Streifzüge im Context
Geschichte & Geschichten
Die Streifzüge wurden ja weniger gegründet, sie entstanden eher: Als Mitteilungsblatt zunächst einer Gruppe von Menschen, die sich im Vorfeld einer „Linken Dialog-Konferenz“ im Dezember 1995 zusammengefunden hatte in der leider sich bestätigenden Vermutung, dass diese Konferenz eher der Repräsentation einer durch die Konfrontation der Theorie mit der Realität angeschlagenen „Linken“ gewidmet sein werde denn deren theoretischer Sammlung durch Auseinandersetzung. Dieses verwegene Grüppchen gewöhnte sich an, sich als „Kritischer Kreis“ zu bezeichnen, traf sich im podestförmigen „Hinterzimmer“ des Café Rüdigerhof und war noch nicht als Verein konstituiert.
Als Medieninhaber der Streifzüge fungierte daher der Verein Context – Verein für freie Studien und brauchbare Information, seinerseits „hauptberuflich“ Medieninhaber des Juridikum – Zeitschrift im Rechtsstaat.
Ein Schwänkchen zwischendurch: Eines Tages erhielt der Autor einen leicht aufgeregten Anruf im Bureau von Context in der Wiener Bergsteiggasse. Der Anrufer war Alexander Emanuely, der gerade für sein Web-Medium CONTEXTXXI ein Interview mit FORVM-Herausgeber Gerhard Oberschlick geführt hatte. Dieser habe ihn darauf hingewiesen, dass es schon einen Verein „Context“ gebe: „Die klagen dich sicher“, habe er gesagt. Wir einigten uns darauf, einander nicht zu klagen und lieber zu kooperieren.
Der Autor dieses Beitrags verfolgte damals, im Laufe des Jahres 1996, das Konzept, den Verein Context zu einer gemeinsamen (produktionellen, organisatorischen) Infrastruktur für mehrere, ähnlich geartete alternative Zeitschriften zu machen und damit auch in Richtung ökonomischer Funktionsfähigkeit weiterzuentwickeln. Daraus aber wurde nichts, da der Context-Vereinsvorstand schließlich einen Rückzieher machte und dieses Konzept nicht weiterverfolgen wollte. Dem Autor wurde erklärt, er könne gerne den Kleinunternehmer machen, man wolle sich damit aber nicht weiter beschäftigen. Der Kleinunternehmer erklärte, das werde er dann wohl machen, aber freilich für eigene Rechnung, und zog sich aus dem Verein Context zurück. Das war Ende 1996 – das Juridikum wurde vier Jahre später vom Verlag Österreich als Medieninhaber übernommen.
Weiter ging’s nun auf anderen Spielwiesen so:
- Der Kritische Kreis hatte sich inzwischen als Verein konstituiert und wurde ab Heft 1/1997 mit Fug und auch mit Recht Medieninhaber der Streifzüge.
- Der Autor/Kleinunternehmer fand in der Bürogemeinschaft Schottengasse ein neues Betätigungsfeld bei der Zeitschrift ZOOM – Zeitschrift für Politik und Kultur, welche ihrerseits gerade erst durch Fusionierung der ZAM – Zeitschrift für Antimilitarismus und des EKG – EuropaKardioGramm entstanden war. Organisatorisches Rückgrat von ZOOM war Markus Kemmerling, der sich etwa in der gleichen kleinunternehmerischen Lage befand – nämlich seine Erwerbsarbeit mit seiner non-profit-Neigungstätigkeit unter einen Hut bringen zu sollen. Diese gemeinsame Problemstellung führte uns zu der nicht unpfiffigen Lösung der Gründung der Kemmerling Zöchling & Partner Medien- und Informationsdienste KEG, [1] bei der der ZOOM-Medieninhaber, das Bureau No. 2 – Agentur für Kommunikation und Information, [2] als „Gegenleistung“ für die Mitbenützung seines Bureaus Kommanditist der KEG [3] wurde.
- Die Streifzüge hatten nun also den Kritischen Kreis als Medieninhaber und wurden ab Ausgabe 2/1998 von der Kemmerling Zöchling & Partner Medien- und Informationsdienste KEG produziert.
