radiX, Aussendungen
Februar
2001

Neonazi Küssel im Filmmuseum

Bei der Vorführung von Riefenstahls Film „Triumph des Willens“ (1935) im Rahmen der Leni Riefenstahl-Retrospektive im Filmmuseum, mischte sich auch Gottfried Küssel in Begleitung von zwei schlagenden Burschenschaftern unter das Publikum. Leni Riefenstahls Film, der als NS-Propagandafilm den Reichsparteitag der NSDAP von 1934 dokumentierte und damit auch ein massenwirksames „Führerbild“ vermittelte, wurde zwar von einer Einführung Peter Huemers begleitet, die Courage des Filmmuseums reichte aber nicht aus, jenen Mann aus dem Saal zu werfen, der vor seiner Haftstrafe wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung immerhin der wichtigste Führer der militanten Neonazis des gesamten deutschsprachigen Raums war.

Lediglich einige wenige Personen aus den hinteren Rängen riefen die Aufforderung in das Publikum doch den mittlerweile wieder auf rechtsextremen Veranstaltungen anzutreffenden Neonazi aus dem Saal zu entfernen. Einige andere ZuseherInnen antworteten auf die „Unruhestörer“ hingegen mit der Forderung doch diese hinauszuwerfen und meinten nun in Ruhe den Riefenstahl-Film ansehen zu wollen. Da auch die Leitung des Filmmuseums nicht einmal in irgendeiner Form auf die Anwesenheit Küssels und seiner Begleitung reagierte, verließen drei antifaschistische ZuseherInnen unter Protest den Vorführraum.

Wir halten es ja grundsätzlich für interessant, daß auch NS-Propagandafilme einem historisch interessierten antifaschistischen Publikum zugänglich gemacht und kritisch kommentiert im Filmmuseum vorgefährt werden. Wenn dies aber dazu führt, daß sich Neonazis an diesen Filme auf Großleinwand ergötzen könnnen, muß sich das Filmmuseum fragen lassen, ob es damit nicht mehr Schaden anrichtet, als es an politischer Aufklärung ermöglicht. Dabei wäre es mit einigem Willen, Küssel und Co. von der Veranstaltung fernzuhalten, sicher möglich gewesen dem Naziaktivisten den Zugang zu verweigern oder ihn wieder hinauszuwerfen.

Der Wille dazu war aber offensichtlich nicht gegeben und auch der Großteil des Publikums schien keine Probleme damit zu haben sich einen solchen Film gemeinsam mit Hitler-Verehrern anzusehen.

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