang-Shen, Tschen Yi und fünf andere Mitglieder des Politbüros erwarteten sie am Pekinger Flughafen. Am folgenden Tag, dem 1. Mai 1967, wurden sie vom Vorsitzenden Mao und Vizepräsidenten Lin Piao empfangen. Obwohl mit Ehren überhäuft, sollte Yao Teng-shan schnell ein „Element des 16. Mai“ werden und sein ganzes Prestige in den Dienst dieser Gruppe stellen. Darauf änderten die Attacken gegen Tschen Yi ihren Charakter. Yao Teng-shan rief die „Roten Garden“ auf, den Minister nicht wegen seines Verhaltens während der Kulturrevolution, sondern wegen seiner Außenpolitik zu kritisieren, die aus „drei Kapitulationen und einer Vernichtung“ bestand: aus der Kapitulation vor Imperialisten, Revisionisten und Reaktionären sowie aus der Vernichtung revolutionärer Bewegungen im Ausland.

Gemäß meinen Gesprächspartnern in Peking waren dies absurde Beschuldigungen, die auch nicht allein Tschen Yi treffen konnten. Die Außenpolitik war nie seine Privatangelegenheit gewesen: sie wurde immer vom Zentralkomitee der KPCh festgelegt und von Tschu En-lai persönlich in ihrer Durchführung kontrolliert. Der Premierminister sah diesem Angriff übrigens nicht tatenlos zu, um so weniger, als die Dinge im Außenministerium immer schlechter liefen: im Mai plünderten die Rebellen zweimal die Archive des Ministeriums in der Hoffnung, dort Dokumente zu finden, die Tschu En-lai und Tschen Yi kompromittierten, und einige nahmen sogar vertrauliche Dossiers mit, um sie zu Hause besser studieren zu können.

Tschen Po-ta, Vorsitzender der Zentralgruppe der Kulturrevolution, trat sehr energisch dazwischen, um derartige Aktionen zu beenden. Trotz seinen Ermahnungen und den geduldigen Versuchen Tschu En-lais, die Gemüter zu beruhigen, gelang es Yao Teng-shan, im Laufe des Sommers 1967 tatsächlich die Macht im Ministerium an sich zu reißen. Er begann nach seinem Dafürhalten den chinesischen Gesandtschaften der verschiedenen Länder Anweisungen zu erteilen. Ich habe meinen Gesprächspartnern die Frage gestellt: Wie konnte Yao Teng-shan, ein junger „roter Diplomat“, gestern noch der großen Öffentlichkeit unbekannt, so mächtigen Männern wie Tschu En-lai, Tschen Po-ta und Tschen Yi die Stirne bieten, engen Mitarbeitern des Vorsitzenden Mao? Weil er nicht allein war, antwortete man mir.

Yao Teng-shan war nicht allein. Hinter ihm, „im Schatten, in der Stille der Nacht“, standen viele mächtige Männer. Einige von ihnen, wie Wang Li, Kuang Teng und Tschi Pen-yu, gehörten zur Zentralgruppe der Kulturrevolution. Andere, deren Namen noch nicht bekannt sind, scheinen Schlüsselstellungen in zentralen und Provinzorganisationen gehabt zu haben, sogar in der Pekinger Garnison. Diese Männer, versicherte man mir, arbeiteten bewußt auf eine Spaltung der Zentralgruppen der Kulturrevolution sowie der Volksbefreiungsarmee hin. China ruhte damals nur auf diesen beiden Säulen, und ihr Einsturz hätte ein totales Chaos hervorgerufen. Die „Gruppe des 16. Mai“ habe, sagten meine Gesprächspartner, eben auf solche Wirren hingearbeitet, um die Macht an sich reißen zu können. Um das zu erreichen, hätten sie sich „fanatischer“ Werkzeuge wie Yao Teng-shan bedient.

V. Das Ultimatum von Hongkong

Welche Direktiven gab Yao Teng-shan im Ausland? China ergriff im Sommer 1967 keinerlei internationale Initiative. Meine Gesprächspartner erklärten mir, Yao Teng-shan hätte sich als Steckenpferd eines der heikelsten Probleme Chinas gewählt: die chinesischen Minderheiten, die über die ganze Welt verstreut sind, besonders in Süd- und Südostasien. Die chinesische Regierung kann sie gewiß nicht in eine politische Partei formieren, die von Peking aus gelenkt wird. Das wäre sowohl mit ihrer Auffassung vom Klassenkampf als auch mit ihrem Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten des Auslandes unvereinbar. Aber das Schicksal der Auslandschinesen kann Peking auch nicht gleichgültig sein, vor allem, weil sie oft als Kommunisten verdächtigt werden, bloß weil sie Chinesen sind (wie man es in Indonesien gesehen hat).

