radiX, Aussendungen
August
2002

Sommerlöcher und andere Irrlichter

„Einige Indymedias“ zwingen uns eine Antwort ab. Selbstverständlich wollen wir keinen Satz ebendieser auf indymedia.at veröffentlicht sehen. Für die FreundInnen gepflegter linker Streitkultur haben wir unsere Antwort der Übersicht halber dreigeteilt.

Ein offener Brief ans liebe Tatblatt

Liebes Tatblatt,

mit Verwunderung nahmen wir Eure Stellungnahme zum aktuellen Konflikt zur Kenntnis.

Wir stellen dazu fest: Wie aus unseren zahlreichen Publikationen leicht ersichtlich ist, lehnen wir den Staat ab. Wir sind auch ganz spezielle Feinde dieses Staates Österreichs. Wir kritisieren und arbeiten gegen Legislative, Exekutive und Judikative in theoretischer und praktischer Hinsicht. Wir arbeiten grundsätzlich nicht mit bezahlten Organen dieses Herrschaftsinstrumentes zusammen. Wir negieren Österreich in all seinen Ausprägungen und Erscheinungen.

Ökoli und Österreich ist die absolute Feindschaft, der größte, anzunehmende Antagonismus.

Euer erster Schritt, von unserem Satz „Wir überlegen uns weitere Schritte gegen Indymedia.at“ auf eine folgende Anzeige zu schliessen befremdet uns. Anscheinend färbt die typisch österreichische Staatsfixiertheit auch schon auf die autonome Linke ab. Anscheinend könnt Ihr Euch keine anderen Schritte vorstellen, als den Gang zur nächsten Bullenwache, diese Unterstellung ist ein Armutszeugnis für Euch.

Keiner nun gegen die ÖKOLI hetzenden Gruppe ist bisher auch nur aufgefallen, daß es in Österreich im Gegensatz zur Schweiz nicht einmal die rechtliche Grundlage für ein ähnliches Vorgehen wie jenes der „Aktion Kinder des Holocaust“ gäbe, da es hierzulande im Gegensatz zur Schweiz kein Antirassismusgesetz gibt.

Der zweite Schritt, nämlich die Forderung zur Bildung einer Einheitsfront gegen die Ökoli, die Forderung nach weiteren Stellungnahmen anderer Gruppen, diesen Alarmismus, den Ihr Euch hier bedient, diese Entschiedenheit, haben wir oft vermisst bei anderen Stellungnahmen zu anderen Thematiken wie z.B. dem Antisemitismus. Wir können uns das nur als eine späte Antwort auf unsere deutliche Kritik an Eurer Sondernummer zum Thema „Tierrechte“ erklären.

Wir fordern Euch öffentlich auf diese infame Stellungnahme von Eurer Homepage zu entfernen. Ihr betreibt eine TäterInnen-Opfer-Umkehr. In Wahrheit gibt es andauernde Spekulationen über Gruppenzugehörigkeiten der ÖKOLI, über interne Strukturen, selbst Namensnennungen und Gerüchte über Sexualverhalten, Reiseziele usw. blieben uns nicht erspart. Diese andauernden Veröffentlichungen sind der eigentliche Skandal. Eure Unterstellungen einer Zusammenarbeit der ÖKOLI mit dem österreichischen Polizeiapparat (sei es in Form von Anzeigen gegen Indymedia.at oder was auch immer...) sind infam und lächerlich und sie richten sich selbst! Daß wir diese Zusammenarbeit ablehnen ist jedoch keine Folge der Kritik von Tatblatt und co. und deren „Drohung“ uns zu isolieren. Da sich auch unser Interesse an einer Zusammenarbeit mit Zeitungen, die jahrelang selbst Forum für antisemitische Artikel waren [1] sowieso in Grenzen hält, ist dies nicht als Rückzieher der ÖKOLI zu verstehen, sondern als Klarstellung gegenüber (bewußt?) mißverständlichen Deutungen unserer Aussendung.

Indymedia schafft eine Sommerlochdiskussion

„Einige Indymedias“ verwenden ihre homepage neuerlich ziemlich zweckdienlich und zielgerichtet. Sie schufen sich erst eine virtuelle Gerüchtebörse, einen Stammtisch im Cyberspace, ein Instrument der Verwirrung, der Verleumdung und der vielseitigsten Lüge und nennen es „open-posting“.

