radiX, Texte
 
1996

Und ewig rauschen die Wälder

Mit den ideologischen Grundlagen des organisierten tierrechtsbewegten Veganismus setzt sich der folgende Beitrag auseinander. Die Veganismus-Diskussion in der autonomen Szene ist zwar abgeflaut, das Potential von Bioregionalismus und Tiefenökologie, ökofaschistische Tendenzen zu stärken, ist geblieben. An Lebensgefühl und Geldbeutel verschiedener Gruppen ausgerichtet, transportieren sie mit neuer Begrifflichkeit bekannte Positionen wie die Legende von der Überbevölkerung als Ursache ökologischer Zerstörung und sortieren in lebenswertes und unwertes Leben. Anknüpfen können sie bei Bevölkerungspolitik und Rassismus an den gesellschaftlichen Konsens und an den Singer-Diskurs um Euthanasie. Von dem australischen Bioethiker hat die Bewegung die Begriffe Speziesismus und Tierrechte übernommen. In diesem ersten Teil geht es um Grundbegriffe und die bundesdeutsche Szene, in der nächsten ÖkoLinX folgt ein Beitrag über die Bewegung in den USA.

Typisch für den moralischen Rigorismus der Bewegung ist die Rede eines Mitglieds der Veganer Offensive Ruhrgebiet (VOR), gehalten auf der Jahreshauptversammlung des Bundesverbandes der Tierbefreier im April 1993: Lederschuhe, Wolle, Milch- („Milch ist Raubmord“, andere sprechen von „weißem Blut“), Honig- und Eierkonsum werden abgelehnt. Bei Hühnern ist egal ob sie aus einem „KZ-Schuppen„stammen oder nicht. Der Veganismus bekämpfe den „Mythos des glücklichen Huhnes auf der grünen Wiese“, verkündet der Redner und militante VeganerInnen attackieren deshalb auch Biometzgereien. [1]

Auf dem Autonomie-Kongreß im April 1995 in Berlin versuchte die Veganismus-Fraktion ihren Einsatz gegen die Ausbeutung und Quälerei von Tieren in den Rang des Kampfes gegen eine „unity of oppression“ zu heben. Das theorielose Aneinanderreihen von Kapitalismus, Rassismus und Sexismus sollte um eine Facette erweitert werden. So wie am Beginn der Triple-Oppression-Debatte behauptet wurde, der Marxsche Klassenbegriff sei überholt, formulierten die AutorInnen des Kongreßpapieres „Durch Wände sehen“, daß es auf dieser Welt noch viele andere schlimme Dinge gibt, die der Triple-Oppression-Ansatz ausklammere: „In England z.B. werden längst ageism (Unterdrückung aufgrund des Alters) und ableism (Unterdrückung aufgrund von Nicht-/Fähigkeit) als eigenständige Unterdrückungsformen zwischen Menschen genannt, jenseits davon z.B. speciesism (Unterdrückung einer Spezies/eines Lebewesens durch ein anderes.“ [2]

Mit dieser letzten Stufe, der Unterdrückung eines Lebewesens durch ein anderes, ist keineswegs eine generelle Absage an Theorie erreicht, sondern der Übergang zu einer bürgerlich-autoritären. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, schrieb im 17.Jahrhundert der Theoretiker der absolutistischen Diktatur, Thomas Hobbes und hob damit in den Rang einer quasi natürlichen Bestimmung, was die entstehende kapitalistische Konkurrenzgesellschaft aus den Menschen formt. Daß der Mensch von Natur aus schlecht ist, gehört seitdem zum Überzeugungsrepertoire jener, die ein bürgerlich-liberales politisches System durch eine Diktatur ersetzen wollen und ein „Recht des Stärkeren“ propagieren, zwecks Abbau von erkämpften sozialen Leistungen und Selektion bis Ausmerze von Armen, Behinderten, Kranken und Alten.

Daß der Mensch verderbt ist durch die Zivilisation und der Planet von der Plage befreit werden muß, ist der Kern der Lehre von der sogenannten Erdbefreiung. Namen wie Earth First! (EF) sind Programm. Die äußersten Konsequenzen dieses Weltbild illustrierte die Zeitschrift Instinkte: beispielsweise Fotos vom Erdbeben in der japanischen Stadt Kobe mit dem Text „Die Rache der Erde“ oder die Verklärung eines Mörders, der Betonbrocken von einer Brücke warf und damit einen Autofahrer tötete. [3]

Die Diskussion in der autonomen Szene entbrannte aufgrund der unerträglichen Gleichsetzung der Verbrechen des NS-Faschismus mit der quälerischen Praxis von Massentierhaltung und Tierversuchen und wegen Attacken auf Homosexualität und eine selbstbestimmte weibliche Sexualität durch Gruppen wie Hardline/Frontline. Bereits 1994 gab es in München Streit nach einem VeganerInnen-Auftritt am 1.Mai. Ausgehend von der Hypothese des „Speziesismus als verkannter Herrschaftsform„folgte der Begriff Tier-KZs. Beim Gebrauch von Lederschuhen, Milch und anderen Tierprodukten halluzinierten die VeganerInnen schon einen „faschistischen Kontext.“ Die sprachliche Herabwürdigung von Tieren setzten sie analog der NS-Propaganda gegenüber Juden, die in beiden Fällen zur Vernichtung führe. Tierzucht wurde auf die gleiche Stufe gestellt wie NS-Bevölkerungpolitik und Rassegesetze. [4]

Die Debatte in der autonomen Szene offenbarte Defizite beim Thema Ökologie, die die bioregionalistische Ideologie ausfüllen könnte, womit zugleich deren esoterische und ökorassistische Komponenten transportiert werden. Bei aller Kritik im Detail bekannte sich beispielsweise die Gruppe „Im Rausch der Tiefe“ zu einem „nicht-homozentristischen“ Standpunkt, also einem Denken, daß prinzipiell nicht vom Menschen ausgeht, sondern von Esoterik und einer diffus aufgefaßten Natur: Es sei ein Fehler der Linken, Spiritualität zu tabuisieren oder als faschistisch zu kritisieren. Religion sei „nicht nur der Stoßseufzer des unterdrückten Volkes, sein Opium„, sondern positiv. Als Beispiel mußten wie gehabt nicht weiter bezeichnete „amerikanische Indianer“ herhalten. Als nichtausbeuterische Alternative zum Veganismus schlägt die Gruppe eine „menschliche Praxis des Tötens“ vor, wie sie „indigene Völker“ pflegen, die Tiere vor dem Schlachten und Verspeisen heilig sprechen und dankbar sind. [5]

Seltenheitswert hatten Positionen, die den Naturbegriff der Vegan-Szene als biologistisch kritisierten oder das Einebnen der Unterschiede zwischen Mensch und Tier als geistige Vorbereitung für die Vernichtung von Menschen oder den spießig-kleinbürgerlichen Charakter einer umstürzlerischen Strategie durch den revolutionierten Magen-Darm-Trakt. [6] So wie das friedensbewegte Dogma einst besagte, daß der Friede in der kleinsten Hütte beginnt, pflegen die VeganerInnen heute den naiven Glauben, korrektes Konsumieren beziehungsweise Nichtkonsumieren löse alle Probleme. Nun mag es gute Gründe für vegetarische Ernährung geben, die simple Rechnung, daß im Trikont niemand verhungert sondern siebenmal mehr Nahrung zur Verfügung steht, offenbart Unkenntnis. So wie in den 30er Jahren mit Kaffee beheizt in Brasilien die Lokomotiven fuhren, werden bis heute zum Zweck der Kapitalverwertung pflanzliche Produkte, potentielle Nahrungsmittel, vernichtet. Oder auf den Böden in Kolumbien und Kenia wachsen Blumen für den deutschen Muttertag oder die Flächen sind für „nachwachsende Rohstoffe“ etwa für den ökologisch zerstörerischen Autoverkehr einkalkuliert.

Völlig unbeeindruckt von der bundesdeutschen Debatte startete das österreichische linksradikale Tatblatt im Herbst 1995 eine Serie über „Ökos ohne Furcht und Tadel“ Im ersten Beitrag über Earth First! in den USA wurden zwar bevölkerungspolitisch-rassistische Positionen erwähnt, aber Militanz, Verfolgung durch das FBI und ein angeblich fortschrittlicher Flügel namens „SozialökologInnen“ - in Wahrheit agieren unter dieser Bezeichnung die schärfsten KritikerInnen der EF - genügten für die falsche Schlußfolgerung, „Biozentrismus ist eine revolutionäre Philosophie." [7]

Die Anfänge der Bewegung

Was sich hierzulande vor allem als tierrechtsbewegter Veganismus austobt, basiert auf den ideologischen Konzepten der Tiefenökologie und des Bioregionalismus, die in den USA entstanden sind. Ihrem menschenfeindlichen und ökofaschistischen Gehalt nach sind sie mit jenen der deutschen FaschistInnen kompatibel. Dazu kommt eine Radikalisierung von Vegetarismus und Tierschutz zu Veganismus und Tierrechten, der ideologisch vor allem auf den Euthanasie-Propagandisten Peter Singer zurückgeht.