Die Vielschichtigkeit dieses Problems ist Yao Teng-shan entgangen. Er hatte beschlossen, „daraufloszugehen“, um die Kulturrevolution inmitten der chinesischen Gemeinden im Ausland voranzutreiben, „aus Liebe für den Vorsitzenden Mao“, und er kümmerte sich nicht um die Folgen seiner Politik für das Schicksal dieser Gemeinden. Diese Folgen waren verheerend. Einerseits ergriffen die autoritären Regimes von Birma und Nepal diskriminierende Maßnahmen gegen die chinesischen Minderheiten; anderseits verschlechterten sich die Beziehungen Chinas mit einigen befreundeten Ländern wie z.B. Kambodscha.

Der Höhepunkt der Aktivität der „Gruppe des 16. Mai“ im Außenministerium kam im August 1967, als sie ihre Angriffe gegen die Armee begann. Zu dieser Zeit brachen soziale Konflikte in Hongkong aus. Die englischen Behörden waren an diese Art von Streiks gewöhnt, wurden aber durch das von der Kulturrevolution geschaffene Klima nervös und reagierten schärfer als in der Vergangenheit; sie verboten drei chinesische Zeitungen und nahmen die Redakteure fest. Yao Tengshan und seine Genossen sandten am 20. August ein Ultimatum an die Engländer, das ihnen 48 Stunden Zeit gab, diese Verfolgungen zu beenden. Das war ein Fehler, erklärten mir meine Gesprächspartner in Peking: man stellt nur dann ein Ultimatum, wenn man entschlossen ist, bis zum Ende zu gehen. Yao Teng-shan hatte aber weder die Mittel und anscheinend auch nicht die Absicht, Truppen nach Hongkong zu schicken. Als die Engländer seinem Ultimatum nicht Folge leisteten, wußte er nichts besseres zu tun, als das Büro des englischen Geschäftsträgers in Brand stecken zu lassen. Nach meinen Gesprächspartnern war dies eine wohlüberlegte Handlungsweise, die das Bild Chinas in der Welt zu verdunkeln drohte. Es war der Tropfen, der das Faß überlaufen ließ. Der verärgerte Vorsitzende Mao schritt persönlich gegen die Urheber der Unannehmlichkeiten ein, und das Schicksal der „Gruppe des 16. Mai“ war schnell besiegelt.

Soweit die offizielle Version. Sie wird ergänzt durch zahlreiche Zeugnisse von der Basis, durch Erzählungen von „ultralinken“ Arbeitern und Studenten, die an den „Gruppenkämpfen“ teilnahmen. Erst im September 1967, als die „Ultra-Linken“ die berühmte Direktive des Vorsitzenden Mao über die Einheit der Arbeiterklasse lasen, sahen sie ihre Fehler ein. Von da ab haben die Zusammenstöße aufgehört, und der Prozeß der Wiedervereinigung der Massenorganisationen führte mit Hilfe der „Propagandaeinheiten der Armee“ rasch zur Bildung von Revolutionskomitees der dreifachen Allianz (Dreierverbindungen, zusammengesetzt aus Vertretern der Massen, der Armee und der revolutionären Kader).

VI. Ruck nach rechts?

Die Verantwortlichen in Peking erklären, daß die Untersuchung über die „Gruppe vom 16. Mai“ nicht abgeschlossen sei, weil man noch nicht festgestellt habe, wer deren Führer seien. In Peking gut aufgenommen wurde ein Artikel von Wilfred Burchett, worin er behauptet, daß „einige der Ultralinken sich so gut getarnt hatten, daß mehrere von ihnen in hohe verantwortliche Posten am IX. Kongreß der KPCh im April 1969 gewählt wurden“.

Wenn die Chinesen beschlossen haben, ihre Fenster zur Außenwelt wieder zu öffnen, bevor sie Zeit hatten, eine vollständige Bilanz über die Kulturrevolution zu ziehen, so deshalb, weil die internationale Entwicklung sie dazu zwingt. Die amerikanische Niederlage in Vietnam und die Krisen in den Beziehungen zwischen den USA und ihren Alliierten haben eine sehr günstige Situation für China geschaffen, die seine Führer ohne Verzug ausnützen wollen. Schon im Mai 1970 erklärte der Vorsitzende Mao: „Die Haupttendenz in der Welt ist zugunsten der Revolution.“ Andere Elemente kommen dazu, so daß die Chinesen von einer „ausgezeichneten Situation in der Welt“ sprechen.

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