Heft 6/1999
Dezember
1999

Salzburger Klarsichtsackerl gegen SS-Kameradschaftsauftreten

Widerstand gegen den Aufmarsch der SS-Ka­meraden am Kommunal­friedhof: Am 1. November hat auch heuer wieder der Auf­marsch der Kameradschaft IV unter trauter Obhut der Kirche und mit Marschmu­sik am Kommunalfriedhof stattgefunden. Natürlich hat auch die FPÖ einen eigenen Zug gebildet.

Das diesjährige Projekt von Wolfram Kastner gegen den Aufmarsch der Alt- und Neonazis heißt „Salzburger Klarsichtsackerl“: Zu diesem Projekt zählt eine Podiumsdiskussion zum Thema „SSehstörung“, zu deren Auftakt zwei Videofilme von Sabine Ibertsberger mit dem Titel „Aufmarsch am Fried­hof“ gezeigt wurden, weiters die Broschüre „SSehstörung“ von Wolfram Kastner in Zu­sammenarbeit mit der Galerie 5020 und dem Kultur­gelände Nonntal sowie in der Galerie 5020 die Ausstellung mit Collagen, Fotos und Do­kumenten zum Thema „SSeh­störung“.

Der Widerstand formierte sich am 1. November am Kommunalfriedhof. Die Gebrauchsanweisung des „Salz­burger Klarsichtsackerls“ hat nach Wolfram Kastner eine fundamentale Verbesserung der Sichtschärfe zur Folge: „1. Die Broschüre ‚SSehstörung‘ enthält eine Be­schreibung einiger der spezi­fischen sicht- und unsichtba­ren Salzburgischen dunklen und blinden Flecken. ... 2. Die Schere ermöglicht den traditionellen Scherenschnitt an der protzigen Erken­nungsschleife am Kranz der Waffen-SS. 3. Die Fotokopie einer coupierten SS-Bande­role ermöglicht es, bereits vorab Probeschnitte anzule­gen und die richtigen Schnitt­linien zu finden. 4. Der Be­rechtigungsschein befugt Sie zur straffreien Trauer um die von der SS ermordeten Salz­burger Juden sowie um die ermordeten Deserteure und alle anderen von den Nazis Verfolgten. 5. Das Grablicht dürfen Sie unter den Kranz für die ermordeten Salzbur­ger Deserteure stellen. 6. Den Partezettel können Sie vervielfältigen und am 1. No­vember auf dem Kommunal­friedhof auslegen und/oder verteilen. 7. Mit dem Aufkle­ber ‚SSehstörung‘ mögen Sie nach Belieben Orte und Si­tuationen markieren, worauf sich eine verbesserte Seh­schärfe richten sollte. 8. Mit dem Instrument läßt sich ein langgezogener trauriger Ton erzeugen, gegen die Marschmusik.“

Mit dem Ausstreuen von weißen Rosen auf dem Weg, auf dem die verschiedenen Verbände vorbei marschieren mußten, wurde jene Symbo­lik deutlich, die aufzeigt, was es heißt, über Leichen zu ge­hen. Auf den Rosen steckten Partezettel mit den Namen der von der Waffen-SS er­mordeten Menschen. Ge­spielt hat dazu eine jüdische Kapelle. Alle marschierenden Verbände haben ihre Forma­tion aufgelöst und einen Um­weg um die Rosen gemacht.

Nur eine nicht: Die Kame­radschaft IV der Waffen-SS. Sie ist in Viererreihe über die Rosen getrampelt.

Gerade nach dem letzten Nationalratswahlerbrechen ist antifaschistischer Wider­stand nötiger denn je. Es geht aber nicht nur um die jünge­re Geschichte, es geht auch um die Parallelen zu den heute geltenden menschen­rechtswidrigen Fremdenge­setzen, den Zynismus der ab­lehnenden Bescheide gegen Asylsuchende und um die rassistische Hetze von Seiten der FPÖ, die sich nicht nur am 1. November mit den SS-Kameraden verbrüdert. Da­gegen wehren wir uns.

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