Die tiefenökologische und bioregionalistische Strömung entwickelte sich im Lauf der 70er Jahre in den USA als Teil der gegenkulturellen Strömungen (Hippies), der Ökologie- und Frauenbewegung. Im Gefolge des New Age breitete sich die Bewegung in den 80er Jahren aus; was den militanten Flügel betrifft begünstigt durch das Versagen reformistischer Ansätze. Bioregionalismus und Tiefenökologie begründen eine esoterische, ethnopluralistische, ökorassistische Bewegung, die in den USA mit ihrem Anti-Zentralismus und Bürgerwehr-Konzepten Berührungspunke zum konventionellen rechten/konservativen Spektrum hat.

Wichtig für die Verbreitung waren am Anfang literarische Werke wie der Roman „Ökotopia“ (1975) von Ernest Callenbach. Der New Yorker Reporter William Weston bereist 1999 die ehemaligen US-Bundesstaaten Oregon, Washington und den Norden Kaliforniens. Unter der Führung der „Survivalist Party“ hat sich das Gebiet 1980 abgespalten und einen bioregionalistischen Staat errichtet. Das fiktive Tagebuch über den ökotopianischen Alltag, die gesellschaftliche Struktur, die Institutionen und Umgangsformen, sind von der Radikalität der EF-Ideologie noch entfernt, enthalten aber schon eine krude Mischung aus emanzipatorischen und rechten Vorstellungen. Leben in großen Kommunen, Kleinfamilien und exklusive Paarbeziehungen sind aufgehoben, die politische Struktur kombiniert repräsentative und basisdemokratische Elemente. Es gibt keine Autos, sondern ein ausgebautes Netz aus Zügen und Bussen, einschließlich einer Art Magnetschwebebahn. Sonnen- und Windenergie, Biomasse, Erdwärme und Gezeitenkraftwerke haben Atomenergie und fossile Dreckschleudern ersetzt. Das Wirtschaftssystem ist ausdrücklich nicht sozialistisch. Die Lohnarbeit ist nicht aufgehoben, Güter und Dienstleistungen haben Warencharakter, die Betriebe sind im Besitz der ProduzentInnen, stehen aber untereinander in Konkurrenz. Es gilt die 20-Stunden-Woche ohne Leistungsdruck. Jede/r hat Anspruch auf ein Mindesteinkommen.

Das Verhältnis zur Natur beinhaltet spirituelle Momente. Fleisch wird vor allem in Form von erlegtem Wild konsumiert. Die jungen Männer führen ritualisierte Kriegsspiele auf, als angeblich zivilisiertes Ventil für einen männlichen Trieb zu Kampf und Krieg, den Callenbach unterstellt. Männer verschiedener Wohnbereiche oder Betriebe treten sich mit Speeren gegenüber, in Kriegsbemalung und unter Drogen. Der Kampf endet, wenn ein Krieger verletzt ist, was für seine Gruppe die Niederlage bedeutet. Callenbachs Ökotopia ist eine Art Apartheidssystem: Stadtviertel mit überwiegend schwarzer Bevölkerung oder ehemalige Chinatowns sind eigene Staaten, dazu gibt es ein weiteres größeres Gebiet namens „Soul City“ für Schwarze. Für LateinamerikanerInnen ist ebenfalls ein eigener Staat geplant, allerding müssen noch Umsiedlungen vorgenommen werden. Außenpolitisch unterstützt Ökotopia bioregionalistische Gruppen in aller Welt gemäß dem Ziel, daß sich alle größeren Staaten in kleinere untergliedern sollen. [8]

Ebenfalls 1975 veröffentlicht Edward Abbey die „Monkey Wrench Gang“. Die dort beschriebenen Ecotage-Aktionen sind das literarische Vorbild für Earth First!. Deren Gründer Dave Foreman meint: „Es ist an der Zeit, daß sich eine Krieger-Gesellschaft erhebt auf der Erde und sich vor den Moloch der Zerstörung wirft.“ [9] Er behauptet, mit dem Geist der Erde in Kontakt zu stehen. 1987 veröffentlicht das Earth-First-Magazin ein Titelbild mit der Abbildung eines germanischen Kriegers, umgeben von Tieren aus der Edda-Mythologie, Kontakte mit der Neuheiden-Szene werden offen eingeräumt. [10]

ErdbefreierInnen wie Foreman preisen die Wildnis als Alternative zur Zivilisation. Sie pflegen den uralten Mythos vom goldenen Zeitalter, vom unschuldigen Naturzustand der Menschheit. Dem Mythos haben manche zugute gehalten, daß die Erinnerung an eine vergangene urkommunistische Gesellschaft bewahrt wird und die Hoffnung mitschwingt, einst würden die Gegensätze einer auf der Ausbeutung von Menschen durch Menschen beruhenden Herrschaftsordnung überwunden. Im rückwärtsgewandten Sinn eines „Zurück zur Natur“ aber sind die Unterstellung einer überbevölkerten Erde und der Gedanke an Massentötungen enthalten. EF-IdeologInnen sprechen davon, die Zahl der Menschen um 80 Prozent zu reduzieren.

Die Vision einer globalen Gesellschaft regional begrenzter, völkisch-spirituell fundierter Stämme ist eine weitere Variante der Projektion vom edlen Wilden und seiner natürlichen Lebensweise. Der soziale Zusammenhalt und die Gleichheit basieren auf brutalem Mangel. Wo die kollektive menschliche Produktivität kaum entfaltet ist, ergibt der Stoffwechsel mit der Natur gerade das Überlebensnotwendige. Die materiellen Voraussetzungen für Klassenspaltung und Herrschaft fehlen. Das einfache Leben schließt Grausamkeiten ein. Traktate über Euthanasie und Kindsmord offenbaren, daß manche EF-Ideologinnen sind sich darüber völlig klar sind. Die Rückkehr der Wildnis als Gesellschaftsform ist keine Utopie, sondern eine Horrorvision und Menschen, die bei Blitz und Donner, schlechter Ernte oder Krankheit die Strafe einer Gottheit fürchten, sind keine allseitig entwickelten, freien Individuen.

Heftig bekämpft werden die neuen ÖkofaschistInnen in den USA von der Strömung um den Ökoanarchisten Murray Bookchins. Er bezeichnet die TiefenökologInnen und BioregionalistInnen als „offene Rassisten, Survivalists... ausgesprochene Reaktionäre” und „Macho-Bergmenschen wie David Foreman von Earth first, einer Zeitschrift, die das Evangelium von der Menschheit als einer Art Krebs an der lebendigen Welt predigt.” [11] im Unterschied dazu umfaßt Bookchins Konzept der Sozialen Ökologie die Analyse von Ausbeutungsmechanismen und Herrschaftsstrukturen sowie eine Wissenschaftskritik. [12]

Earth First! entstand 1979 in den USA und breitet sich über die angelsächsischen Länder weiter aus. Die Kontaktliste der US-Zeitschrift Earth First verzeichnet gegenwärtig Adressen in Kanada, Großbritannien, Schottland, Australien, Indien, Philippinnen, Slowakei, Rußland, Polen und der BRD. [13] Die Bewegung ist lose organisiert und agiert unter verschiedenen Namen, in denen sich Schwerpunkte ausdrücken wie etwa Friends of the Wolfe. In Großbritannien gibt es die Earth Liberation Front und die Animal Liberation Front. Lediglich die Gefangenenhilfsorganisation hat Vereinsstruktur. Die britischen und deutschen BioregionalistInnen sind aktiv gegen Straßenbauten und in Hüttendörfern, wo sich Widerstand und ein Leben „außerhalb“ der Zivilisation am besten verbinden lassen.

In der BRD lag der Schwerpunkt zunächst auf Tierschutz und Ernährung. 1985 veröffentlichte der 2001-Verlag die „Zehn Gründe kein Fleisch zu essen“ von Volker Elis Pilgrim. Darin wird der Vegetarismus als revolutionäres Mittel gegen das Patriarchat angepriesen und Tierquälerei mit NS-Massenmord gleichgesetzt. Pilgrim schreibt, „wir bilden uns ein, was der Mensch dem Menschen antut, sei das Schlimmste. Nein, Tiertötung und Tierquälerei sind schlimmer als Menschentötung und Menschenquälerei. Was die Menschen einander antun, ist ihre Sache.“ Er steigert sich zu der These: „Das heutige Tiertöten in der Fleischindustrie und im Testlabor ist eine Fortsetzung von Auschwitz, ja eine Steigerung.“ [14]

Pilgrim begründet den Veganismus damit, daß er nicht Männer töten und Mütter quälen wolle um Milch zu trinken, gemeint sind Kälber und Kühe. Außerdem wolle er „die Rache“ der getöteten Tiere vermeiden. Geplagt von einem Beschützer-Syndrom langt Pilgrim beim faschistischen Geschichtsrevisionismus an: Er wolle den Schutz der Tiere „genießen“, weil er „immer auf der Seite der Kleinen und Schwachen“ stehe, „für die Juden gegen die Deutschen, für die Deutschen gegen die Amerikaner.“ [15] Ein weiterer gewichtiger Grund lautet, „ich will erotisch, stark und potent bleiben.“ Laut Pilgrims eigenem Zeugnis steigert vegetarische Kost die Potenz. [16]

