FORVM, No. 244
April
1974

Karl Kraus und der Zionismus

Die Nationalitätenfrage als Klassenfrage

Unter den Schriften von Karl Kraus ist „Eine Krone für Zion“ (Wien 1898, 31 Seiten) die unbekannteste. Kraus selbst hat den Verkauf 1913 einstellen lassen, und in der Zeit des wachsenden Antisemitismus antijüdisch Interpretierbares mehr und mehr aus seinem Werk herausgenommen, vor allem in seinen Vorlesungen. In unserer Zeit des auftrumpfenden Zionismus wäre eine Neuauflage fällig — schon um die Mystifikationen der Jubiläums-Feuilletonisten zu korrigieren, die Karl Kraus als jüdischen Antisemiten bzw. auch schlicht als Zionisten hinstellen. Da die Nachlaßverwalter säumig sind, sollen ausführliche Zitate helfen.

Eine Krone für Zion

Als die Zionsjünger für ein damals noch utopisches Jerusalem zu sammeln begannen, kamen sie auch zu Karl Kraus: „Ich glaubte wirklich im ersten Moment, daß der freundliche Sammler als endlicher Vollstrecker des christlich-socialen Willens — nicht, wie er meint, des alten Testaments — sich das berühmte ‚Schußgeld auf Juden‘ abholen komme, wurde aber bald belehrt, daß der Antisemitismus, wie ihn die Zionisten predigen, von so barbarischen Maßnahmen vorläufig absehe und sich damit begnüge, die für die bloße Austreibung der Juden erforderlichen Geldmittel aufzubringen.“ (Eine Krone für Zion, S. 3).

Den westlichen Assimilationsjuden kam der Vorschlag einer Auswanderung nach Palästina wie ein zivilisatorischer Abstieg vor. Dementsprechend blieben die Zionisten unter den Westjuden zunächst eine verlachte Minderheit. Woher stammt die Emigrationslosung, wer vertrat sie? „... der Ruf ‚Hinaus mit den Juden!‘ verpflanzte sich aus dem Lager der jüdisch-nationalen Studentenschaft in jene Regionen, deren immer bereite politische Trägheit gerade dieser bequemen Parole aufnahmsfreudiges Verständnis entgegenbringt, und alsbald sah man wieder die jüdischen Antisemiten mit einem bei den arischen nie erhörten Eifer dem über alle kleinlichen Differenzen gemeinsamen Ziel zusteuern.“ (Eine Krone für Zion, S. 5).

Karl Kraus hatte, wiewohl Gegner des Zionismus, harmloserweise eine Krone gezahlt, und damit einen „jener kleinen gelben Flecke erworben, die zum Eintritt in das neue Ghetto berechtigen“ (S. 6). Als er dann seinen Namen auf einer gedruckten Mitgliederliste für die Delegiertenwahl zum ersten Zionistenkongreß in Basel las, blieb ihm nichts anderes übrig, als öffentlich zu widerrufen: das war der Anlaß für die Abfassung dieser seiner ersten politischen Schrift. Kraus benützt die Gelegenheit, um der bürgerlich-liberalen Klasse seine Solidarität aufzusagen: „Nun werden Hunderttausende, die — man könnte sagen — auf die Erlösung zum allgemein menschlichen Elend warten, in dem perspectivlosen jüdischen festgehalten. Die den Hunger gemeinsam haben sollten, werden nach nationalen Merkmalen getrennt und gegeneinander ausgespielt. Der Glaube der Väter läßt es nicht mehr zu, daß der jüdische Weber von Lodz zu den Genossen der Noth stoße, aber eine festgefügte Organisation soll ihn fortan mit den israelitischen Bewohnern der City, der Boulevards, des Thiergartenviertels und der Ringstraße verbinden ...“ (Eine Krone für Zion, S. 8).