Wir versuchen uns diesem Projekt zu entziehen und boykottier(t)en diesen Unsinn. Trotzdem erscheinen immer wieder unsere Aussendungen auf dieser page, woraufhin regelmäßig Hasscomments, Verleumdungen und Spekulationen über unsere Gruppe sowie antisemitische Statements folgen. Wir wollen das nicht, und fordern Indymedia.at auf, gefälligst ihre homepage besser zu moderieren.
Diese Aufforderungen werden ignoriert, stattdessen setzen sie ihre homepage jetzt als Waffe ein. Als Waffe gegen eine für sie mißliebige Gruppe. Aufrufe und Beschuldigungen gegen die ÖKOLI erscheinen nun plötzlich auch auf der Mittelspalte! Mit Lügen garniert (so unterstellen „einige Indymedias“, dass ein Flugblatt der Ökologischen Linken in Straßburg verteilt wurde. Dies ist unrichtig.

Jegliche Spekulation über die Teilnahme einzelner, angeblicher Mitglieder am noborder-camp arbeitet der Staatspolizei in die Hände.) geben sie uns zum Abschuß frei, und es folgt, was jedeR ahnen konnte: eine Vielzahl von weiteren Hasscomments, aber auch emails direkt an uns, und eine aufgeregte Stellungnahme vom Tatblatt.

Wir wenden uns gegen diese Hetze und sehen darin eine Bedrohung für die soziale und antifaschistische Opposition. Wenn der Einfluß den IndymediamoderatorInnen ausüben, dazu benutzt wird ernsthafte politische Arbeit zu sabotieren sind Grenzen überschritten.

„Einige Indymedias“ gebärden sich als die verfolgende Unschuld. Sie behaupten eine „Einschüchterung und Bedrohung“ von indymedia.at, und geben die ÖKOLI zum Abschuß frei. Wir sind es leid den Fußabstreifer für Euren paranoiden Verfolgungswahn zu geben, und behalten uns weitere Schritte gegen Eure Machenschaften vor. Unsere Lust für die Indymedia-Linke als identitätsstiftende Projektionsfläche zu dienen hält sich in Grenzen. Wir wollen mit diesem Projekt nichts zu tun haben und bestehen weiterhin darauf, daß unser Aussendungen nicht auf Indymedia erscheinen, solange es sich dabei um einen Tummelplatz für AntisemitInnen handelt. SMASH AUSTRIA!

Anna und Arthur halten’s Maul! Keine Aussagen gegenüber Indymedia.at und Justiz!

Korrektur und Richtigstellung

Wir wurden kritisiert, in unsere Aussendung zu den antisemitischen Vorfällen in Strasbourg Berichte aus Indymedia verwendet zu haben, wo wir doch Indymedia boykottieren. Auch wir sehen, dass das problematisch ist. Jedoch geht es wiederum an unserer Kritik am Open-Posting-System vorbei: Wir kritisierten nie, dass Leute ihre Berichte über Demos, etc., im Netz veröffentlichen, sondern dass das Open-Posting auf indymedia dazu führt, einen antisemitischen Diskurs zu normalisieren und zu verbreiten. Es ist anscheinend schon akzeptierter Diskurs der österreichischen Linken das Beschmieren von Synagogen in betracht zu ziehen (siehe http://www.at.indymedia.org/front.php3?article_id=13734), und diesen Diskussionen webspace zur Verfügung zu stellen. Keine Gruppe hat sich bisher genötigt gefühlt diese Zustände zu thematisieren.

Wir finden jegliche antisemitische Propaganda skandalös, egal ob in orf-online, krone.at oder indymedia.at. Auch wenn solche postings oder comments nachträglich, manchmal erst nach nach Stunden oder Tagen, gelöscht werden.

Nach weiterer Recherche zum versuchten Angriff auf die Synagoge in Strasbourg hat sich unser Bild bestätigt. Mehrere AktivistInnen versuchten Kameras zu zerstören, und andere AktivistInnen, die sich schützend vor die Synagoge stellten, zum weitergehen zu bewegen. Darunter ein Aktivist, mit Palästinensertuch vermummt, und mit einem Armeehemd bekleidet, wo am linken und rechten Arm die Deutschlandfahne prangte. Es kam zu Rangeleien, Schläge ins Gesicht wurden nicht beobachtet, können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Wir finden solche Szenen ekelhaft, wollen aber nicht dem gesamten Camp eine Akzeptanz dieser Aktionen unterstellen. Zu viele stellten sich vor die Synagoge und riefen Anti-Antisemitische Parolen. Bedenklich finden wir aber die Ignoranz solcher Vorfälle, auch in der Berichterstattung über das Camp.

[1siehe dazu die Passagen über das Tatblatt in: Reiter, Margit: Unter
Antisemitismus-Verdacht, Die österreichische Linke und Israel nach der Shoah
Innsbruck, 2001

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