Solcherart ideologisch aufgerüstet traten Anfang der 80er Jahre neue Tierrechtsgruppen auf, es gab die ersten Tierbefreiungsaktionen. Ende der 80er Jahre entstanden Gruppen wie die Tierrechts-Aktion-Nord (TAN) oder die deutsche Sektion von Animal Peace. [17] Dazu kamen später „Erdbefreiungsgruppen“ mit bioregionalistischer Ideologie. Oft agierten die Gruppen unter wechselnden Bezeichnungen, etwa im Ruhrgebiet, wo sich die Veganer Offensive Ruhrgebiet als beständigeres Projekt entwickelte. EF gründete sich bundesweit erst 1994, im Dezember fand das zweite Bundestreffen mit 25 TeilnehmerInnen in Kamen statt, das dritte 3. Bundestreffen folgte im Juni 1995 in Wolfsburg. [18]

Esoterik und Organizismus als Grundlage

Das ideologische Fundament sind der Bioregionalismus und die Tiefenökologie. Den Begriff Tiefenökologie entwickelte der norwegische Philosoph Arne Naess 1973 in einem Aufsatz. Absicht ist, Ethik, Normen, Werte und Verhalten mit Ökologie zu verbinden, den „Übergang von ökologischer Wissenschaft zu ökologischer Lebensweisheit und ganzheitlicher, also allseitig lebensfördernder Praxis...“ zu schaffen. [19]

Zusammen mit dem US-amerikanischen Tiefenökologen George Sessions entwickelte Naess ein Acht-Punkte-Konzept. Ausgangspunkt ist, daß menschliches und nichtmenschliches Leben und die Vielfalt der Lebensformen einen Wert in sich selbst haben, unabhängig von der Nützlichkeit der Natur für menschliche Zwecke, Der Mensch habe kein Recht, diese Vielfalt zu verringern, außer um „überlebensnotwendige Bedürfnisse“ zu befriedigen. Als fünften Punkt formulierten Sessions und Naess, daß „das Wohlsein des Menschen und seiner Kulturen und das Überleben der nichtmenschlichen Daseinsformen (...) einen deutlichen Rückgang der Weltbevölkerung voraus(setzt).“ Gefordert werden vage „andere“ ökonomische, technische und ideelle Strukturen sowie ein geistiger Wandel, ein anderer Maßstab von Lebensqualität, der anstelle materieller Güter die Wahrnehmung von Situationen mit innerem Wert setzt. [20]

Als Ursache ökologischer Zerstörungen sehen die TiefenökologInnen nicht die kapitalistische Produktionsweise, nicht die Ausbeutung von Mensch und Natur, sondern den Mangel an Spiritualität. So behauptet Fritjof Capra in dem Bestseller „Wendezeit“, Umweltzerstörungen seien Ausdruck eines überholten Weltbildes und die Rettung liege in einem Wertewandel hin zu einem intuitiven Denken. [21]

Ein neues ökologisches, spirituelles Bewußtsein werde die Einordnung des Menschen ins „planetare Ökosystem“ bewirken. [22] Teifenökologie, englisch deep ecology, gehe davon aus, schreibt Capra, „daß das ökologische Gleichgewicht tiefgreifende Wandlungen in unserer Auffassung von der Rolle des Menschen im planetaren Ökosystem erforderlich macht.“ Ziel sei „eine Bewußtseinsform, in der sich das Individuum mit dem Kosmos als Ganzem verbunden fühlt, dann wird deutlich, daß ökologisches Bewußtsein im wahrsten Sinne des Wortes spirituell ist. [23]

Wie andere New-Age-Ideologen greift Capra die neuzeitliche Wissenschaft pauschal an. Er spricht von der „mechanistischen“, alten, „zergliedernden“ Wissenschaft, die sich seit dem 16./17.Jahrhundert durchgesetzt habe, als die „Vorstellung von einem organischen, lebenden, spirituellen Universum (...) durch das Bild von der Welt als Maschine ersetzt (wurde). ...“ [24] Die „neue“ Wissenschaft Capras ist dagegen ganzheitlich, mystisch und ökologisch und heißt Systemtheorie, d.h. es geht um die Einordnung der Teile und Untersysteme und deren Funktionieren in einem größeren Zusammenhang. [25]

Die Begriffe organisch und ganzheitlich entstammen der völkischen Traditionslinie der deutschen Romantik. Im Abwehrkampf des feudalen Regimes gegen die bürgerliche Revolution (in Gestalt der napoleonischen Eroberung) entstand anders als in Großbritannien, den USA und Frankreich die deutsche Nation nicht aus einer - wie auch immer beschränkten - bürgerlichen Revolution, sondern als Projekt der Herrschenden gegen eine solche Umwälzung. Der Begriff Nation fußte nicht auf einem existierenden staatlich verfaßten Territorium, sondern mußte biologistisch und spirituell, aus „deutschem Blut“ und „deutschem Geist“ bzw. „deutschem Wesen“ abgeleitet werden. [26] Gottfried Herder, die Grimm-Brüder und Friedrich Carl v.Savigny erfanden den „Volksgeist“ als Gegenkonzept zur Volkssouveränität. Er habe seinen Sitz „in der höheren Natur des Volkes als eines stets werdenden, sich entwickelnden Ganzen„und erzeugt das Bewußtsein des einzelnen, ebenso wie Recht, Sprache, Sitte und den Staat als „die organische Erscheinung des Volkes“, schreibt etwa Savigny. Adam Müller leitete aus der „Ganzheit“ Natur die Völker als Unter-Ganzheiten ab, jedes in sich homogen, nach außen heterogen. Abgrenzung und Krieg waren für Müller und Ernst Moritz Arndt notwendig, damit ein Volk sich selbst in dieser „Ganzheit“ spürt. Friedrich Julius Stahl begründete die Einheit des Volkes schließlich auf dem selben Blut. Volks- und Rassengeister spuken bis heute beispielsweise durch die Anthroposophie und Rudolf Bahro leitet einen angeblichen „Volkscharakter“ aus biologischen „Ganzheiten“ wie Horde, Stamm, Volk, Nation ab.

Aus organizistischer Perspektive ist die Welt bzw. die Gesellschaft ein biologischer Organismus, mit verschiedenen Gliedern und Individuen, die sich dem Ganzen/der Gemeinschaft unterzuordnen haben. Dies meint der Begriff von der natürlichen Ordnung. Die zentrale Botschaft ist hierarchisch und antidemokratisch: Das Individuum hat sich einer spirituell/religiös aufgefaßten Ganzheit zu unterwerfen („Du bist nichts, Dein Volk ist alles!“). Anstelle von Konflikten, die auf sozialen/politischen Gegensätzen beruhen und damit historische Entwicklung und Veränderung ermöglichen, wird Harmonie gepredigt und erzwungen. [27]

Capra legt die Systemtheorie in diesem Sinn aus. Anfang und Ende ist der kosmischer Geist, hier als Selbstorganisationsdynamik gefaßt, als dessen Manifestation die Materie erscheint. [28] Systeme oder Organismen beschreibt er als sich selbstorganisierend, mit relativer Autonomie und in Wechselbeziehung zur Umwelt, als Teil des Kosmos. „Jeder Organismus (...) ist ein integriertes Ganzes und somit ein lebendes System. Zellen sind lebende Systeme, ebenso wie die verschiedenen Gewebe und Organe des Körpers... Aber diese Systeme sind nicht nur auf einzelne Organismen und ihre Teile beschränkt. Dieselben Ganzheitsaspekte zeigen sich auch in Sozialsystemen - zum Beispiel in einer Familie oder einer Gemeinschaft - und ebenso in Ökosystemen, die aus einer Vielfalt von Organismen in ständiger Wechselwirkung mit lebloser Materie bestehen.“ [29] Das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft interpretiert Capra biologistisch als Beziehung analog von Zelle und Organ: Verhält sich die Zelle gegen das System/die Ganzheit Organ, entsteht Krebs.

Konsequent lehnt Capra sozialrevolutionäre Bestrebungen und marxistische Analyse ab. Die BioregionalistInnen und die radikalen ErdbefreierInnen wollen keine Revolution, sondern prophezeien den Zusammenbruch der Zivilisation. Danach beginnt die bioregionale Stammesordnung beziehungsweise Wildnis

Das Geschichtsbild der Tiefenökologie

Capras Auffassung von der Wendezeit beruht unter anderem auf einer deterministischen und zyklischen Geschichtstheorie, wonach sich Aufstieg, Höhepunkt, Niedergang, Verfall abwechseln. [30] Dabei wertet er die antike Sklavenhaltergesellschaft und den Feudalismus als positive Epochen, weil sie angeblich organisch und ökologisch waren, ebenso die chinesische Tradition und Religion. [31] Die jüdisch-christliche Tradition lehnt Capra dagegen als patriarchal ab. [32] Auf das guten alte Mittelalter folgt der neuzeitliche Niedergang und jetzt als nächster Aufschwung das Zeitalter des Wassermannes. Was Capra und andere über historische Abläufe schreibent ist weder systematisch noch widerspruchsfrei, sondern Quatsch und Schönfärberei vergangener Ausbeutergesellschaften.