Während die bürgerlichen Zionisten „von den wirthschaftlichen Möglichkeiten Palästinas bisher nichts weiter wissen, als daß dort nach Aussage der Bibel Milch und Honig fließt“ (S. 9), weist Kraus auf das Elend der Ostjuden als die reale Basis für die zionistische Politik hin: „Die Besitzenden, Feudaljuden wie Bürger, werden die zionistische Aufforderung mit einem breiten Lächeln beantworten. In den ermattenden Herzen der galizischen Proleten wird sie verderbliche Gluten entzünden. Die Sehnsucht wärmt nur so lange, als die Unkenntniß der realen Thatsachen vorhält. Das Erzeugen einer fata morgana ist keine Socialreform, sondern falsche Vorspiegelung, und dem Wanderer in der Wüste muß jedes Trugbild den Leidensweg verlängern. Es ist kaum anzunehmen, daß die Juden diesmal trockenen Fußes in das gelobte Land einziehen; ein anderes rothes Meer, die Socialdemokratie, wird ihnen den Weg dahin versperren.“ (Eine Krone für Zion, S. 30).

Zionismus tröstet

Der Feuilletonredakteur der Neuen Freien Presse Theodor Herzl, der den Zionismus begründete, „weil er einen Übergang vom Feuilleton zum Leitartikel brauchte“ (Eine Krone für Zion, S. 31), scheint die Hypothese von der „falschen Vorspiegelung“ in seinen Tagebüchern zu bestätigen, am krassesten in seinen Verhandlungen mit der russischen Regierung, die er mit folgendem Brief an den Innenminister Plehwe einleitete (19. Mai 1903): „Fünfzehn-, sechzehnjährige Kinder, die den revolutionären Wahnsinn gar nicht verstehen, den man ihnen predigt, lassen sich von den Gewalttheorien betören. Es war in den vergangenen Jahren der Ruhm der zionistischen Bewegung, all diesen Unglücklichen ein höheres Ideal, das sie tröstete und beruhigte, geschenkt zu haben.“ (Theodor Herzls Tagebücher, Berlin 1922/23, Bd. 3, S. 432).

Wenn also Israel damals eine Utopie war, was war die reale Funktion dieser Utopie? Eine zweifache: Ideologie der nationalen Formation hinter dem jüdischen Großkapital, und kolonialistisches Gelüst. Zum ersten: Der Frühkapitalismus wies den Juden die Rolle des Händlers zu und versah ihn, wie Marx in seiner Schrift „Zur Judenfrage“ drastisch geschildert hat, mit dem Stigma des Geldes. Die Industrialisierung proletarisierte die Massen des Judentums und schuf damit die Voraussetzung für die nationale Integration. Otto Bauer hat dargetan, daß in diesem Prozeß zunächst eine Belebung der jüdischen Nationalkultur erfolgt (in seinem Buch: Die Nationalitätenfrage und die Sozialdemokratie, Wien 21924, S. 366 ff.): diese Proletarisierung drückt die ostjüdischen noch unter die russischen und polnischen Arbeiter, erzeugt in ihnen ein radikal-revolutionäres Potential, sowie eine neue Identität, die sich zunächst des Jiddischen als Sprachmedium bedient (Bundisten, Poale Zion). Die soziale Polarisierung entzog dem jüdischen Kapital die traditionell-patriarchalische Kontrolle über ihre Nationsgenossen, und in diesem Zusammenhang spielte der Zionismus kompensatorisch die Rolle einer Illusions- und Ablenkungsideologie.

In Wirklichkeit war die nationale Frontlinie nicht mehr aufrechtzuerhalten, sowohl die jüdischen Arbeiter wie die jüdischen Kapitalisten fraternisierten mit ihren andersnationalen Klassengenossen: „Die Herren müßten sich nur einmal entschließen, dem polnischen Raubadel nicht mehr behilflich zu sein, für den der Antisemitismus die einzige Bezugsquelle bildet. Bei gründlicher Abschließung von orthodoxen Einflüssen, bei völliger Verzichtleistung auf gewisse angestammte Vorurtheile in Kleidung und Haartracht, die von der Mode längst überholt sind, scheint mir der Gedanke an eine endliche Colonisation im eigenen Lande viel weniger Utopisches an sich zu haben, als die geplante Radicalcur des Exodus.“ (Eine Krone für Zion, S. 24£.).

