Verlorene Jahre
Karl Mandler absolvierte die Arbeiterhochschule, arbeitete bei der Eisenbahn in Kufstein und Bischofshofen und war Parteiobmann der Sozialdemokraten in Kufstein. Im Februar 1934 waren er und seine Genossen vom Schutzbund am Eisenbahnknotenpunkt Bischofshofen bereit, aber die Waffen waren verschwunden, die Spitzenfunktionäre verhaftet, die Eisenbahn fuhr.
Mandler schreibt von sozialdemokratischen Überläufern, die sich in Zeitungen der Heimwehr niederlassen, von Loyalitätsbekundungen einzelner sozialdemokratischer Landesparteileitungen an die Landeshauptleute des Ständestaats. Der innere Zusammenbruch der Sozialdemokratie während und nach dem Aufstand veranlassten ihn, der Kommunistischen Partei beizutreten. Beim Einmarsch der Nationalsozialisten beobachtete er fassungslos den Übertritt ehemaliger Sozialdemokraten in die verschiedenen NS-Organisationen.
In den folgenden Jahren wechselte er von einem Gefängnis ins andere, wurde zum Polizeibataillon 181 eingeteilt, welches nur aus „Ostmärkern“ bestand und landete schließlich bei einer Luftwaffenfelddivision. 1944 in der Sowjetunion gefangengenommen und für drei Jahre in Lagern, konnte er als Österreicher schon 1947 heimkehren. Als Zerrissener zwischen Linkssozialisten, KPÖ und SPÖ führte er weiterhin ein politisches Leben. Das Zeitzeugnis eines heute 91-jährigen.
Karl Mandler: Verlorene Jahre. Kämpfe innerhalb der Linken. Erinnerungen eines Austromarxisten. Ibera & Molden Verlag, Wien 1996, 348 S.