So behauptet Ralph Metzner in dem Sammelband über Tiefenökologie, die ausbeuterische Haltung des Menschen gegenüber der Natur existiere seit der neolithischen Seßhaftwerdung. An anderer Stelle sind Nomaden aus Zentralasien schuld - wir sagen nur China, China, China - die die ökologisch-spirituellen europäischen Urkulturen vor etwa 6.000 Jahren überrannten [33] und wiederum der Anthropozentrismus der jüdisch-christlichen Theologie. [34] Zur Erinnerung: Die jüdisch-christliche Religion wird seit Nietzsche von der Rechten angegriffen, weil sie das Prinzip der Gleichheit vertritt, und von den esoterischen ÖkofaschistInnen, weil sie monotheistisch-anthropozentrisch ist, statt pantheistisch-ganzheitlich. Metzner lobt den „Animismus ursprünglich lebender Völker“, wonach die ganze Natur und alle Lebewesen beseelt sind, wohingegen die monotheistischen Religionen und der Atheismus „in den faschistischen, völkermörderischen, totalitären Holocausts, die die europäische Zivilisation der Welt des 20.Jahrhunderts auferlegte, ihren grausigen Höhepunkt“ fanden. [35] In einem Satz relativiert Metzner die Verbrechen des NS-Faschsimus, indem er sie in einer nicht näher bestimmten Anzahl von „Holocausts“ verschwinden läßt und unterstellt den gemordeten Juden und Jüdinnen eine Mitschuld qua Zugehörigkeit zu einer monotheistischen Religion.

Seine Alternative zu Nationalstaaten ist wiederum der faschistische Ethnopluralismus: „Dezentralisierung zu pluralistischen Gesellschaften völkischer und nationaler Gruppierungen ..., die Verbreitung der bioregionalen Selbstversorgung und Selbsterhaltung.“ [36]

Bioregionalismus als neuer Ökorassismus

Bioregionen, Stämme und Völker leiten die TiefenökologInnen entsprechend dem organizistischen Prinzip aus der spirituellen Ganzheit ab. Zunächst wird „Bioregion“ harmlos definiert als „ökologischer Lebensraum, in dem die Natur, Pflanzen, Tiere und auch Menschen eine umfassende, das Überleben sichernde Gemeinschaft bilden (sollten).“ [37] Es handelt sich um „geographische Gebiete, die bezüglich des Bodens, des Wassers, des Klimas sowie des natürlichen Pflanzen- und Tierlebens gemeinsame Merkmale aufweisen und die innerhalb der gesamten planetaren Biosphäre als einzigartige Teile“ existieren, Beispiele sind das Nildelta, das Amazonasgebiet oder das Gebiet am Mississippi. Die bioregionalistische Zeitschrift „Raise the Stakes“ geht von weltweit 119 Bioregionen aus. [38]

Dann mutieren ökologisch definierte Räume zu spirituellen und biologisch fixierten Richtlinien für soziales Leben. David Haenke, Organisator bioregionalistischer Kongresse in den USA, verklärt Bioregionen zu „natürlichen Subsysteme“, die „gemäß ökologischen Gesetzen und Prinzipien funktionieren“ (...) Die ökologischen Gesetze und Prinzipien bilden die Grundlage für den Entwurf aller langfristigen menschlichen Gesellschaftssysteme. Bioregionalismus sei eine „tiefenökologische Konzeption auf der Basis eines Lebens mit der Erde, deren Gesetze zu erkennen und anzuerkennen die Grundlage aller menschlichen Aktivitäten bilden sollte.“ [39]

Thomas Berry, der als „Theologe der Bewegung“ gilt und Direktor des Riverdale Centre of Religious Research bei New York ist, definiert Bioregion als „häuslichen Schauplatz einer Gemeinschaft wie das Heim der häusliche Schauplatz einer Familie ist.“ Demnach ist die Erde eine „einzige, allumfassende Gemeinschaft“, unterteilt in bioregionale Gemeinschaften, „relativ selbstversorgend in den sich stetig erneuernden Prozessen der Natur eingebettet“. Bioregionen sind „funktionale Einheiten des Planeten“, die sich selbst fortplanzen, selbst regieren, selbst heilen und mit Sinn erfüllen. Menschen sollen als Mitglieder an der „Erdengemeinschaft“ teilnehmen. [40]

Berry leitet daraus sechs Prinzipien ab: Das erste ist die „Selbst-Fortpflanzung“ als Anerkennung des Rechts jeder Gattung auf ihren Standort, auf Heimat und auf ihren Platz in der Gemeinschaft.“ Die „Selbst-Erziehung“ als dritten Grundsatz bestimmt „die Anweisungen und Lehren, welche die natürliche Welt ... bereithält“ als einzigen „Weg für den Menschen, sich zum Überleben und zur Erfüllung zu erziehen.“ Weiter propagiert Berry jede Bioregion als eigenen, weitgehend autarken Staat mit regionalspezifischer Religion. [41]

Jede Bioregion verkörpere obendrein einen bestimmten spirituellen Sinn, die der Mensch als „Wiederansiedler“ dort intuitiv finden kann. Das Ziel ist, diese Bioregionen als „natürliche Gemeinschaften“ politisch wieder herzustellen. [42] So wie die Erde ursprünglich in Bioregionen untergliedert war, werde es nach dem Zerfall der zentralistischen Zivilisationen wieder sein: Die Menschen werden sich in regional begrenzten politischen Systemen und ortsgebundenen Bauernwirtschaften wiederfinden.

Der Nation als künstliches Gebilde wird die Bioregion gegenüber gestellt als „gewachsene Einheit“ und „alle Lebensbereiche umfassende Gemeinschaft.“ Ein biologistisches Konstrukt wird durch ein anderes ersetzt: Rasse und Nation durch Bioregion, Recht auf Heimat und Naturgesetze. Die Bioregion definiert sich scheinbar natürlich durch ökologische Gegebenheiten wie Wasserscheiden, in Wahrheit aber sozial durch Abgrenzung nach außen. Die BioregionalistInnen propagieren wie die deutschen ÖkofaschistInnen ein Feindbild Mensch, wobei aufgrund der unterstellten Überbevölkerung vornehmlich MigrantInnen aus dem Trikont ins Visier geraten.

Die Überbevölkerungs-Legende:

Selbst bürgerliche BevölkerungswissenschaftlerInnen bestreiten die Legende des englischen Hungerpastors Thomas Robert Malthus, wonach die Zahl der Menschen schneller wächst als die Nahrungsmittelproduktion und Verhungern quasi eine Art ökologischen Ausgleich darstellt. [43] Die Geburtenrate ist demnach in den letzten dreißig Jahren drastisch gesunken, die Weltbank prognostiziert, daß das Wachstums bei rund 12,1 Milliarden Menschen im Jahr 2150 stagnieren wird. Und selbst ohne eine soziale Revolution, d.h. unter den destruktiven Bedingungen der Kapitalverwertung, gehen Bevölkerungswissenschaftler davon aus, daß es technisch machbar ist eine wachsende Zahl von Menschen qualitativ und quantitativ besser zu ernähren, allerdings bei hohen ökonomischen und ökologischen Kosten. [44] Mit seiner pessimistischen Prognose begründete Malthus die Ablehnung von sozialen Reformen zugunsten der Armen. Sozialreformen begünstigten die Schwachen, während Kapitalismus pur zur von Malthus begrüßten Auslese der Stärksten führt. Ein sozialdarwinistisches Programm avant la lettre.

Bei den Tiefenökologen ist das Thema Überbevölkerung und entsprechende Vernichtungsphantasien notorisch. So spricht Arne Naess in einem Interview zunächst von einer „grundlegende(n) Intuition, wonach wir nicht das Recht haben, ohne ausreichenden (!) Grund andere Lebewesen zu töten.“ [45] Menschen brauchen seiner Ansicht nach zur Maximierung der Selbstverwirklichung „ein Maximum an Vielfalt und Symbiose, das heißt einen Lebensstil, bei dem es unnötig und unproduktiv ist, einander umzubringen, außer (!) um, wie bei den wilden Tieren, die Bevölkerungsdichte in Grenzen zu halten.“ [46] Ein wichtiges Ziel sei deshalb, die menschliche Bevölkerungrate zu stabilisieren und auf ein „vertretbares Mindestmaß zu reduzieren“. [47]

Auch gegen die Zerstörung der Regenwälder fällt Naess als erste Abhilfe wieder die „Bevölkerungsreduzierung“ ein. [48] Naess definiert das ökofaschistische Standardthema zum Markenzeichen der Tiefenökologie: Er befürwortet die Kooperation mit der Anti-AKW-Bewegung und anthropozentristischen Ökologen: „Jedoch brauchen wir auch Programme, die denen nichts bedeuten, die keine Tiefenökologen sind - zum Beispiel die Reduzierung der Bevölkerung.“ [49]

Die norwegischen Grünen kritisiert Naess, wegen einer angeblich zu liberalen Einwanderungspolitik: „Nachdem der heutige Lebensstil in den reicheren Ländern der Welt im Vergleich zu den ärmeren Ländern eine gigantische Pro-Kopf-Verschwendung zur Folge hat, schafft jeder Einwanderer von einem armen in ein reiches Land ökologischen Streß. Es liegt auf der Hand, daß die Kinder der Einwanderer gleichermaßen das fatale Konsummuster der reichen Länder übernehmen und so weiterhin zur ökologischen Krise beitragen.“ [50]

Die US-Bioregionalisten prägten auf einer nationalen Konferenz im Juni 1993 den Begriff der „Carrying Capacity.“ Diese Tragfähigkeit meint die Anzahl der Menschen, die mit einem bestimmten Lebensstil in einer Region leben können, ohne dabei die natürliche, soziale und kulturelle Umwelt zu vernichten. Abgeleitet wird daraus die Forderung, für jede Bioregion die jeweilige Carrying Capacity festzustellen, gesetzlich zu fixieren und die Bevölkerungzahl entsprechend zu regulieren. [51]