Die im Westen assimilierten Juden hatten höchstens insofern ein Interesse am Palästinaprojekt, als ihnen das Gehabe der Ostjuden, dieser „asiatischen Horde auf märkischem Sand“ (Rathenau), unangenehm war, weil es ihre bürgerliche Identität zu gefährden schien. „Koloniale Ableitung des nicht resorbierbaren Teils der Judenschaft“ versprach Herzl dem deutschen Kaiser in einem Brief vom 17. Oktober 1897 (Tagebücher, Bd. 2, S. 38).

Nordaus Entartung

Die rassistische Projektion auf den sozial Andersartigen findet man auch bei den ersten Zionisten. Kraß bei Max Nordau, dem engsten Kampfgefährten Herzls und Präsidenten des ersten Zionistenkongresses 1897. In seinem Buch „Entartung“ (Berlin 1892/93, 2 Bde.), von dem Hitlers Schlagwort „Entartete Kunst“ bezogen ist, liefert Nordau das klassische Modell, wie soziales Vorurteil durch sexuelle Aggression biologisiert wird: „Die Entarteten sind nicht immer Verbrecher, Prostituierte, Anarchisten und erklärte Wahnsinnige. Sie sind manchmal Schriftsteller und Künstler. Aber diese weisen dieselben geistigen — und meist auch leiblichen — Züge auf wie diejenigen Mitglieder der nämlichen anthropologischen Familie, die ihre ungesunden Triebe mit dem Messer des Meuchelmörders oder der Patrone des Dynamit-Gesellen statt mit der Feder oder dem Pinsel befriedigen.“ (Entartung, Bd. 1, S. VII). Entartete sind für Nordau u.a. Wilde, Zola, Baudelaire, Swinburne, die Prä-Rafaeliten. Als „Therapie“ verlangt er — ganz im Goebbels-Stil — man müsse „unerbittlich den Daumen auf das gesellschaftsfeindliche Ungeziefer drücken“, auf diese „kothlöffelnde Schweinebande der berufsmäßigen Pornographen“ (Entartung, Bd. 2, S. 501).

Wie der Antisemitismus die „Erhaltungsbewegung“ des „christlichen“ Mittelstandes ist, so der Zionismus eine Mittelstandsbewegung gegen Proletarisierung im ostjüdischen Bereich. Karl Kraus erkannte mit sicherem Stilgefühl durch all den Rassenschwafel hindurch die Gleichgestalt dieser beiden Nationalismen, des Pangermanismus und des Panzionismus: „Weil sich der jüdische Typus durch gewisse körperliche Stigmata den Spott der Ganzdummen zugezogen hat, setzen unsere strammen Um-jeden-Preis-Juden ihren Stolz darein, diese Stigmata besonders zu betonen, und gerade jenem vulgären Antisemitismus, der mit verstärkter Wucht an der Biegung eines Nasenbeins brandete, stellen sie ihren ganzen heiligen Glaubenseifer entgegen. Es liegt neuestens ein Verdienst darin, keine geradlinige Nase zu besitzen, und man kann sie darum nicht hoch genug tragen. Das sind die Herren, die es nie zugeben werden, daß der wirthschaftliche Antisemitismus von der Alles, auch die Nasen gleichmachenden Socialdemokratie absorbirt wird; die den Gedanken nicht zu ertragen vermögen, daß die Deutschnationalen, im Kampf gegen Slaven und Clericale vollauf beschäftigt, im Stadium der politischen Klugheit die thörichte Judenfrage ruhen lassen könnten.“ (Eine Krone für Zion, S. 17.) Und ein Stück weiter unten: „Wenn sich Zionisten mit Antisemiten in eine ohnehin dürftige Weltanschauung theilen, dann muß diese bald alle sein ... Sieht man jedoch von allen Möglichkeiten einer politischen Gefahr ab, dann hat noch immer der gute Geschmack ein Recht, dagegen zu protestieren, daß die Gedankenfülle, aus der der betrunkene Greisler in Hernals sein ‚Hinaus mit Euch, Juden!‘ ruft, im Zionismus ihre einfache Wiederholung erfährt, und daß die Antwort ‚Jawohl, hinaus mit uns Juden!‘ bis auf den feierlichen Ton gar zu wenig Abwechslung bietet.“ (S. 27.)