- Bei der Zeitschrift ZOOM begab sich derweil Folgendes: Erstens erhielten wir ein Anwaltsschreiben des Kindermuseums ZOOM im Museumsquartier betreffend dessen Anspruch auf die Marke, das wir zweitens dahingehend beantworten konnten, dass wir auf die Marke leichten Herzens pfeifen, da wir inzwischen ohnehin einen besseren Titel gefunden haben. Da kam wieder Alexander Emanuely aus obigem Schwänkchen ins Spiel: Mit ihm haben wir wieder engeren Kontakt aufgenommen und vereinbart, unsere Kooperation auszubauen: Das Medium sollte fürderhin Context XXI heißen und aus einer Print-Ausgabe sowie einer relativ selbständigen Web-Ausgabe bestehen.
- Das Web-Medium von Context XXI wurde mit dem von unserem freundlichen, bösen Grafik-Duo diE nOt erfundenen Untertitel „W3-Kooperative“ präsentiert. In diesem Web-Medium gab es bereits Archive nicht nur der eigenen Zeitschrift, sondern auch der Streifzüge und von Weg und Ziel – seinerzeit so um die 500 Artikel, ohne Datenbank und Content Management System mit bloßen Händen eingepflegt, was uns damals aber niemand glauben wollte.
- Und dann gab’s auch die Radiosendungen, die Context XXI für Freie Radios im deutschsprachigen Raum produzierte, zum online-Anhören. Etwa 100 Sendungen waren’s von 1999 bis 2006 und gesendet wurden sie bei etwa 10 Freien Radios von Klagenfurt bis Hamburg.
- Mary Kreutzer und Thomas Schmidinger entschieden sich 2000 dafür, sich und ihre Zeitschrift radiX in Context XXI einzubringen. 2004 konnte die Zürcher Zeitschrift Risse dafür gewonnen werden, mit Context XXI zu „fusionieren“.
Als koordinierende RedakteurInnen fungierten im Lauf der Jahre Stephan Grigat, Thomas Schmidinger, Stefanie Mayer, Eva Krivanec, Katrin Auer und Kathi Renner.
So lief das eine ganze Weile, bis 2006 nämlich. Dabei störte es kaum, dass sich der Autor Mitte 2001 aus persönlichen Gründen von allen Tätigkeiten und für eine Weile auch aus Österreich zurückzog. Als geschäftsführender Redakteur fungierte fürder treu und engagiert der „Erfinder“ von Context XXI Alexander Emanuely – und sehr erfolgreich: dass unter den aus- wie inwendig schwierigen Bedingungen die Zeitschrift doch regelmäßig erschien kann eins nur als Kunststück bezeichnen.
Die Streifzüge, auch ein Kunststück, wurden allmählich umfangreicher, bekamen ab 2004 eine veritable Titelseite und hatten somit die Mutation vom Mitteilungsblatt zur Zeitschrift sichtbar vollzogen.
Context XXI on the other hand war ja nicht als „Strömungsblatt“ angelegt, sondern wollte Diskussionsmedium für mehr/weniger radikale Gesellschaftskritik sein. Das Interesse und die Absicht bestand darin, allen zu jener Zeit aktiven und interessanten, linken theoretischen und publizistischen Bemühungen Raum zu bieten und vor allem die Möglichkeit, doch einen gemeinsamen Diskussionszusammenhang herzustellen, der durch die seit Ende der 90er-Jahre zu beklagende Einstellung von Zeitschriften, die diese Funktion ein gutes Stück weit wahrgenommen hatten, verloren gegangen war: das FORVM ist hier zu nennen, die MOZ und auch Weg und Ziel, wie es von Julius Mende und Maria Wölflingseder vom „theoretischen Organ“ der KPÖ in Richtung eines linken Diskussionsmediums umgestaltet worden war. Zwischen all diesen Medien und Ihren MacherInnen gab es ja auch recht freundliche und keineswegs konkurrenzistische Beziehungen. Es ist nicht allzu übertrieben sowohl hinsichtlich der Innen- als auch der Öffentlichkeitsbeziehungen von einem „ideellen Gesamtmedium“ zu sprechen.