Dave Foreman, Herausgeber von Earth First, faselt von einem „Zurück in die Eiszeit”, allerdings gebe es dafür „viel zu viele Menschen auf der Erde”, weshalb die Menschheit zugunsten der „Wildnis” ruhig aussterben könne. „Das Schlimmste, was wir in Äthiopien machen können, ist helfen - das Beste, die Natur ihre eigene Balance finden und die Leute dort einfach verhungern lassen”, sagte Foreman in einem Interview. „Ebensowenig nützt es, die USA zum Überlaufventil lateinamerikanicher Probleme zu machen... das würde bloß zu größerer Zerstörung unserer Wildnis führen.” [52] Und der Autor des Ökosabotageromas „The Monkey Wrench Gang”, Edward Abbey, meint: „Wir amerikanischen Staatsbürger täten gut daran, dem massenhaften Zustrom hungriger, unwissender und kulturell-moralisch-genetisch ausgelaugter Menschen Einhalt zu gebieten.” [53]

In der US-Zeitschrift Earth First fordert eine Autorin unter dem Pseudonym Miss Ann Thropy die Zahl der Menschen auf 20 Prozent des derzeitigen Standes zu reduzieren und begrüßt Aids als Mittel gegen angeblich Überbevölkerung, ähnlich wie der NS-Biologe und Rassenhygieniker Konrad Lorenz in einem Interview mit der Zeitschrift Natur 1988. [54] Eine andere Schreiberin, Kelpie Wilson, propagiert den Button „Malthus was right“, weil sich die Gesellschaft seit 6.000 Jahren weigert, „natürliche Grenzen“ zu akzeptieren. Sie zeichnet das Bild einer von Habgier und Überbevölkerung gezeichneten Zivilisation und „traditional tribal cultures“, die die Bevölkerung mit Abtreibung und Kindsmord regulieren, wobei Wilson die Tötung weiblicher Säuglinge und Witwenverbrennung als besonders effektiv hervorhebt.

Die EF-Aktivistin interpretiert Geschichte ausschließlich als Bevölkerungsentwicklung: Steinzeitmenschen hätten nur vier Stunden für den Lebensunterhalt gearbeitet, seßhafte Bauern müssen sich länger plagen, was Menschen nur wegen der Überbevölkerung auf sich nehmen würden. Das heißt, daß aus EF-Perspektive der Planet bereits zur Zeit der neolithischen Revolution vor etwa 6000 Jahren überbevölkert war und der Übergang der Menschen zum Ackerbau quasi der Sündenfall ist, weil der Mensch schon allein damit das „natürliche Gleichgewicht“ zerstört, wie Wilson glaubt. Sie empfiehlt einen neuen Sticker mit dem Slogan: „Feel overcroded ? Eat Your Young.“ [55] Wie wäre es mit „shoot yourself“ In Anlehnung an Erich Mühsams Tip an alle Propagandisten der Überbevölkerung, sich selbst zu erschiessen?

Zur Entwicklung der Bewegung in der Bundesrepublik

Innerhalb des Spektrums gibt es zwei Flügel. Die kommerziell und reformistisch orientierte, mit der New Age Szene verbundene Strömung versucht, anknüpfend vor allem an Naess und Capra, Ökologie und Esoterik zu verbinden. Organisatorisch wird dieser Teil getragen etwa von der Gesellschaft für angewandte Tiefenökologie e.V. mit Sitz in München. Sie organisiert beispielsweise Seminare zu Themen wie „Die Stimme der Erde in mir hören“ oder „Der Müll in uns und um uns herum“ und sorgt für die Verbreitung tiefenökologischer Ideen. In Großbritannien, den USA und Japan gibt es verwandte sogenannte Institute für Deep Ecology.

Der militante Flügel rekrutiert in erster Linie Jugendliche. Der Schwerpunkt liegt im Tierrechtskampf, dazu kommt der Widerstand gegen Straßenprojekte, teilweise Anti-AKW-und Gentechnik. Neben EF gibt es eine Vielzahl von Gruppen, teilweise mit wechselnden Namen. Dieses Spektrum pflegt die gesamte bioregionalistische und tiefenökologische Ideologie einschließlich des US-spezifischen Wildnis-Mythos. [56]

Das verbindende Glied ist die Szene um die Zeitschrift „Eurotopia“ und diverse Ökodorfprojekte, mit Einfluß in die alternative Projektszene. Wichtige Figuren sind hier die Österreicher Eduard Gugenberger und Roman Schweidlenka mit ihrem im März 1995 gegründeten „Arbeitskreis für Bioregionalismus und spirituelle Ökologie“. Beide schreiben für zahlreiche Zeitschriften in diesem Spektrum, etwa in „Contraste“. Schweidlenka ist Redakteur von „Eurotopia“.

Neue Bündnis- und Rekrutierungschancen wittert der etablierte Ökofaschismus. Die Zeitschrift „Ökologie“ der ÖDP-Rechtsabspaltung Unabhängige Ökologen Deutschlands (UÖD) [57] beschäftigte sich in mehreren Heften mit Bioregionalismus, Tiefenökologie und EF. Die UÖD glaubt sich geradezu prädestiniert, den Bioregionalismus zu vertreten. Angekündigt wurde die Gründung eines Arbeitskreises für spirituelle Ökologie. [58] In einem Beitrag unter dem Titel „Ökologie und Tierrechte“ wird die Singersche Tierrechtsposition vertreten. Als Gastkommentator verlangt Haimo Schulz Meinen, von der deutschen EF und Gründer einer „Naturbefreiungsarmee“, den „Mut zu einem harten Bioregionalismus.“ Er ruft auf zum Kampf gegen eine angeblich nur zerstörerische Zivilisation: „Wer seine Loyalität der Natur, den eigenständigen Kulturen und zukünftigen Generationen gegenüber als wichtiger empfindet als eine Verpflichtung zu den jetzt lebenden Menschen, der sollte mit uns zusammen nach Schritten suchen, wie gegen die Zivilisation als solche erfolgreich angegangen werden kann.“ [59]

Das Weltbild der bundesdeutschen Erdbefreier

Aufschlußreich hinsichtlich Lebensgefühl und Denken der Szene ist die Zeitschrift Instinkte. Das Blatt erstellten EF und die Gruppe Frontline gemeinsam. Nach heftiger Kritik an Heft 4 distanzierte sich EF und behauptete, nur einzelne, maßgebliche EFler seien beteiligt. [60] In Heft Nr.5/6 war trotzdem das erste Grundsatzpapier der bundesdeutschen EF-Sektion abgedruckt, schließlich wurde die Zeitschrift eingestellt.

Neben Tiefenökologie und Bioregionalismus, Biozentrismus, Überbevölkerung und Wildnis-Romantik und Berichten aus dem In- und Ausland über Aktionen von EF und Verbündeten enthält Instinkte vor allem Maßregeln zur moralischen Aufrüstung der Anhängerschaft, die sich durch puritanisch-lustfeindlichen Rigorismus und militaristische Sprache auszeichnen.

„Wenn du auch nur ein bißchen Mitgefühl hast, wird Schuld den Schlamm in deinen Adern ersetzen, und dich motivieren clean zu werden“, heißt es im ersten Heft, „während du mit deinen FreundInnen Partys feierst leiden und sterben Tiere wegen deiner jämmerlichen Selbstsucht. (...) Um den Grad von Disziplin zu erreichen, der notwendig ist, um uns auf unseren Kampf zu konzentrieren, müssen wir uns nicht nur von Drogen fernhalten, sondern vor allem selbstzerstörerischen Schnickschnack, den die moderne Welt uns bietet, um uns nicht der Realität stellen zu müssen.“ [61] „Revolutionäre Ökologie" bedeutet laut Instinkte nicht nur militante Auseinandersetzung, sondern eine „Lebenseinstellung“, genauer gesagt, „die eigene Persönlichkeit, Fähigkeiten und Lebenswandel an die Anforderungen zu binden, die der Entschluß (sich gegen die Zivilisation zur Wehr zu setzen) mit sich bringt.“ - „Schaffen wir die Voraussetzungen, um auf Dauer glaubwürdig und aufrecht bei der Sache zu bleiben! Leider lassen sich viele aus unseren Reihen in Eigenheime, Kaufhäuser und bunte Welten des Rausches locken ...“ [62]

Spießigkeit, Blindheit gegenüber der Realität und Nähe zum Arbeitgeberverband dokumentiert folgende Passage über Lohnarbeit: „Ehrliche Arbeit ist als Einkommen und Aufgabe für jeden Menschen wichtig. Jede/r der/die kann soll sich selbst versorgen und etwas für die Gemeinschaft tun.“ Zwar bestehe im Kapitalismus die Gefahr der Entfremdung, weshalb „viele von uns" keiner festen Arbeit nachgehen wollen. Weiter aber kein Problem, ist es doch nach Kenntnis der Erdkrieger „einigermaßen problemlos möglich Unterstützung von Behörden in Anspruch zu nehmen, was auch die Motivation zur Arbeit senkt.“ Und das obgleich „viele Arbeitende überbezahlt werden, der Wohlstand für die meisten steigt“, weshalb „in dieser Gesellschaft der überwiegende Teil selber zur herrschenden und materiell ausbeutenden Klasse gehört.“

Die Essener Gruppe Wildlife ruft in einem Flugblatt auf zum „Kampf gegen die Mächte des Bösen, die die Erde zerstören.“ Dagegen hilft „eine Ideologie, die rein und rechtschaffen ist, ohne Widersprüche und Unvereinbarkeiten.“ Die Wildlife-Anhängerinnen wollen „im Einklang leben mit den Gesetzen der Natur“ und diese „nicht aufgeben für die Begierde nach Vergnügen - von verantwortungslosen sexuellen Taten zu Drogengebrauch gleich welcher Art“ sowie den Konsum von Tierprodukten. Ihr Glaubensbekenntnis lautet: „Nur mit dieser Strategie und dieser Überzeugung - ein Leben zu leben in Harmonie mit unseren erklärten Zielen und Ansichten, Stärke beziehend aus unserer Reinheit von Körper und Seele, während wir aktiv jene bekämpfen, die diese Welt zerstören mit ihren giftigen Gedanken, Handlungen und Schändungen, können wir siegreich sein in unserem Kampf.“

Vorbild ist für die Erdbefreiungsgruppen der heroische Kämpfer, dargestellt als weißer, muskelbepackter, nicht-behinderter, männlicher edler Wilder. Dem aufrechten, spartanischen Erdenkrieger winkt das Himmelreich: „Wer sich im solidarischen Einsatz für die Natur bewährt, erreicht eine mystische Einheit mit ihr und kann sich aufrechten Hauptes in ihr bewegen.”