Herzl und die Bagdad-Bahn

Der Zionismus war mehr als ein bloßes Opium der ostjüdischen Proletarier: er war die Kolonialphantasterei des jüdischen Bürgertums. So wie die deutschen Flottenvereine von Afrika schwärmten, so träumten Herzl und Nordau von Palästina. Die Fackel zitiert eine Rede Nordaus vom Zionistenkongreß 1899, wo verlangt wird, daß „sich die Juden auf dem geschichtlichen Boden ihrer Urheimat ‚in genügender Zahl‘ versammeln, um dort ‚eine menschlich, bürgerlich vollwertige Mehrheit zu werden‘. Daß einer solchen dann die entsprechende Minderheit ‚wehrlos ausgeliefert‘ sein wird, davon verrieth Herr Nordau nichts.“ (Die Fackel Nr. 15, Ende August 1899, S. 28.)

Nordau verriet dann doch etwas, und zwar in der Eröffnungsansprache zum 7. Zionistenkongreß im Juli 1905, wo er die Juden den europäischen Mächten als Kolonialschutztruppe anbot: „Eine Bewegung, die einen großen Teil des arabischen Volkes ergriffen hat, kann leicht eine Richtung nehmen, die auch Palästina berühren würde ... Bei dieser Sachlage könnte es dann der türkischen Regierung einleuchten, daß es für sie von außerordentlichem Wert wäre, in Palästina und in Syrien ein zahlreiches, kräftiges und wohlorganisiertes Bevölkerungselement zu besitzen, das bei voller Achtung der Rechte der vorgefundenen Einwohnerschaft keine Angriffe auf die Autorität des Sultans dulden, sie vielmehr mit dem Aufgebot aller Kräfte verteidigen würde. Auch Europa würde es wohl als einen ihm geleisteten Dienst ansehen, wenn das jüdische Volk durch seine friedliche, doch energische Besetzung Palästinas gewaltsame Änderungen der dortigen Machtverhältnisse verhüten und eine Intervention der Mächte überflüssig machen würde.“ (David Balakan, Die Sozialdemokratie und das jüdische Proletariat, Czernowitz 1905, S. 44 f.)

Kann man es deutlicher sagen? Herzl holte in seinen Visionen noch weiter aus — in den Gesprächen mit diversen Potentaten, deren Inhalt uns sein Tagebuch überliefert. Beim badischen Großherzog am 23. April 1896: „Ich entwickelte dann die allgemeinen Vorteile des Judenstaates für Europa. Wir würden den Krankheitswinkel des Orients assanieren. Wir würden die Schienenwege nach Asien bauen, die Heerstraße der Kulturvölker.“ (Tagebücher, Bd. 1, S. 387.) So hatte Herzl als erster die Vision der Bagdadbahn, die dann lange Jahre — bis zum Ersten Weltkrieg — das Hauptprojekt des deutschen Imperialismus war. Am besten verstand sich Herzl mit dem Kaiser Wilhelm, der das gleiche Phantasten-Kaliber hatte. Audienz am 18. August 1898 in Konstantinopel, anläßlich von Wilhelms Orientreise: „Ich ging dann weiter, breitete unter seinem Kopfnicken den ganzen Plan aus. Ich glaube, ich brachte alle Argumente vor: die sibirische Bahn Rußlands, welche eine Pandorabüchse mit unmeßbaren Übeln für Europa sei; the shortest line to India usw. Alles, alles ... [Ich:] ‚Ich weiß nicht — bin ich so verrannt, aber die Sache kommt mir als eine ganz natürliche vor!‘ Er sah mich mächtig an: „Mir auch!“ ... Der Kaiser sah mich die meiste Zeit voll an. Erst als ich von dem neuen Überlandweg nach Asien — Mittelmeer, Persischer Golf — sprach, sah er in tieferen Gedanken vor sich hin, und sein schönes ernstes Gesicht verriet mir in diesem Sinnen, daß ich ihn ganz ergriffen hatte.“ (Herzls Tagebücher, Bd. 2, S. 197, 202.)

