ZOOM 3/1998
Juni
1998

Staatsschiffchen mit Schlagseite

Das Österreichische Jahr­buch für internationale Si­cherheitspolitik wurde 1997 erstmals bei Styria verlegt. Gäbe es Quellenhinweise, wo die Aufsätze des Sammelbandes zuvor bereits erschie­nen sind, wäre die Lektüre etwas leichter. Viele der Auf­sätze nämlich sind schon in der Österreichischen Militäri­schen Zeitschrift veröffentlicht worden. Manche sind bereits in der Zeitschrift für Poli­tikwissenschaft und der Zeit­schrift für Internationale Po­litik oder den Deutschen Blät­tern publiziert worden. Nur wenige Texte scheinen spezi­ell für dieses Jahrbuch ver­faßt worden zu sein.

Neu ist die Analyse Hein­rich Schneiders zur Entwick­lung der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspoli­tik im Lichte der Amsterda­mer Verträge. Hier wird deut­lich gemacht, daß der Vertrag von Amsterdam für die Si­cherheitspolitik der EU ein durchaus kleiner Schritt war: ein Schrittchen, das aus den widersprüchlichen nationalen Interessen resultierte. Gleich­zeitig versäumte Schneider nicht, große Pläne für eine EU-Weltmacht einzumahnen und zu propagieren.

Darüber hinaus sind die Beiträge des Bandes zu regio­nalen Sicherheitsfragen nicht uninteressant. Hier werden Analysen zu den baltischen Staaten, der Maghreb-Region, der Türkei, Indien und Chi­na vorgelegt, die einen Blick über den Tellerrand der bornierten Diskussion zur eu­ropäischen Sicherheitspolitik ermöglichen. Dem Herausgeber Dr. Erich Reiter ist die po­litische Parteilichkeit des Jahr­buches geschuldet, die dem Staatsschiffchen eine deutli­che Schlagseite Richtung NATO geben will. Solche Bände, die im wissenschaftlichen Ge­wande der NATO das Feld bereiten wollen, werden ob der Plumpheit ihres Anliegens da­zu wenig beitragen.

Hg.: Erich Reiter, Österreichi­sches Jahrbuch für Internatio­nale Sicherheitspolitik 1997, Graz-Wien-Köln 1997, Verlag Styria, 475 S., öS 398,—

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