Daß Mord an AutofahrerInnen als Befreiungsakt gelten und Naturkatastrophen als Vergeltungschläge von Gaia entspringt einer Ideologie, über deren Brutalität der Mythos von Wildnis, Freiheit und Abenteuer nicht hinwegtäuschen kann. Die Parole „Für die Verteidigung des Lebens auf der Erde” bezieht sich in der irren Vorstellungswelt der Autorinnen auf Mutter Erde, Kakerlaken, Ratten und heilige Bäume aber nur eine Minderheit von Menschen, nämlich die tiefenökologischen Stammeskrieger vom Schlage EF, gemeint sind. Entsprechend wird allen „die 1994 nicht bereit sind, von der verheerenden Dekadenz Abstand zu nehmen” mitgeteilt: „Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn Du und Deinesgleichen nie geboren worden wäre.” [63]

In einer „Ode an die Wildnis” ist von einem glücklichen Zeitalter der Menschen als „Tiervolk unter vielen” in der Wildnis die Rede, bis die Beherrschung des Feuers zur Zubereitung von Nahrung und Fleischgenuß führte, den Geist verwirrte und in ein „degeneriertes Zivilisationsleben” mündete, das dem Untergang geweiht ist. Als Rettung wird eine Methode namens „Natural Hygiene” empfohlen: Leben in sauberer Luft, Trinken von „reinem” Wasser, „natürliche Ernährung” - womit auch keine Produkte des Ackerbaus gemeint sind, sondern ausschließlich Früchte, Gemüse, Nüsse, Samen, „frische, rohe, unbehandelte Nahrung” - weiter „Bewegung in frischer Luft, Sonnenschein, Ruhe und Entspannung, einfaches Leben.” Begründet wird die Ökohygiene metaphysisch: „Diese für alle Tier (menschliche und nichtmenschliche) geltenden Regeln sind nicht von Menschen ausgedachte, sondern sich nach dem allumfassenden Naturgesetz richtende.” Im Anschluß folgt der „prächtige Artikel des glorreichen John Glue” darüber, daß man nur mehr Nußbäume pflanzen sollte. Dies ist die wahre „soziale und ökologische Revolution”, die sämtliche „sozialen und ökologischen Hauptprobleme” löst.

Der Veganismus wird hier deutlich radikalisiert: Angeblich zerstören schon der Anbau von Getreide, Bohnen und Gemüse die Umwelt, sowie „im allgemeinen das regelmäßige Pflügen des Landes.” Was über den Konsum von Früchten und Nüssen hinausgeht ist des Teufels, beim Kochen fängt die Energieverschwendung an, findet der prächtige John Glue. Hingegen sind Früchte gewaltfrei zu ernten und bewirken darum eine „harmonischere Einstellung und ein harmonischeres Bewußtsein”, umgekehrt macht Fleischessen aggressiv.

Die VerfasserInnen der Ode haben wenig Hoffnung auf eine Umkehr der verdorbenen Zivilisationsmenschen. Die Mehrheit werde nicht „freiwillig eine natürlichere Lebensweise“ anehmen, weil „zu viele Menschen ... apathische, egozentrische Bastarde (sind). Wir müssen die ökologische Revolution organisieren! (...) Mehr Wildnis - weniger Zivilisation, Organisiert die Verteidigung der Erde!” Und ewig rauschen die Wälder.

In dem Text „Tiefenökologie, Reformen und Appelle” wird dem Menschen zwar ein „solidarischer Instinkt ... von Natur aus“ zugutegehalten, aber der Homo Sapiens ist verdorben, weil er von der Natur abgefallen ist: „Es ist einfach so, daß die Zivilisation alles Übel hervorbringt und auch die Menschheit nicht überleben läßt. Dagegen sind die Gesetze der Natur immer gerecht und gerechtfertigt, auch wenn sie streng sind ist sicher, daß sie Sinn haben oder bringen sollen.” [64]

Materialismus, Islam, Christentum und Judentum werden von den ErdbefreierInnen abgelehnt und statt dessen Naturreligionen und Neuheidentum propagiert. Orientierung sollen die traditionellen vorchristlichen Kulturen der Kelten und Germanen bieten, weil sich „die Bodenständigen (...) naheliegenderweise für das Heidentum ihrer Religion interessieren.” Diskutiert wird über die Existenz von Elfen und Naturgeistern. Bedauerlicherweise sei zwar die neuheidnische Szene „stark rechts unterwandert“, weil einige „die Wiedererlangung ihrer völkischen oder rassischen Identität für nötig (halten)“, trotzdem überwiegt das Positive: „Das Ansprechende an den Heuheiden ist ihre Absicht eine naturnahe Alternative zur Industriegesellschaft zu schaffen...”, sowie „ein gut entwickeltes Naturbewußtsein; die Verwandtschaft mit der Erdbefreiung besteht in der Ablehnung der Zivilisation, dem Unbehagen bei Umweltzerstörung...”

Einig dürften sich Neuheiden und EF auch sein, daß der wahre Feind links steht. In Instinkte wird der Linken das Ziel einer Weltrevolution vorgehalten, genauer gesagt der „dazu dienende(n) kulturell-gleichmacherische(n) Internationalismus.” Denn die ökologische Revolution bedeute im Gegensatz dazu die „Auflösung der Zivilisation in Biotope.” Als marxistisch abgelehnt wird ausdrücklich auch die Sozialökologie des Ökoanarchisten Murray Bookchins.

Mit „Grundgedanken unserer Ideologie„ist ein Frontline-Beitrag vom Februar 1995 betitelt. Darin heißt es: „Der egoistische Individualismus ist das Hauptübel der westlichen Zivilisation“, deshalb wolle Frontline „das Wohl der Erde in den Mittelpunkt„stellen statt „Gier und Selbstsucht.“ Vorbild sind frühe Stammesgesellschaften, wo Menschen angeblich instinktiv handelten wie Tiere, das heißt in der Frontline-Logik unbewußt und zum Wohl des Ganzen. [65]

Vorläufer von Frontline war die Vegane Miliz Essen, die 1992 durch militaristisches Gehabe auffiel. Ein Jahr später tauchten erste Flugblätter aus der US-amerikanischen veganer/straight edge Hardcoreszene auf, die sich unter anderem gegen Abtreibung richteten, Homosexualität als unnatürlich verunglimpften, und Sex generell nur zur Fortpflanzung befürworteten. Nach Kritik aus der autonomen Szene tauften sich die Hardliner in Frontline um. Ihre Parolen lauten: „Das Naturgesetz ist unser Programm“, „Menschen raus aus Deutschland“ oder „Nie wieder Menschen“

Die Positionen von EF in der Bundesrepublik

Aufgrund zunehmender Kritik distanzierte sich EF von Frontline/Hardline. Das gemeinsame Zeitungsprojekt wurde beendet, weil „das Instinkt einfach seinen Ruf weg hat und nicht mehr zu rehabilitieren ist.„Im Gegensatz zu Frontline befürworte EF Abtreibung, weil es aufgrund der Unterdrückung von Frauen in dieser Gesellschaft zu ungewollten Schwangerschaften komme, heißt es im Sommer 1995 in der neuen EF-Zeitung Die Eule. Diese Haltung ist nicht zu verwechseln mit dem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung für Frauen. „Keiner von uns ist für Abtreibung, und auch wir haben nicht genau klar, welchen Stellenwert wir dem ungeborenen Leben zumessen. (...) Vielleicht stellt sich die Frage der Abtreibung, theoretisch gesehen, in einer antipatriarchalen, herschaftsfreien und lebensbewußten Gesellschaft kaum noch, aber wie dem auch sei, grundsätzlich finden wir diese Diskussion ziemlich überflüssig und realitätsfern.“ [66]

In einem Interview im gleichen Heft behaupten „Hänsel und Gretel“ von EF Nordelbe, die deutsche Sektion teile die „übertriebene Spiritualität„der US-Bewegung nicht, sondern gründe auf den Prinzipien eines „erdverbundenen“ Bewußtseins und der ökologischen Notwehr. Ideologisch hält das Duo daran fest, daß mensch die Zerstörung der Erde „nicht einfach nur am Kapitalismus festmachen muß, sondern auch an dieser Zivilisation und damit am menschlichen Herrschaftsanspruch an sich.“ [67] Die Zeitschrift Instinkte wird verteidigt, „im Prinzip sind die Artikel auch gut gemeint gewesen (...) teilweise naiv und widersprüchlich.„Die Kritik wird als pauschal und undifferenziert abgetan, es handele sich um „gehässigen Scheiß... von überzeugten Fleischfressern, dann stellt sich hier wirklich die Frage, wo die Faschisten eigentlich stehen.“ [68]

Als Ausrede für Instinke wird auf fehlende eigene programmatische Texte verwiesen, ein Halbwahrheit. EF verbreitet bereits 1994 eine aus dem Englischen übersetzte, teilweise überarbeitete Selbstdarstellung. Passagen aus diesem Papier finden sich wieder in der deutschen EF-Plattform vom Februar 1995. Eine ebenfalls übersetzte Fassung der Selbstdarstellung von EF-USA folgt schon im Herbst 1994. In dem Flugblatt wird für die umstrittene Nummer 4 der Instinkte geworben und die LeserInnen aufgefordert, das biozentristische Weltbild in andere Umweltgruppen zu tragen.

