FORVM, No. 188/189
August
1969

Die FPÖ ist DOCH so

Nachspiel zu Willfried Gredlers Brief „Auch die FPÖ ist nicht so“ im NEUEN FORVM, Juni/Juli 1969.

Sehr geehrter Herr Dr. Gredler!

Sie haben kürzlich an den Chefredakteur der Wiener Zeitschrift NEUES FORVM, Herrn Pelinka, einen von dieser auch veröffentlichten Brief gerichtet, in welchem Sie, ohne mich allerdings beim Namen zu nennen, auf meine journalistische Mitarbeit bei der „Deutschen National-Zeitung“ zu sprechen kommen. Sie bestreiten die Behauptung Pelinkas, der diese Zeitung als „Sprachrohr der FPÖ“ bezeichnet hat. Das ist sie sicher nicht und wollte sie auch nie sein. Damit liegen wir durchaus auf einer Linie. Aber Sie schreiben zu meiner Verwunderung auch folgendes:

Als Beweis wird etwa erwähnt, daß ein Wiener freiheitlicher Gemeinderat — nicht zu meiner Freude — in diesem Blatt manchmal publiziert hat.

Was soll das heißen? Sie erklären zuerst, Sie seien „nicht Leser dieses Blattes“ und geben damit zu, es gar nicht näher zu kennen, kritisieren aber, daß ich in „diesem Blatt publiziere“. Sie schreiben weiter, daß eine so demokratische Partei wie die FPÖ so etwas nicht verhindern kann. Was heißt hier „verhindern“? Sie dürften nicht wissen, daß der Wiener Landesparteivorstand der FPÖ sich einstimmig mit meiner journalistischen Tätigkeit bei dieser Zeitung einverstanden erklärt hat. Es dürfte Ihnen, weil Sie dieses nationale Blatt ja nicht lesen, auch entgangen sein, daß gerade die „National-Zeitung“ der Wiener FPÖ bei der letzten Landtags- und Gemeinderatswahl uneigennützig wertvolle publizistische Hilfe geleistet hat!

Natürlich bin ich nicht mit allen Tendenzen, die diese Zeitung vertritt, einverstanden, genauso wie sich auch die Schriftleitung nicht mit allem, was ich schreibe, identifiziert. Darum geht es auch gar nicht. Mich freut vor allem, daß die „National-Zeitung“ ehrlich darum ringt, die leidvolle Vergangenheit des deutschen Volkes zu bewältigen, ohne politischen Flagellantismus zu betreiben. Ob Sie das ebenfalls oder gar nicht freut, scheint mir ziemlich unwichtig zu sein.

Sie behaupten weiter, „daß die Freiheitliche Partei durch zahlreiche Exponenten der Liberalen Weltunion und direkt der liberalen Gruppe im Europarat angehört“.

Mit Verlaub, Herr Dr. Gredler, obwohl ich Mitglied der Bundesparteileitung der FPÖ bin, ist mir davon nichts bekannt. Ich habe zwar gehört, daß einige Parteiangestellte, unter ihnen der Pressereferent Dr. Bruno Müller, unter anderem an Tagungen liberaler Organisationen liebend gern teilnehmen, von einer offiziellen Mitgliedschaft der FPÖ zu solchen, zumeist antinationalen Organisationen ist mir, bisher zumindest, nichts bekannt.

Ob „die Freiheitliche Partei nicht nur, zum Beispiel in Salzburg, jüdische Förderer, sondern auch jüdische Mitglieder zählt“ und ob „einer ihrer stellvertretenden Landtagsabgeordneten dem Personenkreis der seinerzeit rassisch Verfolgten entstammt“, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich kann und will daher Ihre Behauptung weder bestätigen noch dementieren. Aber eines weiß ich: daß Sie wahrscheinlich der einzige sind, der sich über die konfessionelle Zugehörigkeit von FPÖ-Mitgliedern den Kopf zerbricht. Ich habe es bis jetzt noch nicht getan, auch nicht, um irgend jemandem Alibizeugen anzubieten!

Grotesk aber mutet Ihre Behanptung an, „daß die FPÖ damals, und zwar vor allem nachts, heimlich bemüht war, solche jüdische Weihestätten zu bewachen“.

Auch davon habe ich noch nie etwas gehört. Außerdem glaube ich, daß die Mitglieder und Funktionäre der Freiheitlichen Partei politische Kämpfer für Freiheit und Recht, nicht aber obskure Friedhofswächter zu sein haben!

Herr Dr. Gredler, nehmen Sie bitte folgendes zur Kenntnis:

Ich danke der „National-Zeitung“ für ihre mutige Schreibweise und werde auch weiterhin um eine gute Zusammenarbeit mit ihr bemüht sein. Wenn Sie aber meinen sollten, einen bereits beendet geglaubten Streit wiederaufnehmen und unter solchen Aspekten Ihre politische Rückkehr nach Österreich vorbereiten zu müssen, würde ich das ehrlich bedauern.

KARL PETER (Wien),
„National-Zeitung“, 25.7.1969

Der frühere Obmann des Antisemiten-Bundes, Landtagsabgeordneter Karl Peter, der nunmehr seine Arbeitskraft teils dem Kampf gegen die entartete Kunst, teils (als Mitglied der Bundesparteileitung) der Freiheitlichen Partei Österreichs widmet, bestätigt mit diesem Schreiben, was FORVM-Mitherausgeber Anton Pelinka im Heft Mitte April 1969 („Alle wählen FPÖ“) sagen wollte: daß Österreich keine NDP braucht, weil das Ideengut des Thadden und der „National-Zeitung“ in der FPÖ durchaus repräsentativ vertreten ist; und er widerlegt gleichzeitig seinen Partei„freund“ Gredler, der im Heft Juni/Juli 1969 („Auch die FPÖ ist nicht so“) sehr erstaunt darüber tut, daß nicht jedermann die FPÖ als österreichische FDP ansieht.

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