ZOOM 2/1996
März
1996

Wahrnehmungsprobleme

Die Wahrnehmung ist eine komplizierte Sache, die Er­kenntnis gleich noch komplizierter. Bevor im „Truppen­dienst“ die LeserInnen daher mit Erkenntnistheorie überfor­dert werden, beschränkt sich der Autor lieber auf die „Wahr­nehmung von psychisch rele­vanten Tatsachen“, da dabei die größten Behinderungen auftre­ten. Diese aber sind leicht zu er­klären, da die pathologischen Extreme vom Standpunkt des Normalen aus sofort erkannt werden können. Den Mitglie­dern der Arge für Wehrdienst­verweigerung muß leider gesagt werden, daß sie, zumindest wenn sie die Forderung nach Bundesheerabschaffung noch mittragen, auf der Seite der pathologischen Pazifisten stehen. Diese Pazifisten, die im Falle der Wehrdienstverweigerung mit hohen Gefängnisstrafen belegt werden, leiden laut Truppen­dienst daran, „daß sie die Welt als strukturell gewaltfrei wahr­nehmen“. Dieses Wahrneh­mungsdefizit ist natürlich nicht nur krank, sondern auch gefähr­lich. Wie ein Mensch, der Angst vor Hunden hat, bei Hunden ei­ne aggressive Reaktion hervor­rufe, so begünstigen auch die Pazifisten den Ausbruch von Gewalt. Der Gewalttäter kann da vielleicht genauso wenig dafür wie der Hund. Aber wir können uns trösten, auch der Pazifist kann nichts für seine pa­thologische Aggressionsverdrängung, die bereits vor sei­nem zweiten Lebensjahr durch Angstzustände entstand.

Interessant ist, daß dieselben Angstzustände auch zu patholo­gischer Aggression führen kön­nen und damit das Persönlich­keitsbild des Militaristen begrün­den. Dieser ist ein Mensch, der ohne Feind nicht auskommt, auch dann nicht wenn es gar kei­ne kriegsbedingten Feinde gibt. Ein Glück, daß das Österreichi­sche Bundesheer die Synthese dieser beiden Standpunkte auf „der höheren geistigen Ebene“ geschafft hat und innerhalb seines vierzigjährigen Bestehens mit Hilfe der „optimalen Wahr­nehmung“ den jeweils richtigen Feind gefunden hat. Denn ohne Feind kommt auch das Bundes­heer nicht aus.

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