Im März 1995 erscheint eine „Übereinkunft aller AnhängerInnen„, unterzeichnet von sechs EF-Gruppen mit Anschrift. Der Text wurde vorher bereits in Instinkte, Heft 5/6, abgedruckt und widerlegt inhaltlich die Beschwichtigungen von „Hänsel und Gretel.“ Im Mittelpunkt stehen Biozentrismus und Tiefenökologie, sowie die Militanz. Die Rede ist von einer „Philosophie der totalen Ökologie“, verlangt wird „das rücksichts- und kompromißlose Verteidigen der natürlichen Artenvielfalt.“ Wer damit nicht klarkomme, solle sich eine andere Umweltgruppe suchen. Die Wildnis wird gepriesen als „die wahre Welt..., der Lebensfluß, der Ablauf der Evolution, der Aufbewahrungsort untereinander geteilter Bewegungen innerhalb von 3,5 Milliarden Jahren.„Als geistige Bezugspersonen werden unter anderem Arne Naess, George Sessions und Bill Devall genannt. „Wir sind rücksichtslose Fürsprecher der natürlichen Welt“, schließt der Text.

Eine gesellschaftliche Analyse, weder von einem irgendwie linken Standpunkt noch unter dem Blickwinkel der „Unity of Oppression“ sucht mensch in der Plattform vergebens. Der Ausgangspunkt ist wie bei allen rechten ÖkologInnen die Behauptung, der Mensch an sich sei schlecht und schuldig: „Der Mensch ist das einzige Wesen, daß in maßloser Gier und Unverständnis unter all dem Lebenden gewütet hat und nach mehr griff, als ihm zusteht. (...) Diese Schuld hat sich die Menschheit kollektiv aufgeladen, Reiche und Mächtige teilen sie mit all ihren Unterdrückten und AuftraggeberInnen.“ Nicht Kapitalverwertung und Profitmaximierung, der Staat, rassistische und sexistische Gewaltverhältnisse sind die Ursachen von Ausbeutung und Unterdrückung, sondern unterschiedslos wird der Mensch zum Feind erklärt. Die Lösung ist deshalb nicht antikapitalistischer, antirassistische oder antipatriarchaler Kampf für eine herrschaftsfreie Gesellschaft sondern innere Umkehr und Rettung der verklärten Mutter Erde. „(...) Beginne bei Dir eine Veränderung und Entwicklung. (.,..) Unser Ziel ist es, die Industrienationen in Biotope aufzulösen, das imperialistische System in familiäre Gemeinschaften zu zerschlagen, die geliebte Erde zu verteidigen.„ [69] Zum Programm erheben werden Beschränktheit und esoterische Verblödung anstelle von Befreiung: „Was wir tun können ist, das Streben nach Harmonie mit der Erde zum Mittelpunkt unseres Lebens zu erheben, uns auf einfache Werte und eine natürlich Lebensweise zurückbesinnen. Bescheiden leben und das Denken und Handeln ablehnen, daß sich ausschließlich auf Raffgier und Gewalt gründet.“ [70]

Wie sehr der Name Programm ist, zeigen die folgenden Sätze: „EF geht keine Kompromisse ein. Wir stehen für die unverrückbare Meinung, daß die Erde wirklich zuerst kommt.„Die EF strebt vor allem eine Neuorientierung in den Köpfen an, ein „erdbezogenes Bewußtsein ..., dessen Grundlage im eigentlichen Wesen von allen natürlichen Dingen liegt, in tiefem Bund zur natürlichen Welt - in tiefer Ökologie.“ [71] Ihrem Selbstverständnis nach lebt EF „im Geiste der totalen Widerstands„und ist offen für ein Spektrum von „ernsthaften MenschenhasserInnen“ bis zu „wirklichen Humanisten.„ [72] Der Name fungiert als „Überbegriff, unter dem einzelne Zellen nach dem Prinzip der Eigenverantwortung aktiv sind. EF ist nicht eine Gruppe oder gar eine Organisation, sondern steht für eine Idee, an der sich eine Anzahl vorwiegend junger, naturverbundener Leute ... orientiert und die verbindlich zusammenarbeiten.“ Als anerkannte Aktionsformen gelten Protestbriefe, Prozesse, Recherche, direkte Konfrontation und Sabotage. In der Illusion, dem Staatsapparat keine formale Angriffsfläche zu bieten, ruft die deutsche Sektion wie die US-Organisation ausdrücklich nicht zu Ecotage auf und billigt solche Aktionen offiziell nicht. Ein Geeiere, das einerseits den Staatsschutz wenig beeindrucken dürfte und verantwortungslos ist, angesichts der Verherrlichung von Sabotage und Militanz in einer faschistoiden Sprache - total, totaler, am totalsten.

Nicht fehlen dürfen die Verteufelung sogenannter dekadenter Lebensgewohnheiten und individuelle Maßregeln für „natürliches„Leben: Sport treiben, vegan leben, Müll und Strom vermeiden, so wenig wie möglich kaufen und Geld in Umlauf bringen, kein Alkohol, Drogen, Nikotin. Angehenden ErdbefreierInnen wird empfohlen: „Überlege ob Dein Fernseher und/oder Deine Stereoanlage nicht überflüssig ist, gestalte Deinen Garten um und lege einen Komposthaufen an.“ [73] Zur ideologischen Festigung wird den ErdbefreierInnen geraten sich mit folgenden Themen zu befassen: „1. Verschwendung, Verbrauch, Massentierhaltung, Fleischfraß, Drogen, Selbstsucht, Leben auf Kosten anderer. 2. Wege zu suchen von einem Zusammenleben von Mensch und Natur. Werte von Leben wiederzuerkennen, Bescheidenheit, Respekt und Rücksichtnahme ... 3. Patriarchat, Sexismus, Männerherrschaft, Sexualität, Gewalt und Macht in jeder Beziehung, Erwachsenwerden. 4. Bewußtmachung der menschlichen Natur- und Kulturgeschichte.“

In der Aufzählung fehlen Kapitalismus, Rassismus, Antisemitismus und Militarismus, dafür ist nichts ausgelassen, was nicht auch die Hausordnung einer christlich-konservativen Musteranstalt zieren könnte. [74] Die rigide Ökospießermoral, verklemmt und lustfeindlich, macht zusammen mit Wildnis-Romantik, unreflektierter Militanz, Omnipotenzphantasien, einfachen Welterklärungen und Heilsversprechen die Anziehungskraft aus.

Grundlagen einer linken ökologischen Politik

Die Ideologie der Erdbefreiung und des Bioregionaöismus stehen in Gegensatz zu jedem Versuch, die Welt im emanzipatorischen Sinn zu verändern. Die Tiefenökologie kennt keine historische Entwicklung, sondern nur ewige Prinzipien, Fortschritt ist ihr gleich dem Untergang. Ihre Kritik der Naturwissenschaften ist oberflächlich, abstrahierend und mechanisch, sie spintisiert von Kreisläufen in der Natur, die es dort ebensowenig gibt wie die Figur des Kreises. Falsch ist ihre Entgegensetzung von Mensch und Natur, in dem Sinn, daß der Mensch als Zerstörer gilt. Denn das, was den Menschen als Umwelt, als Natur umgibt ist heute größtenteils ein Stück Kulturgeschichte, ein Produkt menschlicher Arbeit. Die Alternative ist nicht Zerstörung oder Wildnis, sondern Verbesserung. [75]

Eine linke Strategie muß auf einem adäquaten Begriff von Ökologie basieren. Die Behauptung, „Ökologie“ sei immer rechts, belegt nur die Unwissenheit derer, die sie aufstellen. Die Mehrheit der Linken hat mit dem Thema Ökologie immer noch Schwierigkeiten oder orientiert sich an technokratischen und rechten Konzepten. Die Warnung von Marx, wonach der Kapitalismus den gesellschaftlichen Reichtum produziert und dabei nicht nur den Menschen, sondern auch die Natur zerstört, blieb über Jahrzehnte unbeachtet. Das soziale Elend stand zurecht im Mittelpunkt, ausgeblendet wurde dabei, daß die Entwicklung von Wissenschaft und Technik niemals neutral ist. Die schrankenlose Entwicklung der Produktivkräfte unter kapitalistischem Regime galt als Voraussetzung des Sozialismus, daß dabei die Naturzerstörung zunahm und Destruktivkräfte wie Gentechnik oder Atomenergie entstanden, wurde negiert.