Demgemäß betrachteten wir die Gründung der Grundrisse ebenso mit Sympathie wie auch mit Skepsis. Der Autor fragte damals Karl Reitter, der ja einige Zeit auch Redaktionsmitglied von Context XXI war, ob er es wirklich für nötig halte, eine eigene Zeitschrift zu gründen. Die Antwort fiel ziemlich lapidar und ziemlich eindeutig aus. Es ist ja auch verständlich, dass eins sein „eigenes Ding“ machen will und die Grundrisse haben es ja immerhin auch auf 52 interessante Hefte gebracht.
Bei Context XXI allerdings entspannen sich inwendige Dauerkonflikte mit dem „Hauptverein“ ARGE für Wehrdienstverweigerung, der sich um sein „Vereinsorgan“ geprellt sah (und dessen „Mitgliedsabos“ wiederum für Context XXI relevant waren). Vermutlich noch schwerer belasteten die Zeitschrift aber innerredaktionelle „Zerspragelungen“ einschließlich aufgekündigter Freundschaften, wie sie Anfang des 21. Jahrhunderts leider quer durch die „Restlinke“ grassierten: „Wertkritiker“, „Bewegungslinke“, „Antideutsche“ und wie sie alle hießen lieferten einander Grabenkämpfe, die außerhalb der unmittelbar beteiligten Zirkel kaum jemanden interessierten, dafür aber umso erbitterter ausgetragen wurden. [4] Das trübte natürlich auch die Motivation und Kapazität der Context XXI-Redaktion, sich mit den unvermeidlichen finanziellen und organisatorischen Kalamitäten so eines Projektes herumzuschlagen und 2006 musste schließlich die gedruckte Ausgabe wegen redaktionellen Aufriebs und finanzieller Austrocknung eingestellt werden.
Weiter bestand die Website, enthaltend nur noch das eigene Archiv einschließlich der Radiosendungen, die aber teilweise verloren gegangen waren.
Phantome & Projekte
Der Autor dieses Beitrags war schon seit einiger Zeit wieder in Wien und wäre daselbst vermutlich durchaus zufrieden Nachttaxler geblieben bis man ihn aus dem Auto gekletzelt hätte. Verschiedene, teils – jedenfalls ex post betrachtet – glückliche (ein Jobangebot), teils unglückliche (krankheitsbedingte) Umstände haben ihm aber einen Strich durch diese Rechnung gemacht. So ist er seit auch schon einigen Jahren wieder in einem Büro beschäftigt und im Übrigen mit der Frage, was er mit den verbleibenden Humanressourcen noch gesellschaftlich Nützliches zustande bringen könnte.
Das führte so etwa 2016 dazu, an der Context XXI-Website zu basteln, um diese aufzumöbeln und zu vervollständigen. Dann kam der alte Gedanke hinzu, auch Archive anderer Zeitschriften einzubeziehen. Spätestens mit dem Vorhaben, die 42 Jahrgänge des FORVM ins Web zu schupfen, war die bescheidene Bricolage unter den Händen des Bastlers zum slightly größenwahnsinnigen Projekt explodiert.
Neben dem eigenen Archiv wurden also auch Archive anderer alternativer, kritischer Zeitschriften aufgenommen. Deren Beiträge sollen nicht bloß in Form von PDF-Dateien, sondern dem Webmedium entsprechend als unmittelbar lesbare und verknüpfbare Hypertexte zugänglich gemacht werden: Eigentlich handelt es sich dabei nicht um eine bloße „Archivierung“, sondern um eine Wiederveröffentlichung. So soll „eine der besten gesellschaftskritischen Text- und Tondatenbanken“ (BM für Bildung, Wissenschaft und Kultur, 2006) zu einer noch viel besseren und größeren gemacht werden.
