radiX, Aussendungen
November
2003

Antisemitischer Angriff auf Gedenkkundgebung zum Novemberpogrom!

Die Gedenkkundgebung, die jüdische Gruppen wie der HaShomer HaZair oder das Forum gegen Antisemitismus gemeinsam mit uns und anderen linken und antifaschistischen Gruppen am 9. November 2003 organisierten und die an die Zerstörung der Synagoge in der Zirkusgasse im zweiten Wiener Gemeindebezirk am 11. November 1938 durch die Nationalsozialisten erinnern wollte, ist von aus der (ehemaligen) Linken stammenden AntisemitInnen angegriffen worden. Die Polzei unternahm zunächst gar nichts.

Während der Rede des Psychologen Alexander Friedmann, Mitglied des Vorstandes der Israelitischen Kultusgemeinde und Gründer von ESRA*, stürmten etwa 10 Personen mit palästinensischen Fahnen in die Zirkusgasse und störten das Gedenken an die Opfer mit Parolen gegen Israel und die USA, die durch Megaphone gebrüllt wurden.

Die Polizei reagierte auf die Aufforderung des Kundgebungsanmelders, die Störaktion sofort zu beenden oder gegebenfalls die Personen zu verhaften, zunächst überhaupt nicht. Erst als die TeilnehmerInnen der Gedenkkundgebung die Gruppe massiv abdrängten und ihr Megaphon abnahmen, schritten die Beamten ein. Zu einer kurzfristigen Festnahme eines der antisemitischen Rädelsführer kam es lediglich weil sich der Möchtegernmärtyrer für die palästinensische Sache, weigerte seinen Ausweis zu zeigen.

Gegenüber der APA meinten die Beamten: „Nach einem neonazistischem Hintergrund schaut es eher nicht aus“ – tatsächlich handelt es sich bei den AngreiferInnen um Mitglieder der Gruppe „Sedunia“, einer Gruppe die überwiegend aus zum Islam konvertierter ÖsterreicherInnen – und PalästinenserInnen – besteht die unter dem Label „Antirassismus“ seit einigen Monaten ihren rabiaten Antizionismus und Antisemitismus auf diversen „linken“ Demonstrationen und Kundgebungen zum besten geben und jeden Mittwoch vor der Universität Wien Propagandamaterial verteilen. Bereits in den letzten Wochen waren AktivistInnen der „Sedunia“ in gewalttägige Auseinandersetzungen mit linken Studierenden auf der Fakultätsvertretung der Human- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät verwickelt.

Die Gedenkkundgebung am 9. November wurde unter anderem vom Forum gegen Antisemitismus veranstaltet, der für die Bekämpfung von Antisemitismus zuständigen Stelle der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). Alexander Friedmann erklärte nach dem Zwischenfall: „Dieser Angriff ist ein Beweis dafür was los ist. Das ist eine Dokumentation dafür, welches Bündnis zwischen Islamismus und Neonazismus auch hierzulande besteht. Die haben das Gefühl, das ihre Zeit wieder gekommen ist.“ In Österreich wurden laut Veranstaltern im ersten Halbjahr 2003 108 antisemitische Vorfälle gemeldet.

Der Journalist Karl Pfeifer, Überlebender der Shoah, zeigte sich in seiner Rede schockiert: „Ich habe nicht gedacht, dass hier in Wien eine Gedenkveranstaltung an ein Progrom gestört werden kann. Es gibt aber offensichtlich das tiefe Bedürfnis nach einer Schuldumkehr, nach dem Motto, was unsere Väter den Juden angetan haben, tun die Juden nun den Palästinenser an.“ Pfeifer kritisierte in diesem Zusammenhang eine parteiliche Darstellung des Nahostkonfliktes in den österreichischen Medien. „Sie haben den komplexen Nahostkonfliktes so dargestellt, als ob es auf der einen Seite Schuldige und auf der anderen Unschuldige gibt.“

Tatsächlich hat die Sedunia und die anderen an dem Angriff gegen die Gedenkkundgebung beteiligten Personen, mit dieser offen antisemitischen Attacke eine Grenze überschritten die bisher in Wien noch Tabu war. Zwar war es schon in den vergangenen Monaten immer wieder zu Drohungen und einzelnen Anpöbeleien von antisemitischen „Linken“ gegen antifaschistische Linke oder Jüdinnen und Juden gekommen, allerdings war dies der erste organisierte Angriff einer solchen Gruppe gegen eine antifaschistische Kundgebung. Dazu kommt noch, dass dieser Angriff auf eine Kundgebung an der auch Überlebende der Shoah teilnahmen, ausgerechnet am 9. November, dem Jahrestag des Novemberpogroms erfolgte. Die antisemitischen AngreiferInnen bringen damit letztlich ihre Zustimmung zum Pogrom zum Ausdruck.

Wir als Ökologische Linke (ÖKOLI) erwarten nach so einem offen antisemitischen Angriff nichts weniger als die konsequente Ausgrenzung und Isolierung der Sedunia und aller Gruppen die sich mit ihr und dieser Aktion solidarisieren. Eine Linke die einen so schwerwiegenden Angriff auf Jüdinnen und Juden, sowie antifaschistische Linke, kommentarlos hinnimmt, oder als „innerlinken Wickel“ abtut und glaubt es sich weiter in Äquidistanz zwischen einer antisemitischen und einer antifaschistischen Linken gemütlich machen zu können, hat diesen Namen nicht mehr verdient. Wir fordern die österreichische Linke, insbesondere jene Gruppierungen die in der Vergangenheit noch mit Gruppen wie der Sedunia zusammengearbeitet haben, dazu auf sich klar und deutlich öffentlich von solchen antisemitischen Angriffen zu distanzieren und jede zukünftige Zusammenarbeit mit Sedunia auszuschließen. Gerade in Zeiten in denen der Antisemitismus in ganz Europa wieder salonfähig wird, wie zuletzt die jüngste Eurobarometer-Umfrage gezeigt hat, gehört es zu den vordringlichsten Aufgaben jeder Linken und jedes Antifaschismus diesen Antisemitismus in all seinen Formen und auch wenn er „nur“ als Hass gegen Israel getarnt wird, zu bekämpfen.

Kein Fußbreit dem Faschismus!
Kein Fußbreit dem Antisemitismus!

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