Es gilt Versuche zu bekämpfen, Ökologie als Verkleidung für alte sozialdarwinistische und biologistische Positionen zu benutzen oder als neue „Heilslehre“ (Trepl). Gegen Angriffe auf den „Anthropozentrismus“ wandte Jürgen Dahl zurecht ein, daß nur vom Standpunkt eines bestimmten Lebewesens eine Aussage darüber getroffen werden könne, was ökologisch intakt ist und was nicht. [76] „Gesetzt den Fall, eine Stubenfliege vermöchte sich eine Meinung über ihre Umwelt zu bilden (...), so würde die Stubenfliege das Fehlen faulenden Fleisches in der Stube als existentielle Zumutung empfinden und von ordentlichen ökologischen Verhältnissen erst wieder reden mögen, wenn sich die Katze unter dem Sofa erbricht und damit eine Fülle von Nahrungsressourcen verfügbar macht“. [77]

Ökologie als Wissenschaft kann im Idealfall die Beziehungen der Lebewesen untereinander sowie von Faktoren wie Temperatur, Wasser, Licht, Sauerstoff, Boden usw. analysieren. Nicht intuitiv wie Capra nahelegt, sondern mit naturwissenschaftlichen, rationalen Methoden.

Ein linker Ökologie-Begriff muß am Menschen als Maß aller Dinge festhalten, weil der theoretische Antihumanismus in Irrationalismus und Ökodiktatur endet. Die Aufgabe bleibt, in einer Gesellschaft jenseits der Kapitalverwertung den Stoffwechselprozeß mit der uns umgebenden Natur (Marx) so zu organisieren, daß weder Mangel herrscht, noch die ökologischen Voraussetzungen menschlichen Lebens auf diesem Planeten zerstört werden.

Erschienen in ÖkolinX Nr. 23, 1996.

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[1vgl. Tierbefreier Aktuell, Bundesverband der Tierbefreier, Nr.2/1993, S.4f.

[2vgl. Interim 320, S.24, „Durch Wände sehen - ein Kritik am Triple-Oppression Ansatz“

[3vgl. Instinkte, Nr.4, S.24

[4vgl. Rede zur 1.Mai Demo 1994, Speziesismus als verkannte Herrschaftsform, S.3f.

[5vgl. Interim Nr.314: Gruppe im Rausch der Tiefe, Warum Instinkte nicht revolutionär sein können, Teil 1

[6vgl. Interim 317, Antifaschistisches Komitee, Lebensschützer mit Tarnkappen, oder Zeck, Nr.40, Hamburg, August 1995, Bambi Pu und der Bär

[7vgl. Tatblatt, Nr.15, 28.9.1995, S.18ff.

[8vgl. Ernest Callenbach, Ökotopia, Notizen und Reportagen von Willliam Weston aus dem Jahre 1999, New York, 1975, Berlin, 1979

[9zit. nach Eduard Gugenberger, Roman Schweidlenka, Bioregionalismus. Bewegung für das 21.Jahrhundert, Packpapier-Verlag, 1995, S.26

[10vgl. Gugenberger, Schweidlenka, Die Fäden der Nornen, Wien, 1993, S.234

[11zit. nach Ulrike Heider, Die Narren der Freiheit, Anarchisten in den USA, Berlin, 1992, S.119f., vgl. auch Murray Bookchin, Which Way For The US-Greens, New Politics, Winter 1989, nachgedruckt in: Forum entwicklungspolitischer Aktionsgruppen, 190/1995

[12vgl. Murray Bookchin, Die Neugestaltung der Gesellschaft, Grafenau, 1992

[13vgl. Earth First, USA, Heft 1.8.94

[14zit. Volker Elis Pilgrim, Zehn Gründe kein Fleisch zu essen, Frankfurt/M., 1995, S.111f.

[15zit. ebd., S.37

[16vgl. ebd., S.70

[17vgl. zur Kritik an Animal Peace: Marc Neumann, Ich werd´ noch zum Stier, in: ÖkoLinX, Nr.19/20, Sommer 1995, S.26ff.

[18vgl. EF-Zeitung Die Eule, Nr.1/Sommer 1995

[19zit. Franz-Theo Gottwald, Zur Geschichte der Tiefenökologie, in: Gottwald/Andrea Klepsch, Hrsg., Tiefenökologie. Wie wir in Zukunft leben wollen, München, 1995, S.17ff., S.17, der Sammelband entstand im Auftrag der Schweisfurth-Stiftung in Kooperation mit der Gesellschaft für angewandte Tiefenökologie e.V.

[20vgl. ebd., S.18f.

[21vgl. Fritjof Capra, Wendezeit, 1982, aktualisierte Ausgabe, München, München 1991

[22vgl. ebd., S.VIII, S.IX, S.465

[23zit. ebd., S.465

[24zit. Capra, Wendezeit, S.52

[25vgl. ebd., S.80, S.298f.

[26vgl. Otto W.Johnston: Der deutsche Nationalismythos. Ursprung eines politischen Programms, Stuttgart, 1990; Georg L.Mosse: Die völkische Revolution, Frankfurt/M., 1991, Lutz Hoffmann: Das deutsche Volk und seine Feinde. Die völkische Droge, Köln, 1994

[27vgl. Peter Kratz, Die Götter des New Age, Berlin, 1994, S.40, S.47

[28vgl. ebd., S.322f., S.331

[29zit. Capra, Tiefenökologie - Eine neue Renaissance, in Gottwald/Klepsch, a.a.O., S.123ff., S.126

[30vgl. Capra, Wendezeit, S.21, S.30, S.473

[31vgl. ebd., S.52, S.54, S.60, S.120

[32vgl. ebd., S.38

[33vgl. Ralf Metzner, Die Entfaltung des ökologischen Weltbildes, in Gottwald/Klepsch, a.a.O., S.25 ff., S.33

[34vgl. ebd., S.32

[35zit. ebd., S.37

[36zit. ebd., S.37

[37zit. nach Gugenberger/Schweidlenka, Bioregionalismus. S.10

[38vgl. ebd., S.15 f.

[39zit. nach Gugenberger/Schweidlenka, Bioregionalismus, S.16

[40zit. ebd., S.12

[41zit. ebd., S.15

[42vgl. ebd., S.11

[43vgl. Thomas Robert Malthus, Das Bevölkerungsgesetz, 1798, München, 1977

[44vgl. Spektrum der Wissenschaft, Dossier 3: Dritte Welt, Januar 1996, S.34 ff., S.62 ff.

[45zit. Naess, Einfach an Mitteln, reich an Zielen, Interview 1982, in: Gottwald/Klepsch, a.a.O., S.41ff., S.46

[46zit. ebd., S.47

[47zit. ebd., S.47

[48vgl. ebd., S.49f.

[49zit. ebd., S.51

[50zit. Naess, Politik und ökologische Krise. Eine Einführung, 1991, in: Gottwald/Klepsch, a.a.O., S.283 ff., S.294.

[51vgl. Schweidlenka/Gugenberger, Bioregionalismus, S.121ff.

[52zit. nach Heider, Die Narren der Freiheit, S.114f.

[53zit. ebd., S.116

[54vgl. ebd., S.118

[55vgl. Kelpie Wilson, Overpopulation and Bumpersticker Politics, Earth First!, USA, VOL XIII, Nr. VII, 1.8.93

[56vgl. den Bericht über das Hüttendorf Anatopia bei der geplanten Mercedes-Teststrecke Papenburg in Niedersachsen, in: Instinkte. Erdbefreiung, Nr.5/6, Winter/Frühling 1994/95

[57Die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Ökologen Deutschlands wurde im Juli 1989 unter Führung Herbert Gruhls gegründet. Die Trennung von der ÖDP erfolgte, weil diese eine Abgrenzung zu NPD und REP beschlossen hatte. Die Unabhängigen Ökologen kooperieren mit anderen faschistischen Gruppen und Regionalisten.

[58vgl. Ökologie, Nr.3 und Nr.4/1995

[59vgl. Ökologie, Nr.4/1995, S.20

[60vgl. Instinkte. Erdbefreiung, Nr.5/6, Winter/Frühling 1994/95

[61vgl. Instinkte, Nr.1

[62vgl. Instinkte, Nr.5/6, S.12

[63vgl. Instinkte, Nr.4

[64vgl. Instinkte, Nr.4

[65vgl. Instinkte, 5/6, S.27

[66vgl. Die Eule, EF-Zeitung, Nr.1/Sommer 1995, S.5

[67vgl. ebd., S.14

[68vgl. ebd., S.19

[69zit. Earth First! Deutschland, Übereinkunft aller AnhängerInnen, März 1995, S.2

[70zit. ebd., S.3

[71zit. ebd., S.4

[72zit. ebd., S.4

[73zit. ebd., S.7

[74vgl. ebd., S.7

[75vgl. Ludwig Trepl, Ökologie und Ökologismus

[76vgl. Jürgen Dahl, Ökologie pur, in: Natur, Nr.12/1982

[77zit. ebd., S.74

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