Derzeitiger Stand: Etwa 4.500 Beiträge von 1.250 AutorInnen sind bereits verfügbar. Etwa 17.000 Beiträge sind „indiziert“ und warten darauf, texterkannt, eingepflegt und somit verfügbar gemacht zu werden. Insbesondere sind das die 42 Jahrgänge des FORVM (im Druck ca. 35.000 Seiten), am „Menü“ stehen weiters unter anderem die AUFRISSE (2.464 Seiten), die MOZ (4.872 Seiten), die jüngeren Jahrgänge von Weg und Ziel (6.396 Seiten) und das Wiener Tagebuch (9.600 Seiten). Bereits weitgehend bis vollständig verfügbar sind neben Context XXI (2.396 Seiten) der FOEHN (1.091 Seiten), die Grundrisse (3.558 Seiten), die Internationale Situationniste (688 Seiten zuzüglich deutscher und englischer Übersetzungen), die radiX, die Risse und das Wurzelwerk. Die Streifzüge nehmen an Context XXI teil, indem nicht nur das Archiv in Context XXI präsent ist, sondern auch die aktuellen Beiträge zeitnah übernommen werden.
Was es bis hierher gibt entstand in Heimarbeit als Freizeitbeschäftigung. Um darüber hinaus zu kommen und diesen „erweiterten proof of concept“ zu voller Blüte und Beständigkeit weiterzuentwickeln muss das Projekt nun auf solidere Beine gestellt werden: Der Trägerverein Context XXI braucht Mitglieder, die seinen Bestand sicherstellen und die auch interessiert sind, Ideen einzubringen, die gerechte Sache bekannt zu machen, weitere Kreise zu ziehen ... Wie aus obigen Zahlen schon ersichtlich, geht es um eine große Menge an Arbeit, die zu leisten sein wird und für die es Infrastruktur braucht. Als Hobby im „home office“ wird das nix. Das wird als Projekt zu entwickeln und zu finanzieren sein – auch dafür wird’s einen Konkurs von Interessierten brauchen.
Sofern es Virus, Wetter und sonstige Unwägbarkeiten zulassen wollen wir ein Treffen von Interessierten im lauschigen Garten des Labor Alltagskultur organisieren.
Wir haben auch eine enge Kooperation mit dem Archiv der sozialen Bewegungen / Wien vereinbart: Einerseits wollen wir dieses bei seiner Web-Präsenz nach dem Modell der „W3-Kooperative“ und bei Projekten unterstützen, andererseits ist das Archiv bereit, uns seine sämtlichen Archivalien für die Digitalisierung zur Verfügung zu stellen.
List & Humor des Weltgeistes
Es ist auf Dauer kein Zustand, dass sich sämtliche Daten und Dokumente des Vereins in privaten Händen befinden. Es braucht eine „überpersönliche“ Struktur, die auch für andere Vereinsmitglieder und Projektbeteiligte zugänglich und benützbar ist.
Um Teilprojekte gefördert zu bekommen und durchführen zu können, wird es notwendig sein, unsere „sieben Sachen“ geordnet zu haben:
- Buchführung
- Projektanträge, -berichte und -abrechnungen
- Mitgliederverwaltung
- Vereinsangelegenheiten
- etc.
Dafür braucht es einen Ort, an dem die dazugehörigen Belege, Dokumente und Daten ordentlich aufbewahrt werden, einen PC, auf dem die nötige Software eingerichtet ist und wo die erforderlichen Arbeitsabläufe möglichst unabhängig von den handelnden Personen sichergestellt werden können.
Für die Digitalisierung und die Pflege der Website selbst braucht es:
- Scanner: Dafür haben sich bisher „Buchscanner“ in Form von Flachbettscannern mit offener Kante bewährt, wobei es zweckmäßig sein wird, einen der beiden Scanner für Format A3 vorzusehen, um auch „Überformate“ scannen zu können.
- PCs mit der erforderlichen Software für Scannen, Texterkennung (OCR), Bildbearbeitung (und ggf. Tonbearbeitung), an denen auch die Einpflege der Beiträge in das CMS erfolgen kann. Diese Arbeitsplätze wären natürlich auch für sonstige redaktionelle Tätigkeiten geeignet, sofern solche wieder stattfinden sollen.
Es braucht auch eine gewisse (Zwischen-) Lagerungsmöglichkeit für die zu digitalisierenden Zeitschriften: So weit uns diese vom Archiv der sozialen Bewegungen / Wien zur Verfügung gestellt werden, könnten diese „paketweise“ in die Schottengasse ausgeliehen werden. Außerdem gibt es und wird es Zeitschriften geben, die Context XXI selbst beschafft und die dauerhaft gelagert werden sollen (sofern wir sie nicht dem Archiv der sozialen Bewegungen / Wien abtreten).