Industrie gegen Banken

Das Spezifische von Kraus’ Position in der Judenfrage bedarf einer Klassenanalyse. Otto Bauer und Karl Kraus standen beide als Söhne von kleinen oder mittleren Fabrikanten (Textil bzw. Papier) vor der Entscheidung, diese Klassenposition zu verteidigen oder sich von ihr zu lösen (sofern sie nicht privatisieren wollten, wie Ludwig Wittgenstein, der Sohn des Gründers der Alpinen Montan Gesellschaft). Angesichts der Verschmelzung von Industrie- und Bankkapital zum Finanzkapital (ein Prozeß, den Hilferding theoretisch analysiert hat) konnte man nur Imperialist werden oder protestieren, das alte liberale Kleinkapital war im Prozeß der Konzentration nicht mehr zu halten. Während Bauer zur Arbeiterklasse überging (wenn er es dort vielleicht auch nur, nach einem Wort von Kraus, zum „Bürovorstand“ brachte), wurde Kraus als Herausgeber Klein-Unternehmer, freilich ohne zu akkumulieren, und lebte ansonsten von einer Rente aus dem Familien-Betrieb. Die ganze Selbstbezogenheit der Fackel, die natürlich ihre psychologischen Wurzeln hat (vgl. die Analyse von Anton Kuh), ist ökonomisch nur möglich aus der Existenz des Couponschneiders, des Rentiers, der seine Einkünfte aus einer autonomen Quelle und unabhängig von den großen Kapitalgruppen bezieht. Durch die wachsende Kapitalskonzentration auf dem Mediensektor und der begleitenden Bürokratisierung ist eine Ich-Zeitschrift im Geiste Stirners und Karl Mays nicht mehr möglich: niemand kann heute mehr eine Fackel machen. Die politische Ausgangsposition von Karl Kraus, der den Schritt Otto Bauers nicht tun wollte, war gleichsam die virtuelle Wiederbelebung des 48er-Liberalismus (den er von Kürnberger und Schöffel anerbte), und zwar in scharfem Gegensatz zur Verfallsform des Börsenliberalismus. Der Kampf gegen Bank und Börse, gegen den „Schottenring“ (wo Börse und Credit-Anstalt stehen), war das Hauptthema der ersten Fackel-Jahre. Die Presse erschien Kraus als bloße Hülle dieses Systems, als literarischer Firlefanz und Aufputz für die Spalte des „Economisten“ und für den Inseratenteil (was ja doch eine marxistische Betrachtungsweise ist). Das Jüdische war für den Satiriker nur der Lokalkolorit der Redaktionen. Kraus stand in diesem Kampf zunächst in einem programmatischen Bündnis mit der Sozialdemokratie, die ihn aber durch Annäherung an jenen Liberalismus im Zuge von Wahlbündnissen und Inseratengeschäften (Arbeiter-Zeitung) zunehmend enttäuschte.

Vieles, was Kraus damals gegen die Sozialdemokratie sagte, erscheint uns heute als linke Kritik. Kraus näherte sich den Christlichsozialen und später den Hochkonservativen, verfiel also der Ideologie des Grundadels, der gleich dem Mittelbürgertum im Würgegriff der Banken sich wand. Nach dem Ersten Weltkrieg, als die Basis des Couponschneidens verschwunden war (für Mittelständler, wohlgemerkt! — nicht für das Großkapital), näherte sich Kraus der Arbeiterbewegung voller Hoffnung. Ihr Abstieg und ihre Versumpfung trieben ihn Dollfuß in die Arme.

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