Heft 7-8/2001 — 1/2002
Februar
2002

Studentische Immunität?

Einleitendes zum Text von Alex Demirovic

Politische Wahlforschungen weisen regelmäßig große Erfolge der FPÖ bei Personen mit niedrigem Einkommen und Bildungsgrad, bzw. ArbeiterInnen aus. Der wachsende Einfluss rechter und rechtsextremer Diskurse in der Bevölkerung wird als Ausdruck des Protests sogenannter ModernisierungsverliererInnen, jener die sich von verantwortungslosen Demagogen verführen ließen, die ihre Ängste und ihre Uninformiertheit ausnützen, verständnisvoll interpretiert und bestimmten Bevölkerungsgruppen zugeschoben.

Aus dem Blick gerät die Frage nach politischen Einstellungen und Orientierungen der gegenwärtigen und zukünftigen Eliten, wie etwa der Studierenden.

Vordergründig scheint dies verständlich. Der RFS (Ring Freiheitlicher Studenten) erreichte bei den letzten ÖH-Wahlen gerade mal 3% der abgegebenen Stimmen. Nach den Ergebnissen des IFES-Instituts liegt der Anteil der FPÖ-WählerInnen unter Personen mit Matura oder Universitätsabschluss mit 22% weit unter dem anderer Bildungsgruppen.

Nicht zuletzt die Diskrepanz zwischen ÖH-Wahlen und Nationalratswahlen lässt jedoch die Vermutung zu, dass die Wirksamkeit rechter Ideologeme und Diskurse unter Studierenden größer sein könnte. Es wäre daher notwendig, Analysen der in rechten/rechtsextremen Verbindungen organisierten Studierenden durch vertiefte qualitativ ausgerichtete Untersuchungen zu politischen Einstellungen der Studierenden und zur Effektivität rechter Ideologeme und Diskurse im Selbstverständnis einer Personengruppe, die — gezeichnet fürs Leben als ’high potentials’ und „opinion leader“ — als zukünftige TrägerInnen und RepräsentantInnen gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftspositionen, diese reproduzieren helfen, zu ergänzen.

Zum angedeuteten Fragenkomplex wurde in den 90er Jahren eine großangelegte Studie am Frankfurter Institut für Sozialforschung durchgeführt, die im folgenden kurz vorgestellt werden soll. Natürlich können die Ergebnisse nicht umstandslos auf die österreichische Situation übertragen werden, trotzdem ergeben sich wichtige Hinweise und Fragestellungen zur Artikulation rechter Diskurse im Selbstverständnis von Studierenden, die auch in den österreichischen Verhältnissen anzutreffen sind und näher untersucht werden müssten (rassistische Mobilisierung gegen MigrantInnen, Law and Order-Diskurse, Schlussstrich-Debatten ...). Das gilt auch für jene Felder, die aufgrund gesellschaftlich und politisch unterschiedlicher Entwicklungen in Österreich, andere Manifestationen und Kristallisationspunkte für die Artikulation rechter Ideologeme im Selbstverständnis Studierender sichtbar werden lassen. So wird in der BRD etwa die Wiedervereinigung zum zentralen Medium der Normalisierung eines ’selbstbewussten’ Nationalismus, während sich dies in Österreich eher an der Frage der Einmischung von Außen (von Waldheim bis zu den EU-Sanktionen) entzündet.

Der folgende Beitrag ist daher nicht als Antwort sondern als Frage zu verstehen.

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