Für jegliche zu beantragende, sei’s öffentliche oder private Projektförderung sollten wir auch in der Lage sein, Projekte auch durchzuführen! Dafür wird es notwendig sein, die entsprechenden Arbeitsmittel und Abläufe bereits „parat“ zu haben, was ohne einen gewissen Vorlauf nicht zu machen ist.
Der Weltgeist ist nicht nur ein listiger sondern auch ein humorvoller Bursche und schlägt uns einen „time warp“ vor: In der Bürogemeinschaft Schottengasse ist ein Büro frei geworden, das ziemlich genau dem „Bureau No. 2“ entspricht, in dem Context XXI bis 2006 produziert wurde — bloß „gespiegelt“ und am anderen Ende des Ganges. Da könnten wir Context XXI wieder installieren und drei Arbeitsplätze für Digitalisierung/redaktionelle Bearbeitung und Administration/Projektentwicklung unterbringen. Das müssten wir natürlich einigermaßen rasch entscheiden und dafür wiederum braucht es eine Basisfinanzierung, die wir aus Eigenem — also unabhängig von allfälligen Förderungen — zustande bringen sollten.
Monatlich würden für Miete inkl. Betriebskosten, Strom, Heizung, Internet-Zugang sowie für bescheidene, anfallende Spesen ca. € 450,00 anfallen.
Das ist ein sehr überschaubarer Betrag, der durch fördernde Mitglieder aufgebracht werden soll. Deshalb unser dringlicher Aufruf bzw. aufdringlicher Ruf: Werdet und werbet fördernde Mitglieder!
Die Website ist unter http://contextxxi.org/ erreichbar. Interessierte werden unter office contextxxi.org freudig willkommen geheißen.
[1] Das Kleinunternehmen hatte einen „Agentenschlapphut“ im Logo: von wegen (1.) „unter einen Hut bringen“ und (2.) „Bureau No. 2“/„Deuxième Bureau“ – siehe FN 2.
[2] Die Zeitschrift war ein „Projekt“ der ARGE für Wehrdienstverweigerung. Es gab etwas unklare Entscheidungsstrukturen und ein ziemlich krudes, auf Excel-Tabellen und Zettel gegründetes System interner Gegenverrechnungen. Eine ungünstige Auswirkung dieser eher glaubensgestützten Gestion war, dass jedes „Teilprojekt“ unwiderleglich behaupten konnte, „in Wirklichkeit“ die anderen mitzufinanzieren. Tatsache war, dass der Gesamtzusammenhang immer mehr ins Defizitäre rutschte. Der Autor bemühte sich um die „Einführung der Organisazjon“ (Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit): aus den „Projekten“ wurden Zweigvereine, es gab Einnahmen-/Ausgabenrechnungen, Abo- und Mitgliederverwaltung und somit evidenz- und beleggestützte Gegenverrechnungen. Wir wussten somit wenigstens einmal, wo wie viel abging. Der Vereinsname „Bureau No.2“ war einerseits dadurch zustande gekommen, dass sich der Autor keine neuen, „originellen“ Namen mehr ausdenken mochte. Andererseits fand er die Assoziation mit dem „Deuxième Bureau“ (also dem militärischen Geheimdienst Frankreichs bis nach’m Ersten Weltkrieg) ziemlich witzig. Die Assoziation war auch passend, weil sich die Zeitschrift auffallend oft mit Geheimdiensten beschäftigte. Einige eher puristische Mitglieder der ARGE für Wehrdienstverweigerung fanden das allerdings weniger witzig.
[3] „Kommandit-Erwerbsgesellschaft“, eine Art „KG light“. Diese „Erwerbsgesellschaften“ wurden damals eingeführt zwecks Förderung der Legalisierung von Scheinselbständigkeit: Proletarier aller Branchen – werdet Unternehmer! Heute schleppen wir den aufgebundenen Bären schon eine ganze Weile herum und er ist kaum noch der Rede wert.
[4] Die Konflikte um „9/11“, Antisemitismus, Rassismus, Belli- und Pazifismus, Antiimperiali- und Antizionismus … haben ja auch den Kritischen Kreis kräftig geschüttelt.